
von *~Sonnenwind~*
Verdammt, du bist unser Kapitän!
Untertitel: Auch Niederlagen können Siege sein
Das gryffindorsche Quidditchteam kam gerade aus dem Krankenflügel, wo sie Harry besucht hatten. Noch immer strotzten sie genauso vor Dreck, wie zum Zeitpunkt ihrer Niederlage gegen Hufflepuff.
„Er ist immer noch nicht da“, stellte Angelina fest.
„Ihr glaubt doch nicht wirklich, er würde sich etwas antun … oder?“, fragte Alicia sichtlich nervös die Weasleyzwillinge.
„Bestimmt nicht!“, versicherten diese ihr auch sofort, doch den sorgenvollen Blick konnten sie nicht von ihren Gesichtern verbannen.
„Aber er würde auch niemals einen verletzten Spieler im Stich lassen. Er würde sich davon überzeugen, dass er ok wäre.“, bemerkte Katie, die bis dahin ungewöhnlich still gewesen war. Die Teammitglieder tauschten unbehagliche Blicke aus.
„Ich gehe nach ihm sehen!“, entschied Katie und eilte davon.
„Sollten wir vielleicht auch …?“, fragte Fred.
„Nein, wenn jemand eine Chance hat zu ihm durchzudringen, dann Katie. Geben wir ihr etwas Zeit, Oliver aufzubauen. Wenn sie unsere Hilfe braucht, wird sie uns schon holen.“, antwortete ihm Angelina.
Währenddessen war Katie am Eingangsportal angekommen, welches noch immer offen stand. Das Wetter draußen hatte sich, wenn überhaupt möglich, noch verschlechtert. Der Regen war stärker geworden, der Wind lauter.
Sie rannte auf das Quidditchfeld zu, das noch immer hell erleuchtet war, ganz so, als würde das Spiel noch bevor stehen und nicht schon längst entschieden sein. Ihre Niederlage fühlte sich so unwirklich an und doch zeugte ihr Knoten in der Magengegend, dass es tatsächlich geschehen war.
Sie hastete die Treppen zu ihrer Teamumkleide hinauf, in der ebenfalls noch Licht brannte. Die Umkleide selbst war leer, ebenso das Kapitänsbüro. Sie blieb stehen und überlegte, wo Oliver sein könnte, da hörte sie über das Heulen des Windes das Rauschen der Duschen. Sollte sie wirklich dort reingehen?
Sie atmete tief durch, dann stieß sie die Tür auf. Dort saß er, noch in voller Quidditchmontur, unter der laufenden Dusche. Das Wasser hatte er auf kalt gestellt. Er bemerkte sie nicht. Er hatte seine Knie eng an seinen Körper gezogen und sein Kinn darauf gebettet, um mit leerem Blick die gegenüberliegende Wand anzustarren. Sie konnte sehen, dass seine Lippen schon ganz blau waren.
Nach dieser Schrecksekunde, in der sie das sich ihr bietende Bild in sich aufnahm, ging sie zu ihm rüber und stellte das Wasser ab. Das Wasser war in der Tat eiskalt. Erst jetzt bemerkte er sie.
Aus leeren Augen starrte er sie von unten herauf an. Verloren und einsam. Nichts erinnerte mehr an den stolzen Kapitän, der er noch vor wenigen Stunden gewesen war.
Seufzend setzte sie sich zu ihm in die Dusche. Noch immer starrte er sie an, unfähig zu begreifen, was sie da gerade tat.
„Was hattest du vor? Dich in der Dusche zu ertränken? Dich zu Tode frieren?“, fragte Katie leise. Als Antwort zuckte er nur mit den Schultern und wandte den Blick wieder auf die Wand.
„Nun draußen hättest du bessere Chancen gehabt.“, schnaubte sie. Er reagierte nicht. Gab kein Zeichen, dass er sie überhaupt gehört hatte. Sie schwiegen eine Weile.
„Wie geht’s Harry?“, fragte er mit belegter Stimme.
„Er wird schon wieder. Wenn er sich bereits wieder Sorgen um den Pokal machen kann, denke ich geht es ihm gut.“ Auf Katies Worte folgte wieder eine kleine Stille.
„Ich habe versagt“, hauchte er. Er hatte es so leise gesagt, dass sie ihn fast nicht verstanden hatte.
„Du hast nicht versagt. Damit konnte doch keiner rechnen, dass die Dementoren ausgerechnet in dem Moment auftauchen würden. Nur Sekunden später und wir hätten gewonnen.“, versuchte sie ihm mit fester Stimme klar zu machen.
„Es ist mein Fehler! Ich habe mich zu sehr auf einen einzigen Spieler verlassen, aber zu einem Team gehören 7. Harry trifft keine Schuld, aber ich als Kapitän … Ich hätte mit einkalkulieren müssen, dass Harry vielleicht vor dem Schnatzfang ausfällt. Wenn wir aggressiver nach vorne gespielt hätten, hätten wir die Differenz ausgleichen können und vielleicht doch noch gewinnen können. Oder wenigstens mit nicht so einem großen Punkteunterschied verloren.“, seine Stimme war monoton, ohne jegliche Emotionen.
„Oliver, ich kann nicht sagen, dass es nur ein Spiel war, denn wir beide wissen, dass jedes Spiel für uns mehr als das ist. Aber es war auch nicht das Finalspiel. Noch ist nichts verloren.“ Während sie das sagte, legte sie sanft einen Arm um seine Schultern.
„Ach Katie, du verstehst das nicht. Es ist praktisch unmöglich diesen Rückstand je wieder aufzuholen.“
„Verdammt Oliver Wood! Du bist unser Kapitän! Du solltest zuversichtlich sein.“ Sie stockte kurz, bevor sie wisperte, „Du solltest uns und unsere Fähigkeiten vertrauen.“
„Vielleicht bin ich als Kapitän auch unbrauchbar?“, statt der Ausdruckslosigkeit legte sich nun Verzweiflung auf seine Züge.
„NEIN! Denk das nicht einmal. Du bist der beste Kapitän den Gryffindor je gesehen hat. Gut du bist streng und dein Training ist hart. Auch wenn wir dir immer gesagt haben du wärst unmenschlich oder ein Tyrann, besonders bei deinem Training im Morgengrauen. Auch wenn wir oft drohen dich zu stürzen, weil du uns wieder bis weit nach Mitternacht fliegen lässt. Wir würden keinen anderen Kapitän wollen.“ Bei ihrem letzten Satz schüttelte sie ihn etwas, um ihre Worte eindringlicher zu machen. Als er nicht antwortete, fuhr sie fort.
„Du hast uns hierher gebracht! Wir sind das mit Abstand beste Team in Hogwarts. Alles was uns bisher vom Pokal fern gehalten hatte war Pech. Letztes Jahr wurde das Endspiel abgesagt, dabei hätten wir mit Leichtigkeit gewonnen, unser Vorsprung war doch schon so groß. Das Jahr davor mussten wir das Finalspiel ohne Harry spielen, dafür mit einem untrainierten Ersatzsucher.“
Er seufzte.
„Das weiß ich doch Kats. Deshalb wollte ich ja dieses Jahr alle Eventualitäten ausschließen. Ich habe euch noch härter trainieren lassen. Ich habe mir neue Taktiken und Spielzüge ausgedacht und doch … und doch habe ich versagt. Katie das ist mein letztes Jahr, meine letzte Chance auf den Pokal. Viele Profiteams setzen erfolgreiches Wirken in den Schulteams voraus. Was hab ich denn da vorzuweisen? Ja ich war Kapitän, aber ich habe es nicht einmal geschafft mein Team zum Pokal zu führen.“ Er lehnte seinen Kopf an Katies Schulter und genoss die Wärme, die von ihr ausging. Er hatte bis eben nicht bemerkt, wie sehr er eigentlich fror.
„Solange der Pokal nicht vergeben wurde, ist er auch noch nicht verloren. Wir sind das beste Team, das es in Gryffindor seit Jahrzehnten gegeben hat. Komm schon! Wo ist dein ewiger Optimismus geblieben? Wo ist der Oliver, der schon jetzt seine Mannschaft zusammenstauchen würde und schon die nächsten 100 Trainings vor dem nächsten Spiel ansetzen würde? Der, der nach seiner Ansprache noch ein paar heftige Flüche auf die Dementoren abgeben würde und uns dann allen auf den Rücken klopfen würde mit ein paar aufmunternden Worten auf den Lippen? Der, in den ich mich verliebt habe?“ bei den letzten Worten schlug sie sich die Hände vor den Mund und starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. Und er starrte ebenso geschockt zurück, bis sich das erste Lächeln seit der Niederlage auf seine Lippen stahl.
„Das trifft sich gut, denn dieser Oliver hat eine seiner eigenen wichtigsten Regeln gebrochen!“
„Achja? Und welche?“
„Er hat sich in eine Mitspielerin verliebt … in dich!“, damit lehnte er sich zu ihr und verschloss ihre Lippen mit den seinen. Erst nach einigen Minuten lösten sie sich wieder.
„Du bist ganz kalt. Du wirst dir doch noch den Tod holen, wenn du dir nichts trockenes anziehst.“, meinte Katie, stand auf und half dann ihm auf.
Im Schloss, auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum, sagte Oliver: „Du hast Recht Katie, der Abstand ist zwar groß, aber nicht unmöglich zu überwinden. Noch sind wir im Rennen!“
„Na so hörst du dich doch schon eher nach dir selbst an.“ Katie war unfähig das aufkommende Grinsen zu unterdrücken.
Im Gemeinschaftsraum warteten nur noch die restlichen Spieler, mit Ausnahme von Harry, der noch immer im Krankenflügel lag.
„Oliver?“, fragte Angelina zaghaft. Sie wusste nicht, ob er schon so weit war, um mit ihnen reden zu wollen.
„So Leute, ab morgen wird noch härter trainiert. Wann ist Harry wieder fit? Er muss natürlich auch so schnell wie möglich wieder dabei sein. Denen zeigen wir, was wir drauf haben. Wir sind verdammt noch mal das beste Team, das es zurzeit in Hogwarts gibt. Lasst uns ihnen zeigen, dass wir uns nicht unterkriegen, nur weil wir ein bisschen Pech hatten. Lasst uns nach vielen Jahren den Pokal endlich wieder in Gonnis Büro holen, wo er hingehört!“
ungewöhnlich förmlich trat George auf Oliver zu und reichte ihm die Hand.
„Captain! Wenn uns einer zum Sieg führt, dann du!“ zustimmend nickte der Rest der Anwesenden.
Die restliche Nacht verbrachten die Sechs beim Austüfteln neuer Spielzüge und Strategien. Einige Stunden und viele Kaffeebecher später, ging gerade die Sonne auf, als sie fertig waren. Sie waren umgeben von Unmengen zerknüllter Pergamente, Kaffeetassen und verschiedenen Modellen des Quidditchfeldes auf dem sich Miniaturspieler bewegten. Trotz des Chaos waren die Sechs sehr zufrieden mit sich selbst. Sie beschlossen noch ein paar Stunden schlaf zu kriegen, bevor sie sich wieder auf dem Feld für das Training treffen würden.
Oliver zog Katie mit sich ins seinen Schlafsaal, wo die beiden zufrieden lächelnd und eng umschlungen einschliefen.
Er hatte das Spiel verloren, aber Katie gewonnen, denn auch Niederlagen können Siege sein!
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