von Kumkwat
Sheila rang mir sich, sagte dann aber: „Nun ich Habs nicht direkt gewusst.“ Sie spähte vorsichtig zu Astoria die sie aber weder wütend noch enttäuscht ansah. Sie saß nur erwartungsvoll da. „Nun Diana kam vor den Ferien zu mir und wir haben uns etwas unterhalten. Ganz normal. Irgendwann kamen wir dann zufällig auf dich zu sprechen Tori. Diana hat gemeint dass du manchmal etwas herrisch und auch ignorant wärst. Sie hat sich halt etwas beklagt. Aber sie hat nicht so gewirkt als ob sie nun nicht mehr mit dir befreundet sein wollte.“ Sheila sah Astoria nur schuldbewusst an, diese jedoch nickte nur und lächelte traurig. „Damit hatte sie wohl recht….“, meinte Tori mit belegter Stimme. „Ich glaube aber ehrlich gesagt nicht dass das der einzige Grund war weshalb Di sich plötzlich so aufführt. Ich meine über sowas kann man doch reden. Deswegen schreit man sich doch nicht gleich an!“, sagte Steven. Astoria sah ihn an. „Wie meinst du das?“ „Naja, ich denke einfach dass sie noch andere Gründe hatte. Es stimmt zwar dass du manchmal etwas aufspielst, aber da muss noch mehr dahinter stecken. Komm schon sei nicht so traurig. Das kann ich kaum ertragen.“ Er setzte sich neben Tori, legte einen Arm um sie und drückte sie ganz fest.
„Ich denke Steven hat recht. Wenn man Dianas Verhalten in letzter Zeit bedenkt und dass sie offensichtlich irgendwas von Malfoy über Ihn erfahren wollte. Ich glaube ehrlich gesagt dass Diana sich mit den dunklen Künsten befasst und sich möglicherweise Du-weißt-schon-wem anschließen will.“
Eine unerträgliche Stille herrschte im Raum. Die drei sahen sich stumm an. Sheila wirkte zerknirscht und besorgt, Steven sah wütend auf den Boden und Tori war wie versteinert. Sie hatte bereits dieselbe Vermutung gehabt. Aber es von jemand anderem zu hören ließ es auf einmal so wirklich werden.
Ihr Blick verschwamm. Sie musste weinen. „Es…. Es ist mir egal. Egal ob sie ein Todesser werden will. Sie war und ist immer noch meine beste Freundin! Und ich will sie auf keinen Fall verlieren!“ Sie drückte sich an Steven und weinte unaufhaltsam. Sheila und Steven sahen sich nur ratlos an.
„Was soll ich nur machen?“, schniefte Tori etwas undeutlich. „Vielleicht solltest du dich entschuldigen.“, meinte Steven. „Ich glaube nicht dass das viel bringt. Diana ist ziemlich stur. Um ehrlich zu sein glaube ich nicht dass sie mit Tori so schnell wieder redet. Ich denke dass beste ist wenn du einfach ganz normal mit ihr redest, dich aber nicht aufdrängst. Sie zu ignorieren wäre jetzt glaub ich das denkbar schlechteste was du tun könntest.“, sagte Sheila. „Soll Tori etwa einfach vergessen was Di ihr alles an den Kopf geworfen hat?!“, erwiderte Steven wütend. „Ja. Genau dass werde ich tun. Ich meine sie hatte ja recht. Ich bin wirklich sehr überheblich. Es ist nur ihr gutes Recht jetzt wütend zu sein. Ich bin selber Schuld.“ Sagte Astoria. Sie löste sich von Steven und saß nun wie ein Häufchen Elend am Boden. „Warte mal! So hatte ich das nicht gemeint!“, sagte nun Sheila eilig. „Ich weiß.“, antwortete Astoria mit einem recht schlecht überzeugenden Lächeln. „Ich wär jetzt gerne etwas alleine. Danke dass ihr mir zugehört habt.“ „Das ist doch selbstverständlich!“, sagte Sheila und Steven nickte zustimmend. Sheila umarmte Tori, Steven legte ihr kurz die Hand auf die Schulter und dann verließen die Zwei das Klassenzimmer.
Astoria stand auf und ging zu einem der Fenster. Diesmal passte das Wetter zu ihrer Stimmung. Es regnete in Strömen. In langen Fäden fiel das Wasser. Sie lehnte sich mit der Stirn gegen das kühle Glas. Sie legte auch ihre rechte Hand auf das Fenster. Die Kälte fühlte sich gut an. Es half ihr sich wieder ein wenig zu fassen. Und trotzdem liefen ihr immer noch Tränen übers Gesicht.
Es tat so weh. Selbst mit einer Erklärung tat es immer noch so unglaublich weh. Dass Diana sie hasste. Es kam ihr vor als wäre sie in einem Alptraum gelandet. Du arrogantes, selbstgefälliges Miststück. Astoria hatte das Gefühl gehabt als stände ihre Mutter vor ihr. Das Diana sie „Blutsverräterin“ genannt hatte war eigentlich das schlimmste gewesen. Es hatte sie sehr getroffen.
War sie denn wirklich so arrogant? So selbstgefällig? Anscheinend schon.
Sie würde sich auf jeden Fall bei Di entschuldigen. Aber sie hatte auch Angst davor in den Gemeinschaftsraum zu gehen. Wer weiß was Di nun den anderen über sie erzählte? Eigentlich war es Tori ja egal was andere über sie dachten, aber Diana hatte sie einige ihrer schlimmsten Geheimnisse verraten. Wahrscheinlich machten sie bereits die Runde. Astoria kannte Diana lange genug um zu wissen wie ihre beste Freundin mit Menschen umging die sie hasste. Es würde furchtbar werden. Aber sie würde sich nicht rächen. Auch wenn Di dass anders sah, Astoria war noch immer ihre beste Freundin.
Aber Astoria hatte das Gefühl als wäre wirklich sie selbst an allem Schuld. Erst vergraulte sie ihre Eltern. Dann ihre Schwester und nun auch noch ihre beste Freundin. Über kurz oder lang würde sie ganz alleine da stehen.
Dann konnte sie wenigstens niemanden mehr in Gefahr bringen. Ein kleiner, tröstlicher Gedanke.
Tori löste sich vom Glas und ging zum Lehrerpult vor und setzte sich dahinter auf den Boden, so dass man sie von der Türe aus nicht sehen konnte. Sie glaubte zwar nicht dass Jemand kommen würde, für den Fall der Fälle wollte sie jedoch lieber versteckt bleiben.
Sie saß dort und grübelte weiter vor sich hin. Besser gesagt verdammte sie sich selbst. Doch plötzlich schreckte sie zusammen. Hinter ihr war die Tür aufgegangen!
Astoria versuchte zu erspüren wer es war, doch sie war zu aufgewühlt um es genau zu zuordnen. Sie konnte nur spüren wie die Person rein kam. Er oder sie sah sich kurz um und lehnte sich dann gegen eine Wand und rutschte, wie Tori zuvor, daran hinab und zog die Beine an. es war die gegenüberliegende Wand vom Lehrerpult. Astoria hörte wie die Person einen tiefen Seufzer ausstieß. Es war definitiv ein Junge.
Sie wusste dass derjenige sie wahrscheinlich bemerken würde, aber sie konnte ihre Neugier einfach nicht zügeln. Und vielleicht könnte sie wenigstens eine Person in diesem Raum aufmuntern.
Sie linste vorsichtig um das Lehrerpult herum. Der junge saß dort mit angewinkelten Beinen, den Kopf auf den Knien und raufte sich die Haare. Obwohl es ziemlich dunkel in dem Raum war erkannte Tori den Jungen sofort. Es war Malfoy.
Solche blonden Haare hatte nur einer. Und außerdem konnte sie sich wieder konzentrieren. Eindeutig Malfoy. Da er seine Stirn auf den Knien abgelegt hatte konnte er sie nicht sehen. Er seufzte erneut.
Astoria war verwirrt. So fertig hatte sie ihn noch nie gesehen. Noch nicht mal als Moody ihn in ein Frettchen verwandelt hatte. Damals hatte er zwar Tränen vor Wut in den Augen, aber so wie sie ihn jetzt sah, wirkte er sehr viel verletzlicher. Was wohl mit ihm los war. Eine entscheidende Schwäche die Astoria besaß, war dass sie ein viel zu großes Herz hatte. Sie konnte Jemanden noch so hassen, wenn jemand weinte hatte sie automatisch Mitleid und wollte helfen. Ein schlimmes Helfersyndrom.
Die einzigen Ausnahmen waren wohl du-weißt-schon-wer und seine Todesser. Aber hier saß nun ein Todesser der zwar nicht weinte, aber trotzdem ziemlich fertig aussah und sie hatte das dringende Bedürfnis zu ihm zu gehen und ihn zu trösten. Sie musste das einfach ignorieren. Genau sie würde sich einfach nicht rühren bis er ging. Er konnte hier ja schlecht die ganze Nacht sitzen. Oder doch?
Ohne das Astoria es bewusst bemerkt hätte, hatte sie sich während ihrer Grübelei immer weiter nach vorne gelehnt, um das Pult herum, um den älteren Slytherin besser zu erkennen. Dies hatte zur Folge dass sie auf einmal nicht mehr das Gleichgewicht halten konnte. Sie hatte sich auf ihre Hände gestützt. Nun verlor sie ihre Balance und knallte mit dem Kinn auf den Boden. Da sie keinen Laut von sich gab, hätte es die verschwindend geringe Chance gegeben dass Malfoy sie nicht bemerken würde. Doch als sie plötzlich fiel rutschten ihre Beine über den Boden und warfen den Lehrerstuhl um. Dieser krachte, mit ohrenbetäubendem Lärm zu Boden.
Sie starrte zu Malfoy. Dieser starrt sie überrascht an.
Sie griffen beide gleichzeitig nach ihren Zauberstäben. Sie standen sich gegenüber und warteten nur darauf dass der andere etwas täte. Sie starrten sich immer noch an. Alle Muskeln von Astoria waren angespannt. Unterschätze deinen Gegner nicht. Vielleicht hatte Snape ihr ja wirklich etwas beigebracht…
Auf einmal ließ Malfoy seinen Zauberstab ein wenig sinken und fragte dann überrascht: „Sag mal, hast du etwa geweint?“
Was war das denn für eine Frage? Hatte der nicht besseres zu tun als sie so einen Schwachsinn zu fragen? Aber vielleicht diente es auch nur zur Ablenkung. Sie beobachtete seinen Zauberstab, der noch ein Stück gesunken war. Zumindest hatte Astoria den Eindruck. „Was geht dich das an? Und selbst wenn es so wäre, was ist daran bitteschön so erstaunlich? Ich bin ein Mensch, also weine ich auch mal. Hast du ein Problem damit?“ Auch sie ließ ihren Zauberstab leicht sinken. Allerdings eher unbeabsichtigt. Sie merkte es nicht einmal.
„Nein, natürlich nicht. Du kommst mir nur nicht wie die Art Mädchen vor die gleich wegen jeder Kleinigkeit rum heult. Hab mich wohl geirrt.“ Er ließ seinen Zauberstab nun endgültig sinken und grinste sie süffisant an.
„Wer sagt denn dass es eine Kleinigkeit war?!“ Es war nicht seine Schuld und eigentlich hatte er kaum etwas mit ihrem Dilemma zu tun, aber er war hier und ging ihr gehörig auf die Nerven. Und hier haben wir unser Opfer für unkontrollierbare Wut: Draco Malfoy! Doch noch bevor sie ihre Wut an ihm auslassen konnte meinte er: „Also hast du geweint! Wusste ich es doch. Muss ja was ziemlich Heftiges gewesen sein. Du hast ja anscheinend nicht mal geflennt als deine Mutter dich raus geschmissen hat. Was war los?“ Sie würde Daphne später dafür umbringen dass sie diese, doch eher private Angelegenheit rum erzählt hatte.
„Halt dich da raus! Es geht dich einen verdammten scheiß Dreck an, weshalb ich geheult habe! Das ist ganz allein meine Sache!“ „Hey, beruhig dich! Denk dran du bist nicht auf mich wütend. Vielleicht hast du dich ja mit Diana gefetzt!“, er lachte so als ob dass absolut unmöglich wäre. Sie wollte schon zu einer Erwiderung ansetzten, doch ihre Stimme brach.
Dieser verdammte Vollidiot! Nun musste sie wieder weinen. Sie drehte sich weg und legte eine Hand auf den Mund um ihr Wimmern zu ersticken. Sie würde sich nicht so weit vor ihm erniedrigen. Sie würde nicht in seiner Gegenwart in Tränen ausbrechen.
„Oh…“, sagte er nur als er sah wie Astoria reagierte. Sie versuchte mit aller Kraft die Tränen zurück zu halten, doch es half nichts. Schon wieder liefen ihr die Tränen über die Wangen und es Schüttelte sie, weil sie das Schluchzen unterdrückte.
Plötzlich spürte sie wie Malfoy ihre Hand ergriff. „Hey….Tut mir Leid. Das wollte ich nicht…“, es fiel ihm offensichtlich schwer das auszusprechen. Er war nun mal nicht der Typ der sich entschuldigte. Aber es war ihm wohl unangenehm dass er sie zum Weinen gebracht hatte.
Er stand neben ihr und hielt einfach ihre Hand. Astoria nahm nun ihre Hand vom Mund und weinte einfach unaufhaltsam. Sie wusste nicht wieso, aber irgendwie tröstete es sie viel mehr, dass Malfoy ihre Hand hielt, als es die Umarmung von Steven getan hatte.
Sie konnte einfach nicht aufhören zu weinen. All der Frust und die Trauer, auch wegen Daphne und ihren Eltern, kam nun hoch.
Auf einmal ließ Malfoy ihre Hand wieder los und bevor sie sich noch fragen konnte warum, hatte er sie an sich gezogen und hielt sie einfach in seinen Armen. Im ersten Moment war sie nur überrascht. Dann krallte sie sich an seinem Umhang fest und weinte einfach nur wieder. Er sagte gar nichts. Sondern strich ihr sanft übers Haar.
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