von lelle
Die Zimmertür sprang auf: „Ich warte noch genau zwei Minuten, Miss.“ Lucia schreckte hoch. „Mist, verschlafen. Ich bin gleich da.“
Als Snape und Lucia die große Halle betraten herrschte kurze Stille. Die in der Schule gebliebenen Lehrer blickten auf das kleine Mädchen. Wie sie neben ihrem Vater mit flatterndem Umhang an den Tisch kam, das Haar wild zerzaust und mit wachem Blick. Ein allgemeines Guten Morgen tönte durch die Halle und die beiden setzten sich.
„Nun, Lucia. Wie ich sehe hast du die erste Nacht hier in Hogwarts sehr gut überstanden.“ „Ja, danke, Professor. Dank meines Vaters habe ich auch ausgeschlafen.“ Lucia warf ihrem Vater einen ernsten Blick zu. Snape erwiderte diesen ebenso ernst. „Nutze den Tag heute, um deine Sachen auszupacken und vielleicht schon mal einen Teil des Schlosses zu erkunden. Morgen beginnen wir mit dem Unterricht.“ „Unterricht? Professor, es sind doch Ferien.“ Dumbledore lächelte: „Es wurde uns in einem Brief berichtet, dass du längere Zeit dem Unterricht fern warst. Um in die dritte Klasse zu kommen, solltest du den Unterrichtsstoff aufholen.“
Snape räusperte sich: „Professor Dumbledore, lassen Sie mich bitte ergänzen, dass Lucia nur in den nötigen Stunden ihren Zauberstab bei sich trägt. Sie neigt zu - sagen wir mal - kleinen Tricks, um sich ihre guten Noten zu beschaffen.“ Lucia drehte sich ruckartig zu ihrem Vater. „Ich will kein Wort hören, Miss. Ich bin bestens informiert. Der Zauberstab bleibt in den Stunden im Kerker.“ Dumbledore nickte: „Dann soll es so sein. Wir sind sehr darauf bedacht die Noten fair zu vergeben.“
Nach dem Frühstück begann Lucia ihr Zimmer herzurichten. Einen Schwenk hier, einen da, das Zimmer verwandelte sich farbenprächtig, dann düster, blieb letztendlich in einem für sie angenehmen grau bestehen. Snape stand unweit der Tür und beobachtete das Geschehen in ihrem Zimmer. Die Gabe der Zauberei scheint sie zumindest von ihm geerbt zu haben.
Nachmittags machte sich Lucia auf Erkundungstour. Sie war kaum ein paar Treppen hinaufgestiegen, da öffnete sich neben ihr ein Raum. Zögernd und doch neugierig zog sie die große Tür auf, schloss diese hinter sich wieder. Der Raum war mit vielen Bildern verziert, die Landschaften kamen ihr sehr bekannt vor. Wie große Wandmalereien trotzten die Bilder dem kalten Gemäuer.
Lucia tauchte in ihre alte Heimat ein, konnte den Duft der Wälder riechen, die Vögel zwitschern hören. Vor einem Bild aber erstarrte sie. Eine junge Frau war dort zu sehen, ein Kind in den Armen, im Sonnenschein liegend. Unverkennbar ihre Mutter. Wie konnte das sein? Wie kam das Bild hier nach Hogwarts? Nur zögernd sah sie zum nächsten Bild, ihre alte Schule aus Kiruna erstrahlte, auf dem Schulgelände liefen ihre Freunde umher, winkten ihr zu. Lucia atmete tief ein. Sie nahm den Duft der umliegenden Nadelwälder wahr, hörte die Zurufe ihrer ehemaligen Mitschüler.
„Nein, ich muss hier weg.“, flüsterte sie, blieb dennoch steif vor den Bildern stehen. „Holt mich hier raus! Ich will hier weg!“, ihre Stimme wurde lauter. „Hört mich denn niemand? Hilfe! Holt mich hier raus!“ Ihre Stimme fing an zu beben, sie spürte die warmen Tränen über ihr kühles Gesicht laufen, doch ihre Beine schienen wie festgewachsen. Erst als sie den Blick abwandte löste sich der Spuk und sie rannte aus dem Raum.
Schluchzend blieb sie an der nun kahlen Wand stehen, die Tür war verschwunden. Professor Mc Gonagall lief auf sie zu: „Lucia, Kind. Was ist passiert?“ Lucia wurde wieder klar im Kopf: „Nichts Professor. Ich habe mich nur erschreckt.“ „Sie haben um Hilfe gerufen.“ Doch ehe das Gespräch fortgesetzt werden konnte, wirbelte Snape um die Ecke. Lucia wischte schnell ihre Tränen in den Umhang. „Was ist geschehen?“ fragte er trocken. „Professor, ich meinte ihre Tochter um Hilfe rufen gehört zu haben.“ Ein fragender, durchbohrender Blick durchströmte Lucia. „Es war nichts. Alles in Ordnung.“ Lucia drehte sich um, wollte ihren Rückweg antreten, als ein fester Griff am Oberarm sie davon abhielt. „Lüg - nicht!“, donnerte es in ihr Gesicht. „Aber ich…“ „Professor, vielleicht hat mir Peeves auch nur wieder einen Streich gespielt. Komm mit, Lucia. Wir gehen ihn suchen und dann wird er seine Predigt bekommen. Wir sehen uns zum Abendessen, Severus.“ Snape löste den Griff und ließ seine Tochter mit Professor Mc Gonagall gehen.
„Miss Varberg, wenn Sie mit mir reden möchten…“ „Nein, danke Professor.“ Lucia wischte sich weitere Tränen in ihrem Umhang ab. „Ich bin für Sie da.“ „Es war nichts. Und ich will auch nicht reden.“ Lucia machte kehrt und ließ Professor Mc Gonagall alleine zurück.
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