von lelle
Lucia lief quer durch das Schloss, bis hinaus zum See. Mit aller Kraft zerrte sie so schnell es ging ihren Umhang von sich, ließ ihn auf dem Weg zum See fallen. Sie setzte sich an das Ufer. Tränen flossen über ihre Wangen, außer Atem schluchzend saß sie da, blickte auf das ruhige Wasser. Lucia hörte die herannahenden Schritte, doch sie wagte nicht sich umzudrehen, aus Angst ihrem Vater in die Augen sehen zu müssen. „Darf ich?“
Überrascht wirbelte sie herum und sah Mad-Eye. „Moody, ja. Setz dich.“ Es bereitete ihm einige Mühe sich in das Gras niederzulassen, doch endlich saß er neben Lucia. Eine Weile schwiegen die beiden. „Lucy….“ „Nein.“ „Nun warte doch, lass mich ausreden.“ Lucia wandte ihren Blick wieder dem Wasser zu. „Lucy, das eben war… etwas unglücklich.“ „Das eben war total daneben!“ „Dein Vater hätte nicht gleich…“ „Nein. Moody…“ Lucia begann wieder zu schluchzen. „Ich hätte nicht gleich so reagieren dürfen. Ich wollte das nicht. Irgendwas in mir wehrt sich, Moody. Ich kann nicht darüber reden. Aber das eben, ich wollte nicht so…“ „Schhh… Es ist gut, Lucy.“ Moody legte den Arm um Lucia, sie vergrub ihr Gesicht in seinem Umhang.
„Hör zu, Lucy. Es geht nicht darum dich zu verletzen oder dir etwas von deiner Privatsphäre zu nehmen. Es geht darum, dass wir wissen was mit deiner Mutter geschehen ist. Oder besser gesagt was das Ganze in sich verbirgt. Dein Vater…“ Lucia setzte sich auf: „Mein Vater hat nicht das geringste Interesse an meiner…“ Moody legte seinen Finger auf Lucias Lippen. „Nein, Lucy. Du liegst falsch. Ich weiß, du möchtest was anderes hören. Aber ich muss deinem Vater zustimmen. Er hat es nicht böse gemeint, glaub mir. Er will dich nicht verletzen. Er liebt dich.“ „Wie kann er das, Moody? Ich bin aus einem Fluch entstanden! Aus einem verdammten Fluch!“ „Schhh… Du bist daraus entstanden, weil dein Vater nicht dazu bereit war deine Mutter sterben zu lassen.“ „Und ich werde mehr und mehr zu ihm! Sieh mich an!“
Lucia stand auf, streckte ihre Arme aus und blickte Mad-Eye eiskalt an. „Ich sehe dich, Lucy. Ein junges Mädchen, das zurzeit nicht weiß was sie denken soll.“ Lucia ließ die Arme sinken. „Und ich sehe ein Mädchen, das vergessen hat, dass sie eine Hexe ist!“ Mad-Eyes Augen richteten sich auf ihre Beine, schwach, zitternd. Lucias Augen füllten sich erneut mit Tränen: „Was soll ich tun? Moody, was soll ich tun? Irgendwas hindert mich!“ „Dann lass es raus! Rede mit mir, Lucy. Ich bin nicht hier, um mit dir zu schimpfen, sondern um dir zu helfen.“ „Ich weiß nicht wo es anfängt und ich weiß nicht wo es aufhören soll…“ Mad-Eye stand langsam wieder auf: „Ich weiß wo es anfängt. Hier.“ Er reichte Lucia ihren Umhang: „Den solltest du wieder anlegen.“ Lucia zögerte. „Zieh ihn an. Dein Vater ist sehr stolz auf dich. Und ich bin es auch. Du hast deine Mutter verloren. Du hast einen Vater, der es erst lernen muss zu sein. Wir verlangen sehr viel von dir, Lucy, das weiß ich. Aber du sollst wissen, dass wir dich alle brauchen. Und auch, dass wir dich alle lieben.“
Lucia sank in sich zusammen, kniete in Gras. „Zieh ihn an, Lucy. Bitte.“ Moody hielt ihr den Umhang erneut hin. Sie legte ihn über ihre Schultern. „So kenn ich dich. Und nun komm.“ Mad-Eye reichte ihr die Hand. Lucia erwiderte, ging gemeinsam mit ihm zurück ins Schloss.
Als sie das Kaminzimmer betraten verstummte das Gespräch. „So, da wären wir wieder.“ Mad-Eye ging durch den Raum als sei nichts geschehen. Lucia blickte zu Boden, setzte sich wortlos in ihren Sessel. „Alastor, Miss Snape, es ist schön Sie wieder in unserer Runde zu haben.“ Dumbledore sah beide eindringlich an. Lucia sprach immer noch zu Boden blickend: „Professor Dumbeldore, ich…“ Sie spürte die Blicke, die sie von jedem der Anwesenden trafen. „Miss Snape.“ „Professor, ich würde gerne für einen Moment mit meinem Vater alleine reden. Nur… Wenn es… Ich meine… Mir liegt sehr viel daran.“, sie atmete schwer. „Sicher, Miss Snape. Severus?“
Snape nickte und stand auf. Lucia und er gingen hinüber in Dumbledores Büro. Sie standen sich gegenüber, Lucia hatte weiterhin ihren Blick gesenkt. „Das vorhin… Ich wollte nicht… Ich weiß einfach nicht…“ Sie bebte, konnte nicht begreifen ob aus Angst oder einfacher Nervosität. Snape hob langsam seine Hand und hob Lucias Kinn. Sie zitterte, ungewiss in Gedanken was ihr Vater tun würde. Schweiß lief ihre Stirn hinunter, ihre Finger gruben sich tief in den Umhang. „Im ganzen Satz, Miss.“ Seine Mundwinkel zuckten in Richtung eines Lächelns. Sofort trafen sich ihre Blicke. „Sir, ich… Es tut mir leid.“ Ihre Augen funkelten tränenreich. „Ich wollte nicht, dass…“ „Ich weiß. Hör mir zu, Lucia. Ich muss mich entschuldigen.“ Lucias Blicke waren erstaunt. „Darf ich davon ausgehen, dass du mir hilfst?“ Sie nickte: „Ich bin bereit.“
Wieder zurück im Kaminzimmer setzten sich die beiden nebeneinander auf das Sofa. Erwartungsvolle Blicke trafen Lucia und sie begann zu reden. „Die Träume. Es sind immer wieder Erinnerungen an das Schloss in Kiruna. Ich träume von meiner Mutter und von meinen Freunden. Und ständig tauchen Fragen auf. Fragen über den Fluch. Meine Mutter sagt immer nur, dass es noch nicht an der Zeit ist. Sie wollte warten, aber ich weiß nicht worauf! Nun ist es zu spät und sie ist tot!“ Lucia weinte erneut.
„Was fühlen Sie, wenn Sie träumen, Miss Snape?“ Dumbledore sah sie an. „Ich fühle mich in den meisten Träumen frei. Sie kommen so plötzlich, ich kann mich nicht dagegen wehren. Und dann kommen die Fragen und…“ Sie schluchzte in das Taschentuch, das Moody ihr gab. Verweint suchte sie die Blicke ihres Vaters. Er erwiderte den Blick und nickte. „Ich fühle mich so hilflos, wenn diese ganzen Fragen auftauchen. Irgendwas wollte sie mich wissen lassen. Sie muss mehr über den Fluch gewusst haben. Ganz sicher.“
Einen Augenblick herrschte Stille. „Wir werden alles dafür tun, um es herauszubekommen, Miss Snape. Erzählen Sie uns von Ihrer Patentante.“ „Svea. Sie ist immer bei uns gewesen. Sie hat mich praktisch mit großgezogen.“ „Svea Bergheim.“, Dumbledore klang nachdenklich. „Ja, aber woher…?“ „Sie war gemeinsam mit Ihrer Mutter hier bei uns, Miss Snape. Die beiden haben dieselbe Klasse besucht.“ Snape wurde nervös: „Professor, ich denke wir sollten eine Pause machen.“ „Severus, ich denke, dass das der richtige Moment ist es ihr zu sagen.“ „Was sagen? Was ist mit Svea?“ „Sie war die Schülerin, von der wir erzählten, Miss Snape. Sie hat den Fluch ausgesprochen.“ „Nein! Das kann unmöglich sein, Professor. Sie würde nie…“ „Es ist so gewesen. Svea Bergheim und Ihre Mutter haben immer alles ausprobieren müssen. Neue Zaubertränke, Heilmittel und dann auch Zaubersprüche, deren Wirkung oder Folgen sie nicht kannten.“
In Lucias Kopf wälzten sich die Gedanken nur so umeinander. Sie schwieg, versuchte alles von sich abzuschütteln. Wie konnte es sein, dass Svea diejenige war? Und dass sie Lucia selbst mit aufzog? Sie hat ihr sogar den Zauberstab gekauft. Das Geschenk der Patentante. Das Geschenk der Mörderin ihrer eigenen Mutter. Was fehlte in diesem Puzzle? Wie konnten die Träume gestoppt werden? Und wie hörten die Veränderungen auf?
„Alastor, nun haben Sie einen Einblick erhalten. Was können Sie uns zu dem Ganzen sagen?“ Mad-Eye stand auf. „Zuerst einmal bin ich nach wie vor überrascht, dass ich Lucy wieder getroffen habe. Noch mehr überrascht bin ich, dass Severus der Vater der Kleinen ist. Die Informationen die ich bekommen habe sind sehr hilfreich für die weitere Suche. Aber es gibt schon eine kleine Neuigkeit.“ Alle Blicke waren auf Mad-Eye gerichtet. „Nun, das Buch stammt aus Durmstrang.“
„Alastor!“ Professor Mc Gonagall stand auf. „Wie können Sie sich da so sicher sein?“ „Ich war in der Bibliothek und dort fehlt exakt das Buch, Minerva.“ „Es ist so einfach? Warum konnten wir das nicht eher herausfinden?“ „Weil das Buch in unserer Sprache geschrieben ist. So einfach ist es. Ich habe mich in mehrere Zaubererschulen eingeschleust. Um es genau zu sagen, in alle Schulen, die uns in dem Zeitraum einen Besuch abgestattet haben.“ „Aber ein so gefährliches Buch? Wie ist das möglich?“ „Es war sicher kein einfaches Unterfangen das Buch hier herzubringen, denn es stand in der verbotenen Abteilung.“
Mutmaßungen, Diskussionen… Es wurden nochmals alle Informationen zusammengefügt.
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