von lelle
Hallo ihr Lieben,
nun geht´s mit dem 13.Kapitel weiter. Ob 13 da so eine Glückszahl ist, wage ich zu bezweifeln. Ich hoffe ihr nehmt mir das Kapitel nicht übel. Besserung ist in Sicht...
@salatblatt: Danke für´s Beta-Lesen :)
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„Ich kann das einfach nicht!“, Lucia warf wütend ihre Schreibfeder auf den Boden, ein Rest Tinte spritzte auf die Steine. „Weitermachen, Miss“, tönte es vom Schreibtisch her. Lucia stand auf und stampfte zu der Stelle, an der die Schreibfeder lag. Was sie nicht bemerkte: beim Bücken nach der Feder blieb sie auf einem Stück ihres Umhanges stehen, was gleich beim Aufrichten ein lautes Reißgeräusch verursachte. Von der Schulter bis zur Hüfte war ein großes Loch zu erkennen.
„So ein Mist!“, Lucia zerrte sich noch wütender den Umhang vom Körper. „Dann geh doch kaputt, du blödes Teil!“ Der Umhang flog ein paar Meter weiter. Mit leichter Genugtuung setzte sich Lucia wieder auf ihren Platz und zerriss das erst wenig beschriebene Blatt.
Hektisch zog sie sich ein weiteres Blatt heran - klirr - das Tintenfass rutschte mit dem Papier weg und zerbrach in sämtliche Einzelteile. „Na toll! Hat sich heute alles gegen mich verschworen?“ Lucia sprang auf. „Dieses Mistding!“ Mit einer raschen Handbewegung fegte sie die Scherben vom Tisch. Snape erhob sich schnaubend: „Haben Miss vor das ganze Klassenzimmer zu verwüsten?“ "Nein, haben Miss nicht!", sprudelte es gleichgültig aus Lucia heraus. Snape schnellte zu seiner Tochter heran: "Dein Zauberstab." "Bitte?" "Dein Zauberstab", er hielt die Hand auf. "Aber ich muss das doch alles saubermachen." "Das geht wunderbar ohne Zauberei, Miss." "Das ist echt nicht dein Ernst. Wofür bin ich denn eine Hexe?" "Wahrscheinlich dafür, um alles zu verwüsten oder zu zerstören. Zum letzten Mal..." "Ist ja gut." Lucia händigte ihren Zauberstab aus, widerwillig, genervt und auch enttäuscht. Ihr Vater hat doch gesehen, dass nichts davon mit Absicht war. Und nun musste er sie dafür auch noch bestrafen.
Mit Handfeger und Schaufel nahm sie die Scherben des Tintenfasses auf, ihr Blick fiel immer wieder zu der geheimnisvollen Tür. Nun noch mit dem Lappen die Tinte weggemacht - was sich hinter der Tür wohl verbarg? Lucias Gedanken machten sich auf eine abenteuerliche Wanderschaft.
"Ich bin in einer halben Stunde wieder da, bis dahin ist der Boden fleckenfrei." Snape verschwand aus dem Klassenzimmer. Das war die Gelegenheit. Lucia stand auf und schlich sich zu der Tür, immer einen Blick über die Schulter, ob ihr Vater auch wirklich nicht zurückkehrte. Klick - verschlossen. "Das war ja klar.", dachte sich Lucia und wollte nach ihrem Zauberstab greifen. "Ja... da ist nichts. Super, kein Zauberstab, kein Eintritt in die geheimen Mauern." Sie kniete sich wieder zu dem mit Tinte beschmierten Boden.
Heute musste alles schief gehen. Dumbledore war noch immer nicht nach Hogwarts zurückgekehrt, sie hatte bereits ihren Frühstückstee über den Lehrertisch verschüttet und nun noch das hier; putzen wie ein Muggel!
Lucias Gesichtszüge ließen ein Grinsen vermuten. Ihr Vater war noch nicht wieder zurück. Also wischte sie schnell die restlichen Flecken weg, hob ihren Umhang auf und legte ihn ordentlich auf den Stuhl. Nun noch ein wenig Konzentration und dann - Lucia kratzte sich mit der Hinterpfote am Ohr. Ja, das hat geklappt. Ein freudiges Bellen entwich ihr, sie verstummte aber sofort wieder. Neugierig lief sie durch das Klassenzimmer, es war alles so anders aus der Sicht eines Hundes. So groß, so spannend. Sie schnüffelte über den Boden bis hin zur Tür, hinter der sie nicht wusste, was sich dort befand. Schritte - Lucia spitzte die Ohren. Ihr Vater schien zurück in die Kerkerräume zu kommen. Nein, nicht nervös werden, konzentrieren! Sie lief von der Tür weg und schaffte es bis zum Stuhl.
"Es geht doch mit dem Saubermachen, Miss." Ihr Vater reichte ihr den Zauberstab. "Dumbledore ist zurück, er erwartet uns beim Abendessen und danach dann in seinem Büro." "Und was ist mit der Korrektur von dem Aufsatz?" "Dafür hast du morgen Abend Zeit. Beim Nachsitzen." "Ich bin begeistert...", murmelte Lucia leider etwas zu laut. Snape packte ruckartig ihren Arm: "Ich auch. Von deiner ungezogenen Art. Und vor allem von deinem sturen Kopf." "Von wem ich den habe ist jawohl eindeutig!", rief Lucia und riss sich los.
"Ich störe hoffentlich nicht das traute, familiäre Beisammensein?" "Remus!" "Lucy!" Remus Lupin hatte das Klassenzimmer betreten. Er und Lucia liefen aufeinander zu wie ein verliebtes Pärchen nach zehn Jahren Trennung. Snape schaute seiner Tochter verdutzt hinterher, schüttelte fast hilflos den Kopf.
"Was machst du denn hier? Ich meine, woher weißt du...?" "Langsam, langsam!", Remus Lupin lachte auf. Er löste sich von Lucia und ging hinüber zu Snape, um ihm die Hand zu reichen. Zuneigung war nicht bei den beiden zu spüren, doch zumindest die Höflichkeit wurde bewahrt.
"Alastor schickte mir eine Nachricht, dass deine Tochter nun bei dir ist, Severus. Der Orden ist seit heute Nachmittag vollständig informiert und wir werden euch alle bei der Suche nach Antwort und Lösung zur Seite stehen." Snape wirkte hin und her gerissen. Er war mit seiner Tochter noch nicht fertig gewesen und nun stand er vor ihm. Er, der bei Vollmond zum Werwolf wurde. Snape schluckte seine Gedanken und bedankte sich für das Hilfsangebot. "Wir können jede Hilfe brauchen, Remus. Hat Alastor geschrieben wo er nun ist?" Lupin setzte sich: "Er ist in Durmstrang angekommen. Ich soll es euch ausrichten und euch grüßen. Er wird sich wieder melden, wir sollen ihm nicht schreiben." Snape nickte und wandte sich wieder Lucia zu: "Wir unterhalten uns später, Miss. Es ist Zeit, dass wir gehen, Professor Dumbledore erwartet uns. Remus?" "Dumbledore weiß bereits, dass ich da bin. Ich begleite euch zum Abendessen."
Erfreut über die Ankunft von Remus Lupin, aber wütend auf ihren Vater, setzte sich Lucia auf ihren gewohnten Platz.
„Wir freuen uns sehr über Ihre Ankunft, Remus.“, der Schulleiter klang zuversichtlich und doch war es für alle am Tisch ein Rätsel, wo er sich zuvor aufgehalten hatte. Der Ministeriumsbesuch konnte nicht so lange gedauert haben.
„Ich freue mich hier sein zu dürfen, Professor. Auch wenn die Umstände nicht die sind, die man sich unbedingt für ein Wiedersehen wünscht.“
Lucia spürte die Blicke ihres Vaters. Sie sah erst nach einer Weile zu ihm, wie er sich wieder und wieder mit der Hand übertrieben über die Schulter strich und versuchte Lucias Aufmerksamkeit zu bekommen. Fragend schaute sie Snape an, der plötzlich seinen Zauberstab zückte – ein lauter Knall – ängstliche Schreie am Lehrertisch. Im letzten Moment konnte Lucia erkennen, wie sich hellgraue kurze Haare, die in ihrem Pullover hingen, in eine Staubwolke auflösten.
„Severus!“, rief Professor Mc Gonagall empört.
Lucia sprang auf: „Was soll das? Willst du mich umbringen?“ Sie blickte auf ihre Schulter, ein Loch hatte sich in ihren Pullover gebrannt, ihre Haut war gerötet. Aufruhr herrschte am Tisch, alle sahen Snape verständnislos an.
„Severus, was hat das zu bedeuten?“, Dumbledore erhob sich, Snape tat es ihm gleich: „Entschuldigen Sie, Professor, ich habe mit meiner Tochter zu reden.“ Er eilte um den Tisch herum, packte Lucia am Arm und zog sie aus der großen Halle heraus.
Professor Mc Gonagall und auch Professor Dumbledore verließen die große Halle, gefolgt von Lupin. Am Ende des langen Ganges stand Snape mit seiner Tochter.
„Severus, was hatte das zu bedeuten?“, Dumbledore klang sehr erbost über das plötzliche Verschwinden der beiden.
Ein lautes Klatschen hallte durch den Gang, Lucia wich zur Seite und riss sich von ihrem Vater los, der sie aber im nächsten Moment schon wieder festhielt.
„Severus!“ Professor Mc Gonagall stürmte auf die beiden zu: „Lassen Sie das Kind los! Sofort! Sie haben kein Recht...”
Lupin, der ihr gefolgt war, hielt sie zurück. „Severus wird einen guten Grund haben, Minerva.“ „Einen Grund dafür?“, sie zeigte auf das in Tränen aufgelöste Mädchen, das im festen Griff ihres Vaters dastand und sich die schmerzende Wange hielt.
„Ich sehe Sie drei in meinem Büro, Severus, Remus, Miss Snape. In einer halben Stunde.“ Dumbledore verließ schnellen Schrittes das Geschehen.
„Lassen Sie das Kind gehen“, bat Professor Mc Gonagall ein zweites Mal, doch Snape reagierte nicht auf sie.
„Remus, es wäre hilfreich, wenn du uns begleiten würdest.“ Lupin nickte und folgte den beiden in die Kerkerräume. Lucia versuchte sich immer wieder von ihrem Vater loszureißen, doch es blieb aussichtslos. Kurz vor der Kerkertreppe hielt er inne, drehte sich fast in Zeitlupe zu Lucia um und blickte sie mit funkelnden Augen an: „Würdest du die Güte haben ohne dieses Gezappel weiterzugehen?“ Lucia sah ihren Vater nicht an, da zog er sie auch schon weiter die Treppe hinunter.
Kaum im Flur angekommen, konnte Lucia sich aus dem Griff ihres Vaters befreien und lief geradewegs in ihr Zimmer und verschloss die Tür. Snape ging einige Schritte hinterher, doch Lupin hielt ihn zurück. „Severus, ich würde sagen, wir lassen sie erstmal eine Weile in Ruhe. Gönn ihr ein paar Minuten.“ Lucias Vater betrat mit Lupin das Kaminzimmer, die beiden setzten sich mit zwei Gläsern Wein an das Feuer.
„Was genau ist in der großen Halle geschehen, Severus? Was hast du verschwinden lassen?“ Snape blickte in die Flammen. „Es war Hundefell.“ „Hundefell?“ Lupin lachte auf: „Du brennst deiner Tochter ein Loch in den Pullover wegen Hundefell?“ Snape stellte sein Glas ab, seine Augen verengten sich: „Es war von ihr.“
Sofort verstummte Lupins Lachen, auch er platzierte sein Weinglas wieder auf dem Tisch. „Du willst mir nicht erzählen, dass deine Tochter mit ihren fast dreizehn Jahren die Fähigkeit hat, sich in einen Hund zu verwandeln.“ „Genau das will ich dir erzählen.“ „Nur weil sie Fell am Pullover hat, meinst du…?“ „Nein.“
Snape stand auf: „Ich habe ihr gesagt, wie es geht.“
Er lief im Kaminzimmer auf und ab, erzählte von den vergangenen Tagen und Lupin lauschte seinen Worten kopfschüttelnd.
„Wir sollten uns auf den Weg zu Dumbledore machen.“ Lupin stand auf und wartete auf Zuspruch. Doch Snape sah nachdenklich in die Flammen des Feuers: „Veritas muss ein Animagus gewesen sein. Ich hätte das wissen müssen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Lucia es schafft. Sie hatte anfangs solche Schwierigkeiten mit Verwandlung, aber plötzlich ging es.“
„Lucias Mutter muss kein Animagus gewesen sein, Severus. Es ist nicht einfach so vererbbar. Sie hat die Fähigkeit dazu und wir können es nicht ändern. Du musst ihr klarmachen, dass es dafür zu früh ist. Das Ministerium darf davon keinen Wind bekommen.“ Snape drehte sich zu Lupin: „Das habe ich versucht, aber wie du selbst gesehen hast war es ohne Erfolg. Gehen wir.“
Snape klopfte an Lucias Zimmertür: „Wir müssen gehen. Professor Dumbledore wartet.“ Er bekam keine Antwort. „Du machst augenblicklich die Tür auf“, seine Stimme wurde ernster. „Keine Spielereien, Miss.“
„Ich bleibe hier“, tönte es von drinnen. Snape sah zu Lupin: „Da siehst du es. Wie willst du diesem Kind noch Gehorsam beibringen?“, er wandte sich wieder zur Tür: „Zum letzten Mal, Miss. Öffne die Tür oder ich hole dich selbst da raus!“
„Lucia, der Professor wartet nicht gerne. Hör auf deinen Vater“, nun versuchte Lupin sein Glück. „Ich gehe nicht mit. Nicht so! Lasst mich in Ruhe.“
Snape zückte seinen Zauberstab, mit einem lauten Knall sprang die Zimmertür auf und er stürmte hinein: „Keine Diskussionen mehr.“ Snape zog seine Tochter den gesamten Weg bis in Dumbledores Büro hinter sich her. Erst als sie ihre Plätze eingenommen hatten, ließ er von ihr ab.
„Severus, ich erwarte eine Erklärung. Was ist in der Halle geschehen? Was ist in der Zeit passiert als ich nicht in Hogwarts war?“ Dumbledore war aufgebracht.
Snape wiederholte, was er zuvor auch Lupin erzählt hatte. Der Schulleiter hörte ihm aufmerksam zu, dann sah er zu Lucia: „Ein Husky also.“ Lucia nickte, in ihren Augen schimmerten wieder Tränen. „Und dein Vater hat es dir verboten, dass du dich verwandelst, wenn er nicht dabei ist?“ Wieder nickte sie, hatte nun ihren Blick auf den Boden geheftet. Ihr Vater stieß sie an: „Schau Professor Dumbledore an, wenn er mit dir spricht!“, raunzte er und machte eine hastige Handbewegung. Lucia sah auf, eine Träne rollte glänzend über ihre violett gefärbte Wange. „Ja, Professor, mein Vater hat es mir verboten.“ „Miss Snape, ich befürworte nicht das was passiert ist. Dennoch darf ich wohl nun davon ausgehen, dass Sie das Verbot akzeptieren?“ „Ja, Professor.“ Weitere Tränen liefen über ihre Wangen.
Remus Lupin räusperte sich: „Professor, wenn ich etwas dazu sagen dürfte?“ Dumbledore nickte. „Ich bin mir sicher, dass Lucia es nicht mit einer bösen Absicht getan hat. Es ist etwas Neues, etwas Ungewöhnliches.“ „Von dem sie wusste, dass es ein Verbot war“, unterbrach Snape forsch. „Gewiss, Severus. Die Lektion sollte damit erteilt und beendet sein. Es hilft uns nicht weiter, wenn wir uns daran aufhalten.“ „Ich stimme mit Ihnen überein, Remus. Also, wie ich hörte, ist Alastor bereits in Durmstrang?“ Dumbledore wechselte das Thema ohne weiter auf den heutigen Tag einzugehen.
„Richtig. Er wird sich bei uns melden. Weiteres wissen wir bisher nicht“, informierte ihn Lupin erneut.
Ein lautes Schluchzen unterbrach das Gespräch, alle sahen Lucia an. Das Gesicht in den Händen vergraben saß sie da, versuchte die Tränen weiter zu unterdrücken. „Darf ich bitte gehen, Sir?“, wimmerte es hinter den Händen hervor. Dumbledore und Lupin nickten Snape zu, der schließlich mit einem zögerlichen „Ja“ antwortete.
Ohne noch jemanden anzusehen, verließ Lucia das Büro, lief quer durch das Schloss, runter in die Kerkerräume bis in ihr Zimmer.
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