von lelle
Hallo ihr Lieben :)
Wieder vielen lieben Dank für Eure Kommis. Über die Feiertage war ja doch etwas Zeit und so geht es nun doch schneller weiter, als ich eigentlich gedacht hatte.
Aber erstmal zu den Kommis:
@ Eponine: Meiner lieben Beta erstmal ein großes Dankeschön für die Korrekturen und die guten Tips ;)
Ja, das mit dem Traum war ja nun so eine Sache *gg*
@ Monsterkümel: Ist doch nicht schlimm mit dem Kommentieren. Jeder hat mal mehr Zeit, mal weniger. Freut mich, dass dir das letzte Chap gefallen hat. Auf meine arme Lucia wird wohl noch ne Menge zukommen... Super, dass du die Hutauswahl magst :) *knuddel*
@ MIR: Computer-freie Zeit ist doch auch mal was schönes :)
Zu deiner Frage werde ich ausführlich im Thread antworten. Vielleicht ergeben sich daraus ja noch ein paar Gespräche *gg*
Nun geht es weiter mit dem nächsten Chap.
Viel Spaß beim Lesen :)
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Es vergingen einige Tage. Lucia freundete sich eng mit Terra an. Auch die beiden anderen Mädchen, die Lucia am ersten Abend kennen gelernt hatte, waren oft im Schlepptau von Terra und ihr.
Es war deutlich zu spüren, dass der Herbst Einzug hielt, auch wenn zumindest über Mittag die Sonne noch ein paar Strahlen auf das Schloss warf. Genau diese Strahlen nutzten die vier, um am See zu sitzen.
Plötzlich flatterte der kleine Zettel aus Lucias Umhang, schnell schnappte sie nach ihm. „Was ist das denn?“, rief Nelly Summers, eine der Anhängsel von Terra und Lucia. Neugierig sahen alle zu Lucia, die den Zettel erfolglos versuchte zurück in den Umhang zu stecken.
„Ich bin gleich zurück.“ Sie stand auf und entfernte sich einige Schritte. Schon lange hatte sie nichts von Mad-Eye gelesen. Sehr angespannt folgten ihre Augen den Zeilen auf dem alten Pergament.
„Es gibt Neuigkeiten. Suche deinen Vater, Remus und Dumbledore auf. Gehe nicht allein. Suche dir eine Person deines Vertrauens, aber geh nicht allein. Schreibe mir zurück, sobald du kannst.“
Lucia runzelte die Stirn. Alle forderten Verschwiegenheit. Wie sollte sie jemanden mitnehmen, der den Zettel schon gesehen hat und nun auch noch zu ihrem Vater oder Dumbledore gehen sollte, ohne dass sich tausend Fragen daraus ergeben würden?
Lucia drehte sich zu Terra und den anderen beiden um: „Hat jemand seine Feder dabei?“
Nelly lachte: „Klar, und einen Kühlschrank und einen Drachen… Als wenn wir sonst nichts zu schleppen haben.“
„Hör auf mit dem Blödsinn. Ich brauche etwas zum Schreiben.“ Lucia klang ernster als sie es wollte und Nelly verstummte.
„Ich habe einen Kugelschreiber“, sagte Celine Spinnet kleinlaut.
„Einen was?“ Lucia lachte auf: „Ich kann doch mit einer Kugel nicht schreiben.“
Terra grinste: „Das ist ein Stift, du Vollmagierin.“
Wieder etwas Neues gelernt, Celine ist also muggelstämmig, dachte Lucia.
„Gut, auch egal. Mal schauen, ob der funktioniert. Danke, Celine. Und keine Sorge, mein Vater ist schließlich auch ein Halbblut. Ein wenig Muggel ist also auch in mir. Nur leider kenne ich nicht alle Gegenstände.“
„Ich kann es dir beibringen“, sagte Celine fast flüsternd. Lucia war verwirrt. Wovor hatte das Mädchen Angst? War es überhaupt Angst? Sie hing seit Beginn des Schuljahres wie eine Klette an Lucia, aber wenn sie mit ihr redete, war sie eingeschüchtert.
Lucia nahm den Kugelschreiber in die Hand und betrachtete die Mine eine Weile. Endlich aber fiel ihr wieder die Wichtigkeit der Antwort ein und sie wandte sich von den anderen ab: „Bin am See. Kann Terra mitnehmen, sie wird aber fragen. Was soll ich tun?“ Sie wischte über den Zettel. Nur langsam verschwanden die Buchstaben, doch es schien zu funktionieren.
„Tu was notwendig ist. Ich warte.“
Lucia verstaute den Zettel in ihrem Umhang und drehte sich zu den dreien um: „Terra, kannst du mit mir mitkommen? Es ist wichtig.“ Terra sah Lucia verunsichert an: „Nur ich?“
Lucia nickte: „Ja, es geht nicht anders. Wir sehen uns zum Nachmittagsunterricht. Bis später.“ Sie stand auf, Terra tat es ihr gleich und beide verschwanden in Richtung Schloss. Die fragenden Blicke im Rücken ließen sie an sich abprallen.
„Warum soll ich mitgehen? Wo musst du hin?“ Terra war nicht ganz wohl, als sie die wiederkehrenden Schweißperlen auf Lucias Stirn entdeckte, die mittlerweile fast täglich auftauchten.
„Wir müssen meinen Vater, Lupin und Dumbledore suchen“, sagte Lucia fast schon mechanisch.
„Von wem war der Zettel? Und was sollen wir bei den Lehrern?“
„Der Zettel ist von Alastor Moody.“
„Dem Auror? Aber was hast du mit ihm zu tun?“
Lucia blieb stehen, sie wischte sich die Schweißperlen vom Gesicht, die daraufhin nicht mehr wiederkehrten und sah Terra an: „Ich erkläre dir alles. Wir müssen uns jetzt aber beeilen. Ich kann dir das nicht in fünf Minuten erzählen. Erstmal soviel, meine Mutter starb, weil sie von einem Fluch getroffen wurde. Und daraus bin ich entstanden.“ Lucia lief weiter.
Terra aber stand wie angewurzelt im langen Gang des Schlosses: „Du bist was?“ Schnell holte sie zu Lucia auf: „Aber wie geht das? Aus einem Fluch?“
„Psssst.“
„Aus einem Fluch?“, flüsterte Terra nun kaum noch hörbar. „Aber du bist doch echt. Ich meine, eine Hexe. Lebendig.“
„Bist du dir sicher?“ Lucia grinste: „Fühl doch mal, vielleicht kannst du ja durch mich durchgreifen.“ Sie machte einen Satz auf Terra zu.
Diese wich zurück: „Hör auf damit. Ich hab dich doch schon angefasst.“ Und trotz dieser Gewissheit ließ es sich Terra nicht nehmen, Lucia mit dem kleinen Finger vorsichtig anzutippen.
„Remus!“ Lucias Stimme hallte durch den Gang. Sie lief los, geradewegs auf Remus Lupin zu. Terra lief ihr hinterher: „Du kannst ihn doch nicht so nennen. Er heißt Professor Lupin.“
„Für mich nicht. Beeil dich lieber.“
„Lucy, was ist passiert?“ Lupin strich ihr über die zerzausten Haare, die er damit versuchte zu bändigen.
„Moody hat geschrieben. Wir sollen uns sofort treffen. Mit Papa und Dumbledore“, keuchte Lucia, die allein durch die kurze Strecke, die sie gelaufen ist, außer Atem war.
„Langsam, Lucy, langsam. Du bist ja ganz verschwitzt.“
„Egal. Wir müssen zu den beiden.“
„Ich gehe zu Professor Dumbledore. Du gehst zu deinem Vater. Wartet in den Kerkerräumen auf uns. Und Miss Stebbins… Terra…“ Lupin sah Terra an: „Du bleibst bei Lucia.“ Terra nickte, machte sich dann mit Lucia auf den Weg in die Kerkerräume.
„Was hat das alles zu bedeuten?“, flüsterte Terra.
Lucia atmete sehr schwer: „Der Fluch ist nicht mit dem Tod meiner Mutter verschwunden. Irgendwas gibt es immer noch. Und wir sind alle auf der Suche danach. Ich erzähle dir später alles darüber.“
„Aber ich kann doch nicht mit in die Wohnung von deinem Vater.“
Lucia lächelte: „Doch, das kannst du. Ich habe dort auch ein Zimmer. Ich bin ja schon drei Wochen vor Schulbeginn hier gewesen.“
Endlich standen sie vor der großen schweren Tür. Lucia klopfte zaghaft an. Sie hatte ihren Vater außer in den Unterrichtsstunden nicht gesehen.
Snape öffnete, sah erst zu seiner Tochter, dann eher verwundert zu Terra. Mit erhobener Augenbraue und fragendem Blick musterte er Lucia.
„Moody will, dass wir uns treffen. Remus und Dumbledore sind gleich da.“
„Professor Dumbledore, Miss“, brummte Snape und ließ seinen Blick nicht von seiner Tochter ab.
„Ja, meinetwegen.“ Lucia zog Terra hinter sich her in die Wohnung. Leicht überrumpelt schloss Snape die Tür und folgte den beiden Mädchen in Lucias Zimmer: „Ich gehe davon aus, dass es einen Grund dafür gibt, dass Miss Stebbins dich begleitet?“
Lucia nickte: „Ich soll doch nicht alleine sein. Und Moody hat gesagt, dass ich sie mitbringen soll. Und so kann sie gleich mein Zimmer sehen.“
Snape schüttelte verwundert den Kopf und verschwand im Kaminzimmer, wohin ihm die beiden Mädchen kurz darauf folgten. In Terra verbreitete sich Unbehagen. Sie war in den vier Wänden ihres Lehrers, der sie mit allen Mitteln versuchte zu schikanieren und ihr das Fach Zaubertränke sehr schwer machte. Sicher, sie war eine Gryffindor und zusätzlich hatte Terras Bruder seine Spuren bei Snape hinterlassen, die sie nun aushalten musste.
Terra sah Lucia an. Sie tat es für sie, für ihre Freundin, nicht für Professor Snape.
Schon bald trafen Lupin und Dumbledore ein. Lucia holte den kleinen Zettel hervor und nahm die Schreibfeder.
„Wir sind nun alle zusammen.“ Lucia strich über das Blatt und alle warteten gespannt.
Es dauerte eine Weile, bis endlich die Antwort erschien. Bis dahin herrschte Stille, nur Snape und seine Tochter tauschten immer wieder Blicke aus.
„Ich habe jemanden gefunden, der den Autor kannte. Er sagt, dass es ein zweites Buch geben muss. Oder zumindest Aufzeichnungen.“
Alle standen um Lucia herum, die das Blatt zum Lesen in ihren Händen hielt. „Miss Snape, fragen Sie, ob er mehr weiß“, sagte Professor Dumbledore.
Lucia nahm erneut die Feder in die Hand, die Antwort erfolgte nun schneller.
„Er war ein Freund von dem Autor, aber nicht glücklich mit dem, was er tat. Er wusste, dass gefährliche Zaubersprüche in den Buch waren und hielt sich fern davon. Das Buch verschwand bereits ein Jahr bevor die Schüler nach Hogwarts kamen, aber kaum einer wusste davon.“
„Aber es hieß doch vorher…“ Lucia verstummte gleich wieder. Nein, vorher war nichts. Es hätte sein können, dass er in Hogwarts war, aber er stand nicht auf der Liste der Schüler.
„Der Freund und der Autor, beide waren nicht in Hogwarts. Es muss also jemand anderes gewesen sein. Ich bleibe noch ein paar Tage, dann kehre ich zurück. Seid vorsichtig. Und passt auf Lucy auf. Ihre Freundin soll alles erfahren.“
Lucia schrieb noch einen Abschiedssatz, dann verstaute sie den Zettel wieder in ihrem Umhang. Alle sahen Terra an, sie saß da, verwirrt, etwas ängstlich.
„Miss Stebbins, es ist wohl alles etwas viel für heute“, begann Dumbledore.
Doch Terra schüttelte den Kopf: „Nein, Professor. Ich versuche das alles nachzuvollziehen. Ich will Lucia helfen.“
Snape räusperte sich: „Professor, wenn es möglich wäre, würde ich meine Tochter und Miss Stebbins gerne hier behalten, um für Aufklärung zu sorgen.“
Dumbledore nickte: „Das wird das Beste sein. Der Unterricht fällt für Sie beide heute Nachmittag aus. Besorgen Sie sich die Hausaufgaben von Ihren Mitschülern.“
Dumbledore und Lupin verließen bald die Kerkerräume und Snape und Lucia erzählten Terra alles, was sie bisher wussten. Langsam fügte sich für Terra ein Bild des Ganzen zusammen.
Die nächsten Tage wurden für Lucia fast unerträglich. Nicht nur, dass Nelly ständig Fragen stellte, warum sie so schnell vom See verschwunden waren und auch nicht zum Unterricht erschienen waren. Nein, Lucia wurde nicht mehr aus den Augen gelassen. Am meisten genoss sie die Zeit, in der sie zumindest mit Terra alleine war. Beide Mädchen tauschten sich aus, erledigten gemeinsam ihre Hausaufgaben, kamen aber immer wieder zum Thema zurück. Die Ungewissheit stand ihnen stets im Wege.
„Vermisst du deine Mutter nicht ein wenig?“ Terra sah Lucia über ihr Schulbuch hinweg an.
Lucia legte ihre Feder zur Seite: „Doch, sehr sogar. Aber ich wusste ja, dass sie stirbt. Es geht ihr jetzt gut, bestimmt.“
So überzeugend wie die Worte klingen sollten, kamen sie bei Terra nicht an. „Wäre es nicht einfacher gewesen schon vorher zu deinem Vater zu kommen?“
„Meine Mutter hat das auch immer gesagt. Aber ich wollte bei ihr sein. Und den Wunsch konnte sie mir nicht abschlagen.“
„Warum sagst du eigentlich Mama?“ Terra fiel es bereits vorher schon auf, doch sie konnte es sich nicht erklären.
„Das sagt man in Schweden so. Alle Kinder sagen Mama und Papa.“ Lucia war verwundert, sie kannte es doch nicht anders.
„Ich meine ja nur… Deine Eltern sind doch beide Engländer.“
„Die Eltern von meiner Mutter sind aus Schweden. Und wenn es alle Kinder da so sagen…“
Terra unterbrach sie: „Ist schon klar. Man gewöhnt sich das dann auch an. Lucy, ich weiß du redest nicht gerne darüber. Nur…“ Terra fehlten die richtigen Worte.
„Svea“, flüsterte Lucia und Terra nickte. „Sie hat mich gemeinsam mit meiner Mutter großgezogen. Svea war wie eine zweite Mutter für mich. Ich hätte nie gedacht, dass ich sie mal so hassen würde.“
Lucia nahm wieder ihre Schreibfeder zur Hand um sich abzulenken.
„Ich glaube nicht, dass du sie hasst.“ Terra rutschte näher an Lucia heran: „Es war sicher ein Unfall, Lucy. Auch wenn du geträumt hast, dass sie das Buch von deiner Mutter haben wollte, um den Zauberspruch auszuprobieren. Du weißt nicht mit Sicherheit, dass sie wusste, was sie tat.“
Lucia sah Terra an: „Und wie erklärst du dir, dass genau in dem Moment mein Vater dazu kam? Sie muss es geplant haben.“
„Geplant? Wenn sie in deinen Vater verliebt war, dann brummt sie ihrer besten Freundin doch kein Kind von ihm auf und zieht es dann noch groß. Das ist absurd. Weiß sie überhaupt, dass er der Vater ist?“
Lucia verstummte. Sie wusste es. Aber woher? Woher hatten sie und ihre Mutter die Gewissheit, dass er der Vater war? Gut, ihr Vater hat es auch nachgelesen mit dem Fluch: wer ihn abwehrt, gibt ein neues Leben. Er wollte Veritas nicht sterben lassen. Und dadurch ist es passiert. Er wollte ihr das Leben retten. Aber woher hat Svea es gewusst?
„Sie werden sicher auch versucht haben, alles über den Fluch zu erfahren. Sie hat es gewusst, denn Mama und sie haben mir manchmal von ihm erzählt. Und von ihrer Schulzeit hier in Hogwarts“, sagte Lucia immer noch etwas zögerlich.
„Aber warum sollte dir Svea jetzt etwas antun wollen? Du warst wie ihr eigenes Kind.“ Terra sah Lucia fragend an. Eine Antwort blieb aus. Lucia war ratlos, verzweifelt, ausgelaugt. Sie nahm ihre Schreibfeder wieder in die Hand und setzte ihre Hausaufgaben fort. Terra beobachtete sie eine Weile. „Und wenn wir einfach nach Kiruna disapparieren?“
Lucia traute ihren Ohren nicht. Hatte Terra das wirklich gesagt? „Das können wir nicht machen. Wie kommst du auf die Idee? Und was sollen wir da?“
„Svea besuchen. Sie wird uns doch am besten sagen können…“
Lucia unterbrach Terra sofort: „Du bist wahnsinnig. Das geht nicht.“
„Und warum nicht? Hat Svea dir auch nur einmal geschrieben, seitdem du in Hogwarts bist? Hat sie sich einmal erkundigt wie es dir geht? Oder hast du ihr mal eine Eule geschickt? Ihr hattet doch gar keinen Kontakt. Sie kann nicht wissen, was in der Zwischenzeit alles passiert ist.“ Aufgewühlt wippte Terra mit den Beinen.
„Ich will keinen Kontakt. Sie hat meine Mutter umgebracht. Und wer weiß was mit mir noch passiert. Ich will nicht mehr über sie reden.“
Lucia stand auf, stopfte ihre Schulsachen in die Umhängetasche und verließ die Bibliothek. Terra griff nach ihrem Buch und lief Lucia hinterher. „Lucy, bleib stehen. Ich wollte dich nicht verärgern. Warte!“
Lucia blieb stehen und sah Terra an. Sofort rollten die ersten Tränen über ihr Gesicht: „Ich hab einfach nur Angst.“ Lucia setzte sich auf die Treppe, vergrub ihr Gesicht in ihre Arme und weinte.
Terra setzte sich neben sie: „Ich glaub dir das ja. Ich wollte das eben nicht. Ich versuche nur, eine Lösung zu finden. Ich wollte dir helfen.“ Sie legte einen Arm um Lucia und so wurden beide schließlich von Professor McGonagall gefunden.
„Können Sie mir bitte erklären, warum Sie nicht im Gemeinschaftsraum sind? Es ist fast Schlafenszeit.“ Erst jetzt erkannte die Lehrerin die Situation: „Miss Snape, was ist denn passiert? Stehen Sie auf.“
Das war genau das was Lucia jetzt fehlte, die Gryffindor-Hauslehrerin.
„Miss Snape“, wiederholte Professor McGonagall, doch Lucia rührte sich nicht.
„Sie braucht Ruhe, Professor. Ich bin ja bei ihr. Es ist nichts passiert, sie ist nur traurig.“ Terra wandte sich wieder Lucia zu, in der Hoffnung, dass Professor McGonagall gehen würde. Doch leider wurde den beiden Mädchen der Gefallen nicht getan.
„Miss Snape, stehen Sie auf. Sie kommen mit in mein Büro.“
Wie eine Drohung erreichten Lucia die Worte und sie blickte auf: „Es geht schon wieder. Wir gehen gleich hoch in den Turm.“
„Ich fürchte, Sie haben mich nicht verstanden. Sie kommen mit in mein Büro. Und dort unterhalten wie uns dann weiter. Miss Stebbins, Sie gehen in Ihren Gemeinschaftsraum.“
Lucia stand auf: „Wir haben nichts Verbotenes getan. Ich gehe nicht mit Ihnen. Ich wüsste nicht, worüber wir reden sollten. Wie Sie schon sagten, Professor, es ist fast Schlafenszeit. Und soweit ich informiert bin, dürfen wir uns noch genau zehn Minuten hier aufhalten.“
Terra starrte ihre Freundin an, aus der gerade genau das rausgesprudelt war, was sie gedacht hatte.
Professor McGonagall war empört: „Miss Snape, folgen Sie mir. Glauben Sie nicht, dass Sie einen Sonderstatus haben, nur weil Ihr Vater ein Lehrer dieser Schule ist. Diesen Tonfall lasse ich mir nicht bieten. Miss Stebbins, Sie gehen unverzüglich hoch.“
Terra schob sich vor Lucia: „Ich lasse Lucia nicht allein. Ich habe ihrem Vater und auch Professor Lupin versprochen, sie nicht alleine zu lassen. Wir haben nichts Verbotenes getan, Professor. Es besteht kein Anlass, dass Sie Lucia mit in Ihr Büro nehmen.“
„Danke, Miss Stebbins, diese Sätze habe ich bereits gehört. 10 Punkte Abzug für Gryffindor für Ihr unverschämtes Verhalten.“ Lucia und Terra sahen sich an. Diese Ungerechtigkeit. Terra nickte Lucia zu und drehte sich in Richtung Treppe. „Zumindest scheint eine von Ihnen vernünftig geworden zu sein. Miss Snape, können wir dann?“
Lucia war überrascht über den Sinneswandel von Terra, doch sie folgte Professor McGonagall bis in ihr Büro.
„Setzen Sie sich, Miss Snape.“ Lucia tat missmutig wie ihr geheißen. Professor McGonagall aber setzte sich zu Lucias Überraschung nicht. Wie eine aufgescheuchte Krähe fing sie an durch den Raum zu laufen: „Ich hoffe, Sie sind sich im Klaren darüber, dass ich Ihr Verhalten so nicht dulden werde, Miss Snape. Wenn Sie Anweisungen bekommen, mich zu begleiten, dann möchte ich davon ausgehen können, dass Sie sich danach richten.“ In Lucia stieg Wut auf. Was wollte sie von ihr?
„Und einen derartigen Tonfall möchte ich von Ihnen nicht hören. Mir scheint, dass die Gesellschaft von Miss Stebbins Ihnen schadet. Ich habe Sie anders kennen gelernt, Miss Snape.“
Lucia stand auf: „Können Sie zum Punkt kommen, Professor? Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen. Ich zumindest würde gerne in mein Bett.“ Lucias Herz pochte heftig. Wie die Worte ihren Mund verlassen hatten, konnte sie nicht mehr nachvollziehen. Sie kannte sich selbst anders, aber das konnte wohl schlecht an Terra liegen.
„Miss Snape, ich möchte unser Gespräch nicht zu einer Schulleiter- oder gar Elternsache machen, wenn Sie verstehen was ich meine.“
„Ich verstehe das gut. Es würde mich aber nicht stören. Oder meinen Sie, dass ich Angst vor meinem Vater habe? Oh nein, da liegen Sie falsch, Professor. Ich will hier keinen Sonderstatus haben. Ich will behandelt werden wie jeder andere Schüler auch. Aber das scheint wohl kaum möglich zu sein.“ Lucia schien sich in Rage zu reden, stockte jedoch plötzlich.
„Warum haben Sie geweint?“ Professor McGonagalls Stimme klang nun wieder sanft und besorgt. Lucia antwortete nicht. Was hatte ihr die Lehrerin getan? Nichts. Sie war einfach nur verunsichert, wem sie vertrauen sollte.
„Es ging um Ihre Patentante, habe ich Recht? Miss Snape, wenn Ihnen etwas Sorge bereitet, dann müssen Sie mit jemanden von uns reden. Gab es Vorfälle von denen wir noch nichts wissen?“
„Die gab es nicht, sonst hätte ich sicher schon mit meinem Vater geredet. Ich möchte jetzt gehen.“ Lucia bebte innerlich.
„Ich bringe Sie zurück. Wenn Sie jemanden brauchen sollten…“
„Danke Professor, ich komme klar.“
Endlich war Lucia im Schlafsaal, wo Terra bereits wartete. Lucia erzählte von dem Gespräch im Büro. „Aber warum solltest du mit ihr reden wollen? Dein Vater wäre doch der erste, dem du was sagst, oder nicht?“ Terra hatte sich zu Lucia auf das Bett gesetzt, damit die anderen im Schlafsaal dem Gespräch nicht folgen konnten. „Natürlich. Aber es war ja auch nichts. Ich weiß nicht was sie von mir will.“
Über ihren Ärger schliefen beide bald ein.
Gleich nach dem Frühstück machten sich Terra und Lucia auf den Weg zum Unterricht. Auf dem Flur kam ihnen Remus Lupin entgegen: „Guten Morgen ihr zwei. Schon so munter in den frühen Morgenstunden?“
Beide Mädchen schauten ihn finster an, denn sie sahen alles andere als munter aus. „Oh, da hab ich wohl den wunden Punkt erwischt.“ Er legte seine Hand auf Lucias Schulter: „Wie geht es dir, Lucy? Alles in Ordnung?“
„Mir geht es gut. Wir müssen uns nun beeilen, sonst zieht uns McGonagall noch mehr Punkte ab.“
Lucia wollte sich umdrehen, doch Lupin hielt sie fest: „Sie hat euch Punkte abgezogen? Was ist passiert?“
„Nichts. Aber das hat ihr ja schon gereicht. Wir müssen gehen.“ Erneut versuchte Lucia die Richtung zu wechseln.
„Lucy, warte. Erklär mir bitte was du mit Professor McGonagall hattest.“
„Ich hatte nichts mit ihr. Sie eher mit mir. Ich musste ohne irgendeinen Grund mit in ihr Büro.“
Lupin sah Lucia an, verwirrt, die Sätze zu sortieren versuchend: „Und dafür hat sie Punkte abgezogen?“
Lucia verdrehte die Augen: „Nein. Ich wollte nicht mitgehen.“
Lupins Mundwinkel zuckten nach oben: „Da kommen wir der Sache ja schon etwas näher. Du hast dich ihr also widersetzt?“
„Es gab keinen Grund. Wir müssen jetzt gehen.“
Lucia und Terra nutzen die Verwirrung von Lupin und verschwanden hinter der nächsten Ecke im Flur. „Was wollen die alle von mir? Kannst du mir das mal erzählen?“ Lucia war genervt. Terra zuckte unwissend mit den Schultern.
Die ersten Unterrichtsstunden vergingen recht schnell. Vielleicht lag es auch an den nicht wenigen Minutenschläfen, die beide Mädchen überkamen.
Doch dann begann der Unterricht bei Professor McGonagall. Schon beim Betreten des Raumes überkam Lucia ein ungutes Gefühl für diesen Vormittag.
Kaum ins Visier genommen, richtete die Lehrerin das Wort an Terra. „Miss Stebbins, um Ihnen eine Chance in diesem Unterrichtsfach zu geben, möchte ich Sie hier nach vorne bitte. Sie werden für den Rest des Schuljahres den Platz wechseln. Bitteschön.“ Professor McGonagall deutete auf die erste Reihe, wo noch ein Platz frei war. Terra sah Lucia an, ging dann zu dem ihr zugewiesenen Platz.
Lucias Wut flammte wieder auf. Was wollte diese Krähe damit bezwecken? Ihr die einzige Freundin nehmen, die sie hier in Hogwarts hatte? Das war die Quittung für den gestrigen Abend. Lucia spürte, wie ihr der kalte Schweiß über die Stirn lief und schließlich auf den Tisch tropfte. Übelkeit stieg in ihr auf und sie versuchte sich auf den Unterricht zu konzentrieren, um sich abzulenken.
Die Sommerwiesen waren übersät mit duftenden Blumen. Lucia lief an der Hand ihrer Mutter hindurch. Sie lachten ausgelassen, sangen und hüpften durch das Blumenmeer.
„Das würde Papa sicher auch Spaß machen, oder?“, fragte Lucia, die gerade das Alter von sechs Jahren erreicht hatte.
„Sicher, mein Schatz. Wenn er dich sehen könnte…“
Lucia schreckte hoch. Wie lange hatte sie geträumt? Sie lauschte den Worten von Professor McGonagall. Es konnten kaum ein paar Minuten gewesen sein, es ging nach wie vor um Zauberstabbewegungen bei Verwandlungen von Gegenständen.
„Miss Snape, vielleicht könnten Sie uns ein Beispiel nennen?“, erklang die Stimme von Professor McGonagall. Lucia erstarrte und sah die Lehrerin an. Ein Beispiel wofür?
„Nun? Hat es Ihnen die Sprache verschlagen? Miss Snape, wir warten.“ Getuschel kam auf. Alle sahen Lucia an. Jeder wusste bereits, dass sie in Verwandlung eigentlich keinen Unterricht mehr brauchte, umso größer war nun die Verwunderung, dass sie keine Antwort gab.
„Miss Snape, ich weiß, dass Sie den anderen weit voraus sind. Dennoch würde ich es befürworten, wenn Sie meinem Unterricht folgen würden. 5 Punkte Abzug für Gryffindor.“ Ein Stöhnen hallte durch den Teil des Klassenraumes, in dem die Gryffindor-Schüler saßen. Ihrem eigenen Haus nach und nach Punkte abzuziehen, das konnte nur bedeuten, dass die Krähe etwas gegen Lucia hatte.
Professor McGonagall setzte den Unterricht fort. Während die Lehrerin ein neues Kapitel begann, stand Lucia plötzlich auf, packte das Schulbuch in ihre Tasche und ging in Richtung Tür. „Miss Snape, der Unterricht ist noch nicht beendet.“
Lucia drehte sich um: „Ich weiß.“ Mit endlich wieder wehendem Umhang verließ sie das Klassenzimmer.
„Miss Snape, bleiben Sie sofort stehen!“ Doch Lucia dachte nicht daran. Sie hatte genug. Genug Erklärungen abgeliefert, genug Tadel eingesteckt. Sie genoss die schnellen Schritte auf dem Flur, das Knallen der Tür ins Schloss und die wahrscheinlich verdutzten Blicke der Schüler und vor allem der Lehrerin.
„Lucy!“ Terra stürmte den langen Flur entlang. „Du sollst doch nicht alleine sein.“ Lucia drehte sich zu Terra um: „Und du solltest im Unterricht sein.“
Terra grinste: „Glaub ja nicht, dass ich es da ohne dich länger ausgehalten hätte.“ „Du kriegst Ärger. Geh zurück. Mach doch keinen Blödsinn.“ Doch Terra ließ sich nicht abwimmeln.
Lucia setzte sich auf die Stufen, die zum Viadukt hinunterführten. Terra sprang aufgeregt um sie herum: „Fühlt sich komisch an, wenn man frei hat, während andere Unterricht haben. Findest du nicht? Meinst du, dass McGonagall richtig wütend ist?“
Lucia sah Terra an: „Klar ist sie wütend. Das gibt sicher richtig Ärger, aber das ist mir egal. Ich will nur nicht, dass du da mit rein gezogen wirst.“
„Ist jetzt eh zu spät. Bin mittendrin. Aber das macht nichts. Ich sollte bei dir bleiben und das hab ich getan. Mir kann keiner was.“
Der kleine Zettel flatterte aus Lucias Umhang heraus, doch sie machte keine Anstalten ihn an sich zu nehmen.
„Lucy, was ist? Der Zettel, Moody schreibt dir.“
Der eiskalte Schweiß lief Lucia über das Gesicht, Terra nahm ihre Hand, die ebenfalls von den Schweißperlen nass war. „Lucy, sag was. Du machst mir Angst. Hörst du mich denn nicht?“ Terra schüttelte ihre Freundin an der Schulter, doch Lucia saß wie gelähmt da und starrte ins Leere. „Hör auf damit! Guck mich an! Du musst den Zettel lesen! Lucy!“ Terra schrie Lucia an, doch sie bekam keine Antwort.
Veritas stand im Flur vor der großen Halle. Sie hatte sich ihr schönstes Kleid angezogen, es war die Entlassfeier der Hogwartsschüler. Vor einigen Tagen hatte sie ihren Abschluss gemacht, nun durfte gefeiert werden.
„Veri, da bist du ja.“ Svea kam auf Veritas zu.
„Wo sollte ich sonst sein? Komm schon, die Feier fängt gleich an.“
„Veri, das ist unser letzter Tag hier. Lass uns das Buch endlich ausprobieren.“
„Ich will von dem Buch nichts mehr hören.“
Der Flur war leer, alle anderen Schüler waren bereits in der großen Halle. Svea hob ihren Zauberstab: „Du bist feige.“
„Und du bist vernarrt. Nimm den Zauberstab runter. Wir wissen nicht, was passiert. Hör auf mit dem Blödsinn. Da steht nicht einmal eine Beschreibung zu dem Zauberspruch. Ich habe keine Lust dabei drauf zu gehen.“ Veritas wandte sich von Svea ab, die erneut den Zauberstab in ihre Richtung hielt.
„Lucy! Sag endlich was!“ Terra schüttelte Lucia nun heftiger, doch sie erlangte keine Reaktion. Der Zettel flatterte weiter aufgeregt um die beiden herum. Terra versuchte ihn zu fangen, doch er entwischte ihr immer wieder. Sie brach in Tränen aus: „Lucy! Du musst etwas sagen! - Komm her, du blöder Zettel. Wie soll ich denn Hilfe holen? Lucy! Sag was! Ich kann dich doch nicht alleine lassen!“
„Warte. Wir haben das doch sonst auch immer ausprobiert.“ Veritas drehte sich zu Svea um, blickte genau auf die Spitze des Zauberstabes: „Hör auf damit. Ich will damit nichts zu tun haben. Wir wissen doch gar nicht, von wem das Buch ist.“
„Hora incerta. Nolens volens!“, Svea schwang ihren Zauberstab und die grünen Funken suchten sich sogleich ihren Weg. (Übersetzung: „Die Stunde ist ungewiss, ob du es willst oder nicht.“)
„Lucy! Nein!“ Terra kniete sich zu Lucia, die nun am Boden lag, um sich schlug und sich wälzte. „Hilfe!“ Tränen strömten über Terras Gesicht: „Warum hört mich denn niemand? - Lucy! - Hilfe!“
Der Zettel drehte noch immer seine Runden um die beiden Mädchen herum. Terra versuchte erneut ihn zu fangen, endlich erwischte sie ihn an einer Ecke, doch er hielt nicht still. Mühsam entzifferte Terra die Zeilen die Mad-Eye geschrieben hatte:
„Geh schnell zu deinem Vater und bleibe bei ihm. Melde dich dann. Nimm Terra mit.“
Es musste etwas passiert sein. Doch wie sollte sie Mad-Eye antworten, wenn der Zettel nicht aufhörte zu flattern?
„Papa!“ Lucia griff nach Terras Arm: „Du musst ihr helfen! Sie stirbt! Hilf ihr! Sie stirbt! Papa!“
Terra starrte Lucia an. Sie hatte die Augen geschlossen, das Gesicht war schmerzverzerrt, verzweifelt. Terra konnte nichts tun.
Snape zückte seinen Zauberstab und schaffte es, einen Teil der Funken zurückzuhalten. Veritas schrie aus Leibeskräften, schmerzerfüllt. Sofort schockte Snape seine ehemalige Schülerin Svea und stürmte auf Veritas zu. Auch die letzten grünen Funken schafften es, ihren Körper zu durchbohren und sie brach zusammen.
Terra hatte es geschafft, den Zettel fester zu halten. Sie zog die Schreibfeder aus Lucias Tasche und stach wie mit einem Messer in das Pergament. Tintenreste verteilten sich und ein kleines Loch entstand. Der Zettel hielt einen Moment still und Terra konnte mit der Handfläche gegen ihn schlagen. Endlich schwebte das Pergament ruhig zu Boden.
Sofort drehte sich Terra wieder zu Lucia: „Lucy! Wach endlich auf!“ Erneut packte sie Lucias Hände, die von den Schlägen auf den Boden und dem Wälzen auf den kalten Steinen aufgerissen waren. Weißer Nebel senkte sich über die beiden Mädchen. Lucia schrie, ebenso wie sie gerade ihre Mutter hat schreien hören.
Veritas lag auf dem Bett und hielt die Hand ihrer Tochter. Lucia hatte sich auf die Bettkante gesetzt. Überall im Zimmer waren Kerzen aufgestellt, sie spendeten ein seichtes Licht in dem abgedunkelten Raum. „Dein Vater wird gut für dich sorgen, mein Schatz. Er wird dich lieben. Sei nicht traurig, wenn ich gehe. In deinem Herzen bin ich immer bei dir, mein kleiner Engel.“
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Ja, das war´s erstmal für heute :)
Ich hoffe, dass euch das Chap gefallen hat. Würde mich sehr über Kommis freuen, gerne auch im Thread.
Liebe Grüße
lelle
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