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Fanfiction

Der Fluch - Sonnenschein

von lelle

Hallo ihr Lieben :)

Das nächste Chap ist fertig gestellt und dank meiner Beta Eponine auch korrigiert (*knuddel dich, Süße*).

@ Eponine: Danke auch für deinen Kommi. Ist immer schön, wenn es schon einen Vorabkommi per Mail gibt. Hab mich mega-gefreut!!!

@ libelle78: Ja, das Miss hat sich so richtig schön eingespielt *lach* Ich genieße es manchmal richtig beim Schreiben...

@ Lilienblüte: Schön, dass du dabei bleibst :) Re-Kommi im Thread *gg*

Nehmt mir die Badezimmer-Szene nicht übel... Brauchte einen Aufhänger für McGonagall ;)

Nun geht´s weiter:


++++++++++++++++++++++++++++++++++

„Ausgeschlafen?“, zischte eine Stimme in Lucias Ohr. Sie erschrak, die sechs Bücher unter ihrem Arm polterten die Treppen hinunter.
„Super! Nein, halt an, du blödes Ding!“ Doch auf Rufe hörte die Treppe, die ständig die Richtung wechselte natürlich nicht. „Toll, ganz toll!“, fluchte Lucia und sah ihren Büchern hinterher.
„Also hast du nicht ausgeschlafen?“ Terra hüpfte um Lucia herum.
„Das war eine Horrornacht. Hast du das Klappern der Fensterläden nicht gehört?“ „Nö“, flötete Terra, sprang auf die wieder herannahende Treppe und sammelte Lucias Bücher ein: „Hier. Und lächle mal. So ertrag ich den Tag sonst nicht mit dir.“
„Später“, murmelte Lucia und trottete mürrisch hinter ihrer Freundin her.

Schon bald saßen die beiden im Klassenraum für Arithmantik. Warum Lucia das Fach gewählt hatte, konnte sie sich nach der ersten Stunde nicht mehr erklären, aber nun musste sie es wohl oder übel durchziehen.
„Lucy!“ Lucias Kopf rutschte von ihrer Hand und sie schreckte auf. Mit einem lauten Knall fiel das Tintenfass zu Boden. Sofort schwang Lucia ihren Zauberstab, um das Chaos zu beseitigen. „Was ist dahinten los?“, ertönte Professor Vektors Stimme.
„Kleiner Unfall, nichts Schlimmes“, bemühte sich Lucia möglichst freundlich zu sagen. Sie setzte sich wieder neben Terra. „Wenn du mir heute noch einmal ins Ohr zischst, dann verwandle ich dich in eine Natter“, knurrte sie Terra nun wesentlich unfreundlicher an.
Terra grinste: „Du bist herrlich, wenn du nicht geschlafen hast.“
„Und du bist unerträglich, wenn du ausgeschlafen hast.“
„Nun sei doch nicht so.“
„Ich bin aber so.“
„Gibt es Schwierigkeiten, Miss Snape?“, ertönte wieder die Stimme der Lehrerin.
„Nein. Gar nicht. Sie dürfen weitermachen“, rutschte es aus Lucia heraus. Gelächter der Klassenkameraden kam auf.
Die Lehrerin stürmte sofort zum hinteren Tisch: „Nachsitzen, Miss Snape. Heute Abend nach dem Essen in meinem Büro.“ Lucia stöhnte.
„Möchten Sie etwas dazu sagen, Miss Snape?“
„Nein…“ Sie biss sich auf die Zunge. Natürlich wollte sie etwas dazu sagen, aber sie war sich hundertprozentig sicher, dass die Lehrerin das nicht hören wollte.

Endlich saßen sie wieder zu viert auf dem Schulhof. Celine und Nelly schlossen sich den beiden wieder an, nachdem sie genug Zeit damit verbracht hatten, wütend zu sein, weil Lucia und Terra nichts über die Tage in den Kerkern erzählen wollten. Die Sonne zeigte sich nur noch selten, doch bei den Temperaturen waren sie fast ungestört, weil die meisten es vorzogen, sich im warmen Schloss aufzuhalten.
„Lucy, das eben in Arithmantik war super“, lachte Nelly.
„War es? Dann kannst du ja gerne für mich nachsitzen“, schlug Lucia vor.
„Ach, das ist bei der Vektor nicht so schlimm. Sicher lässt sie dich Schulunterlagen sortieren. Das schafft sie nämlich selbst kaum. Man merkt immer gleich, wenn sie niemanden zum Nachsitzen bei sich hatte. Dann herrscht bei ihr das totale Chaos.“ Mut machte Lucia das nicht gerade, aber bis zum Abend war ja noch etwas Zeit.

Die Mädchen redeten und redeten, bis Celine plötzlich aufsprang: „Oh nein. Der Unterricht fängt an. Schnell, runter in die Kerker.“ So schnell sie konnten liefen sie in Richtung des Klassenzimmers für Zaubertränke. Lucias Herz schlug heftig. Bei ihrem Vater verspätet in den Unterricht zu kommen wäre sehr fatal. Die vier hasteten die Treppe in die Kerker hinunter. „Das schaffen wir nicht mehr“, rief Nelly.
„Ihr müsst nur schneller laufen“, erwiderte Lucia. Sie kamen um die letzte Ecke des Flures. Lucia sah ihren Vater gerade auf die Tür zugehen, er war noch nicht im Raum. Sie beschleunigte noch einmal ihre Schritte und huschte zwischen ihrem Vater und der Tür hindurch in das Klassenzimmer. Sofort setzte sie sich auf ihren Platz. Er zog die Tür zu, erst danach traten Nelly, Celine und Terra ein. Mit grimmiger Miene setzte sich Terra neben Lucia.
Snape baute sich vor den beiden auf: „Ich tippe auf Felix Felicis, Miss.“
Lucia grinste: „Nein, Sir. Nur schnelle Beine.“
Sein Blick traf auf Terra, dann auf Nelly und Celine: „Nachsitzen. Alle drei. Heute Abend nach dem Essen in meinem Büro.“ Lucia konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Doch als ihre Augen auf die ihres Vaters trafen, verstummte sie. „Oder sollen wir vier daraus machen?“, fragte er verärgert. Lucia winkte dankend ab.

Snape begann mit seinem Unterricht.
„Das war gemein“, flüsterte Terra.
„Das war mehr als passend.“ Lucia grinste.
„Bei deinem Vater nachsitzen, das ist Folter.“
„Was hätte ich denn machen sollen? Ich kann doch nicht bei beiden gleichzeitig nachsitzen. So hat zumindest keiner von uns heute Abend Langeweile.“ Lucia kicherte leise.
Der Unterricht verging zur Freude Lucias sehr schnell. Wie gewohnt mussten sie Zaubertränke brauen, was ihr selbst keine Schwierigkeiten bereitete. Mit Terra zusammen verließ sie als erste das Klassenzimmer.
„Ich bin echt begeistert“, maulte Terra.
„Was ist denn los?“
„Nachsitzen bei deinem Vater. Das ist das, was ich brauche.“
Lucia lächelte: „Du kennst ihn doch nun. Es wird schon nicht so schlimm werden.“ „Das sagst du.“ Terra malte sich die schlimmsten Stunden aus.

Die Zeit bis zum Abendessen nutzten die Mädchen, um sich mit anderen auszutauschen und Zaubererspiele zu spielen.
Lucia vermied während des Essens jeden Blickkontakt zu ihrem Vater, aus Angst er würde ihr das Bevorstehende ansehen können.
PĂĽnktlich traf sie bei Professor Vektor ein, die sie kĂĽhl begrĂĽĂźte.
„Miss Snape, ich habe das nicht von Ihnen erwartet. Dieses ständige Getuschel im Unterricht und Ihre vorlaute Redensweise. Sie werden mir heute helfen, einige Schulunterlagen zu sortieren. Vielleicht können Sie die Zeit nutzen, um über Ihr Verhalten nachzudenken.“
„Sicher, Professor.“
„Es ist ja nicht ganz unbekannt, dass Sie mit Ihrer Art bei dem Kollegium auf Granit stoßen“, wetterte die Lehrerin weiter.
„Sicher, Professor.“
„Aber vielleicht hilft Ihnen das Nachsitzen ja. Und nun ran an die Arbeit.“
„Sicher, Professor.“
Professor Vektor gab Lucia die zu sortierenden Sachen und wandte sich von ihr ab.
Lucia grinste innerlich: „Das scheint ja eine ganz Strenge zu sein. Böse Miss Snape, Sie werden Schulunterlagen sortieren.“ Amüsiert machte sich Lucia an die Arbeit und war bereits nach einer Stunde wieder auf dem Weg zum Gryffindor-Turm.

Sie schlenderte durch die langen Flure und genoss die Zeit, die sie alleine verbringen konnte. Zumindest einen kurzen Moment…
„Lucia Snape!“ Eine sehr vertraute Stimme hallte durch den Gang. Lucia schnellte herum und sah Lupin auf sich zukommen. „Ich dachte, dass wir eine Abmachung hatten. Stattdessen geisterst du hier in der Schule umher.“
Lucia holte Luft, brachte jedoch kein Wort heraus.
„Warum kannst du dich nicht an die Regeln halten? Ich verstehe es nicht, Lucy. Du weißt, wie gefährlich es ist, wenn du alleine bist. Oder willst du es herausfordern? Haben dir die letzten Tage nicht gereicht? Sieh dich doch an mit deinen ganzen Schürfwunden. Und denk an die Träume, die du hattest. Soll es so weitergehen? Ist es das, was du willst?“
Lucia sah auf den Boden. Nein, sie wollte es nicht. Sie wollte alles vergessen, einmal wieder durchatmen. Alleine sein.
„Sollen wir runter gehen zu deinem Vater? Würde dir das vielleicht helfen, alles besser zu verstehen? Den Ernst der Lage zu erkennen?“
Lucia schüttelte den Kopf: „Er kann jetzt sowieso nicht“, murmelte sie kaum hörbar.
„Was kann er nicht? Lucy, meinst du, mir macht es Spaß, dich immer wieder daran erinnern zu müssen, in welcher Situation du dich befindest? Aber es scheint ja bald keine andere Möglichkeit zu geben, als deinen Vater mit einzuschalten.“
„Er hat gerade Terra, Nelly und Celine zum Nachsitzen bei sich“, sagte Lucia leise.
„Ist ja toll. Das wird wohl ein Hobby von euch. Und wo kommst du jetzt her?“
„Von Professor Vektor.“
„Und ich denke mal, dass du nicht zum Kaffeetrinken bei ihr warst.“ Lupin musste unweigerlich lächeln.
Lucia nickte, lächelte ebenfalls.
„Lucy, Lucy. So geht es nicht. Das Kollegium ist wegen euch eh schon aufgebracht. Treibt es doch nicht so weit, dass ihr ständig bei jemand antreten müsst. Lass mich raten, dein Vater weiß nichts davon, dass du nachsitzen musstest?“
„Nein. Ich konnte mich gerade noch davor retten, dass ich mit Terra und den anderen mitmusste. Dann hätte er es erfahren.“
Lupin deutete in Richtung Treppe: „Ich bringe dich nach oben. Aber bitte versprich mir, dass du besser aufpasst. Wenn du eine Situation hast wie heute, dass auch Terra nicht bei dir ist, dann such dir jemanden anderes. Ich kann nicht jedes Mal beide Augen zudrücken, wenn ich dich erwische.“

Lucia wartete im Gemeinschaftsraum bis Terra, Nelly und Celine wiederkamen. Alle drei sahen müde und erschöpft aus und ließen sich in die Sessel fallen.
„Das war pure Folter“, stöhnte Terra.
„Meine Hände tun so weh…“, jammerte Nelly.
Lucia grinste: „Ich weiß, er hat euch die Kessel schrubben lassen wie Muggel.“
„Woher weißt du das?“ Terra setzte sich auf.
„Ich kenne doch meinen Vater.“
„Und du? Hast du Schulunterlagen sortiert?“
„Klar. Ich bin schon seit einer Stunde wieder hier. Hab nur noch auf euch gewartet.“
Nelly und Celine gingen bald hoch in den Schlafsaal.
„Lucy, ich hatte ganz vergessen, dass du alleine zu Professor Vektor musstest.“
„Ich hab auch nicht dran gedacht. Remus hat mich eben zurückgebracht. Er hat mich erwischt.“
„War er sauer?“
Lucia schüttelte den Kopf: „Nicht doll. Es ist schon wieder vergessen. Hauptsache mein Vater kriegt keinen Wind davon.“

Die folgende Nacht verbrachte Lucia sehr unruhig. Immer wieder wachte sie auf, dachte an die Träume über Svea und ihre Mutter. Sie sah die grünen Lichtblitze aus Sveas Zauberstab ständig vor sich.
Wie gerädert schlich Lucia morgens in den Waschraum.
„Terra!“ Aus dem Schleichen wurde panisches Laufen. „Terra, da ist Blut!“
Terra stürmte in den Waschraum. „Wo ist Blut? Wo bist du denn?“
Lucia hatte sich zwischenzeitlich auf einer der Toiletten eingeschlossen.
„Pssst. Hier“, wisperte es hinter der Tür vor. „Es tropft… Also… Da.“
Terra prustete los, sie lachte so laut, dass Lucia langsam wĂĽtend wurde.
„Was ist? Was bitte gibt es da zu lachen?“
„Du bist genial, Lucia Snape. Etwas spät dran, würde ich mal so sagen.“

Auf dem Weg in den FrĂĽhstĂĽcksraum kicherte Terra immer wieder.
„Hör auf jetzt. Ich hab damit einfach nicht gerechnet.“
„Ich schon. Bei deiner Laune in den letzten Tagen.“
„Wirklich sehr witzig.“
„Sei froh, dass dir das nicht in den Ferien unten bei deinem Vater passiert ist. Väter reagieren beim Erwachsenwerden der Kinder sehr eigenartig.“ Wieder lachte Terra, was sich bis in die Unterrichtsstunden hineinzog.

„Wann war es denn bei dir soweit?“, flüsterte Lucia.
„Schon vor einem Jahr. Viel zu früh. Sei froh, dass du erst jetzt damit anfängst.“
Lucia verzog das Gesicht: „Es ist gemein, schrecklich und unfair.“
„Ich hoffe es geht bei den Worten nicht um meinen Unterricht.“ Professor McGonagall unterbrach das Gespräch.
Lucia schüttelte den Kopf: „Nein, Professor.“
„Also kann ich davon ausgehen, dass zwischen Ihnen private Themen ausgetauscht wurden?“ Die Lehrerin sah die Mädchen streng über ihre Brille an.
„Das können Sie, Professor“, rutschte es Lucia heraus. Sofort schlug sie die Hände vor ihren Mund und stand auf: „Ich meine… Es tut mir leid. Entschuldigen Sie, Professor.“
„Nachsitzen. Sie beide. Nach dem Abendessen in meinem Büro.“ Professor McGonagall setzte den Unterricht fort.
„Super. Schon wieder nachsitzen. Und warum? Weil du deine Klappe nicht halten kannst.“ Terra lehnte sich beleidigt zurück.
Lucia antwortet darauf nicht mehr.
Wie konnte es sein, dass jeden Tag eine neue Katastrophe auf sie zu kam?

Es vergingen mehrere Tage. Mad-Eye schickte keine Nachrichten mehr und Lucia begann, sich langsam Sorgen zu machen. Abwechselnd fragte sie ihren Vater und Lupin, ob sie etwas gehört hätten. Doch die Antworten blieben immer negativ.
Die Nachsitzen-Stunden häuften sich. Lucia verbrachte zahlreiche Abende in den Büros der Lehrer, nur ihrem Vater schaffte sie in dem Fall aus dem Weg zu gehen.

An einem Nachmittag hatte Lucia sich zu ihrem Vater ins Büro gesellt und stöberte in den Zutatenschränken und Regalen herum.
Snape beobachtete seine Tochter verunsichert. Sie hatten sich lange nicht auĂźerhalb des Unterrichts gesehen und beiden schien diese Situation recht eigenartig.
Er versuchte, sich immer wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren, doch Lucias Anwesenheit kam ihm rätselhaft vor.
„Wie geht es im Unterricht voran?“
Lucia fuhr herum, ließ fast ein Fläschchen mit Fledermausblut fallen.
„G… gut. Glaub ich. Ja. Alles in Ordnung.“ Lucia lief rot an, fühlte sich ertappt.
„Ich denke du solltest dich mal einen Moment hinsetzen, Miss.“
„Hinsetzen? Hier? Ja, vielleicht hast du Recht. Es ist nur so, ich müsste ja auch bald wieder gehen... und…“
„Setzen!“
Lucia stellte das Fläschchen wieder zurück in das Regal und ging hinüber zum Schreibtisch ihres Vaters. Sie setzte sich ihm gegenüber und schaute weiter zu den Zutaten.
„Suchst du etwas Bestimmtes?“ Snapes Augenbrauen wanderten nach oben und er sah seine Tochter fragend an.
Lucia tat es ihm gleich: „Warum?“, kam es zögerlich von ihr.
„Du durchwühlst die Zutaten und das einfach nur so?“ Ungläubig musterte er Lucia.
„Hätte ja sein können, dass du etwas Neues hast.“

Eine Weile herrschte Stille.
Lucia begann, in dem auf dem Tisch liegenden Buch zu blättern. Ihr Vater sah sie noch immer an.
„Hat Moody sich schon gemeldet?“, fragte Lucia leise.
„Nein. Und wenn, dann würdest du die Nachricht über den Zettel bekommen.“
„Stimmt. Gut. Oder auch nicht gut.“ Lucia blätterte weiter in dem Buch.
„Gibt es irgendetwas, das du mir erzählen willst?“
Lucia biss sich auf die Lippen. Wusste er es bereits und wartete nun auf ihre Beichte? Sie merkte, wie sie zum wiederholten Mal rot anlief.
„Eigentlich nicht.“
„Und uneigentlich?“ Die dunklen Augen ihres Vaters verengten sich.

Die TĂĽr zum BĂĽro ging auf und Professor Dumbledore trat ein.
„Oh, Miss Snape. Sie habe ich gar nicht erwartet. Guten Tag, Severus.“
Snape nickte dem Schulleiter zu, nahm dann seine Tochter wieder ins Visier.
„Ich… Ja, ich geh dann mal wieder.“ Lucia klappte das Buch zu und stand auf.
„Bleiben Sie, Miss Snape. Es geht schließlich um Sie. Professor McGonagall wird auch gleich hier sein.“
Dumbledore setzte sich in einen der Ledersessel: „Severus, ich weiß, wir hätten uns anmelden müssen, aber wir können es nicht weiter aufschieben.“
Professor McGonagall trat ins Büro: „Severus.“ Sie nickte ihm zu. „Und Miss Snape. Das ist ja eine Überraschung. Sollten Sie nicht im Bett liegen?“
Lucia sah von Professor McGonagall weg, hinĂĽber zu ihrem Vater. Seine Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen geformt und seine Wut war ihm anzusehen.
„Was ist hier los? Was hat das alles zu bedeuten, Miss?“
Lucia sank wieder zurĂĽck auf den Stuhl.

„Das können wir Ihnen genau sagen, Severus. Ihre Tochter wird heute Abend zum zehnten Mal nachsitzen. Damit ist die Liste für ein Schuljahr gefüllt und wir sind gezwungen, die Eltern zu benachrichtigen“, gab Professor McGonagall erklärend von sich.
„Zum zehnten…?“ Snape rutschte näher an die Tischkante, und damit auch näher an seine Tochter: „Hatte ich nicht vorhin gefragt…“
„Severus“, unterbrach Professor Dumbledore ihn, „Lucia wird nun die Möglichkeit bekommen sich zu erklären. Denn das wollte sie sicher tun, als sie das Büro aufsuchte. Nicht wahr, Miss Snape?“ Dumbledore sah Lucia über seine Halbmondbrille an.
Lucia nickte kaum erkennbar. Ihre Finger spielten mit den Seiten des Buches und sie versuchte, einen ersten Satz zusammen zu bekommen.
Es war schlimm genug, ihrem Vater das beichten zu mĂĽssen, aber nun noch in Anwesenheit des Schulleiters und der Hauslehrerin wurde es zur Tortur.
„Ich höre, Miss.“ Snape wurde ungeduldig.
„Es stimmt.“
„Was stimmt?“
„Das mit dem Nachsitzen. Es ist das zehnte Mal.“
„Und warum erfahre ich das erst jetzt? Und nicht schon beim ersten Mal?“
Snape lehnte sich weiter ĂĽber den Tisch, um Lucias Blick auf sich zu ziehen, doch sie sah weiter auf ihre Finger, die nun angefangen hatten, einzelne Seiten zu knicken.
„Severus, vielleicht darf ich daran erinnern, dass es vorerst Sache des Hauslehrers war. Und in diesem Fall lag es an Professor McGonagall, sich um Lucia zu kümmern“, bemerkte Dumbledore trocken.
„Zu kümmern…“, raunzte Snape wütend. „Da sieht man ja, wie viel das gebracht hat. Nachsitzen zum zehnten Mal. Und aus welchen Gründen?“ Wieder wandte er sich von dem Schulleiter ab und seiner Tochter zu.

Lucia spĂĽrte, wie ihre Kehle trocken wurde. Ihr Gesicht glĂĽhte vor Scham und sie wĂĽnschte sich weg von diesem Ort.
„Miss Snapes Wortwahl den Lehrern gegenüber ist wohl nicht immer so angebracht. Es haben sich bereits mehrere Kollegen beschwert, dass sie vorlaut wäre und ich kann das leider bestätigen. Ihre Tochter wird heute Abend bei mir bereits zum dritten Mal nachsitzen. Und ein viertes Mal wird es wohl auch geben, denn Miss Snape hat sich heute Mittag vom Unterricht abgemeldet mit der Begründung, es würde ihr nicht gut gehen. Aber statt auf der Krankenstation oder im Bett zu liegen, treffen wir sie hier an.“ Die Hauslehrerin schien kein Ende zu finden.
„Es ging mir auch nicht gut heute Mittag!“, platzte es aus Lucia heraus.
„Da hören Sie es, Severus. Dieser Ton.“
„Genug.“ Dumbledore erhob sich. „Miss Snape, es würde uns helfen, wenn Sie das aus Ihrer Sicht schildern würden.“
Lucias Herz bebte, sie spürte den kalten Schweiß an ihren Händen, die sie nun in ihre Umhangärmel schob.
Snapes Faust schnellte auf den Schreibtisch: „Wenn du im Unterricht so viel reden kannst, warum dann nicht jetzt?“
Lucia kämpfte mit den Tränen, die Blöße wollte sie sich nicht geben, jetzt zu weinen, wenn der Schulleiter und die Hauslehrerin anwesend waren. Sie wollte ihrem Vater alles erklären, vor allem ihn nicht mehr anlügen, doch die Worte schienen wie eingefroren. Und je beklemmender die Situation wurde, desto stärker wurde Lucias Drang, einfach alles herauszuschreien. Aber das würde die Aussage von Professor McGonagall nur bekräftigen, Lucias Wortwahl sei nicht angebracht.
Lucia dachte an Moody. Er war vor der Schulzeit auch für sie da. Warum konnte nicht jetzt eine Nachricht von ihm kommen? Genau in diesen Moment? Sie aus dieser Situation retten…
„Sieh mich an, wenn ich mit dir rede!“ Snape erhob seine Stimme bedrohlich.
Ein erstes Tränchen löste sich und rollte Lucias Wange hinunter, als sie ihre Augen auf ihren Vater richtete.
„Es tut mir so leid“, flüsterte Lucia.
„Was tut dir leid? Rede endlich!“
„Das Nachsitzen und dass ich dir das nicht gesagt habe. Und dass ich im Unterricht so vorlaut bin. Und dass ich mich heute Mittag von Unterricht abgemeldet habe. Und dass ich alleine zu dir ins Büro gekommen bin. Und dass ich heute Abend wieder nachsitzen muss. Und…“
„Stopp!“
Lucia sah wieder auf den Schreibtisch, wo erneut die Faust ihres Vaters aufschlug.
Sie zuckte unwillkĂĽrlich zusammen, auch Professor McGonagall erschrak.
„Severus, das lässt sich doch auch in Ruhe klären.“
„Das haben wir ja gesehen. Was haben die Nachsitzen-Stunden denn gebracht, Minerva? Sehen Sie einen Erfolg? Nach dem neunten Mal?“ Snapes Augen wanderten zurück zu Lucia. „Das Nachsitzen heute wird bei mir stattfinden, dass wir uns gut verstehen, Miss.“
„Aber Severus…“, begann die Hauslehrerin.
„Wenn meine Tochter meint, sie müsse alles vor mir verschweigen, sich aus allen Situationen stehlen, dann wird es Zeit ihr beizubringen, dass das der falsche Weg ist. Denn bisher scheint es ja nicht geglückt zu sein.“ Snapes Blick wanderte nun zu Professor McGonagall.

Dumbledore räusperte sich: „Ich denke, wir sollten Severus´ Angebot annehmen, dass er das Nachsitzen übernehmen wird, Minerva.“
„Aber Albus…“
Lucia sah fast flehend zu dem Schulleiter, doch er erwiderte ihren Blick nicht.
„Ich gehe davon aus, dass Miss Snape diese Konsequenz tragen wird“, unterbrach Dumbledore die Gryffindor-Hauslehrerin.
„Das wird sie müssen. Und sie können unbesorgt sein, Minerva. Meine Tochter wird ab morgen keine Zeit mehr mit Nachsitzen verbringen.“
„Davon bin ich überzeugt, Severus. Jedoch nicht davon, wie Sie Ihrer Tochter das nahe legen werden.“ Professor McGonagall sah nun zu Lucia, die begonnen hatte, nervös an ihrem Umhang zu zupfen.
„Genug.“ Dumbledore erhob sich.
„Eine Frage noch, Professor.“ Snape wandte sich zum Schulleiter. „Ist Lucia die einzige, die ihre abendlichen Stunden so verbringt?“
Lucia wusste, worauf ihr Vater anspielte.
„Leider nein, Severus. Hogwarts hatte schon immer seine Sorgenkinder. In diesem Fall zählt Miss Stebbins auch mit dazu. Ich bedaure zutiefst, dass Gespräche mit ihren Eltern nicht möglich sind. Sie ist so ein aufgewecktes und kluges Mädchen.“
„Das ganz nach seinem Bruder schlägt, wie es scheint“, räusperte sich Snape. Er erinnerte sich an den Weihnachtsball vor einigen Jahren, bei dem er Terras Bruder mit einem Mädchen im Schlosspark erwischte.
„Ihr Bruder war ein guter Schüler, Severus. Gegen Liebe können wir nun mal nichts tun. Wie dem auch sei, Miss Stebbins´ Eltern sind nach wie vor im St. Mungo und es wird wohl noch eine Weile bis zur Genesung dauern. Die Vergiftungen durch unbekannte Lebensmittel war doch stärker als befürchtet.“
Lucia setzte sich auf. Terra hatte nichts davon erzählt. Im Gegenteil, sie hatte sogar gesagt, dass ihre Eltern sich bereits auf sie freuen, wenn sie in den Weihnachtsferien nach Hause kommt.

„Nun, es liegt also in Professor McGonagalls Hand wie wir weiter mit Miss Stebbins vorgehen.“ Dumbledore ging in Richtung Bürotür.
Auch Professor McGonagall stand auf: „Wir sind uns einig. Ich sehe Sie morgen im Unterricht, Miss Snape.“
Der Schulleiter und die Hauslehrerin verlieĂźen das BĂĽro.
Snape erhob sich langsam von seinem Stuhl, während Lucia auf ihrem immer tiefer sank.
„Was war das für ein Auftritt?“ Lucias Vater sprach beängstigend leise.
Lucia hatte wieder das Buch auf dem Schreibtisch fixiert und hoffte auf das Ende dieses Tages.
„Dieses Verhalten wird ein Ende haben, Miss. Und sieh mich endlich an, wenn ich mit dir rede!“ Snapes erhob seine Stimme zum wiederholten Male und er ging um den Schreibtisch herum zu seiner Tochter.
Was hatte Lucia zu McGonagall gesagt? Sie hätte keine Angst vor ihrem Vater. Doch, in diesem Moment hatte sie Angst. Und zwar so viel, dass sie es nicht schaffte, ihm in die Augen zu sehen.
Snape packte grob Lucias Kinn: „Ich wiederhole mich ungern, Miss. Was denkst du dir eigentlich? Und wie lange sollte das noch so weitergehen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Mutter dir dieses Verhalten beigebracht hat. Oder hast du die Abende in Kiruna auch immer in den Büros der Lehrer verbracht?“
Lucia schĂĽttelte so weit es ging den Kopf.
„Und dein Herumgeistern alleine im Schloss war sicher auch nicht das erste Mal.“
Wieder schĂĽttelte Lucia den Kopf.
„Warum? Ich frage mich, warum du es nicht begreifen willst.“ Snape ließ seine Tochter los und begann im Büro auf und ab zu laufen.
„Es tut mir doch leid, Sir“, sagte Lucia mit zitternden Stimme.
„Und du meinst, dass ich dir das glaube? Mit der großen Liste an Untaten. Hast du überhaupt mal darüber nachgedacht, was für dich alles auf die Beine gestellt wurde? Und du hast nichts anderes zu tun, als Regeln zu brechen und Lehrer zu beleidigen. Du benimmst dich wie ein pubertierender Teenager.“
Lucia sprang auf: „Dann hab ich Neuigkeiten für dich. Ich bin ein Teenager. Ein Teenager, der nichts anderes zu tun hat, als sich ein Gemecker nach dem nächsten anzuhören. Ich darf mich nicht alleine im Schloss bewegen, obwohl Dumbledore immer wieder betont, wie sicher es doch ist. Ich komme in das Haus mit der wohl schlimmsten Hauslehrerin. Und ich habe einen Vater, der… Ach, du kennst dich selbst am besten.“

Snape stürmte auf seine Tochter zu und packte sie an den Schultern: „Hüte deine Zunge, Miss. Ich will nicht, dass so ein Gespräch wie heute noch einmal vorkommt. Und dem Nachsitzen werden wir aus dem Weg gehen. Du verbringst die nächsten Abende bei mir.“
„Aber…“
„Ich will kein Aber mehr hören. Das solltest du bereits wissen.“ Snape ließ von seiner Tochter ab.

Bis zum Abendessen verbrachte Lucia auf Wunsch ihres Vaters die Zeit bei ihm, um ihre Hausaufgaben zu erledigen. Sie war genervt, traurig und wĂĽtend auf sich selbst. Snape begleitete Lucia bis in die groĂźe Halle zum Abendessen.
Erleichtert ging sie zum Gryffindor-Tisch und setzte sich zu Terra.
„Wo warst du denn den ganzen Nachmittag?“ Terra sah Lucia fragend an und Lucia erzählte ihr von dem Gespräch im Büro.
„Und heute Abend muss ich auch zu ihm. Und die nächsten Abende.“
Terra verzog das Gesicht: „Also fair ist das nicht.“
„Was ist schon fair? Lassen wir das. Was ist mit deinen Eltern passiert?“
Terra starrte Lucia an: „Woher…?“
„Dumbledore. Er hat es erzählt. Warum hast du denn nie was gesagt?“
„Sie sind in guten Händen und sie werden geheilt. Ich wollte nur für dich da sein und dich damit nicht belasten.“
Lucia stieß Terra an die Schulter: „Das ist Blödsinn. Ich bin genauso für dich da.“

Das Abendessen ging für Lucias Geschmack viel zu schnell vorbei. Schon bald fand sie sich in den vertrauten Kerkerräumen am Kamin wieder. Der erste Schnee war bereits gefallen und es war eine Wohltat am Feuer zu sitzen.
Lucias Vater sah nachdenklich in die Flammen.
„Sir, ich…“
„Ruhe. Ich habe dich nicht zum Reden herbestellt“, brummte Snape und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
Lucia zog ihre Stiefel aus, setzte sich auf den Boden vor den Kamin und wärmte ihre Füße am Feuer. Snape begann wieder seine Tochter zu beobachten. Ihre mittlerweile wieder gleichmäßig rot-schwarzen Haare, ihr seitliches Profil, welches sie zweifellos von ihrer Mutter geerbt hatte, und ihr doch noch unschuldiges, kindliches Wesen.
„Nimm dir eine Decke, wenn du da unten sitzt. Es ist zu kalt auf den Steinen.“
Lucia sah ihren Vater verwundert an. Er sorgte sich? Sie holte sich eine Decke und ließ sich wieder vor dem Feuer nieder. Lucia wurde nachdenklich. Es sollte doch eine Strafe sein, dass sie in den Kerkerräumen sitzen musste. Aber ihr kam es nicht so vor. Im Gegenteil, sie genoss die Ruhe, das wärmende Feuer und die Nähe zu ihrem Vater.

„Wir haben noch eine Woche bis zu den Ferien. Solange wirst du die Abende hier unten verbringen. Professor Dumbledore hat mich gebeten, die Weihnachtstage noch mit dir in Hogwarts zu verbringen. Ich habe zugestimmt. Danach reisen wir für ein paar Tage nach London.“
Lucia nickte, schlieĂźlich sollte sie nicht reden.
„Wir werden dich neu einkleiden müssen. Du bist gewachsen seit dem Sommer. Und ich will nicht, dass meine Tochter herumläuft, als würde sie nichts Vernünftiges besitzen.“ Snape griff nach der Zeitung, die auf dem Couchtisch lag, und verkroch sich dahinter.
Lucia sah weiter ins Feuer. Wer hatte ihrem Vater einen Beruhigungstrank untergemischt? Dumbledore? McGonagall? Lucia war verwirrt. Was war in den letzten Stunden geschehen? Noch am Nachmittag hatte sie das Gefühl gehabt, dass er sie verbannen wollte, nun gab er einen eigenartigen Satz nach dem nächsten von sich.

Snape hielt mit einer Hand die Zeitung vor sich, in der anderen Hand einen Brief von Veritas. Immer wieder las er die Zeilen und sah unbemerkt zu Lucia.
„Sie ist ein Sonnenschein und wird dir viel Freude bringen… Du wirst sie lieben… Du wirst stolz auf sie sein…“

+++++++++++++++++++++++++++++++++
Ich hoffe, dass Euch das Chap gefallen hat. Es ist dieses Mal etwas länger ausgefallen, hoffe dass ihr es bis hierher geschafft habt :)

Freue mich wie immer ĂĽber Kommis.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

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