
von S_ACD
Na, und da geht's doch tatsächlich mal wieder weiter...
Sorry, Leute, war irgendwie... öhm... gut, jetzt fällt mir keine Ausrede ein. Unmotiviert?
Im KreaTief?
Keine Ahnung, der Schnee hat jedenfalls geholfen (die halbe Stunde zumindest, in der er noch nicht weggeschmolzen war) und das neue Album der Killers auch.
Mahh... irgendwie bin ich unzufrieden... Das Kapitel ist nicht so, wie ich's gern hätte. Viel zu unspektakulär.
Aber das muss storytechnisch leider sein. Ab dem nächsten wird's besser.
~-~-~-~
Ich schiebe energisch ein paar Kartons mit der Fußspitze zur Seite und verfluche insgeheim Charlies Verschwinden, das uns davon abgehalten hat, Dad wegen der nötigen Genehmigung zu fragen, was nun dazu führt, dass es hier drin langsam aber sicher verdammt eng wird.
„Ey“, Lee Jordan steckt seinen Kopf durch den schmalen (stündlich schrumpfenden) Spalt, der auf dem Weg zum Hinterzimmer noch frei ist, „Euch ist aber schon klar, dass allmählich der Platz ausgeht, oder?“
Ich werfe ihm einen genervten Blick zu.
„Danke für den Hinweis. Hab mich schon gefragt, warum die Fortbewegung hier drin auf einmal so kompliziert geworden ist.“
Lee grinst, schiebt sich ins Hinterzimmer und bringt dabei um ein Haar den nächstbesten Kartonstapel zum Einsturz. Das Gebilde schwankt gefährlich, bevor es sich nach ein paar Sekunden dazu entschließt, der Schwerkraft auch weiterhin zu trotzen.
Ich krame mich auf der heldenhaften Suche nach unseren letzten Tagtraumpulverbeständen (die sich seltsamerweise noch schneller verkaufen als das warme Met aus den Drei Besen an einem Tag mit Minusgraden – gibt wohl nichts Schöneres als am Fest der Liebe und Familie in seine eigenen kleinen Welt abzutauchen, um die nervende Verwandtschaft einfach auszublenden) durch diverse Kisten – und ignoriere mein Anhängsel, das heute wirklich erschreckend gut gelaunt ist.
„Ich meine, ist das zu fassen?“, er fängt schon wieder an, „Ernsthaft, wenn du mich-“
„Jaah“, gebe ich nicht allzu höflich zurück, „Euer zweimonatiges Jubiläum. Glückwunsch. Entschuldige bitte, dass ich keinen Freudensprung mache, aber ich hab das Gefühl, wenn ich das tue geht hier drin wirklich noch was zu Bruch.“
„Hundertprozentig!“, meldet sich mein Zwillingsbruder von draußen zu Wort und auch nach gut zweiundzwanzig Jahren bin ich immer noch verblüfft darüber, wie gut sein Gehör sein kann, wenn er es wirklich darauf anlegt.
„Tse“, macht Lee und lässt sich seine fast schon beängstigend gute Stimmung nicht im Geringsten verderben, „Spüre ich da einen Hauch von Eifersucht?“
Ich schiebe ihn mit dem Ellenbogen zur Seite.
„Du spürst gleich was ganz anderes, wenn du nicht bald die Klappe hältst.“
„Aber hallo“, ruft George mit anzüglichem Unterton dazwischen, „Nicht solange der Laden noch offen hat, wie oft hab ich euch das eigentlich schon gesagt?“
„Ha, ha“, gibt Lee zurück, „Selten so gelacht!“
Dann machen wir beide hastig Platz, um Verity durchzulassen, die heute erstaunlicherweise schon den ganzen Tag frisch, munter und ebenfalls ziemlich gut gelaunt herumläuft. Mit ein bisschen Glück ist ihr klar geworden, dass sie ohne ihren Idioten von einem Ex-Freund um Welten besser dran ist.
„Also“, ich wende mich mit vollen Armen wieder unserem besten Freund zu, „So faszinierend die ganzen Details deiner Beziehungskiste auch sein mögen, du siehst ja, was hier los ist. Der Platz ist knapp, die Zeit auch, um sieben sollten wir eigentlich hier raus sein, weil wir zu Bill und Fleur müssen – und ich wage schon jetzt mal ’ne Prognose und sage, dass sich das zeitlich nicht ausgehen wird-“
„Nie im Leben!“, gibt mir George von draußen Recht, begleitet von der beeindruckenden Geräuschkulisse eines vollen Ladens.
„Merlin“, rufe ich zurück, „Hast du echt nichts Besseres zu tun?!“
Lee grinst schon wieder.
Ich will ja nicht sagen, dass ich mich nicht für ihn freue – zwei Monate, das ist doch schon mal was. Vor allem, wenn die Hexe von der Wetteransage (Wie auch immer ihr Name jetzt war…) rein optisch ziemlich was hermacht und auch ansonsten ganz in Ordnung zu sein scheint.
Aber alle freundschaftliche Genugtuung ändert leider nichts an der Tatsache, dass er und seine gute Laune gerade mehr als nur im Weg herumstehen.
„Worauf ich hinaus will“, ich schiebe mich an ihm vorbei, mit dem wenig erstrebenswerten Ergebnis, zum zweiten Mal beinahe von Verity über den Haufen gerannt zu werden, „Entweder du machst dich nützlich oder du verziehst dich irgendwohin, wo du uns nicht vom Arbeiten abhältst.“
Er sieht sich zweifelnd um.
„Wie wahrscheinlich ist es, dass ich hier drin so ’ne Stelle finde?“
„Verschwindend gering!“, antwortet Georges Stimme an meiner Stelle und ich kann nicht anders, ich muss schmunzeln.
„Okay, okay“, Lee zwängt sich hinter mir zurück in den Verkaufsraum, „Ich hab verstanden, bin schon weg… Aber wie sieht’s aus, sehen wir uns demnächst mal?“
„Klar“, ich lade die Hälfte meiner Last bei unserer Assistentin ab, „Und viel Spaß heute Abend bei deinem zweimonatigen Jubiläum.“
George ignoriert die wartenden Kunden fĂĽr einen Moment und lehnt sich grinsend ĂĽber den Tresen.
„Amüsier dich, klar?“
Lee grinst zurĂĽck.
„Verlasst euch drauf. Ach, und… ihr haltet mich auf dem Laufenden, ja? Wegen Charlie, meine ich.“
Wir seufzen gleichzeitig.
„Sicher.“
Geht man davon aus, dass keine Neuigkeiten auch gute Neuigkeiten sein können, dann stehen die Dinge nämlich bestens.
Aus Rumänien gibt es trotz ausgedehnter Suche absolut nichts Neues. Irgendeiner Ophelia zufolge (die unsere Sprache zwar ganz gut beherrscht, aber grammatikalisch gesehen eindeutig nicht mit ihr aufgewachsen ist) können wir noch froh sein, dass unser zweitältester Bruder nicht in der Paarungszeit oder – was noch schlimmer wäre – in der Zeit, in der die Muttertiere Junge haben, verloren gegangen ist.
Das hätte dann unter Umständen richtig unangenehm werden können.
~-~-~-~
Natürlich sind wir zu spät dran.
„Mist“, flucht George und stolpert hinter mir auf die rutschigen Pflastersteine der Winkelgasse, „Wir haben vergessen-“
„Unwichtig“, ich ziehe die Tür zu und schließe ab, „Dafür ist jetzt echt keine Zeit mehr, wir sind sowieso schon zwanzig Minuten im Verzug.“
Er wirft erst einen skeptischen Blick hinauf in den verhangenen Nachthimmel, aus dem Nieselregen vermischt mit ein paar schüchternen Schneeflocken fällt und dann einen auf die Armbanduhr.
„Nicht so ganz. Ich würde sagen, ’ne halbe Stunde trifft es eher.“
Ich seufze. „Na großartig.“
Leicht gezwungenes Grinsen. „Absolut großartig. Hoffentlich haben sie wenigstens noch nicht-“
Mit einem Mal bricht er ab und sieht etwas befremdet drein.
„Was ist?“
Er sagt gar nichts, sondern deutet bloĂź mit dem Kinn auf irgendetwas hinter meinem RĂĽcken. Verwundert drehe ich mich um.
Und kapiere im ersten Moment nicht, was er meint.
Dann erst bemerke ich den Mann in unserem Alter, der gut zwanzig Meter entfernt am Straßenrand steht und uns – Dunkelheit hin oder her – ganz eindeutig anstarrt.
„Wer-?“, murmle ich leise und registriere nur am Rande, dass George sich neben mich gestellt hat.
„Keine Ahnung“, gibt er genauso leise zurück und dann, etwas lauter, „Hey!“
SchneeflockenerfĂĽllte Stille.
„Hey!“, wiederhole ich, mache, als keine Reaktion kommt, einen Schritt nach vorne und-
Knall.
Der Typ disappariert.
„Was zum…“, George starrt mich vollkommen entgeistert an, „Was sollte das denn jetzt wieder?“
Ich schĂĽttle den Kopf und bin mir ziemlich sicher, dass mein Gesicht kein bisschen weniger schlauer aussieht als seines.
„Ich… puh. Keinen blassen Schimmer.“
„Wer zum Teufel war das?“
„Woher soll ich das wissen?“
„Du weißt doch sonst immer alles.“
„Halt die Klappe.“
Ein paar Sekunden lang herrscht irgendwas zwischen belustigtem und ratlosem Schweigen.
„Meine Fresse“, murmeln wir gleichzeitig.
„So“, sage ich dann und schiele vorsichtig auf meine eigene Armbanduhr, „Bruderherz, wir werden uns mordsmäßig verspäten, aber dafür-“
„-können wir wenigstens den Punkt Unheimlichen Stalker zulegen auf der To-Do-Liste unseres Lebens abhaken?“
Er sieht mich gespielt skeptisch hochgezogenen Augenbrauen an und ich muss grinsen.
„Ganz genau. Übrigens, was hab ich gesagt? Da hätten wir schon wieder ’ne Liste.“
Er schĂĽttelt tadelnd den Kopf und grinst ebenfalls.
„Du bist ’ne Liste.“
„Woah, woah. Musst du immer gleich so gehässig sein?“
Ich ernte einen treuherzigen Blick, der nicht im Geringsten ernst gemeint ist.
„Sorry. Kommt irgendwie automatisch, wenn man die ganze Zeit mit jemandem wie dir rumhängt.“
„Tse“, ich ziehe eine Augenbraue hoch, „Dein Glück, dass man diese Bemerkung auch als Kompliment missverstehen kann.“
Er klopft mir auf die Schulter. „Man muss nehmen, was man kriegen kann, oder? Los, komm. Ron bringt uns um, wenn der Hackbraten kalt wird.“
Ich schnaube ungläubig.
„Pff. Die werden ja wohl hoffentlich nicht so blöd gewesen sein, auf uns zu warten.“
~-~-~-~
Unsere Sippschaft war, wie wir noch ein paar Minuten später erfahren, als wir mit ordentlicher Verspätung endlich in Shells Cottage eintreffen, aber ganz offensichtlich doch zu dämlich, um ohne uns mit dem Essen anzufangen – was vom Grundgedanken her ja eigentlich recht nett ist.
Nett und irgendwie weihnachtlich.
Die angenehme Stimmung verfliegt allerdings exakt in der Sekunde, in der Ron damit beginnt, lautstark seinen Unmut über die von uns verursachte Verzögerung kundzutun, Granger ihm sagt, er solle doch bitte kein Drama draus machen und er aufzuzählen beginnt, was er heute im Laufe des Tages nicht alles schon geleistet hat.
Merlin sei Dank hört er auf zu reden, sobald er Messer und Gabel in der Hand hat, um sich der Herausforderung der Nahrungsaufnahme zu stellen.
Das war bei Ron schon immer so.
Reden und Essen gleichzeitig überfordert irgendwie seine Kapazität.
Das Gespräch plätschert vor sich hin und vermeidet dabei tunlichst alle Themen, von denen man auch nur irgendwie auf osteuropäische Staaten oder potenziell tödliche Kreaturen schließen könnte und als Ginny irgendwas von einer vielversprechenden Quidditch-Nachwuchsmannschaft sagt, in deren Namen das Wort „Salamander“ vorkommt, herrscht unangenehmes Schweigen und alle gucken auf ihre Teller.
Granger räuspert sich hastig.
„Also“, sagt sie (und ich kann ihr schriftlich geben, dass ihr alles in diesem Raum, was rote Haare und ein paar Sommersprossen vorzuweisen hat, gerade extrem dankbar dafür ist, dass sie die undankbare Aufgabe des Themenwechsels übernommen hat), „Apropos – Harry, Ron, wie war das neulich bei euch mit dieser Isle of Wight-Geschichte? Diese, ähm, diese eine Sache mit diesem… einen Kerl… erzählt doch mal.“
Gut, es ist vielleicht nicht der eleganteste Themenwechsel aller Zeiten, aber wie George vorhin schon gesagt hat – man muss nehmen, was man kriegen kann.
Bill, der schon die ganze Zeit auf seinem Teller herumstochert, sieht auf und grinst beinahe so ĂĽberzeugend, als wĂĽrde es ihn absolut keine Ăśberwindung kosten, was meinen Zwillingsbruder dazu bringt, mir ĂĽber den Rand seines Tellers einen vielsagenden Blick zuzuwerfen.
Sieht wohl nicht so aus, als hätte unser Ältester für die Suche arbeitsfrei gekriegt.
Wir beenden das Essen ohne weitere Zwischenfälle (wenn man mal davon absieht, dass Ron mit seinem Ellenbogen um ein Haar die Salatschüssel vom Tisch fegt, als er Fleur die Brötchen reichen will) und alle pilgern hinüber ins Wohnzimmer um irgendeine Art von Punsch zu versuchen, von dem man, wie Harry uns zuflüstert, besser nicht mehr als drei Schlucke konsumiert, wenn man aufs Geradeauslaufen besonderen viel Wert legt.
„Pff“, schnaubt George leise, „So schlimm wird’s ja wohl nicht sein…“
„Oh, da werden wir uns ganz auf dein weises Urteil verlassen können, schätze ich“, sagt Bill grinsend und drückt uns beiden ein halbvolles Glas mit bernsteinfarbiger Flüssigkeit in die Hand, „Bitte schön, meine Herren. “
Ich ziehe selbstgefällig die Augenbrauen hoch, wir prosten ihm wortlos zu – und keine drei Sekunden später habe ich im wahrsten Sinne des Wortes das Gefühl, mir die Lunge aus dem Leib zu husten. Was an und für sich vielleicht gar nicht so schlecht ist, denn in Anbetracht der unangenehmen Tatsache, keine Luft zu bekommen, erscheint dieses Organ im Moment ohnehin mehr als überflüssig.
„Heilige Scheiße…“, bringe ich heraus und bin kein bisschen davon überrascht, dass meine Stimme extrem heiser klingt, während sich das restliche Zimmer Mühe gibt, nicht laut loszulachen „Was habt ihr da bloß reingetan?“
„Tjaah“, sagt Ron und grinst triumphierend über das Augenrollen seiner Verlobten hinweg, „Das wüsstet ihr wohl gerne, was?“
„Unbedingt“, würgt George nicht ganz mühelos hervor, „Ist schließlich ganz nett zu wissen, was man zusammenmixen muss, wenn man das nächste Mal irgendwelches Ungeziefer vernichten will.“
Das ruft nun wirklich Gelächter hervor.
„Sicher“, sagt Harry grinsend, „Ich meine, wer steht nicht auf betrunken Insekten?“
„Ein echter Romantiker…“, murmelt Ginny schmunzelnd und schmiegt sich an ihn.
„Kannst du laut sagen“, sagt Granger trocken, „Also, wem darf ich noch einschenken?“
„Danke“, wehrt unsere kleine Schwester ab, „Für mich nicht.“
Was irgendwie seltsam ist, weil sie auf das ganze vorweihnachtliche Zeug normalerweise total abfährt, aber andererseits… wenn man Gefahr läuft, nach einem halben Glas an Alkoholvergiftung zu sterben, sind ihre Bedenken vielleicht doch nachvollziehbar.
~-~-~-~
Es dauert eine gute halbe Stunde, bis wir Bill endlich alleine erwischen, ohne die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf uns zu ziehen.
(Die Tatsache, dass wir ihm dafür ins Badezimmer folgen müssen, sei hier nur am Rande erwähnt.)
Er scheint auch dementsprechend auch etwas irritiert.
„Äh, Leute“, sagt er, „Euch ist aber schon klar, dass es gewisse Dinge gibt, die ein Mann… nun ja, allein erledigen muss?“
„Klar“, sage ich.
„Völlig klar“, sagt George, „Wir sind auch gleich wieder weg, wir wollten bloß wissen…“
„Wie ist der Stand der Dinge?“
Man sieht ihm ganz deutlich an, dass er darüber nachdenkt, sich dumm zu stellen, aber dann spart er uns allen miteinander Zeit und lässt die Scharade bleiben.
„Nicht gut“, er lehnt sich gegen das Waschbecken und mir wird klar, dass sich unser Verdacht, seine gute Laune heute Abend wäre zum größten Teil bloß aufgesetzt, soeben bestätigt hat, „Wirklich, wirklich nicht gut.“
„Du kriegst nicht frei?“
„Nein“, er schüttelt resigniert den Kopf. „So wie’s aussieht nicht.“
George und ich wechseln einen Blick und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir das dumpfe Gefühl im Magen beide spüren. Irgendwie… keine Ahnung.
Es hört sich vielleicht dumm an, aber Bill ist der große Bruder.
Der hat bis jetzt noch immer alles hingekriegt, was er sich in den Kopf gesetzt hat.
Und mit „alles“ meine ich auch echt alles. Immerhin… was dachtet ihr denn, wo George und ich unsere Dickköpfe herhaben?
Irgendein Vorbild haben sogar wir gebraucht.
Auf die eine oder andere Weise hat Bill einfach immer geschafft, was er sich vorgenommen hat und ausgerechnet jetzt, wo es um Charlie geht – versteht mich nicht falsch, sicher macht man sich Sorgen, aber… na ja, solange man der festen Meinung ist, Bill würde sich drum kümmern, hat man beinahe das Gefühl, dass nichts schiefgehen kann.
Dass alles schon irgendwie gut werden wird.
Tja, falsch gedacht.
„Jungs…“, reißt mich seine Stimme aus meinen Gedanken – man merkt ihm deutlich an, dass er uns ansehen kann, was los ist, „Jungs, das wird schon. Ehrlich. Ich meine, ich kann nicht kündigen, aber ich werde…“
Er bricht ab, sieht etwas ratlos drein und mir schießt plötzlich durch den Kopf, dass wir schlicht und einfach bescheuert sind. Bescheuert und gemein.
„Schon gut“, ich setzte mein bestes aufmunterndes Grinsen auf und schiebe George Richtung Tür, „Echt, das, also… wir gehen dann mal wieder.“
Mein Zwillingsbruder wirft mir einen fragenden Blick zu, aber zum Glück hat er es nicht nötig, irgendwelche bescheuerten Fragen zu stellen, weil ihm sowieso klar ist, dass ich ihm gleich alles erklären werde.
„Ähm… viel Spaß“, ruft er noch über seine Schulter, bevor wir aus dem Badezimmer verschwinden.
Bills Reaktion ist ein trockenes „Danke vielmals.“, was einerseits ziemlich unhöflich, andererseits aber auch mehr als verständlich ist.
Ich zerre George durch den Flur und die ersten paar Stufen des dunklen Treppenhauses hoch. Er sieht mich einigermaĂźen verwundert an.
„Fred, was denn?“
„Also… keine Ahnung, denkst du nicht, dass wir grade irgendwie… na ja, fies zu ihm waren?“
Sekundenlang starrt er die gegenĂĽberliegende Wand an und als er wieder aufsieht, weiĂź ich, dass er genau verstanden hat, worauf ich hinaus will.
Das letzte, das Bill im Augenblick gebrauchen kann, sind noch zwei kleine Brüder, die ihm das Gefühl geben, es versaut zu haben. (Denn wegen Charlie macht er sich – objektive Schuldlosigkeit hin oder her – schon mehr als genug Vorwürfe, da verwette ich jederzeit unseren Laden drauf.)
„Jahh“, sagt er langsam, „Etwas unkonstruktive Unterstützung, stimmt schon.“
Ich nicke. „Kannst du laut sagen.“
Ein paar Sekunden lang sagen wir gar nichts – quasi eine Schweigeminute für eine absolut beschissene Situation – dann sehen wir uns plötzlich an.
(Und ich will verdammt sein, wenn wir nicht wieder mal in exakt demselben Moment exakt dieselbe Idee hatten – manchmal liebe ich diesen Kerl so sehr, dass ich ihm direkt um den Hals fallen könnte.)
Sein ganzes Gesicht strahlt und seine Augen haben diesen bestimmten Ausdruck, der McGonagall früher immer zu Fragen à la „Na schön, Mr. und Mr. Weasley, was in Merlins Namen hat diesmal wieder Feuer gefangen?“ verleitet hat.
„Heh“, sagt er grinsend, „Bruderherz, gehe ich recht in der Annahme, dass wir gerade denselben brillanten Einfall hatten?“
Ich grinse zurĂĽck.
„Was denkst du, wie lange können wir den Laden alleine lassen, ohne dass alles den Bach runtergeht? Vier Tage? ’Ne Woche?“
Sein Grinsen nimmt gefährlich breite Ausmaße an.
„Locker.“
„Na dann… soll um diese Jahreszeit ja echt schön in Rumänien sein, was?“
~-~-~-~
Als wir dabei sind, uns zu verabschieden (unsere beiden Pärchen haben schon vor einer guten Viertelstunde die Fliege gemacht) beginnt es wieder zu schneien.
„Tja“, sage ich, „Vielen Dank noch mal Leute.“
„Yep“, sagt George, „War richtig lecker.“
„Jederseit wieder“, sagt Fleur lächelnd und der leise Seitenblick, den sie Bill zuwirft, zeigt deutlich, dass auch sie ihrem Ehemann die gute Laune kein Stück abkauft, „Gute Nacht.“
„Jaah“, sagt Bill, „Nacht euch beiden. Macht keinen Blödsinn, ja?“
George wickelt sich in seinen Schal. „Ach, ihr kennt uns doch.“
„Würden wir niemals tun“, ergänze ich.
„Sicher nicht“, sagt Bill und zum ersten Mal an diesem Abend kann ich ihm das schmale Grinsen beinahe abkaufen, „Woher auch-“
Knall.
Wir zucken allesamt unwillkĂĽrlich zusammen, tauschen dann verwunderte Blicke.
„Vielleischt ’at jemand von die anderen etwas vergessen?“, mutmaßt Fleur und öffnet die Haustür, „’allo?“
DrauĂźen steht unser Vater.
„Hi, Dad“, sagen George und ich gleichzeitig.
Bill runzelt die Stirn. „Was tust du denn-“
Aber Dad lässt ihn nicht mal ausreden.
„Danke, Liebes“, sagt er zu Fleur, während er sich an ihr vorbeischiebt, aber er lächelt nicht. Ganz im Gegenteil, er sieht verdammt ernst aus.
Gar nicht gut. Ich werfe George einen hastigen Blick zu.
Was zum Teufel ist denn jetzt schon wieder los?
Die Antwort ist ein unbeholfenes Schulternzucken.
„Dad?“, hakt Bill nach, „Alles in Ordnung?“
Der Blick unseres Vater wandert über George und mich, als wäre es ihm gar nicht recht, dass wir noch hier sind und mit anhören könne, was er zu sagen hat, doch dann entscheidet er offenbar, dass das jetzt auch schon egal ist.
„Schlechte Neuigkeiten“, sagt Fleur – es ist mehr Feststellung als Frage.
Dad nickt und sieht dabei so besorgt aus, dass mir gleich wieder flau im Magen wird.
„Es geht um…“, er hält inne und sieht Bill fest in die Augen, bevor er weiter spricht (irgend so eine eingeschworene Vater-Erstgeborener-zukünftiges-Familienoberhaupt-Sache), „Folgendes: Sie haben Percy verhaftet.“
Die nachfolgende Stille ist so verdattert, als könnte sie selber noch nicht richtig glauben, dass sie existiert.
Bill ist der erste, der schlieĂźlich den Mund aufmacht.
„Äh… WAS?!“
~-~-~-~
Also, ich würde Bill auch stalken. Das ist alles, was mir im Moment dazu einfällt. =]
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