von ~Cassiopeia~
Hey meine Lieben!
Hier geht es weiter - leider diesmal ohne Reviewantworten *schäm*. Fühlt euch einfach gedrückt und gedankt *in die Runde strahl*
Ihr habt Recht, Ginny und Draco zusammen in einem Haus.. das wird interessant *g*. Die nächsten Kapitel werden sich allerdings inhaltlich mit etwas anderem beschäftigen, um unsere zwei Süßen geht es etwas später wieder weiter... ich freu mich auf euch,
liebste Grüße,
Cassiopeia
15. Ungewöhnlicher Besuch
Die Arme über ihrem Kopf verschränkt lag Ginny noch lange wach. Sie starrte an die Decke, ohne diese wirklich zu sehen. Die Gedanken vom Abendessen hielten sie gefangen. Es hatte einigen Tumult gegeben, als bekannt wurde, dass Narcissa und Draco in den Orden aufgenommen worden waren.
Doch die Begründung hatte beinahe ebensoviel Bestürzung ausgelöst.
In Ginnys Kopf drehte sich alles. Sie war hier mit Draco Malfoy unter einem Dach und merkte, wie es sie nervös machte aus einem Grund, den sie selbst nicht verstand. Es war nicht das verächtliche Gefühl ausgerechnet mit einem Slytherin in einem Haus zu wohnen, sondern etwas, dass ihr Handgelenk kribbeln ließ - und ihre Nerven flattern.
Himmel, was war nur mit ihr los?
Sie hatte bemerkt, wie sein Blick immer wieder in ihre Richtung gewandert war. Als ob er mich beobachtet, dachte sie und schüttelte den Kopf. Hör auf zu spinnen, Ginny, er KANN dich nicht beobachten. Er ist verdammt noch mal BLIND!
Langsam kam es ihr sehr verdächtig vor, sich immer wieder daran erinnern zu müssen, dass er sein Augenlicht verloren hatte. Wieso kam sie sich dann ständig so beobachtet vor, als würden seine Augen sie nicht nur ansehen, sondern direkt in sie hinein schauen und dort etwas erkennen, von dessen Existenz sie selbst bisher nichts gewusst hatte?
Wieder erinnerte sie sich an den Tag, als sie ihn zu seinem Platz in der großen Halle geführt hatte. Das unerwartete Kribbeln, das von ihr Besitz ergriffen hatte, nicht nur in ihrer Hand, die seinen Arm berührte, sondern in ihrem ganzen Körper. Und das ausgerechnet bei dem einst meist gehassten Slytherin.
Doch der war er nun nicht länger. Er hatte seinen Standpunkt klar erläutert, ebenso wie Narcissa, sie beide hatten sich gegen Voldemort und gegen Lucius gestellt. Somit wurden sie von Jägern zu Gejagten und hofften, dass der Orden sie schützen konnte.
Draco Malfoy im Orden des Phönix, das mutete schon beinahe skurril an. Doch es war zur Tatsache geworden und Ginny wurde klar, dass gerade er den Schutz bitter nötig hatte. Nicht nur, dass er sich gegen seinen ehemaligen Meister gestellt hatte, von welchem er am morgigen Weihnachtstag das endgültige Zeichen der Treue hätte erhalten sollen, nein, er war dazu noch so gut wie wehrlos. Man sprach bereits davon, seine Zauberkräfte zu binden, sodass er diese nur in sehr eingeschränkter Form nutzen könnte. Er wäre dann nicht mehr als ein Squib.
Doch Draco weigerte sich vehement gegen diese Maßnahme und noch ließ man ihn gewähren. Es hatte sich heraus gestellt, dass er in gewissem Maße doch etwas sah, auch, wenn er es nicht bewusst tat. Nicht selten konnte er Personen korrekt lokalisieren, wenn er sich mit ihnen in einem Raum befand, was immer wieder zu Irritationen führte. Schon begann man, an ihm zu zweifeln, seine Blindheit nur als Mittel zum Zweck zu nutzen.
Doch die Tests von Madame Pomfrey ergaben stets aufs Neue dasselbe Ergebnis: Draco war weiterhin blind. Um so unerklärlicher waren die Dinge, oder vielmehr Personen, die er zu sehen schien.
Nur eine Person schien davon unbeeindruckt: Narcissa.
Sie saß nur stumm und beinahe lächelnd auf ihrem Stuhl und warf immer wieder Blicke zwischen ihrem Sohn und Ginny hin und her, dass es die Rothaarige beinahe zur Weißglut getrieben hatte.
Aber hin und wieder hatte auch Draco sie angeblickt und jedes Mal hatte sie beinahe ihre Gabel fallen gelassen und musste sich davon abhalten, nicht zu auffällig ihr plötzlich stark kribbelndes Handgelenk zu umfassen, das Tattoo verborgen unter einem der Handwärmer, die sie noch immer trug.
Vorsichtig hob sie den Arm über ihr Gesicht. Zog den Handwärmer aus und strich sacht über die Haut darunter, die nun warm und leicht gerötet war.
Die anfangs scheinbar so eingebrannten Linien hatten sich komplett in das Hautbild eingefügt, als wären sie schon immer da gewesen und ganz natürlich gewachsen. Und doch spürte Ginny ein Spannung, die vorher nicht da gewesen war. Sie schien sich durch die feinen Linien zu ziehen, welche sich in die weiche Haut gegraben hatten.
Ginny setzte sich auf und versuchte, in dem schwachen Licht genaueres zu erkennen. Sie musste zugeben, dass sie das seltsame Gebilde, gleich einem Tattoo, bisher immer ignoriert hatte. Sie wollte es nicht sehen und so lange sie es nicht sah, bildete sie sich ein, dass es nicht da war. Nur, wenn sie es spürte, wurde sie sich dessen wieder bewusst.
Doch nun betrachtete sie es zum ersten Mal genauer.
Es war kreisrund und verlief scheinbar spiralförmig zu seinem inneren Zentrum. Dort war es besonders empfindlich, brannte beinahe.
Wenn sie mit dem Finger darüber strich, fühlte sie die Konturen auf der Haut. Die schwarzen Linien waren sehr fein und doch gestochen scharf zu erkennen, dass Ginny sich beinahe wunderte, wie das auf menschlicher Haut eigentlich möglich war. Doch Tatsache war, dass sich das seltsame Tattoo an ihrem Handgelenk befand und sie noch immer keinerlei Ahnung hatte, warum dies so war.
* * *
Besorgt blickte Madam Pomfrey zu dem schwarzhaarigen Gryffindor, der apathisch wie eh und je in seinem Krankenbett lag. Es war der Abend des 24. Dezembers, morgen würde Weihnachten sein und Harry Potter lang einsam und allein auf der Krankenstation. Es hatte sich auch niemand des Ordens bei ihr gemeldet, dass ihn am morgigen Tage eventuell jemand einen Besuch abzustatten wollte.
So musste sie davon ausgehen, dass der Junge die Feiertage über noch einsamer war als sonst, denn die Schule lag praktisch verlassen dar. Seine Freunde waren im Haus am Grimmauldplatz zusammen mit anderen Mitgliedern des Ordens und würden nicht vor Neujahr zurückkehren.
Bis dahin war sie mit ihrem Schützling allein und hoffte jeden Tag vergebens auf eine Verbesserung seiner Situation.
Harry schlief viel. Wenn er wach war, starrte er teilnahmslos an die Decke, blinzelte noch nicht einmal. Er sprach nicht und aß nur äußerst widerwillig. Doch welchen Versuch sie auch unternahm, selbst jetzt, wo das Schloss praktisch verlassen war, ließ er sie nicht an ihn heran. Nahm sie gar nicht wahr. Sein Blick war nach innen gekehrt in Angst, Depressionen, Schuldgefühlen, Hoffnungslosigkeit und Trauer.
Sie erwog bereits ihn ins St. Mungos zu überweisen, doch sie traute den Heilern dort nicht. Und ein wehrloser Harry Potter wäre sicherlich ein beliebtes Ziel so manches Todessers, sobald die Presse davon erfahren würde.
Ein letztes Mal versuchte sie ihm etwas Kraftbrühe einzuflößen, doch Harry weigerte sich. Traurig schüttelte sie den Kopf und stand auf.
„Morgen kommen Sie mir nicht mehr davon, Mister Potter. Morgen wird etwas gegessen.“ Damit entfernte sie sich einige Schritte und wies einen der Hauselfen an, das Geschirr zu beseitigen. Dann kehrte sie noch einmal an das Bett zurück und ordnete die Bettdecke, legte prüfend die Hand auf die Stirn und seufzte leise.
„Schlafen Sie gut, Mister Potter“, sagte sie leise und ging in ihr eigenes Quartier.
Sie erinnerte sich noch sehr gut an den Nachmittag, als die junge Miss Weasley an sie heran getreten war um ihr eine mögliche Erklärung für Harrys Zustand zu liefern. Und nach den Schilderungen der jungen Hexe war der momentane Zustand des Helden der Zaubererwelt nicht etwa plötzlich und unerwartet gekommen, sondern ein schleichender Prozess, den sie selbst erst zu spät bemerkt hatte.
Bis er unter den Bäumen gelegen hatte in dem Versuch, seinem Leben ein Ende zu setzen.
Er war ihre Hoffnung und ihr Held, in seinen Händen lag ihre Zukunft. Doch eben jene Hände hatten dem Druck, der Last, die auf seinen Schultern lag, nicht mehr stand halten können. Sein Körper und sein Geist hatten kapituliert und Harry als scheinbare Hülle dessen, was einen Menschen ausmachte, zurück gelassen.
Hier konnte kein Trank der Welt helfen, Harry Potter wieder zu sich zu bringen, doch von Tag zu Tag wurde Poppy verzweifelter. Während der Junge hier lag und stumm an die Decke starrte, ging dort draußen der Krieg mit unverhohlener Grausamkeit weiter. Sie mussten bald etwas tun, Harry musste etwas tun, sonst waren sie alle verloren.
Doch wie viel Zeit hatten sie noch?
Noch lange grübelte sie darüber nach, während sie in ihren Gemächern auf den Morgen wartete.
Auch Harry war noch wach, auch wenn sein ganzer Körper zu schlafen schien. Es war als kämpfe er einen inneren Kampf, dessen Ausgang ungewiss war. Er fragte sich, was die anderen nun wohl taten. Veranstalteten sie Kissenschlachten in ihren Schlafzimmern im Grimmauldplatz und lachten, während er hier einsam und allein in einem Krankenbett lag? Hatten sie ihn etwa so schnell vergessen?
Wenn der Held unbrauchbar geworden ist, kann man ihn getrost beiseite schieben, dachte er bitter und sein Herz wurde noch eine Spur tauber und kälter.
War es das etwa gewesen?
So verlassen die Mauern dieses Schlosses zur Zeit waren, so leer und verlassen fühlte er sich selbst. In seinen Gedanken gab es nichts als steinerne Wände, endlose Gänge, die zu keinem Ziel führten. Kein Licht, keinen Ausweg. Nur Dunkelheit und Verzweiflung.
Hätte er die Kraft gehabt, hätte er geseufzt, doch selbst dazu fühlte er sich nicht mehr im Stande. Was brachte es auch schon? Hatte irgendetwas überhaupt noch einen Sinn? Was für ein Held war er, der seine Freunde, seine Anhänger so im Stich ließ, der noch nicht einmal sich selbst im Griff hatte? Wie sollte er dann diesen Krieg gewinnen, den stärksten dunklen Magier seiner Zeit besiegen?
Er hatte versagt, auf ganzer Linie.
Doch nun gab es niemanden mehr, der ihn auffing, der ihm wieder auf die Beine half und ihm zeigte, wofür er überhaupt kämpfen sollte.
Sirius war tot, Dumbledore war tot und nun hatte auch noch Ginny sich von ihm getrennt. Ihn allein gelassen. Sollte er am Ende nur deswegen leben um zu sehen, wie andere ihn verließen?
Nein, beschloss Harry. Er wollte das alles nicht mehr. Er hatte sie allesamt enttäuscht. Die Hoffnung der Zaubererwelt war zur Hoffnungslosigkeit geworden, hatte aufgegeben. Wie sollte er je wieder einem von ihnen ins Gesicht blicken können?
Doch - wer würde ihn überhaupt noch ansehen wollen? Hatten sie noch einen Grund, sich weiter für den Jungen, der Lebt zu interessieren, wo er sie so schändlich allein ließ?
In seinem Kopf drehte sich alles, er blinzelte und drehte den Kopf ein wenig zur Seite, wie um seine Gedanken damit abzulenken. Etwas ließ ihn dann jedoch tatsächlich innehalten.
Einer der dunkelblauen, zugezogenen Vorhänge bewegte sich. Wie konnte das sein, wo doch alle Fenster geschossen waren?
Irritiert blickte er auf den noch immer leicht wehenden Vorhang, als er plötzlich ein seltsames Leuchten wahrnahm. Es kam vom Fußende seines Bettes und Harry zwang sich, den Kopf ein wenig zu heben und nach der geheimnisvollen Lichtquelle Ausschau zu halten.
Schon im nächsten Moment wunderte er sich selbst darüber. Seit wann interessierte er sich für irgendetwas, was in diesem Raum passierte?
Aber schon im nächsten Augenblick war der Gedanke vergessen, als sein Blick sich auf die Person vor sich fokussierte.
Moment… Person? Harry war sich mit einem Mal gar nicht mehr so sicher, wen, beziehungsweise, was er da wirklich vor sich hatte. Menschen leuchteten nicht von innen heraus, da war er sich sicher. Und sie pflegten auch nicht etwa einen halben Meter über dem Boden zu schweben. Auch kannte er bisher keinen Zauberer oder Hexe, der innerhalb Hogwarts direkt in den Krankenflügel apparieren konnte, noch dazu vollkommen lautlos.
Sein Blick flog zu dem jetzt wieder still da hängendem Vorhang, die Person lächelte.
„Ganz Recht Harry James Potter, das eben war ich. Entschuldige bitte, ich wollte dich nicht erschrecken.“
Verwundert blickte Harry die Gestalt an. Sie sah menschlich aus, doch etwas an ihr verriet ihm, dass dem nicht so war. Es waren nicht die Tatsachen, dass sie leuchtete, schwebte und lautlos aus dem Nichts auftauchen konnte, sondern etwas an der Art, wie sie sprach. Als käme ihr Stimme ganz tief aus seinem Inneren aus einem längst vergessenen Winkel seiner selbst, von dem er bisher nicht gewusst hatte, dass es ihn gab.
Ohne sich dessen bewusst zu sein, starrte er die Person mit groß aufgerissenen Augen an.
„Du musst keine Angst haben, ich tue dir nichts“, erklang die mysteriöse Stimme erneut, Harry wurde unbehaglich. Was ging hier vor? Was auch immer es war, es war auf jeden Fall nichts… natürliches.
Idiot, du bist immer noch in der Zauberwelt und es gibt bestimmt einiges, was du noch nicht kennst, dachte er bei sich, als er ein Lachen vernahm, welches so wunderschön und geheimnisvoll zugleich klang, dass er seine Zweifel schon wieder vergessen hatte.
„Nein, du bist kein Idiot. Du hast Recht, wenn du annimmst, dass es sich hier um Magie handelt, doch ich gehöre nicht zu den gewöhnlichen Hexen und Zauberern dieser Erde. Ich arbeite, sagen wir, im Verborgenen und wir schreiten nur dann ein, wenn die Menschen unsere Hilfe brauchen.“
Irritiert sah Harry sie an. Wer sind „Wir“?, fragte er im Stillen und wunderte sich nicht, gleich darauf eine Antwort zu erhalten. Scheinbar konnte dieses Wesen Gedanken lesen. Doch es strahlte gleichsam eine Wärme und Ruhe aus, die Harry so unendlich lange vermisst hatte, dass er sich darum nicht weiter kümmerte.
Während die Person näher trat, erkannte Harry nun ohne Zweifel, dass es sich um eine Frau handelte. Er versuchte ihr Alter einzuschätzen, sie wirkte in der einen Sekunde wie ein Greis und in der nächsten wie eine wunderschöne, junge Frau.
Nur der sonderbare Ausdruck in ihren Augen blieb derselbe. Sie war zweifellos jemand, der schon mehr gesehen hatte als andere in ihrem ganzen Leben und darüber hinaus. Ihre Augen strahlten eine nie gekannte Weisheit und ein schier unendliches Wissen aus, dessen Wurzeln so unendlich tief zu liegen schienen, dass niemand sie je ergründen könne.
Wer ist diese Frau?, fragte er sich, sein Blick war unverwandt auf die schimmernde Gestalt gerichtet, die nun um sein Bett herum schritt und seitlich von ihm stehen blieb, sodass er den Kopf wieder in die weichen Kissen sinken lassen konnte.
„Wer ich bin? Ich bin eine von Dreien. Schwester nennen mich die einen, Urd die anderen. Als Lenker gelten wir, doch für andere sind wir nur alte Frauen an Spinnrädern. Es gibt viele Bezeichnungen unserer und viele treffen tatsächlich zu. Welche für dich stimmt, musst du ganz allein entscheiden.“
Wieder lächelte sie und Harry war sich in diesem Moment sicher, dass sie die schönste Frau war, die er je gesehen hatte.
Die Worte der Frau waren rätselhaft und faszinierend zugleich. Er verstand deren Bedeutung nicht, wohl aber ihre Botschaft. Es war nicht wichtig, wer oder was sie war. Sie war hier, das war alles, was von Belang war.
Warum bist du hier?
Er konnte sich noch immer keinen Reim darauf machen, was diese Person, die nicht aus dieser Welt zu sein schien, ausgerechnet an seinem Bett wollte.
Wollte sie etwa zu ihm?
Nein, das war wohl eher Wunschdenken, weshalb sollte ein solch geheimnisvolles und machtvolles Wesen ihn besuchen kommen nach allem, was er der Zaubererwelt angetan hatte? Sie vergeudete nur ihre Zeit, er hatte eine solche Ehre nicht verdient.
„Warum ich hier bin?“, wiederholte sie seine Frage laut und Harry sah erstaunt, wie sie noch etwas mehr zu leuchten schien. Sie schwebte näher an ihn heran und streckte die Hand in seine Richtung aus.
„Komm“, sagte sie nur und lächelte wieder auf diese Art und Weise, welche tief in Harry etwas zum Klingen brachte und dem er sich nicht entziehen konnte. „Komm mit mir, Harry James Potter, und ich zeige es dir.“
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