von ~Cassiopeia~
So, hier geht es weiiiter *gg*
Ich möchte ganz lieb kleines_steinchen, Marry63 und Cura für ihre Reviews danken - ihr seid super *knutsch*
Gnihi, da habe ich euch ja ordentlich verwirrt^^. Ich gebe zu, das war genau meine Absicht *pfeif*. Wie immer - Auflösung kommt, keine Panik.
Hier nur ein paar Punkte zur Erklärung:
Ich habe nie gesagt, dass Lucius Draco töten wird! Er hat den Auftrag bekommen - aber ob er ihn ausführen wird?
Draco weiß / ahnt zwar bereits, was er für Ginny empfindet, doch von ihrer Seite aus sieht das ganz anders aus. Für sie ist nur klar, dass sie Harry nicht mehr liebt - aber dass sich das ganze in Dracos Richtung bewegt, davon ist sie noch weiiit entfernt. Dass sie ihr Mal niemandem zeigt, hat eher etwas damit zu tun, dass sie es eigentlich gar nicht wahr haben will. Sie versteht es nicht, es macht ihr Angst - und sie möchte sich nicht mehr wie ein kleines Mädchen fühlen, sondern auch eigenständige Entscheidungen treffen. Daher zeigt sie ihr Mal (noch) niemandem.
Und - ja, ich habe es extra so geheimnisvoll geschrieben *g*. Ich wollte euch etwas ärgern *hihi*
Ihr Lieben, ich hoffe, das trägt etwas zur Aufklärung eurer Verwirrung bei^^.
Ah, noch ein Hinweis wegen dem unten stehen Kapitel: ich habe die Geschichte der Hallows etwas umgeschrieben in dem Sinne, dass sich diese bereits im Besitz des Ordens befinden. Nicht, dass ihr euch bei gegebener Szene unten wundert^^.
Liebste Grüße,
Cassiopeia
19. Krankenbesuch
Verwundert drehte Hermine sich um. „Remus!“, sagte sie erfreut und runzelte die Stirn, als sie ihn mit großen Schritten auf sich zukommen sah. Er trug ebenfalls einen dicken Wintermantel und sah sich kurz um, ehe er ganz aus der Haustür trat.
„Ich… ich wollte Harry besuchen“, erklärte er leise und sah sie fragend an. Hermine lächelte erfreut und schlug vor, dass sie ihn gerne begleiten könne, da sie auf demselben Wege sei.
Remus nickte zustimmend und wenige Momente später hörte man ein zweifaches Plopp, als die junge Hexe und der Werwolf im Nichts verschwanden um einige hunderte Kilometer entfernt in dem kleinen Dörfchen namens Hogsmeade wieder aufzutauchen und sich auf den Weg hoch zum Schloss zu machen. Mit glänzenden Augen betrachtete sie die wunderschöne Winterlandschaft, die eine Art Frieden und Ruhe ausstrahlte, dass Hermine ganz warm ums Herz wurde.
Alles schien gleich, es gab keine Unterschiede. Egal ob Baum, Wiese oder Stein, alles war in ein friedvolles weiß getaucht und der Schnee dämpfte die Geräusche, sodass es ungeheuer still war. Als sie für einen Moment die Augen schloss, glaubte sie beinahe, die Zeit habe für wenige Sekunden aufgehört zu existieren.
Mit einem Lächeln auf den Lippen stapften beide durch den Schnee, ihre Gedanken jedoch stets bei Harry und dem, was sie gleich erwarten würde. Diese immerwährende Hoffnungslosigkeit und Leere in den Augen des Gryffindors, der einst berühmt für seine Bissigkeit und seinen Kampfesmut war, ließ jedes Mal wieder ihr Herz schwer werden. Doch sie würden Harry nicht aufgeben, bis er in eben jenem Zustand wieder vor ihnen stand.
* * *
Zur selben Zeit als Remus und Hermine nach Hogsmeade apparierten, standen drei Personen vor dem Zaubereiministerium.
„Wir sollten uns beeilen.“
„Okay, dann los. Wir können uns frei bewegen, was ein großer Vorteil ist. Allerdings müssen wir uns überlegen, was wir tun sobald diese Tarnung ihre Wirkung verliert“, gab der größere der beiden Männer zu bedenken während er die Frau und den zweiten Mann fragend ansah.
„Du meinst, man wird uns angreifen?“
„Da bin ich mir sogar ziemlich sicher, meine Liebe. Ich denke, wir sollten - “
Zweifelnd sah die Hexe die beiden Männer an. War es wirklich eine gute Idee, ausgerechnet an diesen Ort zurück zu kehren? Ihr war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, doch andererseits hatten sie Recht. Sie mussten sich auf Angriffe gefasst machen sobald der Zauber nicht mehr wirkte, es würde so schon schwer genug werden. Doch sie mussten ihre Mission erfüllen, wenn sie scheiterten käme das einer nicht auszumachenden Katastrophe gleich.
„Dadurch verlieren wir nur Zeit. Wenn wir direkt - “
„Nein!“, wurde der erste Sprecher unterbrochen. „Das wäre viel zu riskant, ausgerechnet in Hogwarts. Wir müssen einen Umweg machen, doch ich hoffe, er wird uns nicht zu sehr aufhalten.“
Seufzend gaben die anderen beiden nach und nickten schließlich. Nach einander verschwanden sie um kurz darauf am Rande eines kleinen Dorfes wieder aufzutauchen.
Neugierig sahen sie sich um. Es war lange her, seit sie das letzte Mal hier gewesen waren, doch ihre Füße fanden gezielt ihren Weg. Vor einem halb verfallenen Haus, welches seit Jahren verlassen zu sein schien, hielten sie schließlich inne.
„Also gut“, seufzte der etwas kleinere Zauberer, „beginnen wir mit der Suche. Ich hoffe, sie sind noch da, ansonsten müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen.“
* * *
Noch einmal atmete Hermine tief durch, ehe sie und Remus durch die Tür in den Krankensaal traten. Sie hatten Madam Pomfrey eine kurzfristige Nachricht zukommen lassen, welche ihren Besuch ankündigte. Die Heilerin stand gerade von Harrys Bett auf, als die beiden Gäste eintraten.
„Schön, dass Sie kommen konnten“, begrüßte Poppy sie, setzte sich dann jedoch wieder an Harrys Bett.
„Mister Potter, kommen Sie. Sie haben Besuch, Ihre Freundin Hermine ist hier und Remus Lupin. Essen Sie zumindest eine Kleinigkeit, machen Sie doch Ihren Freunden eine Freude“, bat sie ihren Patienten, doch Harry reagierte nicht.
„Also gut. Sie haben Schonfrist, da Sie Gäste haben, doch nach ihrem Besuch wird gegessen, ob Sie wollen oder nicht“, sagte sie streng und stand auf um das nicht gegessene Essen weg zu räumen.
„Lassen Sie es ruhig stehen, vielleicht kann ich ja mein Glück versuchen“, warf Hermine ein und trat näher an das Bett heran.
Madam Pomfrey sah sie erstaunt an, ließ den Teller dann aber stehen. „Ich danke Ihnen.“
Schließlich trat Remus von der anderen Seite an Harrys Bett heran. „Immer noch keine Besserung?“ Eigentlich war diese Frage überflüssig, doch er musste die Antwort direkt aus dem Mund der Krankenhexe hören.
Diese schüttelte traurig den Kopf. „Nein, es tut mir leid. Er spricht nicht, ist total ignorant gegenüber seiner Umwelt und verweigert die Nahrungsaufnahme. Ich werde ihn Zwangsernähren müssen. Etwas, dass ich nicht gern tue, aber in Mister Potters Fall sehe ich leider keinen anderen Ausweg.“
Hermine sah sie verzweifelt an. „Gibt es denn keinen anderen Weg? Wenn er nun im Koma läge, was würden Sie dann tun? Dann könnten Sie ihn auch nicht zwingen, etwas zu essen.“
Ratlos sah sie Madam Pomfrey an, welche die Schülerin mit liebevollen Augen musterte. „Da haben Sie recht, Miss Granger, wenn er im Koma läge oder durch andere Umstände nicht in der Lage wäre, Nahrung zu sich zu nehmen, gäbe es natürlich Möglichkeiten. Doch hier ist der reine Wille gefragt. Mister Potter will nichts essen, obwohl er rein körperlich dazu im Stande ist. Da wirken die sonst lebensrettenden Methoden, die man bei Komapatienten anwendet, nur gering.“
Niedergeschlagen seufzte Hermine und sah nun wieder Harry an. Er schien wie eine Puppe. Bewegungslos lag er in seinem Bett und nur das regelmäßige Heben und Senken des Brustkorbes verrieten, dass er überhaupt noch lebte.
Seine Haut war im Laufe der letzten Wochen immer blasser und fahler geworden, sein Gesicht wirkte regelrecht eingefallen. Die Haare waren stumpf und klebten matt an seinem Kopf, die Augen starrten leer und ausdruckslos ins Nichts. Es war kaum vorstellbar, dass dieser junge Zauberer vor wenigen Wochen noch das Leben selbst war. Und dann war innerhalb eines Tages alles zusammen gebrochen.
Nein, verbesserte Hermine sich. Es war nicht plötzlich gekommen, wie es von außen den Anschein hatte. Schon lange vorher hatte die heile Fassade Harry Potters begonnen zu bröckeln. Sirius' Tod hatte tiefe Wunden auf seiner Seele hinterlassen, die niemand hatte heilen können. Seine einzige Leitfigur war somit Dumbledore gewesen, doch auch dieser war über das letzte Jahr schwächer und angreifbar geworden. Bis auch er hatte sterben müssen.
Schon da hatte Hermine beinahe auf den Moment gewartet, in welchem Harry den Schmerz nicht länger ertrug, doch er war ausgeblieben. Verbissen hatte der Gryffindor weiter gemacht, wollte nicht, dass irgend jemand seine Verletztheit, Verzweiflung und Trauer erkannte.
Und dann… ja, dann hatte Ginny sich von ihm getrennt und dadurch Harry seinen letzten Halt genommen. Von da an war er in ein tiefes Loch gefallen und es war niemand da, der daran gedacht hatte, ein Sicherheitsnetz zu spannen. Dieses war gerissen an jenem Abend, als man ihn am Waldrand gefunden hatte und nun war er ihnen so weit entglitten, dass niemand ihn mehr erreichen konnte.
„Ich vermiss dich, Harry“, murmelte sie leise und eine unbemerkte Träne schlich sich ihre Wange hinunter und tropfte auf seine Hand, die lose in der ihren lag.
* * *
Nur zögernd betraten sie die Ruinen des Hauses. Was sie hier taten war mitunter nicht ungefährlich, doch da sie nach wie vor für eventuelle Augen dritter unsichtbar waren, hielt sich das Risiko in Grenzen. Sie mussten nur darauf achten nicht zu auffällige Spuren zu hinterlassen.
Auch, wenn man sie nicht sah, konnte man sie dennoch hören. Und Stimmen, die aus dem Nichts kamen, würden sehr wohl für Aufsehen sorgen, daher mussten sie vorsichtig sein.
Eine Welle von Erinnerungen drohte, die junge Hexe zu überwältigen, doch sie tat ihr Bestes, sie beiseite zu schieben. Sie hatte jetzt keine Zeit für so etwas, vorher musste sie den anderen bei der Suche helfen. Um so schneller konnten sie sich zu ihrem eigentlichen Ziel begeben und sich dem stellen, weswegen man sie ausgeschickt hatte.
Viele Gegenstände waren kaum noch zu erkennen oder zerbrochen. Kaum etwas in diesem Haus war noch ganz und es war mühsam sich einen Weg durch die Trümmer zu bahnen. Doch keiner von ihnen würde aufgeben, ehe sie nicht das komplette Haus durchsucht hatten.
Stumm arbeitete ein jeder für sich, da es ihnen nicht möglich war, sich laut zu verständigen. Die körperliche Anstrengung hielt sie zudem in der kalten Dezemberluft warm, aber je länger die Suche dauerte, je kälter wurden ihre Herzen. Dieser Ort rief etwas in ihnen wach, an das niemand gern erinnert wurde und am liebsten wäre ein jeder von ihnen auf der Stelle disappariert. Doch es wäre nicht ratsam, unvorbereitet ihre Mission anzutreten und so mussten sie weiter suchen bis sie die gewünschten Gegenstände gefunden hatten.
Schließlich erklang ein triumphierendes Lachen aus einem der hinteren Zimmer und man hörte eine erfreute Stimme rufen: „Ich hab sie! Ich wusste, dass hier irgendwo sein mussten!“
Erfreut und erleichtert traten die anderen beiden auf den erfolgreichen Sucher zu und Hoffnung spiegelte sich in ihren Augen wieder.
„Dann kann es jetzt los gehen?“
„Ja. Auf nach Hogwarts.“ Im letzten Moment entdeckte die Frau noch einen weiteren Gegenstand, der ihnen helfen könnte, bückte sich schnell und steckte ihn ein.
Wieder ertönte ein dreifaches Plopp und wenige Sekunden später lag das zerstörte Haus verlassen wie eh und je da, als hätte niemand jemals seine Ruhe gestört.
* * *
Langsam atmete Harry ein und aus. Er wusste, dass sie da waren, doch es kümmerte ihn nicht. Eine Berührung an seiner kalten Hand ließ ihn innerlich zusammen fahren, aber das Gefühl war ebenso schnell verschwunden wie es gekommen war.
Warum waren sie hier?
Wieso waren sie nicht bei den anderen in London und feierten Weihnachten? Was wollten sie von ihm? Ihn noch mehr quälen und ihm sein Versagen vor Augen führen?
Er erinnerte sich an das, was er gesehen hatte. Eine traurige und schweigsame Gruppe Ordensmitglieder saß bedrückt an einem festlich gedeckten Tisch und versuchte krampfhaft, dem Fest der Liebe wenigstens ein klein wenig gerecht zu werden, obwohl nur allzu deutlich war, dass es keinem von ihnen wirklich gelang.
Warum waren sie nicht einfach glücklich? Nein, sie saßen hier an seinem Bett und quälten sich, sahen ihn mitleidig an und baten ihn, zurück zu kommen.
Konnten sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen?
Doch ein Gedanke ließ ihn inne halten.
Wenn Hermine hier war… war Ginny dann vielleicht ebenfalls da? Doch nein, er hörte ihre Stimme nicht und hatte auch nicht die Kraft, seinen Kopf zu drehen und nach ihr zu suchen. Hatte sie ihn so schnell vergessen?
Und warum waren Hermine und Remus hier? Er verstand es nicht, sein Kopf drehte sich. Wie immer, wenn er an Ginny dachte, wurde ihm schwindelig und sein Herz drohte, ganz aufzuhören zu schlagen. Es war eben jener seelische Schmerz, der Harry nicht selten wünschen ließ, es würde wirklich so sein. Dann wäre er endlich erlöst.
* * *
Mit trauriger Miene beobachtete Remus Lupin die Szene zwischen Hermine und ihrem besten Freund. Der Schmerz, den er dabei in ihren Augen lesen konnte, schien mehr zu zeigen als Worte sagen konnten. Wenn sie doch nur irgendetwas tun könnten.
So gern würde er ihnen helfen, ihnen beiden. Doch jeglicher Versuch, Harry aus seiner Lethargie zu reißen, scheiterte bereits im Ansatz. Niemand durchdrang den Kokon, in welchen er sich zurück gezogen hatte, niemand schaffte es, diese unüberwindlichen Mauern einzureißen.
Nichts. Nicht die kleinste Reaktion kam von dem schwarzhaarigen Gryffindor und das war etwas, das Remus Angst machte. Er dachte an sein Gespräch mit Harry zurück, welches zwar ohne Erfolg geblieben war, doch immerhin hatte dieser dort noch mit ihm gesprochen. Wenn auch leise und mit gebrochener Stimme, so waren es immerhin Worte gewesen, verständliche Worte. Ein Zeichen, dass er auf ihn reagiert hatte, ihn wahr genommen hatte, mit ihm interagiert hatte.
Doch nun hatte er auch das verloren und Remus fragte sich ernsthaft, wie lange sie Harry noch am Leben halten konnten.
Er griff in seine Tasche und holte ein kleines Päckchen heraus. „Harry… ich hoffe, du wirst es eines Tages selbst auf machen können“, sagte er mit belegter Stimme und legte das Weihnachtsgeschenk auf den kleinen Nachttisch neben dessen Bett.
Auch Hermine holte nun gleich vier Päckchen hervor. Eines von Mister und Misses Weasley, eines von Ron, eines von Ginny und eines von ihr selbst. Sorgfältig legte sie die Geschenke ebenfalls auf den Nachttisch und ihr Gesicht wurde eine Spur trauriger.
„Bitte Harry, wach auf“, flüsterte sie leise und strich ihm vorsichtig mit einem Finger über die Wange.
Abrupt wandte Remus sich vom Bett ab. Es war grausam, das mit ansehen zu müssen. Hermine litt nicht minder als Ginny und zerbrach beinahe in ihrer Verzweiflung. Doch Momente wie diese, wo sie es offen zeigen konnte, gab es nur sehr selten. Remus fragte sich, ob überhaupt einer ihrer Freunde ahnte, wie es der jungen Hexe wirklich ging.
Leise schloss er die Tür hinter sich, für das, was er jetzt vor hatte, konnte er keine Zuschauer gebrauchen. Langsam holte er den kleinen Gegenstand aus seiner Jacke und hielt ihn beinahe ehrfürchtig in seinen Händen. Nach Dumbledores Tod hatten sie diesen gerade noch vor den Augen des Ministeriums retten können.
Dies war ihre letzte Möglichkeit, wenn auch dies fehl schlug, war zu befürchten, dass sie Harry für immer verloren hatten.
Remus atmete noch ein Mal tief ein und aus. Schloss die Augen und rief sich die Erinnerung dreier ganz bestimmter Menschen ins Gedächtnis. Menschen, die er nicht weniger schmerzlich vermisste als Harry selbst. Drei Freunde, die ihn einst durchs Leben begleitet hatten, ehe auch sie sich ihrem Schicksal hatten beugen müssen.
Heute würde er sie zurück holen. Ein letztes Mal würde er ihnen gegenüber stehen und sie bitten, Harry zu helfen. Er wusste nicht wirklich wie, aber es musste einfach funktionieren. Lily, James und Sirius waren die einzigen, die den Jungen, der Lebte jetzt wieder ins Leben zurück holen konnten. Auch, wenn sie selbst tot waren und ihr Erscheinen nur ein Trugbild, so musste er es versuchen.
Langsam drehte er den Ring mit dem schwarzen Stein. Drei Mal. Er wartete noch einige Sekunden um sich innerlich darauf vorbereiten zu können, was er gleich sehen würde.
Doch was er sah war - nichts.
Der Gang vor ihm war leer wie eh und je. Hastig blickte er sich um, doch da war niemand. Keine halb durchsichtigen Gestalten, kein vertrautes Lachen, keine Wiedersehensfreude oder besorgte Fragen nach Harry.
Enttäuscht blickte Remus auf den Ring, in dessen Fassung der Stein der Auferstehung dunkel glänzte. Wieso hatte es nicht funktioniert? Wieso sah er sich nicht seinen drei Freunden gegenüber, wie es hätte sein sollen?
Eine unendliche Leere machte sich in seinem Inneren breit. Das war's, dachte er und verpackte den Ring wieder in seinem Mantel. Wütend und ratlos kehrte er in den Krankensaal zurück, nicht wissend, was er nun tun sollte.
Dort erhob sich Hermine gerade vom Bett ihres Freundes und kam auf ihn zu. „Tut mir leid, ich kann das nicht länger“, sagte sie kraftlos und fing haltlos an zu weinen. Unsicher nahm Remus die junge Hexe in den Arm, welche sich ohne große Hemmungen an ihn lehnte und ihren Tränen nun freien Lauf ließ.
Vorhin noch war sie selbst diejenige gewesen, die eine aufgelöste Ginny im Arm gehalten hatte und jetzt brauchte sie selbst jemanden, der sie einfach fest hielt. Sie konnte nicht länger, all der Schmerz brach in diesem Moment aus ihr heraus und sie war dankbar, dass jemand da war, der sie auffing. Ihren Schmerz teilte und erträglicher machte.
Schließlich beruhigte sie sich und löste sich verlegen von ihrem ehemaligen Lehrer.
„Entschuldigung, ich… ich habe Sie ganz nass geheult. Eigentlich wollte ich nicht die Fassung verlieren, aber es war so… es ist so…“ Sie ließ die Arme sinken, als sie keine Worte fand, doch Remus verstand sie.
„Kein Problem Hermine, glaube mir, ich kann dich nur zu gut verstehen.“ Freundlich sah er sie an und lächelte, erhielt ein zaghaftes Lächeln als Antwort.
„Sollen wir lieber gehen?“
Schüchtern nickte sie und er führte sie hinaus. An der Tür wartete Madam Pomfrey auf sie, doch auch sie hatte keine aufmunternden Worte parat, so machten sich die beiden wieder auf den Rückweg.
„Hast du etwas gegen einen kleinen Spaziergang?“, wollte Remus wissen, er selbst konnte jetzt gut ein wenig frische Luft vertragen.
„Nein, gerne.“
„Dann komm. Ich kenne noch einen anderen Weg nach Hogsmeade, den wir in unserem siebten Jahr heraus gefunden haben, als wir uns ins Dorf geschlichen haben“, erklärte er und grinste. Wehmütig dachte er an seine Freunde und fragte sich erneut, wieso sie nach der Drehung des Steines nicht erschienen waren.
So setzten sie sich in Bewegung und sprachen über fröhlichere Themen um sich gegenseitig von den düsteren Gedanken zu befreien.
* * *
Seufzend schloss Madam Pomfrey die Krankensaaltür hinter sich. Harrys Zustand schien so aussichtslos wie noch nie zu sein, die Heilerin war mit ihrem Latein am Ende.
Was muss ich denn noch tun?, fragte sie sich verzweifelt und bat einen der Hauselfen, ihr das Essen für Harry zu bringen, welches sie ihm, wenn auch mit Gewalt, einverleiben würde.
Ein Geräusch an der Tür ließ sie jedoch inne halten. Remus und Miss Granger hatten vor wenigen Minuten das Schloss verlassen. Oder waren sie zurück gekehrt?
Doch noch ehe sie „Herein“ rufen konnte, wurde die Tür geöffnet und als sie die drei Personen erkannte, welche wie aus dem Nichts aufzutauchen schienen, entfuhr ihr ein angstvoller Entsetzensschrei.
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