von ~Cassiopeia~
Hallo ihr Lieben!
Wieder ist eine Woche vorbei und ich habe ein neues Kapitel für euch. Es war nicht leicht zu schreiben, aber ich habe mein bestes gegeben und hoffe, es gefällt euch :)
Mein Dank geht an EvaMarÃn, kleines_steinchen und Marry63 für ihre wunderbaren Reviews *allen eine blume schenk*
Es ist wirklich fies, das gebe ich zu. Draco lernt nach und nach, die Gefühle anzunehmen, während Ginny das ganze nach wie vor von sich abweist, ja geradezu leugnet. Ein Fehler, der sich als fatal erweisen kann… . Da bräuchte sie auch einen Blaise, der ihr beisteht…
Ich hoffe, wir lesen uns bald wieder, ich freu mich auf euch und eure Meinungen,
alles Liebe,
Cas
37. Ein neuer Morgen
Blaise wusste nicht, was er tun sollte. Irritiert sah er sein Gegenüber an, blickte direkt in silbernen Seelenspiegel, die nicht mehr die Dracos waren.
Eine winzige Sekunde hatte er das alles für einen Scherz gehalten, doch Draco - Lenos - sah so unnahbar aus, so stolz und würdevoll, dass er sehr schnell begriffen hatte, dass dies kein Spiel war. Wer auch immer gerade Besitz von seinem Besten Freund ergriffen hatte, sah nicht aus wie jemand, der Witze machte.
„L… Lenos?“, stammelte er wenig geistreich und erntete ein Schmunzeln. Dieser Name sagte ihm überhaupt nichts, aber er klang geheimnisvoll und Blaise war gespannt, wer oder was sich dahinter verbarg.
Doch ehe der Lichtbote antworten konnte, ging ein Flackern durch Dracos Blick und in der nächsten Sekunde waren seine Augen wieder die eines Menschen. Plötzlich sah dieser aus wie ein verlorenes Kind. Er zitterte am ganzen Körper, biss die Zähne zusammen und klammerte seine Hände um die Knie.
Blaise brauchte nur ein paar wertvolle Sekunden um sich zu fangen, doch dann setzte er sich behutsam neben seinen Freund, unsicher, ob er ihm den Arm um die Schultern legen sollte. Aber da er keine Worte wusste, wie er Draco hätte beruhigen können, berührte er ihn sachte an der Schulter, strich über seinen Nacken und hielt schließlich den Blonden im Arm, der sich nur langsam, sehr langsam, wieder beruhigte.
Draco vermied es, Blaise anzusehen. Er schämte sich für seine Schwäche, für das, was so eben passiert war. Ein Malfoy weinte nicht! Und doch hatte er es getan, hatte sich gehen lassen, hatte heiße Tränen vergossen… . Er merkte, wie etwas in ihm sehr ruhig wurde und für den Moment war er sich nicht sicher, ob sein Herz noch schlug. Wieder wischte er sich über die Wange, beinahe wie in Zeitlupe. Er schluckte, spürte im selben Augenblick sein Herz wieder schlagen, als wollte es ihm sagen, dass er wieder er selbst war. So gern würde er nun sehen können, verfluchte die immer währende Dunkelheit vor seinen Augen.
Es ist keine Antwort gekommen.
Draco erstarrte, woher kam dieser Gedanke? Aber dann spürte er etwas, eine ziehende Leere, eine unbekannte Sehnsucht, die nicht aus ihm selbst zu kommen schien. Ein dumpfer Schmerz und mit einem Mal war Draco so müde wie noch nie.
„Finde sie, Blaise, finde die Krone“, murmelte er, ehe er sich auf die Seite drehte und beinahe augenblicklich eingeschlafen war.
Isa, wo bist du?, war sein letzter Gedanke, ein stummer Ruf, der ohne Antwort blieb.
* * *
Der Morgen war erst wenige Stunden alt, als eine in Schal und Mütze und einen dicken Winterumhang gehüllte Gestalt vorsichtig das Schloss verließ. Ihre roten Haare wehten im kalten Nachtwind und die vom trüben mondlicht erhellte Winterlandschaft lag unberührt vor ihr. Einige Sekunden lang blieb sie stehen, holte tief Atem und verfolgte die Dampfwolken in der Luft, die von ihrem Mund und Nase aufstiegen. Dann jedoch setzte sie vorsichtig einen Schritt in den knirschenden Schnee und lauschte dem Geräusch den es machte, als der Schnee unter ihren Stiefeln zusammen gedrückt wurde. Als habe sie Angst, jemand im Schloss habe es gehört, sah sie sich um, doch die Fenster hinter den Mauern blieben dunkel, niemand hatte etwas bemerkt.
Mit zitternden Händen zog Ginny ihren Zauberstab hervor und entzündete ein Licht, um wenigstens einige Schritte weit sehen zu können. Die Hoffnung auf Schlaf hatte sie gänzlich aufgegeben und etwas in ihr hatte sie nach draußen gezogen. Hinaus in die Kälte, den Schnee und unter den freien Himmel, keine Wände, die sie einengten. Nur der freie Blick in die Unendlichkeit, die schwarze Nacht, die sie umgab wie ein tröstendes Tuch.
Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich und drehte sich alarmiert um. Als sie jedoch die zierliche Gestalt mit den blonden Haaren erkannte, die unter einer roten Mütze hervor lugten, senkte sie ihren Zauberstab und wartete, bis die Person bei ihr war.
„Hallo Luna“, sagte sie leise und ein befremdliches Gefühl überkam sie auf einmal, als die Ravenclaw in ihren Lichtkegel hinein trat und schüchtern lächelte.
* * *
Lucius Malfoy musste sich alle Mühe geben, seine Rolle glaubwürdig zu spielen. Er wusste was auf dem Spiel stand, zu viel hing davon ab, wie gut er Luna Lovegood ersetzte.
Doch das war erst der halbe Plan, denn von seinem eigentlichen Ziel war er noch weit entfernt.
Er räusperte sich um zu testen, ob sein Stimmzauber auch wirklich funktioniert hatte. Aber als er den hohen Ton der jungen Mädchenstimme aus seinem eigenen Hals hörte, hätte er beinahe genickt. So wandte er seine Aufmerksamkeit den Sternen zu und sagte, so träumerisch es ihm möglich war: „Ich habe mal versucht, sie alle zu zählen, aber nach drei Tagen meinte Dad, es sei ein müßiges Unterfangen.“
Er schielte zu Ginny, die ihn etwas perplex ansah und schließlich erkannte, dass er über die Sterne am Himmel gesprochen hatte.
„Es sind wirklich sehr viele“, sagte sie und verstummte wieder, verlagerte ihr Gewicht auf den anderen Fuß.
Lucius fluchte, es war schwerer als gedacht. Wieso hatte er sich auch Luna Lovegood aussuchen müssen?! Sie war so schwer einschätzbar, dass er nie sagen konnte, wie er reagieren musste.
Aber vielleicht verschaffte ihm das auch einen Vorteil, wenn andere auch nie wussten, was sie als nächstes tun oder sagen würde… .
„Du siehst blass aus“, sagte er vorsichtig und kam sich unheimlich lächerlich vor bei dieser Frage. Das Wohl der jungen Weasley interessierte ihn nicht die Bohne, aber er musste ihr Vertrauen gewinnen.
Ginny zuckte mit den Schultern und grinste schief. „Ich konnte nicht schlafen“, erklärte sie und musterte Luna genauer, als könne sie daran irgendwelche Folterspuren erkennen.
„Ist bei dir alles in Ordnung?“
Lucius hätte sich beinahe zu einer Backpfeife hinreißen lassen, niemand stellte ihm so eine Frage! Aber er riss sich zusammen, schließlich stand er hier als Luna. Doch er schwor sich, wenn er das Mädchen erst einmal in seiner Gewalt hatte, würde er sie für diese Unverfrorenheit zahlen lassen.
Stattdessen entschied er sich, es Ginny gleich zu tun und zuckte mit den Schultern. „Es war nicht so hart, wie du vielleicht denkst. Es geht mir schon viel besser.“ Am liebsten hätte er sie geschlagen und sofort mit sich gezogen. Er wusste, wer, beziehungsweise, was sie war und dieses etwas machte ihn rasend. Diese Piepsstimme machte ihn wahnsinnig, diese Handlungsunfähigkeit, die er sich selbst erzwungen hatte, noch viel mehr.
Ginny lächelte. „Das freut mich wirklich. Wir haben uns ziemliche Sorgen gemacht, Dad hat das halbe Ministerium auf den Kopf gestellt.“
Lucius konnte sich gerade noch einen Fluch verkneifen. Ohja, Arthur Weasley hatte seinem Namen alle Ehre gemacht und war wie ein Wiesel durch die Abteilungen gerauscht. Es hatte Tage gebraucht, bis Lucius und Albert Runcorn die Unordnung beseitigt hatten und alles wieder seine Ordnung hatte, wie der Lord es wünschte. Zwar war offiziell noch nichts über den Sturz des Ministeriums bekannt, doch Lord Voldemort besaß schon längst die Macht des Landes, er behielt jedoch die Fäden lieber im Hintergrund.
„Jetzt bin ich ja wieder da“, sagte er und hasste sich selbst für den Tonfall, der beinahe etwas unbeholfenes an sich hatte.
Nun sah Ginny ihre Freundin direkt an und lächelte noch breiter. „Und ich bin froh darum“, murmelte sie leise und Lucius musste sich bemühen, sie nicht anzuherrschen und dieses sentimentale Getue endlich auszutreiben. Das war ja nicht zum aushalten!
„Ich geh wieder rein, es ist kalt hier“, sagte er darum und vergaß zu seinem Schreck den seltsamen Singsang, mit dem Luna immer sprach, doch Ginny schien es nicht bemerkt zu haben.
„Ich glaube, ich gehe noch etwas spazieren - keine Angst, mir ist nicht kalt. Und wozu bin ich eine Hexe?“ Sie lachte leise, doch selbst Lucius erkannte, wie müde und ausgebrannt es klang. Er wartete noch ein paar Sekunden und wandte sich dann ab, atmete tief ein und aus, als er einige Meter von ihr entfernt war. Lange würde er dieses Spiel nicht aushalten ohne durch zu drehen.
Als er zum Schloss kam, war es noch etwa eine Stunde bis zum Frühstück. Solange konnte er sich aufwärmen, so tun, als sei er Luna und dann Ausschau nach seinem Sohn halten, dem er beim Frühstück sicherlich begegnen würde… .
* * *
Harry drehte sich im Halbschlaf auf den Rücken, blinzelte träge und zog die Decke fester um sich. Verwirrt fragte er sich, wo er wahr, bis es ihm mit einem Schlag bewusst wurde. Er war wieder in seinem Bett im Schlafsaal. Nach Monaten schlief er wieder mit den anderen Jungs in einem Raum und es hatte ihm überraschender Weise gar nichts ausgemacht.
Gestern Abend war seine Beklommenheit sehr schnell verschwunden, wie er zu seiner eigenen Verwunderung festgestellt hatte. Sie hatten ihn teils sehr freudig, teils aber auch sehr verhalten begrüßt und Harry war froh darum. Es war ein langsames Herantasten und doch hatten sie ihm das Gefühl vermittelt, nie ganz weg gewesen zu sein. Es war ein gutes Gefühl, selbst Ginny gegenüber. Sie waren sehr höflich, zurück haltend mit einander um gegangen, doch schon nach kurzer Zeit hatte die Rothaarige sich verabschiedet und war in den Mädchenschlafsaal verschwunden und Harry fragte sich, was mit ihr los war.
Von der lebendigen, lustigen Ginny, die nach den Ferien abenteuerliche Geschichten erzählte, war nicht viel übrig geblieben. Gewiss, sie hatte sich Mühe gegeben, aber zu mehr als einem dünnen Lächeln, welches ihre Augen nicht erreicht hatte, hatte es nicht gereicht.
Unwillig murrend drehte er sich auf die Seite. Er wollte nicht an Ginny denken, obwohl er zugeben musste, dass er sich Sorgen machte. So kannte er sie gar nicht, so in sich gekehrt und verschlossen. Lag es an ihm?
Aber irgendetwas sagte ihm, dass es nicht an ihm lag, nicht nur. Etwas bedrückte sie und sie zog sich zurück, war mit traurigen Schritten die Treppe hoch geschlurft und Harry wusste, er war nicht der einzige gewesen, der ihr stumm nach geblickt hatte.
Ron erfüllte den Raum mit einem lauten Schnarcher und Harry ließ sich wieder auf den Rücken sinken. Was seine Eltern und Sirius wohl gerade taten? Am liebsten wäre er aufgestanden und zu ihnen gegangen, als ihm traurigerweise klar wurde, dass er genau dies niemals hatte tun können. Nie war jemand da gewesen, der ihn als Kind nach einem Alptraum getröstet hatte, ihn in seinen Armen gewiegt hatte und bei ihm sitzen geblieben war, bis er wieder schlief.
Und erschreckt musste er fest stellen, dass es ihm auch nicht gefehlt hatte, da er es nicht gekannt hatte. Aber nun hatte er wieder Eltern, die bei ihm blieben, ihn hielten und trösteten. Mit einem Mal überkam ihn das drängende Gefühl, sie vor dem Frühstück zu sehen. Leise schlüpfte er aus dem Bett und huschte ins Bad. Dann zog er sich an und suchte seine Schulsachen zusammen und verließ so leise wie möglich das Zimmer.
Im Gemeinschaftsraum angekommen, tippte er die Karte der Rumtreiber an, die er immer dabei trug, und sah, dass James, Sirius und Lily in einem Klassenzimmer im dritten Stock unter gebracht waren. Jenes Stockwerk, welches offiziell als verboten galt, obwohl Fluffy dort schon lange nichts mehr beschützte. Schnell ging er noch einmal zurück und holte seinen Tarnumhang, streifte ihn sich über und verließ auf unsichtbaren Sohlen den Gryffindorturm.
In der großen Halle saßen die ersten Frühaufsteher mit müden Augen beim Frühstück und Harry erkannte Luna, die etwa in der Mitte ihres Tisches saß und langsam eine Schüssel Cornflakes aß. Kurz überlegte er, sich zu ihr zu setzen, doch er beschloss, auf den Rückweg kurz Hallo zu sagen, wenn sie dann noch da war. Aber irgendetwas verwirrte ihn, war es ihre Mimik, die so ernst zu sein schien, oder ihre abwartende Haltung, ihre Blicke durch die Halle, als suche sie jemanden?
Harry beschloss, sich später mit ihr zu unterhalten und setzte seinen Weg fort. Eine der Treppen änderte die Richtung und bescherte Harry einen ziemlichen Umweg.
Plötzlich kam ihm seine Idee ziemlich lächerlich vor. Er ging unter dem Tarnumhang durch die Schule um seine Eltern zu besuchen? Er war doch keine zehn mehr! Er war 17 Jahre alt und erwachsen - und er hatte sechzehn Jahre seines Lebens ohne seine Eltern gelebt.
Er seufzte, stand in der Mitte der Treppe und wusste nicht, ob er nach oben oder nach unten gehen sollte. Schließlich drehte er sich ganz langsam um und ging, Stufe für Stufe, die Treppe wieder hinunter. Und mit jedem Schritt fühlte er sich mutiger, gefestigter. Ja, er war erwachsen, er musste sich nicht länger verstecken. In einer fließenden Bewegung zog er den Tarnumhang von seinem Kopf und verstaute ihn, ging danach erstaunlich gut gelaunt in die Große Halle und setzte sich Luna direkt gegenüber.
„Hallo“, sagte er schlicht und wartete, grinste, als sie von ihren Cornflakes aufsah.
„Hi Harry“, begrüßte sie ihn und warf erneut einen Seitenblick zur Tür, der Harry die Stirn runzeln ließ.
„Wartest du auf jemanden?“, fragte er und wunderte sich, dass sie eher aussah, als wolle sie flüchten. Vor ihm?
Erschrocken sah sie ihn an und senkte dann den Kopf. „Nein, nicht wirklich, es ist nur… weißt du, seit… ich muss immer eine Tür im Blick haben.“ Sie schluckte und als Harry begriff, was sie ihm sagen wollte, schluckte auch er.
„Das… das ist okay, Luna, das kann ich gut verstehen“ , sagte er gedämpft und fragte sich, wie er das nur hatte übersehen können. Sie frühstückte, wenn kaum ein anderer es tat um nicht in die Verlegenheit zu kommen, an einem vollen Tisch sitzen zu müssen in einer vollen Halle, wo sie vermutlich von allen angestarrt wurde.
Harry biss sich auf die Lippe, wie gern würde er ihr irgendwie helfen. Sie sah mit genommen aus und auch ein klein wenig verschreckt von seiner plötzlichen Anwesenheit. Kein Wunder, niemand wusste, was sie in Voldemorts Verließen alles hatte ertragen müssen. Da war es alles andere als selbst verständlich, dass sie nun hier saß und tatsächlich ihre Schuluniform an hatte.
Etwas unsicher verabschiedete er sich von ihr und ging zu seinem eigenen Tisch. Er trank eine starken Tee und bestrich sich einen Toast mit Kürbismarmelade, in Gedanken war er jedoch sehr weit weg. Szenen aus der DA kamen ihm in den Kopf, Lunas Patronus und Neville, der so stolz war, als er das erste Mal einen Stupor hin bekommen hatte.
Was war davon geblieben? Hatte nicht genau diese Gruppe der Schule Einigkeit gebracht? Die Leute einander näher gebracht, unabhängig ihrer Häuserzugehörigkeit. Sie hatten einander gestärkt und Mut gegeben. Es war eine schöne Zeit gewesen und Harry fragte sich verwundert, wieso er ausgerechnet jetzt daran dachte.
War es möglich, erneut so etwas auf die Beine zu stellen? Jetzt, wo sie Zusammenhalt mehr als alles andere brauchten?
Aber zugleich kamen Zweifel auf. Dies würde sein erster Schultag sein, vielleicht sollte er erst einmal abwarten, sich an den Alltag gewöhnen und selbst etwas Kraft tanken. Aber er nahm sich fest vor, mit seinen Freunden darüber zu sprechen, denn einer Sache hatte er sich mit ganzem Herzen verschrieben: er wollte Voldemort zur Strecke bringen. Und all jene schützen, denen er es beibringen konnte.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel