von ~Cassiopeia~
Hallo ihr Lieben!
Dieses Kapitel ist sehr spontan entstanden, im Moment bin ich wohl in einem absoluten Krea-Hoch *lach*
Dank der Blitz-Betaarbeit von der lieben vojka kann ich es auch nun auch schon vorlegen und hoffe, euch gefällt es ebenso wie uns *g*
Vielen, vielen Dank an kleines_steinchen für das Review!
Und: Das Ende naht! *Trommelwirbel*
Liebste grüße und viel Spaß beim Lesen,
eure Cas
55. Bauern eines Krieges
Starr blickte Ginny an diesem noch so frühen Morgen an die Decke ihres Himmelbettes. Sie fand keinen Schlaf, zu viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Lucius, ihre Mutter, die panische Angst vor ihrer eigenen Tochter hatte, etwas, was Ginny in der Seele schmerzte. Voldemort, der Wahnsinnige, der nur noch Herrschsucht und Unterwerfung kannte.
Schwarz und weiß, kein grau. Doch war die Menschheit wirklich in diese zwei Einheiten einzuteilen? Schwarz und weiß, Licht und Dunkel, gut und böse?
Sie begann sich zu fragen, wann man die weiße Magie als gut und die schwarze Magie als böse eingeteilt hatte. Sicherlich nicht wegen ihrer Farbe, Farben lag keine Wertung zugrunde. Dennoch musste es einen Grund geben, weshalb die Weißen die Dunklen so sehr verachteten, ihre Flüche auf die verbotenen Listen setzten und alles taten, um ihre Kinder von diesen Einflüssen fern zu halten.
Auch sie war mit dem Gedanken erzogen worden, schwarze Magie sei der Ursprung allen Übels. Das verkörperte Böse, als seien alle dunklen Magier gleich zu setzen mit Voldemort oder Grindelwald. Aber durfte man das? Hatte nicht auch die helle Seite ihre Waffen, ihre Art, ihre Spieler auf dem großen Schachbrett zu manipulieren?
Was machte einen Zauber zu einem bösen Zauber? Weil er vielleicht sicherer war, weil er mitunter tödliche Konsequenzen hatte? Weil er den Menschen den freien Willen nahm? Oder einfach, weil er von den Weißen als moralisch verwerflich eingestuft wurde, ohne jede Erklärung?
Und woran erkannte man einen guten Zauber? Denn es erwirkte immer und in jedem Fall eine Veränderung eines Gegenstandes oder einer Person. War es die Tatsache, dass es Flüche und Zauber gab? Doch nicht alle Flüche waren auch gleich schwarze Flüche. Das Löschen eines Gedächtnisses galt noch nicht als schwarze Magie, das Aufzwingen eines fremden Willens jedoch schon. War es besser, eine Person seiner eigenen Identität zu berauben, indem sie sich nicht mehr an seine eigene Vergangenheit erinnerte, oder ihn zu seinem Werkzeug zu machen, ohne, dass sie dies bewusst entscheiden konnte?
Harry hatte Okklumentik im Auftrag Dumbledores erlernen sollen. Dafür war der Legilimentikzauber nötig, ein an sich schwarzmagischer Zauber, den jedoch auch weiße Magier ab und an verwendeten. Ebenso, wie einige höhergestellte Auroren auch die Unverzeihlichen Flüche einsetzen durften, wenn es zu einem ernsten Kampf kam, der auf Leben und Tod hinaus lief. Und von der Krankenhexe hatte Ginny erfahren, dass schwarzmagische Wunden nur durch schwarzmagische Zauber geheilt werden konnten.
Konnte man denn Gleiches mit Gleichem bekämpfen? Oder lief es unweigerlich auf eine Konfrontation zwischen Schwarz und Weiß hinaus? Wieso musste es überhaupt auf einen Krieg hinaus laufen?
War das Ganze ein Spiel des Schicksals? Oder waren die Drahtzieher Voldemort und Dumbledore gewesen, ewige Widersacher, von denen der eine sich nun für das große Ganze geopfert hatte? Hatte sich selbst zum Bauern degradiert… doch wer war dann der König?
Voldemort war ohne Zweifel der schwarze König, der seine Bauern gnadenlos in den Krieg gegen die weiße Seite schickte. Der Erbe Slytherins, der dem Tod trotzte und ein Zauberer mit unvorstellbaren Kräften war. Kräfte, die jenseits jeder magischen Kategorie lagen, egal ob schwarz oder weiß. Kräfte, die von Hass geschürt wurden und Ginny vermochte nicht zu sagen, wie viel Selbsthass dabei war. Kannte Voldemort sein eigenes Selbst überhaupt? Oder war er schon so berauscht von der Macht, dass ihn nichts in seiner Gier mehr stoppen konnte, dass er sich so sehr in dieser Macht verloren hatte?
Dumbledore hatte ihn stoppen wollen. Und er hatte sein Leben dafür gegeben, hatte auf das Leben eines kleinen Jungen gesetzt, des Jungen, der einst überlebt hatte. Dumbledore war der einzige, der sich mit Voldemort messen konnte, der magische Kräfte besaß, von denen sich wohl niemand auch nur eine Vorstellung hatte machen können. Dennoch war er stets bescheiden geblieben in seinen Ansprüchen, auch wenn er Voldemort das ein oder andere Mal in seine Schranken verwiesen hatte. Der sein Gegenspieler gewesen war, der weiße Zauberer jenseits jeder Magiestufe.
War Harry sein König gewesen? Der, den es unter allen Umständen zu beschützen galt? Und wenn es den eigenen Tod bedeutete. Doch Dumbledore hatte gewusst, dass er allein Voldemort niemals würde aufhalten können. Ein Mann, der das Schicksal austrickste, konnte nur durch das Schicksal zu Fall gebracht werden.
Und genau das hatten die Schwestern getan, indem sie Harry auserwählten als ihren König, dem sie Lenos und Isa als Wächter beiseite stellten. Nun waren sie und Draco die Zauberer außerhalb jeder magischen Kategorie, dazu bestimmt, ihren König zu beschützen. Sie wurden als Bauern in den Krieg geschickt, in dem es keinen Sieger geben würde.
Dennoch hielt sich ihre Wut erstaunlich in Grenzen. Sie wusste zwar nicht sicher, was auf sie zukommen würde, doch sie kannte ihre Rolle in diesem Spiel. Eine Rolle, die die Schwestern nur zu bewusst gewählt hatten, wie ihr jetzt klar wurde.
Sie waren die Hüter des Gleichgewichtes der Magie, welches nun immer mehr in Schieflage geriet. Dieses Bewusstsein zu schärfen, hatten sie erwirkt, indem sie Ginny zur dunklen Botin gemacht hatten und Draco zum Boten des Lichtes, ganz entgegen ihrer Magieneigung. Und auch die jeweiligen Beziehungen zu Harry selbst waren mit voller Absicht ausgewählt worden. Die einstige Geliebte und der erklärte Feind. Dass dazu Lenos und Isa selbst mehr als nur die Magie verband und vermutlich auch die Gefühle der Menschen Draco und Ginny zu einander genau so geplant und beabsichtigt gewesen waren, erkannte Ginny nun ohne jeden Zweifel.
Sie allen waren nur Spielzeuge. Voldemort forderte das Schicksal heraus, doch ein Kampf mit dem Schicksal hat ungeahnte Konsequenzen. Sie alle waren darin involviert und Ginny vermochte nicht zu sagen, wie er enden würde. Doch sie alle würden gemeinsam arbeiten müssen, ob heller oder dunkler Magier. Dazu mussten sie die Grenzen überwinden, die sich seit Anbeginn der Schule in den Köpfen fest hielten. Diese Ketten zu sprengen, brauchte jedoch vor allem eines: Zeit.
Viel Zeit blieb ihnen nicht mehr. Der Zwischenfall auf Malfoy Manor hatte die Magieströme heftig gestört, das Ministerium leitete allerlei Operationen ein, um Sicherheitszauber auf wichtigen Gebäuden zu rekonstruieren. Es war ihnen ein Rätsel, doch die Schuld wurde auf Voldemort geschoben, etwas, dass Ginny zumindest ein wenig beruhigte. So konnten Draco und sie sich in Ruhe vorbereiten auf den Tag, der nicht mehr fern war.
Doch dass Lenos und Isa gemeinsam in einer Ebene waren, war nicht ungefährlich und die Folgen waren nun weithin zu spüren. Jede magische Reaktion von ihnen, die außerhalb des Raumes der Wünsche stattfand, verzweigte ihre Magieströme unweigerlich und war noch in weitem Umkreis aufzuspüren. Und sie neutralisierten nach und nach alles, was ihnen Schutz bot. Sie mussten sich wahrlich beeilen.
Harry hatte angefangen, das Training der DA nach draußen zu verlegen, auch er wusste, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb. Sie erkundeten das Gelände genauestens von der Luft aus, sprachen mit allerlei magischen Wesen, die es in und um Hogwarts gab und allmählich machte sich eine knisternde Spannung vor dem Ernstfall bereit.
Der Valentinstag war nun eine Woche her und Ginny wurde von Tag zu Tag nervöser. Sie hasste Warten und im Speziellen auf etwas zu warten, was so… so ungeheuerlich war, so groß… und so unausweichlich.
Doch noch etwas, besser gesagt jemand, machte ihr Sorgen. Natürlich war der Kuss zwischen ihr und Draco schon beim Abendessen wild diskutiert worden und Spekulationen über eine Beziehung zwischen dem bösen Slytherin und der Gryffindorschülerin machten sehr bald die Runde. Als Ron davon erfahren hatte, hatte er keine Sekunde gezögert, Ginny zur Rede zu stellen. Danach war er regelrecht ausgerastet, hatte für einen ziemlichen Aufstand in der Großen Halle gesorgt und war dann auf die Ländereien entschwunden.
Seither hatte Ginny ihn kaum gesehen, er ging ihr aus dem Weg und sie legte es nicht darauf an. Das Verhalten ihres Bruders traf sie tief, auch wenn sie seine beschützende Art gegenüber seiner kleinen Schwester kannte und irgendwie auch sehr schätzte. Aber hier ging er eindeutig zu weit, was sie ihm sehr direkt noch am Gryffindortisch gesagt hatte. Es war ihr Leben und nicht seines.
Seitdem hatten sie kein Wort mehr mit einander gesprochen und auch zwischen Harry und Hermine und ihrem Freund Ron schien es Probleme zu geben. Ginny war sich nicht sicher, ob sie die Zeichen richtig deutete, doch Harry schien in Hermines Nähe stets etwas aufzublühen. Das Lächeln wurde ehrlicher, der Blick weicher, so, wie er einst sie, Ginny, angesehen hatte.
Ginny freute sich für Harry, nachdem das Ende ihrer Beziehung ihn in solch ein tiefes Tal gezogen hatte, dass sie gefürchtet hatte, er würde vielleicht niemals wieder vom Boden aufstehen. Und auch Hermine machte der Verlust ihrer Eltern sehr zu schaffen, dass sie trauerte, war unübersehbar. Doch in all dem Schmerz wandte auch sie sich offenbar Harry zu, ihrem so langjährigen besten Freund, der wohl am ehesten nach fühlen konnte, wie es ihr ging. Auch, wenn er seine Eltern nie gekannt hatte bis zu deren rätselhafter Rückkehr, doch dieses unbestimmte Gefühl des Verloren-seins, des verlorenen Schutzes der Eltern, das kannte auch er. Und vielleicht war es ebendies, was sie sich in der Mitte treffen und sie langsam die Schranken der bisherigen Freundschaft überwinden ließ.
Als die Sonne auf ging, wanderten ihre Gedanken wieder zu Draco, wie sie es so oft in den letzten Tagen taten. Vieles stand auf dem Spiel und die Reaktion ihrer Mitschüler machte sie zugegeben wütend. Es herrschte Krieg und die zerrissen sich die Münder über einen Kuss! Aber sie waren so ahnungslos… so furchtbar ahnungslos und sahen das Ganze womöglich als ein großes Abendteuer an. Wenn sie nur wüssten...
Aber sie würden es nie wissen. Dieses Wissen war Lenos und Isa vorbehalten, nur sie kannten die wahren Hintergründe. Gewiss, niemand beging den Fehler, Voldemort zu unterschätzen. Doch hinter den so starken Mauern Hogwarts` neigten die Schüler schnell zu Leichtsinn - es gab schließlich die Lehrer und Schutzbanne, die es schon irgendwie richten würden. Hogwarts war auch im vorherigen Krieg nicht gefallen und Draco Malfoy, der noch im letzten Jahr die Todesser eingeschleust hatte, hatte öffentlich die Seiten gewechselt. Das hielten viele für ein Zeichen, dass alles gut werden würde und vertrauten auf jene, die auch bisher alles gerichtet hatten.
Wie leichtsinnig sie doch waren! Selbst jene, die in der DA waren - und das war ein Großteil der Schüler - schienen das Geschehen nicht wirklich ernst zu nehmen, so erschien es Ginny. Doch vielleicht täuschte sie sich. Vielleicht konnten sie es gar nicht so ernst nehmen, wie sie selbst es tat, weil sie schlichtweg nicht wussten, worum es ging. Sie hatten nur eine Möglichkeit: mit ihrem Herzen für ihre Freiheit zu kämpfen. Und das, da war Ginny sich sicher, würden sie ohne zu zögern tun.
Als sie aus dem Schlafsaal nach unten ging, da es sie einfach nicht mehr in ihrem Bett hielt, entdeckte sie zu ihrem Erstaunen Neville mit einer Decke auf dem Sofa.
„Oh. Hi, Ginny“, grüßte er sie etwas nervös und schielte zu der Treppe der Jungenschlafsäle hinauf. „Wie geht's?“
Ginny blinzelte ein paar Mal, ehe sie sich zu einer Antwort durchrang. „Ähm… gut geht es mir, danke. Ich konnte nur nicht mehr schlafen. Aber sag, was machst du zu so früher Stunde hier unten?“, wollte sie wissen und folgte aus irgend einem Grunde dem Blick des Siebtklässlers.
„Ich… äh… Harry und… Harry und Ron streiten sich, da habe ich besser den Rückzug angetreten“, erklärte er und kaum hatte er das gesagt, flog in einem der oberen Stockwerke eine Tür offenbar aus den Angeln.
„… mir nur so in den Rücken fallen!“, schrie Ron, nun für das ganze Treppenhaus inklusive Gemeinschaftsraum hörbar. „Ich liebe sie, seit Jahren! Und was macht mein bester Freund? Nutzt ihre Trauer aus um sich-“
„Ron! Ich habe sie nicht ausgenutzt, ich war einfach für sie da, okay?!“, versuchte Harry sich zu wehren, offenbar erfolglos.
Ron schnaubte bitter. „Sicher.“ Es klang derart verletzt, dass Ginnys Herz sich schmerzhaft zusammen zog, ihren Bruder so mit Harry streiten zu hören. Nun war auch der letzte Zweifel beseitigt, weshalb Harry und Ron die letzten Tage ebenfalls Probleme mit einander gehabt hatten.
„Ich wollte dir nicht weh tun, Ron, aber es ist… es ist einfach passiert…“
Ohoh, ganz schlechter Satz, dachte Ginny angespannt, während sie dem Schauspiel lauschte und hoffte, es würde nicht zu Handgreiflichkeiten kommen. Dann würde sie einschreiten müssen.
„Einfach passiert?!“ Rons Stimme überschlug sich beinahe. „Etwas Besseres fällt dir nicht ein, O großer Harry Potter? Klar, kann ja mal passieren, sich hinterrücks an das Mädchen des besten Freundes ranzumachen-“
„Es war nicht hinterrücks, es war… Merlin, ich habe mich in sie verliebt, ja! Und ich möchte mit ihr zusammen sein, ja! Und wenn es ihr genau so geht, dann werden wir das nicht leugnen, weil du in sieben Jahren deinen Arsch nicht hochkriegst und dem Mädchen ehrlich zeigst, was du von ihr willst!“
Ginny schloss ergeben die Augen. Das war's, dachte sie und wartete auf den Knall.
„Immer bekommst du alles und ich kann sehen wo ich bleibe! Klar der tolle Harry Potter, der Junge der lebt, der Auserwählte, der Held der Zauberwelt! Ich hasse dich!“
Ein dumpfes Geräusch war zu hören wie von einem schweren Körper, der gegen eine Wand knallt. Alarmiert rannte Ginny nun doch die Stufen hoch, nahm mehrere auf einmal. Sie hatte die letzten Sekunden kaum gewagt zu atmen und tat es auch jetzt nicht, erst, als sie den gesuchten Schlafsaal erreichte, holte sie wieder Luft.
Ron stand da, sein ganzer Körper bebte vor Wut und zugleich Verzweiflung und Schmerz, seine große Liebe Hermine an seinen besten Freund verloren zu haben. Harry hingegen lag bewusstlos an der Wand, von einem Stupor offenbar getroffen, unfähig, sich zu bewegen.
Das war zu viel und mit einem klatschenden Geräusch hinterließ Ginnys Hand einen roten und sehr schmerzhaften Abdruck auf Rons Wange. „RONALD WEASLEY!“ Ginny war nicht bewusst, dass sie zusätzlich mit Isas Stimme schrie und ihre Haare sich pechschwarz färbten. Seinen Zauberstab hatte sie zwei Sekunden später in der Hand und Ron selbst schien irgendwie nach Luft zu ringen.
„Ginny, das war-“
„Ich habe genau gesehen, was das war! Bei allem Respekt, Ron, aber das ging wirklich zu weit!“ Fast nebenher löste sie die Starre von Harry, ließ ihren Bruder aber nicht aus den Augen. „Hast du noch nicht begriffen, worum es hier geht, verdammt nochmal?! Harry endlich wieder glücklich lächeln zu sehen ist so verdammt wichtig, für uns alle! Und ich gönne es ihm, aus ganzem Herzen, weil auch ich ihn liebe, Ron. Aber hör mit deinen Neidereien auf, immer nur darauf zu gucken, was Harry hat und du nicht. Was er hat, hat ihn beinahe umgebracht, verflucht! Da hat er jedes bisschen Glück verdient und wenn dieses Glück Hermine ist, dann ist das Richtig und gut so! Also hör auf, den gehörnten Freund zu spielen und steh zu deinen Freunden, denn sie brauchen dich.“
Aus der anfangs wütenden Schimpftirade war fast eine Bitte geworden und Ginny konnte nicht sagen, wie viel davon Ron wirklich erreichte. Er knallte die Hand gegen die Tür, riss Ginny den Zauberstab aus der Hand und verschwand aus dem Schlafsaal, polterte die Treppe hinunter und knallte das Portrait hinter sich zu.
Seufzend erlaubte Ginny es sich, einmal durch zu atmen, ehe sie besorgt zu Harry sah, der sich mühevoll wieder aufrappelte.
„Meinst du wirklich, er verzeiht uns?“, fragte dieser beinahe kleinlaut und betastete seinen Kopf nach einer eventuellen Platzwunde.
Ginny erwiderte nichts, sondern umarmte Harry schlichtweg.
„Das wird er. Sicher, er mag jetzt verletzt sein, im Herz und in seinem Stolz. Aber er wird euch vergeben.“
Müde legte Harry auch seine Arme um Ginny. „Ich danke dir“, murmelte er, noch nie hatte er erlebt, dass Ginny derart gegen ihren Bruder vorgegangen war.
„Ron ist ein Sturkopf, aber er ist nicht dumm. Er kommt zurück, da bin ich sicher“, sagte sie mit einem Lächeln, als sie sich wieder von Harry löste. Ihre Haare waren wieder rot, die Botin hatte sich wieder zurück gezogen.
„Das hoffe ich sehr, denn du hast Recht, ich brauche ihn wirklich“, sagte Harry matt und sah etwas auf den Boden. „Was… was war das eigentlich eben mit deinen Haaren?“, fragte er schließlich, als ihm wieder einfiel, dass etwas an dem Bild vorher nicht so ganz gestimmt hatte.
„Oh. Ähm… das erkläre ich dir besser ein anderes Mal“, sagte Ginny etwas ausweichend. Es war noch zu früh, sich ganz zu offenbaren. „Hast du schon mit James gesprochen wegen dem Fluchtraining?“, wechselte sie dann das Thema und hoffte, Harry würde darauf anspringen.
„Habe ich, er wird Sirius fragen, aber ich denke nicht, dass dieser Nein sagen wird. Dad ist sehr besorgt wegen… wegen dem ganzen hier, für ihn muss es so aussehen, als wiederhole sich alles…“ Harrys Stimme war leiser und Sorgenvoller geworden. Seine Eltern und sein Pate waren aus unerklärlichen Gründen zurück gekehrt und mussten nun alles noch einmal durchleben, einen Krieg, dem sie einst entkommen waren - wenn auch durch ihren Tod.
Ginny seufzte leise. „Ich weiß. Für Sirius ist es sogar das dritte Mal und manchmal… manchmal habe ich Angst, dass er es nicht schafft. Aber daran sollten wir besser nicht zweifeln. Sie werden es schaffen - wir werden es schaffen.“
Sie verabschiedeten sich und Ginny fragte sich auf dem Weg nach unten, weshalb genau die drei von den Schwestern zurück geholt worden waren. War es Harry, der in seiner Lethargie niemanden an sich heran gelassen hatte, dass es seine Eltern gebraucht hatte? Oder steckte da noch mehr dahinter, waren vielleicht auch Remus, Sirius und James Marionetten in diesem Spiel?
Die Fäden liefen bei den Schwestern zusammen und welche Handlungen sie verfolgten, vermochte Ginny nicht gänzlich zu durchschauen. Es stand ihr auch nicht zu, dies zu tun. Die Pläne des Schicksals hinterfragte man nicht.
Und ebendies würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Es konnte jede Sekunde los gehen. Vielleicht auch erst in wenigen Tagen oder Wochen. Doch dann würde es zuschlagen und das erbarmungslos, daran hegte Ginny keinerlei Zweifel. Und was dann sein würde… nun, das wussten vermutlich nicht einmal die drei weisen Schwestern.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel