von Elli
2
Kranke Ideen
Am nächsten Morgen machte Ginny sich schon früh auf den Weg in den Krankenflügel. Sie wollte mit Harry reden, ihm erzählen, dass sie ein komisches Gefühl hatte und sich von ihm versichern lassen, dass alles in Ordnung sei. Als sie dort ankam, blieb sie zunächst unschlüssig an der Tür stehen, denn es war wirklich noch ziemlich früh. „Was, wenn er mich immer noch nicht sehen will?“ Sie verwarf den Gedanken und ging hinein. Sie zog den Vorhang einer der ersten Betten zur Seite und sah - ein leeres Bett.
Es war unordentlich hinterlassen und es lagen keinerlei persönliche Sachen mehr da, von denen sie wusste, das Hermine sie da gelassen hatte.
Ihr erster Gedanke war: Harry war weg!
„Oh man hab ich Kopfschmerzen!“ Langsam kam Harry zu sich. War er wieder ohnmächtig geworden und hatte sich dabei den Kopf gestoßen? Nein, zumindest nicht, soweit er sich erinnern konnte.
Um ihn herum war alles dunkel. Er wusste nicht wo er war. Aber er hatte das Gefühl, das er nicht alleine war. „Wo bin ich hier nur?“, murmelte er vor sich hin.
„Guten Morgen, Harry Potter. Endlich bist du wach.“, sagte eine Stimme, die ihm zwar bekannt vorkam, er aber nicht einordnen konnte.
„Wie lange habe ich auf diesen Moment gewartet“, sagte sie und zündete ein paar Kerzen an. Harry befand sich in einem Raum, der ganz im barocken Stil eingerichtet war. Der Raum war kreisrund und etwa so groß wie sein Schlafraum im Gryffindorturm. Allerdings ohne Fenster.
Er lag in einem riesengroßen Himmelbett, und neben ihm saß ein unscheinbares Mädchen mit braunen Haaren und braunen Augen. Sie trug die Hogwarts-Uniform, mit einem schwarz-gelben Wappen. Eine Hufflepuff? „Bist du nicht… Sara Drummond?“ Er erinnerte sich schwach ein dieses Mädchen, das in seinem Jahrgang gewesen war. Er hatte nie besonders mit ihr zu tun gehabt, also was machte er jetzt hier?
„Ja, das bin ich. Ich wusste du würdest dich an mich erinnern, Harry. Schließlich sind wir beide füreinander bestimmt. Das weißt du doch auch, nicht wahr?“ Sie rückte immer näher an Harry heran. Er versuchte weg zu rutschen und fiel dabei fast aus dem Bett.
„Ähm… ich weiß nicht genau was du meinst. Warum bin ich hier?“, fragte er unsicher.
„Ich weiß, du wirst es jetzt noch nicht verstehen, aber tief in deinem innersten weißt du auch, dass wir beide zusammen gehören. Ich wusste es schon, als ich dich das erste Mal in der großen Halle sah, wusste, dass du eines Tages ein großer Zauberer wirst, wusste, dass du irgendwann den dunkeln Lord besiegen würdest. Und wenn dieser Zeitpunkt gekommen war, wusste ich, dass es Zeit für dich war, dich zu mir zu holen.“ Harry starrte sie ungläubig an. „Ich weiß, nachdem du mich während der Schlacht vor diesem pockennarbigen Todesser gerettet hast, dass auch du mich liebst. Anders konnte es gar nicht sein. Deswegen habe ich auch in Hogwarts auf dich gewartet. Wollte dich zu mir holen, bevor diese Ginny Weasley“ sie sprach den Namen aus, als ob sie Insekten ausspucken würde „dich wieder in ihren Bann zieht. Ich bin mir sicher, du hast sie niemals wirklich geliebt. Du wolltest nur die Schwester deines besten Freundes nicht verletzen. Du warst nur aus Mitleid mit ihr zusammen, das weiß doch jeder. Aber sei unbesorgt, ich verzeihe dir.“
Harry sah sie ganz verdutzt an und wusste zunächst nicht, was er sagen sollte.
„Ähm, Sara? Ich bitte dich, hör mir genau zu, ok? Ich weiß das sehr zu schätzen, dass du… deine Gefühle für mich. Aber ich denke es ist nicht das richtige, Gefühle zu erzwingen, indem man jemanden einsperrt. Und… ich …ich liebe Ginny. Ich war nicht nur aus Mitleid mit ihr zusammen oder so. Bitte lass mich wieder hier raus. Ich gehöre nicht hierher, ich gehöre zu Ginny und zu meinen Freunden.“ Er blickte sie erwartungsvoll an. Ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich jedoch.
„Nein Harry!! Du gehörst zu mir! Und irgendwann wirst du das auch einsehen. Ich muss jetzt gehen. Du findest hier in diesem Zimmer alles was du brauchst. Nebenan ist sogar ein Bad, falls du dich frisch machen möchtest oder sonstiges. Ich komme in ein paar Stunden wieder.“
„Moment noch. Wo ist mein Zauberstab und meine Tasche?“ Sie grinste ihn an. „Deinen Zauberstab habe ich. Was deine Tasche betrifft, so weiß ich nicht, welche du meinst. Aber danke, dass du sie erwähnst. Ich werde sie dir mitbringen und somit alle Spuren beseitigen, die die anderen zu mir und somit zu dir führen könnten.“
Ginny kam ganz aufgelöst im Gemeinschaftsraum der Gryffindors an. Wäre sie nicht die, die sie wäre, wäre sie wahrscheinlich schon in Tränen ausgebrochen. Die Weasleys wunderten sich, dass Ginny schon so schnell wieder zurückkam. Ohne auf ihre Familie zu achten, rannte sie direkt zum Schlafsaal von Ron hoch und stürmte ohne Anklopfen hinein. Perfektes Timing. Ron und Hermine lagen jeweils halbnackt auf Rons Bett und schienen zunächst nicht zu bemerken, dass jemand das Zimmer betreten hatte, so sehr waren sie mit sich beschäftigt. „Ähm, tschuldigung Leute, aber ich muss mit euch reden.“ „GINNY! Was machst du denn hier? Schon mal was von anklopfen gehört?“, ärgerte sich Ron, wobei er seine Bettdecke über sich und Hermine zog und beide einen hochroten Kopf bekamen. „Was ist denn so wichtig, dass du uns ausgerechnet jetzt stören musst?“
„Tut mir Leid, aber…Harry ist verschwunden.“ Und stob auch schon wieder aus dem Zimmer, weil sie keinesfalls ihrem Bruder und seiner Freundin dabei zusehen wollte, wie sie sich verwirrt und trotzdem unwillig voneinander lösten um sich anzuziehen.
„Oh mein Gott, Ron, wir müssen sofort hinterher, damit sie uns alles erklären kann. Komm, beeil dich.“ Hermine sprang aus dem Bett um ihre Kleider vom Boden aufzusammeln, die sie sich letzen Abend regelrecht vom Leib gerissen hatten. Bei der Erinnerung stieg ihr wieder die Hitze in den Kopf und sie wurde knallrot. Sie ging wieder zu Ron, gab ihm einen langen Kuss und reichte ihm seine Kleidung. „Harry hat mal wieder perfektes Timing bewiesen.“, grummelte er vor sich hin.
Als Ginny herunterkam, fand sie einen leeren Gemeinschaftsraum vor, denn ihre Familie hatte es anscheinend vorgezogen, schon frühstücken zu gehen. Sie warf sich in ihren Lieblingssessel am Kamin, wo sie so viele schöne Stunden mit Harry verbracht hatte. Das brachte das Fass zum überlaufen und sie fing hemmungslos an zu weinen. Einige Minuten später spürte sie, wie jemand sie sanft in den Arm nahm und sie tröstete. „Ginny, was ist passiert? Was ist mit Harry?“ Es war die Stimme ihres Bruders, Ron. „Ich…ich weiß es nicht genau. Als ich ihm Krankenflügel ankam und Harry besuchen wollte, war sein Bett leer. Kein Harry, keine Sachen von ihm. Wenn man bedenkt, dass er gestern einen Nervenzusammenbruch hatte, könnte man meinen, er will vor dem ganzen Chaos flüchten.“ Sie fing wieder an zu weinen und klammerte sich an Ron, der unschlüssig zu Hermine herübersah. „Kommt, wir gehen raus und gucken ob er sich vielleicht nur am See oder in Hogsmeade aufhält.“
Sie passierten den schwarzen See und kamen zum Tor von Hogwarts. Schon von weitem sahen sie, dass etwas Rucksack-ähnliches auf dem Boden lag. Sie gingen dort hin, hoben den Rucksack auf und sahen sich um. Der einzige Mensch der jetzt schon unterwegs zu sein schien, war ein Mädchen, etwa in ihrem Alter, das auf sie zukam und sie anscheinend nicht bemerkte. Sie war bester Laune, denn sie pfiff vor sich hin. Kurz vor dem Tor, das hoch zum Schloss führte, blieb sie erschrocken stehen, als sie Hermine, Ron und Ginny mit Harrys Rucksack in der Hand sah.
„Hey, ist das nicht diese…Wie heißt sie gleich?“ „Das ist Sara Drummond, aus Hufflepuff, Ron. Sie ist bzw. war in unserem Jahrgang.“, meinte Hermine und winkte ihr.
„Hallo Sara. Komm doch mal rüber.“ Man sah ihr deutlich an, dass Sara nicht gerade auf diese Aufforderung erpicht war, aber um sich nicht noch verdächtiger zu machen, ging sie zu ihnen. Verstecken nützte nichts mehr, da sie schon gesehen wurde.
„Äh, guten Morgen Leuten. Was macht ihr denn schon so früh hier?“, versuchte sie lässig zu fragen, was ihr allerdings nicht gelang. „Wir suchen jemanden. Ist dir vielleicht jemand in Hogsmeade entgegen gekommen. Harry zum Beispiel?“ fragte Hermine. „Äh. Harry? Harry Potter? Wieso sollte ich ihn in Hogsmeade gesehen haben? Wie kommt ihr auf die Idee, dass ausgerechnet ich wüsste, wo er ist?? Ich habe ihn nicht gesehen!!“, antwortete sie schrill, fast panisch, aus Angst, dass die anderen ihr bereits auf die Schliche gekommen waren. Die anderen drei tauschten überraschte Blicke aus, sagten aber nichts. Sara, sich bewusst geworden, dass sie überreagiert hatte, fragte sie bissig „Wieso sucht ihr ihn denn? Ist er dir weggelaufen, Ginny? Vielleicht hatte er einfach keine Lust mehr auf dich oder hat eine Andere, eine Bessere gefunden?“ Sie drehte sich um, stolzierte bis zur Grenze von Hogwarts und disapparierte.
„Oh man, was war das denn?“ fragte Ron skeptisch. „Was für ´ne Diva. Die scheint sich ja wohl für was Besseres zu halten!“ und verdrehte dabei dir Augen. „Das nicht unbedingt, aber ich finde sie hat sich mehr als verdächtig verhalten. Wie sie fast ausgerastet ist und Ginny am liebsten an die Gurgel gegangen wäre, als wir nach ihm gefragt haben. Klarer Fall von Eifersucht.“ „Wie kommst du darauf Hermine?“ fragte Ginny überrascht. „Na, letztes Jahr habe ich sie mehrmals auf dem Klo mit ihrer besten Freundin Katie Miller über dich lästern hören, weil sie selber total auf Harry steht. Fast schon krankhaft, wie sie Ideen gespinnt haben, wie sie ihn für sich gewinnen können. Sogar von Entführung war die Rede.“
„Glaubst du… meinst du, sie wäre wirklich in der Lage dazu…?“ fragte Ginny ängstlich.
„Ich bin mir nicht sicher, aber auf jeden Fall sollten wir der Sache nachgehen.“
„Das war ja voll die Pleite“, dachte sich Sara, als sie wieder zuhause ankam, allerdings ohne Harrys Rucksack. Sie ging in ihr Zimmer, zu der großen Bücherwand und zog ihr Lieblingsbuch aus dem Schrank. Allerdings nicht um zu lesen, sondern um den Geheimgang zu Harrys Zimmer zu betätigen. Sie schlich die Wendeltreppe hoch zum Turm und öffnete die Tür.
„Hallo Harry-Schatz. Da bin ich wieder.“
Tja, was wird wohl aus Harry? Und wird er von seinen Freunden befreit von dieser Psychopathin? Lest weiter, dann erfahrt ihrs ;)
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel