von littlepanimausi
Harry saß in einem Sessel vor einem knisternden Kamin und starrte in die Flammen. Hermine betrat den Raum und setzte sich auf die Armlehne seines Sessels.
„Harry, worüber denkst du nach?“, fragte sie leise. Heute war wieder einmal einer der schöneren Tage im Leben der Freunde gewesen. Hermine und Ron waren zu Harry und Ginny gekommen und die beiden Paare hatten einander offenbart, dass sie beide ihre ersten Kinder erwarteten. Ginny war gerade schlafen gegangen, da sie durch die Schwangerschaft schnell müde wurde und Hermine hatte sich noch kurz mit ihr unterhalten. Ron betrat jetzt den Raum nachdem er kurz im Bad gewesen war.
„Er hätte es auch verdient gehabt, nicht wahr?“
Hermine wusste sofort worum es ging, nur Ron schaute leicht verwirrt. Hermine formte mit ihren Lippen die Worte „Professor Snape“ und Ron’ s Stirnfalte glättete sich.
„Ach Alter sicher hätte er das alles auch verdient, aber dafür hat er jetzt seine Ruhe. Denkst du nicht, dass das alles ist was er nach all dem Ärger wollte? Ein wenig Ruhe.“, meinte Ron während er sich neben Harrys Sessel stellte und seiner Frau einen Arm um die Schulter legte.
„Ich denke Ron hat Recht.“, stimmte Hermine zu und fuhr Harry durch sein immer zerzaustes schwarzes Haar.
„Trotzdem ist es ungerecht.“, erwiderte Harry. Er hatte alles: Eine wunderschöne Frau, ein Haus, einen guten Job und bald auch sein erstes Kind. Und was hatte Snape bekommen? Einen schmerzhaften Tod und bis dahin ein schuldbehaftetes unglückliches Leben. Harry seufzte und trank einen Schluck Wein. Ron und Hermine wechselten einen Blick. Es war nicht das erste Mal, dass sie diese Unterhaltung mit ihm führten.
„Er hat alles bekommen was er sich zu Lebzeiten an Anerkennung hätte wünschen können. Er ist ein Held, Kinder besuchen sein Grab und legen Blumen darauf ab. Man hat ihm posthum einen Merlinorden erster Klasse verliehen und es werden massenhaft Bücher über ihn verfasst. Er wird geliebt und gefeiert.“, sagte Ron „Und Skeeter hat letztens den Artikel „Snape – Romeo der Zaubererwelt!“ veröffentlicht.“, versuchte er seinen Freund noch aufzuheitern, doch Harry ging darauf gar nicht ein.
„Ja, aber was bringt es ihm jetzt noch?“, antwortete er und schwenkte das Glas in seiner Hand.
„Harry, sich darüber den Kopf zu zerbrechen wird es auch nicht wieder ändern.“, meinte Hermine und strich ihm weiter durch sein schwarzes Haar. Harry seufzte. „Was glaubst du denn was sein größter Wunsch war. Sicherlich wollte er bei Lily sein und das ist er jetzt.“
„Wie kannst du dir dessen so sicher sein Mine?“, meinte Harry und starrte sein Glas an
„Alter, wieso denkst du überhaupt darüber nach?“, mischte sich Ron ein
„Ich finde es einfach total ungerecht, Ron.“, antwortete Harry und Hermine seufzte, dann erhellte plötzlich ein strahlendes Lächeln ihr Gesicht.
„Oh nein Harry, was hast du nur gemacht?“, meinte Ron als er das Lächeln seiner Frau sah „Sie will wieder in die Bibliothek.“
„Ron!“, schimpfte Hermine nicht ganz ernst und schlug ihn am Arm, Ron lachte auf und auch Harry musste schmunzeln
„Ich habe eine wunderbare Idee Harry. Wieso lässt du nicht ein Portrait für ihn erstellen?“, meinte Hermine an Harry gewandt und er weitete die Augen.
„Das geht?“, fragte er verwundert.
„Natürlich, oder was glaubst du woher die ganzen in Hogwarts kommen?“, meinte Ron
„Ja schon, aber ich dachte die erstellt man wenn man noch lebt.“
„Nein, nein Harry. Das ist mit den Schulleitern genauso gewesen. Du gehst zu einem Sculptor Magus und gibst ihm deine Erinnerung, er wird mit magischen Farben ein Bild über das andere malen und somit ein magischen Portrait erstellen.“
„Ein Bild über das andere?“, fragte Ron verwirrt
„Ja, zum Beispiel ein Bild in dem er das Gesicht verzieht und eines in dem er ärgerlich ist. Eines in dem er lächelt…“
„… das wird schwierig.“, murmelte Ron und lächelte zu Harry, der geradezu von der Idee beflügelt wirkte.
„Das ist toll Mine, du bist ein Genie!“, meinte er und umarmte sie stürmisch „Ich werde gleich morgen einen kontaktieren.“
Im Ministerium bekam Harry dann die Auskunft über diesen seltenen Berufszweig und suchte sofort den besten magischen Bildhauer aus. Somit apparierte Harry nach Frankreich und wandte einen Sprachzauber an. Harry fand sich vor einem wunderbaren kleinen Häuschen wieder das nahe einer Klippe stand. Er klopfte an die Tür und wartete, hörte jedoch nichts. Eine Weile wartete er noch, klopfte abermals, doch als es wieder keine Reaktion gab ging er um das Haus herum und fand den Bildhauer an der Klippe, die dieser sehr lebendig auf einer Leinwand auffing. Er hatte eine dunkelgrüne Mütze auf und ein paar blonde Strähnen blitzten unter ihr hervor. Er saß mit dem Rücken zu Harry. Harry ging auf ihn zu und meinte dabei laut:
„Hallo? Sind sie Monsieur Carver?“
Angesprochene(r) drehte sich um und erwiderte: „Madame Carver zu Diensten Monsieur. Sie wünschen?“
Harry zog die Augenbrauen hoch und blinzelte zwei Mal, dann fasste er sich wieder und lächelte die ältere Dame freundlich an „Ich möchte gerne ein Portrait erstellen lassen.“
„Das ist mein Job.“, meinte sie lächelnd und stand auf. „Folgen sie mir. Wie heißen sie?“
„Entschuldigen sie, mein Name ist Harry, Harry Potter.“
Die Frau blieb stehen, drehte sich zu ihm, musterte ihn und lächelte dann wieder. Sie führte ihn in ihr Wohnzimmer und ließ Tee mit Gebäck bringen.
„Nun, wen möchten sie verewigen?“
„Meinen alten Lehrer. Sie haben vielleicht von ihm gehört. Professor Severus Snape.“
Die Frau nickte und nahm einen Schluck „Sicher, würden sie mir dann einige ihrer Erinnerungen zur Verfügung stellen?“
„Ja, natürlich.“, meinte Harry und zog seinen Zauberstab während die Dame eine kleine Tonschüssel hervor nahm die über und über mit Runen besetzt war. Hätte Harry gelernt wie man Runen liest hätte er verstanden, dass diese Schüssel etwas festhalten sollte.
„Geben sie die Erinnerungen in die Schüssel.“
Harry nahm Gedankenfaden um Gedankenfaden aus seinen Erinnerungen und ließ sie in die Schale fallen.
„Was möchten sie mit dem Portrait tun?“
„Ich möchte es gerne zu den anderen Portraits der Schulleiter ins Direktorenbüro von Hogwarts hängen.“
Harry ließ den letzten Erinnerungsfaden in die Schüssel gleiten und die Dame nickte.
„Dazu werden sie eine Erlaubnis aus dem Ministerium benötigen. Aber ich denke wenn man ihre… Errungenschaften in Betracht zieht sollte es kein allzu großes Hindernis darstellen. Ich werde das Portrait in zwei bis vier Wochen gefertigt haben. Ich werde sie per Eule benachrichtigen.“
Noch während er auf besagte Eule wartete, hatte Ron eine blendende Idee. Er meinte alle Schüler und Kollegen von Snape könnten ihre Erinnerungen zur Verfügung stellen, das würde ein viel realistischeres Bild geben als wenn es nur Harrys Erinnerungen wären. Nachdem die Weasleys, die Lehrer Hogwarts und auch nahezu alle Lehrer Erinnerungen abgegeben hatten kamen nun auch alte Klassenkameraden des Verstorbenen die ihm auch dadurch die letzte Ehre erweisen wollten. Immer mehr Menschen meldeten sich und gaben eine Erinnerung an ihn ab, die Künstlerin war von soviel Engagement ganz gerührt, sie meinte sie habe noch nie in ihrem Leben für ein Portrait so viele Erinnerungen erhalten. Auch Lucius, Narzisse und Draco Malfoy gaben Erinnerungen ab.
Madame Carver sollte Recht behalten, es war tatsächlich kein großes Problem im Ministerium die entsprechende Erlaubnis zu bekommen und auch Professor McGonagall, die amtierende Direktorin, hatte überhaupt kein Problem mit dem Unterfangen.
Nach dreieinhalb Wochen bekam Harry die langersehnte Eule und ging das Portrait abholen.
„Mister Potter!“, grüßte die Dame erfreut als sie öffnete und platzierte jeweils einen schmatzenden Kuss auf seine Wangen. Harry errötete leicht und fühlte sich irgendwie an Nevilles Großmutter erinnert die ihn bei ihrer ersten Begegnung ähnlich begrüßt hatte.
Madame Carver führte Harry in ihr Atelier und zeigte auf ein Portrait, dass mit einem weißen Leintuch bedeckt war.
„Das Leintuch haftet magisch am Bild, bitte entfernen sie es erst nach dem aufhängen, sonst verwirren sie den Besitzer des Portraits. Der Zauberspruch zum lösen lautet: Solvere! Wenn sie das Portrait beleben möchten sagen sie Celebro und machen eine solche Bewegung.“, die Dame drehte ihr Handgelenk in einem lockeren Kreis und nickte dann Harry zu. „Bitte nur mit Portschlüssel transportieren.“, fügte sie noch an und Harry zog einen kleinen Regenschirm aus seinem Umhang, denn sie hatte das bereits im Brief erwähnt.
Da es noch eine Weile dauerte bis er sich aktivieren würde unterhielten sich die beiden. Harry klärte die Bezahlung ab und danach begann die Dame etwas über ihren Beruf zu erzählen. Sie erklärte ihm, dass die ersten die diesen Beruf ausübten Skulpturen und keine Bilder herstellten, daher stammte auch der Name. Auch sie könne besagte Skulpturen erstellen, sie würden nur viel seltener verlangt da die Portraits sich einer höheren Beliebtheit erfreuten.
Die Dame winkte Harry noch ein letztes Mal und verabschiedete sich schnell als der Portschlüssel zu leuchten begann und Harry schnell seine Hand auf das Portrait legte bevor er nach Hogwarts gebracht wurde.
Er kam direkt vor die Tore Hogwarts und schwebte das Portrait vor sich her als er über das Gelände lief. Ein aufgeregtes Kribbeln durchfuhr ihn als er daran dachte, dass er bald Severus Snape Auge in Auge sehen würde. Wieder. Die Fragen die auf seiner Seele brannten würden endlich beantwortet werden. Und gleichzeitig machte diese Vorstellung ihm Angst.
Da gerade Pause war lief Harry schnell und ungestört durch die Gänge Hogwarts. Bald war er am Wasserspeier und nannte ihm das Passwort:
„Löwenzahn.“
Nachdem er nun geklopft hatte öffnete sich die Tür automatisch vor ihm und Professor McGonagall blickte ihm lächelnd entgegen.
„Harry, wie schön Sie zu sehen!“, meinte sie erfreut und kam ihm entgegen. Kurz umarmte sie ihn, dann führte sie ihn an den Schreibtisch.
„Setzten Sie sich doch, Ingwerkeks?“
Wieso hörte sich das nur genauso an wie „Zitronenbonbon?“?
„Nein danke.“
„Alle Portraits und ganz besonders Professor Dumbledore sind sehr raufgeregt und freuen sich bereits riesig darauf neue Gesellschaft zu bekommen.“
Harry lächelte und fragte: „Haben sie denn einen Platz frei?“
„Oh na sicher, ich habe etwas Platz direkt neben Dumbledore frei gemacht.“
Harry blickte auf die Lücke neben dem Portrait des lächelnden alten Direktors.
„Hallo Harry, wie geht es dir?“, fragte er ihn.
„Oh ganz wunderbar Professor. Ginny ist schwanger, es wird ein Junge.“
„Das ist ja wunderbar, gratuliere mein Junge.“, meinte Dumbledore erfreut und nachdem auch Professor McGonagall gratuliert hatte kamen sie endlich zum Punkt. Die Direktorin half ihm das Portrait aufzuhängen und ließ ihm dann den Vortritt es zu enthüllen. Harry zitterte leicht als er auf das Leintuch zielte und „Solvere!“ sagte.
Das Leintuch fiel flatternd zu Boden und enthüllte das Portrait des dunklen Tränkemeister. Er hatte seinen Kopf auf den Arme gebetet, die auf der Arbeitsplatte ruhten und schien zu schlafen. Hinter ihm brodelte ein Kessel, der aber zu weit entfernt war als das man ihn hören könnte.
Harry atmete tief ein und aus bevor er wieder leicht zitternd den nächsten Spruch aufsagte: „Celebro!“
Ein kräftiges Zucken ging durch den Körper des Tränkemeisters bevor er tief einatmete. Dann flatterten seine Augenlieder, die er langsam müde öffnete. Er gähnte und richtete sich auf, dann streckte er sich bevor er sich der Blicke die ihn musterten gewahr wurde und sich schnell steif hinsetzte. Verwirrt blickte er sich um und erkannte neben sich Dumbledore.
„Ich- ich bin ein Portrait?“, fragte er und blickte Dumbledore fast verzweifelt an, der zustimmend nickte.
„Ja Severus, du bist in unsere ehrenhafte Gesellschaft aufgenommen worden, denn auch du warst ein Direktor dieser Schule.“, er machte eine kurze Pause in der sich Snape umsah und Harry erblickte, er zog eine Augenbraue hoch „Harry war so frei sich dafür zu bemühen.“, ergänzte Dumbledore noch lächelnd.
„Ich werde sie nun alleine lassen.“, meinte Minerva nickte den beiden Portraits ihrer unmittelbaren Vorgänger zu und verschwand aus dem Büro. Harry wünschte sich die anderen Portraits wären auch so taktvoll wenigsten so zu tun als würden sie schlafen.
„Nun, ich vermute ich sollte ihnen dafür danken Mr. Potter.“, meinte Snape steif und ergänzte „Danke für ihre Anstrengungen.“
„Nicht der Rede wert.“, nuschelte Harry und sah seine Schuhspitzen an „An sich war es ja ein ziemlich egoistischer Akt.“
Snape zog fragend die Augenbrauen hoch als Harry kurz aufsah.
„Ich meine ihnen wird das Portrait- Dasein ja nicht wirklich etwas bringen. Ich fand es nur fair, nach allem was sie für Hogwarts und die Zaubererwelt getan haben. Und außerdem…“, Harry schluckte denn er erwartete zurückgewiesen zu werden „…außerdem wollte ich mit ihnen reden.“
Vorsichtig blickte Harry hoch und begegnete Snapes ruhigem Blick.
„Nun, was möchten sie wissen?“, fragte er gelassen und lehnte sich zurück „Wir werden sehen was sich beantworten lässt.“
Harry schluckte abermals, aber er riss sich am Riemen.
„Hat meine Mutter jemals ihre Liebe erwidert?“, fiel Harry mit der Tür ins Haus, Snape starrte ihn einen Moment lang an, dann schloss er die Augen und schüttelte zur Antwort den Kopf. Als Harry schon keine verbale Antwort mehr erwartete fügte er leise an: „Nicht auf die Weise in der ich es mir gewünscht hätte.“
Harry war für einen Moment sprachlos, aber er atmete einmal tief durch dann stellte er die nächste Frage:
„Sind sie zu den Todessern gegangen weil Lily sie zurückgewiesen hatte und dann mit meinem Vater ausgegangen ist?“
Snape verzog den Mund und meinte dann „Nicht nur.“
Zu mehr als das ließ er sich nicht herab und Harry sah ein, dass das schon mehr war als zu erwarten gewesen wäre.
„Es gab auch einige Dinge die ich ihnen sagen wollte Professor.“, meinte Harry leise „Ich war auch schon an ihrem Grab und habe es dort gesagt, aber es ist nun mal etwas anderes mit ihnen zu reden, als gegen einen Stein zu sprechen.“
Snape zog ein wenig die Augenbrauen hoch und blickte neugierig auf den Junge herab.
„Es tut mir leid. Alles. Ich meine immer wenn etwas gewesen ist dann haben wir die Schuld ihnen zugeschoben, weil es einfach so gut gepasst hat. Sie waren die Person die wir alle vorbehaltlos hassen konnten und sie haben uns dafür immer das Leben gerettet indem sie ihr eigenes hingehalten haben. Und ich wollte mich bedanken, für jedes Mal als sie mir mein Leben gerettet haben und sich selbst für uns in Gefahr begeben haben. Danke vielmals Professor. Ich respektiere sie jetzt sehr für ihre Taten, auch wenn ich zugeben muss, dass ich ihr Verhalten damals uns gegenüber immer noch nicht gerecht finde.“ Harry beendete seinen Monolog, schloss die Augen und seufzte tief.
„Harry.“, es war das erste Mal, dass er seinen Namen aus dem Mund des Professors hörte, das ließ ihn verwundert aufblicken „Ich danke ihnen für ihre schmeichelnden Worte, aber ich habe sie nicht verdient. Alles was ich tat, tat ich für meine Liebe und somit im Endeffekt für mich und um das wieder gut zu machen was ich verbrochen hatte.“
„Und doch haben sie es getan.“, konterte Harry und die beiden Männer starrten sich nur noch in die Augen. Es dauerte eine Weile, dann formte sich ein leichtes melancholisches Lächeln um Snapes Lippen.
„Sie sind ihr doch viel ähnlicher als ich vermutete Harry. Es ist sehr schade, dass ich das erst jetzt verstehe.“
Harry schossen die Tränen in die Augen und er sah schnell weg. Er hatte diesen Mann so lange Zeit gehasst und für alles verantwortlich gemacht. Doch nun verstand er ihn, verstand seinen Schmerz, konnte die Schmach und Schuld nachempfinden. Und er hatte so lange darüber nachgedacht wie es wohl damals für den jungen Snape gewesen sein müsste. Hatte sich in seine Situation gefühlt und hatte nicht einmal von sich mit Sicherheit behaupten können, dass er sich anders Verhalten hätte. Hätte er mit dem Sohn seiner großen Liebe vorbehaltlos umgehen können? Hätte er die Kraft und das Durchhaltevermögen an den Tag gelegt ihn jedes Mal zu retten obwohl er doch auch der Sohn seines größten Feindes war? Obwohl er das Zeichen der Liebe zwischen diesen beiden Menschen gewesen war, derjenige der als wandelnder Beweis ihm immer wieder vor Augen führte, dass er seine Chance verpasst hatte? Dass Lily sich für seinen Erzfeind entschieden hatte. Dass er ihre Liebe verloren hatte und letztendlich dass sie wegen ihm gestorben war. Harry musste schwer schlucken doch er brachte die Willenskraft auf diese Gefühle zu verdrängen.
Als er sich gefasst hatte lächelte er zu dem Portrait hoch und meinte „Ich habe mit der Zeit immer mehr gesehen, dass ich meinem Vater nicht so sehr ähnelte wie mein Aussehen vermuten ließ. Besonders nachdem ich ihre… Erinnerung gesehen habe. Ich wusste schließlich wie sich das anfühlte. Ich war so froh dass meine Mutter nicht so gewesen war.“, Harry machte ein kurze Pause, dann grinste er „Ich dachte sogar mein Vater müsste Lily einen Imperius verpasst haben damit sie ihn heiratete.“
Auch Snape konnte ein Schmunzeln nicht verhindern und offenbarte „Als ich über ihre Hochzeit las dachte ich auch kurz über diese Möglichkeit nach.“
Harry lächelte zu dem Portrait empor und freute sich dass das Gespräch so verlaufen war. Er hatte es sich entschieden schlimmer vorgestellt.
„Nun ich denke es wird Zeit dass ich gehe. Ich werde sie gerne in Zukunft noch mal besuchen.“
Snape nickte ihm zu und Harry verabschiedete sich auch von den anderen Portraits.
Es dauerte eine ganze Weile in der sich Harry nur selten bei den Portraits Hogwarts blicken ließ. Doch als er dann eines Tages vorbeikam schien es so als könne sein strahlendes Lächeln den Raum erhellen.
„Guten Tag Minerva.“, grüßte er die amtierende Schulleiterin die sich erhob und seine Hand mit ihren beiden umfasste und schüttelte.
„Harry!“, begrüßte sie erfreut „Ich habe gehört dass Ginerva euren 2ten Sohn zur Welt gebracht hat. Wie geht es ihm und der Mutter?“
„Alles bestens, danke der Nachfrage.“, antwortete Harry mit leuchtenden Augen und setzte sich ihr gegenüber.
„Und der Name?“, fragte Minerva sich setzten und goss Harry Tee ein den er dankend annahm.
Harrys Blick flog zu den Portraits und die Schulleiterin verstand.
„Albus, Severus, Harry ist da und möchte mit euch reden.“
Beide Portraits „erwachten“ und blickten auf den Gast hinab.
„Hallo Professor Dumbledore, Professor Snape.“, er nickte beiden zu und Minerva fragte erneut neugierig:
„Nun wie heißt denn dein Sohnemann?“
Harry schenkte ihr ein strahlendes Lächeln das sie sofort erwiderte.
„Du hast den Namen gerade genannt.“
Minerva blickte den jungen Mann vor sich einen Moment verwirrt an, dann weitete sie die Augen und sah zu den Portraits hoch. Sie wiederholte sich flüsternd „Albus Severus.“
Harry nickte bestätigend und sah zu den beiden Portraits hoch. Dumbledore lächelte fröhlich auf ihn hinab und sagte mit deutlich bewegter Stimme „Danke Harry mein Junge, das bedeutet mir sehr viel.“
Harry lächelte zurück und dann glitt sein Blick unsicher zu Professor Snape. Der starrte mit leicht geöffnetem Mund auf den Jungen vor sich und schien einfach nur wortlos.
„Sir sie brauchen nichts zu sagen.“, meinte Harry, lächelte hinauf und stand dann auf um zu gehen „Ich wollte dir nur bescheid geben dass alles in bester Ordnung ist.“, meinte er zu Minerva und ergänzte „Ginny wartete bereits auf mich.“
Er verabschiedete sich von der Schulleiterin die ihn in die Arme schloss und noch einmal seinen Rücken tätschelte bevor sie ihn entließ. Harry ging zur Tür und als seine Hand die Klinke berührte hörte er eine leise Stimme hinter seinem Rücken.
„Harry.“
Er wandte sich um und sah in die schwarzen Augen seines ehemaligen Lehrers.
„Danke.“
Er nickte ihm lächelnd zu und wollte sich wieder abwenden als er wieder seine Stimme hörte.
„Ich kann es nicht mehr verbergen Harry. Nicht jetzt. Nicht mehr. Dass du mein Portrait erstellt hast war zwar sehr lobenswert von dir, jedoch...“, er ließ den Satz offen.
Harry zog die Augenbrauen zusammen und blickte verwirrt hinauf.
„Harry.“, Severus sah einen Moment still auf den jungen Mann herab „Weit, weit weg lebt ein Mann mit einer Vergangenheit so schwarz wie seine Augen und einer Zukunft so hell wie seine blasse Haut. Er war einmal Lehrer, Spion, Direktor, Freund und vor allen sehr allein. Doch all das ist er nicht mehr. Es geht ihm gut wo er ist und er will dort in Ruhe bleiben bis er tatsächlich diese Welt verlässt.“
Harry starrte verblüfft auf das Portrait als die Erkenntnis über die Bedeutung dieser Worte in sein Bewusstsein drang. Die Schulleiterin hatte sich erhoben und hielt sich eine Hand vor den Mund.
„Professor…“, war alles was Harry herausbrachte bevor er wieder in Schweigen verfiel, einen Moment über alles nachdachte und dann breit lächelte. „Ich wünsche ihnen alles Gute.“
Der Mann im Portrait nickte ihm zu und Harry verließ tatsächlich den Raum und das Schloss.
Er versuchte nie ihn zu finden, denn er wusste Severus wollte nicht gefunden werden. Er wusste dass es ihm gut ging und das reichte vollkommen aus. Alles war gut.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Dieser Oneshot sollte eigentlich für den Kontest an dieser Seite sein, aber mein PC ist abgestürzt und brauchte einige Monate um wieder zu laufen. aber ich wollte euch diese nette geschichte nicht vorenthalten und da ich so lange nicht gepostet habe dachte ich wäre es ganz nett euch dieses stückchen Liebe lesen zu lassen ;)
liebste grüße
littlepanimausi
littlepanimausi@gmx.de
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.