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Fanfiction

Post Desaster - Post Desaster

von Sam Chaucer

Von draußen drang der ferne Lärm der feiernden Meute herein; Rufe, Gelächter, Musik, Klirren, Poltern, Schritte, gedämpft durch die dünne Zeltplane. Hermine rollte sich unter ihrer Decke zu einem Knäuel zusammen. Sie fühlte sich vollkommen geborgen und entspannt, und die dumpf hereindringenden Geräusche verstärkten dieses Gefühl sogar noch. Sie hatte einen nahezu perfekten Tag erlebt, und das war sein nahezu perfekter Abschluss. Hermine schloss die Augen, legte das Ohr genau auf das Kissen, und während sie ihrem eigenen Herzschlag lauschte, spürte sie, wie ihr Körper immer schwerer und wärmer wurde...
“Hermine?”
Hermine riss die Augen auf und wurde sich erst jetzt bewusst, dass sie schon fast geschlafen hatte.
“Ginny?”
Ginnys Bettdecke raschelte, als sie beiseite geschoben wurde. Hermine richtete sich auf, stĂĽtzte sich auf dem Ellbogen ab und reckte den Kopf aus dem Bett. Ăśber sich sah sie den dunklen Umriss von Ginnys Kopf, schwach beleuchtet von dem trĂĽben, von der Zeltplane gefilterten Licht der Fackeln und Lampions drauĂźen.
“Das war doch ein wahnsinniges Spiel vorhin, oder?”
Hermine lächelte nachsichtig in die Dunkelheit; Ginnys Stimme zitterte leicht vor lauter Begeisterung.
“Ja, absolut.”
“Dass es so ausgeht...”
“Hätte ich auch nie gedacht.”
Ginny kicherte. “Dieser Viktor Krum... Der sieht schon irgendwie gut aus, oder?”
Hermine verzog die Mundwinkel; das war es also, was Ginny ihr schon die ganze Zeit sagen wollte. Viktor Krum... Er war nicht hässlich, aber auch weit entfernt von dem, was Hermine unter gut aussehend verstand. Aber sie wusste genau, dass Ginny das nicht hören wollte.
“Ja... Schon irgendwie”, antwortete sie lahm.
Schon wieder kicherte Ginny, schrill und aufgedreht. Hermine lieĂź sich auf das Bett zurĂĽckfallen und starrte das dunkle Rechteck ĂĽber ihr an, das Ginnys Bett war. Sie fĂĽhlte sich mĂĽde und gleichzeitig vollkommen zufrieden; das alles war Teil eines wunderbaren Tages, ihres wunderbaren Tages.
“Hermine?”
“Hmmm?”
“Glaubst du, Harry kriegt diesen Wronsky-Bluff auch hin?”
Hermine runzelte die Stirn. Schon wieder dieses leichte, erwartungsvolle Zittern in Ginnys Stimme...
“Ich denke schon”, sagte sie. “Er fliegt ziemlich gut.”
“Ja...”, hauchte Ginny.
Hermine wusste beim besten Willen nicht, was sie darauf antworten sollte; ein etwas peinliches, aber auch wohltuendes Schweigen erfüllte das Zelt. Hermine drehte sich wieder zur Zeltwand hin, doch das schläfrige Gefühl, dass sie eben schon überkommen hatte, ließ diesmal länger auf sich warten. Ginnys Worte hatten ihre Gedanken aufgewirbelt, gleich einem Stein, der in einen Teich geworfen wurde.
Ihr war klar gewesen, dass Ginny schon lange etwas für Harry übrig gehabt hatte, aber bislang hatte sie das als harmlose Schwärmerei eines jungen Mädchens abgetan. Bisher war es allerdings auch nie soweit gegangen, dass Ginny darüber geredet hätte... Oder zumindest fast geredet. War es wirklich schon an der Zeit, dass derartige Dinge in ihrem Leben passierten?
Hermine spürte einen Moment lang den heftigen Impuls, alles genau so einzufrieren, wie es war. Sie war sehr zufrieden, alles konnte gern so bleiben, wie sie es gewohnt war. Sie ahnte, dass Ginny nur der Anfang von etwas war, das sich bald viel deutlicher zeigen würde, aber wahrhaben wollte sie es nicht wirklich. Wenn schon Ginny, Rons kleine Schwester, sich veränderte, konnten das dann nicht ihre Freunde, die allesamt älter waren, noch viel eher?
Hermine starrte auf die von schimmerndem Licht durchdrungene Zeltplane. Plötzlich schien ihr der Tag nicht mehr so perfekt. Die Erinnerung war noch immer wunderbar, aber irgendwie zäh, und Hermine fragte sich, ob sie ihre Erlebnisse heute überhaupt ausreichend genossen hatte.
Entschlossen zog sie die Decke höher und versuchte, an gar nichts zu denken. Solche Gedanken waren lächerlich, sie führten zu nichts und würden sie nur am Einschlafen hindern. Und mit Sicherheit hatte sie sowieso noch genügend Zeit, bis sie...
Hermine setzte sich im Bett auf, ihr Herz pochte heftig.
Noch immer herrschte draußen der typische, gedämpfte Lärm einer Großveranstaltung, aber etwas hatte sich verändert. Hermine lauschte angestrengt und versuchte, die Stimmen draußen zu entwirren. Es gelang ihr nicht, aber das merkwürdige Gefühl, das sie beschlichen hatte, blieb. Etwas schien dort vor sich zu gehen, und die Vermutung wurde zur Gewissheit, als der Lärm draußen anschwoll. Jetzt konnte Hermine sich keinesfalls mehr einreden, dass die Schreie nicht weit von ihrem Zelt von Betrunkenen stammten.
“Ginny!”
“Was ist los?”
“Ich weiß nicht... Hörst du das nicht?”
“Doch klar, das ist schließlich ein ganz schöner Krach draußen...” Ginny lauschte einen Moment, ehe sie wieder sprach. “Meinst du, da stimmt was nicht?”
“Keine Ahnung...”
Jetzt kam auch in den übrigen Teil des Zeltes Leben; Hermine konnte hastige Schritte hören, und das ganz und gar nicht angenehme Kribbeln in ihrer Magengegend verstärkte sich.
Plötzlich flog die Tür auf, und Hermine machte in ihrem Bett einen Satz.
“Raus mit euch, kommt schon, Mädchen, beeilt euch”, sagte Arthur Weasley gehetzt.
“Was – was ist los, Dad?”, stammelte Ginny mit schriller Stimme, und das Wort “Todesser” bohrte sich erschreckend und faszinierend zugleich in Hermines Bewusstsein.
Einen Moment war sie starr vor Schreck, aber dann wurde ihr der Lärm draußen wieder bewusst, und sie sprang aus dem Bett, als hätte ein Stromstoß sie erwischt.
Während auch Ginny vom Bett kletterte, schlüpfte Hermine in ihren Mantel und griff nach ihrem Zauberstab. Undeutlich nahm sie wahr, dass ihre Hände zitterten. Mr Weasley war bereits wieder fort; als auch Ginny fertig war, eilte Hermine zum Eingang des Zeltes.
Der Lärm schwoll an, was immer dort draußen los war, es konnte nicht weit entfernt sein...
Hermine schlug die Zeltplane zurĂĽck und fĂĽhlte sich augenblicklich in einen Alptraum versetzt.
Menschen liefen panisch durcheinander, rempelten einander an und schrien, Zelte wurden von den FlĂĽchtenden umgerissen, einige standen sogar in Flammen, und dort, nicht weit entfernt, war die Ursache des Tumults.
Eine Gruppe schwarz gekleideter Gestalten walzte sich rücksichtslos durch die Menge, die Zauberstäbe gezückt. Hermine konnte keinen von ihnen erkennen; ihre Gesichter waren maskiert. Und hoch über ihnen in der Luft schwebten vier Menschen, zwei Erwachsene und zwei Kinder, hilflos umhertrudelnd unter dem Bann der Zauberer unter ihnen.
Hermine starrte gebannt auf das grausige Schauspiel und wurde sich nur am Rande bewusst, dass Harry, Ron, Fred und George auch schon draußen warteten. Einen Moment später stieß Mr Weasley zu ihnen, Bill, Charlie und Percy auf den Fersen.
“Wir”, er machte eine hastige Geste in Richtung seiner drei ältesten Söhne, “gehen und helfen den Ministeriumsleuten... Ihr wartet im Wald auf uns, beeilt euch!” Und schon war er mit Bill, Charlie und Percy verschwunden.
Die Todesser kamen nun näher, und die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung. Hermine folgte ihren Freunden eilig; ihre größte Sorge war, sie in diesem Gedränge zu verlieren.
Während sie sich zwischen Menschen hindurch und um fallengelassene Gegenstände herum schoben, versuchte Hermine krampfhaft, das Geschrei und die Panik und sie herum auszublenden und sich einfach nur auf ihr Ziel zu konzentrieren. Sie mussten den Wald erreichen, mehr nicht, dann hätten sie es geschafft und wären in Sicherheit...
Hermine atmete auf, als der weiche, kĂĽhle Schatten des ersten Baumes ĂĽber sie fiel, undeutlich zwar im Halbdunkel aus Nacht und Feuer, aber trotzdem wunderbar wohltuend und beruhigend.
Plötzlich schrie vor ihr jemand auf. Hermine fuhr mit bis zum Hals pochendem Herzen herum und sah Ron, der sich gerade wieder vom Boden aufrappelte.
“Bin über eine Wurzel gestolpert”, murmelte er.
“Das ist bei diesen Riesenfüßen auch kein Wunder”, entgegnete eine wohlbekannte und höchst unwillkommene Stimme.
Hermine wandte sich um und hoffte noch einen Moment, sie hätte sich getäuscht, doch da lehnte tatsächlich Draco Malfoy an einem Baum nicht weit von ihnen. Ron fluchte, aber Malfoy reagierte nicht darauf. Er nahm jetzt sie ins Visier, und Hermine konnte sich schon fast denken, dass er sein Pulver, soweit es um beleidigende Kommentare ging, noch lange nicht verschossen hatte.
“Solltet ihr nicht besser mit der da verschwinden? Die suchen Muggel...” Er ruckte mit dem Kopf in Richtung Zeltplatz und grinste höhnisch.
“Hermine ist eine Hexe!”, erwiderte Harry heftig, aber Malfoy lachte ihn nur aus.
“Du denkst wohl, die können ein Schlammblut nicht erkennen, wenn sie es sehen...”
Hermine fühlte Wut in sich aufsteigen. Sie hatte nichts anderes von Malfoy erwartet, aber jetzt lagen ihre Nerven sowieso schon blank. Am liebsten hätte sie sich Ron angeschlossen, der ganz danach aussah, als wolle er Malfoy hier und jetzt niederstrecken, aber sie wusste, es würde keinen Sinn machen und nur wertvolle Zeit kosten.
“Lass ihn”, flüsterte sie und hielt Ron zurück, und Malfoy lachte wieder.
“Wohl doch nicht ganz so entspannt, was? Bestimmt hat dein Dad euch in den Wald geschickt, um euch zu verstecken?”
“Und warum wollen deine Eltern nicht, dass du dich in Sicherheit bringst?”, sagte Harry heftig. “Wahrscheinlich, weil es nicht nötig ist, weil sie da drüben bei den Todessern sind...”
“Selbst wenn es so wäre, würde ich das dir wohl kaum erzählen, Potter”, antwortete Malfoy, der die ganze Situation sichtlich genoss.
Hermine konnte gut verstehen, dass Harry und Ron ihm am liebsten das Grinsen vom Gesicht gefegt hätten, aber jede Sekunde, die sie hier mit Malfoy verschwendeten, brachte den Zug der Todesser ein Stück weiter in ihre Nähe. Schon glaubte sie, die Geräuschekulisse, die sie begleitete, anschwellen zu hören...
“Kommt schon, wir müssen weiter”, drängte sie und schob Harry und Ron wieder auf den Weg. Malfoy rief ihnen irgendetwas hinterher, aber Hermine hörte es schon nicht mehr.
“Ich gehe jede Wette ein, dass seine Eltern bei denen da hinten sind”, sagte Ron zornig.
“Das Ministerium wird sie sicher kriegen”, meinte Hermine fahrig und sah sich dabei suchend um. “Wo sind denn jetzt die anderen hin?”
Von Fred, George und Ginny war keine Spur mehr zu entdecken.
Wäre Hermine ein wenig abergläubischer gewesen, hätte sie dies vielleicht als schlechtes Omen bezeichnet; zumindest wurde ihr nicht wohler davon. Als sie ihren Weg zu dritt fortsetzten, achtete sie noch mehr als zuvor darauf, nicht auch noch Harry und Ron zu verlieren, was in dem dichten Gedränge nicht ganz einfach war. Einen Moment konnte sie ihre Freunde tatsächlich nicht sehen; aber schon im nächsten Moment entdeckte sie Harrys verwuschelten schwarzen Schopf wieder vor sich und folgte ihm erleichtert.
“Sag mal, kommt dir die Richtung nicht komisch vor, Harry?”, fragte sie, als er plötzlich scharf abbog, erhielt jedoch keine Reaktion.
“Harry!” Immer noch antwortete er nicht.
“Harry!”, rief Hermine etwas lauter und berührte seinen Arm.
Jetzt wandte er sich um, und Hermine prallte zurĂĽck. Vor ihr stand ein fremder Junge, der, abgesehen von seinem dichten schwarzen Haar, nicht einmal Ă„hnlichkeit mit Harry hatte.
“Oh... Entschuldigung...”, murmelte Hermine.
Entschlossen versuchte sie, das bohrende GefĂĽhl der Panik zu ignorieren, das hinter ihrer Stirn lauerte, atmete tief durch und sah sich um. Niemand der Leute um sie herum kam ihr auch nur bekannt vor; von Harry oder Ron war keine Spur zu entdecken.
Während Hermine noch fieberhaft überlegte, wie sie die beiden wiederfinden sollte, bemerkte sie kaum, wie die Gruppe, der sie versehentlich gefolgt war, abermals die Richtung wechselte und auf irgendeinem abgelegenen Pfad verschwand, und ehe sie sich versah, war sie allein.
“Hallo?”, rief sie mit schwacher Stimme und wusste schon, dass niemand sie hören konnte. Ihr Herz klopfte unaufhaltsam schnell in ihrer Brust, und ihre Kehle fühlte sich auf einmal an wie zugeschnürt.
Sie konnte noch immer den Lärm vom Zeltplatz hören, gedämpft und weit entfernt, und fragte sich unwillkürlich, ob die Todesser wohl auf sie zukamen. Malfoys Worte fielen ihr wieder ein. Was würden sie tun, wenn sie sie aus irgendeinem Grund fanden? Was, wenn Malfoys Eltern tatsächlich unter ihnen waren? Sie wussten, dass sie eine Muggelgeborene war...
Heiß und kribbelnd breitete sich ein lähmendes Gefühl der Angst in Hermine aus. Ihr Denkvermögen war wie eingefroren, nur leider nicht in dem Maße, dass es nicht mehr gereicht hätte, in Windeseile ein Dutzend grausiger Szenarien zu entwerfen.
Hermine wusste, dass sie sich wieder beruhigen, weitergehen und die anderen finden musste, ganz simpel; aber sie wagte es nicht, sich auch nur zu rühren. Panik kroch in ihr hoch, und je mehr sie versuchte, sie niederzukämpfen, desto schneller breitete sie sich in ihr aus. Hermine atmete tief ein und roch Rauch, der vom Zeltplatz herüberwehte. Nicht einmal die Luft war frei von der Bedrohung, der sie ausgesetzt war. Sie war vollkommen allein, die Todesser könnten jeden Moment hier sein, und es gab weit und breit nichts, wo sie sich verstecken konnte, und niemanden, der ihr helfen konnte. Sie hatte ihren Zauberstab, aber sie konnte nicht gegen eine ganze Gruppe vollständig ausgebildeter Zauberer bestehen... Hermine schlang die Arme den Oberkörper. Es war trotz der späten Stunden nicht allzu kalt, und trotzdem zitterte sie leicht.
Verzweifelt versuchte sie, die schwere Wolke zu vertreiben, die sich über ihr Bewusstsein gelegt zu haben schien, und ihre Gedanken zu ordnen; sie ahnte dumpf, wenn sie nur nachdachte, klar und logisch, wie es ihre Art war, würde sie herausfinden, dass sie nicht verloren war und sie würde auch wissen, was sie als nächstes tun sollte, aber es gelang ihr einfach nicht...
“Hermine?”
Hermine keuchte erschrocken auf, als sich eine Hand auf ihren Oberarm legte. Einen Moment war sie sich absolut sicher, von den Todessern entdeckt worden zu sein, aber als sie sich umwandte, stand Percy vor ihr.
“Was ist los, wo sind die anderen?”, fragte er jetzt.
“Ich hab sie im Gedränge verloren”, krächzte Hermine; ihre Stimme schien nicht ganz so zu funktionieren, wie sie sollte.
“Ach so... Naja, kein Wunder, Ron war schon immer ein wenig... Wie soll ich sagen... unaufmerksam... Aber mach dir keine Sorgen, ich weiß, wo wir von hier aus hin müssen.”
Hermine sah zu ihm auf und hörte kaum, was er sagte. Er klang ruhig und unheimlich vertraut, und auch Hermine fühlte sich auf einmal etwas besser. Auf seiner Wange war ein blutiger Kratzer, aber er sah konzentriert und gefasst aus, wie jemand, der ganz Herr der Lage war.
Die Anspannung fiel auf einen Schlag von ihr ab und entlud sich in einem trockenen Schluchzer, für den sich Hermine später schämen würde, aber nicht jetzt, wo die Erleichterung sie fast so heftig im Griff hatte wie eben noch die Angst.
“Was... Bist du verletzt?”
Hermine schüttelte den Kopf; sprechen konnte sie jetzt nicht. Sie hatte es überstanden, nichts war ihr passiert und nichts würde ihr mehr passieren. Eine wahnsinnige Lebensfreude, die sie ein wenig schwindelig machte, strömte in jede Pore ihres Körpers. In diesem Moment war sie Percy unglaublich dankbar, dass es ihn gab und dass er bei ihr war. Sie wollte ihm sagen, dass seine Geschwister ihm Unrecht taten, dass er ein wunderbarer, intelligenter Mensch war, aber sie traute sich nicht zu, aus dem, was chaotisch in ihrem Bewusstsein wirbelte, einen Satz zu formulieren, der dem gerecht wurde, was sie gerade empfand.
Jetzt fiel ihr auch auf, wie dicht Percy, der immer noch besorgt auf sie hinabblickte, vor ihr stand. Und sie wurde sich bewusst, dass sie unter ihrem Mantel nichts trug außer ihrer Unterwäsche und ihrem dünnen Nachthemd. Sein Duft stieg ihr in die Nase; sie hätte einfach einen Schritt zurücktreten können, aber alles in ihr sträubte sich dagegen. Die Dunkelheit war wie weggeblasen, ihr Kopf fühlte sich endlich wieder frei und leicht an... Was ihr gerade vorschwebte, war keine gute Idee, aber dieser Gedanke blieb diffus in ihrem Hinterkopf.
Hermine hob die immer noch zitternde Hand und legte sie an Percys Brust. Sie fühlte sich fest und warm an, und sein Herz pochte langsam und gleichmäßig.
“H – Hermine...”
Irgendetwas, das wenig mit der Hermine, die sie kannte, gemeinsam hatte, trieb sie vorwärts; daran, dass er sie zurückweisen könnte, dachte sie nicht. Das konnte er nicht, nicht in einem solchen Moment.
Hermine stellte sich auf die Zehenspitzen und legte ihre Lippen auf Percys Mund.
Sein Körper versteifte sich unter ihrer Hand, aber er wich nicht zurück.
Ein unheimlich angenehmer Schauer durchlief Hermine und verdrängte jeden Gedanken, aber diesmal auf eine sehr angenehme Art und Weise. Hätte sie nur vorher gewusst, wie gut sich das anfühlte...
Hermine verstärkte den Druck, und ihr Herz machte einen Satz, als Percy leicht den Mund öffnete und mit der Zungenspitze über ihre Unterlippe fuhr.
Mit geschlossenen Augen spürte Hermine diesem neuen, wunderbaren Gefühl nach. Langsam entspannte sich Percy und legte zögernd die Hände an ihre Hüften, und Hermine schlang die Arme um seinen Hals, um diesen warmen Körper noch besser spüren zu können.
Alles ging wie von selbst. Hermine ließ ihre Zunge in seinen Mund gleiten, und als sie auf seine traf, breitete sich schlagartig eine drängende, pochende Hitze in ihrem Unterleib aus.
Seine Arme schlossen sich nun um ihre Taille, und sie war gefangen in einer wohltuenden und sehr aufregenden Umarmung.
Ein leichter, warmer Wind fuhr ihr durchs Haar, und der Lärm vom Zeltplatz, der sie noch vor wenigen Augenblicken so nervös gemacht hatte, war nicht mehr als ein fernes Rauschen.
Hermine genoss in vollen Zügen seinen Geruch, seinen Geschmack und seine Hände, die langsam über ihren Rücken glitten. Aber es war noch nicht genug; alles in ihr schrie nach mehr. Sie presste sich so fest an ihn, dass sie kaum noch Luft bekam, und strich mit den Fingern durch seine Haare. Er saugte vorsichtig an ihrer Unterlippe und verstärkte damit das Kribbeln, das ihren ganzen Körper erfüllte, auf höchst angenehme Weise.
Hermine konnte spüren, wie sich zwischen ihnen unmissverständlich etwas regte...
“Hermine!”
Der wunderbare Dunst, in dem Hermine sich befunden hatte, löste sich auf und stürzte sie kopfüber in die Realität. Erschrocken fuhr sie zurück und verschränkte die Arme über der Brust.
“Da bist du ja, wie haben uns Sorgen gemacht!”, rief Ron, noch ein Stück entfernt, während er dicht gefolgt von Harry näher kam.
Hermine ließ vorsichtig ihren Blick hoch zu Percy huschen, der genau wie sie die Arme vor der Brust verschränkt hatte und knallrot geworden war. Sein Kuss brannte noch immer auf ihren Lippen.
Ron stand jetzt neben ihr, schwer atmend. “Was macht ihr denn eigentlich hier? Ich dachte, du wärst direkt hinter uns!”
“Ich – ich hab euch in der Menge verloren. Percy...”, sie spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg, “...hat mich hier gefunden.”
“Okay, gut. Also... Lass uns gehen, Hermine.”
Er legte ihr die Hand auf die Schulter, und Hermine ließ sich widerstandslos vorwärts schieben.
“Bis nachher dann”, sagte Percy gepresst, die Arme immer noch verschränkt.
“Ja, bis dann”, antwortete Hermine und hoffte, dass ihre Verlegenheit nicht allzu offensichtlich war. Ron, der sich gerade darauf konzentrierte, einen stacheligen kleinen Busch zu umschiffen, schien jedoch nichts zu bemerken, ebensowenig wie Harry, der ein Stück vor ihnen lief.
Langsam ging Hermines Atem wieder ruhiger. Sie würde später über all das nachdenken.
“Tut mir echt leid, wir haben überhaupt nicht gemerkt, dass du weg warst...”
Hermine nickte nur. Für den Moment war sie vollauf zufrieden damit, der vertrauten Berührung von Rons Hand nachzuspüren und seine ebenso vertraute Stimme plappern zu hören.
Als die drei den Weg erreichten, wandte sich Hermine noch einmal um, gerade rechtzeitig, um einen leuchtend roten Schopf hinter einem Baumstamm verschwinden zu sehen.


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