von BlackWidow
Hallo meine Lieben!
Ich wünsche Euch ein schönes, sonniges Wochenende und viel Spaß mit dem neuen Kapitel.
LG
BlackWidow
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Längst überfällige Gespräche
3. November 1998
Pomonas Schilderung hat mir jede Menge Stoff zum Nachdenken gegeben, vor allem John Tamers magischer Unfall weckt meine Neugier. Aber ich weiß nicht, wen ich fragen soll, ohne peinliche Nachfragen bezüglich meines Interesses zu riskieren. Vielleicht sollte ich einfach Luise ins Vertrauen ziehen, denn sie hat ihn ja während seines Aufenthaltes in Amerika kennengelernt. Oh ja, ich werde ihr gleich einen Brief schreiben.
11. November 1998
Mr. Tibbles hatte gestern eine ziemlich heftige Begegnung mit Mrs. Norris, Argus` gefährlich überzüchteter Katze. Er sah sehr mitgenommen aus und ich brachte ihn schnell zu Rubeus, der ihn nun gesund pflegt. Die Freundschaft zu Rubeus ist nicht mehr wie früher, denn er ist immer sehr beschäftigt mit seinem Brüderchen. Immer wenn ich ihn sehe, fragt er mich, ob ich nicht endlich einmal Grawp mit ihm besuchen möchte. Aus bekannten Gründen lege ich aber immer noch keinen besonderen Wert darauf, und das ist der Grund, warum ich Rubeus ein bisschen meide. Ich verstehe es ja, dass er seinen einzigen lebenden Verwandten gerne bei sich hat, aber im Moment ist mein Respekt vor dieser Verwandtschaft einfach noch zu groß. Es stimmt mich schon traurig, wenn ich darüber nachdenke, wie sich unsere Freundschaft im Laufe der Jahrzehnte entwickelt hat, aber dank meiner Tätigkeit als Lehrerin habe ich kaum Zeit, länger darüber zu grübeln.
21. November 1998
Rubeus brachte mir schon vor dem Frühstück meinen gesunden Mr. Tibbles zurück. Er ist nun etwas ängstlich und wagt sich nicht mehr, so einfach durch die Gänge zu schleichen. Beim Frühstück erreichte mich dann Post aus Amerika, die ich neugierig verschlang.
„Liebe Arabella,
über den magischen Unfall John Tamers habe ich versprochen, Stillschweigen zu bewahren, und somit kann ich dieses Versprechen auch Dir gegenüber nicht brechen. Ich hoffe, Du verstehst das und nimmst mir meine mangelnde Kooperationsbereitschaft nicht allzu übel. Ich kann Dir aber meine Beobachtungen bezüglich seines Charakters mitteilen, ohne mich schuldig zu machen. John ist ein Mensch, der eigentlich in sich ruht - auch wenn ihn der Tod seiner Frau ziemlich aus der Fassung gebracht hat. Er war sehr interessiert an der Art und Weise, wie mein Volk mit der Natur umgeht, verfügt über eine große Achtung der Schöpfung gegenüber und ist tiefer Gedanken fähig. Am meisten hat mich überrascht, dass er einige Fremdsprachen spricht, darunter sogar Deutsch. Er scheint in seiner Jugendzeit viel auf Reisen gewesen zu sein, ein Umstand, der ihn sehr weltoffen und tolerant gemacht hat. Und er hat eine Vorliebe für Musik, wie er mir berichtet hat, nachdem wir feststellen konnten, dass er ein sehr gutes Deutsch spricht. In seiner Londoner Wohnung scheint er sogar über einen Muggelplattenspieler zu verfügen, auf dem er gerne Musik deutscher Komponisten hört. Wenn Du meine Meinung wissen möchtest: Ich glaube, Ihr habt tatsächlich viele gemeinsame Interessen und solltet einmal seine nähere Bekanntschaft machen. Ich wünsche Dir, dass Du bald Gelegenheit dazu hast.
In Liebe
Deine Luise“
Weihnachten 1998
Das Fest nach so vielen Jahrzehnten wieder in Hogwarts zu feiern, gefällt mir ausnehmend gut, und irgendwie fühle ich mich inzwischen, als wäre ich nie weg gewesen. Hogwarts war in meiner schwierigsten Zeit eine Heimat für mich und ist es nun wieder geworden. Es sind nur wenige Schüler über die Ferien hiergeblieben, und so sind unsere Lehrerpflichten sehr begrenzt.
Mit meiner Unterrichtsvorbereitung komme ich nun gut zurecht, allerdings brauche ich dringend Nachhilfe auf dem technischen Sektor des Muggellebens. Hermione hat mir geraten, mich doch mit dem Computer vertraut zu machen, der bei den Muggeln inzwischen eine unverzichtbare Rolle zu spielen scheint. Ich werde wohl oder übel in den sauren Apfel beißen müssen, da ich mit dem Studium von Gebrauchsanleitungen aller möglichen Muggelgeräte die Schüler auf Dauer kaum fesseln kann.
Neujahr 1999
Diesmal habe ich wirklich schweren Herzens Hogwarts für ein paar Tage verlassen, um mit Hestia und Dädalus den Jahreswechsel zu feiern. Dädalus erzählte mir die Erlebnisse, die beide während des letzten Jahres mit den Dursleys hatten, und die mich wirklich sehr amüsiert haben. *) So scheint Dudley tatsächlich etwas vernünftiger geworden zu sein und nun sogar erfolgreich abgespeckt zu haben. Auch bei Petunia ist wohl nicht unbedingt Hopfen und Malz verloren, was ihr Interesse an der magischen Welt angeht.
Als Hestia und ich einen Nachmittag allein verbringen konnten, vertraute ich ihr meinen Wunsch an, nähere Bekanntschaft mit John Tamer zu machen. Sie reagierte sehr verständnisvoll und riet mir, doch aktiv bei der „Gesellschaft zur Erhaltung magischer Refugien“ mitzuarbeiten, weil ich ihn da mit Sicherheit regelmäßig treffen würde. „Ich kann mich bei meiner Kollegin Carol aus der Apotheke erkundigen, die dort auch sehr engagiert mitarbeitet. Ich werde mich ganz unauffällig nach diesem Herrn erkundigen, du kannst auf meine Diskretion zählen.“ Das ist genau die Hilfe, die ich brauche. Schließlich muss ich erst einmal eine Chance haben, diesen Mann näher kennenzulernen, ehe ich mich weiter in irgendwelche Träume und Gefühle verrenne. Es ist so gefährlich, sich selber ein Bild von einem Menschen zusammenzufantasieren, den man nicht wirklich kennt. Die Ernüchterung, wenn man ihn wirklich kennengelernt hat, ist dann zu groß.
5. Januar 1999
Am letzten Ferientag hatte ich endlich Gelegenheit für das so lange gewünschte Gespräch mit Harry. Er begleitete zusammen mit seinem Freund Ron Ginny und Hermione nach Hogwarts zurück, wo die vier noch im Gryffindorturm zusammensaßen. Mr. Tibbles, der es inzwischen wieder wagt, abends durch das Schloss zu streifen, kam mit einer Nachricht in mein Arbeitszimmer:
„Liebe Mrs. Figg,
wir würden uns sehr freuen, wenn Sie mit uns den Abend im Gryffindor-Gemeinschaftsraum verbringen würden.
Hermione Granger
PS: Das Passwort lautet Drachenmist. “
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, packte ein paar Kekse ein, die Dädalus mir mitgegeben hatte, und ging zum Gryffindorturm. Obwohl der Gemeinschaftsraum recht voll war, fanden wir ein gemütliches Plätzchen neben dem Kamin, das Hermione mit dem Muffliato-Zauber belegte, sodass wir in aller Ruhe miteinander reden konnten. Ich hatte ja schon so lange das Bedürfnis, Harry von meiner Verbindung zu Sirius zu erzählen, und das tat ich nun ausgiebig. Die beiden Mädchen hatten Tränen in den Augen, als ich über Sirius` Kindheitserlebnisse in seinem Elternhaus berichtete, und sogar Hermione musste zugeben, dass sie unter diesen Umständen ein gewisses Verständnis für seinen Hass auf Kreacher aufbringen könnte.
Mitternacht war längst vorbei, als ich wieder zurück in mein Büro ging, um mir noch einmal die Gespräche durch den Kopf gehen zu lassen. Harry und seine Freunde hatten mir ausführlich von ihrer Mission berichtet, die sie in Dumbledores Auftrag zu erfüllen hatten. Bei der Erzählung standen mir die Haare zu Berge, denn ich hatte nur etwas von Horkruxen gehört, ohne zu ahnen, welch übles Stück schwarzer Magie dahintersteckt. Voldemort hat seine Seele gespalten, um unsterblich zu werden. Und er konnte erst überwältigt werden, wenn diese Seelenteile zerstört worden sind, und das war die Aufgabe, die Hermione und Ron mit Harry zusammen bewältigt haben. Was unsere drei Helden in diesen Monaten alles mitgemacht hatten, ehe sie diese finden und zerstören konnten, übersteigt alles, was ich mir bisher vorstellen konnte, und mein Respekt vor den jungen Leuten wächst immer mehr.
13. Januar 1999
Hestia hat mich umfassend über die „Gesellschaft zur Erhaltung magischer Refugien“ informiert, denn ihre Kollegin ist Gründungsmitglied und somit erpicht darauf, neue Mitglieder zu finden. Die GEmaR trifft sich einmal im Monat, um sich über Rückzugsgebiete für magische Tiere zu informieren, die in Gefahr sind, von Muggeln entdeckt zu werden. Hestia hat ihr gleich von meinem Wäldchen in Little Whinging erzählt, das ich durch Kingsley habe schützen lassen. Die Kollegin zeigte sich so sehr daran interessiert, dass sie mich bat, in die nächste Versammlung zu kommen, um selber davon berichten zu können. Nun habe ich also einen triftigen Grund, mit Mr. Tamer zusammenzuarbeiten. Ich muss gestehen, dass ich im Moment mit weiß, was mich mehr interessiert: die GEmaR oder die Tatsache, dass ich dort John Tamer wiedersehen werde.
*) Wer genauer wissen möchte, was Hestia und Dädalus mit den Dursleys erlebt haben, kann in meiner FF „Was wurde eigentlich aus …?“ vier Kapitel über die Dursleys lesen:
http://www.harrypotter-xperts.de/fanfiction/10848/82626/
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