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Fanfiction

Im Schatten eines großen Namen - Das Experiment

von Gwendolyn D.

Juli 1979

Gwendolyn wurde an diesem Morgen durch das lautstarke Zwitschern der Vögel geweckt. Sie blinzelte zwischen Decke und Kissen hervor und sah, dass Sirius Fenster und Läden geöffnet haben musste. Der klare, blaue Himmel versprach einen herrlichen Frühlingstag, doch Gwen quälte sich ziemlich widerwillig aus dem warmen Bett heraus und schlurfte in die Küche. Automatisch griff sie nach dem Kessel, um diesen auf den Ofen zu stellen, den sie durch einen Schlenker ihres Zauberstabes entzündete.
Sie gähnte herzhaft und strich sich das unordentliche, blonde Haar hinter die Ohren. Ihr Blick fiel auf die kleine kuckucksähnliche Uhr, die über dem Küchentisch hing und aus der von Zeit zu Zeit ein zauberstabschwingender Mann kam um die rechte Stunde anzusagen. Sirius musste schon seit einigen Stunden im Ministerium sein.
Gwendolyn seufzte. Sie vermisste ihn. Fünf Tage hatten sie sich schon nicht mehr gesehen, denn er schlief meistens schon, wenn sie nach Hause kam und war verschwunden, bevor sie aufstand. Selbst gestern war es später geworden, als sie es gewollt hatte.
Nachdem sie sich von Regulus verabschiedet hatte, war sie zu Severus appariert, um diesem die Neuigkeiten über seine zukünftige Anstellung zu überbringen und ihm von dem Besuch von Regulus bei dem Dunklen Lord zu erzählen. Nur von den Horkruxen hatte sie nichts erwähnt.
Doch diese hatten sie noch die halbe Nacht wach gehalten, weil Gwendolyn einfach nicht mehr diese Definition aus dem Kopf ging: Bezeichnung eines Gefäßes, an dem ein Teil einer Seele gebunden wurde und den Magus … Und den Magus … was? Sie fluchte innerlich, dass sie nicht weiter gelesen hatte, wo sie noch die Zeit dazu gehabt hätte. Was hatte das zu bedeuten? Wie konnte man den Teil einer Seele an ein Gefäß binden, beziehungsweise, welchen Nutzen sollte man davon haben. Was brachte es einem Magier, Seelen zu sammeln? Gab es eine Möglichkeit die Energie fremder Seelen für andere Zwecke zu nutzen? Doch warum hatte Gwendolyn bislang nie davon gehört? War das eine wissenschaftlich belegte Tatsache oder beschäftigte sich dieses Kapitel mit der theoretischen Nutzung, mit der Annahme, dass Seelen eine greifbar, magische Substanz waren?
Gwendolyn seufzte erneut. Schon wieder hatten sich ihre Gedanken selbständig gemacht, doch sie würde sich weiterhin im Kreis drehen. Die einzige Möglichkeit herauszufinden, um was es ging, bestand darin sich dem Astrum anzunehmen, sobald es sich wieder in der Bibliothek befand. Sie nickte zufrieden und hob den pfeifenden Kessel vom Ofen. Das würde sie tun, denn zunächst hatte sie andere Dinge zu erledigen, auf die sie sich konzentrieren musste.
Während Gwendolyn sich einen Kaffee aufbrühte, gingen ihre Gedanken zurück zu ihrem Projekt, dass sie vor Voldemorts Auftrag begonnen hatte und dass sie heute fortführen wollte. Sie war daran einen Zauber auszuarbeiten. Eine magische Barriere, die nur für die Träger des Dunklen Mals passierbar war und für alle anderen unüberwindbar. Es war kniffliger, als sie zu Beginn angenommen hatte, doch Gwen liebte diese Herausforderungen, denn allein das Gefühl des Triumphs nach dem Erfolg war es wert, sein Herzblut in diese Arbeit zu stecken.
Sie stellte den Kessel wieder ab. Direkt nach dem Kaffee würde sie sich auf den Weg machen.

Gwendolyn saß gebeugt über den dutzenden Pergamentblättern, die sie inzwischen beschrieben hatte. Noch einmal sah sie sich die letzte Silbe an und strich sie letztendlich, mit einem kratzenden Geräusch der Feder, durch. Sie stöhnte und schlug erneut das Silbenbuch auf um darin zu blättern, als die Tür des Laboratoriums aufging.
Das bekannte Gefühl sengender Hitze, das ihren Körper umschloss, als stünde sie am Abgrund eines brodelnden Vulkans, ergriff von ihr Besitz. Ihr Herz klopfte erwartungsvoll, als sie aufsah und Lord Voldemort die Tür hinter sich schloss.
Die Höflichkeit hätte es gebührt aufzustehen und sich zu verbeugen, doch Gwen blieb an ihrem Schreibtisch sitzen und klappte nur das alte Silbenbuch zu und musterte ihren Meister interessiert.
Seine schwarze, runenverzierte Robe raschelte, als er auf sie zukam; die dunklen Lederstiefel knirschten.
Er hatte etwas unter seinen Arm geklemmt. Eine Mappe, die aussah, als wäre es ein in Leder gebundener Aktenordner.
Er kam direkt auf sie zu, emotionslos und selbstbeherrscht, so selbstbeherrscht wie Gwendolyn es immer versuchte zu sein. Direkt vor ihrem Schreibtisch blieb er stehen und sah auf hinab. Gwen spürte, wie ihr Puls zu steigen begann, doch er sah nicht sie an, sondern auf ihre Unterlagen.
„Woran arbeitet du?“ Sie mochte diesen Klang seiner Stimme.
Er war neutral und nicht so kalt und hoch, wie er in Anwesenheit anderer sprach.
„An einer magischen Barriere, die verhindern soll, dass Auroren reinkommen, gleichzeitig aber Malträger hindurch lassen.“ Sie drehte ihre Notizen so um, dass er sie lesen konnte und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.
Ihr Herz hüpfte vor Aufregung, wenn sich in seinem Gesicht auch kein Ausdruck ablesen ließ. Er war sicher nicht gekommen, um ihre Auslastung zu überprüfen.
„Ich fürchte, du wirst deine Arbeit vorerst unterbrechen müssen.“ Er hob den Kopf leicht, um ihr in die Augen zu sehen.
Gwendolyn versuchte sich weder die Überraschung, noch die Vorfreude anmerkten zu lassen. Kam er mit einem neuen Auftrag für sie? Sie hielt den prüfenden Blick stand und er fuhr fort: „Ich plane ein Experiment, für das ich einen Assistenten brauche“, unter normalen Umständen wäre Gwendolyn der Kiefer heruntergefallen, doch sie beherrschte sich, „allerdings benötigst du eine entsprechende Vorbereitung, damit es zu keinen Komplikationen kommt. In dieser Mappe“, er hielt Gwendolyn den in Leder eingeschlagen Umschlag hin, „findest du die nötigen Erklärungen und Anweisungen, sowie die Zauberformeln, die du dir aneignen musst!“
Gwendolyn griff nach der Mappe und konnte ein Zittern ihrer Hände nicht vermeiden. Behutsam wie einen Schatz legte sie die Unterlagen auf den Schreibtisch und unterdrückte den Drang, sie unverzüglich aufzuklappen und durchzugehen. Voldemorts selbstzufriedenes Grinsen entging ihr.
„Sieben Tage sollten genügen.“ Sie sah mit leuchtenden Augen wieder auf und nickte nur stumm, wobei ihr mehr nach jubeln zumute war.
Einige Sekunden musterte Voldemort sie, dann wandte er sich um und verschwand so wortlos, wie er gekommen war. Gwendolyn frohlockte.
Das breite, narzisstische Grinsen auf seinem Gesicht konnte niemand sehen, denn er hatte einen Desillusionierungszauber über sich geworfen, nachdem er das Laboratorium verlassen hatte.
Sie hatte genauso reagiert, wie er es erwartet hatte. Sein Plan würde wieder einmal aufgehen. Er brauchte für die Ausführung dieses Zaubers einen Partner und seine Großzügigkeit Gwendolyn gegenüber, würde das junge Mädchen umso mehr an ihn fesseln. Sie war bereits so besessen von der Magie, wie er das selten bei einem anderen Magier, abgesehen von sich selbst, hatte beobachten können. Doch in einem Punkt unterschied sie sich ganz deutlich von ihm und das machte sie zu demselben, verachtenswerten Abschaum, der sich immer um ihn tummelte. Ihr Herzenswunsch war gleichzeitig ihre größte Schwäche und Schwächen waren ein hervorragender Angriffspunkt für Manipulation.
Als er die Eingangshalle betrat, hielt er kurz inne, um seine Gedanken zu ordnen. Er konnte nun nicht weiter über sie nachdenken. Er war bereit den ersten Test zu starten, wobei er wieder beim Thema war, denn heute Nacht würde er die möglichen Schwächen seiner eigenen Vorkehrungen testen. Er musste nur noch den Hauselfen holen.

Sie zitterte vor Aufregung. Gwendolyn atmete tief ein und aus. Sie musste gefasst sein, wenn sie ihm heute Abend gegenübertrat. Sie musste seriös sein und durfte sich keinen Fehler erlauben. Nicht heute. Nicht bei ihrem Vorhaben.
Sie ging noch einmal die wichtigsten Stichpunkte durch, die sie sich zu den Unterlagen gemacht hatte, die sie von Voldemort vor genau sieben Tagen erhalten hatte. Sie kannte die Formel, sie kannte den theoretischen Ablauf, es gab keinen Grund an ihren Fähigkeiten zu zweifeln. Sie nickte der Tür zu, um sich selbst zu bestätigen, dass sie bereit war. Dann klopfte sie sachte an die Tür des dritten Stockes.
Als seine Stimme kaum hörbar hinter dem dicken Holz erklang, trat sie ein und ihr Blick fiel augenblicklich auf die offene Tür, die in sein privates Laboratorium führte.
Mit aufgeregtem Herzklopfen ging sie auf diese zu und betrat das Laboratorium. Sie schloss einige Sekunden die Augen, um die mächtige Aura zu genießen, in die sie eingetreten war. Als sich der Mann im schwarzen Umhang zu ihr umwandte und sich ihre Blicke trafen, verspürte sie das altbekannte, kribblige Gefühl, dass sie so sehr an der Magie liebte.
„Schließ die Tür und versiegle sie!“ Er griff nach einigen Gefäßen und stellte sie in den Kabinettschrank, dessen Türen hinter ihm weit geöffnet waren.
Selbst auf die Entfernung konnte Gwendolyn erkennen, dass dies der Ort war, an dem der Dunkle Lord seine kostbarsten Materialien aufhob, doch sie hatte keine Zeit einen genaueren Blick darauf zu werfen.
Als sie die Tür geschlossen und anschließend magisch verriegelt hatte, konnte sie gerade noch erkennen, wie die runenverzierten Flügeltüren des großen Schrankes blutrot aufleuchteten, als Voldemort sie versiegelte.
Aufmerksam hatte sie seinen leisen Worten gelauscht, doch es war ein Zauber gewesen, der ihr völlig fremd gewesen war.
Bedacht setzte sie einen Fuß vor den anderen, als sie das exakte, mit Kreide auf den steinernen Boden, gezeichnete Geviert erkannte, das von etlichen Runen umrandet war. Darin standen sich zwei gewöhnliche, hölzerne Stühle gegenüber. Die Aufregung und Vorfreude schien ihr direkt ins Blut zu gehen und sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Doch als er an ihre Seite trat, konnte sie die Gänsehaut ganz deutlich spüren, die sich gleichmäßig über ihren Körper verteilte.
Er sah zu ihr, mit einem prüfenden Blick, hinab. Sie hob den Kopf, widerstand seinem Blick und sah in seine schiefergrauen Augen.
„Du kannst die Formeln?“
„Selbstverständlich“, antwortete sie und sah zu, wie er zu einem der unzähligen Tische ging, eine kleine Schatulle öffnete und etwas herausnahm. Als er zurückkam, erkannte Gwen eine lockige Strähne blondes Haar.
Ihr Herz pochte so laut, dass sie befürchtet, er könne es hören und so bemühte sie sich weiterhin ihre Atmung unter Kontrolle zu halten. Voldemort deutete zu einem der beiden Stühle und Gwen nahm Platz. Er setzte sich ihr gegenüber. Ihr Herz raste und als sie jeweils die rechte Hand mit der des anderen verschränkten, war sich Gwen sicher, dass auch er es spüren würde. Sie stützte, wie er, ihren Ellenbogen auf ihren Oberschenkel ab und warf ihr Haar in den Nacken, während Voldemort die blonde Haarsträhne zwischen ihren Händen zurechtrückte. Dann griffen sie einander mit der freien, linken Hand an die Schulter des anderen.
Gwen schloss noch einmal die Augen, dieses Mal um sich frei zu machen, von allen anderen Gedanken, um die körperliche Nähe, die ihr nun bewusst wurde, zu verbannen und um sich und ihre Konzentration zu sammeln. Sie horchte in sich hinein, hörte wie ihr Herz pochte, spürte wie ihr Blut floss, sich ihre Lungen mit Luft füllten und letztendlich wie die Wärme seiner Hände auf sie überging.
Als sie bereit war, öffnete Gwen die Augen und nickte. Sie hatte gerade den Mund geöffnet, um den magischen Gesang anzustimmen, da spürte sie den Druck seiner Hand auf ihrer Schulter stärker werden.
Ihre Augen fixierten seine.
„Vertraust du mir?“ Seine Stimme war absolut betonungslos.
Darauf war sie nicht gefasst gewesen, doch die Antwort, die er hören wollte, schoss ihr sofort in den Kopf.
Gwendolyn schob sie erst einmal beiseite und hörte in sich hinein. Sie waren gerade dabei ein sehr grenzwertiges, magisches Experiment zu vollziehen und sie wusste genau, dass sie von ihrem Partner magisch, und im fortgeschrittenen Stadium auch körperlich abhängig sein würde. Aber es war eine einmalige Chance und ihr blieb nichts anders übrig, auch wenn es nicht schön war - es war die Realität. Ihr Unterbewusstsein griff noch vor ihrer Antwort auf das Okklumentik-Repertoire zu.
„Ja“, log sie.
Seinem Ausdruck war nicht anzusehen, ob er ihr glaubte oder nicht, doch der Druck auf ihrer Schulter wurde schwächer, und als sie den Gesang ein zweites Mal anstimmte wurde sie nicht unterbrochen.
Während den ersten Versen geschah nichts. Dann jedoch verschwammen die Konturen vor ihren Augen und wie durch einen Schleier konnte sie bald wahrnehmen, wie Voldemort in ihren Singsang einstimmte und wie berauschend die Magie durch ihre Adern floss. Es fühlte sich an, als würde heißes Öl durch ihre Blutgefäße fließen und wenige Sekunden genoss sie dieses bekannte Gefühl bis etwas eintrat, was sie beinahe innehalten ließ.
Sie verlor jeglichen Gleichgewichtssinn, sodass sie nicht mehr wusste, wo oben und wo unten war. Es schien, als würde sie in eine zähe, flüssige Masse gleiten, die sie vollkommen umhüllte, in ihren Körper drang und ihre Lungen füllte, als sei es Luft. Bunte Farben und Formen wirbelten vor ihren Augen, doch nichts schien real oder fest zu sein. Sie versuchte etwas zu erkennen, suchte mit ihren Füßen festen Halt, den sie dann auch endlich fand. Ein groteskes, unablässiges Summen war in ihrem Kopf, dass es ihr schwer machte, sich auf die verschwommenen visuellen Reize zu konzentrieren.
Langsam materialisierte sich ihre Umgebung. Gwen drückte die Augen fest zusammen und ihr Blick schärfte sich. Sie war in einem dunklen Wald und sie hörte jemanden laut und deutlich atmen. Erschrocken wirbelte sie herum und während die Konturen immer schärfer wurden, sah sie im Dickicht kauernd einen Mann. Er keuchte.
Gwen drehte den Kopf über ihre Schulter, denn ein Knacken war zu hören gewesen. Sie sah zurück auf den Mann, der sie gar nicht wahrnahm. Sein Atem ging schwer, auf seiner Stirn standen Schweißperlen und sein schulterlanges, blondgelocktes Haar klebte an seinen Wangen. Unter normalen Umständen wäre dieser Mann sicherlich hübsch gewesen, doch nun erinnerte er Gwen nur an einen ausgemergelten, gehetzten Fuchs.
Es knackte erneut und nun sprang der blonde Mann auf, doch Gwen brauchte ihm nicht zu folgen. Sie sah jeden einzelnen Schritt - aus seinen Augen. Sein Atmen und Schnauben wurde immer lauter, doch das anhaltende Summen in ihrem Kopf konnte es nicht verdrängen.
Er stolperte aus dem Dickicht und war auf einer Lichtung gelandet, nahe einem kleinen Zaubererdorf. Er rannte weiter, doch als er die Lichtung fast überquert hatte, gestand er sich ein, dass es zwecklos war. Gwen stand nun wieder neben ihm und sah, wie er innehielt, die Hände auf die Oberschenkel gestützt, seinen Zauberstab immer noch umklammernd. Gwendolyn spürte, dass es kein entkommen gab. Nichts von all dem, was er versucht hatte, hatte gefruchtet. Keine List hatte ihn aufhalten können. Sie waren einander ebenbürtig. Trotz seines Zauberstabes!?! Und nun war er geschwächt. Geschwächt und erschöpft, wie er es nie von sich erwartet hatte.
Der Mann sah hinab auf den langen, dunklen Stab, als hätte er gerade erst erkannt, dass er ihn hatte. Er drehte sich um und obwohl er genau wusste, dass er nicht in der Lage sein würde - er musste es einfach versuchen.
Ein Krachen am anderen Ende der Lichtung ließ den Mann erzittern. Gwen kniff die Augen zusammen, um zu erkennen, was dort gerade aus dem Wald trat. Sie kniff die Augen zusammen, obwohl sie genau fühlte, wer es war. Ein unbehagliches Gefühl beschlich sie und ihr Magen krampfte sich zusammen, als der Mann Haltung annahm und seinen Zauberstab hob.
„Genug jetzt, Albus! Keinen Schritt näher!“
Gwen packte das kalte Entsetzen und dieses Mal war sie sich sicher, dass es ihr eigenes Gefühl gewesen war.
Dort, wenige Meter vor ihr, trat Albus Dumbledore aus dem Dickicht, jung, blass aber fest entschlossen. Er ging mit energischen Schritten auf den blondgelockten Zauberer zu, ohne dessen Worte zu beachten.
„Ich warne dich! Du weißt genau, was ich hier in der Hand halte!“
„Und ob ich das weiß, Gellert“, sagte Dumbledore bestimmt, „genauso gut, wie ich weiß, dass du ihn nicht gegen mich richten wirst, um zu morden!“
Gwens Magen verkrampfte sich erneut und sie spürte eine innere Zerrissenheit, die sich mit Panik mischte.
Er hatte Recht, er hatte immer Recht gehabt.
„Wenn du mir keine andere Wahl lässt!“
„Nach allem, was passiert ist, Gellert?“
„ES WAR NIE MEINE ABSICHT!!!“ Gwen spürte, dass ihm diese Worte lange auf der Seele gebrannt hatten. „Wo ist deine Begeisterung hin, Albus? Wo der Enthusiasmus und dein Wille, die Welt zu verändern?“
Er war wütend, er war verzweifelt und er fühlte sich hilflos. Wie sehr er sich vor diesem Moment gefürchtet hatte. Nicht aus Angst vor seinem Leben, sondern weil er wusste, dass dies nun endgültig war. Weil es belegte, dass es nie wieder so sein würde, wie es einmal gewesen war.
All die Jahre hatte er gehofft. Hatte gehofft, dass Albus ihn suchen würde, damit sie die Träume realisieren konnten, die sie einst gemeinsam geträumt hatten. Doch die Jahre vergingen und irgendwann hatte er begriffen, dass er es gewesen war, der alles zerstört hatte. Er war derjenige, der ihn zurückgelassen hatte, in der Not geflohen war und damit die Freundschaft zerbrochen hatte. Eine Freundschaft, die er noch immer nicht in Worte fassen konnte. Doch Albus hatte nie nach ihm gesucht.
Gwendolyn fühlte einen stechenden Schmerz in ihrer Brust.
Er hatte ihn nie gesucht und er kam auch jetzt nur, weil man ihn dazu aufgefordert hatte, endlich einzuschreiten. Gellert lachte bitter. Weil man ihm aufgefordert hatte, seine Herrschaft, die aus ihren gemeinsamen Träumen entsprungen war, endlich zu beenden - zum Größeren Wohl.
„Wir sind offensichtlich unterschiedlicher Meinung, was dies betrifft.“
„Auf einmal?“
„Nein“, Dumbledore hielt kurz inne, „von Anfang an. Doch ich ließ mich blenden. Von dir blenden, Gellert!“
Dumbledore erhob erneut seinen Zauberstab, doch dieses Mal machte der Blonde einen halbherzigen Versuch ihn aufzuhalten. Dumbledore zuckte mit dem Zauberstab und lenkte den Fluch ab.
Gwendolyn meinte es nicht mehr ertragen zu können. All diese Gefühle, die sie zu erdrücken schienen: die Trauer, die Wut, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, doch vor allem die Enttäuschung. Das Summen in ihrem Ohr wurde immer lauter und lauter und sie bemerkte plötzlich, dass die Konturen wieder verschwammen.
Gellert machte einen weiteren Versuch sich zu wehren, doch Dumbledore blockte und ging unbeirrt weiter auf ihn zu.
Gwen konnte kaum noch erkennen, wie weit die beiden auseinander waren. Die Farben schienen sich zu mischen und ließen nur einen Strudel wirrer Eindrücke zurück.
Ein letztes Mal hörte sie Dumbledores Stimme: „Du weißt doch Gellert, dies geschieht alles nur für das Größere Wohl!“ Und spürte, wie sie ihm den eigenen Zauberstab vor die Füße warf.

Es war wie ein Schock, als würde man ihren Körper von eiskaltem in kochend, heißes Wasser werfen. In Gwendolyns Ohren dröhnte noch immer das Summen, nur wurde es immer lauter. Sie fühlte sich, als würde sie aus der zähflüssigen Masse gezogen, die sich nur widerstrebend von ihrem Körper löste. Es war beinahe schmerzhaft, diese kalte, scharfe Luft in ihre Lungen zu saugen.
Sie spürte ihren kalten Körper, der auf etwas Hartem, Unangenehmen lag … und dann erkannte sie, dass das Summen, welches sie gehört hatte, der Gesang Voldemorts war. Benommen schlug sie die Augen auf.
Doch sie sah nichts außer wild wirbelnden Farben.
Voldemort verstummte und Gwendolyn spürte, dass ihre Hände noch immer fest ineinander verschlungen waren, doch lag sie nun auf dem Boden. Sie blinzelte, doch sie sah noch immer nichts.
„Wie hat er ihn besiegt?“
Voldemort umklammerte sie, als befürchtete er, ihren Geist zu verlieren, sobald er sie losließ.
Gwen war übel. Einem Moment fragte sie sich, ob sie zu viel Elfenwein getrunken hatte, doch dann kam die Erinnerung zurück.
„Wie hat er ihn besiegt?“, Voldemorts Stimme war eindringlich.
Gwen blinzelte erneut und nun konnte sie einigermaßen die Umrisse erkennen. Voldemort kniete über ihr. Seine linke Hand an ihrer Schulter, die rechte in ihrer.
Als sie nicht antwortete, spürte sie, wie sie auf die Beine gehoben wurde - sie gaben nach. Doch sie stürzte nicht.
„Gwendolyn, hast du gesehen, wie er ihn besiegt hat?“ Sie wurde geschüttelt.
Sie war benommen, doch plötzlich fiel es ihr wieder ein.
„Von wem war diese Strähne?“ Sie brauchte nicht in Voldemorts Gesicht zu sehen. Sie spürte, dass er lächelte.
„Grindelwald.“
„Wo - wo habt Ihr die her?“
„Das tut nichts zur Sache! Sag mir, wie hat Dumbledore ihn besiegt!?!“
Gwens Füße fanden halt auf dem Boden und ihre Sicht wurde schärfer. Sie erinnerte sich an dieses seltsame Gefühl. Sie sah hoch zu Voldemort, dessen graue Augen sie begierig ansahen, dann sagte sie: „Er … er hat einfach kapituliert.“


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Wir müssen lernen, mit Menschen auszukommen, die anders sind als wir. Wenn sie das Herz auf dem rechten Fleck haben, spielt es keine Rolle, woher sie stammen.
David Heyman über ein Thema des vierten Harry-Potter-Films