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Fanfiction

Im Schatten eines großen Namen - Der Zauberstabmacher

von Gwendolyn D.

November 1979

Die Feder kratze rau über das handgeschöpfte Papier, welches die Tinte einsog, als wäre es sein Lebenselixier. Ein alter Mann saß an einem schmucklosen Schreibtisch mitten im Raum und trug die Erträge des Tages in sein Finanzbuch ein.
Der Ansturm auf seinen Laden war gerade mal vier Wochen vergangen, die Hochsaison war vorüber, und doch hatte er heute einen guten Tag gehabt. Neben dem Verkauf hatten zwei weitere Zauberer ihre Besitztümer zur Reparatur und Kontrolle gebracht. Drei Kunden! Das war fürwahr ein gutes Geschäft gewesen und dies im November. Natürlich - früher waren seine Geschäfte besser gelaufen. Früher hätte er lauthals darüber gelacht, wenn ihm jemand gesagt hätte, dass er sich einst über drei Kunden an einem Tag freuen würde. Für verrückt erklärt hätte er ihn oder aber auch für unwissend, denn Olaf Ovangkols Zauberstäbe waren bekannt gewesen in England. Bekannt und begehrt.
Doch dies war nun bereits einige Jahre her. Griesgrämig sah der alte Zauberer aus dem Schaufenster in die düstere Winkelgasse. Die tiefen Wolken verschluckten das Sonnenlicht und kündigten den kommenden Regen an. Er konnte das Schild am Laden gegenüber im Schatten des überstehenden Daches nicht sehen, doch er wusste, dass es da war, und allein das genügte, um seinen Blick zu verfinstern: Ollivanders.
Es war eine Frechheit gewesen! Was für eine Dreistigkeit der Junge besessen hatte, einen Zauberstabladen genau gegenüber von seinem eigenem zu eröffnen. Schwelle an Schwelle sozusagen. Es hatte Ovangkol geärgert, es hatte ihn maßlos verärgert, denn der Junge, der nun im Laden gegenüber seine Kunden abwarb, war sein eigener Lehrling gewesen. Wenn er nur geahnt hätte, dass dieser Knabe aus einer Familie stammte, in der die Zauberstabkunst eine Tradition war, wenn er nur geahnt hätte, dass dieser Junge eines Tages ihm selbst Konkurrenz machen würde - er hätte ihn zum Teufel gejagt.
Doch er hatte nichts dergleichen geahnt und heute musste er um jeden Knut feilschen und hoffen, dass die Kundschaft sich nicht im Geschäft gegenüber ein zweites Angebot einholte.
Leise vor sich hinfluchend nahm er die Brille von der Nase und begann seinen Schreibtisch aufzuräumen. Noch einmal warf er einen sorgenvollen Blick auf den Tagespropheten, dessen Schlagzeile den Massenausbruch in Askaban und das mysteriöse Verschwinden der Dementoren verkündete, bevor er die Zeitung in den Papierkorb warf.
Auf seltsame Schlagzeilen war man in diesen Zeiten gefasst. Auf seltsame Schlagzeilen und schlechte Nachrichten. Einen Moment lang fragte sich der Zauberstabmacher, wie lange dieser Mann, dessen Namen man nicht mehr aussprechen durfte, wirklich schon sein Unwesen trieb. Er war gut organisiert und schien jedes Detail akribisch vorbereitet zu haben, mochte der Tagesprophet all die Ereignisse auch als unglückliche Zufälle hinstellen. Ovangkol glaubte nicht daran! Dieser Mann plante diesen Terror nicht spontan. Dieser Mann wusste genau, was er tat und wie er vorzugehen hatte.
Seufzend erhob er sich. Die alte, hölzerne Standuhr hinter ihm hatte sechs geschlagen. Es war Zeit, die Läden zu schließen, denn heute würde sowieso niemand mehr kommen.
Gerade hatte er die Tür erreicht und das Schild auf „geschlossen“ gedreht, als eine junge Frau vor der Scheibe erschien. Sie war hübsch und ihr Anblick stimmte ihn fröhlich, doch trotz allem: er hatte seine Prinzipien und diese hielt er bereits seit mehr als siebzig Jahren ein.
„Tut mir leid, wir haben geschlossen. Kommen Sie doch bitte morgen wieder!“ Er hatte den Zauberstab erhoben um die Tür zu versiegeln, doch die Frau war schneller gewesen. Die Tür riss mit einer solchen Gewalt auf, dass sie gegen ihn schlug und er zurücktaumelte. Mit erschrocken, aufgerissenen Augen bemerkte er, wie die Frau wortlos eintrat gefolgt von zwei in Kapuzen gehüllte Gestalten, die ihre Gesichter unter magischen Masken versteckten.
,Todesser', schoss es ihm gleich in den Kopf und er hob kühn den Zauberstab, um sich zu verteidigen, doch wieder war die Frau schneller.
„Expelliarmus!“
Es riss ihm den Zauberstab aus der Hand und er flog im hohen Bogen durch die Luft und wurde schließlich von ihr aufgefangen und eingesteckt.
„Seien Sie kooperativ und Ihnen wird nichts geschehen!“ Ihre Stimme war hell und gleichzeitig bestimmt.
Ungläubig wich er einige Schritte zurück, wobei er versuchte, die beiden anderen im Auge zu behalten, während sie die Läden schlossen.
„Was wollen Sie von mir? Wer sind Sie überhaupt?“ Sein Blick huschte für den Bruchteil einer Sekunde von der jungen Frau zu dem Regal zu seiner rechten.
Ein Regal, das voll gestopft war mit kleinen, rechteckigen Schachteln. Ein Regal, das über und über beladen war mit Zauberstäben. Vielleicht würde es ihm gelingen an eine Schachtel zu kommen und einen der Stäbe zu ergreifen.
Sie sah ihn mahnend an, antwortete jedoch nicht und einen kleinen Moment lang glaubte er, sich an ihr Gesicht zu erinnern. Sie konnte nicht alt sein, vielleicht Anfang zwanzig. Sie war zierlich und das lange, zusammengebundene, blonde Haar ging ihr bis zum Rücken. Ihr Gesicht war schmal und makellos und ihre Augen von einem tiefen blau, das so selten war, dass er glaubte sie zu kennen.
„W-wer sind Sie?“, wiederholte er, doch anstatt einer Antwort bekam er nur einen ungeduldigen Blick.
„Haltet ein Auge auf ihn!“ Ohne Ovangkol auch nur eines Blickes zu würdigen, ging sie an ihm vorbei, ignorierte die meterhohen Regale und stoppte erst, als sie vor dem Kamin stand.
Er war nichts besonderes, gerade hoch genug, dass ein Zauberer bequem hineingehen konnte. Ein normaler Kamin eben, wie man ihn in jedem Haushalt fand, indem Magier wohnten.
Ovangkol wurde unwohl. Auf der einen Seite wollte er die Frau nicht aus den Augen lassen, doch die beiden anderen Gestalten, die ihm gefolgt waren, erst recht nicht. Unauffällig schielte er wieder zu dem Regal und fasste sich ein Herz.
Mit einem Satz, den niemand diesem alten Mann mehr zu getraut hätte, hatte er die Distanz zwischen sich und dem Regal überwunden und unzählige Verpackungen heruntergerissen. Dutzende Zauberstäbe sprangen aus ihren Schachteln, rollten über den blanken Holzboden und warteten nur, von ihm ergriffen zu werden. Er ließ sich auf die Knie fallen, streckte hoffnungsvoll den Arm nach einem der Stäbe aus, hatte den geschnitzten Griff fast mit den Fingerkuppen berührt, als er eine der Gestalten rufen hörte.
Und dann war sein Denken vorbei, denn es gab nichts mehr um ihn herum. Nichts außer höllischen Schmerzen. In jeder einzelnen Ader seines Körpers schien sich ein Druck aufzubauen, der die Gefäße jeden Moment platzen lassen würde. Jeder Muskel an ihm schien bis zum zerreißen gedehnt. Er konnte nichts sehen, er konnte nicht mehr atmen. Nichts war mehr da, bis auf dieser qualvolle Schmerz in jeder Zelle seines Leibes und der Wunsch nach Erlösung. Gerade in dem Moment, als er glaubte, es nicht mehr ertragen zu können, hörte es auf.
„Es reicht! Er will ihn lebend haben!“ Er hörte die Stimme der Frau, doch er war nicht in der Lage die Worte zu verstehen.
Wie ein aus dem Nest gefallener Vogel lag er schwer atmend am Boden, nicht fähig sich zu bewegen, nicht fähig auch nur nach einem der unzähligen Stäbe vor und unter ihm zu greifen.
„Du verdirbst uns auch allen Spaß, Gwen!“
Ovangkols Blick schärfte sich und er sah nun, wie die junge Frau einen Zauber abschloss und im Anschluss eine Hand voll Flohpulver in den Kamin warf. Das grüne Licht der Flammen ließ ihr Gesicht bedrohlich und unheimlich aussehen. Nichts von der Güte, nichts von der Lieblichkeit, die er erblickt hatte, als sie auf die Schwelle seines Ladens getreten war, war geblieben.
Sie richtete sich auf und nickte mit dem Kopf Richtung Kamin.
„Ihr könnt beginnen!“
Die beiden Gestalten folgten dem Befehl, wenn auch nur widerwillig und begannen die Regale leer zu räumen um diese durch den Kamin fortzuschaffen, nur um im nächsten Moment wieder aufzutauchen. Sie konnten nicht mit Flohpulver reisen, zu schnell waren sie wieder im Laden. Offensichtlich hatten sie sich durch den Kamin ein Portal geschaffen, doch wohin?
Ovangkol war so vertieft in seine Gedanken gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, wie die junge Frau näher gekommen war. Erst als die wadenhohen Stiefel sich einen Weg durch die Zauberstäbe am Boden suchten, war es ihm aufgefallen. Sie beugte sich zu ihm hinab, zog ihn unsanft auf die Knie.
„Nein, bitte!“, flehte er.
Noch immer schmerzte sein ganzer Körper. Die Nachwehen des Cruciatus-Fluches waren noch nicht abgeklungen.
„Schhhhhhhh.“
Das beruhigende Geräusch kam für ihn so unerwartet, dass er überrascht aufblickte und direkt in diese ozeanblauen Augen blickte. In diese Augen, die ihm so ungeheuer bekannt vorkamen und dann erinnerte er sich. Erinnerte sich an die Zeit, in der er selbst Schüler gewesen war und an ein Mädchen in seinem Jahrgang, dass ebenfalls nach Ravenclaw gehört hatte: Kathleen Prewett. Und da wusste er, wer sie war, und er schauderte.
„Duuu?“
„Ich gebe Euch den dringenden Rat, kooperativ zu sein!“, wiederholte sie leise. „Womöglich wird Euch dann kein Leid widerfahren.“
„Womöglich?“, wimmerte er. „Wer garantiert mir, dass es so sein wird?“
„Niemand.“ Sie hatte ihn losgelassen und war zurückgetreten. „Der Dunkle Lord gibt keine Garantien, aber er bricht für gewöhnlich Widerstand mit Gewalt.“
Die beiden Männer waren für einige Sekunden im Kamin verschwunden. Sehnsüchtig ging sein Blick zur Ladentür, die so nah war und doch für ihn unerreichbar blieb.
„Ihr habt meine Stäbe, bitte lasst mich gehen!“ Er sah sie mit flehendem Blick an, appellierte an ihr Herz und hoffte, dass sie Mitleid mit ihm hatte.
Mit dem Schnippen ihres Zauberstabs war er verstummt. Gwendolyn sah zu der knienden Gestalt zu ihren Füßen hinab und konnte nicht verleumden, dass es Genugtuung war, die sie verspürte. Sie sah in seine flehenden, stumm blickenden Augen, in denen Angst und Ehrfurcht standen und lächelte in sich hinein. Wer auch immer behauptete, dass die Unterwerfung anderer nicht gänzlich befriedigend war, der war selbst noch nicht in den Genuss gekommen, solche Macht auszuüben.
Kaum hörbar meldete sich das Gewissen in ihr, so leise wie ein Flüstern im Winde, doch Gwendolyn schob den Gedanken beiseite. Sie durfte kein Mitleid zeigen, denn Voldemort würde auch mit ihr kein Mitleid haben.


Gwendolyns Blick ging zum Kamin, in dem ein angenehmes Feuer prasselte, das bereits den gesamten Raum erwärmt hatte.
Sie gähnte, die Wärme machte sie träge und müde und der Kelch Wein, den sie bereits ausgetrunken hatte, tat sein Restliches. Sie zog eine Braue nach oben und betrachtete das Buch vor ihr kritisch. Eigentlich hatte sie für heute genug getan und eigentlich war es auch an der Zeit nach Hause zurück zu kehren.
Bereits seit dem frühen Nachmittag hatte Gwendolyn hier, im Kaminzimmer der Residenz, gesessen und gelesen. Nicht einmal war sie dabei gestört worden, doch nun war es für heute genug.
Sie schlug das Buch zu und streckte sich genüsslich. Morgen würde sie wieder hierher kommen; die Ruhe war einfach göttlich.
Die Tür des Zimmers öffnete sich mit einem unheilvollen Quietschen. Rookwood, Dolohow und Black traten ein, ohne ein Wort des Grußes, und so ging Gwen darauf ein und ignorierte sie ebenfalls.
Mit einem Wedeln ihres Zauberstabes hatten sich ihre Unterlagen und das Buch in ein bequemes Taschenformat gewandelt und so konnte Gwendolyn diese wohlbehütet in dem Innern ihres Umhangs verstauen.
Sie war gerade aufgestanden, hatte den Stuhl an den Tisch geschoben und sich den Reiseumhang umgeworfen, als ihr Rookwoods Nähe unangenehm wurde. Sie wollte sich zu ihm umdrehen, hatte die Hand bereits an der Tasche, in die sie ihren Zauberstab gesteckt hatte, doch da hatte er bereits ihre Arme gepackt und hielt sie fest.
„Was fällt dir …? Lass mich sofort los!“ Sein kehliges Lachen ließ ihr die Haare zu Berge stehen.
Gwendolyn versuchte sich aus dem eisernen Griff zu winden, doch er hatte ihre Hände auf ihren Rücken gedrückt und hielt ihre Handgelenke in seinem schraubstockartigen Griff.
Erst jetzt sah Gwen, dass Dolohow amüsiert im Türrahmen stand, nachdem er die Tür versiegelt hatte. Ihr Herz begann zu rasen, sie wand sich vergeblich.
„Lass mich los, Augustus!“
„Dich loslassen?“, antwortete er unbeeindruckt mit seiner tiefen Stimme. „Ihr habt doch noch eine Rechnung offen.“
Er drehte sie mit einer Leichtigkeit um, ohne sie loszulassen, sodass Gwendolyns Aufmerksamkeit auf den letzten der drei Männer fiel. Seine schwarzen Augen funkelten belustigt, während er näher kam, ohne Gwendolyn aus den Augen zu lassen. Das rabenschwarze, schulterlange Haar, das am ergrauen war, hatte er mit einer Schleife im Nacken zusammengebunden. Ordentlich und streng, jede Strähne saß an der Stelle, an der sie zu sitzen hatte, und nur die beiden Locken, die rechts und links von seinen Schläfen hingen, lockerten das Bild auf. Seine Züge jedoch waren genauso hart und erbarmungslos wie sein Charakter. Ließen weder Freundlichkeit noch Güte an ihm vermuten.
Cygnus Black wäre ein attraktiver Mann gewesen, wenn nicht ein Auror einst sein Gesicht zerteilt und eine fingerdicke Narbe hinterlassen hätte. Von der linken Kinnseite bis hinauf zur rechten Stirnhälfte verunstaltete sie sein Gesicht, glänzte fleischig-rot und gab ihm im Ganzen ein gruseliges Aussehen. Doch weder seinem Stolz noch seiner Selbstsicherheit hatte dies geschadet. Ein Black war über solche Dinge erhaben.
„Du glaubst doch nicht etwa, Gwendolyn“, seine leise Stimme wurde fast gänzlich von dem Klappern der Barockschuhe auf den Dielen übertönt, „du könntest ungestraft meine Töchter demütigen. Glaubst du wirklich, ich würde bei deinen Spielchen einfach tatenlos zusehen?“
Gwen sah ihn trotzig an, ignorierte die aufkeimende Angst und das Unbehagen, während ihr das erste Mal richtig bewusst wurde, dass Cygnus nicht nur Narzissas, sondern auch Bellatrix' Vater war. Ihr Blick glitt kurz zur Tür hinüber, in der Dolohow stand, die Arme verschränkt und ein Grinsen im Gesicht.
Sie hatte keine Chance alleine gegen die drei, erst recht nicht, so lange ihr Zauberstab noch in der Tasche steckte. Doch Gwendolyn versuchte sich von alledem nichts anmerken zu lassen.
„Der Dunkle Lord scheint dies nicht als ‚Spielchen' zu sehen.“ Sie lächelte provokant, doch im nächsten Moment war das Lächeln verschwunden.
Cygnus hatte die wenigen Schritte, die sie trennten, überwunden, vergrub seine Hand in Gwendolyns langem Haar und zog ihren Kopf so abrupt in den Nacken, dass es knackte.
Sie biss die Zähne zusammen und unterdrückte einen Schmerzenslaut; diesen Triumph wollte sie ihm nicht gönnen. Als Cygnus wieder sprach, war seine Stimme beherrscht, jedoch sehr bedrohlich.
„Darauf brauchst du dir nichts einzubilden. Du bist nichts Wert!“ Er ließ sie los, trat einen Schritt zurück und Gwendolyn entspannte sich nur geringfügig. „Wenn der Dunkle Lord kein Interesse mehr an dir hegt, wenn du deinen Zweck erfüllt hast, dann wird er dich fortwerfen, wie ein Werkzeug, das man nicht mehr braucht.“
Eigentlich hätte Gwendolyn bei diesen Worten hellhörig werden müssen, doch sie überhörte die Bedrohung. Auf ihren Lippen bildete sich ein höhnisches Lächeln, während sie den Ärger in Cygnus' Gesicht sah.
„Du meinst, wie Bellatrix?“
Ein schneidender Schmerz durchdrang ihr Gesicht, schien ihren Kiefer zu spalten und ihr Kopf flog von der Wucht der Ohrfeige zur Seite. Sie schmeckte Blut an ihren Lippen, blinzelte dennoch die Tränen weg, die in ihr aufstiegen. Sie durfte keine Schwäche zeigen.
„Du freches Miststück!“, fauchte Cygnus. „Dir werd' ich dein vorlautes Mundwerk schon noch austreiben!“
Gwendolyn hob wütend den Kopf. Zorn stieg in ihr auf und ließ sie die glühende Wange vergessen. So behandelte sie niemand! Noch einmal versuchte sie sich aus Rookwoods Griff zu reißen, doch alle Mühen waren vergebens. Cygnus lachte.
„Elender Feigling!“, sagte sie
Jedwede Angst war vergessen. Es war blanker Zorn, der in ihr loderte, Zorn darüber, dass Cygnus ihr nicht die Chance gab, dass sie sich wehren konnte. Dass er offenbar zu feige war, ihr allein gegenüberzutreten, Auge in Auge.
„Du solltest nicht so vorlaut sein! Du befindest dich nicht in einer Situation, die dies erlaubt“, spottete Black und seine beiden Freunde stimmten in sein Lachen ein. „Und wenn ich mit dir fertig bin, wirst du wissen, wie man mit einem Black spricht!“
„Von einem Black“, sagte Gwendolyn kühn ohne seine Drohung zu realisieren, „habe ich ein bisschen mehr Rückgrat erwartet!“
Es geschah binnen Sekunden. Ein Kopfnicken Cygnus genügte und Rookwood ließ Gwendolyn los.
Augenblicklich hatte diese reagiert, ihre Hand war in ihre Tasche gehuscht, ihre Finger hatten fast den Griff ihres Zauberstabes umschlossen, als ein bestialischer Schmerz sie übermannte.
Sie spürte nicht, wie ihre Knie nachgaben, bemerkte nicht das schmerzhafte Aufschlagen ihrer Kniescheiben auf den steinernen Boden, noch hörte sie ihre eigenen Schreie.
Da war nur Schmerz, er schien jede einzelne ihrer Zellen zu durchdringen, schien jeden einzelnen Muskel in ihr zu verkrampfen. Sie fühlte sich, als wäre ihr Inneres ein großer Schwamm, der sich mit einer heißen Flüssigkeit voll sog und dessen Ausdehnung sie von innen zu zerreißen schien. Alles an ihr schmerzte, machte sie unfähig zu atmen, unfähig zu denken. Gleich würde sie verrückt werden, jeden Moment musste der Tod eintreten. Das hoffte sie zumindest, doch dann hörte es auf.
Gwendolyn schnappte nach Luft. Sie zitterte am ganzen Körper und einige Sekunden vergingen, bevor sie bemerkte, dass sie am Boden lag. Jedes Glied an ihrem Körper schmerzte, als hätte sie einen furchtbaren Muskelkater. Und dann kam die Erinnerung zurück. Sie hob den Kopf und blickte in Cygnus belustigtes Gesicht.
„Ich habe dich gewarnt, Gwendolyn“, sprach er, während er ihr zusah, wie sie sich unter Schmerzen aufrappelte. „Vielleicht, hast du nun ein bisschen mehr Respekt oder besser gesagt Anstand gegenüber eines Zauberer meines Standes.“
„Eures Standes?“, wiederholte Gwendolyn.
Sie sah hinüber zu Dolohow, der noch immer nicht von der Tür gewichen war. Sie konnte sich nicht weiter mit ihnen anlegen. Sie hatte keine Chance gegen die drei, doch Dolohow blockierte den einzigen Ausgang.
„Mein Blut ist mindestens genauso rein wie das Eure“, sagte sie und wich einige Schritte zurück, damit sie zumindest Rookwood wieder im Auge hatte. „Wenn nicht sogar reiner.“
„Na, na, na“, tadelte Black sie, „was sagte ich gerade von Anstand?“
Er hatte seinen Zauberstab nicht gesenkt, seit er den Cruciatus-Fluches an ihr angewandt hatte und Gwendolyn war sich dessen bewusst. Sie suchte stattdessen noch immer fieberhaft nach einer Ausweichmöglichkeit, doch es schien keine zu geben. Keine, außer zu disapparieren. Ihre Augen huschten von Cygnus zu Rookwood. Noch nie hatte sie es selbst versucht. Es war immer Voldemort gewesen, der sie gemeinsam disappariert hatte, wenn eine Sperre auf dem Gebäude gelegen hatte und doch, es war möglich.
Voldemort hatte dies bewiesen, doch Gwendolyn war sich nicht sicher, ob sie in dieser Situation genügend Konzentration aufbringen konnte. Ob sie überhaupt genügend Kraft hatte.
„Eine Frau spricht nur, wenn sie aufgefordert wird!“
Gwendolyn schnaubte abfällig und Cygnus Lächeln wurde umso breiter, doch das hatte sie gar nicht wahrgenommen. Ihre Aufmerksamkeit galt nicht länger den anwesenden Personen, sondern viel mehr dem Raum selbst. Dem Raum und dem Gebäude.
„Noch immer nicht einsichtig?“, fragte Cygnus und kam erneut auf sie zu.
Gwendolyn wich weiter zurück, ohne auf seine Worte zu achten. Es war schwer sich darauf zu konzentrieren und gleichzeitig die drei Männer im Auge zu behalten, doch schließlich fand sie den Zauber unter den vielen anderen und dann versuchte sie es einfach.
Nichts passierte.
Nervös atmete Gwendolyn ein und aus und zuckte zusammen, als sie mit dem Rücken gegen etwas Hartes stieß. Sie riskierte einen flüchtigen Blick über die Schulter. Cygnus hatte sie nun endgültig in die Enge getrieben. Es gab keinen Weg hinaus; sie musste eine Lücke im Schutzzauber finden oder sie würde hier festsitzen.
„Offensichtlich nicht“, schlussfolgerte Black. „Wirklich schade, ich hatte doch ein bisschen mehr Einsicht von dir erwartet.“
Sie starrte ihn an, ohne ihn zu sehen. Mit den Gedanken war sie bereits viel weiter, huschte mit dem Geist wie eine Libelle über das Netz, das der Zauber bildete. Suchte nach einer Lücke, suchte nach nur einem kleinen Fehler im System.
Mit Magie ist alles möglich, solange man die Kraft und den Willen dazu hat!
„Nun gut“, fuhr Cygnus fort und wandte sich von Gwendolyn ab, „nimm sie dir, Rookwood. Mal sehen, ob sie danach gefügiger wird!“
Seine Worte rissen Gwendolyn wider Willen zurück in den Raum. Rookwood kam breit grinsend, fast schon lechzend, auf sie zu. Ihr Magen krampfte sich zusammen, das kalte Entsetzen packte sie, als sie sich Cygnus' Worte bewusst geworden war. Der Black hatte ihr den Rücken gekehrt, ging ruhigen Schrittes auf die Sitzgruppe vor dem Kamin zu, um sich dort niederzulassen - das war ein Fehler.
Nur wenige Schritte war Rookwood noch von ihr entfernt. Die Panik ließ sie instinktiv handeln.
Rookwood ging ohnmächtig zu Boden, bevor dieser überhaupt begriffen hatte, dass Gwendolyn ihren Zauberstab gegriffen hatte. Sie beschwor anschließend einen Schild und ignorierte Dolohows Schrei. Ihre Gedanken flogen bereits wieder im rasanten Tempo über das Netz. Sie musste hier raus, sie wollte hier raus!
Cygnus war herumgewirbelt, nachdem sein Freund ihn gewarnt hatte. Sein Zauber prallte an Gwendolyns Protego ab. Er fluchte leise und entschied dann, sich ihr zu nähern.
Doch dann hatte Gwendolyn es herausgefunden. Adrenalin strömte in ihre Adern, vermischte sich mit ihrem Blut und ließ sie in einem Rausch zurück. Die Erkenntnis ließ sie frohlocken. Wie einfach es doch eigentlich war, wie offensichtlich, wenn man es wusste. Der Zauber war mit einem Netz vergleichbar, ein Netz aus unzähligen kleinen, feinen Maschen und Maschen waren nichts anderes als Lücken. Waren wie kleine unzählige Tore, man musste es nur schaffen sich hindurchzuquetschen. Gwendolyn wusste nicht, ob sie genügend Kraft hatte, doch andererseits - es gab keinen anderen Ausweg. Ein triumphierendes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, ließ Cygnus misstrauisch in seiner Bewegung erstarren. Sekunden später war sie verschwunden und ließ die beiden alten Magier mit unverhohlenem Staunen zurück.

Die Landung auf der harten Erde war unsanft, doch Gwendolyn fand augenblicklich das Gleichgewicht und so blieb ihr ein Sturz erspart. Angespannt hielt sie inne, den Zauberstab erhoben und in die finstere Nacht lauschend.
Ihr Atem ging leise und stoßweise, erzeugte kleine Dampfwölkchen in der kalten Herbstluft. Da war nichts - auf welchem Feld, in welcher Landschaft sie auch gelandet war, hier schien nichts zu sein. Es war Zufall, denn sie hatte sich nicht auch noch auf ihren Zielort konzentrieren können. Doch hier war nichts und niemand. Die Anspannung fiel von ihr ab und das Gefühl des Triumphs kam zurück zu ihr. Schwellte wie ein Orkan in ihrer Brust an und erfüllte sie, wie ein warmes Feuer, mit Stolz. Und da begann sie zu jubeln, warf den Kopf in den Nacken und jubelte ihren Triumph dem schwarzen Himmelszelt entgegen, bis sie fast heiser war. Erst nach etlichen Minuten ließ sich Gwendolyn erschöpft auf dem Boden nieder, alle Glieder von sich gestreckt, noch immer schwer atmend.
Erst jetzt spürte sie, wie sie am ganzen Leib zitterte. Wie sehr sie die Ausführung dieses Zaubers ausgelaugt hatte. Die Kälte des gefrorenen Bodens kroch an ihr hoch, ließ sie frösteln. Doch das Hochgefühl konnte sie Gwendolyn nicht nehmen. Die Erinnerung wärmte sie von innen, wie ein prasselndes Feuer: sie hatte verstanden.
’Mit Magie ist alles möglich, solange man die Kraft und den Willen dazu hat!' Voldemort hatte Recht, es waren seine Worte gewesen. Er hatte ihr ein Tor geöffnet, ein Tor, das ihr auf ihrem Weg zum Ziel sehr nützlich sein würde. Den Willen hatte sie zweifellos, nun galt es ihre Ausdauer, ihre geistige Kraft zu festigen und zu trainieren.
Es würde noch ein weiter Weg sein, sie war gerade erst am Anfang, doch unter Voldemorts Anleitung hatte sie die Möglichkeit zu unvorstellbar machtvollen Dingen. Zu Magie, die nicht nur die Grenzen des Fassbaren überschritt, sondern auch nicht zu vergleichen war mit der Magie im Alltag.
Unter seiner Hand würde sie lernen, würde wachsen und schließlich das erreichen, was sie sich seit Anbeginn wünschte. Freiheit, Macht, doch vor allem Anerkennung.


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