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Fanfiction

Dragoman - Diebstahl

von Muggelchen

Liebe Leser,

es tut mir wirklich sehr leid, dass ihr so lange auf das neue Kapitel warten musstet. Und ich Hund habe nicht mal auf die letzten, schönen Reviews geantwortet. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich habe sie alle gelesen, sogar mehrmals, und mich sehr darüber gefreut. Feedback dieser Art ist doch irgendwie wichtig, fast so eine Art Treibstoff für den Motor von FF-Autoren. :) Rove Nox, Poetica, Petz410, harry.draco, jujaja, steinchen und Orion: Vielen Dank für eure bisherigen Kommentare. Ich werde mich bessern. Das nächste Kapitel wird nicht so lange auf sich warten lassen.

Liebe Grüße
Muggelchen :)



° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °




Diebstahl


In dem Haus von Hervé Granier, der von Medi-Magiern ins Krankenhaus gebracht worden war, fanden Ron und Harry noch weitere Briefe von und an Draco, die sie allesamt als Beweismittel einsteckten. Es befanden sich auch Briefe und Aufträge von einem weiteren Herrn unter den Schriftstücken.

Ron nahm einen Vertrag zwischen Granier und einem anderen Herrn in die Hand und las stockend dessen Namen vor: „Grand Duc Tiberio Roquevert.“
„Roquevert?“, wiederholte Harry. „Klingt wie ein Käse.“
„Grand Duc ist ein Großherzog oder?“
Mit einem Nicken bestätigte Harry diese Vermutung, fügte aber hinzu: „Der Titel hat rein gar nichts zu sagen. Die gibt’s wie Sand am Meer.“
„Macht aber bestimmt Eindruck bei den Mädels.“

Alles, was Ron fand und mit dem Fall Draco in Verbindung gebracht werden konnte, steckte er in einen der Beweis-Beutel, die jeder Auror bei sich trug. Diese blickdichten Tüten hatten den Vorteil, dass viel auf einmal hineinpasste, jedoch ohne dass die dort mitgeführten Gegenstände sich gegenseitig beeinflussten. Ein Tintenfass konnte beispielsweise zwar aufgehen, würde aber nicht auslaufen und schon gar nicht andere Dinge verschmutzen. Der enorme Verkleinerungszauber in diesen Beuteln erlaubte es bisweilen, sogar ganze Möbelstücke zu transportieren.

Das Haus war klein und schnell durchsucht. Unterkellert war es nicht, ein Dachboden fehlte ebenfalls.

Die gefundene Erinnerung hatte Harry in einem verschließbaren Glaskolben verstaut. Er sah sie sich an, indem er das Glas drehte, doch natürlich konnte man nichts sehen. Der Anblick weckte jedoch Erinnerungen in Harry, auf die er heute gern zurücksah, denn Snape hatte ihm damals das erste Mal in seinem Leben echtes Vertrauen entgegengebracht, indem er seinem Schüler wertvolle Momente schenkte.

„Ich frage mich, was man hier wohl sehen kann.“ Den kleinen Kolben steckte Harry in die Innentasche seines Umhangs, bevor er Ron anblickte. „Ob es hier ein Denkarium gibt?“
Ron ging nicht auf die Frage ein, sondern erinnerte seinen Freund: „Es ist tabu, in die Gedanken eines Menschen einzudringen oder sich dessen Erinnerungen in einem Becken anzusehen, wenn die Person nicht ihr eindeutiges Einverständnis gegeben hat oder es vom Leiter des Aurorenbüros angeordnet wurde.“
„Mann, du hörst dich an wie ein Gesetzbuch.“
„Man mag es nicht glauben, aber ein paar Sachen aus der Ausbildung habe ich tatsächlich behalten“, scherzte Ron.
„Bist du fertig?“
„Eine Sache noch.“ Ron richtete seinen Stab auf den Boden. „Latevelo.“

Ein gründlicher Zauberspruch zum Aufdecken verborgener Dinge oder Räume. Zwar rechnete Harry in diesem beschränkten Bereich nicht mit Geheimverstecken, aber bei Zauberern wusste man nie so genau. Malfoy senior hatte beispielsweise seine Sammlung schwarzmagischer antiker Gegenstände für lange Zeit und trotz Inspektion durch Auroren erfolgreich im eigenen Haus verstecken können.

Ein dumpfer Brummton ertönte, der tatsächlich einen Fund ankündigte. Ron und Harry sahen sich um, denn der bläuliche Farbton, der den Ort markieren sollte, fehlte. Das Geräusch selbst war sehr gedämpft.

Ron schaute zu Harry. „Woher kam das?“
„Klang nach draußen.“

Beide traten vor die Hintertür. Erst jetzt sahen sie sich genauer um. Der kleine Garten, wenn man dieses Stück Ödland mitten in Frankreich, in dem kein einziger Grashalm wuchs, so nennen durfte, war vollgestellt mit Müll. Genauer betrachtet bestand dieser Müll aus einem Fahrrad ohne Vorderreifen, leeren Farbeimern, verrotteten Holzlatten, Plastiktüten unbekannten Inhalts, jeder Menge Laub in verschiedensten Stadien der Zersetzung, zwei Autoreifen, schwarzen Gummischläuchen, grünen Flaschen, kaputten Kunststoffplatten, Sandhaufen, Werkzeugen …

„Was für ein Drecksloch“, kommentierte Ron den winzigen Garten, der durch einen hohen Holzzaun vor neugierigen Blicken der Nachbarn geschützt war. Ron sprach nochmals den Zauberspruch, der eine Mischung aus den lateinischen Wörtern latebra und develo darstellte, was so viel hieß, wie das Verborgensein enthüllen. „Wenn hier ein Geräteschuppen unter Fidelius steht, dann stehen wir dumm da“, sagte Ron, der kurz darauf jedoch ein blaues Leuchten ausmachen konnte.

Auch Harry hatte das Leuchten gesehen und näherte sich einem kleinen Hügel, der mit blauer Folie abgedeckt war, wie man es aus der Muggelwelt von Baustellen kannte. Darunter befand sich etwas Schotter. Als Harry den Berg aus Kieseln, Bruchstein und Sand mit einem Zauber zur Seite bewegte, offenbarte sich ihnen eine Falltür, die direkt in die Erde eingelassen war.

„Mein lieber Schwan!“, brach es aus Ron hervor. Die Tür war mit einem verrosteten Vorhängeschloss gesichert.
Harry rüttelte daran. „Es ist verschlossen. Holen wir uns einen Durchsuchungsbefehl?“, fragte Harry mehr oder weniger aus Gewohnheit.
„Wieso? Ist doch auf.“

Ron steckte seinen Stab weg und nahm von dem Schutthaufen einen großen Stein, den er gerademal mit beiden Händen aufheben konnte. Diesen Stein ließ er gezielt auf das verrostete Schloss fallen, das bei der ersten Berührung auseinanderbrach. Mit Magie hätte er es nicht öffnen dürfen, ohne Probleme mit seinem Vorgesetzten zu bekommen, denn im Notfall konnte man die Zaubersprüche, die mit einem Stab gesprochen worden sind, nach und nach zurückverfolgen. Der Stein stellte daher die sichere Alternative dar.

Die Überreste des Schlosses trat Ron mit dem Fuß zur Seite, sodass sie im Restmüll untergingen. Danach bückte er sich, um den eisernen Griff in die Hand zu nehmen. Nicht ein modriger Gestank stieß ihnen entgegen, nachdem die Falltür geöffnet war. Stattdessen roch es streng nach Desinfektionsmitteln und anderen chemischen Mischungen.

Mit einem Lumos stiegen beide die paar Stufen in das finstere Loch hinab, bis sie auf eine Tür stießen. Diese war jedoch nicht abgeschlossen. Wie schon zuvor im Haus agierten auch hier beide wieder als professionelles Team. Ron sicherte den Vorraum, während Harry die Tür öffnete. Es befand sich ein kleiner Raum dahinter, der bis oben hin mit Regalen ausgestattet war, in denen seltsame Gegenstände lagerten.

„Hier ist alles sauber“, sagte Harry, damit Ron hereinkommen konnte. Mehr als zwei Personen hatten hier keinen Platz.
Ron schaute nach oben. „Was ist das für ein Krempel?“

Blecherne Döschen mit vergilbten Etiketten, kleine Kisten und Schachteln, undurchsichtige Glasphiolen und zu alledem noch dieser beißende Geruch nach Sauberkeit. Ron nahm eine braune Blechdose in die Hand. Darauf stand etwas in seiner Sprache.

„Exsikkatorfett“, las Ron laut vor.
Diesmal nahm Harry eine undurchsichtige Flasche in die Hand und las: „Königswasser.“ Unter all den Dingen befand sich eine Sache, die Harry sofort erkannte. Er nahm das Buch in die Hand und hielt es Ron mit siegessicherem Blick entgegen.
Ron las den Titel: „Tabula Smaragdina. War unser Granier tatsächlich ein Alchemist?“
„Das liegt doch auf der Hand“, erwiderte Harry.

Zumindest besaß Granier das Buch, das als Bibel der Alchemisten galt. Und dieses befand sich ganz offensichtlich zwischen Zutaten und anderen Arbeitsmitteln, die ein Alchemist im Alltag benötigte. Alchemie war nicht verboten, nur verpönt. Es war nicht von der Hand zu weisen, dass viele Alchemisten den Dunklen Künsten zugeneigt waren. Warum sonst sollte Granier seine Sammlung unter der Erde und verdeckt durch einen Haufen Schotter verbergen?

Außer Zutaten befand sich hier nichts von Interesse. Wichtig war der Fakt, dass Granier als Hobby-Alchemist mit wahrscheinlichem Hang zu den Dunklen Künsten einen regen Briefkontakt mit Draco, einem Meister der Zaubertränke, zu haben pflegte. Das Schicksal dieser beiden Männer war sich nicht nur ähnlich, sondern auch noch eng miteinander verknüpft.

„Ich habe genug gesehen“, sagte Ron, der bereits den Rückweg ansteuerte. Harry folgte ihm. Das Versteck hinterließen sie so, wie sie es vorgefunden hatten – unter dem Haufen Geröll.

„Gehen wir jetzt zu Draco?“, wollte Ron wissen.
„Ja.“

Châteaux-Derville hieß das vielversprechende Grundstück, das Ron und Harry nun ansteuerten. Sie apparierten Seit-an-Seit, weil nur Harry den Weg kannte. Von seinem Möchtegern-Partner Valmont hatte er sich aufklären lassen, wo sich Dracos Zuhause befand. Wie Bill es ihm erklärt hatte, war ein Châteaux entweder ein Weingut, ein Schloss oder ein Herrenhaus. Weil Fleur von diesem Sitz noch nichts gehört hatte, schien es nicht gerade bekannt oder gar pompös zu sein.

Sie landeten auf einer asphaltierten Straße auf einem Hügel, von dem man hinunter zu einem kleinen Dorf sehen konnte. Ron drehte sich langsam und bemerkte dann ein Gebäude.

„Das da könnte es sein“, sagte er und zeigte für Harry in eine Richtung.
„Denke, wir könnten Glück haben. Lass uns zum Tor gehen.“

Je näher sie kamen, desto größer wurde das Gebäude. Zwar war es nicht so groß wie Malfoy Manor, dennoch imponierte es, denn Harry und Ron hatten nie in einem riesigen und edel aussehenden Gebäude wie diesem ermittelt, geschweige denn gehaust. Die Wände waren cremefarben und mit dekorativen Erkerchen besetzt, die Fenster mit muschelförmigen, mintfarbenen Ornamenten verziert. Viel zu hell und farbenfroh für einen Malfoy.

Über dem eisernen Tor stand in geschwungenen Lettern Châteaux-Derville, auf dem Briefkasten vor dem Haus las man jedoch D. Malfoy.

„Ein Muggel-Briefkasten?“, fragte Ron.
„Vielleicht Tarnung? Vielleicht aber auch, um Post von Muggelgeborenen einfacher zu bekommen.“
„Draco und Muggelgeborene?“
Harry zuckte mit den Schultern. „Es war vor ein paar Jahren noch nicht Dracos Haus. Es gehörte einem Maurice Derville. Der Briefkasten wird von ihm sein.“
Mit einer Hand schlug sich Ron gegen die Stirn. „Natürlich! Ich hab doch davon gelesen. Das ist der Typ, bei dem Draco drei Jahre lang gelernt hat. Derville war eine ziemlich große Nummer in Tränkemeister-Kreisen. Er muss schon über achtzig gewesen sein. Und als er ins Gras gebissen hat, hat Derville alles an Draco vererbt, weil der Alte keine Familie hatte. Das war auch der Grund, warum die Malfoys plötzlich wieder so viel Kohle hatten“, erklärte Ron, der regelmäßig jeden Schritt des ehemaligen Feindes verfolgt hatte, nur rein prophylaktisch. „Mann, warum haben immer die Arschlöcher so ein Riesenglück im Leben? – Weißt du, wie es reingeht?“
„Draco hat es mir gesagt. Das wusste er komischerweise noch.“

Nach vier Schutzzaubern, die überwunden werden wollten, konnten Ron und Harry eintreten. Auf der Stelle erhellte sich die Vorhalle, die sie betreten hatten. Rons Sinne schärften sich augenblicklich. Er hob seinen Stab, doch es war falscher Alarm. Niemand war hier.

„Bestimmt hat er es so verzaubert, dass bei Dunkelheit jedes Zimmer automatisch Licht macht, wenn jemand eintritt“, vermutete Harry, der das ganz praktisch fand, denn so musste er nicht im Dunkeln nach Schaltern suchen oder jedes Mal einen Lumos sprechen. Es gab in diesem Gebäude Strom und Gas, weil es ursprünglich von Muggeln renoviert worden war. Das könnte auch den Briefkasten erklären.

Allein die Vorhalle erschlug einen optisch. Fürstliche Stuckdekoration, kunstvolle Fensterbemalungen, antike Gegenstände und teuer wirkende Gemälde. Ein Traum von einem Haus. Ganz anders als Malfoy Manor, viel heller und einladender.

„Suchen wir hier etwas Bestimmtes?“, fragte Ron eingeschüchtert. „Ich frage nur, weil es ewig dauern wird, bis wir hier etwas finden werden.“
„Wir schauen uns erst mal um. Ich muss auf jeden Fall sein Schlafzimmer finden.“ Weil Ron ein erstauntes Gesicht machte, erklärte Harry: „Ich soll ihm Kleidung mitbringen. Seine Eltern kommen morgen und er will nicht im Bett liegen.“
„Ich vermute, die privaten Räume liegen oben.“
Harry nickte. „Aber schauen wir erst mal hier unten.“

Sie gingen ins erste Zimmer links und fanden einen Raum vor, der sich für Gesellschaften oder Geschäftsgespräche eignete. Private Gegenstände, die Rückschlüsse auf den Charakter der hier lebenden Person zuließen, gab es nicht. Beide machten sich auf in die erste Etage.

Als sie den geräumigen, hellen Gang entlangliefen, dachte Harry, etwas aus dem Augenwinkel zu erkennen. Auf der Stelle war er wieder ein achtsamer Auror, der Ron warnte, während er sich drehte und dabei in Deckung ging. Den Stab hielt er in die Richtung, aus der er glaubte, etwas gesehen zu haben, doch dort war nichts. In der Ecke stand nur ein kleiner Beistelltisch mit einer verdorrten Pflanze in einem Kübel, darüber hing ein Stillleben an der rot vertäfelten Wand.

„Vielleicht war’s nur eine Doxy?“, beruhigte Ron seinen Freund. „Die halten sich gern in der Nähe von abgestorbenen Pflanzen auf.“
„Nein, das war etwas anders.“ Harry war felsenfest davon überzeugt, die Bewegung eines größeren, schwarzen Etwas gesehen zu haben. Doch hier war er, starrte in die Ecke und musste zugeben, dass das Bild, das sich ihm bot, nicht harmloser hätte sein können. Er atmete zitternd aus. Der Tag zehrte bereits an seinen Nerven. „Okay, gehen wir weiter.“

Nach einer privaten Bibliothek, die Hermine wahrscheinlich schon beim Anblick einen intellektuellen Orgasmus beschert hätte, fanden sie ein großes, edles Badezimmer und danach eine genauso große Toilette. Auf der anderen Seite des Flures befand sich hinter der ersten Tür das Schlafzimmer. Wie schon in der Vorhalle und allen anderen Räumen wurde es auch hier von allein hell, nachdem sie eingetreten waren.

„Also“, begann Ron, der sich hier genau umsah, „ordentlich ist er ja, das muss man ihm lassen.“

Harry stimmte ihm innerlich zu. Aufgeräumt und sauber, sehr freundlich und einladend gestaltet. Das war sein erster Eindruck von Dracos Schlafzimmer. Über dem Kamin hing ein anschauliches Gemälde von einem gemütlichen Sessel und einem Tisch, auf dem allerhand Bücher und Schreibzeug zu sehen waren. Das Bett war keines der üblichen vierpfostigen Prunkbetten, die man oft in aus alten Zeiten stammenden Häusern oder allgemein bei alteingesessenen Zaubererfamilien vorfand. Es war ein modernes, kniehohes Bett, in welchem gut und gern drei Erwachsene schlafen könnten, ohne sich auch nur einmal des Nachts versehentlich zu berühren. Als Harry die vielen Zierkissen auf dem Bett bemerkte, konnte er nicht anders, als seinen heute bereits so beanspruchten Geist für einen Augenblick Ruhe zu gönnen und sich vorzustellen, wie er sich mit Draco auf diesem Bett tummelte und fröhlich eine Kissenschlacht veranstaltete. Außerdem könnte man diese Kissen, sollte die Schlacht mit einem Sieger hervorgehen, dem Verlierer unter die Hüften schieben, um somit besser …

„Ich fasse es nicht!“, hörte Harry plötzlich seinen Freund wütend sagen.
„Was ist?“
„Dracos begehbarer Kleiderschrank ist größer als mein altes Zimmer im Fuchsbau! Das ist echt nicht fair. Draco hat es nicht verdient, so ein Leben zu führen, nachdem ihm seine Schuld bewiesen worden ist.“
„Wärst du an seiner Stelle, Ron, hättest du zwar ein großes Haus und viel Geld, aber du wärst nicht glücklich verheiratet und du hättest auch keine Kinder.“

Damit war Ron besänftigt, denn ihm war klar geworden, dass er etwas hatte, was Draco bisher nicht besaß: eine eigene Familie. Und die war mehr wert als alles Geld der Welt.

„Wo ist der Schrank?“, wollte Harry wissen. Ron deutete in eine Richtung und er folgte Harry, als dieser den Schrank betrat. „Was für eine Auswahl.“ Wie sollte er aus diesen Mengen die richtige Kleidung für ein Treffen mit Dracos Eltern wählen? „Was soll ich nehmen?“

Wie in einem Bekleidungsgeschäft begann Harry damit, nach und nach die Bügel mit ihren Kleidungsstücken zu verschieben, um sich einen Überblick zu verschaffen. Auffällig war, dass Draco kaum helle Kleidung besaß. Dunkelgrün, dunkelblau, dunkelgrau, schwarz – zumindest was die Umhänge und Hosen betraf. Nur bei der Oberbekleidung gab es mal einen gewagt hellen Beigeton.

„Mach dir doch nicht so viel Mühe“, empfahl Ron, der bei den Hosen einmal gezielt zugriff und eine schwarze herauszog, die unten herum sehr viel Stoff und somit eine Menge Beinfreiheit aufwies. Als Nächstes griff er zu den Umhängen und nahm einen normalen schwarzen, der für diese Jahreszeit passend sehr leicht war. „Und dazu dieses hämatomfarbene Oberteil.“
„Das ist purpur.“
„Sag ich doch.“ Ron zog eine der Schubladen auf. „Ein paar schwarze Socken.“ Danach ging er hinüber zu den Schuhen. „Und diese schwarzen Herrenslipper. Den Rest suchst du raus. Ich will um nichts in der Welt Dracos Unterhöschen anfassen.“

Harry musste grinsen. Gut gelaunt öffnete er einige der Schubladen, bis er zur Unterwäsche gelangte. Es war alles Mögliche vorhanden. Lockere Boxershorts, schmal geschnittene Hosen, welche aus Seide und auch Badehosen. Harry wählte Unterhemd und -hose aus weißer Baumwolle, die trug auch er am liebsten.

Zurück im Schlafzimmer legte er zunächst alle Kleidungsstücke auf das Bett. Plötzlich spürte er etwas, das er seit langer Zeit nicht mehr gespürt hatte. Er nahm sofort seinen Zauberstab in die Hand und schaute sich aufmerksam im Zimmer um.

„Was ist denn jetzt schon wieder?“, fragte Ron genervt.
„Ich fühle mich beobachtet. Du nicht?“
Ron ging kurz in sich und ergründete seine Gefühlswelt, die nach der Heirat mit Hermine enorm gewachsen war und nun nicht mehr auf einen Teelöffel passte. „Nö, ich fühle mich nicht beobachtet, aber ich fühle mich“, er suchte nach einem Wort, „irgendwie bestraft.“
Eine Männerstimme belferte mit einem Male: „Potter! Weasley! Was haben Sie hier zu suchen? Verschwinden Sie auf der Stelle oder ich alarmiere die Polizei!“ Ron und Harry drehten sich gleichzeitig zu dem Gemälde über dem Kamin um, in dem völlig unverhofft Snape stand, der die beiden aus böse glitzernden, schwarzen Augen ansah. „Haben Sie mich nicht verstanden? Ich glaube nicht, dass Mr. Malfoy Ihnen gestattet hat, sich frei in seinem Haus bewegen zu dürfen.“
„Snape!“
„Oh, Potter, Sie sind wieder mal ein Schnelldenker“, sagte Snape abwertend. „Ich zähle bis …“
„Draco liegt im Krankenhaus“, unterbrach Ron den gemalten Tränkelehrer, der durch diese Worte augenblicklich gezähmt wirkte.
Harry erklärte mehr: „Er hat sein Gedächtnis verloren, zumindest große Teile davon.“
Die Augen von Snape verengten sich zu Schlitzen, aber er sagte nichts, sodass diesmal wieder Ron erklärte: „Wir sollen ihm was zum Anziehen bringen, deswegen sind wir hier.“
Mit ungewohnter Sorge in der Stimme fragte das Gemälde: „Was ist mit Draco geschehen?“
„Es war angeblich ein Unfall …“
Harry wurde unterbrochen, als Ron ihn erinnerte: „Harry, das ist ein ungelöster Fall. Wir dürfen mit niemandem über Details reden, besonders nicht mit einem bewegten Gemälde, das mit weiß ich wem alles plaudert.“
„Ich“, begann Snape mit hörbar unterdrückter Wut in der Stimme, „bin das Direktorenporträt aus Hogwarts und nicht irgendein dahergelaufenes bewegtes Gemälde, Mr. Weasley.“

Die Direktoren-Porträts aus Hogwarts besaßen wesentlich mehr Charakterzüge des Originals als sämtliche anderen bewegten Bilder. Sie waren sprachgewandter und konnten sich sogar an Dinge aus der Vergangenheit desjenigen erinnern, nach dem sie entstanden sind. Sie waren, um es kurz zu erklären, in jeder Hinsicht qualitativ sehr hochwertig. Selbst Snapes Haar schien tatsächlich fettig zu sein, so sehr glänzte es, doch das konnte auch an der Ölfarbe liegen.

„Heißt das, Sie pendeln zwischen Hogwarts und Châteaux-Derville hin und her?“, fragte Harry interessiert.
Snape rollte mit den Augen. „Wo halten sich Direktorenporträts normalerweise auf, Potter?“
„Im Büro von Professor McGonagall.“
„Und wo bin ich jetzt?“
Mit zusammengepressten Lippen blickte Harry zu Snape, der in seinem Porträt die Arme verschränkt hatte und wartend mit den Fingern auf seinen Oberarm tippte. „Sie sind hier“, sagte Harry, der sich geschlagen gab.
„Das sollte Ihre Frage beantworten. – Wurde Mr. Malfoy senior benachrichtigt?“
„Ja, er besucht Draco morgen im Krankenhaus“, bestätigte Harry. Gleich darauf fragte er: „Sie haben sich vorhin im Flur in dem Stillleben versteckt, richtig?“
Snape schenkte ihm ein einseitiges Lächeln als einzige Bestätigung, bevor er forderte: „Jetzt sagen Sie mir, was Sie wissen! Kommen Sie mir nicht mit Geheimhaltung. Sollten Sie meine Bitte verweigern, werden Sie nämlich Bekanntschaft mit einem Abwehrzauber machen, den Sie so schnell nicht vergessen werden. Ein Wort von mir und für Sie beide bricht in diesem Haus die Hölle los!“
Jetzt drohte Snape ihnen auch noch. Harry platzte wegen der Erpressung der Kragen. „Das ist unfair!“
„Das ganze Leben ist unfair, Potter, finden Sie sich damit ab.“
„Nein, das meine ich nicht. Ich meine, dass gerade jetzt, wo ich mich endlich mal trauen würde, Ihnen eine reinzuhauen, da sind Sie nur ein Gemälde!“, brüllte Harry, der seine Worte auf der Stelle bereute und wesentlich ruhiger hinzufügte: „Und ich habe Angst Sie kaputtzumachen.“

Einen Moment lang blickte Snape hinab zu Harry. Der Tränkemeister schien nachzudenken, legte dabei einmal den Kopf schräg, was ihn für Harry mit einem Male weniger angsteinflößend machte.

Mit plötzlich höflichem Tonfall sagte Snape: „Bitte seien Sie so freundlich, Mr. Potter, und sehen Sie über Ihre Auroren-Regeln hinweg. Geben Sie mir Informationen über Dracos Fall. Womöglich kann ich Ihnen sogar weiterhelfen.“

Diese Freundlichkeit kam wahrlich unerwartet. So unerwartet, dass Harry für ein paar Sekunden perplex auf das Gemälde starrte, als könnte er seinen Ohren nicht trauen. Letztendlich war es Ron, der sich auf Snapes Bitte einließ, doch er gab zunächst keine Informationen preis, sondern wollte den Spieß umdrehen.

„Bitte sagen erst Sie uns, was Sie wissen, Professor Snape“, forderte Ron höflich.
Snape stimmte mit einem Nicken zu. „Draco hat von einem französischen Sammler antiker Bücher den Auftrag erhalten, ein altes Manuskript zu enträtseln.“
„Was für ein Manuskript?“, hakte Ron nach.
Professor Snape blickte den rothaarigen Burschen, den er für so viele Jahre … nein: den sein Original für so viele Jahre unterrichtet hatte, von oben bis unten an. „Ich bin mir nicht sicher“, erwiderte Snape letztendlich, doch es war herauszuhören, dass das nur die halbe Wahrheit war.
„Sie sind sich nicht sicher“, wiederholte Ron monoton, womit er deutlich machte, dass er Snape nicht so recht glaubte.
Der Tränkemeister in dem Gemälde schnaufte resignierend. „Es handelt sich dabei wahrscheinlich“, das letzte Wort betonte er besonders, „um die Schriften, die bei den Muggeln als Voynich-Manuskript bekannt sind.“
Harry runzelte die Stirn: „Warum wahrscheinlich?“
„Weil ich nur einzelne Teile gesehen habe, flüchtig. Draco hat sich mit mir leider nicht ausführlich darüber unterhalten. Er hatte es eilig. Eine Reise nach Saudi-Arabien stand an.“ Weil Ron und Harry nicht nachfragten, erklärte Snape von sich aus: „Es könnte sich bei dem Manuskript um eine Fälschung handeln. Mir ist bekannt, dass sich ein Exemplar weiterhin an der Yale University befindet, doch womöglich besitzen die eine Fälschung, ohne es zu wissen?“ Snape hob die Augenbrauen, zuckte dabei einmal elegant mit den Schultern. „Oder es gibt mehrere Exemplare?“
Harry, der das besagte Objekt bereits in den Händen gehalten hatte, wollte mehr wissen. „Was hat es mit diesem Voynich-Manuskript auf sich?“
Mit hörbarer Arroganz in der Stimme empfahl Snape: „Sie sollten sich vielleicht ein wenig in diese Materie einlesen. Oder fragen Sie die fleischgewordene Bibliothek namens Granger.“
Hier korrigierte Ron brüskiert: „Sie heißt jetzt Weasley und es wäre nett, wenn Sie meine Frau nicht beleidigen würden. – Wenn Sie etwas über das Manuskript wissen, können Sie es uns auch gleich erzählen.“
Snape schnaufte. „Nun gut, aber ich gebe Ihnen diese Informationen nicht, um Ihnen die Arbeit zu erleichtern, sondern um Draco meine bestmögliche Unterstützung zugutekommen zu lassen.“ Einmal holte der gemalte Zaubertränkelehrer tief Luft. „Geschrieben wurde das Voynich-Manuskript zwischen 1404 und 1438 in Italien. Manche Muggel-Wissenschaftler glauben, dieses Manuskript wäre nichts weiter als ein uralter Scherz, nur ein antiker Schabernack, mit dem eine gewiefte Person damals ein wenig Geld machen wollte. Andere wiederum vermuten, dass sich hinter diesem Werk die größten Geheimnisse der Menschheit verbergen – Geheimnisse, die denen, die in Alchemie und Zaubertränken bewandert sind, wozu Sie beide übrigens nicht gehören“, er schenkte Ron und Harry seinen abschätzigsten Blick, „eine Macht verleihen soll, die so unfassbar ist, dass man sie nicht für irdisch halten kann.“
„Und das wäre?“, fragte Ron plump, womit er Snapes Rede den mysteriösen Anstrich nahm.
Snape schüttelte den Kopf. „Fällt Ihnen wirklich absolut nichts ein, was Sie sich unter den größten Geheimnissen der Menschheit vorstellen könnten?“
Gleichgültig zuckte Ron mit den Schultern: „Der Jungbrunnen, das ewige Leben, gefahrloses Reisen durch Raum und Zeit, Blei in Gold verwandeln, der Stein der … Ach nein, den hat Mr. Flamel ja schon entsorgt.“
„Ich bin erstaunt, dass Ihnen doch durchaus einiges zu diesem Thema einfällt, Mr. Weasley.“
„Bis auf den Stein sind das alles doch nur Legenden“, wiegelte Ron ab.
„Das dachte man von dem Stein auch eine lange Zeit“, gab Snape zu bedenken. „Vielleicht haben Sie aber recht, Mr. Weasley, und all das, was Sie genannt haben, wird für alle Zeit zu den Mythen und Legenden zählen, zu den für ewig unerreichbar bleibenden Träumen der Menschen. Ob all diese Dinge wahr sind oder nicht, ist jedoch gar nicht der ausschlaggebende Punkt. Interessant ist nur, wie sehr diejenigen an die Echtheit glauben, die nicht nur das Buch, sondern das angebliche Wissen darin um jeden Preis besitzen wollen. Das macht die eigentliche Gefahr aus!“
Harry nickte verständnisvoll. „Das heißt, es ist eigentlich egal, was in dem Buch steht: Die Menschen, die es haben wollen, sind gefährlich, weil sie sich viel davon versprechen.“
„Ah, Mr. Potter kann der Unterhaltung intellektuell folgen. Ja, Sie liegen mit Ihrer Anmerkung völlig richtig. Solange niemand weiß, was sich hinter dieser Fantasieschrift verbirgt, ist das Buch nichts weiter als … alt. Es könnte sich lediglich um ein Rezeptbuch für schmackhafte Törtchen handeln.“
Das Wort Törtchen aus Snapes Mund amüsierte Harry. „Wissen Sie, wer zuvor im Besitz des Buches gewesen ist und wer Draco den Auftrag gegeben hat?“
Snape griente überlegen. „Natürlich weiß ich das, aber zunächst geben Sie mir bitte im Austausch Informationen über Dracos Zustand und den Fortschritt Ihrer Ermittlungen.“
„Na ja“, begann Harry verlegen, „einen großen Fortschritt gibt es noch nicht. Der Fall ist noch ganz frisch. Wir hatten einen Hinweis, dem wir heute nachgegangen sind. Was wir vorgefunden haben, war weniger schön.“
„Ich höre …“
„Wir waren vor etwa einer Stunde bei einem Mr. Granier.“ Harry war nicht entgangen, dass sich Snapes Augen kurz geweitet hatten. Er deutete diese minimale Regung ganz richtig: „Der Name sagt Ihnen etwas.“
„Ja, durchaus. Der Herr war hier und hat mit Draco verhandelt.“
„Wusste ich’s doch!“, freute sich Harry.
„Was ist mit dem Herrn?“, hakte Snape nach.

Die Antwort übernahm Ron. Er erzählte, wie sie Graniers Haus vorgefunden hatten und den Mann selbst. Zusätzlich erwähnte er das unterirdische Lager mit Zutaten, die man normalerweise bei einem Alchemisten finden würde. Harry merkte ebenfalls an, dass sie eine Erinnerung gefunden hatten.

„Haben Sie sich die Erinnerung schon angesehen?“, wollte Snape wissen.
„Nein, wir haben kein Denkarium“, begann Harry. „Außerdem dürfen Auroren laut Gesetz nicht ohne Zustimmung der betroffenen Person oder des Vorgesetzten in Erinnerungen eintauchen oder per Legilimentik in die Gedanken anderer eindringen.“
„Seit wann halten Sie sich an Regeln, Potter?“ Snape spitzte kurz die Lippen, bevor er kühl berechnend erklärte: „Wenn man den gefundenen Erinnerungsfetzen den eigenen Gedanken hinzufügt, taucht man nicht ein.“

Ganz offensichtlich war Snape im Umgehen von Vorschriften genauso gut wie Ron, der dies auch immer wieder schaffte, ohne sich Ärger einzuhandeln. Harry blickte zu seinem besten Freund hinüber, der ihm lediglich zunickte.

„Was denn?“, fragte Harry. „Jetzt gleich?“
„Dann hast du es hinter dir“, sagte Ron. „Außerdem sollte jemand dabei sein, wenn du die Erinnerung in deine Gedanken aufnimmst. Du weißt, dass das ein bisschen anders ist als sich nur eine anzusehen.“
Als Harry zu Snape schaute, nickte der ihm ebenfalls einmal zu. Harry war überredet. „Na schön.“
Mit einer Bewegung seiner Hand deutete Ron aufs Bett. „Setz dich.“

Nachdem Harry Platz genommen hatte, zog er den Glaskolben, in welchem er den silbernen Faden aufbewahrte, aus der Innentasche seines Umhangs, und entkorkte ihn. Mit seinem Zauberstab tauchte er in das Gefäß ein und sofort schlängelte sich die Erinnerung um das Stechpalmenholz. Die Spitze des Stabes führte er vorsichtig an die Schläfe. Der Silberfaden verschwand in Harrys Kopf.

Es gab einen gravierenden Unterschied, ob man sich eine fremde Erinnerung in einem Denkarium ansah oder diese in das eigene Gedächtnis einführte. Im Denkarium sah man ein Ereignis ablaufen wie einen Film, ohne selbst beteiligt zu sein. Was Harry jedoch gerade tat, ließ sich besser mit Legilimentik vergleichen. Auch dort, wo man direkt in den Kopf des anderen eindrang, konnte man auf die jetzige Weise die Gefühle desjenigen spüren, von dem diese Erinnerung stammte. Eine Garantie dafür, die Gefühle korrekt zu deuten, gab es jedoch nicht. Ein Nachteil machte die Methode, die Harry anwendete, jedoch gefährlich. Die Erinnerung eines Menschen, der beispielsweise an einer schlimmen Geisteskrankheit litt, konnte einen negativen Einfluss auf den Betrachter ausüben. Harry hoffte inständig, dass die Erinnerung von Granier vor der Zeit stammte, in der der Mann mit dem Intelligenzquotienten eines Türknaufs auf dem Boden saß und in die eigene Hose urinierte. Ansonsten könnte es für Harry ein sehr verstörendes Erlebnis werden.

Die fremde Erinnerung formte sich klar in seinen Gedanken. Den Ort kannte Harry. Es war der Salon im Erdgeschoss, den er vorhin mit Ron betreten hatte. Er spürte eine leichte Aufregung, die von Granier ausging, als der Mann Zeuge wurde, wie Draco mit einigen arroganten Worten einen dritten Mann zur Weißglut brachte. Aufgrund der Gedanken und Gefühle, die an Graniers Erinnerung geknüpft waren, wusste Harry, dass es sich bei dem anderen Mann um Roquevert handelte. Draco verließ das Zimmer. Die beiden Herren blieben allein.

Alles, was Granier sah, konnte Harry aus dessen Perspektive wahrnehmen, so als wäre er selbst Granier. Der Blick schwenkte zu einem Tablett mit verschiedenen Karaffen. Harry verspürte ein starkes Verlangen nach Alkohol. Nachdem Granier sich einen Whisky eingeschenkt und getrunken hatte, stellte sich bald eine heuchlerische Zufriedenheit ein. Harrys Meinung nach war Granier alkoholabhängig. Es folgten zwei weitere Gläser Whisky. In der Haut von Granier spürte Harry, wie der Alkohol dem Mann Mut gemacht hatte.

„Er ist zu jung“, hörte Harry sich selbst sagen.
Harrys und Roqueverts Blicke trafen sich. „Er ist unverdorben, deshalb ist er genau der richtige Mann. Noch hat er sich nicht sämtliche ungeschriebenen Regeln der Tränkemeister angenommen. Malfoy ist experimentierfreudig, wissbegierig und vor allem hat er mit ausgezeichneten Noten bestanden.“
Harry spürte sich selbst mit den Schultern zucken. „Und wenn er uns eine Absage erteilt?“
„Wird er nicht“, vermutete Roquevert laut.
„Wenn aber doch? Wir könnten immer noch Monsieur Barbulée …“
Roquevert unterbrach: „Verschonen Sie mich mit diesem Bübchen!“

Harry spürte noch die Unzufriedenheit Graniers, bevor die Erinnerung endete, doch zu guter Letzt hatte Harry den Namen von jemandem im Kopf, an den Granier kurz gedacht haben musste: Van Slyke. Mehr nicht. Nur dieser Nachname. Einen Zusammenhang erkannte Harry nicht.

Als Harry wieder in Rons Augen blickte, schmeckte er noch immer den brennenden Whisky auf der Zunge, als hätte er tatsächlich eben drei gut gefüllte Gläser getrunken.

„Und?“, hakte Ron nach, während Harry die fremde Erinnerung wieder aus seinen Gedanken fischte.
„Es iss nüschts Weltbewegendes.“ Ron starrte ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an, sodass Harry sich aufgefordert fühlte nachzufragen: „Wassis?“
„Sag mal, bist du betrunken?“ Harry stieß unverhofft auf, was Ron als Zustimmung sehen wollte.
„Ssss waren nur drei Whisky“, winkte Harry gelassen ab, doch der leichte Schwung, den er mit der Hand ausgeübt hatte, brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Er musste sich mit einer Hand auf der Matratze abstützen, um nicht zur Seite zu kippen.
Amüsiert beobachtete Snape einen Moment lang, wie Harry sich schließlich resignierend nach hinten aufs Bett plumpsen ließ, bevor er erklärte: „Das Gehirn hat sich täuschen lassen. Es denkt, dass Sie wahrhaftig Alkohol zu sich genommen haben. Das hat allerdings etwas Gutes: Es ist nun endgültig bewiesen, dass Sie tatsächlich über ein Gehirn verfügen, Potter.“

Anstatt gekränkt zu reagieren, fand Harry im angeheiterten Zustand diese Bemerkung so witzig, dass er anfing zu kichern wie ein Elfjähriger. Irgendwo weit hinten in seinem verdrängten, nüchternen Bewusstsein war Harry jedoch klar, dass er Glück gehabt hatte. Es war gefährlich, fremde Erinnerungen dem eigenen Gedächtnis hinzuzufügen. Wie Snape es bereits richtig erklärt hatte, ließ sich ein Gehirn schnell täuschen. Weil es den Moment nicht kannte, erlebte es ihn so, als würde er gerade erst geschehen. Harrys Gehirn war der Überzeugung, dass er gerade eben drei Gläser Whisky getrunken hatte. Jetzt konnte man sich besser vorstellen, was geschehen könnte, sollte man beispielsweise die Erinnerung eines Serienkillers den eigenen hinzufügen. Bei gesunden Menschen würde ein solches Erlebnis sehr große Schuldgefühle auslösen, unerträgliche Schuldgefühle, die zum Suizid führen könnten. Die letzte Erinnerung eines Sterbenden hingegen könnte den Tod des Aurors nach sich ziehen, denn das eigene Gehirn würde glauben, selbst zu sterben. Insofern hatte Harry Glück, jetzt nur betrunken zu sein. Granier hatte den Alkohol leicht verkraftet, während Harry vermutlich nicht mal mehr geradeaus gehen konnte. Ausprobieren wollte er es nicht.

„Was hast du gesehen?“, wollte Ron wissen.
„Draco und Roch…, Rock…“ Ihm wollte der Name nicht über die Lippen kommen. „Den Käse-Typen.“ Wieder stieß Harry auf, aber mit geschlossenem Mund. „Die wollten was vonnim“, nuschelte Harry. „Granier hielt Draco für zu jung für’n Job, aber Rockefeller wollte ihn haben. Er wäre … unverdorben.“ Just in diesem Moment bildete sich vor Harrys innerem Auge das Bild eines sich unschuldig auf dem Bett räkelnden …
„Was noch?“
Der Raum schien sich zu drehen und Harry schloss die Augen, als er antwortete: „Granier hat nen Monsieur Barbulée erwähnt, aber den wollte Roquevert nich’.“
Snape meldete sich zu Wort. „Monsieur Barbulée war ein Klassenkamerad von Draco, allerdings ein wenig begnadeter.“
„Auch ein Tränkemeister“, brachte Ron es auf den Punkt. „Das macht Sinn. Granier war der Alchemist, aber sie brauchten in ihrem Team noch einen Tränkemeister.“
„Sie hätten sich lieber um jemanden bemühen sollen, der sich mit Dechiffrierung auskennt“, warf Severus ein. „So wäre ich zumindest vorgegangen.“
Harry stöhnte und legte eine Hand auf seine Stirn, doch er war wach genug, eine Vermutung zu äußern: „Vielleicht hab’n sie das ja längst getan?“ Wie war der Name noch mal?
„Dann müssen Sie das herausfinden!“, forderte Snape, der an seiner langen Hakennase vorbei verächtlich auf den angetrunkenen Harry hinunterblickte. „Reißen Sie sich zusammen, Potter! – Wer hat das Buch jetzt?“
Harry grinste einseitig, wodurch seine Brille ein wenig verrutschte. „Dasss sag ich Ihnen nicht.“
„Dann haben Sie es?“
„Das habe ich nich’ gesagt. – Ich habe jetzt Feierabend“, behauptete Harry plötzlich und wedelte unkoordiniert mit seinen Händen. „Es ist schon spät und niemand issin akuter Lebensgefahr.“

Harry klang müde. In nur wenigen Minuten hatte er die Ellenbeuge über die Augen geworfen und mit weit geöffnetem Mund angefangen laut zu schnarchen. Ron hatte Mitleid. Sein bester Freund hatte einen harten Tag hinter sich.

„Ich lass ihn besser schlafen“, unterrichtete Ron den gemalten Tränkemeister. „Wenn Sie bitte das Zimmer verlassen würden? Ich möchte es ihm bequemer machen.“

Auf der Stelle verschwand Snape und hinterließ das Stillleben so unberührt, als wäre er nie dort gewesen. Ron zog Harry Umhang, Schuhe und Hose aus, bevor er ihn zudeckte. Harry war nur noch mit einem Auge wach. Oder mit einem halben. Auf dem Nachttisch bemerkte Ron eine Uhr, die man als Wecker benutzen konnte.

„Harry?“
„Mmmh?“
„Ich stelle den Wecker auf halb acht, okay?“ Weil Harry nur brummende M-Laute von sich gab, hielt Ron die Uhrzeit für völlig ausreichend, um den nächsten Tag beginnen zu können.

Ein traumloser Schlaf sorgte bei Harry für Erholung. Er konnte genügend Energie tanken und seinen imaginären Rausch ausschlafen.

Ohne das Klingeln des Weckers wachte Harry auf. Anfangs glaubt er, dass er zu früh dran wäre. Vage erinnerte er sich daran, dass Ron den Wecker auf halb acht gestellt hatte. Harry streckte sich, drehte danach den Kopf zur Seite. Der Wecker kam ins Sichtfeld. Halb eins.

„Was?“, brüllte Harry, als er sich aufsetzte und die Uhrzeit vom Wecker ablas. Halb eins. Egal wie lange er auf die Anzeige starrte, sie veränderte sich nicht. Da draußen die Vöglein zwitscherten, war es demnach nicht mitten in der Nacht. „Verdammt!“

In Windeseile machte er sich fertig, um unverzüglich mit Dracos Kleidung ins Krankenhaus zu flohen. Mit Frühstück hielt er sich gar nicht erst auf.

Im Krankenhaus nahm er den Duft von Essen wahr. Harrys Magen reagierte darauf unverzüglich mit lautem Knurren. Auf Dracos Station wurden gerade die Tabletts vom Mittagessen wieder eingesammelt. Mit der Tasche in der Hand, in der sich die Kleidung befand, stand er abgehetzt vor Dracos Zimmer und klopfte. Ohne auf eine Antwort zu warten, trat er ein. Er bereute es auf der Stelle.

Draco, im Bett sitzend, schaute Harry mit finsterem Blick an. Der blonde Patient war stinksauer, das konnte man an jeder der angespannten Fasern seines Körpers ablesen, besonders aber an diesem scheußlichen Blick, der auszusagen schien „Ich bring dich um!“. Harry lächelte unsicher. Erst jetzt bemerkte er die beiden Gestalten, die neben dem Bett saßen. Lucius Malfoy starrte Harry mit ungewohnt verachtendem Blick an. Obwohl … Nein, Entwarnung: Der Blick war wie immer. Dessen Gattin rümpfte jedoch die Nase, als würde sie noch den Furz riechen, den Harry vor wenigen Minuten heimlich im Fahrstuhl hinter sich gelassen hatte. Von Alkohol bekam er immer Blähungen. Offensichtlich galt das auch für eingebildeten Alkohol.

Nach zwölf Sekunden angespannten Starrens ergriff Lucius das Wort, doch er grüßte nicht Harry, sondern sagte zu seinem Sohn: „Deine Mutter und ich kommen dann in zwei Stunden wieder, Draco. Bis dahin hast du ein wenig Zeit dich anzukleiden und gewisse“, Lucius blickte scheel zu Harry, dann wieder zu Draco, „Dinge zu bereden.“

Mist! Harry ahnte, dass das heutige Treffen mit Draco anders ablaufen würde. Kühler, distanzierter und mit viel mehr Hass. Wie früher. Harry wollte nicht, dass es wie früher sein würde.

Dem Ehepaar Malfoy machte er Platz, als die beiden das Zimmer verließen, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.

Die Tür war geschlossen. Harry war nun mit Draco allein. Die Bombe würde platzen … jeden Moment. Er konnte es spüren. Nachdem er sich dem Bett genähert hatte – Draco folgte jedem seiner Schritte mit misstrauischem Blick – stellte Harry die Tasche gegen die Wand. Gerade wollte er Luft holen und etwas gegen die bedrückende Stimmung unternehmen, da kam Draco ihm zuvor.

„Wann hattest du denn bitteschön vor“, sagte Draco mit erhobener, fester Stimme, „mir zu berichten, dass du überhaupt nicht mein Lebenspartner bist?“
Oh … Also war das Gespräch mit seinen Eltern tatsächlich irgendwie auf ihn gekommen. Genau das hatte Harry befürchtet. „Ich …“
Harry wurde heftig unterbrochen. „Was fällt dir ein? Und vor allem: Was versprichst du dir davon?“
„Hör mal …“
„Ich fasse es nicht!“ Aus Draco platzte die ganze Wut ungebremst heraus. „Warum spielst du mir was vor? Um über mich zu lachen? Mit deinen Gryffindor-Freunden über mich herzuziehen? Oder bist du nur auf mein Vermögen scharf?“
„Das läuft alles irgendwie ganz anders, als ich mir das vorgestellt habe“, sagte Harry zu sich selbst.
„Das glaube ich dir gern, du dreckiger Lügner!“
Das war zu viel für Harry. Mit erhobenem Zeigefinger untermauerte er seine Aussage: „Hey, ich bin kein Lügner! Ich habe dich ja nicht mit Absicht … Das war alles ganz anders! Ich … Ich fang einfach noch mal von vorn an.“

Irritiert blickte Draco ihm hinterher, als Harry das Zimmer verließ. Nach wenigen Sekunden klopfte es erneut und Harry trat wieder ein, als wäre nichts gewesen.

„Hallo Draco, es gibt wichtige Neuigkeiten.“
„Du ziehst das echt durch, ja?“, fragte Draco mit aggressiver Stimme.
Harry ignorierte ihn und entschloss sich dazu, schneller zu sprechen, damit sein Gegenüber gar nicht erst die Chance bekam, wieder etwas einzuwerfen: „Ich habe gestern einen Mann gefunden, mit dem du nachweislich Kontakt hattest.“ Als Harry das sagte, war Draco gespannt darauf, was für Neuigkeiten wohl folgen würden. Seine Wut war zwar noch vorhanden, aber vorerst aufgeschoben. Er lauschte Harry, als der erzählte: „Er war offensichtlich dein Geschäftspartner und es geht ihm ganz ähnlich wie dir. Nein, eigentlich ist er viel schlimmer dran als du. Ich werde es heute erst erfahren, aber ich vermute, der Mann hat nicht mehr eine einzige Erinnerung in seinem Kopf. Meine Vermutung ist, dass du deine Erinnerungen nicht nur teilweise verloren hast, nein, man hat sie dir zum größten Teil gestohlen!“ Harry war mutig geworden und traute sich, auf Dracos Bett Platz zu nehmen. „Nicht alle deine Erinnerungen, aber ganz besonders die, die mit Zaubertränken zu tun haben – mit Zaubertrankunterricht, mit deiner Ausbildung, deinem Beruf, deinem gesamten Wissen auf diesem Gebiet. Warum sonst solltest du dich gerade an Professor Snape nicht mehr erinnern können, wo doch ein bewegtes Gemälde von ihm in deinem Haus hängt?“ Draco war überwältigt von diesen Informationen und konnte kein Wort sagen, was Harrys erhoffter Reaktion entsprach. „Und noch etwas muss ich dir sagen.“ Erst nachdem Harry seine plötzlich zittrige Stimme mit einem Räuspern wieder unter Kontrolle gebracht hatte, konnte er in ruhigem Tonfall fortfahren: „Es scheint einen Fehler in den Formularen zu geben. Ich weiß nicht, warum das passiert ist, aber jeder glaubt, wir beide wären ein Paar. Das habe ich erst gestern Abend erfahren. Eigentlich sollte ich nur dein Betreuer sein, dein Vormund, damit ich dich leichter aus Saudi-Arabien herausschaffen kann …“ Harry holte einmal tief Luft und schaute Draco in die Augen. „Es tut mir leid, wenn das Missverständnis dafür gesorgt hat, dich glauben zu lassen, ich würde dir was vormachen.“ Harry schüttelte langsam den Kopf. „So etwas Gemeines würde ich nie tun, selbst wenn … Na ja, wir waren nie Freunde.“

Von der Aufrichtigkeit in Harrys Stimme hatte sich Draco unerklärlicherweise einlullen lassen. Er glaubte ihm und war nicht mehr der Ansicht, von ihm absichtlich hereingelegt worden zu sein. Es war alles so verwirrend. An einige Dinge hatte sich Draco heute nach dem Aufwachen wieder erinnern können, auch an wenige Momente mit Harry. Der Heiler hatte ihm heute früh mitgeteilt, dass alle Tests zur Zufriedenheit ausgefallen waren. Es gab keine Anzeichen dafür, dass Draco noch unter Gedächtnisverlust leiden würde. Weil er sich aber definitiv an bestimmte Dinge nicht entsinnen konnte, musste Harrys Theorie zutreffen: Man hatte ihm einige Erinnerungen gestohlen. Sich nicht erinnern zu können war schon schlimm, aber daran zu denken, dass eine fremde Person die Gedanken eines anderen gestohlen hatte und sich diese ansah, das war noch viel, viel gruseliger. Draco spürte, wie sein Herz zu rasen begann. Was waren das für Erinnerungen, die ihm fehlten? War irgendetwas Peinliches dabei? Oder gar ein Geheimnis? Etwas, mit dem man ihn erpressen könnte? Da existierte irgendwo jemand, der irgendeinen Unfug mit seinen Erinnerungen anstellte. Draco fühlte sich geistig vergewaltigt.

„Ich möchte gern in dich eindringen“, sagte Harry unerwartet. Draco stand er Mund offen, bis er realisierte, was Harry da eben gesagt hatte.
„Meinst du nicht, wir sollten vorher abschließen?“
Diesmal öffnete sich Harrys Mund, aber er war so verdutzt, dass er im ersten Moment gar nichts sagen konnte. Nach wenigen Sekunden hatte er sich wieder unter Kontrolle. „Ich meine in deinen Kopf!“
„Oh … Ah ja, natürlich.“ Draco räusperte sich verlegen, weil Harry ihn noch immer völlig perplex anstarrte.
„Das kann auch ein Heiler machen, wenn du dich damit besser fühlst.“
Draco verneinte. „Ist schon okay.“
„Ich will nur sehen, ob man Schnitte … Nein, eher Risse … Ach, das ist schwer zu erklären. Man kann mit scharfem Auge ausmachen, ob eine Erinnerung gefälscht oder gekürzt ist.“ Als dieses Thema Teil seiner Ausbildung zum Auror war, hatte ihn das schon damals an die manipulierte Erinnerung von Slughorn erinnert. „Das möchte ich bei dir herausfin…“

Mit einem Male wurde, ohne dass angeklopft wurde, die Tür aufgerissen. Ron stürmte laut atmend in das Zimmer.

So ein Verhalten konnte Draco gar nicht leiden. „Haben Sie keine Manieren, Mister?“
„Halt die Klappe, Malfoy!“, sagte Ron kurz angebunden, bevor er sich an Harry richtete: „Ich habe dir noch gar nicht erzählt, wer jetzt MEIN neuer Partner ist.“
Stimmt, dachte Harry, das Thema hatten sie unter den Tisch fallen lassen. „Und?“

Ron kniff die Lippen zusammen und lächelte gequält, weil er wusste, dass die Schritte, die man bereits an der Tür hören konnte, seinem momentanen Auror-Partner gehörten. Harry, der normalerweise mit Ron ein eingespieltes Team darstellte, schaute gebannt zur Tür. Die Schritte – zwei Personen, das hörte Harry – wurden lauter. Die Tür öffnete sich und herein kam …

„Mr. Robards?“ Harry staunte nicht schlecht. Der Chef ließ sich dazu herab, Außendienst zu schieben. Das war ungefähr mit dem Polizeipräsidenten vergleichbar, der freiwillig mit einem Kollegen Streife fuhr. In Harrys Augen war das sehr ungewöhnlich. Andererseits war Robards auch keiner von den Vorgesetzten, die es vermieden, sich die Hände schmutzig zu machen.
„Mr. Potter, guten Tag“, grüßte sein Chef.
Hinter Robards trat Valmont ein, der sofort auf Potter zuging. „Hier sind Sie also! Haben Sie etwa vergessen, mich in den Fall einzubeziehen?“

Robards blickte derweil zu Draco und grüßte, während Ron einen dummen Spruch in Richtung Valmont abließ, der sich daraufhin aufbrausend verteidigen wollte.

„Ruhe!“, forderte Draco, dem die vier Personen auf einmal mindestens drei zu viel waren. Ron konnte er einordnen, den kannte er, doch die anderen beiden waren ihm völlig fremd. „Ich will, dass Sie verschwinden! Ich will mit Harry allein sein!“
Robards nickte zwar, sagte dann jedoch: „Wie Sie sich denken können, Mr. Malfoy, haben wir einige Fragen an Sie.“
„Das kann ein paar Minuten warten. Jetzt gehen Sie und warten Sie draußen!“

Draco ließ nicht mit sich verhandeln. Er erreichte es tatsächlich, dass außer Harry alle das Zimmer verließen.

Nach einem angestrengten Seufzer blickte Draco zu Harry und forderte: „Hilf mir, mich anzuziehen.“
„Ich? Aber …“
„Ja, du!“
„Möchtest du nicht lieber warten, bis deine Eltern nachher …“
Draco warf die Bettdecke von seinen Beinen und schwang sie heraus, sodass er sich aufsetzen konnte. „Meine Eltern haben mich nicht mehr angezogen, seit ich fünf bin. Du hingegen hast bereits meinen nackten Po gesehen.“
Amüsiert griff Harry zur Tasche und sagte dabei: „Das ist jetzt tatsächlich dein Argument, um mich dazu zu kriegen, dir beim Anziehen zu helfen?“
„Nicht nur! Man darf nicht vergessen: Du hast mich geküsst.“
„Ich dich? Andersherum wird ein Spitzhut draus.“

Harry konnte gerade noch sehen, wie Draco verschmitzt grinste, als er seinen Kopf wegdrehte. Aus der Tüte nahm er nach und nach die Kleidung, die Ron für Draco ausgesucht hatte, und legte sie aufs Bett. Ohne Hilfe war Draco aufgestanden. Er griff zur Hose und hielt sie eine Armlänge von sich weg, damit er sie betrachten konnte.

„Hosen mit Schlag?“, fragte Draco entgeistert. „Ich glaube, mich trifft gerade selbiger.“
„Das war in deinem Schrank!“, versuchte Harry sich zu verteidigen.
„Und dieses Hemd erst …“ Mit gekräuselter Nase begutachtete Draco das lilafarbene Oberteil. „Ich kann es nicht abwarten, nach Hause zu kommen.“
„Hat der Heiler gesagt, wann du entlassen werden kannst?“
Draco warf das Hemd aufs Bett. „Der Heiler hat das nicht zu entscheiden. Ich gehe heute.“
„Was? Aber … Meinst du nicht, das ist zu früh?“

Die Unterhose zog Draco zuerst an, bevor er sich des Krankenhausnachthemdes entledigte und Harry somit einen wundervollen Blick auf den Oberkörper erlaubte. Draco war groß und schmal gebaut, der Brustkorb war nicht besonders breit, aber das würde bei ihm auch seltsam aussehen. Auf Dracos Vorderseite prangte ein Relikt aus alten Tagen. Eine riesige Narbe, die oberhalb der rechten Brustwarze begann und schräg nach unten verlief, bis sie in der weißen Unterhose verschwand. Draco hatte zwar viele Erinnerung verloren, aber die an den Kampf auf der Toilette in Hogwarts trug er gut sichtbar bei sich. Als Draco mit dem Hemd bis nach vorn zum Spiegel ging, blieb er abrupt stehen, als er eben diese Narbe an sich sah. Erschrocken führte er eine Hand an das weiße Gewebe und fuhr mit den Fingern der einstigen Verletzung nach.

„Was zum Geier ist das?“, wollte Draco wissen.
„Kannst du dich daran etwa nicht erinnern?“
Draco schüttelte den Kopf. „Aus der Schulzeit fehlt mir viel, besonders Zaubertränke, Verwandlung und Zauberkunst. Alles andere ist verschwommen, so als würden mir Verbindungen fehlen, um meine gesamte Schulzeit rekapitulieren zu können.“ Draco drehte sich zu Harry und zeigte auf die riesige Narbe. „Woher ist die?“
„Ähm … Wie soll ich das erklären? Ich habe doch vorhin gesagt, dass wir nie Freunde waren …“
Dracos Blick verfinsterte sich. „Du bist dafür verantwortlich?“ Erneut folgte ein Blick in den Spiegel. „Du hast mich völlig verunstaltet!“
„Jeder, der den Krieg erlebt hat, trägt Narben, Draco.“ Er musste ja nicht erwähnen, woher Draco diese Narbe hatte.
„Wie habe ich sie bekommen?“

Es sei denn, Draco fragte nach, dann war Harry ihm eine Erklärung schuldig. Harry seufzte. Lügen wollte er nicht, also erzählte er die Geschichte. Die Verdachtsmomente, die Konfrontation im Bad …

„Es war mein größter Fehler, an einem Menschen einen Zauberspruch auszuprobieren, von dem ich nicht wusste, was er für Auswirkungen haben wird“, gestand Harry mit Reue in der Stimme. „Ich hätte dich beinahe getötet, das ist mir damals klar geworden. Nie war ich so glücklich gewesen, dass Snape in der Nähe war. Er hat dich gerettet.“
„Snape …“, wiederholte Draco nachdenklich. „Ich kann mich bei bestem Willen nicht an ihn erinnern.“
„Ich habe gestern mit ihm gesprochen. Mit seinem Gemälde, meine ich. Er selbst ist kurz vor Kriegsende gestorben.“
„Aha“, machte Draco geistesabwesend, weil er weiterhin die Narbe anstarrte. „Sie verunstaltet mich.“
Harry stellte sich direkt neben Draco und schaute in den Spiegel. Der Sectumsempra-Fluch hatte ihm damals auch viele kleine Wunden zugefügt, doch die waren alle rückstandslos verheilt. Nur die größte und tiefste Wunde war als Narbe geblieben. „Nein, ich finde nicht, dass es dich verunstaltet. Warte, ich zeig dir mal was …“

Kurz entschlossen zog Harry das Oberteil aus und hielt Draco seine Schulter unter die Nase. Man konnte etwas Rotes auf der Haut sehen, das wie ein Feuermal aussah. Harry zeigte auf die verfärbte Stelle.

„Da hat ein Billywig-Dealer sein gefährliches Zaubertrank-Dekokt auf mich geschleudert.“ Als Zaubertränkemeister sollte Draco wissen, dass ein Dekokt ein Sud war, der unter anderem auch bei der Herstellung von Drogen entstand.
„Was hat der geschleudert?“
Dieses Wissen wurde offensichtlich ebenfalls aus Dracos Erinnerung gestohlen. „Der hat Drogen gekocht, hat neue Dinge ausprobiert. Der Sud, der dabei entstanden ist, war extrem aggressiv, hat sich gleich in meine Haut eingebrannt. Das hier“, Harry zeigte auf den roten Streifen, der am Oberarm hinabglitt, „das war ein einziger Tropfen.“ Harry hob den anderen Arm in die Höhe, sodass Draco den seitlichen Brustkorb sehen konnte. Das weiße Gewebe dort sah seiner eigenen Narbe ähnlich. „Eine Sabberhexe ist mit einem Messer auf mich los. Ich habe mit bösen Flüchen gerechnet, mit Zaubersprüchen, aber nicht mit einem blöden Messer. Das war mein Anfängerfehler. Ist mir danach nie wieder passiert. Genau wie das hier …“ Harry setzte sich auf einen Stuhl, schlug ein Bein über, zog die Hose hoch und die Socke runter.
„Ach du meine Güte, fehlt da ein Stück?“
„Ja, das war ein magischer Goliath-Tigerfisch, ein afrikanischer Süßwasserfisch, den irgendein Knallkopf in einem Badesee in der Nähe von London ausgesetzt hatte. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ein Fisch Todesangst bei mir ausgelöst hat. Das war ein Monster, sag ich dir! Messerscharfe Zähne und 1,65 Meter lang.“
„Also in etwa so groß wie du“, stellte Draco sachlich fest und dennoch war Harry ein wenig getroffen. Anspielungen auf seine geringe Körpergröße konnten ihm wehtun.
„Vielleicht erzähle ich dir irgendwann die Geschichte von dem geistig gestörten Ausbilder für Sicherheitstrolle, der mich beinahe kastriert hätte. Der hat mich wortwörtlich schon an den Eiern gehabt.“
„Wie bitte?“
„Eine unschöne Geschichte, aber spannend“, gab Harry zu. Harry zog sein Hosenbein wieder hinunter und fragte: „Glaubst du immer noch, dass die eine Narbe dich völlig entstellt?“
Erneut schaute Draco in den Spiegel. Es gab keinen anderen Makel, außer die noch verbundenen Oberschenkel und Unterarme. Die Narbe machte ihn nicht hässlich, sondern einzigartig. „Nein, eigentlich ist es gar nicht so schlimm.“ Er berührte sie nochmals. „Es tut auch gar nicht weh.“

Das Hemd konnte Draco sich nur mit Mühe und Not selbst anziehen, denn die bis zu den Händen verbundenen Unterarme wollten noch nicht so gehorchen. Die Finger konnte Draco nicht bewegen, ohne dass stechende Schmerzen bis hoch zum Oberarm zuckten. Als er jedoch die Hose anziehen wollte, scheiterte er. Er hatte keine Kraft sie hochzuziehen.

„Hilf mir mal.“ Zwar bückte sich Harry längst, um die Hose am Bund zu packen, doch Draco fügte dennoch hinzu: „Bitte.“
„Das Hemd in die Hose oder …“
„In die Hose, sonst sieht das schlampig aus.“
Harry knöpfte die Hose auf der Vorderseite zu sagte derweil: „Ich werde gleich im Ministerium den Fehler mit der eingetragenen Lebenspartnerschaft richtigstellen.“
„Nein!“ Fragend schaute Harry in Dracos Augen, sodass dieser erklärte: „Ich weiß, was es für Vorteile hat, der Lebenspartner eines Auroren zu sein. Diese Vorteile würde ich gerne nutzen, bis mein Fall gelöst ist.“
„Was meinst du?“
„Als dein Partner habe ich bei Gefahr für Leib und Leben das Recht auf Rundum-Polizeischutz, das Recht auf besondere Schutzzauber für mein Haus oder wenn es hart auf hart kommt, das Recht auf eine neue Identität. Das Recht auf kostenlose Not-Portschlüssel, das Recht auf …“
„Ja, ja, ich kenne die Sonderregelungen für Familienmitglieder der Auroren. Von mir aus lassen wir es vorerst so, aber ich könnte Probleme mit meinem Chef bekommen.“
„Er muss es ja nicht erfahren.“
„Wenn das nur so einfach wäre …“ Harry ging einen Schritt zurück und sah sich Draco an. Die Kleidung saß. Nur noch Socken und Schuhe fehlten. „Setz dich aufs Bett“, bat Harry, während er die Socken in die Hand nahm. Als er die erste über den weißen, seidenglatten Fuß strich, hörte er Draco etwas fragen. „Wie bitte?“
„Ich will wissen, was wir sind. Wir beide. Was sind wir, wenn wir keine Freunde sind?“
Harry zog die Socke hinauf und nahm sich den zweiten Fuß, während er zu erklären versuchte: „Wir sind einfach nur alte Bekannte, die sich ganz neu kennenlernen dürfen.“
„Und ist das echt? Das zwischen uns?“

Hier hielt Harry einen Moment inne, um über die Frage nachzudenken, denn sie könnte alles Mögliche bedeuten. Draco schaute ihn mit ernster Miene an. Eine Antwort war wichtig für ihn, das konnte Harry aus Dracos Gesicht ablesen. Aus einem unerfindlichen Grund war sich Harry hundertprozentig sicher, dass Draco die magische Anziehungskraft meinte, die die beiden immer enger verband, und eine Freundschaft, vielleicht sogar noch mehr, möglich machen könnte.

Nachdem Harry in sich geblickt hatte, lag für ihn die Antwort auf der Hand: „Ich habe mich nicht verstellt.“ Das sollte eine passende, ehrliche Antwort auf alle möglichen Fragen sein. Tatsächlich war Draco mit dieser Antwort zufrieden. Er atmete erleichtert aus, so als hätte er Luft angehalten, ohne sich darüber bewusst zu sein. Draco lächelte milde.
„Bring mich nach Hause.“
„Das halte ich immer noch nicht für eine gute …“
„Und sag deinem Chef gleich, dass ich Polizeischutz haben möchte.“
„Wir sind aber gar nicht fordernd …“
„Ich weiß nun mal, was ich will.“ Draco nickte mit dem Kopf in Richtung Schuhe, damit Harry sie ihm überstreifte. „Und ich würd’s gern mit dir versuchen.“
Erstaunt zog Harry beide Augenbrauen in die Höhe. „Wie kommt’s?“
Draco zuckte mit den Schultern. „Ich mag dich, hab ein gutes Gefühl mit uns.“

Unerwartet lehnte sich Draco zu Harry nach vorn und gab ihm einen freundschaftlichen Kuss auf die Lippen. Heiß und kalt lief es Harry den Rücken hinunter. So eine unbekümmerte Beziehung hatte er sich immer gewünscht, aber er hatte im Gegensatz zu Draco ein schlechtes Gefühl, was er seinem Gegenüber auch mitteilte.

„Du wirst mich bestimmt umbringen, wenn du deine gesamten Erinnerungen zurückbekommen hast.“
„Das lass mich zu gegebener Zeit entscheiden“, erwiderte Draco kurzerhand. „Wenn ich aber herausbekomme, dass du mich auf den Arm nimmst, dann bist du dran!“
„Du solltest einem Auror wirklich nicht drohen, Draco. Das kann nach hinten losgehen“, mahnte Harry mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
„Das war keine Drohung, sondern eine Warnung“, winkte Draco ab, bevor er das Thema wechselte. „Du wolltest in meinen Kopf eindringen.“
„Darf ich?“ Nachdem Draco genickt hatte, zog Harry seinen Zauberstab, den sich Draco kurz ansah.
„Eine Idee, was mit meinem Stab passiert ist?“
„Der ist leider nur noch ein Häufchen Asche. Wir können dir einen neuen besorgen. Das machen wir am besten bei Ollivander in London.“ Harry hob seinen Zauberstab. „Es kann wehtun, wenn du dich gegen meine Präsenz wehrst. Normalerweise merkt man es nur schwer, wenn jemand in die Gedanken eindringt, aber du weißt es jetzt und kannst dich darauf vorbereiten. Bleib einfach locker. Wenn dir etwas unangenehm ist, sag mir einfach Bescheid – in deinem Kopf, nicht laut.“
„Dann mal los.“
Beide saßen auf dem Bett und sahen sich in die Augen, dann sagte Harry: „Legilimens.“

Zu Beginn sah Harry Momente von eben, weil sich diese noch im Kurzzeitgedächtnis befanden und gerade sehr präsent waren. Indem man demjenigen, in dessen Gedankenwelt man sich befand, bestimmte Stichpunkte gab, konnte man einigermaßen gut steuern, an was die Person denken sollte.

„Denk an Hogwarts“, sagte Harry lediglich in seinen Gedanken.
Draco sprach laut: „An was Besonderes?“
„Du musst nicht reden, denk einfach, wenn du mir etwas mitteilen möchtest.“
Draco versuchte es und dachte: „Das ist seltsam.“
„Man gewöhnt sich auch nicht daran“, gab Harry zu. „Versuch es einfach.“
In Gedanken sagte Draco: „Ich erinnere mich an einen Hippogreif.“

Ähnlich wie in einem Denkarium befand sich Harry plötzlich mittendrin in der Szenerie. Er sah Seidenschnabel scheuen und spürte Dracos Angst, kurz darauf den Schmerz, als der Hippogreif den Schüler am Arm verletzte. Draco hatte nicht nur so getan, hatte nicht übertrieben. Es hatte ihm wirklich wehgetan.

„Denk an die Kerker“, lenkte Harry die Gedanken in eine bestimmte Richtung.

Aus Dracos Gedächtnis sah er eine kleine Rundreise durch Hogwarts. Von der Szenerie mit Seidenschnabel huschte Dracos Erinnerung über die Wiese, vorbei an Hagrids Hütte in Richtung Schloss. Der Pausenhof, der überdachte Gang, der Flur in Hogwarts, die Treppe nach unten … Hier stoppte die Erinnerung. Es war wie abgehackt. Harry sah die Slytherins und Gryffindors die Treppe in die Kerker hinuntergehen.

„Ich kann mich nicht erinnern“, gab Draco zu bedenken.
Harry verspürte aufkommende Sorge bei Draco, weshalb er ihn beruhigte: „Mach dir keine Gedanken, es ist alles okay. – Denk an Professor Binns.“

Hier erhielt Harry eine sehr klare Erinnerung von Draco. Binns stand vor der Klasse und erzählte mit monotoner Stimme von den Koboldaufständen. In Dracos Erinnerung ging der Blick nach rechts zu Crabbe, dessen Kopf auf dem Tisch lag – ein langer Speichelfaden hing vom Mundwinkel herab und tropfte auf das Pergament, auf dem lediglich die Überschrift Bodrod der Bärtige stand.

„Okay, das ist gut. Jetzt denk an Quirrell.“

Prompt erinnerte sich Draco an eine Unterrichtsstunde mit Professor Quirrell. Es ging um Zombies. Harry spürte, dass Draco den Professor nicht leiden konnte, dass er ihm gegenüber skeptisch war.

„Super! Jetzt erinnere dich bitte an Snape, Zaubertränkeunterricht.“

Leere. Absolute Leere.

„Ich weiß nicht, wer Snape ist“, hörte Harry Draco denken. Er konnte Dracos stärker werdende Sorge wieder spüren.
„Kein Problem, Draco. Entspann dich. Denk an deine Ausbildung hier in Frankreich.“

Auf der Stelle sah Harry Bilder vom Pierre-Bonaccord-Internat für Jungen. Völlig unerwartet wurde Harry Zeuge, wie Draco mit jemandem eng umschlungen in einer Besenkammer stand. Der Name Tomas Tosterud flammte in Harrys Kopf auf. Dracos Erinnerung teilte ihm mit, dass es sich um einen damaligen Mitschüler handelte. Ein Mitschüler, mit dem Draco knutschend und fummelnd in der Besenkammer stand und das erste Mal Erfahrungen in diese Richtung sammelte.

„Oh, tut mir leid“, sagte Draco unangenehm berührt.
„So so, daran denkst du also als Erstes, wenn dich jemand an deine Schulzeit in Frankreich erinnert?“, schäkerte Harry. „Ich möchte, dass du jetzt an Zaubertrankzutaten denkst. Sag mir, wozu ein Bezoar gut ist.“

Schon wie vorhin blieb jede noch so kleine Erinnerung aus. Da war nichts, an das sich Draco erinnern könnte. Nicht mal Flubberwürmer oder Florfliegen. Bezoar war ihm ein Fremdwort.

„Denk an mich von früher.“ Harry war gespannt, an was Draco sich erinnern würde. Das Resultat war jedoch sehr unspektakulär. Da war der Tag der Einschulung in Hogwarts, gefolgt von einigen Momenten beim Essen in der Großen Halle. Draco erinnerte sich ein bisschen an ihn, aber die Erinnerungen waren schwach, fast nichtssagend, als ob Verknüpfungen fehlen würden, die Draco mitteilten, ob er Harry hassen oder mögen sollte. „Was empfindest du?“, wollte Harry wissen.
Auf der Stelle erwiderte Draco: „Nichts! Das ist, als würden die Erinnerungen nicht mir gehören. Ich kann mit ihnen nichts anfangen. Ich sehe dich. Ich kann mich an einige Szenen mit dir und dem Rothaarigen erinnern, aber ich habe keine Ahnung, was deren Sinn ist.“
Harry beendete die Legilimentik und sah Draco in die Augen. „Dir fehlt eine ganze Menge. Du hast viel Abstand zu deinen vorhandenen Erinnerungen. Dir fehlt die Gesamtheit, die Verbindungen. Das ist so, als würde man aus einem dicken Buch hin und wieder Seiten herausreißen. Man liest zwar das, was noch da ist, aber so richtig schlau wird man aus der Handlung nicht.“
Dracos Blick war ernst, hatte etwas Gejagtes. „Was glaubst du machen die mit meinen Erinnerungen?“
„Wenn ich das nur wüsste. Ich habe kaum Anhaltspunkte. Morgen werde ich nach London reisen. Ich muss mit jemandem reden.“

Den Namen TaLyBa wollte Harry nicht erwähnen, aber es war an der Zeit nachzufragen, ob der Mitarbeiter der Mysteriumsabteilung etwas über das Manuskript herausgefunden hatte, für das gewisse Leute sogar über Leichen gehen würden.


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