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Fanfiction

The Trial - Awakening - ~III~ Pomp & Circumstance – The Delegation Evening

von Dante

~III~
Pomp and Circumstance
Beauty always comes with dark thoughts ...
–NIGHTWISH: Wish I Had an Angel

The Delegation Evening


Auch der vorletzte Geburtstag in unserem Marathon – Damians am Tag vor Halloween – nahm eine überraschende Wendung. Es sollte nicht etwa deswegen ein ungewöhnlicher Abend werden, weil etwas schiefging, wie bei Alan – vielmehr fiel noch ein weiteres Ereignis auf diesen Tag, das wir im ersten Moment naturgemäß als unerheblich – oder in Anbetracht unseres Zeitplans unter Umständen vielleicht als störend – beurteilten, von dem wir aber sicher nicht ahnten, dass ihm letzten Endes sogar eine gewisse Bedeutung anhaften sollte.
Die drei Slytherins und ich erfuhren am Anfang der Woche von der Ankunft der Beauxbatons und Durmstrangs, die an Damians Geburtstag um sechs Uhr abends in Hogwarts eintreffen sollten. Eine entsprechende Notiz hing an den schwarzen Brettern der Gemeinschaftsräume aus, und in der Freistunde, die wir in der Bibliothek verbrachten, kommentierten wir die Meldung in Bezug auf unsere Pläne für den Freitagabend.
»Habt ihr‘s schon gesehen?«, fragte ich, als wir uns im Korridor vor der Bücherei begegneten.
»Ja«, nickte Alan. »Die Akteure im Theater der Lächerlichkeiten kommen.«
»Auf dem Pergament stand sechs Uhr Abend, also unmittelbar vor dem Essen … wir haben schon überlegt, ob das einen Konflikt für uns bedeutet«, sagte Darius.
»Denk ich nicht«, gab ich meine Meinung kund und zuckte mit den Schultern. »Sie werden mit uns essen, schätz‘ ich mal, und das war‘s dann. Sollte kein Problem sein.«
»Mhh … wenn danach doch noch irgendeine Veranstaltung ansteht, macht das dieses Turnier und die Delegationen noch unsympathischer. Ich jedenfalls freu mich nicht sonderlich darauf, die zu sehen.«
»Ja, die Durmstrangs vielleicht«, meinte Alan mit erhobenem Finger und begann zu grinsen. »Aber bei den Beauxbatons soll‘s einige echt fesche Mädels geben …« Darius, Damian und ich schüttelten resigniert seufzend den Kopf angesichts dieser Aussage – und Alans Grinsen wurde noch breiter.
»Wo hast du das wieder her?«, fragte Damian, indes wir uns nach drinnen an unseren Tisch begaben.
»Och, hab‘ ich gehört«, gab Alan feixend zurück, und unser Stirnrunzeln wuchs.
»Wen kennst du bitte, der auf Beauxbatons war?«, erkundigte ich mich mit interessiert hochgezogener Augenbraue.
»Niemanden. Aber Downeys Schwester war dort auf Austauschjahr, und die Freundin, die sie dann mitgebracht hat, sah verdammt gut aus.« Er hob die Hände mit den Handflächen nach oben, als wollte er klarstellen, dass unsere Fragen im Grunde unnötig waren. »Außerdem kommen sie aus Frankreich, da sind mit Sicherheit ein paar Hübsche dabei.«
»Na, wenn du das sagst …«, meinte Darius, scheinbar wenig überzeugt von der Idee, dass die französischen Frauen so außergewöhnlich aussehen sollten, und wandte sich seiner Hausaufgabe zu. Wir anderen taten es ihm gleich – Alan mit einem Kopfschütteln über diese schmähenden Worte, aber weiterhin grinsend.
Ich hatte noch am selben Tag des Gesprächs mit Rebecca und auch in den unmittelbar darauf folgenden darüber nachgedacht, allerdings war ich nicht wirklich zu einer Lösung gekommen. Ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob meine Meinung über das Turnier Rebecca irgendwie beeinflusst – oder sie vielleicht gar gekränkt! – hatte oder sie nur einen coolen Abgang hatte hinlegen wollen. Im Unterricht jedenfalls gab sie sich wie immer und nichts deutete auf Ersteres hin; sie sprach die Sache auch nicht wieder von sich aus an. Dennoch war ich unsicher, was das betraf … Ich wollte nicht, dass es dem Klima zwischen uns schadete, wenn sie es mir übelnahm, wusste aber auch nicht, was ich hätte sagen sollen, um ihr zu verdeutlichen, dass meine niedrige Meinung vom Turnier keinen Grund darstellen sollte, nicht teilzunehmen, sondern sie das ruhig tun sollte, schließlich wäre sie noch eine der besten Kandidatinnen dafür.
Schlussendlich war dann aber ohnehin sie es, die beiläufig auf unser Gespräch anspielte, als wir am Freitagvormittag zusammen in Verwandlung saßen, und ich musste mir keine Gedanken mehr dazu machen. Wir hatten wie immer zusammen einen Tisch bezogen und übten gerade die Zauberformel, die McGonagall uns in dieser Stunde präsentiert hatte, und die es ermöglichte, eine Mauer an beliebiger Stelle aus dem Nichts hochzuziehen; ein recht nützlicher Zauber, wie wir beide fanden.
»Nicht schlecht«, urteilte ich und lehnte mich, anerkennend die Lippen schürzend, im Sessel zurück, nachdem ich meine Mauer mit einem Schlenker des Zauberstabs wieder zum Verschwinden gebracht hatte. »Kann man sicher mal brauchen.«
»Ja«, bestätigte Rebecca, ehe sie mit den Schultern zuckte. »Aber nachdem ich nicht vorhabe, mir in allzu bald ein Haus zu bauen und du mir ja letztens so deutlich ausgeredet hast, am Turnier teilzunehmen, werd‘ ich in nächster Zeit wohl nichts damit anfangen.« Sie sah mich nicht direkt an, aber ich konnte ihren ironischen Gesichtsausdruck und ihre verzogenen Lippen erkennen. Mein erster Impuls war, mit einem Seufzen zu reagieren und nichts weiter zu entgegnen, doch ich entschied mich dagegen.
»Ich hab‘s dir nicht ausgeredet …«, sagte ich ruhig und brachte Rebecca damit dazu, mich anzusehen.
»Ah?«, fragte sie spöttisch. »Was war das dann? Ein Versuch, mich davon zu überzeugen, wie toll es ist, mitzumachen, oder was?«
Ich schnaubte verächtlich, den Mund zu einem schiefen Grinsen über die Lächerlichkeit ihres Sarkasmus verzogen. »Du hast mich nach meiner Meinung gefragt und die hab ich dir gesagt, das war alles. Für das, was du hineininterpretierst, bin ich nicht verantwortlich.« Wenn sie so weitermacht, hab‘ ich gleich keine Lust mehr auf dieses Gespräch …
»Was du gesagt hast war, dass das Turnier ein niveauloser, langweiliger Kampf von Vollidioten ist und dass es allen, die teilnehmen könnten, sowieso an Klasse mangelt, sodass im Grunde genommen keinerlei Spannung aufkommen kann. Was soll man da schon anderes interpretieren, als dass du es schwachsinnig für einen halbwegs intelligenten Menschen findest, der etwas von sich hält, überhaupt in Erwägung zu ziehen, daran teilzunehmen?«
So, das war‘s. Jetzt hat sie‘s geschafft.
Rebecca war nicht laut geworden oder hatte zu zischen begonnen – das tat sie nie; es hätte auch nicht zu ihr gepasst –, und sie hatte auch nicht erregter geklungen oder schneller gesprochen. Nichts von den Dingen, die mich bei vielen anderen Leuten unglaublich nervten, wenn sie wütend oder sarkastisch wurden (besonders dann, wenn sie mir die Schuld für irgendetwas geben wollten) – ihr Sarkasmus war allein durch die Kombination ihrer Worte präsent.
Und trotzdem riss mir der Geduldsfaden.
»Hör mal zu, McAdams …«, setzte ich an, immer noch ruhig, aber mit einem Tonfall, den andere bestimmt bedrohlich genannt hätten, und wandte mich ihr zu. »Dieses Geschwafel von dir hat nichts mit dem zu tun, was ich gesagt habe. Was ich gesagt habe, war, dass ich von einem uninteressanten und langweiligen Turnier ausgehe, und zwar wegen der Teilnehmer auf der einen und wegen des Niveaus auf der anderen Seite. Vermutlich wird irgendein Trottel für Hogwarts antreten, und die Aufgaben werden irgendein Kinderkram sein; ein paar Kreaturen aus Dunkle Künste besiegen oder sowas, nichts anders als bei einer stinknormalen Abschlussprüfung.« Ich verzog kurz den Mund angesichts dieser Vorstellung.
»Das heißt aber verdammt nochmal nicht, dass du nicht teilnehmen sollst«, fuhr ich fort, um der Sache ein Ende zu setzen. »Wenn irgendwer von meinen Freunden teilnehmen würde, dann würden wir uns freuen, egal, ob‘s anspruchsvoll ist oder nicht. Wir würden ihn anfeuern und mit ihm feiern, und ich würde mich genauso bei dir freuen. Die drei anderen auch, schätz‘ ich mal. Also hör auf, mir irgendwelche Sachen zu unterstellen und mach mit … dann wär‘s wenigstens jemand Gescheites und uns allen wär‘ geholfen …«
Rebecca starrte mich an, in ihrem Blick flackerte die Unsicherheit und sie schien nicht zu wissen, was sie sagen sollte. Sichtbar rang sie um eine Erwiderung, als das Glockenläuten erklang, sie zusammenzucken ließ und das Ende der Stunde verkündete. Als ich mich erhob und meine Sachen zusammenpackte, hatte sie noch immer nichts gesagt, und sie blieb sitzen, als ich sie ohne Abschiedsworte zurück- und den Klassenraum verließ. Sie schien noch über das nachdenken zu müssen, was ich gesagt hatte – für mich dagegen war die Sache erledigt und meine Gedanken wandten sich dem kommenden Abend und der Ankunft der Delegationen zu.
Um kurz vor sechs fanden die drei Slytherins und ich uns zusammen mit den anderen Schülern und dem Lehrpersonal draußen vor den Schlosstoren ein. Es war ein trockener, wenngleich durch die aufkommende Brise recht frischer Abend, und die Sonne gerade dabei, unterzugehen. Wie immer bei derartigen Ansammlungen hielten wir uns am hinteren Rand der Schülermenge auf, die zu diesem Anlass in Reih‘ und Glied aufgestellt war – dank unserer Größe konnten wir auch von dort alles gut überblicken.
Vorerst gab es allerdings noch nichts zu überblicken, und wir wussten auch in keiner Weise, welchem Umstand es geschuldet war, dass wir im Freien stehen mussten und nicht einfach in der Großen Halle warten konnten.
»Ich frag‘ mich ja, ob jetzt irgendwas Spannendes passiert, weil wir hier warten«, überlegte Damian und sprach damit wohl unseren gemeinsamen Gedanken aus. »Materialisieren die sich vor uns aus dem Nichts, oder was? Oder tanzen sie den Weg von den Toren unten bis hier rauf?« Darius, und ich schmunzelten, Alan verzog kurz auf wenig freundliche Weise den Mund, sagte jedoch nichts.
Und glücklicherweise dauerte es auch nicht lange, bis das Warten ein Ende hatte und der Grund unserer Versammlung auf den Ländereien erkennbar wurde (wobei von einem ›wirklichen‹ Grund zu sprechen eher übertrieben war, darin sollten wir uns später einig sein). Irgendjemandes Ruf erscholl, ein Raunen ging durch die Menge, dann wurden plötzlich Hände gehoben, deuteten zum Himmel, und Köpfe wandten sich.
Ich folgte dem kollektiven Fingerzeigs und erkannte einen rasch größer werdenden Umriss über dem Verbotenen Wald, der sich nur wenige Augenblicke später als fliegende, graublaue Kutsche entpuppte, die von mehreren geflügelten Pferden gezogen wurde. Sie landete in einiger Entfernung auf dem Rasen, wo sie zum Stillstand kam; die Türen öffneten sich, und die gewaltige, großgewachsene Schulleiterin schritt auf uns Wartende zu, gefolgt von etwas mehr als einem Dutzend ihrer in blaue Uniformen gekleideten Schülerinnen und Schülern, die die Delegation ausmachten.
»Macht ihrem Namen alle Ehre, was meint ihr?«, flüsterte Darius und wir nickten abwesend. Wie gegenüber Rebecca schon erwähnt, hatten wir uns ein wenig über die beiden Schulen schlau gemacht und waren so unter anderem auf diverse Bilder des Lehrerkollegiums und damit auch von Olympe Maxime gestoßen, die soeben herzlich von Dumbledore empfangen wurde, offenbar zwei alte Bekannte. Anhand der Photographien war offenkundig gewesen, dass es sich bei ihr um eine Halbriesin handelte, oder dass zumindest irgendwo in ihrer näheren Verwandtschaft Riesenblut vorgekommen sein musste.
Auch über Igor Karkaroff, einen ehemaligen Todesser und Schulleiter von Durmstrang, hatten wir gelesen, wobei ihn dieser Umstand natürlich weitaus interessanter machte. Er hatte seiner Vergangenheit abgeschworen und andere Todesser ans Messer geliefert, aber dennoch blieb ein gewisser Beigeschmack: Bei diesen Freigesprochenen-Geschichten (noch dazu, wenn irgendein Deal im Spiel war) konnte man nie so genau wissen.
Er und seine Delegation kamen an, kurz, nachdem die Beauxbatons bereits im Schloss verschwunden waren, um sich aufzuwärmen – eine äußerst seltsame Form der Höflichkeit, wie Damian sarkastisch bemerkte. Alan konstatierte folgerichtig mit knirschenden Zähnen, unsere Gäste fingen ja gut an, das seien schon die ersten Minuspunkte und das nach kaum einmal fünf Minuten.
Ein gewaltiges Schiff war durch die Oberfläche des Sees gebrochen und hatte mittlerweile am Ufer angelegt; eine durchaus originelle Variante, wie ich fand, schließlich handelte es sich um ein stehendes Gewässer. Etwa ebenso viele Schüler wie aus Beauxbatons gingen, angeführt von Karkaroff, an Land und näherten sich mit raschen Schritten; sie alle trugen Pelzmäntel, hätten es aber, wie ich annahm, auch ohne weitaus länger im Freien ausgehalten als die Beauxbatons, noch dazu, wo es so kalt nicht war.
Nach einer kurzen Begrüßung der beiden Schulleiter, die sich ebenfalls schon länger zu kennen schienen, wandten sich schließlich die dem Portal am nächsten Stehenden um und begannen, ins Innere des Schlosses zurückzukehren.
»Toll, und das mussten wir uns unbedingt ansehen?«, fragte Alan abfällig, indes wir den anderen gemächlich nach drinnen folgten. Ich zuckte mit den Schultern.
In der Großen Halle wartete eine Überraschung in zweifacher Ausführung: Nicht nur, dass die Beauxbatons am Ravenclaw-Tisch Platz genommen hatten – die Durmstrangs entschieden sich auch noch dafür, sich zu den Slytherins zu setzen, was meine drei Freunde mit einem schiefen Lächeln zur Kenntnis nahmen.
»Na das kann ja heiter werden«, prophezeite Darius. »Bis später dann.« Die drei hoben die Hände zum Gruß und verschwanden zu ihrem Tisch, während ich mich weit hinten bei den Ravenclaws vor einem der wenigen noch unbesetzten Teller niederließ, nur einen Platz von einem schlanken, in einen blauen Seidenschal gehüllten Beauxbatons-Mädchen entfernt, das sich gegenwärtig mit seiner Sitznachbarin unterhielt. Ich hoffte, dass beides so blieb – nicht, dass ich generell etwas gegen den Kontakt mit den ausländischen Schülern gehabt hätte (wenn sie interessant waren und mir nicht auf die Nerven gingen – warum nicht?), doch dafür war noch Zeit genug; gerade am ersten Abend und beim Essen musste ich noch keine Bekanntschaften knüpfen. Betrachtete man die ganze Geschichte im Nachhinein, war es kaum verwunderlich, dass es natürlich anders kam.
Kaum, dass ich saß, beobachtete ich, wie die Blondine und ihre braunhaarige Freundin sich erhoben und dann mit genervtem Blick zu mir heranrutschten, sodass erstere nun direkt neben mir saß â€“ offenbar war auf der anderen Seite des Tisches noch jemand hinzugekommen und hatte alle anderen zum aufrücken gezwungen. Dumbledore sprach kurze einführende Worte, in denen er die ausländischen Schüler willkommen hieß und ihnen eine angenehme Zeit auf Hogwarts wünschte – und das war zugleich die erste bewusst wahrgenommene Situation, in der die Blondine neben mir in Erscheinung trat, indem sie auf die Worte des Schulleiters hin spöttisch lachte.
Ich konnte nicht umhin, den Blick nach ihr zu wenden und sie mit hochgezogener Augenbraue zu betrachten. Da hat wohl jemand richtig Lust auf das Turnier und den Aufenthalt hier, überlegte ich … und irgendwie konnte ich dieses Lachen zum Teil sogar nachvollziehen. Ich selbst fand, dass das Schloss und die Ländereien eine nette Umgebung waren, die einen ganz besonderen Charme hatte, doch das musste ja nicht jedem so gehen – wenn man einen Ort nicht mochte, gab es daran nicht viel zu ändern, und die Aussicht, ein Jahr dort verbringen zu müssen, trug wohl nicht gerade zur guten Laune bei. So nett Dumbledore es gemeint haben mochte: Vielleicht war die blonde Hexe einfach sehr begabt und daher zur Mitreise mehr oder weniger gezwungen worden … ich hätte in dieser Situation sicher nicht anders reagiert, wenngleich ich bezweifelte, dass es in Beauxbatons um so vieles besser sein konnte. Außerdem hatte die Französin gerade einmal die Große Halle gesehen – und so schrecklich sah die nun nicht gerade aus.
Nach der Ansprache folgte das Festmahl; die Platten und Krüge füllten sich, und die zuvor verstummten Gespräche schwollen wieder an. Während ich mir diverse Beilagen auf den Teller lud, beobachtete ich, wie die Beauxbatons neben mir den Blick mit kritischem, ja fast pikierten Gesichtsausdruck über die Speisen gleiten ließ, der mit jedem Gericht, das sie erspähte, mehr Zweifel an der kulinarischen Auswahl zum Ausdruck brachte. Als sie offenbar die gesamte nähere Umgebung visuell abgegrast hatte, seufzte sie hörbar, verwies mit einer abfälligen Handbewegung auf den Tisch und zischelte schließlich etwas in Richtung ihrer Freundin, das nicht besonders freundlich klang. Ich verstand kein Französisch – aber vielleicht war das auch besser so.
Das kam mir ein wenig befremdlich vor; ich war nicht unbedingt ein Fan der englischen Küche per se, hielt sie eher für etwas nichtssagend, aber bei den Mahlzeiten in Hogwarts gab es eigentlich immer eine recht breit gefächerte Auswahl der verschiedensten, auch nicht typisch englischen Speisen, sodass ich mir im Grunde nicht vorstellen konnte, dass hier jemand absolut nichts finden sollte, das ihm oder ihr schmeckte. Ein Blick zu den Mitschülern der Blondine zeigte mir, dass zumindest nicht alle von ihnen dieselbe Abneigung zu verspüren schienen und sich durchaus interessiert, wenn auch zum Teil vorsichtig, gütlich taten. Entweder die allgemeine Stimmung trug dazu bei, dass meine Nachbarin so wenig angetan wirkte, oder sie war unfassbar wählerisch … aber im Grunde interessierte mich das ja auch nicht wirklich. Mit einem inneren Schulterzucken schob ich den Gedanken beiseite.
Wie immer zu besonderen Anlässen war das Essen besonders aufwendig und schmeckte köstlich. Ich genoss die breit gefächerte Auswahl, hielt mich aber bewusst zurück angesichts der Tatsache, dass es für Damian später noch Kuchen und Rotwein geben würde und ich auf beides nicht verzichten wollte. Nach gut fünfzehn Minuten legte ich das Besteck zusammen und ließ den Blick hinüber zum Slytherintisch schweifen, wo meine Freunde gerade im Gespräch mit zwei dunkelhaarigen Durmstrang-Schülern waren. Die Tatsache, dass wir warten mussten, bis alle aufgegessen hatten, weil dann offiziell das Turnier eröffnet wurde, störte mich; ich hatte überhaupt keine Lust darauf, und wäre dieser Umstand nicht gewesen, hätten die drei Slytherins und ich einfach aufstehen und verschwinden können.
So jedoch …
Ich beschloss, in der Zwischenzeit einfach noch etwas zu trinken und hielt nach dem nächstbesten Krug mit Kürbissaft Ausschau, der zwei Plätze entfernt und damit außerhalb meiner Reichweite stand. Die Erfahrung von sechs Schuljahren hatte gezeigt, dass es keinesfalls eine gute Idee war, zu versuchen, Dinge wie Krüge oder mit Essen beladene Platten per Schwebezauber zu sich zu holen; diese Objekte kollidierten gerne einmal mit Schülern oder anderen Hindernissen und brachten somit mehr Schaden als Nutzen, weswegen ich kurzerhand aufstand, zur Ecke des Tisches schritt und dort mit einer kurz gemurmelten Entschuldigung nach dem Krug griff, um ihn an mich zu nehmen.
Ich hatte zuvor aus den Augenwinkeln und wortwörtlich nur am Rande bemerkt, wie die Französin neben mir sich erhoben hatte und aus meinem Blickfeld verschwunden war, dieser Tatsache aber keinerlei Bedeutung beigemessen – wieso auch? –; nun jedoch zeigte sich, dass das entscheidend war: Gerade, als ich mich umdrehte und an meinen Platz zurückkehren wollte, machte offenbar auch die Blondine einen Schritt in Richtung Tisch und stieß dabei mit einem überraschten Laut gegen mich – wobei ein Teil des Inhalts der großen Suppenschüssel, die sie in beiden Händen hielt, über den Rand und auf mich zuschwappte.
Ich reagierte geistesgegenwärtig und machte instinktiv einen Hüpfer nach hinten, doch das verhinderte nicht, dass die Suppe vom Boden auf meine Schuhe und meine Hose spritzte. Die Französin sah erschrocken und beschämt zugleich drein; »Oh, mon dieu, entschuldigen Sie bitte vielmals, das war … das tut mir se‘r Leid!«, sagte sie und wandte sich rasch ab, um die Schüssel zu sich auf den Ravenclaw-Tisch zu stellen. Mein Gesichtsausdruck dagegen durfte sich wohl nicht sonderlich verändert haben, höchstens eine gewisse Resignation mochte darauf zu sehen sein.
Na, die fängt auch super an … grandioser erster Eindruck, ich muss schon sagen … Mit einem gelangweilten Schlenker meines Zauberstabs beseitige ich die Suppe von meinen Beinen und säuberte den Boden, ehe ich wieder Platz nahm, just in dem Moment, als die Blondine sich wieder umdrehte, den Zauberstab gezückt und gewillt, ihren Fehler selbst auszubügeln. Fast wirkte sie enttäuscht, dass ich schneller gewesen war, und setzte sich langsam wieder.
»Tut mir wirklisch Leid«, sagte sie noch einmal; die ganze Situation schien ihr wirklich unangenehm zu sein. Dabei machte sie, fand ich, weniger den Eindruck, als kümmerte sie das Missgeschick an sich oder dass sie mir als Person damit eine Unannehmlichkeit bereitet hatte, als es ihr vielmehr angesichts der Tatsache peinlich zu sein schien, dass sie ihre Schule hier vertrat. Was irgendwie interessant war, sollte es stimmen … persönlich genommen hätte ich es sowieso nicht, dazu kümmerte es mich zu wenig.
»Schon in Ordnung, nichts passiert«, erwiderte ich und widmete mich wieder dem Kürbissaft, den ich geholt hatte. Tatsächlich war mir der Zwischenfall (und die Französin) ziemlich egal, sich darüber aufzuregen, wäre vollkommen unnötig und verschwendete Zeit gewesen. Ich war mit den Gedanken eigentlich schon wieder ganz woanders, als die Blondine sich abermals zu mir drehte und mich ansprach.
»Excusez-moi«, sagte sie und deutete mit dem Finger an mir vorbei auf den Tisch. »Könnten Sie mir vielleischt die BÅ“uf Bourguignon dort drüben reischen?« In jenem kurzen Moment, bevor ich den Kopf wandte und nach der Platte mit dem Fleisch in Burgunderweinsauce griff, die sie wollte, sah ich der Französin zum ersten Mal wirklich ins Gesicht – und ich musste ehrlich zugeben, dass sie mir gefiel. Sie hatte feine, feminine Züge, eine makellose Haut, große, dunkelblaue Augen, schmale, aber hübsch geschwungene Lippen und eine Nase, die ihr ebenso etwas Anmutiges verlieh wie ihr schlanker Hals und die hüftlangen, silbrig-blonden Haarkaskaden, die ihr schnurgerade über den Rücken fielen. Sie sah gut aus, verdammt gut, und das überraschte mich … vielleicht, weil mein Bild von ihr in den ersten Minuten das einer nörgelnden und hinsichtlich der Gegebenheiten ein wenig übertreibenden Person gewesen war und das irgendwie im Kontrast zu ihrem Aussehen stand. Außerdem hatte ich nicht erwartet, dass ich sie attraktiv finden würde – dass sie hübsch war, vielleicht, ja, aber nicht, dass sie mir gefiel.
Gewissermaßen beeindruckt reichte ich ihr die Platte, sodass sie und ihre Freundin ihre Teller füllen konnten. »Vielen Dank«, sagte die Blondine, ehe sie mir die Platte abnahm, die ich an ihren ursprünglichen Platz hatte zurückstellen wollen. »Die anderen wollen auch gleisch etwas … Sie müssen versei'en, aber die Auswahl 'ier ist nischt gans … ideal.« Sie lächelte entschuldigend, eine Geste, die absolut aufgesetzt wirkte. »Oder jedenfalls nischt so breit, wie wir sie gewohnt sind.« Ich betrachtete sie einen Moment, den Impuls, die Augenbrauen zu heben, unterdrückend. Ah ja … langsam, fand ich, übertrieb sie.
»Wie man‘s nimmt«, murmelte ich trocken und wollte abwenden, doch die Französin griff die halblauten Worte auf. »Pardon?«, fragte sie.
»Sie ist riesig«, sagte ich schlicht, als wäre völig klar, weshalb ihre Aussage zweifelhaft war.
»Sischer. Aber es ist alles ein wenig unstimmig, verste‘en Sie? Die Susammenstellung ist se‘r … speziell. Da bevorsugen wir die Sachen aus unsere ‘Eimatland, die sind viel leichter su genießen.« Ich überlegte, ob ich irgendein Gericht aus Frankreich kannte, das nicht seltsam war oder widerlich schmeckte, glaubte allerdings, nicht, und stempelte die Französin als schlichtweg übermäßig ab.
»Wie auch immer«, antwortete ich desinteressiert und nahm einen großen Schluck Kürbissaft.
Die Blondine betrachtete mich mit einem seltsamen Blick und schien etwas sagen zu wollen, beließ es dann jedoch dabei und wandte sich ab. Wenige Minuten später erhob sich Dumbledore zum zweiten Mal, und Stille kehrte in der Halle ein. Mit ausgebreiteten Armen und einem Lächeln eröffnete der Schulleiter das Turnier und verwies auf zwei in der Vorbereitung sehr wichtige Personen, die, als sie erwähnt wurden, jeweils kurz aufstanden. Der erste war ein gewisser Bartemius Crouch von der Abteilung für Internationale Zusammenarbeit, von dem ich noch nie etwas gehört hatte, der andere Ludo Bagman, den Leiter der Abteilung für Magische Spiele und Sportarten, den ich allerdings auch nur deshalb kannte, weil er früher Quidditchspieler gewesen war und Alan ihn erwähnt hatte.
Nach kurzem Applaus für die beiden und Dumbledores Erklärung, dass sie zusammen mit ihm, Maxime und Karkaroff die Jury bilden würden, die die Champions der drei Schulen bei den Aufgaben beurteilen würden (die Rede war von Kühnheit, Denkfähigkeit und magischem Können, worüber ich nur den Kopf schütteln konnte und dabei fast sicher war, dass Darius, Damian und Alan am Nebentisch dasselbe taten), wurde von Hausmeister Filch schließlich eine große Truhe in die Halle getragen und vor Dumbledore am Boden abgestellt. Aus ihr förderte letzterer einen hölzernen Kelch zutage, der mit blauweißen Flammen gefüllt war.
»Dies ist der Feuerkelch, der unparteiische Richter, der die Champions morgen Abend um dieselbe Zeit auswählen wird. Wenn ihr teilnehmen wollt, so schreibt euren Namen und eure Schule auf ein Stück Pergament und werft es in den Kelch – morgen nach dem Festmahl zu Halloween, wird die Ziehung erfolgen.« Dann folgte der Hinweis, dass nur teilnehmen durfte, wer schon siebzehn war – so, wie ich angenommen hatte – und eine Alterslinie um den Kelch genau das sicherstellen sollte.
Schließlich, nach einer Mahnung, die Entscheidung zur Teilnahme nicht leichtfertig zu treffen, entließ Dumbledore uns und die Schüler um mich herum und an den anderen Tischen erhoben sich unter aufgeregtem Gerede. Ich schloss mich dem Strom der Ravenclaws und Beauxbatons an, die zum Portal der Halle wogten, und war dank meiner Nähe zur rückwärtigen Wand auch einer der ersten, die sie verlassen konnten. Die Blondine aus Beauxbatons befand sich in der kurzen Schlange gleich neben mir; sie bemerkte mich, als wir zusammen in die Eingagshalle schritten, wo ich, in einiger Entfernung zum Portal stehen blieb, um auf die anderen zu warten.
Sie warf mir noch einen letzten, befremdeten Blick zu, während die Schülermenge sich um uns herum aufzulösen begann, dann wandte sie sich mit wehendem Haar um und folgte den anderen Beauxbatons hinaus in die kühle Nacht. Mit einem leichtem Kopfschütteln sah ich ihr nach, ehe ich meinen Fokus wieder auf den Durchgang zur Großen Halle richtete, den die Slytherins soeben durchschritten.
»Und, wie war‘s bei euch?«, fragte ich fünf Minuten später, als wir an unserem Tisch im Raum der Wünsche saßen, ein gefülltes Weinglas in der Hand, das ich abwesend kreisen ließ.
»Oh, es ging«, meinte Darius. »Die sind eigentlich alle ganz nett, kann man sagen. Ziemlich beeindruckt vom Schloss und allem; dürften bei sich wohl andere Verhältnisse haben.«
»Einer von denen hat Alan ziemlich überrascht«, merkte Damian lächelnd an, woraufhin ich zweifelnd eine Augenbraue hob.
»Wen gibt es, der Alan überraschen kann?«
»Viktor Krum«, antwortete dieser, und nun wanderte auch meine zweite Augenbraue nach oben.
»Der Quidditchspieler?«
»Genau der.«
»Ich wusste nicht, dass der so jung ist«, gestand ich.
»Ich schon«, meinte Alan, »aber ich wusste nicht, dass er noch zur Schule geht. Hab aber noch nicht mit ihm gesprochen … wobei, wenn er auch nur halb so nett ist wie die anderen Durmstrangs, dann muss er ein super Typ sein.«
»Habt es ja ziemlich gut getroffen mit euren Gästen«, stellte ich fest und trank einen Schluck.
»Und bei dir?«, fragte Damian. »Hast dich ja gleich mal ganz angeregt mit der Blondine da unterhalten …« Ich verzog das Gesicht und setzte das Glas ab, um etwas zu erwidern; Damian feixte. »Ja, uns entgeht nichts. Nach deinem verpatzten Date mit Rebecca letzte Woche schon die nächste Frauenangelegenheit. Du beeindruckst uns immer wieder, Drake …«
»Das mit Rebecca war kein Date«, sagte ich und stellte das Glas ab. »Das war nur eine Einkaufstour. Und diese Beauxbatons hat mich mit Suppe angeschüttet – mit der hab ich mich sicher nicht angeregt unterhalten …« Ich sprach diese letzten Worten bewusst so aus, dass sie als das zur Geltung kamen, was sie waren: abwegig.
»Eine Einkaufstour, so nennst du das also«, schmunzelte Darius. »Sehr verheißungsvoll.«
Ich verzog den Mund und schüttelte andeutungsweise den Kopf. »Wir sind nur spazieren gegangen, also gib Frieden. Ich hab kein Interesse an ihr und sie auch nicht an mir. Eine Diskussion«, fügte ich hinzu, als Darius etwas sagen wollte, »ist obsolet.« Er machte den Mund wieder zu und grinste.
»Schon in Ordnung. Aber wie waren jetzt die Beauxbatons?«
»Ich hab nur die Blonde mitbekommen, und die hat eigentlich nicht viel mehr gemacht als zu nörgeln. Die Auswahl beim Essen war ihr zu einseitig und wenn ich‘s richtig verstanden habe, sagt ihr der Aufenthalt in einem Schloss auch nicht sonderlich zu … hat jedenfalls nicht sehr begeistert dreingesehen, als sie sich umgesehen hat.« Ich zuckte mit den Schultern.
»Sie ist da doch sowieso nur zum Ess–«, setzte Alan mit verständnislosem Blick an, unterbrach sich dann aber, als ihm bewusst wurde, wie ironisch das war, was er sagen wollte. »Okay«, meinte er grinsend. »Das schmeckt ihr ja nicht.«
»Einigen anderen offenbar auch nicht, aber wirklich mitbekommen hab ich nur sie. Keine Ahnung, vielleicht gefällt‘s ihr hier einfach nicht, kann ja sein. Das mit dem Essen war halt ein wenig … seltsam. Als wären die alle etwas … verwöhnt.«
»Verwöhnt? Von französischem Essen?!«, fragte Alan in einem Tonfall, als gäbe es nichts Lächerlicheres, was uns zum Kichern brachte.
»Also kein guter erster Eindruck?«, resümierte Darius.
Ich zuckte mit den Achseln. »Eher zu wenig richtige Eindrücke. Wir sollten uns nicht zu einem vorschnellen Urteil hinreißen lassen und das lieber noch ein wenig beobachten. Gezweifelt werden darf aber natürlich.«
»Sehen sie wenigstens gut aus?«, wollte Alan wissen.
»Die Blondine ja, von den anderen ist mir niemand aufgefallen.«
»Na das kann ja heiter werden«, erwiderte der Slytherin – und leerte sein Weinglas in einer Geste der Selbstironie mit einem Zug.


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