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The Trial - Awakening - International Culture Exchange

von Dante

Fleur und ich hatten uns für den Abend danach verabredet. Es war eine spontane, aber doch auch vorhersehbare Idee angesichts der Beschaffenheit der Situation, in der wir uns befunden hatten: Wie wir dagestanden waren, ich mit stoischem Blick, abwartend, was sie sagen würde, und sie mit Überraschung im Gesicht, auf dem sich schließlich langsam ein Lächeln gebildet hatte … da wäre für einen Außenstehenden natürlich klar gewesen, dass einer von uns den anderen fragen würde, ob man sich nicht treffen solle, wo wir einander doch beide irgendwie interessant fanden.
Schließlich hatte sie gefragt, wieder mit ihrem üblichen, einnehmenden und selbstbewussten Lächeln, von dem sie es gewohnt sein musste, dass sie damit bekam, was sie wollte, und ich hatte zugesagt. Immerhin hatte ich ja nicht gelogen: So eigen sie in manchen Situationen auch war – oder vielleicht auch gerade deshalb? – Fleur interessierte mich. Nicht übermäßig, nicht so sehr wie diverse antike Beschwörungen, die auf blutrünstigste Art und Weise ganze Volksstämme ausgerottet hatten … aber doch.
Und so hatten wir uns gelegentlich getroffen und uns unterhalten, aber nicht nur dann, auch gelegentlich beim Essen oder in den Pausen und einmal auch in meiner Freistunde in der Bibliothek, als sie mich abgepasst hatte; über die Schule, das Turnier, diverse Interessen, und nun war es schon über eine Woche her und ich stand wieder hier und sprach mit ihr.
Das war mir schon aufgefallen: Ich hatte ihr mehrmals (und das nicht undeutlich) gesagt, dass ich gerade keine Zeit und noch etwas zu tun hatte, dass wir ein andermal reden könnten – aber sie hatte es immer wieder geschafft, mich dennoch in ein Gespräch zu verwickeln, und ich hatte es nicht einmal bereut. Jedenfalls nicht sofort. Während der Gespräche hatte ich darüber nicht nachgedacht, da hatten meine Gedanken, meine Aufmerksamkeit und mein Fokus nur ihr gegolten, aber danach … danach war mir immer bewusst geworden, dass ich mich wieder von ihr hatte breitreden lassen, und das hatte mich doch leicht verärgert. Ich wusste nämlich ganz genau, dass sie das mit Absicht und im vollsten Bewusstsein tat, dass sie bewusst manipulativ war und mich überredete, und diesen Triumph wollte ich ihr eigentlich nicht gönnen.
Ich hatte mich ermahnt, hart zu bleiben, doch wir waren erneut in der Bibliothek gelandet, an einem Tisch rechts hinten am Fenster, zwischen zwei Regalen; sie saß darauf, die Füße auf einem Sessel, ich lehnte mit verschränkten Armen an der Wand und betrachtete sie. Dabei kam mir dieser Gedanke, und doch fand ich nun wieder, dass es ja eigentlich nicht ihr Triumph war – immerhin wollte ich ja auch mit ihr reden, fand es spannend, mich mit ihr zu unterhalten (vielleicht, weil sie irgendwie spannend war …), und gerade an diesem Tag hatte ich auch nichts anderes vor.
Nun ja, der Gedanke, einmal wirklich nicht nachzugeben und zu sehen, wie sehr sie dann versuchen würde, mich umzustimmen, hatte etwas für sich, aber … das würde mit der Zeit ohnehin noch kommen.
»Warum bist du überhaupt hier?«, fragte ich, nachdem ich aus dem Gedankengang aufgetaucht war, und nahm Bezug auf den Gesprächsinhalt von vorhin, nach dessen Schilderung Fleur eine Pause eingelegt hatte. »Hat man dich mitgeschleift fürs Turnier? Weil du so gut bist?«
»So ä‘nlisch. Isch wollte teilne‘men … für die Schule, für den Ruf … weil isch Beauxbatons etwas zurückgeben wollte, für alles, was es für misch getan ‘at. Ist das verständlisch?« Sie grinste schief.
»Mhh, schon. Ich überlege mir nur gerade, ob ich dir deine Nörgelei jetzt übelnehmen soll oder nicht. Wenn man dich dazu gezwungen hätte, mitzukommen, weil du gut bist, dann könntest du nichts dafür. Aber das hört sich nach etwas Freiwilligem an … zumindest halbwegs, und da stehen die Dinge anders.«
»Du kannst das Thema auch nischt lassen, oder? Ist es so schlimm, dass isch misch gelegentlisch darüber beschwert ‘abe?«
Fast hätte ich losgelacht angesichts dieser Untertreibung, ich hielt mich jedoch zurück. »Erstens war das nicht gelegentlich, und zweitens stört es mich auch nicht … zumindest, wenn du‘s nicht noch öfter machst. Ich fand es nur etwas … befremdlich, deine Kritik, also habe ich mich gefragt, ob du freiwillig hier bist, oder nicht. Wenn ja, dann hast du keinerlei Recht, dich aufzuregen. So einfach ist das.«
»Ganz so einfach ist es nischt. Isch ‘atte schon … eine gewisse Druck, mitsukommen. Man ‘at es von mir erwartet … und isch ‘ätte wohl ein paar Probleme bekommen, wenn isch es nischt getan ‘ätte. Von Maxime … und von meiner Familie will isch gar nischt sprechen.« Ich wollte etwas sagen, doch die Französin beeilte sich, weiterzusprechen. »Aber isch mag England, wirklisch! Das musst du mir glauben … isch interessiere misch dafür, und isch ‘ab davor schon überlegt, ‘ier‘er su kommen. Nur die Schloss … ‘Ogwarts … das ‘at mir einfach nischt gefallen. Der erste Eindruck war schlecht, und was willst du da machen?«
»Nichts. Dagegen kann man nichts machen. Ist auch nicht so, als wär‘ das hier der Ort auf der Welt, an dem ich am liebsten wäre, dass es mich persönlich verletzen würde, wenn du dich darüber aufregst … mir würde es genauso gehen, wenn ich wegen dieses bescheuerten Turniers irgendwo hin müsste, wo es mir dann nicht gefällt. Also schon in Ordnung.«
»Sum Beispiel?«
»Zum Beispiel was?«
»An welchem Ort würde es dir so ge‘en?«
»Keine Ahnung. Beauxbatons vielleicht«, sagte ich, ohne eine Miene zu verziehen. Fleurs Gesicht verdüsterte sich.
»Was willst du damit sagen?«
Ich grinste hämisch. »Nichts. Ich habe keine Ahnung, wie es dort ist. Es war ja nur ein Beispiel. Aber wenn ich es dort nicht mögen würde, dann würde ich mich wahrscheinlich ähnlich echauffieren wie du beim Frühstück. Und beim Mittagessen«, fügte ich hinzu. »Und beim Abendessen«, nach einer weiteren Sekunde. »Und –«
»Schon gut! Isch ‘ab‘s verstanden! Warum machst du eigentlisch nischt mit? Bei die Turnier?«, fragte Fleur unvermittelt und nickte mir auffordernd zu.
»Soll das ein Witz sein?!«
»Non. Wenn ‘Ogwarts so viel besser ist als die anderen Schulen, und du so gut, dann müsste es ja ein leichtes für disch sein.«
Ich schloss kurz die Augen, atmete hörbar aus und unterdrückte den Impuls, den Kopf zu schütteln. Es war immer das Gleiche mit ihr. Und doch immer etwas anderes …
»Ich habe nie behauptet, Hogwarts wäre besser. Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass Beauxbatons besser sein soll … und so klang es, wie du das gesagt hast.«
»Na eben, da hast du‘s doch. Isch kann mir eben nischt vorstellen, dass ‘Ogwarts besser ist.«
»Und? Dann sind eben beide Schulen gut, das interessiert mich doch nicht. Ich bin sowieso über dem Durchschnitt …«
»Oui, das ‘ast du schon erwä‘nt. Isch kann misch nur wieder‘olen: Warum machst du dann nischt mit?«
»Weil mir das viel zu anstrengend wäre. Außerdem interessiert‘s mich nicht. Oder, na ja …«, fügte ich mit gekräuselten Lippen hinzu, als mir die erste Turnierrunde wieder einfiel, die über der Erwartung meiner Freunde und mir geblieben war.
»Hm? Na ja was?«, fragte Fleur.
»Ich hätte nicht gedacht, dass sie einen Drachen als Turnieraufgabe verwenden. Ich hätte etwas viel Einfacheres erwartet … Schulniveau eben. Ich war auf der Tribüne ziemlich beeindruckt … ich denke, das Ganze dürfte doch recht spannend werden.«
»Na ‘ör mal … das war ganz und gar nischt lustig, gegen dieses … dieses Vieh da …«
»Glaub ich dir«, sagte ich, schief grinsend. »Hätt‘ ich das mit dem Drachen gewusst, hätte ich‘s mir auf jeden Fall überlegt. Aber du hast dich ja sehr gut geschlagen.«
Nun breitete sich auch auf Fleurs Lippen wieder ein Lächeln aus. »Merci. Isch ‘offe, isch kann bei die nächsten Aufgaben daran anknüpfen.«
»Habt ihr irgendwelche Hinweise bekommen, worum‘s gehen wird?«
»Na ja, diese goldene Ei, die wir von die Drachen gesto‘len ‘aben, ist angeblisch der Schlüssel dazu.«
»Ah … inwiefern?«
»Das ‘ab isch noch nischt rausgefunden. Man kann es öffnen, aber dann beginnt es nur, wie irre su kreischen und mir tun die Ohren weh.« Sie zuckte mit den Schultern. »Das muss isch mir noch genauer anse‘en.«
»Na ja, wenn du damit –«, setzte ich an, musste jedoch im nächsten Moment gähnen und unterbrach mich, um mir die Hand vor den Mund zu halten. Freitage ließen die angesammelte Müdigkeit der Woche immer am deutlichsten zutage treten.
»Was? Wenn isch ‘Ilfe brauche, soll isch su dir kommen, hm?«, fragte Fleur mit funkelnden Augen und einem abschätzigen Lächeln auf den Lippen, ehe sie ihr Gesicht kurz zu einem Ausdruck gespielter Überlegung verzog und dann den Kopf schüttelte. »Nein, isch glaub, isch schaff das auch allein … o‘ne ‘Ilfe von einem überdurchschnittlischen ‘Ogwartsschüler.« Bei diesen Worten wurde ihr Lächeln sogar noch ein wenig breiter – doch ich ging in keiner Weise darauf ein, sondern sah sie nur mit einem vielsagenden Blick (»Das hättest du dir sparen können …«) an und meinte sachlich:
»Nein. Ich meinte, wenn du damit durch bist, sag‘ mir, was die zweite Aufgabe ist, damit ich weiß, ob sich‘s lohnt, hinzugehen …«

Der Dezember begann frostig; der erste Schnee fiel gleich in den ersten Tagen und hüllte die Landschaft in eine strahlend weiße Decke, die nicht nur die Schlossgründe in eine weite Einöde verwandelte, die in ihren Dimensionen deutlich gewachsen zu sein schien, sondern auch die Bäume, das Schloss und vor allem die Gebäude Hogsmeades wie gezucktere Gebilde aus Lebkuchen anmuten ließ. Meine Aufenthalte im Freien wurden weniger und der Weg zu den Gewächshäusern zu einer leidigen Angelegenheit, vor allem dann, wenn die Ländereien in dichtes Schneetreiben gehüllt waren, wobei das immerhin noch ein Gutes an sich hatte, nämlich die Bestätigung dafür, Pflege magischer Geschöpfe abgewählt zu haben, die die drei Slytherins und ich dadurch erhielten – andernfalls hätten wir nämlich doppelt sooft hinausgemusst. Desweiten fiel gleich einmal ein ganzes Wochenkontingent an Astronomiestunden wegen schlechter Sichtverhältnisse aus, die durch die Wolkenbänke am Himmel bedingt waren; zwar klirrende Kälte, aber immerhin klarer Himmel hieß die Devise, für mich übrigens auch außerhalb des Astronomieunterrichts, weswegen ich den Schneefall naturgemäß verfluchte und gleich wieder fortwünschte.
Mit dem Wintereinbruch und dem damit verbundenen Tapetenwechsel der Umgebung gewannen auch die Hogsmeadeausflüge wieder mehr an Bedeutung. Nicht, dass im Herbst niemand den Weg ins Dorf auf sich genommen hätte, ganz im Gegenteil – aber (romantische) Spaziergänge durch die verschneiten Dorfstraßen und gemeinsames Aufwärmen in den Drei Besen bei warmem Butterbier lockte auch diejenigen der älteren Schüler zu einem Ausflug, die davor darauf verzichtet hatten.
Ich selbst war relativ gern in Hogsmeade, sicher nicht wegen der anderen Schüler, und auch weniger wegen der Läden, als vielmehr wegen der dörflichen Gegend, durch die ich gern spazierte – und natürlich, weil ich dorthin gern mit meinen Freunden etwas trinken ging. Die waren an diesem Freitagabend nicht zugegen, und ein romantischer Spaziergang … na, das war es höchstens mit viel Phantasie.
»Isch ‘ab ge‘ört, ihr ‘abt diese nette kleine Dorf dort unten, ‘inter die Schlossgelände?«, hatte Fleur mich am Mittwoch gefragt, und ich hatte genickt.
»Ja, Hogsmeade.«
»Mhh, die würd‘ isch mir gern einmal anse‘en, soll schön sein dort … ‘ast du Lust, mit mir ‘inzuge‘en?«
»Wieso fragst du da gerade mich?«, hatte ich wissen wollen und sie mit abschätzendem Blick angesehen, der ihr das Lächeln aus dem Gesicht gewischt hatte.
»Weil isch misch mit dir mittlerweile am meisten ausgetauscht ‘ab. Aber wenn du nischt willst, ge‘ isch mit jemand anders«, hatte sie schnippisch entgegnet und sich schon abwenden wollen, aber natürlich hatte ich sie, nicht ohne ein halblautes Seufzen, davon abgehalten.
»Nein, schon in Ordnung …«
Und so hatten wir uns am späten Nachmittag bei den Schlosstoren getroffen und marschierten nun nebeneinander ins Dorf hinunter, ich in meinem fast bodenlangen Trenchcoat, sie in einem kurzen, dunkelblauen Wintermantel, hohen Stiefeln und Schal. Auf letzteren hatte ich wie immer verzichtet (faktisch wusste ich nicht einmal, weshalb ich außer jenen mit den Ravenclawfarben, den ich von der Schule bekommen hatte, überhaupt einen eigenen besaß), und ich zählte innerlich schon fast die Minuten, bis Fleur – wie schon so viele vor ihr – mich fragen würde, ob mir nicht kalt wäre.
Es geschah vorerst nicht.
»Es ist wirklisch schön ‘ier … fast so wie dort, wo isch ‘erkomme, im Winter«, sagte die Französin, als wir der Biegung des Fußwegs um jenen kleinen, hervorstehenden Waldteil folgten, der das Dorf zunächst noch verbarg.
»Und wo kommst du her?«, erkundigte ich mich.
»Avignon«, erwiderte die Französin. »Wir ‘aben ein ‘Aus ein wenig außer‘alb von die Stadt. Die Gegend ist wunderschön, und es gibt viele kleine Städte und Dörfer wie diese ‘ier … wie ‘ast du sie gleisch genannt?«
»Hogsmeade.«
»Oui, genau. ‘At das eigentlisch eine Bedeutung? ‘Ogsmeade?«
»Ja«, sagte ich, innerlich bereits grinsend, ohne jedoch äußerlich die Miene zu verziehen. »Es heißt Eberwiese.« Fleur sagte nicht gleich etwas, und dann war es nur ein kurzes »Ah …«, begleitet von einem Nicken, das wohl ihrem Mangel an irgendeinem schmeichelhaften Kommentar zu diesem Namen geschuldet war. Amüsiert über ihren leicht pikierten Gesichtsausdruck und das angedeutete Kopfschütteln, erlaubte ich nun doch einem raschen, heiteren Grinsen über mein Gesicht zu huschen, ein kurzer Moment, in dem ich schadenfroh war, ehe ich den Gedanken an die kleinen Kabbeleien zwischen der Französin und mir ruhen ließ.
Zusammen spazierten wir einmal durch das ganze Dorf, die Hauptstraße entlang und durch jede der kleinen Seitengassen; ich zeigte ihr die Heulende Hütte, die Post und die zahlreichen Läden, wobei Fleur vor dem erleuchteten Schaufenster des einen oder anderen durchaus auch einmal länger stehen blieb und die ausgestellten Waren betrachtete, oder, wie bei Zonko‘s, nur die Nase rümpfte, wenn sie damit nichts anfangen konnte, ehe wir schließlich in den Drei Besen einkehrten, um uns aufzuwärmen.
Fleur bestellte einen Eierlikör, ich, wie gewohnt zur kalten Jahreszeit, Whiskey; wir stießen an, sie lächelte, ich tat es … und dann kam es mir mit einem Mal seltsam vor, hier zu sitzen und mit ihr Bruderschaft zu trinken … Natürlich, das Trimagische Turnier war dafür da, Kontakt zu den ausländischen Besuchern zu knüpfen, Kultur auszutauschen und vielleicht sogar Freundschaften zu schließen, zumindest wurde das von den Lehrern und dem Schulleiter immer wieder propagiert – aber trotzdem war es komisch, mich mit ihr zu treffen, als … ja, gerade so, als kannten wir einander, oder als wären wir dabei, einander kennenzulernen …
Dabei wusste ich, das wurde mir gerade klar, noch nicht einmal, ob ich das überhaupt wollte; ob ich die atemberaubend schöne, verwöhnte und ein wenig eigen anmutende Beauxbatons überhaupt näher kennen lernen wollte. In den zwei Wochen, seit wir uns bewusst miteinander unterhielten, war alles so schnell gegangen, die Tage und unsere Gespräche waren so schnell vorübergezogen, dass ich kaum Gelegenheit gehabt hatte, mir Gedanken darüber zu machen. Ein ums andere Mal hatte sie mich dazu gebracht, mich ihr zuzuwenden und über irgendwas mit ihr zu sprechen, hatte mich immer wieder mit ihrer Art für sich eingenommen … und bei diesen Unterhaltungen und dem Beobachten ihrer Person musste ich vergessen haben, mich zu fragen, was genau das eigentlich werden sollte.
Dass sie mich interessierte, war nicht gelogen gewesen; sie war zweifellos eine interessante Frau, teilweise leicht nervtötend zwar, und manchmal übertrieben anspruchsvoll und arrogant, aber sie hatte etwas Einnehmendes, etwas Geheimnisvolles an sich, das mir gefiel und das mich – das gab ich gerne zu – bei aller sonstigen Verwöhntheit Fleurs anzog. Da war ja nichts dabei … die Frage war nur, ob mich das Ganze genug interessierte, dass ich mich öfter als gelegentlich damit beschäftigte, oder ob es ein eher ein peripheres Vergnügen wie etwa die Bekanntschaft zu Rebecca war, sprich: ob ich mich weiterhin so oft mit der Französin abgeben sollte, wie ich es bisher tat, oder nicht.
Ich kam in dieser Frage zu keiner Lösung; als wir das Lokal nach einer guten Stunde verließen und auf die verschneite Hauptstraße traten, dachte ich immer noch darüber nach. Ich hatte genug Freunde, es mangelte mir nie an Gesellschaft, wenn ich welche wollte, und wenn ich doch jemanden abseits der drei Slytherins fürs Ausgehen und Quatschen gewollt hätte (eine weibliche Begleitung also), dann hätte ich Rebecca fragen können. Daran lag es nicht.
Aber die Gespräche mit Fleur … irgendwie gefielen sie mir. Es war lustig, sie zu ärgern und gelegentlich bloßzustellen; diese Sticheleien, das Hin und Her, das manchmal fast schon den Charakter eines Duells hatte, war amüsant … aber es war auch ihre Art, zu sprechen, ihre Stimme … sie selbst. Irgendwie … mochte ich sie. Aber vielleicht war das ja auch nur ein vorübergehender Eindruck.
»Mh, wie sieht es eigentlisch mit diese Ball aus, die an Weihnachten stattfinden soll?«, holte mich die Französin endgültig aus meinen Überlegungen, während wir aus dem Dorf hinaus in Richtung Schloss spazierten. Es schneite leicht, und der Nachtwind wirbelte die wie in Zeitlupe fallenden Flocken sanft auf, sodass sie uns, gleich einem glitzernden Sog, entgegenkamen.
»Was ist damit?« Professor Flitwick hatte den Weihnachtsball am vergangenen Vormittag angekündigt; naturgemäß war der Großteil der Schüler deshalb sofort ausgeflippt, seiner Beschreibung nach dürfte es sich jedoch um einen stinknormalen Ball handeln, auf dem gegessen, getrunken, getanzt und geplaudert wurde, nur vielleicht von etwas größerem Format. Vor allem die Mädchen des Schlosses waren unmittelbar über die Auswahl ihrer Bekleidung und den Tanzpartner in Panik verfallen (offenkundig gab es einige Kandidaten, um die mehrere Anwärterinnen sich einen heftigen Kampf liefern würden, was ich so mitbekommen hatte); mich (und auch die Slytherins) ließ das eher kalt. Das Tanzen und die ganze Ballkultur an sich kümmerten mich, wie auch die anderen Schüler, nicht; ich schätzte, dass es ein nettes Fest werden würde, auf dem die drei und ich, vielleicht gemeinsam mit den Zwillingen oder auch Rebecca, trinken und uns gepflegt unterhalten würden, sollten wir alle eine Begleitung finden. Wenn nicht, dann eben nicht, das wäre genausogut.
»â€˜Ast du vor, ‘in zu gehen? Oder anders gefragt: Tanzt du?« Ich zuckte mit den Schultern.
»Ich hab‘s gelernt, wenn du das meinst. Ob ich hingehe, kann ich noch nicht sagen. Du musst als Championesse, oder?«
»Oui. Einen Tanzpartner muss isch mir aber noch suchen.«
»Müssen noch die meisten, nehme ich an. Außer einigen, die ganz schnell gewesen sind.«
»Mhh … na mal se‘en, ob isch bei euch eine gute Tänzer finde. Wenn du einen kennst, empfiehl ihn an misch weiter, oui? Wär‘ irgendwie schade, wenn isch mit eine Junge aus Beauxbatons kommen müsste.«
Ich durchschaute ihre offenkundige Anspielung, ging allerdings nicht darauf ein. »Werd‘ ich«, sagte ich nur. »Da findet sich bestimmt jemand.« Einen Idioten gibt‘s immer, fügte ich gedanklich noch hinzu, noch ehe ich wusste, wie mir geschah. Man konnte wohl von einem Spontangedanken sprechen … aber so anstrengend würde Fleur wohl nicht sein, selbst über einen ganzen Abend hinweg.
»Ist dir eigentlisch gar nischt kalt?«, fragte die Französin unvermittelt, als wir das Tor zum Schlossgelände passierten und vom Fußweg auf den dunklen Rasen abzweigten, um die Beauxbatonskutsche anzusteuern. »So ohne Schal, meine isch?«
»Würde ich sonst so herumlaufen?«, gab ich rhetorischerweise zu bedenken und lächelte schief angesichts meiner erfüllten Erwartung.
»Non … da ‘ast du auch wieder Recht. Es wundert misch nur, weil es doch recht kalt ist ‘ier …«
»Geht schon. Ein bisschen Stoff mehr oder weniger ist da auch schon egal.«
»Na, wenn man es so sie‘t … oh, mon dieu!«, rief sie, indes wir bei der gewaltigen Pferdekutsche angekommen waren und vor ihrer Seitentür Halt machten, und schlug sich die Hände vor den Mund. »Wir ‘aben ja nur über misch gesprochen, fällt mir auf … isch ‘ab gar nischt danach gefragt, wo du ‘erkommst, wie un‘öflisch!« Eine etwas seltsame Reaktion, vor allem seltsam verspätet, fand ich, schließlich konnte ich meine Herkunft mit zwei Wörtern deklarieren … aber vielleicht war es ihr wichtig, zu wissen, wie die Gegend geographisch gesehen beschaffen war, aus der ich kam, welche Weine und Speisen dort bevorzugt konsumiert worden und welche ich selbst gern hatte, Details, die sie selbst in ausschweifender Akribie beschrieben hatte, und die vielleicht generell interessant, für mich in dieser Situation ob ihrer Fülle jedoch etwas zu viel des Guten gewesen waren.
»Kann ich dir auch ein andermal erzählen, schon in Ordnung«, sagte ich daher abwinkend, was das Lächeln auf Fleurs Lippen wiederherstellte.
»Ja? Isch wäre sonst untröstlisch.«
»Und das wäre ein Risiko, das ich auf keinen Fall eingehen könnte«, erwiderte ich in einem Tonfall, der offensichtlich deutlich sarkastischer war, als ich angenommen hatte, denn das Lächeln der Französin verblasste sogleich wieder. Einen Moment lang bedachte sie mich noch mit einem undefinierbaren Blick, dann wünschte sie mir – etwas forsch, zugegebenermaßen – eine gute Nacht, und ich wandte mich kopfschüttelnd um, um zum Schloss zurückzukehren.
Fleurs Wink mit dem Zaunpfahl stand jetzt natürlich im Raum … aber ich musste zugeben, dass ich nicht wusste, ob ich mit ihr auf den Ball gehen wollte. Ich hatte eher das Gefühl, dass sie gewisse Erwartungen an ihren Tanzpartner knüpfen würde, eine Mindestanzahl an Tänzen zum Beispiel, oder bedingungslose Aufmerksamkeit, und das war nicht gerade etwas, das bereitzustellen ich große Lust verspürte. Wenn, dann wollte ich diesen Abend auch genießen, und das hieß, ihn auch mit meinen Freunden und nicht nur mit meiner Ballbegleitung zu verbringen. Insofern wusste ich nicht, ob die Französin die richtige wäre oder wie sie sich einen Ball vorstellte, und bevor ich aufgrund falscher Erwartungen irgendeinen anstrengenden Konflikt voller Erklärungsbedarf auslöste … ich wusste ja nicht einmal, ob sich sonst jemanden finden würde oder ob die Slytherins überhaupt erschienen, und allein mit irgendeinem Mädchen dort sein und sich fadisieren war auch nicht Sinn der Sache.
Solchermaßen sinnierend, stieg ich die Schlosstreppe hoch, ehe ich an ihrem oberen Ende auf Schritte hinter meinem Rücken aufmerksam wurde, gerade, als ich den rechten Flügel des Portals nach innen aufgedrückt hatte und in die Eingangshalle getreten war. Ich wandte mich um und erkannte überrascht Rebeccas Umriss im orangen Licht der Fackeln; die Hand auf dem Torflügel belassend, wartete ich, bis die Ravenclaw heran war, um das Tor für sie aufzuhalten.
»Danke«, sagte sie, als sie die letzte Stufe hochstieg und neben mir ins Innere trat, wo sie sich sogleich zu mir umdrehte. Statt den Torflügel loszulassen, lehnte ich mich mit dem Rücken locker dagegen, verschränkte die Arme vor der Brust und nickte meiner Klassenkollegin zu.
»So spät noch unterwegs?«
»Es ist kurz vor acht«, erwiderte sie mit vielsagend gekräuselten Lippen. »Und ich war in Hogsmeade, so wie du.«
»Ah. Spaß gehabt?«
»Was ich übrigens ein starkes Stück finde …«, fuhr sie fort, als hätte sie mich nicht gehört. »Mit mir gehst du in vier Jahren nicht einmal freiwillig auf einen Spaziergang und einen Kaffee dorthin, und ihr zeigst du gleich das ganze Dorf von vorn bis hinten, volles Programm … das ist nicht gerade Ravenclaw-Gentleman-like, Valentine, ich hoffe, das ist dir bewusst …« Sie erzählte das ganz beiläufig, als wollte sie eigentlich auf etwas anderes hinaus und würde nur von ihren eigenen Worten abgelenkt, und auch der Blick aus ihren rehbraunen Augen schweifte von mir auf irgendeinen Punkt am Boden schräg neben mir ab, ganz so, als wollte sie mir diese Dinge zwar ins Gesicht sagen, fürchtete aber, dass etwas in ihrem Blick sie verraten würde.
Und als ich genauer hinsah und die Verbindung zu ihren Augen suchte, da glaubte ich auch, zu erkennen, was es war … denn in diesem kurzen Moment, da wirkte es fast, als wäre sie gekränkt …
Und es hätte auch verdammt gut zu Rebecca gepasst, wenn sie das jemanden nicht hätte sehen lassen wollen.
»Ich bin neulich doch mit dir dort gewesen«, sagte ich, unsicher, wie ich auf ihre Worte reagieren sollte. »Außerdem können wir gern wieder zusammen nach Hogsmeade gehen, wenn du möchtest.«
»Darum sag‘ ich ja freiwillig; das Versprechen hab ja wohl ich dir abgenommen. Und diese Trostpreisaktion im Nachhinein kannst du dir auch sparen …« Ich merkte, dass sie das bewusst so sagte, als spielte sie die Beleidigte nur, doch ihre Scharade war nicht so gut, als dass ich nicht auch gesehen hätte, dass etwas Wahres dahinter steckte. Irgendetwas … stimmte nicht mit ihr. Mir schien fast, ihr Ego war angekratzt, weil sie sich in ihrem Status als meine einzige weibliche Bekanntschaft an der Schule verletzt sah (Luna Lovegood einmal ausgenommen) …
»Das neulich …«, stellte ich mit erhobenem linken Zeigefinger und angedeutetem Kopfschütteln klar, als mir die Bedeutung ihrer Worte bewusst wurde und die Falten auf meiner Stirn sich glätteten, »das hatte mit dem Versprechen nichts zu tun. Das war eine spontane Idee. Der Besuch, den ich dir versprochen habe, steht noch aus. Du kannst ihn jederzeit einlösen.«
Nun erschien die Ravenclaw mit den nach hinten gebundenen Haaren überrumpelt. »Meinst du das ernst?«
»Seh‘ ich aus, als wär‘ ich grade zu Späßen aufgelegt?«, lautete meine lapidare Gegenfrage.
»Okay, das … ich gebe zu, das kommt überraschend. Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass du … freiwillig … mit mir …« Sie setzte eine beeindruckte Miene auf.
»Bist du in Wahrheit so schrecklich, oder was?«, wollte ich mit hochgezogener Augenbraue wissen.
»Nein. Aber nachdem du vier Jahre lang kein Interesse an Dingen wie Hogsmeadeausflügen gezeigt hast und gelegentliches Gequatsche in der Bibliothek oder ein Picknick am See das höchste aller Gefühle waren, hätte ich das nicht mehr erwartet.«
»Wenn das so ist«, setzte ich an und trat dabei einen Schritt auf sie zu, »warum kommst du dann und machst mir Vorwürfe, weil ich mit einer Austauschschülerin ins Dorf runtergehe?«
»Vielleicht, weil ich immer noch an das Gute in dir glaube?«, erwiderte Rebecca in einem vollkommen missglückten Versuch beißenden Sarkasmus‘, und ich schnaubte abfällig.
»Das war der dümmste Kommentar von dir seit Langem. Lass dir nächstes Mal was Besseres einfallen.«
»Werd‘ ich. Präsentier‘ ich dir dann, wenn wir morgen Nachmittag in den Drei Besen bei einem Butterbier sitzen.« Ich musterte sie etwa zwei Sekunden lang schweigend; »Nicht schlecht«, gestand ich dann.
»Auch, wenn du auch einfach kommen und fragen könntest, wegen Hogsmeade und so.«
»Hab‘ ich oft genug. Hat nicht geklappt.«
»Das mit dem Versprechen hat doch funktioniert … Mir wär‘ die Mitleidsscheiße von gerade eben jedenfalls zu umständlich, nachdem sie etwa dreimal so viel Zeit beansprucht. War keiner deiner Geniestreiche, um ehrlich zu sein.«
»Ja ja, schon gut. Standpredigt beendet?«
»Ja.« Ich zögerte einen Moment. »Ist das mit morgen ernst gemeint?«, fragte ich dann.
»Nein. Das hab ich nur gesagt, um zu sehen, ob‘s Einschränkungen in deinem Versprechen gibt oder ob ich es wirklich jederzeit einlösen kann«, erwiderte Rebecca sachlich.
»Wovon du ausgehen kannst. Ich halte meine Versprechen.« Mit diesen Worten stieß ich mich sanft vom Torflügel ab, der langsam ins Schloss fiel, und ließ Rebecca hinter mir zurück, ungeachtet der Tatsache, dass wir eigentlich den gleichen Weg hatten.
»Wenigstens darauf kann ich zählen«, seufzte sie.
»Wenn schon nicht auf das Gute in mir, ich weiß â€¦«, winkte ich ab, indes ich die Stufen der Marmortreppe hochstieg. Kurz noch hörte ich Rebecca abermals seufzen, dann ertönten ihre raschen Schritte, als sie sich beeilte, zu mir aufzuschließen und mit mir zusammen in den Ravenclaw-Gemeinschaftsraum zurückzukehren.


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