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Fanfiction

Nach dem großen Krieg (H/G) - Privilegien

von Jessica21

Hallo zusammen!

Ich hoffe, ihr seid nicht allzu überrascht, mich "schon wieder" hier zu sehen. Ich habe mir für meine verschwindend schnell vergehenden Sommerferien (es ist gruselig!) einiges vorgenommen und somit bin ich nach einigen Tagen (und Nächten ... ) schon wieder hier und kann euch mit einem neuen Kapitel füttern - und mit ein paar mehr Informationen, die euch etwas Klarheit und meinen Dad hoffentlich zum Verstummen bringen. ^^ (Du magst "an der Quelle sitzen", warten musst du deswegen aber trotzdem ;) )

Schnell Re-Kommis und wir legen los!

@Harry+Ginny in love: Hier! ^^ *Siruptorte durch Bildschirm schieb* Freut mich, dass es dir gefallen hat, hoffentlich bleibt es dabei :) Und ich hoffe, dass die gute Molly in diesem Kapitel etwas besser weggekommen ist. Ich glaube, sie macht sich wirklich nur ganz furchtbar viele Sorgen um ihre Rasselbande.

@mephisto: Ich muss es doch spannend machen ^^ Und ich hoffe, dass du jetzt - zumindest ein kleines bisschen - schlauer wirst. Mit Informationen ist es wie mit Siruptorte - nicht alles auf einmal verschlingen!


Legen wir los!



***

Privilegien


„Can I be the only hope for you?
Because you're the only hope for me“

The only hope for me is you – My Chemical Romance




„Acht Uhr, acht Uhr, acht Uhr, acht Uhr, acht Uhr, acht Uhr, acht Uhr, acht Uhr!“

„Halt die Klappe“, stöhnte Harry in sein Kissen. Als wäre er nicht schon müde genug – jetzt musste ihn dieses Ding auch noch in aller Herrgottsfrühe wecken. Er rutschte träge in Ginnys Richtung und hoffte, dass sie nicht aufgewacht war –

Sie war aber nicht da.

„Ginny?“, fragte er laut und richtete sich gerade auf, die Müdigkeit völlig vergessen. Seine Hand schnellte fast automatisch zu seinem Zauberstab auf dem Nachtschrank.

„Ich bin hier!“, rief ihre gedämpfte Stimme aus dem Erdgeschoss und er plumpste erleichtert zurück auf die Matratze.

Gut. Es war alles in Ordnung.

Er schnaubte bei diesem Gedanken unwillkürlich in sein Kissen und kniff gähnend die Augen zusammen, bevor er mit der linken Hand nach seiner Brille tastete und sich taumelnd aus dem Bett hievte.

„Ich hab dich nicht erschrocken, oder?“, fragte Ginny, die er zum Schluss im Wohnzimmer fand, und sah kurz von einem Sammelsurium von Briefen auf, die vor ihr auf dem Teppich verstreut waren.

„Bisschen schon“, nuschelte er blinzelnd und rutschte ächzend an ihre Seite. „Was wird das hier, ein Belastungstest für Posteulen?“

„Das wird deine Geburtstagsparty, du Witzbold, also stell keine Fragen“, erwiderte sie trocken und schob noch ein Blatt Pergament in einen Umschlag.

Harry gab ein undefinierbares Brummen von sich, noch zu müde, um sich zu fragen, was sie wohl noch alles geplant hatte. Dieses Mädchen war ein Mensch wie ein Wirbelsturm.

„Wie lange bist'n du schon wach?“, murmelte er mit halb geschlossenen Augen.

„Nicht lange“, sagte sie rasch und legte die fertig beschrifteten Umschläge auf einen Stapel. „Vielleicht eine Stunde. Du hast geschlafen wie ein Stein, also wollte ich das hier noch erledigen … ist ja nicht mehr allzu lange bis zum Einunddreißigsten.“

„Das wird aber keine … große Party, oder?“, fragte er.

„Eine ganz kleine, keine Sorge. Gibt ja schon ein großes Geschenk“, fügte sie zwinkernd hinzu.

Sie schien so glücklich, so unbekümmert; und obwohl Harry sie gut gekannt kannte, um zu wissen, dass sie eine hervorragende Schauspielerin sein konnte, wenn sie nur wollte, konnte er sich ihre gute Laune nicht erklären. Vielleicht war ja wenigstens ein klein wenig davon echt.

„Wen hast du eingeladen?“, fragte er.

„Das erfährst du früh genug“, grinste sie und erhob sich. „So, ich glaube, ich hab alle. Wie wär's mit Frühstück?“

„Du … warte mal.“

Harry hatte nach ihrer Hand gegriffen und zog sie zurück neben ihn auf den Teppich. Ihrer Miene nach zu urteilen, wusste sie schon, was jetzt kam.

„Hör zu, ich – ich weiß, dass du das – mit den Albträumen und alles, dass du das alleine machen willst“, begann er rasch und hasste sich dafür, dass seine Worte das Lächeln von ihrem Gesicht wischten. „Und ich versteh's auch, aber du – du kannst von mir nicht erwarten, dass ich einfach nur zusehe.“

Jetzt, wo sie so nah bei ihm saß, konnte er ihr die Müdigkeit wieder allzu deutlich ansehen – sie wirkte blass und krank, und ihre glasigen Augen trafen seine nur zögernd. Die vermeintliche gute Laune war in sich zusammengefallen wie ein Kartenhaus.

„Schon gut“, murmelte sie und glitt fahrig mit den Fingern durch seine Haare. „Und ich weiß, dass du – du bist einfach nicht der Einzige, der sich Sorgen macht, weißt du“, fügte sie hinzu, und dann, bevor er Zeit hatte, zu antworten, hatte sie sich vorgebeugt und hielt all die Worte, die er hatte sagen wollen, einfach zurück, indem sie ihn küsste.

Harrys Augen flatterten zu, während er die Arme um ihren Rücken schlang und sie zu sich heranzog, so froh, dass er diesen kleinen, friedvollen Moment mit ihr teilen konnte, bevor er sich wieder Sorgen machen musste, dass er für ein paar glückselige Sekunden die Augen verschließen durfte vor all den Problemen, die ihn noch erwarteten.

„Wir sollten vielleicht wieder ins Bett gehen, weißt du“, nuschelte Ginny irgendwann gegen seine Lippen.

„Bist du müde?“

„Ich hab nicht vom Schlafen gesprochen, Dummerchen“, sagte sie, und an ihren Mundwinkeln zog der Schatten eines kleinen Grinsens, einer etwas glücklicheren Ginny, die er so sehr vermisst hatte.

Für diesen Moment waren sie sich einig, den aufziehenden Sturm zu ignorieren, solange sie noch konnten. Immerhin hatte sie Recht, dachte Harry, während sie als hoffnungslos ineinander verschlungenes Gewirr aus Armen und Beinen die Treppe hochstolperten. Sorgen konnten sie sich später immer noch machen.



Das zweite samstägliche Abendessen im Fuchsbau stand an, und irgendwie hatte es sich bereits als Tradition durchgesetzt, bevor es überhaupt zur Regelmäßigkeit geworden war. Ginny war es recht – ein paar Stunden Ablenkung waren ihr mehr als willkommen, obwohl sie wusste, dass sie einen hohen Preis dafür bezahlen würde, denn es würde zweifellos spät werden – andererseits, wie viel müder konnte sie noch werden?

„ … und in Gringotts wurden in den letzten Wochen Dutzende von Verliesen komplett geleert“, wehte Bills Stimme zu ihr herüber. „Die Inhaber scheinen ins Ausland fliehen zu wollen, bevor das Ministerium sie aufgreifen kann.“

„Todesser?“, fragte Hermine.

„Das auch, aber nicht nur. Voldemorts Netz aus Gefolgsleuten und Handlangern reichte, soweit wir wissen, noch sehr viel weiter; Todesser waren da nur der engste Kreis. Die Spitze des Eisberges, wenn man so will.“

„Wie viele von denen hat das Ministerium schon gefangen genommen?“, rief Ron, der gemeinsam mit Harry den letzten Tisch in den Garten trug.

„Scharenweise, soweit ich weiß, aber wie viel sagt das aus, wenn du gar nicht weißt, wie viele da draußen noch sind? Dass du kein Dunkles Mal trägst, heißt noch nicht, dass du eine weiße Weste hast.“

„Wird Zeit, dass wir den Laden aufmischen, oder?“, sagte Ron und Harry gewandt und grinste. „Was denn?“, fügte er hinzu, als Hermine ihm einen Klaps auf den Arm gab.

„Dass ihr euch um den Schulabschluss drückt, heißt nicht, dass ihr um die Ausbildung auch herumkommt“, sagte sie. „Ich glaube kaum, dass ihr gleich auf Todesserjagd gehen werdet.“

„Oh, na gut, dann nicht“, sagte Ron und blickte auf. „Hey, wo gehst du hin?“

„Ich bin gleich wieder da“, sagte Ginny rasch, die der Gesellschaft eigentlich unbemerkt hatte verlassen wollen. „Ich geh nur – bis gleich“, brach sie ab und schob sich unter den Blicken der anderen durch die Hintertür in den Fuchsbau.

„Oh, du bist das“, sagte Molly, als sie in die Küche trat, und blickte von einer Ansammlung von Töpfen und Pfannen auf, die auf dem Herd leise vor sich hin köchelten. „Sei doch so lieb und sag den Jungs Bescheid, sie sollen den Tisch decken, wir können gleich essen –“

„Kann das zwei Minuten warten?“, fragte Ginny rasch und lehnte sich rücklings gegen den Küchentisch. „Ich will mit dir reden.“

„Schatz, ist alles in Ordnung mit dir? Du bist ganz blass.“

„Alles okay mit mir.“ Eine allzu gut einstudierte Lüge. „Ich wollte nur … hör zu, es tut mir leid wegen gestern, okay? Ich kann schon verstehen, dass du das mit den Harpies für 'ne Schnapsidee hältst, aber ich … du weißt, dass ich's trotzdem versuche, oder?“

„Ich sage doch gar nicht, dass du das nicht tun sollst“, erwiderte Molly und ihre Miene wurde etwas sanfter. „Aber du musst auch an deine Zukunft denken.“

„Mum, wenn ich nicht an meine Zukunft denken würde, dann würde ich mich einfach auf Harrys Erspartem niederlassen und gar nichts mehr arbeiten. Würde sogar funktionieren, glaub mir – das hab ich gar nicht vor!“, fügte sie rasch hinzu, als Mollys Blick sich verdüsterte. „Das war ein Witz, Mum. Ich will doch arbeiten. Und wenn's mit den Harpies nicht klappt, was ziemlich wahrscheinlich ist, dann such ich mir schon was anderes. Kommst du damit klar?“

Und Ginny fand sich – zum ersten Mal seit Langem wieder mit einem guten Gefühl – in einer der berüchtigten Umarmungen ihrer Mutter wieder.

„Dann ist das geklärt?“, fragte Ginny matt lächelnd und machte sich von ihr los. „Gut. Ich brauche deine Hilfe. Kannst du am Einunddreißigsten Siruptorte backen?“

„Bist du nicht mittlerweile alt genug, das selbst in die Hand zu nehmen?“

„Was, ich und backen?“ Ginny rang sich so etwas wie ein Lachen ab und setzte sich auf den Küchentisch hinter ihr. „Du weißt, wie solche Aktionen bisher geendet haben, oder? Als ich fünf Jahre alt war, hab ich fast die Küche abgefackelt, weil ich einen Geburtstagskuchen für Dad backen wollte. Mit acht wollte ich Fred und George an Silvester helfen, das gab ein ähnliches Infern... was?“, fragte sie, obwohl sehr wohl wusste, was.

Die bloße Erwähnung von Freds Namen hatte ausgereicht, Molly die Tränen in die Augen zu treiben. Und während die Temperatur in der Küche noch um zehn Grad in die Tiefe sackte, hüpfte Ginny von der Tischplatte und schlang die Arme um sie, während Molly leise in ihre Schulter schluchzte.

„Ist schon gut“, murmelte sie, die nutzlosen Worte des Trosts, die sie selbst hassen gelernt hatte. „Tut mir leid, ich wollte nicht … ach, Mum.“

„Ihr werdet alle viel zu schnell erwachsen, weißt du das?“, flüsterte Molly und tätschelte hilflos ihre Wange.

„Wir könnten achtzig Jahre alt sein, aber erwachsen sind wir deswegen noch lange nicht.“ Ginny küsste sie flüchtig auf die Wange und kratzte die letzte Kraft, die die schlaflosen Nächte noch übrig gelassen hatten, zu einem kleinen Lächeln zusammen, obwohl auch das sich wie eine Lüge anfühlte. „Es wird alles gut, ja?“

Und so schnell, wie es gekommen war, war es vorbei, und Molly wischte sich hektisch die Augen, bevor in einem bemüht ruhigen Tonfall sagte: „Sag draußen Bescheid, dass wir gleich essen können, ja?“

„Mach ich.“ An der Tür blieb sie noch einmal kurz stehen und drehte sich um: „Mum, er wird alles wieder gut, hörst du?“

Molly scheuchte sie in ihrer gewohnt wuseligen Art in den Garten, und Ginny plumpste draußen auf das trockene Gras und lehnte sich gegen die steinerne Wand hinter ihr, während ein nagendes Schuldgefühl ihr kleine Nadeln in den Magen drückte.

Sehr gut gemacht, dachte sie düster. Wahnsinnig feinfühlig.

„Kommst du essen?“

„Hm“, machte sie, ohne aufzusehen. Ein paar zaghafte Sekunden später schob sich eine ihr allzu bekannte Brille in ihr Blickfeld, uns sie blinzelte zu der Gestalt hoch.

„Komme schon“, sagte sie leise und griff nach Percys ausgestreckter Hand.



Als Harry in dieser Nacht erwachte, hielt er die Augen zunächst fest geschlossen und hoffte entgegen jeder Vernunft, dass es Morgen war, dass sie nur dieses eine Mal nicht aufgewacht war – dass sie, wenn er gleich die Augen öffnete, tief und fest schlafend neben ihm liegen würde.

Wäre es Morgen gewesen, hätte er das Tageslicht durch seine geschlossenen Augenlider gesehen. Es war aber noch dunkel.

„Ginny?“, fragte er heiser, und obwohl er so müde war, dass er kaum die Augen offen halten, kaum klar denken konnte, bemühte er sich, all das zu ignorieren und rappelte sich hoch, um zu ihr heranzurutschen. Sie war unruhig; ihre Schultern zuckten, und sie wand sich fiebrig hin und her, während er noch versuchte, sie zu wecken.

„Ginny“, flüsterte er, während die Angst langsam sein vor Müdigkeit wie benommenes Gehirn weckte, und rüttelte ihre Schulter jetzt heftiger. „Aufwachen, Ginny, ist schon gut, wach auf – Ginny – “

Und dann, endlich, nach ein paar endlosen panikgetränkten Sekunden, durchlief ein heftiges Zucken ihren Körper und sie schnellte neben ihm hoch, mit einem kläglichen erstickten Schrei, der an seinen Eingeweiden zerrte, und krümmte sich zitternd neben ihm zusammen, die Hände um den Kopf geklammert, als könnte sie das schützen.

„Ist schon gut“, murmelte er tonlos und robbte zu ihr heran. „Du bist wach.“

„Was für ein Fortschritt“, krächzte Ginny.

Ihre Stimme klang, als würde man sie mit einem Seil strangulieren – und als sie nach einer kleinen Ewigkeit endlich zu ihm aufsah, glänzten die Tränen auf ihrem Gesicht, die sie beide so sehr hassten, weil sie beide wussten, dass Ginny Weasley nicht die Sorte Mensch war, die weinte, denn sie war diejenige gewesen, die alles versucht hatte, sich durchzubeißen, die die ganzen letzten Wochen nie auch nur ans Aufgeben gedacht hatte, solange noch irgendwo ein Fünkchen Hoffnung existieren könnte; sie war es gewesen, die nicht verzweifelt war, die immer bis ganz zum Schluss gehofft und vertraut und endlos positiv geblieben war, und wie konnte sie jetzt so klein und gebrochen vor ihm sitzen, schlichtweg jeder Kraft beraubt, weiterhin zu hoffen?

Und er gab sich die Antwort selbst; es gab einfach keinen Grund, weiterhin zu hoffen, sich weiterhin einzureden, dass es schon alles gut werden würde, weil es nicht gut war – und weil alle Hoffnung der Welt Fred nicht zurückbringen würden.

Sie richtete sich langsam neben ihm auf, und trotz all der Zeit, die er sie jetzt schon kannte, konnte er sich nicht erklären, woher sie auch jetzt noch die Kraft nahm, ihn anzusehen und seine Hand zu drücken und mit hohler Stimme die leeren Worte zu wiederholen, die in den letzten Wochen so viele Menschen so oft gesagt hatten. Es würde alles gut werden. Irgendwann.

Er wünschte nur, sie hätte das nur ein einziges Mal für sich selbst gesagt und nicht für alle anderen.

„Komm mal her“, murmelte er und zog sie in eine feste Umarmung, die nichts als schlichte Hilflosigkeit bedeutete; die nicht zärtlich oder romantisch war, sondern das pure Aneinanderklammern auf der Suche nach etwas Sicherheit, und wenn er ihr nur ein winziges bisschen Halt geben konnte, dann wäre das in Ordnung, dann könnte das das kleine bisschen sein, das sie brauchte, um noch ein wenig länger stark zu bleiben.

„Du musst noch ein bisschen durchhalten, ja?“, krächzte er in ihre Haare, die noch so weich waren wie in dem Moment, indem er zum ersten Mal seine Finger darin hatte vergraben dürfen, deren Geruch ein süßer, obgleich schmerzlicher Erinnerungsruf an ihren ersten goldenen Tag war, an diese wenigen gestohlenen Wochen vor so unendlich langer Zeit. „Nur noch ein bisschen länger, und ich verspreche dir, wir finden eine Lösung für all das, aber du musst noch – nur noch ein bisschen, und es wird bald vorbei sein, versprochen.“

„Versprich lieber nichts, was du nicht halten kannst“, flüsterte sie ausdruckslos, und ihre Lippen streiften für einen kleinen Moment – so leicht, so schnell, dass es Einbildung hätte sein können – seine eigenen, bevor sie ihn losließ.

„Oh, ich hab vor, es zu halten“, sagte er und drückte mit grimmiger Entschlossenheit ihre Hand. „Das kann ich dir auch versprechen.“

Tagsüber mochten sie junge Erwachsene sein, die zum ersten Mal seit Jahren wieder in Richtung Zukunft sehen konnten. Im Schutz der Dunkelheit waren sie nichts als Kinder, die der Krieg gebrochen hatte.

„Wirst du schlafen können?“, fragte Harry irgendwann.

„So wie sonst auch“, nuschelte sie, und ihre schmalen Schultern bewegten sich kaum merklich. „Schätze, das heißt eher nein, aber … ja, ich komm schon klar.“

Und sagst du das jetzt auch nur, damit ich mir keine Sorgen mache?

„Hör mal, ich weiß, dass du – dass du die anderen da nicht mit reinziehen willst“, sagte er stattdessen und rückte zu ihr heran. „Und es ist okay, aber ich häng sowieso schon mit drin, also – du musst für mich nicht so tun, als würde es dir nichts ausmachen, ich weiß nämlich, dass es das tut.“

„Das ist nicht wegen dir“, murmelte sie benommen und rutschte in seine Richtung, um den Kopf gegen die Wand lehnen zu können. „Ich will einfach nur – ich hab das alles so satt.“

„Ich auch.“

„Ich meinte nicht – ich rede nicht vom Träumen“, sagte sie und legte die Stirn auf ihren Knien ab. „Ich meine das alles. Die ganze Sache. Ich hasse es.“

Harry beschloss, nichts zu sagen, weil ihm ohnehin die Worte fehlten, die sie trösten könnten. Vielleicht gab es sie auch einfach nicht.

„Ich hatte einfach gehofft“, fuhr sie mit gedämpfter Stimme fort, „dass es irgendwie weitergehen würde.“

„Das tut es doch –“

„Guck dir doch meine Familie an“, erwiderte sie tonlos. „Weißt du, ich dachte immer, meine – gerade meine Familie würde das … irgendwie durchstehen, enger zusammenschweißen oder was auch immer, aber wir sind … ganz vorbildlich daran zerbrochen.“

Harry hob halb den Arm, und sie rutschte zurück an seine Seite und drückte ihr Gesicht schweigend in seine knochige Schulter.

„Ich wollte einfach weitermachen, verstehst du?“, fuhr sie ausdruckslos fort, in einem Tonfall, als hätte sie längst die Kontrolle über ihre eigenen Worte verloren, die haltlos durch die Dunkelheit stolperten, während sie erzählte, als wollte sie all das einfach nur noch loswerden, von sich stoßen wie ein schmutziges Kleidungsstück. Vielleicht wollte sie auch einfach nicht schlafen; doch er hatte so lange darauf gewartet, dass sie endlich mit ihm redete, dass er sie jetzt nicht aufhalten würde. „Was glaubst du denn, warum ich so scharf darauf war, auszuziehen, ich wollte – ich dachte, ich könnte vielleicht ein neues Kapitel anfangen, wenn ich ein bisschen … Abstand zu den anderen hätte. Ich dachte, hier einzuziehen und alles, das könnte mein – könnte unser neues Kapitel werden.“

„Und?“, fragte er, weil sie nicht fortfuhr.

Sie zuckte matt die Achseln. „Ich wollte … ich hab es so gehasst, wie sie alle versucht haben, ihn zu vergessen.“

„Sie haben doch nicht –“, setzte er an, obwohl er wusste, dass es stimmte.

„Oh, und wie“, unterbrach sie ihn mit einem hohlen Lachen, und obwohl er sie dafür bewunderte, machte es ihm ein wenig Angst, wie ruhig sie war. „Und ich hatte es so satt, wie ein ganzer Raum verstummt ist, wenn man ihn nur erwähnt hat – weißt du, wie alle immer – so getan haben, als wäre er nie dagewesen, nur, weil er's jetzt nicht mehr ist.“

Sie machte sich ruckartig aus seiner Umarmung los und stützte schwer atmend den Kopf in die Hände, die Handballen auf die Augen gepresst, als wäre sie entschlossen, keine einzige weitere Träne zu vergießen; und nach ein paar rasselnden Atemzügen, sackten ihre Arme müde auf die Matratze zurück, und als Harry abermals zu ihr hin rutschte und den Schleier roter Haare aus ihrem Gesicht bewegte, weinte sie.

„Ich hab heute nochmal mit Mum geredet“, sagte sie heiser, „weil wir uns gestern so in die Haare gekriegt haben wegen den Harpies und alles und ich … ich hab nur seinen Namen erwähnt und sie hat schon geheult. Ich weiß, dass das normal ist“, fügte sie hinzu. „Und ich verstehe sie auch und ich will um keinen Preis der Welt in ihrer Haut stecken, aber – weißt du, das war genau das, was ich nicht wollte. Ich wollte, dass es weitergeht. Ich wollte, dass wir – dass wir wenigstens noch über ihn reden und an ihn denken können, ohne, dass – ohne gleich einen halben Weltuntergang zu verursachen.“

Und als sie sich zu ihm umdrehte, war ihr Lächeln freudlos und bitter, als würde es ihr körperliche Schmerzen bereiten; Harry starrte stumm zurück in ihre vertrauten braunen Augen, in denen er ohne Tränen so viel lieber versank. „Es war naiv, zu hoffen, dass es so schnell wieder in Ordnung sein würde, oder?“

„Es wird irgendwann in Ordnung sein“, sagte er. „Irgendwann wird es das sein und ich … ich find's nicht naiv, ehrlich nicht. Vielleicht ist es einfach noch … ein bisschen zu früh.“

Tatsächlich konnte er sie nur bewundern, ohne jemals die Worte zu finden, ihr das zu sagen; wie sehr er sie bewunderte dafür, dass sie die ganze Zeit mit erhobenem Haupt in Richtung Zukunft getreten war, und dass sie, obwohl ihre ganze Welt um sie herum zusammengefallen war, noch nicht ganz aufgegeben hatte, und dass sie stark genug gewesen war, für alle anderen da zu sein – auch für ihn.

„Hör mal, du – du hast doch gesagt, dass das dein Kampf ist und alles“, sagte er nach einem langen Moment der Stille.

„Jetzt fang nicht wieder damit an“, sagte sie leise.

„Hör mir erst zu, ja?“ Er wartete, bis sie genickt hatte, und griff nach ihrer Hand, bevor er fortfuhr. „Es mag dein Kampf sein, aber das heißt nicht, dass du ihn ganz alleine kämpfen musst, ja?“

„Ich will nicht, dass du dir meinetwegen die Nächte um die Ohren schlägst.“

„Es wäre mein Privileg.“

Harry klopfte mit einer zitternden Faust an Ginnys Zimmertür, ohne große Hoffnung, dass sie ihn einlassen oder überhaupt auf ihn reagieren würde; doch er wollte es zumindest versucht haben, wenn nicht für sie, dann wenigstens für sich selbst, um sicher zu gehen, dass er alles versucht hatte, ihr zu helfen.

Sie schien zunächst nicht zu realisieren, dass er eingetreten war – er wäre gerne zu ihr hingegangen, um sie zu umarmen und zu trösten, es wenigstens zu versuchen, obwohl sie schlussendlich wohl beide wussten, dass kein Trost der Welt ihrem Schmerz gerecht werden konnte.

„Du kannst mich auch wieder rausschmeißen“, sagte er, als sie ihn ansah.

Ihre Hand sackte langsam auf die Matratze – und Harry benötigte einen langen Moment, zu begreifen, dass diese einfache Geste eine Einladung gewesen war, eine Erlaubnis, wenigstens bei ihr zu sein.

„Das war's dann also“, flüsterte sie, als er längst neben ihr saß, gerade so weit entfernt, dass er sie nicht berührte, doch nah genug, um jede einzelne Träne auf ihrem Gesicht ausmachen zu können. Er musste sie nicht zählen, um zu wissen, dass es zu viele waren. „Dann ist er jetzt also ganz offiziell tot.“

„Es tut mir so leid, Ginny.“

Keine Reaktion.

Sie verbrachten ein paar Minuten in absoluter Stille; und die schreckliche Gewissheit, dass es Fred war, den sie gerade beerdigt hatten, schien sämtliche Atemluft zu verbrennen.

Ginny bewegte sich ziellos auf der Matratze, und sagte dann tonlos, ohne ihn anzusehen: „Wie geht’s für dich jetzt weiter?“

„Keine Ahnung“, murmelte er. „Ich kann nicht ewig deinen Eltern auf der Tasche liegen, also –“

„Mum und Dad haben dich gerne hier, das weißt du.“

„Ich … ich werde mir vermutlich 'ne eigene Bleibe suchen, irgendwas Kleines, und dann kann ich – weitersehen.“ Wie lächerlich das alles klang.

„Und weißt du schon, wohin uns der Weg führt?“

Harry schloss die Augen. Öffnete sie wieder. Versuchte zu ergründen, ob sein Gehirn ihm einen Streich gespielt hatte.

„U-Uns?“, krächzte er.

Sie wandte sich ein Stück von ihm ab, und jetzt erst bemerkte Harry, dass sie ihn überhaupt angesehen hatte. „Natürlich komm ich nicht mit, wenn du's nicht willst“, sagte sie leise. „Aber du hast doch nicht wirklich gedacht, dass ich so bescheuert bin, dich ausgerechnet jetzt ziehen zu lassen? Den Fehler mach ich nicht nochmal, glaub mir.“

„Ginny, du hast keine Ahnung, worauf du dich da einlässt, mit mir“, flüsterte er, den Blick vorsorglich auf seine eigenen Knie gerichtet. „Ich bin – du würdest für immer im Auge der Öffentlichkeit stehen, ist dir das klar?“

„Ich weiß, dass du nicht irgendwer bist. Es ist mir egal.“ Wenn sie glücklich wäre, dachte Harry, hätte sie jetzt vielleicht gelächelt. Doch sie starrte ihn nur aus verweinten braunen Augen heraus an, ohne eine Gefühlsregung auf ihrem Gesicht, und dieses altbekannte Glühen in ihrem Blick, das früher so oft dort gewesen war, schien gänzlich erloschen zu sein. „Ehrlich, dafür, dass du der Auserwählte bist, bist du ganz schön langsam.“

„Du – du lädst dir damit viel mehr auf die Schultern, als du dir vorstellen kannst.“

„Wäre mir auch egal.“ Er fand den vertrauten Anblick eiserner Entschlossenheit in ihren Augen, als sie sich zu ihm umdrehte. „Es wäre mein Privileg, diese Last zu tragen, Harry.“

Und als er nichts sagte, legte sie ihre Hand federleicht auf seine, gleich einem kleinen, glückseligen Stromschlag gegenüber des anhaltenden Taubheitsgefühls, das von ihm Besitz ergriffen hatte; und so lächerlich ihre Worte auch klingen mochten in Anbetracht des Desasters, das sie ihr Leben nannten, konnte er nicht anders, als sich daran festzuhalten, als sie ganz leise sagte: „Uns gehört die Zukunft, Harry.“


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Ich wünsche Joanne Rowling, dass sie es schafft, nach den sieben Potter-Bänden eine andere Art von Literatur zu schreiben und dass die jugendlichen Leser mit der Lektüre mitwachsen werden.
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