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Fanfiction

Nach dem großen Krieg (R/H) - Steil bergauf

von Jessica21

Ich gestehe, ich habe meine Deadlines mal wieder furchtbar überschritten und so ist das letzte Kapitel nun schon wieder eine ganze Weile her. Und auch schon wieder über zwei Monate, seit Jo diese kleine Bombe Richtung Potter-Fandom geschmissen hat ... habt ihr alle brav Zeitung gelesen?

Tja, nun habe ich jedenfalls endlich zwei wohlverdiente (oh ja ... ) Wochen Osterferien, sonst außer essen und schlafen nicht viel mehr zu tun und daher auch genügend Zeit, das neue Kapitel fertig zu schreiben. Doch, wie könnte es anders sein, es ist schon wieder ziemlich spät, deswegen nur schnell Re-Kommis und los!

@mephisto: (Warum tipp ich eigentlich noch mephisto? Mittlerweile müsste jeder hier mitbekommen haben, dass du Erziehungsberechtigter bist ...) Hm, als Aufarbeitung hatte ich das letzte Kapitel eigentlich nicht unbedingt betrachtet - vielleicht als Anfang der Aufarbeitung? Vielleicht auch einfach nur als etwas Zeit, die Gedanken und Gefühle zu ordnen und natürlich, wie könnte es anders sein, eine Party zu schmeißen! ;) (Und die nächste ist nicht allzu weit entfernt!)

@Hermine+Ron forever: (Ich liebe deinen Usernamen. Immer noch.) Erst einmal ein liebes Dankeschön für das fleißige Kommisschreiben und auch die lieben Worte, es hat mir den Tag versüßt. :) Und ich bin ganz deiner Meinung - die Familie Weasley und vor allem unser armer Ron haben nun wirklich genug gelitten, es ist Zeit, dass es bergauf geht - steil bergauf, um genau zu sein! (Und hiermit geht der Preis für die beste Überleitung an ... *dümdümdüm* mich.)


***


Steil bergauf

"And I will hold on hope
And I won't let you choke
On the noose around your neck"
The Cave - Mumford&Sons



Etwas hatte sich verändert im Fuchsbau.

Viel mehr als eine Tatsache war es ein Gefühl, das mit dem ersten Licht des Tages herangewachsen war, und sich, obgleich kaum greifbar, in ihre Gemüter eingenistet und dort zarte Wurzeln geschlagen hatte, gleich einer jungen Blume; zerbrechlich, allzu leicht zerstörbar, doch trostspendend und wertvoll wie ein verloren geglaubter Schatz.

Die Stille war eine andere geworden. Es war nicht mehr länger jenes bedrückende Schweigen der letzten Woche, das jedes Lachen, jeden Ansatz besserer Stimmung unter sich begraben hatte. Nicht mehr die Ruhe vor dem Sturm. Vielleicht war es jetzt, dachte Hermine, während sie die Treppen zu Rons Zimmer hinaufstieg, eher die Ruhe danach, und eine ganz andere Art von Stille; Stille, die einfach etwas Zeit brauchte.

„Ron? Bist du wach?“

Sie schloss so leise wie möglich die Zimmertür hinter sich und betrachtete mit dem Anflug eines Lächelns den kleinen Teil seines schlafenden Gesichts, den sie zwischen Kissen und Decke noch ausmachen konnte. Pigwidgeon thronte auf der Bettkante und hackte geräuschvoll mit dem Schnabel auf das Holz ein.

„Du musst leise sein, Pig“, flüsterte Hermine, watete über den Mischmasch aus ramponierten Zauberschachfiguren und Socken auf das Bett zu und strich der winzigen Eule über das warme mausbraune Federkleid. „Du weckst ihn sonst auf“, fügte sie mit einem Blick auf den leise schnarchenden Ron hinzu und musste ob ihrer eigenen Worte lächeln. Die ganze Familie war bereits auf den Beinen, und wenn diese Geräuschkulisse ihn nicht geweckt hatte, dann würde Pigwidgeon ihn erst recht nicht stören.

Sie nahm ihm das nicht übel. Die Nacht war lang gewesen – besonders für ihn.

„Mine?“

Sie konnte ihm die Mühe anhören, ruhig zu sprechen, doch so leise, so zögerlich, wie das eine Wort geraten war, musste es missfallen sein.

„Ja?“

„Warum - “

"Hey." Sie suchte im Dunkeln nach seiner Hand und sah hoch in sein Gesicht – er starrte ihr Knie an.

„Warum hast du gesagt, er - er wäre noch da?“

„Weil er nie ganz fort sein wird“, flüsterte sie. „Nicht, solange ihr an ihn denkt. Niemand ist wirklich tot, bis er vergessen ist.“


Dass er es schlussendlich doch noch geschafft hatte, zu reden, bedeutete ihr mehr, als sie ihm sagen könnte. Nicht, weil sie diejenige war, der er sein Herz ausgeschüttet hatte – das war ihr zum Schluss sogar ziemlich egal, obwohl es sie ganz sicherlich nicht kalt gelassen hatte.

Irgendwann war es erträglicher geworden, sich all dieser Dinge, all dieser Geschehnisse der letzten Tage noch einmal bewusst zu werden; und vielleicht hatte es ihm ja doch geholfen, mit der ganzen Angelegenheit ein wenig zur Ruhe zu kommen. Vielleicht hatte es ihm ja doch gutgetan.

Du tust ihm gut, sagte Harrys Stimme unverhofft in ihrem Kopf.

„Tu wenigstens so, als wolltest du ihn schlafen lassen, ja?“, sagte sie zu Pigwidgeon, bevor sie sich leise neben Ron kuschelte, eine Hand über seine legte; und ein tröstlicher Gedanke schlich sich in ihren Kopf: Egal, was gewesen war, und egal, was sein würde; das alles konnte ihn jetzt noch nicht erreichen.

Sollte er ruhig schlafen. Sie würde ihn nicht wecken.

Sie nutzte die Gelegenheit seines Tiefschlafes, die vielen kleinen Details in seinem Gesicht zu betrachten und sich jedes einzelne davon genau einzuprägen. Die kleine Sommersprosse auf seiner Nasenspitze zum Beispiel. Die kurze, rötlich schimmernde Wimper, die in seinem Augenwinkel hing. Und der wundervoll friedliche Ausdruck auf seinem Gesicht.

„Wir erzählen ihm nicht, dass er verflucht süß aussieht, wenn er schläft, okay?“, sagte sie an Pigwidgeon gewandt und lächelte. Ron prustete leise.

„Du bist ja schon wach!“, rief sie aus und spürte sich rot anlaufen. Pigwidgeon machte vor Schreck einen Satz in die Luft und begann, hektisch im Zimmer herumzuflattern.

„Jetzt schon“, muffelte er und warf sein Kissen nach Pigwidgeon.

Hermine ignorierte das glühende Gefühl auf ihren Wangen und drückte seine Hand. „Wie hast du geschlafen?“

Ron stützte sich ächzend auf seinen Ellenbogen und warf einen schläfrigen Blick in Richtung Wecker. „Oh – ziemlich lang.“

„Allerdings. Es gab schon Frühstück.“

Er plumpste träge zurück und die Matratze hüpfte unter seinem Gewicht. „Kann diese Familie nicht mal einen Tag ausschlafen.“

„Es ist halb elf.“

„Sag ich doch.“

„Du kannst es vermutlich nicht mehr hören, aber – wie geht’s dir?“

Sie hatte seine offensichtlich so viel bessere Laune wirklich nicht gleich wieder zunichte machen wollen, doch sie hatte die Sorge um ihn noch nicht vollständig abschütteln können, obwohl er jetzt hier mit ihr lag und grinste und Witze riss, denn sie hatte die letzten Tage noch nicht vergessen.

Die Zimmerdecke schien plötzlich unglaublich interessant zu sein – jedenfalls starrte Ron sie so eingängig an, als hätte er eine geheime Botschaft darauf entdeckt. „Würdest du mir glauben, wenn ich 'gut' sage?“

Hermine zögerte nur einen Moment, bevor sie sich entschied, ehrlich zu sein. „Nein. Hattest du vor, 'gut' zu sagen?“

„Nicht wirklich.“ Er rollte sich zu ihr herum, bis seine Nasenspitze sich Millimeter von ihrer entfernt befand, dann fügte er hinzu: „Besser.“

Sie suchte in seinen Augen nach Ehrlichkeit und war überrascht, sie zu finden. Statt zu antworten, beugte sie sich vor und küsste ihn auf die Lippen, während die Erleichterung den Knoten in ihrem Bauch etwas lockerte, nichts als schlichte Erleichterung und Freude über das kleine Lächeln, das sich auf seine Lippen gestohlen hatte, als sie ihn losließ.

„Ron?“, sagte sie leise, während er unter der Decke die Arme um sie schlang, schielte hoch zu seinem Gesicht, und plötzlich sah er aus, als würde er sich wappnen; für die nächste Frage vielleicht, die nächsten Worte, die er nicht hören wollte.

„Hm?“

„Hast du Hunger?“

„Ich – was?“

Offenbar hatte er mit dieser Frage nicht gerechnet; er starrte sie einen Moment lang völlig verwirrt an, dann löste sich etwas aus seinem Blick, und, obwohl sie damit als allerletztes gerechnet hätte – er bekam einen Lachanfall.

„Was denn? So witzig war das jetzt wirklich nicht …“, murmelte sie verschmitzt, noch ein wenig verdutzt, doch insgeheim unendlich froh darüber, ihn lachen zu sehen.

„Doch, war es“, sagte Ron. „Übrigens, ja, hab ich, ziemlich sogar.“

„Na los“, sagte sie, stützte sich auf die Ellbogen, krabbelte unter seinen schwachen Protesten aus dem Bett und hielt erst inne, als sie an schon an der Tür war und bemerkte, dass er reglos auf der anderen Seite des Raumes stand, ohne Anstalten zu machen, ihr zu folgen. „Was?“

„Ich liebe dich“, sagte er. „Hab ich das irgendwann erwähnt in letzter Zeit?“

„Bestimmt“, erwiderte sie leise, streckte die Hand nach ihm aus und wartete, bis er die Finger zwischen ihre schob, dann zog sie in hinter sich her zur Tür.

„Ach ja, eins noch“, sagte er mit einem Blick auf sein Kopfkissen, das auf dem Boden lag, „ich bin nicht süß.“

Pigwidgeon, der nach Rons Angriff mit dem Kissen noch etwas zerzaust und reichlich mitgenommen aussah, hatte sich auf den gewaltigen Berg undefinierbarer Gegenstände, die auf Rons Schreibtisch Platz gefunden hatten, zurückgezogen und fiepte leise. „Du hältst dich da raus“, sagte Ron mit erhobenem Zeigefinger zu ihm. „Das nächste Mal werf' ich mein Schachbrett nach dir, und glaub mir, das tut dann wirklich weh.“



Percy war als Einziger noch unten in der Küche, als sie eintraten, ohne seine Hornbrille, doch mit zerzausten roten Haaren, einer Kaffeetasse in der Hand, und gegen die Anrichte gelehnt mit einem Gesichtsausdruck, als wäre es auch für ihn etwas später geworden.

„Oh, du arbeitest noch nicht, Percy?“, feixte Ron und angelte nach dem Karton mit Frühstücksflocken, der auf dem Tisch stand.

„Oh, du bist schon wach, Ronald?“, schoss Percy zurück. „Hättest doch ausschlafen können, ist ja schließlich Sonntag.“

„Ach, halt die Klappe.“

„Beeindruckend schlagfertig“, erwiderte Percy, warf Hermine einen vielsagenden Blick zu und machte sich dann, seine Tasse nach wie vor in der Hand, auf den Weg zurück in sein Zimmer.

„Er ist und bleibt ein verfluchter Klugscheißer“, murmelte Ron und begann, sich Müsli in den Mund zu schaufeln; Hermine sah ihm zu, ohne viele Worte zu verlieren, und sprach erst wieder, als er sich die zweite Portion nahm.

„Das wird schon wieder.“ Bis er realisiert hatte, dass sie nicht von Percy sprach, waren einige erstaunlich lange Sekunden verstrichen, in denen er sie verständnislos anstarrte, jedenfalls bis die Erkenntnis allmählich einrastete. „Okay?“

„'Kay.“ Er legte den Löffel beiseite, drehte sich wieder zu ihr um und brachte ein Lächeln zustande, das besser gelang als erwartet. „Hey, sag mal – willst du die Zauberschachpartie von gestern Vormittag noch zu Ende spielen?“

„Oh, bitte nicht, du gewinnst doch sowieso. Aber ich … ich muss noch etwas mit dir besprechen.“

„Ja? Was denn?“

„Es geht um die Sache mit Hogwarts“, sagte sie zaghaft. „Hör zu, wir waren uns ja eigentlich darüber einig, dass wir die Ferien gemeinsam verbringen – “
„Was heißt 'eigentlich'?“, fragte er argwöhnisch und schluckte den Kloß in seinem Hals gemeinsam mit dem letzten Löffel Müsli hinunter.

„Na ja, nach immerhin fast einem Jahr Australien … also, meine Eltern wollen, dass ich wenigstens die Herbst- und Weihnachtsferien zu Hause verbringe. Sie haben aber gesagt, dass es für sie gar kein Problem ist, wenn du im Herbst zu uns kommst – wenn du das willst.“

„Na klar will ich! Wenn das für deine Eltern in Ordnung ist – “

„Absolut. Ehrlich gesagt, ich glaube, sie sind ziemlich neugierig auf dich, ich hab so viel erzählt … “, Hermines Stimme verlor sich ins Nichts – sie lief kaum merklich rot an.

„Ach ja?“, grinste er. „Was hast du denn erzählt?“

„Oh, sei bloß still, du Schuft“, erwiderte sie verschmitzt. „Nein, das Problem ist Weihnachten. Ich nehme mal an, dass du Weihnachten genauso bei deiner eigenen Familie verbringen sollst wie ich?“

„Glaube schon.“ Vielleicht hätte er sogar gehen dürfen, wenn es nicht das erste Weihnachtsfest nach der Schlacht, nach Freds Tod, gewesen wäre. Unmöglich, dass Molly ihn gehen ließ.

„Und wenn sie herkommen?“, sagte er langsam. „Deine Eltern, meine ich?“

„Denkst du, dass das geht?“

„Ehrlich gesagt – ist das vielleicht gar nicht schlecht, dann wäre Mum ein bisschen beschäftigt, und Dad sowieso – ich meine, zwei waschechte Muggel in seinem Haus, der würde doch ausrasten! – ich glaube, sonst läuft Weihnachten Gefahr, dieses Jahr ziemlich – trostlos zu werden, nach allem, was in letzter Zeit los war … du weißt schon.“

„Ich könnte sie fragen“, sagte Hermine, gerade noch rechtzeitig, bevor die Stille unangenehm wurde. „Mum und Dad, meine ich. Aber deine Eltern müssen damit wirklich einverstanden sein.“

„Na ja, es ist den Versuch wert, oder?“, erwiderte er. „Dann könnten wir Weihnachten zusammen sein.“

„Jaah … “, sagte sie vage, offenbar versucht, nicht in bedrücktes Schweigen zu verfallen, während Ron sich auf dem Frühstückstisch umsah, was er noch essen könnte.

„Du kannst dir Pigwidgeon ausleihen“, sagte er, als er sich für Toast entschieden hatte, „wenn du ihnen schreiben willst.“

„Ron, meine Eltern sind Muggel, was denkst du, wie das aussieht, wenn eine Eule bei ihnen am Fenster sitzt? Lass uns doch noch Ottery St. Catchpole runtergehen, da wird es ja wohl ein Postamt geben.“

„Schade. Ehrlich gesagt, ich wäre froh, wenn ich den Kerl los bin. Was hast du denn noch alles mit ihm besprochen, als ich geschlafen habe?“, fügte er hinzu.

„Nichts weiter“, erwiderte sie rasch, und obwohl sie erneut rot anlief, schien sie mindestens genauso erleichtert zu sein wie er, dass ein Themenwechsel stattgefunden hatte – doch der Gedanke an ihre bevorstehende Abreise und den kläglich kurzen Zeitraum, der ihnen bis dahin noch blieb, hatte sich gleich einem tödlichen Keim in der Luft abgesetzt und weigerte sie beharrlich, Platz zu schaffen für positivere Gedanken, die sie alle so dringend nötig hatten.

„Ist Mist, oder?“, fragte er sie und warf seinen Toast wieder auf den Teller zurück, ohne einen Bissen gegessen zu haben – der Appetit war ihm vergangen.

„Ich weiß nicht“, murmelte sie. „Es war ja meine Entscheidung.“

„Und die steht endgültig fest?“, rutschte es ihm heraus; er hatte ihr gesagt und sich auch fest vorgenommen, sie nicht zu beeinflussen, doch er konnte, wollte die letzte Hoffnung nicht aufgeben, bevor er musste.

Hermine drehte sich zu ihm um und schenkte ihm ein seltsam mitleidiges kleines Lächeln. „Ja“, sagte sie leise. „Die steht fest.“

Er hätte gewettet, dass sie verstanden hatte, und dass sie die unvermeidliche Enttäuschung auf seinem Gesicht nur allzu gut sehen konnte, obwohl er sie zu verbergen versuchte. „Okay, dann … machen wir das Beste daraus?“

„Natürlich.“ Sie rutschte in seine Richtung, bis sowohl ihre eigenen als auch die Beine ihrer Stühle sich berührten, und fuhr fort: „Du wirst lachen, aber ich habe nachgerechnet – und heute ist der erste von zweiundfünfzig Tagen, die wir noch haben – und ich habe vor, jeden einzelnen davon mit dir zu verbringen. Ein ganzer Sommer“, fügte sie hinzu, „und wir können machen, was wir wollen. Wir können noch mal zum See gehen oder runter nach Ottery St. Catchpole, wir können bei Harry und Ginny vorbeischauen oder nach London fahren, und, ja, wir können auch einfach hierbleiben und den ganzen Tag Zauberschach spielen. Es ist mir wirklich vollkommen egal.“

Er blinzelte. „Zauberschach? Den ganzen Tag?“

„Vielleicht nicht den ganzen Tag“, sagte sie rasch, doch ihre Mundwinkel zuckten.

Er drückte ihre Hand, weil ihm die Worte fehlten, ihr zu sagen, was er tatsächlich sagen wollte; und vielleicht musste er das auch gar nicht, vielleicht würde sie verstehen, wie sie ihn immer verstanden hatte, und das wäre dann genug.



Die Sonne hatten binnen weniger Minuten Hitze wie einen unsichtbaren Schleier über ihre Haarschöpfe gelegt und lange, gezerrte Schatten an ihre Fersen genäht, die sie auf der erwärmten Straße hinter sich herzogen wie dunkle Tücher, während sie durch Ottery St. Catchpole spazierten, das in der friedlichen Ruhe eines sommerlichen Sonntagnachmittag schwelgte; und während der süßliche Geruch von Erde und Früchten sich allmählich in ihre Nasen grub, schlich sich unverhofft, unerwartet, doch freudig begrüßt, neue Hoffnung und ein positiveres Gefühl in ihre Herzen, hielt sich dort fest, bis das gelegentliche Lächeln auf ihren Gesichtern es zur Gänze dort verankert hatte.

„Das war's“, sagte Hermine, als sie den Brief an ihre Eltern in den ersten Briefkasten gesteckt hatte, den sie hatten finden können, und der metallene Deckel des Einwurfschlitzes fiel klappernd wieder zu. „Was ist los?“

„Ich rieche Eis“, sagte Ron, der mit in dem Rücken zu ihr stand und nun tatsächlich auf eine kleine Eisdiele nicht weit entfernt auf der anderen Straßenseite deutete.

„Es gab vor einer Stunde Mittagessen“, sagte Hermines Stimme hinter ihm – doch sie klang amüsiert und das war alles, was er hören wollte; alles, was er wahrnahm.

„Schon, aber wir hatten keinen Nachtisch“, erwiderte er. „Komm schon, nur eine Kugel“, fügte er hinzu, zog sie hinter sich her unter die knallgelben Sonnenschirme und bestellte sich drei.

Er wusste, dass seine Fröhlichkeit sie verwirrte. Doch das letzte, was er wollte, war es, wieder in den Frust der letzten Tage abzurutschen, und wenn Hermine nun wirklich bald weg war, wenn sie wirklich, wie sie gesagt hatte, nur noch zweiundfünfzig Tage hatten, bis es soweit war, dann wollte er diese Zeit wenigstens genießen, so gut er konnte.

„Was hältst du eigentlich von Ginnys Idee?“, fragte sie, als sie sich, beide mit einer Eiswaffel in der Hand, auf eine freie Bank ein paar Straßen weiter gesetzt hatten. „Für Harrys Geburtstag, meine ich?“

„Seien wir ehrlich, sie könnte ihm einen Papierflieger schenken und er würde sich trotzdem freuen, einfach, weil es von Ginny kommt“, sagte er augenrollend und streckte den Arm nach vorne, damit das in der Sonne rasend schnell schmelzende Eis nicht auf seine Schuhe tropfte. „Das Beste daran ist ja sowieso, dass wir uns keine Gedanken mehr um Geschenke machen müssen, weil wir ohnehin schon mithelfen – “

„Oh, ha ha“, sagte sie, doch er hörte nicht mehr zu; er war jäh verstummt, als sich in seiner Erinnerung ein anderes Datum regte, dass auch nicht mehr allzu weit entfernt lag und ihren, Hermines, Geburtstag markierte. Und dann schlug ihn die Erkenntnis wie ein Backstein in den Magen: Sie würde dann schon nicht mehr hier sein.

Er starrte stumm sein Eis an und verspürte, nicht zum ersten Mal an diesem Tag, sein Hungergefühl in Sekundenschnelle abflauen.

„Was wünschst du dir zum Geburtstag?“, fragte er tonlos.

„Was? Wie kommst du denn jetzt auf – “

„Du hast doch im September Geburtstag“, sagte er. „Was wünschst du dir?“

„Ich will kein Geschenk“, sagte sie rasch.

„Komisch, ich würde wetten, das hat Harry auch gesagt, und Ginny fährt mit dem besten Geschenk auf, dass man sich nur hätte ausdenken können.“

„Schon, aber – “ Plötzlich lächelte sie. „Denk du dir doch was aus.“

„Mach ich.“ Und als sie nichts erwiderte, fügte er hinzu: „Zweiundfünfzig Tage, hast du gesagt?“

„Zweiundfünfzig Tage“, wiederholte sie leise.

„Na dann … auf die nächsten zweiundfünfzig Tage“, sagte er und streckte die Hand aus.

Sie machte ein Gesicht, als versuchte sie, ein Lachen zu unterdrücken, hob ebenfalls ihre Eiswaffel, und sie stießen damit an, als wären es Sektgläser, stumm ihren Pakt besiegelnd, glücklich zu sein.

Denn eines wusste er mit Sicherheit: egal, wie die nächsten Tage sich gestalten würden, egal, was noch auf sie zukommen mochte – allzu viel Zeit hatten sie nicht mehr, und sie müssten verrückt sein, sie nicht wenigstens zu nutzen, so gut sie konnten.

Wie sie gesagt hatte – es würde schon alles in Ordnung kommen.

--
Gute Nacht alle zusammen & fleißig Kommis schreiben nicht vergessen!


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