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Fanfiction

Nach dem großen Krieg (R/H) - Sommer

von Jessica21

Hallo zusammen!

Nun sind meine Sommerferien fast vorbei, und obwohl ich selbst noch ein paar letzte Tage im sonnigen Frankreich verbringe (MÜCKEN!), vermute ich, dass es in Deutschland mittlerweile Herbst ist. (Wie ist das Wetter bei euch?) Insofern ist das Timing für dieses Kapitel ganz gut!

Euch allen nachträglich noch einen fröhlichen (oder nicht so fröhlichen ... wo zur Hölle ist mein Hogwarts-Brief?) ersten September!

(Funfact am Rande - es sind nur noch 3 Jahre bis zum Epilog!)

(*sich in nutella ertränk*)

Re-Kommis!

@Adaman: Danke dir! Hoffentlich gefällt es dir weiterhin! ^^

@mephisto: Sei geduldig, du wirst es erfahren! :) (Aber du bist nicht ganz auf dem Holzweg ...)


***

Sommer

"But I'll be home in a little while
Lover, I'll be home"
Home - Mumford & Sons

***





Wenn es eines gab, das Hermine an diesem Sommer in Erinnerung bleiben würde, dann war es, wie gegensätzlich er war. Wie hell, und doch wie dunkel.

Glückliche Momente, und traurige Momente.

Sie waren wie Farben, die nach Belieben gemischt und verrührt werden konnten.

Sie hatte gelernt, dass Glück und Traurigkeit sich nicht ausschlossen. Ganz und gar nicht.

Sie konnten koexistieren.

Sie taten es. Jeden Tag.

Was sie und Ron betraf, sie hatten beschlossen – nicht darüber gesprochen, doch sie waren sich entgegen jeder Regel absolut einig – die dunklen Farben für eine Weile zu ignorieren und glücklich zu sein, so gut sie eben konnten. Weil sie mussten.

Weil ihnen die Zeit davonlief.

Und je schneller sie lief, desto intensiver schienen sie ihre letzten, goldenen Tage zu erleben. Sie atmeten elementaren Sauerstoff, wollten ganz sicher gehen, dass sie den Sommer vollständig ausgekostet hatten, bevor er zu Ende ging; dass sie ihn in den hellsten Farben gemalt hatten, die ihnen zur Verfügung standen.

Es war vor allem Ron, der versuchte, es zu genießen, so gut er nur konnte, und es war Hermine, die sich bemühte, sich an jedes kleinste Detail zu erinnern. Es waren diese Details, die ihre Zeit in Hogwarts etwas erträglicher machen würden. Sie würde sich erinnern. Wenn sie es vergaß, würde sie sich nicht daran festhalten können, sobald der Sommer vorbei war – also begann sie, es sich ganz genau einzuprägen, und die unbedeutendsten Kleinigkeiten fest in ihrem Gedächtnis zu verstauen.

Wie leicht Rons Haare durch ihre Finger glitten. Warmes, leuchtendes Weasleyrot.

Wie seine Stimme klang, wenn er ihr, wieder und wieder, erklärte, was sie beim Schach falsch machte. Die Liste war lang, und Hermine war sich sicher, dass sie ewig schlecht darin sein würde. Es störte sie nicht, weil es Ron immer freute, ihr etwas beizubringen.

„Du wirst schon besser“, sagte er meistens. Natürlich wurde sie nicht besser.

Schwarze Schachfiguren. Weiße Schachfiguren.

Wie seine Hand verstohlen unter dem Esstisch zu ihr herüber rutschte. Wie sie dann beide versuchten, sich das Grinsen zu verkneifen. Wie sein Daumen und sein Zeigefinger sich beinahe berühren konnten, wenn ihre Hand in seiner ruhte.

Wie seine Lippen sich auf ihren anfühlten.

Wie sein Atem in ihrem Ohr kitzelte, wenn er neben ihr einschlief.

Und wie sehr sie ihn vermissen würde. Dieser Gedanke verlieh jedem noch so glücklichen Moment einen bittersüßen Beigeschmack.



„Happy Birthday, Harry“, sagte Hermine und entließ ihn aus ihrer Umarmung.

„Achtzehn, Mann!“, grinste Ron neben ihr und klopfte ihm auf den Rücken.

Das Geburtstagskind in Frage stand noch ein wenig verdattert grinsend zwischen ihnen, was nicht weiter verwunderlich war, da das Wohnzimmer von Nummer 7 sich nun immer rascher mit Gästen füllte, und Harrys anhaltend überraschter Miene nach zu urteilen, hatte er nicht gewusst, wer alles kommen würde. Ginny, die das zweifellos ausgeheckt hatte, lehnte grinsend im Türrahmen.

Hermine beobachtete sie eine Weile, während nach und nach immer mehr bekannte Gesichter aus dem Kamin stiegen – sämtliche Weasleys waren bereits anwesend, Andromeda und Teddy waren aufgetaucht, und alte Schulfreunde, von denen sie den meisten noch nie außerhalb von Hogwarts begegnet waren. Ginnys Lächeln wirkte erschöpft, aber zufrieden, und dass sie nicht den Schlaf bekam, den sie benötigte, sah man ihr nur an, wenn man es wusste. Sie gab sich Mühe.

Hermine spürte Rons Hände auf ihren Schultern und ließ sich von ihm in den Garten lotsen, wo die glühende Nachmittagssonne sich wie ein Schwall heißes Wasser über ihnen ergoss, und beschloss, sich nicht einzumischen. Teils, weil sie es Harry versprochen hatte – teils, weil sie ohnehin nicht wusste, was sie tun könnte.

Und weil der Frieden zu vollkommen war, um ihn zu stören.

Nicht jetzt.



Gelächter und Gesprächsfetzen plätscherten durch die Runde wie warmes Wasser. Es schwappte gegen die Stuhlbeine, spielte um die Füße der Gäste, setzte sich in ihrer Kleidung ab wie ein weicher Schleier aus Friede und Behaglichkeit, der sich langsam über ihren Köpfen zusammenschloss und sie in eine undurchlässige Schutzschicht hüllte. Selbst das Wetter hatte entschieden, sich von seiner besten Seite zu zeigen – der Himmel war klar und blassblau, und ein paar vereinzelte Wolken wehten wie Wattebäusche über den kleinen Ort hinweg.

Ein schwebender Moment der sorglosen Unendlichkeit.

Ein weiteres kleines Licht, das Hermine sorgsam in ihrem Gedächtnis aufbewahren würde.

„Jedenfalls“, sagte Seamus und schluckte ein Stück Siruptorte, „meinte Neville, er würde jetzt doch nicht nach Hogwarts zurückgehen, und stattdessen im Ministerium – “

„Du gehst nicht zurück?“, rutschte es Hermine heraus, und sie beugte sich nach vorne, um bessere Sicht auf Neville zu haben, der ein paar Plätze zu ihrer Rechten saß.

„Ich hatte es mal vor“, erklärte er nach einer kurzen Pause, „aber dann dachte ich, das ist es nicht wert, und ich fang wahrscheinlich im Aurorenbüro an oder so was – “

„Dann sehen wir uns da“, sagte Ron erfreut.

Hermine jedoch war unwillkürlich und von allen Anwesenden unbemerkt ein Stück in sich zusammengefallen, und ihr Lächeln drohte zu erschlaffen. Sie hätte es nicht erwarten sollen, dachte sie düster: Sie hatte nicht hoffen sollen, dass Harry und Ron die Einzigen sein würden, die sich gegen eine Rückkehr in die Schule entschieden. Sie würden, wie Neville, beginnen, eine neue Welt zu errichten, während sie selbst ein letztes Mal in die Mauern des Schlosses zurückkehrte, die einmal ihr Zuhause gewesen waren. Wenn sie nur sicher sein könnte, dass es das noch sein würde.

„Wer von euch geht denn zurück?“, fragte sie, und hoffte, dass sie es nicht bereuen würde. Dann, etwas leiser: „Irgendjemand?“

„Ich“, erwiderte eine undeutliche Stimme und Lunas Hand reckte sich von der anderen Seite des Tisches her in die Luft, wie ein flackerndes Licht. Ein kleiner Trost.

Hermine bemühte sich, zu lächeln. Sie würde nicht alleine sein.

„Seid ihr alle satt?“, fragte Ginny in die Runde. „Wenn ja, dann wäre es allmählich Zeit, Geschenke auszupacken; wenn ihr doch noch Hunger habt, packen wir jetzt trotzdem Geschenke aus.“

Gedämpftes Gelächter.

Momente des Friedens.

Es war Rons leise murmelnde Stimme, die die wehmütigen Gedanken endgültig beiseite wischte und Hermine zurück in den Garten von Nummer 7 holte. „Oh, das wird klasse.“

Er hatte Recht, natürlich: Ginny hätte sich schlichtweg kein besseres Geschenk ausdenken können.

Das helle Geräusch von zerreißendem Papier klang in ihren Ohren, während Harry, als Zentrum der im Kreis aufgestellten Gästeschar, das Paket auszupacken begann. Scharlachrotes Geschenkpapier regnete auf den dunkelgrünen Rasen, und alle Anwesenden vergaßen für ein paar Sekunden, wie man atmete und blinzelte. Der Pappkarton wurde zerschnitten und aufgeklappt.

Vor ihnen stand ein elfjähriger Junge.

In der Hand hielt er einen Nimbus 2000.



„Du hättest dein Gesicht sehen müssen“, erklärte Ron ein paar Stunden später mit hochzufriedener Miene, als sie im Fuchsbau waren und die Dunkelheit sich langsam um die Ecke schlich.

„Schenk ihm nächstes Jahr noch einen Besen und mach ein Foto“, schlug Hermine vor.

Sie hatte ein Foto gemacht. Von Harrys Hand, die ungläubig über dem Besen schwebte, und von Ginny, die lachend von ihm durch die Luft gewirbelt wurde. Von Ron, der „Nehmt euch‘n Zimmer“ brummte, aber grinste, wie alle anderen auch.

Es lag sicher verstaut bei den anderen Erinnerungen, in einer Kiste in ihren Gedanken.



Die Zeit rannte.

So schnell, dass sie stillzustehen schien. So schnell, dass sie es kaum noch bemerkten.

In der Winkelgasse war sie zurückgedreht worden.

Hermine konnte sich nur verschwommen an ihren letzten Besuch hier erinnern, doch sie hatte noch deutlich vor Augen, wie dunkel es gewesen war, und wie kalt. Das Ende des Krieges hatte auch hier eine neue Schicht Farbe über die alte gelegt. Es herrschte vertraute Betriebsamkeit wie in alten Zeiten – das wirre Geschnatter und rege Treiben ganz normaler Menschen, die ganz normale, unwichtige Einkäufe tätigten.

Wie viele von ihnen waren glücklich? Wie viele hatten den Krieg gewonnen?

Wie viele hatten den Frieden mit ihren Liebsten bezahlt?

„Das müsste alles sein … nur noch etwas Pergament, und dann können wir – Ron?“

Hermine hob den Blick von der Liste ihrer Schulsachen und drehte sich nach ihn um, verwirrt, dass er nicht mehr neben ihr war. Ein schmerzhaft vertrauter, versteinerter Ausdruck stand auf seinem Gesicht – und als sie seinem Blick mit rasch wachsender Sorge folgte, sah sie zu Weasleys Zauberhafte Zauberscherze auf.

Aber es war nicht mehr Weasleys Zauberhafte Zauberscherze.

Die Schaufenster starrten sie an wie die Augen eines Blinden: sie waren leergeräumt und der Innenraum durch Jalousien vor neugierigen Blicken verborgen worden. Der Laden war wie ein verwundetes Tier, blickte klagend zu ihnen herab, sämtlicher Schönheit jener vergangenen Tage vor so unendlich langer Zeit beraubt.

„Es sieht furchtbar aus“, sagte sie leise.

„Aber so war es nicht, als ich mit George hier war, es … “ Ein trockenes Räuspern. „Da war alles noch wie immer, er … er muss nochmal hier gewesen sein.“

Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis er sie endlich ansah. Die Menschen gingen einfach weiter.

„Ich dachte wirklich, er überlegt es sich!“, sagte Ron laut und schaute zu dem kalten und trostlosen Laden auf, als könnte er ihn zwingen, nicht mehr kalt und trostlos zu sein. „Ich hatte gehofft, er würde ihn irgendwann vielleicht … “

„ … wieder öffnen?“

„Ja.“

„Ron“, sagte sie nach einer Weile und griff nach seiner Hand. „Komm.“

Es war ihr letzter gemeinsamer Monat. Sie hatten es verdient, glücklich zu sein.



„Ich meinte ja nicht – ich dachte nicht, dass er ihn jetzt wieder aufmacht“, sagte Ron, als sie am gleichen Abend im Wohnzimmer auf dem Sofa saßen, und er sprach, als würde er ein Gespräch fortführen – ohne ein Zeichen, dass Stunden vergangen waren. „Aber …“

Hermine hatte die Nase in ihren neuen Schulbüchern vergraben; ihre Augen waren im Rhythmus seines schlagenden Herzens gegen ihren Rücken über die Zeilen gewandert, begierig darauf, sie auswendig zu lernen, all die Informationen in sich aufzusaugen, so als wäre sie wieder elf Jahre alt, und daher dauerte es einen Moment, bis sie die neuen, komplexen Verwandlungen aus ihrem Kopf vertrieben hatte und auf das abgenutzte Sofa zurückgekehrt war.

Sie blinzelte, statt zu antworten, obwohl sie ganz genau wusste, was er hatte sagen wollen, und senkte ihr Buch, während das Bild des Ladens noch einmal vor ihrem inneren Auge auftauchte. Es hatte so endgültig ausgesehen.

Dort war seit tausenden Jahren niemand mehr gewesen. Und in tausend Jahren würde niemand dorthin zurückkehren.

„Soll er machen, was er will“, sagte Ron schließlich und kratzte sich an der stoppeligen Wange. „Aber wenn er versucht, ihn zu verkaufen, mach ich ihm die Hölle heiß.“

„Ich glaube nicht, dass er das tun wird“, sagte sie leise und stellte ihr Buch wieder auf sein angewinkeltes Knie.

„Ich sag ja nur …“

„Kommt ihr zwei Abendessen?“ Arthur Weasleys müdes Gesicht lächelte zu ihnen herein.

„Geht nicht“, sagte Ron und deutete, nun matt grinsend, auf sein Knie. „Ich werde hier als Bücherstützte missbraucht.“

„Oh, nun hab dich nicht so“, erwiderte sie, lief dunkelrot an und klappte das Buch zu.



Der August brachte einen Schwall von Ereignissen mit sich, die wie ein warmer Windstoß durch den Fuchsbau fegten, als wollten sie seine Bewohner einmal gründlich wachrütteln.

Ginnys Probespiele bei den Holyhead Harpies hatten begonnen, und selbst Hermine, deren Interesse an Quidditch normalerweise dem am Schachspielen gleichkam, lauschte gespannt ihren Berichten, wann immer sie und Harry mit Neuigkeiten in den Fuchsbau kamen. Es stellte sich heraus, dass Ginny tatsächlich zu jung war, um mit der Mannschaft zu trainieren: doch ihr Alter änderte nichts an ihrem Talent, das niemand zu bestreiten wagen würde.

Sie kam in den Jugendkader, und niemand störte sich daran, am allerwenigsten Ginny.

Auf diese Nachricht wurde im Fuchsbau – passenderweise war es ein Samstag, und die wöchentlichen gemeinsamen Abendessen waren ohnehin längst zur Tradition geworden – mit der ganzen Familie angestoßen, und über das eifrige Getratsche und Gelächter hinweg fiel zunächst niemandem auf, dass Bill und Fleur sich Gehör zu verschaffen versuchten.

„Hey … hey! Leute, könnt ihr – könnt ihr eine Minute die Klappe halten, wir haben Neuigkeiten!“

Die Gespräche flauten nur zögernd ab, doch Bill und Fleur, die aufgestanden waren, ließen sich davon nicht stören, und das lebendige Durcheinanderreden wich verwirrten Blicken beim Anblick ihrer strahlenden Gesichter.

Erwartungsvolles Schweigen.

„Was habt ihr ausgefressen?“, fragte Ron misstrauisch.

„Das kann ich dir sagen, Ron“, sagte Bill und legte den Arm um Fleur. „Wir haben ein Baby ausgefressen.“

„Ich bin schwanger“, fügte Fleur überflüssigerweise hinzu, und was auch immer sie dann noch zu sagen versuchte, ging in plötzlichem Freudengeschrei und ungläubigem Lachen und Umarmungen und Glückwünschen von allen Seiten unter.

Der Fuchsbau tat einen tiefen Atemzug. Das Leben war in ihn zurückgekehrt.



Was für ein Sommer das gewesen war, dachte sie manchmal. Sie dachte es noch Jahre später.

Es war ein besonderer Sommer gewesen, und Hermine würde sich an alles erinnern.

Sie würde sich erinnern, an das Lachen und Weinen, an die schweren und an die leichten Tage; sie würde sich an die Sonne auf ihrer Haut erinnern und an das Rennen im Regen, so schnell, dass sie fast über die nassen Hügel zu fliegen schienen. Sie würde den Geschmack von reifen Himbeeren noch viel, viel später auf der Zunge spüren können, und Pigwidgeons warmes Gefieder unter ihren Fingern; und wie sie sich zum zweiten Mal in den Jungen verliebte, der jetzt ein Mann war.

Und die Hängemattennacht. Wahrscheinlich würde sie sich vor allem an die Hängemattennacht erinnern.



Die Sterne tanzten über ihren Köpfen, während sie schweigend hin und her pendelten, und Rons altes, ramponiertes Radio, das unten im Gras stand, füllte die rasch abkühlende Luft mit leiser Musik.

„Das ist er dann also“, sagte er, offenbar bemüht, zu lächeln. „Der große, schreckliche, zweiundfünfzigste Tag.“

Hermine begann leise zu schluchzen.

„Hey, ich – ist schon gut!“, sagte er, entsetzt darüber, was seine Worte angerichtet hatten.

Es waren gar nicht seine Worte, die ihr die Tränen in die Augen trieben. Sie hatte sie schon den ganzen Tag mit sich herumgeschleppt; jetzt waren sie nur zu schwer geworden.

„Ich sollte mich gar nicht so aufführen, habe ich Recht?“, schniefte sie und rollte sich in der schwach baumelnden Hängematte ein Stück in seine Richtung. „Ich meine, ich hab es mir doch ausgesucht, ich sollte nicht … du bist der Einzige, der einen Grund hätte, sich zu beklagen.“

Er beklagte sich aber nicht. Er wartete nur ab, bis der Tränenstrom zumindest halbwegs versiegt und einem kläglichen Schluckauf gewichen war.

„Alles okay?“, fragte er dann, offenbar ein wenig besorgt, und sie schien nicht imstande, dem seltsam leeren Gefühl in ihrem Bauch Worte zu verleihen: Es wirkte so schmerzlich real, zu nah, um es wirklich greifen zu können, dass sie in ein paar Stunden nicht mehr hier liegen und mit ihm reden können würde.

„Morgen früh bin ich weg“, sagte sie, weil es das das Einzige war, dass ihr zu sagen einfiel, und er stieß ein resigniertes Seufzen aus, während sie sich die Augen mit dem Handgelenk wischte. „Morgen bin ich in Hogwarts, und du bist hier.“

Es war nicht das, was sie wirklich sagen wollte: Sie wusste nur nicht, wie sie das bedrückende Gefühl beschreiben sollte, dass sich in ihrem Brustkorb festgeklammert hatte.

„Ich habe ein bisschen Angst“, sagte sie schließlich und stellte fest, dass es die Wahrheit war, absehen davon, dass es nicht nur ein bisschen Angst war. Angst wovor, das fand sie erst heraus, als sie es ihm sagte.

„Ich will dich nicht verlieren.“

Die Gitarrentöne aus Rons Radio zitterten in der Dunkelheit.

„Du verlierst mich doch nicht!“, protestierte er sofort und richtete sich ein Stück auf.

„Es ist ein Jahr, Ron.“

„Nein, es sind nur ein paar dämliche Wochen, und dann – “

„Du kannst mir nicht garantieren, dass sich nichts ändern wird“, sagte sie leise und versuchte sich gleichzeitig stumm zu überreden, dass es absolut keinen Sinn hatte, zu weinen.

Natürlich erfolglos.

„Hör zu, du wirst mich so schnell nicht los, ja?“, sagte er, und es klang fast wie eine Drohung. Sie lachte, während sie sich noch die Tränen vom Gesicht wischte, und er plumpste wieder neben sie. „Mach dir keine Hoffnungen. In ein paar Wochen bist du schon wieder da, und dann sind wir bei deinen Eltern, und es wird sich gar nichts ändern.“

Er sprach es aus, als wäre es nichts, obwohl auch er, seiner Miene nach zu urteilen, Angst hatte. Was für eine traurige Ironie das wäre, wenn der Ort, der sie erst zusammengebracht hatte, sie schlussendlich wieder trennen würde.

„Du fehlst mir“, murmelte sie.

„Hey, ich bin hier!“, sagte er lachend und rüttelte sie sachte, bis ihr ein Kichern entwischte. „Ich bin direkt vor dir, Hermine!“

„Schon gut, schon gut!“

Das Gelächter versickerte in der Erde wie Wasser, und erst, als es ganz verstummt war, bemerkten sie, dass sie Hängematte still stand, doch Ron machte sich nicht die Mühe, sie noch einmal anzustoßen.

„Danke für diesen Sommer“, flüsterte sie irgendwann. „Danke für diese zweiundfünfzig Tage.“

„Wir haben noch ein bisschen Zeit“, sagte er rasch, als könnte sie das trösten.

„Ein paar Stunden“, erinnerte sie ihn und hasste sich prompt dafür. „Normalerweise würden wir die mit schlafen verbringen.“

„Wäre furchtbare Verschwendung, oder?“

„Hmm“, machte sie und stellte sich mit geschlossenen Augen die schwankenden Baumwipfel über ihren Köpfen vor. „Dachte ich auch. Eigentlich sollten wir sie nutzen.“

Sie konnte das Grinsen auf seinem Gesicht ganz genau sehen.

„Was hältst du von rumknutschen?“

„Ja, das war ungefähr das, was ich mir vorgestellt hatte.“

Es ist kein Abschiedskuss, redete sie sich ein. Er hatte Recht – sie hatten noch ein klein wenig Zeit übrig.

Natürlich traten ihr trotzdem die Tränen in die Augen, und die Wärme seiner Lippen verschwand viel zu schnell von ihren. Es war eine Schande, dass Menschen gelegentlich Luft holen mussten.

Die Müdigkeit wollte sie schon in den Schlaf wiegen, doch sie widerstanden der Versuchung, dem nachzugeben, noch für ein paar Minuten. Jede geschlafene Minute war eine Minute weniger Sommer.

Das Radio verstummte.

„Ron“, nuschelte sie dumpf in sein T-Shirt und fürchtete einen Moment lang, dass er schon eingeschlafen war, bis er sich undeutlich regte zum Zeichen, dass er zuhörte.

„Ich liebe dich.“

Es war das zweite Mal in ihrem Leben, dass sie ihm das sagte – das erste Mal war es kurz nach der Schlacht gewesen.

Dieses Mal war es anders. Diesmal sprach sie, um ganz sicher zu gehen, dass er es wusste, und dass er sich daran erinnern würde, bis sie wieder da war. Diesmal sprach sie in der Hoffnung, dass diese drei kleinen Worte ausreichen würden, alles auszudrücken, was sie noch sagen wollte. Und sie sprach, weil sie sie auf der Zunge spüren wollte, und wie sie auf den Lippen kribbelten. So schöne Worte. Worte, die viel zu klein erschienen, um ihm zu sagen, wie sehr sie ihn liebte. Wenn sie in diesem Sommer eines gelernt hatte, dann das.

„Ich dich auch“, flüsterte er, halb im Schlaf.

So ging die Hängemattennacht zu Ende.

Morgen würde es Herbst sein.


---
*auf knie fall*
Tut mir den Gefallen und lasst ein bisschen Feedback da - ich muss nächste Woche wieder die Schulbank drücken! D:


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Es gibt einen Grund dafür, warum alle großen Fantasy- und Science-Fiction-Filme im Gedächtnis der Leute geblieben sind. Sie haben eine große Tiefe und nicht nur eine oberflächliche Handlung. Und deswegen werden wir in 50 oder 100 Jahren auch immer noch die Harry-Potter-Bücher lesen und hoffentlich die Filme anschauen.
Michael Goldenberg