von cavendish1605
Rose POV:
Am nächsten Morgen kamen wir fast zeitgleich im Gemeinschaftsraum an.
„Guten Morgen.“
„Guten Morgen, Rose. Gut geschlafen?“
„Hm.“
„Lust auf Frühstück?“
„Hm.“
Er grinste und wir gingen schweigend hinunter zum Frühstück und genossen schweigend den Beginn des neuen Tages. Es war auch überhaupt nicht merkwürdig, weil wir wussten, dass der andere es eigentlich auch so wollte.
Als wir auf der Lichtung ankamen war der Abstand noch genauso groß wie am Vortag.
„Das liegt wohl daran, dass ich zwar wendiger, aber Du auch schneller geworden bist. Wie dem auch sei. Lass uns mal die verschiedenen Manöver durchfliegen, die wir gestern herausgesucht haben.“
Dabei schlug mich Scorpius um Längen. War es denn wirklich nur mein Instinkt, den ich ihm voraus hatte?
„Du legst Dich nicht tief genug in die Linkskurve. Rechts herum fliegst Du besser.“
„Blödsinn.“
„Doch natürlich.“
„Als ob Du Dich tiefer hineinlegen würdest.“
„Das tue ich aber und deswegen gelingt mir das Manöver auch besser.“
„Na, wenn Du meinst.“
„Ja, genau, entschuldige, dass ich Dich kritisiert habe. Ich wollte Dir nur helfen. Ist mir doch recht, wenn Du es nicht lernst. Also kommen wir zum nächsten Manöver … oh, der Ferrarkreisel.“
Scorpius wollte sich schon abstoßen, doch ich hielt ihn zurück.
„Wie willst Du es mir zeigen?“
„Ich kann es nicht gut erklären, wie ich es meine, aber ich kann es Dir zeigen.“
„Wie das denn?“
„Steig auf.“
„Und dann?“
„Dann fliege ich mit Dir eine Linkskurve und Du wirst es merken, was ich meine.“
„Aber dann falle ich doch runter.“
Ich stellte mich wirklich an, wie ein kleines Mädchen.
„Dann solltest Du Dich vielleicht gut festhalten. Ich verspreche auch, dass Du dabei nicht an mir festkleben wirst.“
Als ich mich hinter ihn setzen wollte, schüttelte er den Kopf.
„So wirst Du es nicht merken.“
„Wie hast Du es Dir denn dann vorgestellt?“
„Ich wollte gerade zu Deinem Besen kommen. Ich werde mich hinter Dich setzen.“
Ich muss zugeben, dass ich innerlich ein wenig zusammenzuckte, als er aufstand und sich hinter mich setzte.
Seine Arme umfassten mich von links und rechts und er legte seine rechte Hand auf meine. Sein Oberkörper berührte mich an der ganzen Länge meines Rückens und an meinem linken Ohr hörte ich seinen Atem.
Er sprach sehr leise, da sein Mund an meinem Ohr war.
„So und jetzt lass ganz locker. Ich werde fliegen. Bei der nächsten Runde, bist Du dann dran.“
„Hey, aber langsam. Es ist etwas anderes, wenn man zu zweit auf einem Besen sitzt.“
Meine Stimme hörte sich ein wenig rauer an, als normal.
„Klar, Weasley, ich weiß. Ich fliege nicht zum ersten Mal mit einem Mädchen auf einem Besen.“
„Mir ist egal, was Du schon alles gemacht hast, Malfoy. Halt die Klappe und zeig mir die Linkskurve.“
An seinem Atem spürte ich, dass er grinste.
Scorpius POV:
Es war wirklich nicht das erste Mal, dass ich mit einem Mädchen auf einem Besen saß, aber es war das erste Mal, dass ich mit einem Mädchen auf einem Besen saß, das sich nicht leicht beeindrucken ließ.
Ich flog in der Tat spektakuläre Linkskurven, doch Rose zuckte nicht ein einziges Mal zusammen, sondern legte sich mit jedem Mal tiefer in die Kurve hinein.
„Okay, jetzt lass mich mal fliegen.“
„Ich weiß nicht, ob ich dafür mutig genug bin.“
„Ich kann das. Du wirst schon sehen. Ich habe verstanden, was Du meintest.“
Und wirklich. Sie flog eine perfekte Linkskurve. Doch sie landete danach nicht, sondern flog weiter und immer weiter.
„Ich glaube, wir müssen langsam mal landen. Mir wird schon ganz schummrig im Magen.“
„Keine Kondition.“
„Nein, eigentlich eher ganz viel Hunger. Es ist auch schon lange Mittag durch.“
„Echt jetzt? Ich habe gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen ist.“
„In zwei Stunden findet schon das nächste Spiel statt.“
„Oh, dann sollten wir vielleicht wirklich noch schnell etwas essen. Wir sind ja auch mit unserem Plan noch nicht ganz durch.“
„Aber wir haben schon ziemlich viel geschafft. Deine Linkskurve ist schon fast perfekt.“
„Danke.“
„Ehre, wem Ehre gebührt.“
Bei dem Trainingsspiel, das wir danach hatten, gewann wieder meine Mannschaft und ich merkte, dass Rose sich ärgerte.
Ich war sehr verwundert über mich selbst, denn mir entwischte kein dummer Spruch. Genau das Gegenteil war der Fall.
„Hey, das war pure Glückssache. Ich hatte einen besseren Winkel. Eigentlich hättest Du es verdient gehabt. Bei der Linkskurve.“
Und wie durch ein Wunder zauberte dieser Satz ein Lächeln auf ihre Lippen.
„Mein Gott, Malfoy, Du kannst ja auch ganz nett sein.“
Und ich fühlte mich gut.
Am Abend saßen wir wieder auf der Couch vor dem Kamin und besprachen den kommenden Tag. Wir waren zu dem Schluss gekommen, dass wir uns langsam mit dem konkreten Fangen beschäftigen mussten. Unsere Flugkünste hatten wir ausgefeilt und ausgetauscht und nun sollte es um die konkrete Technik des Fangens gehen.
Professor Gold hatte schon Recht mit seinem Plan gehabt. Rose und ich ergänzten uns prima. Wir lernten sehr viel voneinander und wurden von Spiel zu Spiel stärker. Ihr gelang es immer besser Kritik von mir anzunehmen und ich konnte mich darüber freuen, als es ihr am fünften Abend gelang, mich zu schlagen.
Wie jeden Abend hatten wir uns auch an diesem letzten Abend auf die Couch gesetzt und wollten den kommenden Tag besprechen. Wir hatten noch einige Stunden Zeit, bis die anderen Schüler zum Abendbrot eintrudeln würden. Doch leider machten uns aber die anderen Teammitglieder einen Strich durch die Rechnung.
Nach dem Abendbrot sahen wir nicht nur die anderen Gryffindors, sondern alle 12 anderen Mitglieder der Mannschaft im Gemeinschaftsraum. Die Musik wurde lauter gedreht und irgendwie war Butterbier hereingekommen.
Ich war ziemlich sauer darüber, denn ich wollte meine Ruhe haben und mit Rose den nächsten Tag besprechen. Es würde schließlich der Letzte sein und wir hatten uns eine ganz besonders kniffelige Aufgabe gestellt. Wir wollten versuchen den Schnatz im Dickicht zu fangen. Eine gleich doppelte Herausforderung, der wir uns stellen wollten. Das bedurfte einer genauen Planung, doch die war bei dem Lärm unmöglich.
„Mist, was sollen wir nur machen? Die hören bestimmt nicht in der nächsten Zeit auf.“
„Wahrscheinlich nicht und außerdem müssen wir ja auch noch ausgeschlafen sein.“
„Ja, keine Ahnung.“
„Naja, es gäbe da schon eine Möglichkeit.“
„Welche?“
„Es gibt noch einen Gemeinschaftsraum, zu dem ich das Passwort kenne.“
„Du meinst …?“
„Ja. Dann kannst Du Dich ja selbst davon überzeugen, ob es wirklich so düster und unheimlich ist.“
Sie zögerte und eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass sie wieder hochfahren würde, doch ich hatte mich geirrt, denn Rose stimmte zu.
„In Ordnung, das erscheint für mich für den Moment die sinnvollste Alternative zu sein.“
„Wirklich? Gut, dann gehen wir.“
Sie folgte mir in die Kerker und ich blieb vor dem Eingang unseres Gemeinschaftsraumes stehen.
„Versuch ihn nicht sofort zu verurteilen.“
„Ich werde es versuchen.“
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