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Fanfiction

Die Schatten werden länger - Wiedersehen macht Freude

von Viola Lily

Dicke Regentropfen schlugen gegen das Dachfenster und veranstalteten einen Wahnsinns-Radau, bei dem an Schlafen gar nicht mehr zu denken war. Es hörte sich an, als wenn meine hungrigen Brüder in einem Anflug von Doofheit mit ihrem Besteck auf den Tisch trommelten. Ich wachte auf und streckte drohend die Faust gen Himmel.
Danach versuchte ich, den Regen zu ignorieren und verschwand unter meiner Bettdecke. Nur noch ein paar Minuten! Leider hatte ich die Rechnung ohne meine Schwester Abigail gemacht, die ohne zu murren die Leiter des Etagenbettes runter sprang und unmittelbar danach die Vorhänge auseinander schob. Wie gut, dass die Sonne nicht schien, die hätte sonst mit ihren Sonnenstrahlen wohlmöglich noch frohlockt und mich guten Gemütes aufgefordert, aufzustehen. Das übernahm am heutigen Morgen meine Schwester.
„Austehn', Lauren.“
„Neeeeeeeeeeeeein“, war meine Antwort.
„Sonst verpassen wir den Zug.“
„Ja, klar“, maulte ich. „Den Zug, der erst in 3 Stunden abfährt.“
Abigail schnappte sich ihren Bademantel und verschwand aus dem Zimmer. Ich richtete mich auf und fuhr mir müde durch die Haare. Fantastisch - nicht. Seit 8 Wochen war ich nicht mehr vor 10 Uhr aufgestanden, und jetzt, Schlag auf Schlag, musste mich mein Wecker morgens um 7 daran erinnern, dass die Sommerferien vorbei waren.
Ich trauerte ihnen jetzt schon nach. Es waren - bis auf ein paar Dinge - die schönsten Sommerferien, die ich bisher hatte:
Zwei Wochen war ich meinen besten Freundinnen Mabel und Ammy in Italien. Mein erster Urlaub mit konstanten 27 Grad und Sonne. Pausenlos! Wir waren jeden Tag am Strand, haben Radtouren gemacht, Shoppingausflüge und die Italienische Kultur kennen gelernt. Und damit meine ich nicht nur die gutaussehenden und charmanten Jungs, die uns gelegentlich beim eincremen behilflich sein wollten.
Davon hatte ich eine Woche später eh einen viel besseren Vertreter ihrer Art nur für mich: dieses Exemplar heißt Luke Wood und ist für mich der wohl coolste und wunderbarste Junge der Schule. Ach was, von ganz England. Aber das behaupten sowieso alle Mädchen von ihrem Freund, also waren die Italienischen Animateure kein Fall für mich.
Weil seine Eltern mit dem Rest der Familie Verwandte in Wales besucht haben, hatte er über eine Woche sturmfrei. Die ersten Tage waren wir unter uns, dann kamen noch ein paar unserer Freunde vorbei: Stephen, Souta, Ammy, Dustin, Mabel, Davis und sogar James war zwei Abende da. Bei dem guten Wetter sind wir oft am nahe gelegenen See gewesen, waren Baden, haben gegrillt oder einfach nur miteinander abgehängt.
Das ist nun schon zwei Wochen her, und in denen musste ich mir leider wieder Gedanken um die Schule machen. Schließlich begann jetzt mein letztes Jahr in Hogwarts, und so ziemlich jeder geriet angesits der Abschlussprüfungen schon vor dem ersten Unterricht in Panik. Schließlich geht es jetzt um alles oder nichts, Sieg oder Niederlage, Leben oder Tod... .
Da Abigail immer noch im Bad war, zog ich meinen Morgenmantel über, um in der Zwischenzeit zu frühstücken. Als ich mein bemitleidenswertes Selbst im Zimmerspiegel betrachtete, wäre ich vor Schreck wieder umgekehrt: meine braunen Haare waren so zerzaust, als hätte ein Schwarm Vögel darin genistet (ich fand nicht mal die Spur eines Scheitels) und kaum dass ich mal 2 Stunden weniger geschlafen hatte traten meine bläulichen Schatten unter den Augen wieder hervor. Na, schönen Dank auch. Missmutig verließ ich das Zimmer und ging nach unten. Auf dem Flur lief ich beinahe in meine Schwester Rebbecca rein, die müde zum Bad schwankte und zu ihrem Leidwesen feststellten musste, dass es besetzt war. Fragend sah sie mich an.
„Abby“, erklärte ich kurz.
„Abby, mach hinne!“, befahl Rebbecca und trat gegen die Tür. Ja, so war Becci.
Meine Mum stand in der Küche und setzte gerade frischen Kaffee auf, neben ihr auf dem Herd waren Pfannkuchen in Arbeit. Meine Brüder Ellis und Oliver, 2/3 der Drillinge, saßen bereits am Frühstücks-Tisch und machten mit ihren zerzausten Haaren und dem heimtückischen Grinsen nicht den geringsten Eindruck, Viertklässler zu sein. Corey, 11 Jahre alt, saß ihnen gegenüber und protestierte lauthals, niemals nach Gryffindor zu kommen zu wollen.
„Ich will doch nicht dahin, wo ihr seid!“, motzte er, als ich mich an den Tisch setzte. „Ich will nach Ravenclaw oder Hufflepuff.“
„Richtig so, zeig den beiden, welches Haus in Hogwarts das Sagen hat!“, ermutigte ich ihn und grinste Olli und Ellis boshaft an.
„Pah!“, machte Ellis. „Gryffindor hat letztes Jahr den Hauspokal gewonnen.“
„Ravenclaw den Quidditch-Pokal“, entgegnete ich und biss in mein Käsebrot. „1:1.“
„Aber davor das Jahr hat Gryffindor im Quidditch gewonnen.“
„Und davor-“, setzte Oliver siegessicher an, doch er wurde von Mum unterbrochen, die ihm von hinten einen Pfannkuchen auf den Teller schob und befahl, ruhig zu sein.
„Lass dir von deinen Geschwistern keine Flausen in den Kopf setzten, Corey“, sagte sie. „Uns ist es egal, in welches Haus du kommst. Deine Geschwister waren schließlich schon überall. Und ihr hört jetzt auf, euren Bruder zu ärgern.“
Sie blickte noch einmal strafend in die Runde und widmete sich wieder dem Herd.
„Und Ravenclaw ist doch das bessere Haus“, flüsterte ich Corey zu.
„Bad ist frei!“, rief Abigail von oben. „Beeilt euch, sonst ist Becci drin.“
Schnell sprang ich auf, steckte mir den letzten Rest des Käsebrots in den Mund und verschwand wieder.

Um halb 11 betrat ich mit meiner Familie die Plattform 9 und 10 am Kings Cross Bahnhof in London. Natürlich war ich gespannt, was mich hinter der Mauer auf dem Gleis 9 ¾ erwarten würde, immerhin waren seit dem letzten Schultag etliche Wochen vergangen. Vielleicht hatte irgendjemand mit seinem Liebchen Schluss gemacht, oder Martha hat sich in einem Anfall von Wut tausende von Piercings machen lassen. Vielleicht war bei den Weasleys ja eine Epidemie ausgebrochen und jeder von ihnen hatte jetzt grüne Haare.
Aber in einem Punkt war ich mir sicher: keinesfalls würde ich heute schon in Wehmut versinken, weil jetzt mein letztes Jahr vor der Tür - Verzeihung, Wand stand.
Ich lief durch sie hindurch und erfreute mit an dem Anblick, der sich mir wie jedes Jahr an diesem Tag bot: Ein unheimlich voller Bahnsteig, auf dem es zuging wie in einem Ameisenhaufen. Wuselnde Eltern, kichernde Kinder, weinende Kinder, lachende Kinder... und Teenager, die wild durcheinander liefen und teilweise ihren Hormonen nicht Herr werden konnten. Ich beobachtete einen Jungen, der vor einer Gruppe Mädchen damit prahlte, wie er in Ägypten einer lebendigen Mumie die Hand geschüttelt hat. An einer Säule präsentierte Annebirth McDougal dem Rest der Hufflepuffmannschaft ihren neuen Besen und durch ein älteres Ehepaar hindurch jagte ein kleines Mädchen ihrer Katze nach.
„Lauren, wir bringen Corey schnell irgendwo unter. Fahr nicht weg, ehe wir uns nicht verabschiedet haben“, bat meinte Mutter und verschwand mit Dad und Corey im Getümmel.
„Sag das dem Zug“, rief ich in ihre Richtung und beobachtete, wie sie verschwanden.
Wie auf Kommando stieg meine Freundin Mabel Trenor, Frohnatur vom Dienst und Kummerkasten, aus dem Zug und lief mir entgegen. Und wie sie mir entgegen kam. Mir fielen die Augen aus, als ich sie sah. In meinem Hals formte sich ein Knoten und mein Kopf wolle irgendwie nicht begreifen, was da auf mich zugelaufen kam.
„Wo sind deine Haare hin?“, rief ich verzweifelt.
Ihre Haare waren kurz. Kurz! Bis vor drei Wochen fielen sie ihr noch wie ein goldener Wasserfall hinab bis zur Hüfte, jetzt waren sie einer schicken, aber ungewohnten Kurzhaarfrisur, die über ihren Schultern endete, gewichen. Ihre verschmitzten, dunkelbraunen Augen wirkten dadurch noch größer.
„Toll was?“, rief sie entzückt und drehte sich elegant, damit ich ihren neuen Haarschnitt in luftiger Aktion erleben durfte.
Sie umarmte mich und fing gleich an zu reden: „Keine Sorge, zwischen mir und Davis ist alles in Ordnung, es war also kein Akt des Selbstmitleids! Er hat auch so reagiert wie du, aber mittlerweile gefällt's ihm richtig gut. Ich wollte zum letzten Jahr noch mal was ganz anderes probieren. Ich hatte auch ein bisschen Angst, aber der Friseur hat das doch ganz gut hin gekriegt, oder? Komm mit, ich hab uns schon ein Abteil gesichert. Weit vorne, dann werden wir von den jüngeren nicht so genervt.“
„Okay“, gab ich verdattert zurück.
Ich schnappte mir meine Umhängetasche, meinen Nimbus Superior X, meinen Instrumentenkoffer und folgte ihr. Kurze Zeit später betrat ich eines der größten Abteile, die der Zug zu bieten hatte. Hier hatten mindestens 10 Personen Platz, wenn nicht sogar noch mehr. Unter dem Fenster stand ein kleiner Tisch und der Boden war mit flauschigem Teppich ausgelegt, auf dem das Schulwappen abgebildet war. Die Polster sahen ziemlich neu und unbenutzt aus. Sogar die dunklen Wände waren poliert und glänzten so sehr, das man sich darin spiegeln konnte.
„Wahnsinn, Mabel, ich wusste gar nicht, dass der Zug so ein Abteil hat“, staunte ich und ließ mich auf einen der Sitze fallen. Sie federten angenehm zurück und waren tausendmal bequemer als die in den normalen Abteilen.
„Nun ja, wie soll ich es sagen“, begann sie und wurde plötzlich leicht rot um die Nase. „Das ist ja auch kein gewöhnliches Abteil.“
Ich hob den Blick und glotzte Mabel an. Mich beschlich eine absurde Vorahnung.
„Also, ich wollte, dass es 'ne Überraschung wird“, begann sie zögernd.
„War das mit den Haaren nicht schon Überraschung genug?“, rief ich empört dazwischen.
Unbeirrt und breit grinsend fuhr sie fort: „Vor dir steht die neue Schulsprecherin von Hogwarts!“
Meine Lippen formten ein leises Oh, dann erst wurde mir klar, wer bzw. was da vor mir stand.
„Geil!“, schrie ich und sprang auf.
Wie das bei besten Freundinnen so ist, fielen wir uns kreischend in die Arme und sprangen wie wild durchs Abteil (zum Teil auch auf den Polstern herum). Wir hörten erst damit auf, als sich eine dritte Stimme einmischte. Ein tieferes Gebrüll kam dazu und ein Junge in unserem Alter fing an, wie wir albern auf-und ab zu hüpfen.
„Mann, Souta!“, protestierte Mabel und gab ihm einen Schubs.
Im Gegensatz zu Mabel bot Souta Hainsworth einen gewohnten Anblick: seit längerem ohne Brille, kürzeren, schwarzen Haaren als im Vorjahr und sonnengebräunter Haut. Er steckte in neuen, lässigen Klamotten, in denen er endlich etwas größer aussah als früher. Über das Jahr hatte man es nicht so gemerkt, aber Souta war wieder gewachsen - was nichts an der Tatsache änderte, dass er für immer der Jüngste und damit unser Jahrgangsküken bleiben würde.
Er drehte sich um und rief in den Flur: „Steve, komm her. Hier gibt es was zu feiern.“
„Echt? Geil, Freibier für alle!“
Stephen McGowan erschien in der Tür, riss die Arme hoch und guckte uns an. Ich freute mich riesig, ihn so motiviert und gut gelaunt zu sehen. Mein bester Freund trug ein blaues Hemd, 3/4-Jeans und einen Hut, der seine blonden, von der Sonne etwas gebleichten Haare, verdeckte. Mit dem seligen Grinsen im Gesicht sah er keineswegs wie der Sohn des zweitwichtigsten Zauberers unserer Nation aus. Sein Vater war der erste Berater des Zaubereiministers, doch Steve führte sich keineswegs so auf, als sei er dadurch etwas besonderes. Er war nur etwas besonderes für mich, denn seit dem ersten Tag in Hogwarts waren wir schon die besten Freunde. Er war wie ein Bruder für mich.
„Was feiern wir eigentlich?“, hakte Souta nach.
„Tadaaa“, machte ich und zeigte mit beiden Armen auf Mabel. „Mabel hat die Haare schön!“
Souta und Stephen klatschten Beifall und pfiffen, doch wie auf Knopfdruck hörten sie auf und stierten mich an.
„Nein, Scherz“, rief ich und wedelte mit der Hand, um den letzten Kommentar zu vertreiben. „Gentleman, vor euch steht die neue Schulsprecherin.“
Wieder klatschten Souta und Stephen Beifall, doch dabei guckten sie nicht Mabel an, sondern mich. Sie klopften mir auf die Schulter, überschütteten mich mit Lob und machten sogar Anstalten, mich hochzuheben - doch da hörte es auch schon wieder auf.
„Noch ein Scherz“, lachte Stephen und fiel Mabel um den Hals. „Herzlichen Glückwunsch, Belly.“
„Ja, alles Gute zu Geburtstag.“
Augenblicklich hüpften Stephen und Souta albern durchs Abteil (über Polster, Tische und Taschen) und sahen dabei nicht anders aus als Mabel und ich zuvor - abgesehen davon, dass ihre Party von Mabel, die Kratzer in der polierten Wand befürchtete, gestoppt wurde.
„Oh Gott, ihr seit mir viel zu anstrengend“, jammerte sie, als die Jungs lachend und schwer atmend inne hielten.
Ihr ängstlicher Blick wanderte durchs Fenster auf den Bahnsteig, von wo aus eine fein gekleidete Familie pikiert und Kopfschüttelnd zu uns rein sah. Ich sah, wie die Frau ihre Tochter (vermutlich eine Erstklässlerin) fürsorglich vor sich her schob und ihr mahnende Worte zuflüsterte.
„Habt ihr die eben gesehen?“, fragte Mabel vorwurfsvoll und zeigte nach draußen. „Was sollen bloß die jüngeren von Siebtklässlern wie euch denken?“
Souta zuckte mit den Schultern und schlug vor: „Das alle Schulsprecher peinliche Freunde haben?“
„Nimm ihn nicht ernst“, meinte Stephen und nahm Mabel, immer noch leicht keuchend, in die Arme. „Wir (dabei nickte er zu Souta) sind stolz auf dich.“
„Für mich ist das aber Ernst“, meinte Souta und kratzte sich am Hinterkopf. „Wenn wir uns ab jetzt in deiner Gegenwart benehmen müssen, muss ich das ausnutzen, bis wir ins Hogwarts sind.“
„Souta!“
„Ich mein' ja nur.“
Mabel drehte sich hilflos zu mir um: „Ich fühle mich echt nicht ernst genommen. Laura, sag denen, dass das eine große Verantwortung für mich ist und ich mir dabei keine Fehltritte leisten darf.“
Ohne mit der Wimper zu zucken stemmte ich meine Hände in die Hüften und sah Stephen und Souta wichtig an: „Mabel sagt, dass ihr weiter machen könnt.“
Natürlich nahmen wir sie hier der Reihe nach auf den Arm, aber als unsere frisch gebackene Schulsprecherin das hörte fiel ihr die Kinnlade runter bis nach Afrika. Dann verschränkte sie die Arme und ihrem Blick nach zu urteilen fragte sie sich, womit sie Freunde wie uns verdient hatte. Erst als Souta sie in die Arme nahm und hoch hob (ihre Füße schwebten etwa 5 Zentimeter über dem Teppichboden), lächelte sie wieder und lachte, damit Souta sie wieder runter ließ.
„Gibt du jetzt einen aus?“
Sie schubste ihn freundschaftlich und wir beide halfen den Jungs, ihre Rucksäcke zu verstauen. Die Koffer hatten sie bereits am Gepäckwagen abgegeben.
Stephen fragte: „Wann hast du den Brief bekommen? Du weißt doch bestimmt nicht erst seit 2 Tagen, dass du Schulsprecherin bist.“
„Anfang August!“
Stephen hätte beinahe seinen Eulenkäfig mit Gomorra fallen lassen, als er das hörte. Zum Glück konnte er ihn noch rechtzeitig auffangen, denn wenn man einmal nicht aufpasste, war mit diesem Vogel nicht zu spaßen.
„Und dann erzählst du uns nichts? Bis vor zwei Wochen waren wir doch noch bei Luke, das hätten wir so prima feiern können.“
„Da hätte es auf jedem Fall Freibier für alle gegeben“, maulte Souta.
„Sollte eine Überraschung werden“, entgegnete Mabel und verbarg ihr rotes Gesicht hinter einem Rucksack.
„Ist der andere Schulsprecher auch eine Überraschung?“ fragte ich und sah mich um. „Muss ja einer von uns sein, wenn du uns die ganze Zugfahrt über ins Abteil einlädst.“
„Also...“, begann Mabel und hielt sich mit dem guten Gewissen zurück. „Ich habe mir das so gedacht: Zwei Leute allein brauchen niemals so viel Platz. Und was geheime Schulsprecher-Informationen angeht, die kann ich mit ihm auch woanders besprechen. Aber wer der andere ist, verrate ich nicht.“
„Dustin?“, schlug Stephen vor.
„Quatsch!“, meinte Souta und sprach dann wie Professor March bei der üblich strengen Willkommensrede. „Ein Schulsprecher muss Verantwortung zeigen, sich für andere Schüler einsetzten und darf vor keiner Herausforderung zurück schrecken. Außerdem wären gute Noten empfehlenswert und er sollte ein leeres Strafregister in Greftfields Büro aufweisen. Fleiß und Disziplin sind das A und O dieses Amtes und wehe dem, der diese Ehre mit Füßen tritt.“
Bei letzten Punkt musste ich unwillkürlich an den ältesten der Potter-Familie denken: James als Schulsprecher? Wieso hatte ich das Gefühl, dass ich mit dieser Vermutung gar nicht mal so falsch lag?
Stephen schlug vor: „Dann sicher Luke.“
Ich schüttelte den Kopf: „Nein, dass hätte er mir gesagt.“
„Bist du dir da ganz sicher?“, hakte Souta sarkastisch nach.
„Mabel, hast du's Davis erzählt?“, fragte ich Mabel, um zu beweisen, dass ein Freund solche Informationen seiner Freundin anvertrauen würde.
Sie nickte: „Er musste sich sehr zusammen reißen, es nicht herum zu posaunen. Er ist ja schon ziemlich stolz, wenn ich das so sagen darf. Kommt ihr mit auf den Bahnsteig? Gucken wo die anderen bleiben?“
Ich stimmte zu: „Ich muss auch noch Pfiffels holen und meinen Eltern Tschüss sagen.“
„Aber ihr haltet die Klappe, Okay?“, warnte uns Mabel.
„Jajah, versprochen“, antworteten Stephen, Souta und ich im Chor.
„Wir können ja auf der Fahrt noch feiern“, schlug Souta vor. „Vielleicht ohne Freibier, aber für gewöhnlich haben Luxus-Abteile immer irgendwo 'ne Mini-Bar.“
„Das ist ein Schulzug!“
Weil Stephen und Souta eh nichts anderes zu tun hatten, folgten sie uns zurück ins Freie. An meinem Gepäckwagen standen meine Eltern. Corey war noch bei ihnen, aber er war bereits in ein Gespräch mit einem gleichaltrigen Jungen verwickelt, welcher ihm einen Faustgroßen Kauz zeigte. Seinen flammend roten Haaren nach konnte dieser Knabe nur ein Weasley sein. Und meine Eltern unterhielten sich gerade mit dem weiblichen Elternteil des Jungen, einer hübschen Frau um die 40, die in einem eleganten Blusenkleid steckte und ihre braunen Haare zu einem Dutt frisiert hatte. Sie und meine Mutter schienen sich prächtig zu verstehen, denn beide lachten aus vollem Hals, als Mum eine Geschichte über Dads Fahrkünste zum besten gab. Ich erkannte die Frau sofort: Hermine Weasley.
Glücklich darüber, sich von den Frauen loseisen zu können, kam Dad auf mich zu packte den Gepäckwagen an der Stange.
„Kann ich dir helfen?“, fragte er und mit seinem stahlharten Ton machte er mir sehr schnell klar, dass er mir nicht nur mit dem Koffer helfen wollte.
Mein Herz verkrampfte sich, als ich an unsere Auseinandersetzung am gestrigen Abend dachte. Ich zuckte mit den Schultern und folgte Dad zum Gepäckwaggon. Bis zur Kofferabgabe sprachen wir kein Wort miteinander. Erst auf dem Rückweg zog Dad mich aus der Menge zu einer Säule, wo uns niemand zuhörte.
„Lauren, das von gestern Abend meine ich ernst“, fing er an. „Es tut mir Leid, wenn ich etwas lauter geworden bin, aber ich bin momentan ziemlich im Stress - weswegen, ist unwichtig. Jedenfalls... ich möchte, dass du vorsichtig bist. Egal was du tust! Es steckt so viel mehr in dir drin, als du ahnst.“
„Was meinst du damit?“
Doch er gab mir keine Antwort darauf. Dad sah mich so eindringlich an wie schon lange nicht mehr. Zum ersten mal fiel mir auf, wie dunkel die Schatten unter seinen Augen und wie grau seine Haare geworden waren. Die Unruhen im Ministerium gingen nicht spurlos an ihm vorbei und es war noch nicht vorüber. Mein Herz wurde immer schwerer und ich fühlte mich für seinen Zustand schuldig.
„Wenn du auf dem Gelände oder in Hogsmeade bist, sei wachsam und pass' um Himmels Willen auf dich auf.“
„Du kannst dich auf mich verlassen, Dad.“
Er nahm mich in die Arme und ich klammerte mich an ihn. Die ganzen Ferien über musste er sich mit Sorgen und Problemen herum plagen und ich hatte nichts dagegen unternommen, ihm dabei zu helfen. Es tat mir so schrecklich Leid. Im Gegenzug konnte ich nur seine Worte beherzigen und tun, worum er mich bat.
„Ich versprechs dir“, sagte ich abschließend und küsste ihn auf die Wange.
Er lächelte, und es war ein gutes Lächeln. Als sei eine große Last von seinen Schultern genommen worden.
„Komm, lass uns zurück zu deiner Mutter gehen.“
Ich biss mir auf die Lippen. Eigentlich hätte ich gern noch gewusst, was er damit meinte: Es steckt so viel mehr drin, als du ahnst.
„Ich bringe schnell noch Pfiffels weg“, sagte ich dann. Ich konnte mir später noch Gedanken darüber machen.
Ich brachte den Käfig mit meinen Uhu ins Schulsprecher-Abteil und beeilte mich, um zu den anderen zurück zu kommen. Die Mütter standen immer noch beisammen und Dad redete jetzt mit Stephen.
„Stell dir vor: Hermines Jüngster kommt dieses Jahr auch nach Hogwarts“, erzählte Mum begeistert, als ich wieder bei ihr war.
Mrs Weasley fügte hinzu: „Ich bin so froh, dass Hugo schon jemanden gefunden hat, mit der auf Anhieb auskommt. Er ist sonst sehr schüchtern.“
Ich musterte den Weasley-Jungen. Er machte, wie Corey, einen unscheinbaren Eindruck, doch ich schätzte, dass Hugo ein sehr aufgeschlossener und interessierter Junge war, der abseits der Verwandtschaft besser aus sich raus kommen würde als inmitten der behüteten Familie.
Weil sich die beiden Mütter weiter über Söhne und Kinder unterhielten, setzte ich mich gelangweilt auf einen leeren Gepäckwagen und guckte auf die Uhr. Noch 13 Minuten bis zur Abfahrt. Ich hatte bisher weder Dustin Green noch Luke Wood entdeckt, aber wie ich das einschätzte, würden sie kurz vor knapp zusammen auftauchen. Schon seit der 2. Klasse kamen sie gemeinsam zum Hogwartsexpress. Für gewöhnlich übernachtete einer der beiden in der Nacht zum 1. September bei dem jeweils anderen. Vielleicht hatten sie ja gestern über die Strenge geschlagen und versuchten jetzt Herr über ihren Kater zu werden.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht merkte, wie Mabel und ihre Familie sich zu uns gesellten. Die kleine Everilda, Mabels neugeborene Schwester, mit den großen, blauen Augen zog augenblicklich die Aufmerksamkeit der Erwachsenen auf sich, womit auch Stephen keinen Gesprächspartner mehr hatte. Sonst wäre ihm wohl auch nicht mein Gedankenverlorener Blick aufgefallen.
Er steckte seine Hände in die Hosentaschen, musterte mich kurz und fragte: „Lass mich raten, du denkst an Oaklee Pendergast?“
„Oaklee Pendergast?“, wiederholte ich verblüfft. „Seit wann kennst du dich so gut mit Muggel-Promis aus?“
Stephen breitete, wie zur Präsentation, die Arme aus und antwortete schlicht: „Zeig mir einen Teenager auf diesem Gleis, der mehr prominente Zauberer und Hexen kennt als ich.“
Ich hob fragend eine Augenbraue und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie unsere gemeinsame Freundin Ammy Logan durch die Absperrung auf den Bahnsteig stolperte.
Angesichts meiner ratlosen Miene erklärte Stephen weiter: „Wenn du sie alle kennst, werden sie irgendwann langweilig. Also habe ich mich ein bisschen mit den Muggeln beschäftigt und in diesen Film, den wir neulich noch bei dir geguckt haben, hieß dieser süße Schauspieler Oaklee Pendergast.“
Jetzt kapierte ich, was Stephen meinte: „Du meinst den, der den Arthur gespielt hat? Ich muss zugeben, diese Neuverfilmung von Merlin ist den Muggeln sogar halbwegs gelungen.“
„Du hast also doch an Pendergast gedacht.“
Ammy war mittlerweile zu uns aufgeschlossen und hatte ihren Gepäckwagen neben meinem geparkt.
Neugierig fragte sie: „Wer steht auf Pendergast? Du Laura?“
„Du findest doch auch, dass er süß aussieht, oder?“, fragte Stephen sofort.
„Passabel“, entgegnete Ammy und fügte hinzu. „Ich stehe eher auf helle Haare, so was wie... Bertie Gilbert.“
Ich erhob mich und ließ mich von Ammy in die Arme nehmen. Im letzten Schuljahr hatte ihre Caramellbraune bis blassrote, buschige Mähne, noch einen Pony gehabt, doch dieser war jetzt komplett raus gewachsen. Sie hatte Ordnung in ihre Haare gekriegt und ihre Länge hatte auch ein bisschen gelitten. Doch es war keine so krasse Veränderung wie bei Mabel. Ammy wirkte dadurch nicht mehr so schüchtern und verspielt, sondern schon fast damenhaft und erwachsen. Ihre dunkelbraunen Knopfaugen kamen gut zur Geltung. Niemand an der Schule, außer uns, wusste, was für ein großes Geheimnis dieses unscheinbare Mädchen mit sich trug. Ammy besaß die seltene Fähigkeit, allein durch ihren Willen alle Formen des Wassers beherrschen und steuern zu können - ein Talent, welches nur sogenannte Elementi-Magier besaßen.
„Hast du zugenommen?“, platzte es aus Stephen heraus.
Gleichzeitig drehten wir unsere Köpfe in seine Richtung und straften ihn mit vernichtenden Blicken.
„Also Stephen, so was darfst du ein Mädchen doch nicht fragen“, belehrte ich ihn und löste mich von Ammy.
Ob sie wirklich zugenommen hatte? Ich entfernte mich ein paar Schritte und beäugte Ammy kritisch.
„Bin ich auf dem falschen Bahnsteig gelandet?“, beschwerte sie sich. „Ist das ein Viehzug der Pferde transportiert oder was zieht ihr hier grad für 'ne Show ab?“
Stephen versuchte die Situation zu retten und fügte rasch hinzu: „Na gut, dann eben kurviger. Und das ist ja wohl nichts negatives. Männer mögen kurvige Frauen.“
„An ungünstigen Bemerkungen hapert es bei dir heute nicht, oder?“, fragte Ammy und verschränkte die Arme. „Komm her, lass dich drücken.“
Nachdem sich auch Ammy und Stephen begrüßt hatten, übergab sie mir ihren Katzenkorb mit Skimble und schob ihren Koffer zum Gepäckwaggon. Ich guckte in den Korb, wo mir der rot gestreifte Kater aus grünen Augen entgegen blickte.
„Na, Skimble?“, grüßte ich und zeigte ihm den Hogwarts-Exress. „Bereit deinen Dienst anzutreten? Skimble von der Eisenbahn, der Kater vom Hogwartsexpress...
Vor mich hin singend brachte ich den Kater in unser Abteil. Der Bahnsteig war in den verstrichenen Minuten leerer geworden und ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte 7 Minuten vor 11 an. Ich brach meinen Gesang ab.
„Wo bleibt dieser Kaspar?“, fragte ich laut und sah Stephen an.
„Die beiden kommen doch auch zum Unterricht ständig zu spät.“
Souta und Ammy hatten sich wieder zu uns gesellt. Letztere ging zu ihrer Mutter, die auch bei den anderen Eltern und Everilda stand. Sie wechselte ein paar Abschiedsworte mit ihr und ließ sich einen Kuss auf die Wange drücken. Dann winkte sie ihrer Mutter nach, bis sie wieder durch die Absperrung verschwunden war. Ich beobachtete, wie Mabel derweil keine drei Schritte neben ihr beleidigt die Lippen schürzte.
Ammy drehte sich wieder zu uns und ließ den Blick über die Anwesenden schweifen: „Habt ihr Mabel heute eigentlich schon gesehen?“
Stephen, Souta und ich brüllten vor Lachen, als Mabel hörbar nach Luft schnappte und sich räusperte. Und erst jetzt betrachtete Ammy sie genauer.
„JESUS, MARIA UND JOSEF!“, schrie Ammy und hielt sich peinlich berührt die Hand vor den Mund. „Bei Merlins Bart... .“
„Danke für das Kompliment, Ammy. Darf ich dir auch eines geben und sagen, dass du zugenommen hast?“
Ich beobachtete grinsend, wie sich Ammy und Mabel in die Arme fielen und anfingen, wild über Mabels Haare zu gestikulieren („Wann warst du beim Friseur? Du hast aber nicht schon wieder mit Davis Schluss gemacht, oder?“). Weitere Minuten verstrichen, und endlich regte sich wieder etwas an der Absperrung. Ich hoffte, dass es endlich unsere beiden, fehlenden Freunde waren, doch es war nur einer von ihnen. Der junge Mann wirkte abgehetzt und winkte uns im Vorbeilaufen kurz zu, als er mit einem Affenzahn seinen Koffer zum Gepäckwaggon schob.
„War das grad Dustin?“, fragte Mabel unsicher.
„Jepp“, machten Souta und Stephen wie im Chor.
„Ihr könnt ruhig schon in den Zug steigen“, schlug ich vor. „Ich warte hier und sage ihm dann, wo ihr seid. Es sind nur noch 3 Minuten.“
Auf dem Bahnsteig waren nur noch weniger Schüler und auch diese sahen jetzt zu, dass sie in den Zug stiegen. Die weißen Rauchwolken aus der alten Lok schwebten über unseren Köpfen und ihr ungeduldiger Pfiff ertönte.
„Fehlt denn noch jemand?“, fragte Mrs Weasley und ihr Blick huschte zur Absperrung.
„Ja. Luke ist noch nicht da.“
„Er wird bestimmt gleich auftauchen“, sagte meine Mum.
„Und wenn nicht? Der Zug wartet nicht.“
Noch eine Minute.
„Laura?“, rief jemand hinter mir.
Es war Dustin, der sich aus der geöffneten Zugtür lehnte: „Er müsste eigentlich jeden Augenblick kommen... .“
„Siehst du? Jetzt steig schon ein“, drängte Dad. „Zur Not muss er eben nachkommen.“
„Es ist noch nie jemand nach gekommen“, entgegnete ich nur.
Ich runzelte die Stirn und lief zur Tür, die Dustin für mich offen hielt.
„Was ist passiert?“, fragte ich sofort. „Ihr kommt doch sonst immer zusammen.“
Dustin war genauso ratlos wie ich: „Ich habe keine Ahnung. Er war eben noch hinter mir. Vielleicht wurde er aufgehalten.“
Ein Pfiff vom Lokführer ertönte. Ich warf einen letzten, bangen Blick zur Absperrung - und machte einen Freudenhüpfer. Mit großen Schritten sauste ein Siebtklässler über der Bahnsteig auf uns zu. Er zog einen großen Koffer hinter sich her und hatte in der anderen Hand einen Besen.
„Luke!“, schrie ich erfreut und winkte wie eine Verrückte.
Plötzlich machte der Zug einen Ruck und fuhr an. Am unteren Ende des Bahnsteigs begannen die Eltern ihren Kindern wie wild hinterher zu winken - welche Dramen sich hier vorne an der Lok abspielten, entging den meisten.
„Luke, wirf rüber!“, rief Stephen aus dem offenen Abteilfenster und breitete die Arme aus.
Luke riss seinen Koffer hoch und Stephen und Souta fingen ihn. Der Zug rollte und meine Kehle war vor lauter Spannung wie zugeschnürt. Ich hatte Angst, dass er unsere Tür nicht mehr rechtzeitig erreichte. Luke sprintete los - und trotz unserer Bemühungen schlug die Tür vor seiner Nase zu.


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Dan ist wirklich gut. Mit ihm zu arbeiten war wunderbar. Armer Junge, er musste so geduldig sein. Ich musste schwafeln und darüber sprechen, dass ich der Meister des Universums bin, dass ich böse bin und dass ich ihn umbringen werde und er musste verschnürt dastehen, sich krümmen und vor Schmerzen stöhnen, während ich einen Monolog führte. Der Monolog des bösen Genies - kein Film ist komplett, wenn er fehlt. Ich liebe es, böse Figuren zu spielen!
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