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Die Schatten werden länger - Alchemie

von Viola Lily

Am Mittwoch-Morgen erwachte ich ziemlich früh. Mein Wecker zeigte gerade mal kurz nach 6 an. Eigentlich würde er erst in einer Stunde klingeln, doch ich richtete mich trotzdem auf und damit meine Freundinnen nicht in einer Stunde geweckt werden würden, schaltete ich den Alarm aus. Dann fuhr ich mir durch die Haare und musste erst mal tief Luft holen, damit ich irgendetwas anderes tun konnte. Mein Gott, so schlecht hatte ich schon lange nicht mehr geschlafen. Und dann auch noch dieser Traum - so wirklich und klar. Nein, an Schlaf war nicht mehr zu denken.
Schwer atmend krabbelte ich aus dem Bett, zog mir warme Socken an und zwängte meinen lädierten Arm in einen Fleece-Pulli. Danach ergriff ich meinem Zauberstab und schlich zur Bodenluke. Unbemerkt schlüpfte ich durch sie hindurch und lief die Treppe hinunter in den Gemeinschaftsraum. Dieser war beinahe völlig verlassen, nur zwei Fünftklässlerinnen saßen am Kamin und waren schon übereifrig in ihren Büchern vertieft. Sie schenkten mir keine Beachtung, als ich zu einem der Erkerfenster rüber ging und mich auf die Fensterbank setzte.
Nachdenklich starrte ich nach draußen. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, doch hinter den östlichen Bergen kündigte ein heller Streifen am Horizont den neuen Tag an. Der Himmel war Wolkenlos und es sah ganz so aus, als würden wir schönes Wetter bekommen.
Doch meine Laune besserte sich dadurch nicht. Ich verschränkte die Arme und dachte an den Traum von vorhin zurück.
Ich hatte mich in einem hölzernen Gebäude befunden. Von außen hatte es ausgesehen wie eine alte Burg, die zusätzlich mit vielen Treppen, Terrassen und Gebäuden aus Holz versehen war. Viele Menschen, die ich kannte, waren anwesend: die Potters, haufenweise Weasleys, Stephens Dad und ein paar meiner Mitschüler. James, Arnold, Gwendolyn, Mabel, Dustin, Stephen, Ammy, Souta... aus rätselhaften Gründen auch meine Freunde aus Deutschland, Patrick Rohdmann, Desirée Autenrieb und Christopher Drees. Jeder von ihnen hatte traurig, angespannt oder besorgt ausgesehen. Die Atmosphäre war voller Furcht und Angst. Dann war plötzlich überall Rauch gewesen, es brannte irgendwo und es herrschte Chaos. Ich war auch nicht mehr auf der Burg, sondern auf einem Schlachtfeld. Flüche schossen um mich herum und ich versuchte in diesem kämpfenden Getümmel jemanden zu finden. Und dann stand Bill Manson plötzlich mit erhobenem Zauberstab vor mir. Ich konnte meine Angst spüren, das Gefühl, wie sich meine Kehle zu geschnürt hatte - und dann war ich endlich aufgewacht.
Verwirrt lehnte ich meinen Kopf an die kühle Fnsterscheibe. Es hatte sich alles so echt, so real angefühlt - gar nicht wie ein Traum. Nachdenklich sah ich nach draußen. Und wenn es gar kein Traum war? Ich versuchte mich an das zu erinnern, was uns Professor O'Malley damals in Wahrsagen erklärt hatte - zum Glück hatte dieses unsinnige Fach nach der dritten Klasse abgewählt, aber in dem einem Jahr haben wir neben dem Tee-Tassen-Lesen und In-Die-Kugel-Gucken noch viel über Traumdeutung und seherische Kräfte gelernt.
War dieser Traum vielleicht ein Einblick in die Zukunft? Ich war doch wohl nicht über Nacht zum Hellseher geworden? Was hatte das alles zu bedeuten?
„Was machst du denn schon hier?“
Ich erschrak so heftig, dass mein Kopf gegen die Fensterscheibe knallte. Stephen lachte leise und setzte sich mir gegenüber auf die Fensterbank.
„Dasselbe könnte ich dich fragen“, murmelte ich zurück und rieb mir die Stirn.
„Ich konnte nicht mehr schlafen“, antwortete er prompt und blickte mich nachdenklich an.
„Du hast nicht zufällig auch so 'nen abgedrehten Traum gehabt wie ich, oder?“, hakte ich nach.
„So etwas ähnliches... .“
Überrascht blickte ich in das Gesicht meines besten Freundes. Man sah ihm an, dass er keine angenehme Nacht hinter sich hatte. Seine Haut war blass, sein Haar stand in alle Richtungen ab und unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Ränder ab. Er trug ebenfalls eine Jogginghose und einen warmen Pullover.
„Hey, wir könnten im Partner-Look zum Frühstück gehen“, schlug ich grinsend vor.
„Aber Frühstück gibt es doch erst ab 7.“
„Dann gehen' wir halt direkt in die Küche“, schlug ich kurzerhand vor und sprang vom Fensterbrett. „Immer noch besser als hier oben zu bleiben.“
Stephen nickte und erhob sich mit den Worten: „Außerdem kann ich einen Kaffee vertragen.“
Die beiden Mädchen am Kamin hoben kurz die Köpfe, als Stephen und ich den Gemeinschaftsraum verließen.
Über die Tage war es kühler geworden und der kalte Wind pfiff durch das alte Gemäuer. Ich hatte mir zwar vorsorglich den Pulli drüber gezogen, trotzdem war ich froh, als wir den unterirdischen Gang erreichten, in dem das Gemälde mit der Obstschale hing. Ungeduldig kitzelte Stephen die Birne, bis diese sich in eine Türklinke verwandelte.
In der Küche war es warm, gemütlich und duftete gut nach Rühreiern und frisch gebrühtem Kaffee. Kaum, dass sich das Gemälde hinter uns geschlossen hatte, kam auch schon ein Hauself herbei gelaufen und verbeugte sich tief vor uns. Er trug einen dunkelroten Schal, der hinter seinem Rücken über den Boden schleifte und auf dem Laken, dass er trug, waren Flecken von Orangensaft und Erdbeermarmelade.
„Guten Morgen, verehrtester Herr Zauberer und Frau Hexe. Was kann Twinkle für Sie tun?“
„Zwei große Tassen Kaffee und ein paar Pfannkuchen wären nicht schlecht, oder?“, antwortete Stephen und guckte mich fragend an.
„Kommt sofort.“
Damit zog Twinkle wieder von dannen. Nachdenklich sah ich der Hauselfe nach und folgte Stephen, der sich an den nächsten Tisch (den der Hufflepuffs) setzte.
„Was ist?“
„Die Hauselfen“, antwortete ich. „Seit Jahren gibt es jetzt schon das Gesetz, dass sie alle frei sein müssen - schließlich tragen sie Kleidung - aber sie behandeln uns immer noch so, als wären wir ihre Gebieter. Und sie unsere Sklaven.“
Stephen zuckte mit den Schultern: „Es liegt einfach in der Natur der Hauselfen. Es werden wohl noch ein paar Generationen vergehen, bis die Freiheit wirklich in ihren Köpfen verankert ist. Komm, lass uns frühstücken.“
Während ich mir meine ersten Schlucke Kaffee gönnte (Baoh, tat das gut), ließ Stephen mich nicht aus den Augen. Ich spürte, dass ihm etwas auf dem Herzen lag und das erinnerte mich wieder daran, warum wir eigentlich um so eine Uhrzeit schon hier unten saßen und frühstückten.
Ich erzählte ihm von meinem Traum und was ich darin gesehen hatte: die Burg, die vielen bekannten, traurigen Menschen, der Kampf und Bill Manson... . Schweigend und mit ernster Miene hörte er zu.
„Vielleicht war es wirklich nur ein Traum“, vermutete er, doch an seinem Tonfall hörte ich, dass er selbst nicht an seine Worte glaubte.
„Selbst wenn. Was ich mir absolut nicht erklären kann, ist, warum ausgerechnet ich so etwas geträumt habe. Stell dir mal vor, das würde echt passieren... .“
„Du meinst, du hattest eine Vision?“
Ungläubig schüttelte er den Kopf: „Nein Lorrels. Nichts für ungut, aber... du und hellseherische Fähigkeiten? Du und Wahrsagen?“
„Ich weiß, es klingt lächerlich“, gab ich zu und versuchte, halbwegs amüsiert zu klingen. „Ich würd ja selbst drüber lachen, wenn Dad mir vor der Abreise nicht gesagt hätte, dass mehr in mir steckt als ich ahne.“
Stephen stand vor Ãœberraschung der Mund offen.
„Was hat dein Dad dir gesagt?“
„Das mehr in mir steckt, als ich ahne“, wiederholte ich murmelnd und überlegte laut: „Er scheint es ja zu wissen. Was, wenn ich doch so etwas wie eine Wahrsagerin bin?“
Stephen prustete. Dann sah er mich an und fing aus vollem Hals an zu lachen.
„Was?“, fragte ich verwirrt. Das mein bester Freund jetzt einen Lachanfall bekam, passte mir gar nicht.
„Allein die Vorstellung“, grinste er. „Du in einen Haufen von Schals und Tüchern gehüllt, mit einer Wahrsager-Kugel vor dir auf dem Tisch und einer rauchigen Stimme - so wie Professor O'Malley.“
„Steve, ich meine das ernst.“
Ich fühlte, wie die Panik in mir aufstieg und ich griff nach Stephens Hand.
„Wahrsagerei ist echt das letzte, was ich gebrauchen kann. Ich will das nicht.“
Stephen hörte auf zu grinsen und legte beruhigend seine freie Hand auf meine. Dann schaute er mir tief in die Augen.
„Ganz ruhig Lorrels. Bevor du in Panik ausbrichst solltest du lieber mit einem Lehrer darüber reden. Mit jemandem, der sich in solchen Dingen auskennt.“
„Aber mit wem? Also, Professor O'Malley werd ich nicht fragen. Die wird mir nur sagen, dass ich ins Bett gehen und auf meine baldige Offenbarung warten soll. Was ist mit Professor Boot?“
Dieser Vorschlag klang für mich ziemlich plausibel, schließlich war er unser Hauslehrer. Doch zu meiner Ãœberraschung schüttelte Stephen den Kopf.
„Nur, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Er ist ein genialer Zauberer, aber ein sehr wissenschaftlicher. Den Zweig der Wahrsagerei hält er für Humbug und leeren Hokuspokus.“
Mir kam ein Geistesblitz und dementsprechend laut sagte ich: „Ich weiß, Professor March!“
„Dem Schulleiter?“, hakte Stephen nach und sah mich an, als hätte ich endgültig den Verstand verloren. „Sorry, Lorrels, aber der wird sich bestimmt nicht die Zeit nehmen, um sich so etwas anzuhören.“
„Doch wird er“, sagte ich wie vom Eifer ergriffen. „Und ich weiß auch schon, wie ich das anstellen werde.“
„Aha - aaaah, aber natürlich.“
Stephen klatschte sich mit der Hand auf die Stirn und sah mich grinsend an. Ich grinste erleichtert zurück. Heute war nämlich Mittwoch. In zwei Stunden würden die Siebtklässler ihre erste Alchemie-Stunde haben. Und unser Lehrer war niemand geringeres als Professor March.
Aprupt beendeten wir unser Frühstück, stürzten den Kaffee runter und sahen dann zu, dass wir uns schnell unterrichtsfertig machten. Das ich den Grund für Stephens schlaflose Nacht nicht heraus gefunden hatte, wurmte mich zwar ein bisschen, aber er lief mir ja nicht weg. Viel wichtiger war momentan für mich, dass ich ins Gespräch mit Professor March kam. Selten hatte ich die erste Stunde eines Schultages so herbei gesehnt.

Unser Alchemiekurs traf sich nicht, wie ich geglaubt hatte, unten in den Kerkern, sondern vor einem normalen Klassenzimmer im 4. Stock. Als ich mit Stephen und Luke dazu kam, hatte sich dort schon eine kleine, bunte Gruppe versammelt. Da waren zum Beispiel Evilyn Peakes, die Finnigan-Zwillinge Ian und Samuel, die drei Huffelpuffs Sean Amris, Harry Ruckley und Yvonne Withby, aber auch einige Slytherins wie Brian Partridge, Leanne Evans und Martin Leeves. Ein paar guckten ungläubig auf oder flüsterten überrascht miteinander, als sie mich bemerkten, doch ich machte mir nichts draus und ignorierte ihr Misstrauen. Sollten sie doch von meinem Intelligenzquotienten denken, was sie wollten. Es war ja nur ein Zusatzkurs.
„Was glaubt ihr, wie es wird?“, fragte Jenny Silver-Ricket und gesellte sich zu uns. „Ich meine, wie Professor March wohl so als Lehrer ist?“
Stephen zuckte mit den Schultern: „Ich weiß es nicht. Bestimmt aufregend.“
„Oder die Hölle. Stellt euch mal vor, ihr macht Dummheiten. Dann brummt euch der Schulleiter persönlich Nachsitzen auf. Für meinen Teil keine angenehme Vorstellung“, kommentierte Harry Ruckley.
„Tja, und so wie aussieht ist Souta wohl der Erste, der wegen Zuspät-Kommens in den Genuss kommen wird“, meinte Luke und sah auf die Uhr. „Er hat noch zwei Minuten.“
„Immer mit der Ruhe“, sagte Jenny und lächelte mild. „Da vorne kommt er ja schon.“
In der Tat. Souta kam um die Ecke gerannt als ging es um sein Leben. Schlitternd kam er vor uns zum stehen und hielt sich keuchend die Hand an die Brust. Sein Anblick war ein einziges Grauen für die Schulordnung: seine Haare waren zerzaust, das Hemd einen Knopf zu hoch zugeknöpft und seine Krawatte nicht gebunden. Er schien auch keine Zeit gehabt zu haben, Kontaktlinsen einzusetzen, da er heute wieder seine Brille trug.
„Wohl... neuer... Weltrekord.... 5 Minuten“, japste er.
„In 5 Minuten aus dem Bett hierher?“, hakte Ian bewundernd nach.
„So siehst du auch aus“, kommentierte Jenny und brach in einen Kicheranfall aus, als sie Soutas verschieden farbige Socken bemerkte.
Pünktlich mit dem Glockenschlag um 8 Uhr erschien Professor March auf dem Gang und kam mit herrischen Schritten auf uns zu. Wie alle Lehrer schloss er zuerst die Klassentür auf und betrat vor uns den Raum. Ich musste zugeben, dass ich schon ein wenig enttäuscht war, als ich einen stinknormalen Klassenraum vorfand, mit normalen Pulten und Stühlen und einer schwarzen Tafel. Irgendwie hatte ich mehr erwartet, schließlich klang allein das Wort Alchemie schon alt, mysteriös und voller Geheimnisse. Mir wäre ein Raum voller surrender Geräte, Bücher und dampfender Kessel lieber gewesen, erleuchtet von Kerzen, mit Spinnweben in den Ecken und nebligem Rauch, der um unsere Füße waberte.
Wir setzten uns trotzdem und als auch der Letzte die Tür hinter sich geschlossen und seinen Platz eingenommen hatte, räusperte sich Professor March und baute sich vor uns auf. Er sah nicht anders aus als sonst. Er trug gewöhnliche Kleidung und darüber einen schlichten, dunkelbraunen Umhang. Nichts furchterregendes oder skurriles. In aller Ruhe ließ er den Blick über die Schüler schweifen und schien gedanklich die Anwesenheit durch zu gehen. Dann sah er noch mal kurz auf die Uhr.
„Wir geben ihr noch ein paar Minuten.“
Ihr? Hatte er etwa jemanden eingeladen? Vielleicht eine berühmte Alchemistin, die ihm assistieren würde?
Es war aber nur Gwendolyn Willes, die nach ein paar Minuten mit hochrotem Gesicht in den Klassenraum stürmte.
„Danke, dass sie gewartet haben“, keuchte sie und reichte Professor March ein Formular.
Er bat sie, sich hinzusetzen. Verblüfft beobachtete ich, wie Gwendolyn sich neben Evilyn Peakes aus Gryffindor setzte. Ich zweifelte nicht an Gwendolyns Intelligenz und Interesse, nur an ihrem plötzlichen Schwund von Zeitmanagement. Und an ihrer Selbstbeherrschung - oder war ich vielleicht die Einzige, der ihre roten Augen auffielen? Ich blickte mich um und versuchte, jemanden auszumachen, dem Gwendolyns verheultes Gesicht ebenfalls aufgefallen war, doch dann klatschte Professor March in die Hände und zog meine Aufmerksamkeit wieder nach vorne.
„Nun, wo unser Kurs vollzählig ist, können wir endlich beginnen. Erst mal finde ich es toll, dass 16 Schüler ihres Jahrgangs Interesse für dieses Fach zeigen. Sie werden sich sicher fragen, warum wir uns für so ein exotisches und praktisches Fach in einem normalen Klassenraum treffen? Das hat einen ganz einfachen Grund: in einer Zeit-Stunde schafft man nicht viel, vor allem nicht, wenn es die Erste ist. Darum lasst mich zur Einführung mit ein bisschen Theorie beginnen. Denn wer den Spinat nicht isst, bekommt auch keinen Nachtisch. Soll heißen: ohne Theorie, keine Praxis. Also gut. Frage an Sie: was glauben Sie, was Sie hier lernen werden?“
Er ließ die Frage ein Weilchen im Raum stehen. Als iemand antowrtete, warf er einen auffordernden Blick in die Runde.
„Wir erstellen den Stein der Weisen?“, schlug Harry Ruckley schließlich vor.
„Kochen?“
„Wie man Feuerwerk macht?“
„Wir erkunden ein neues Element?“
„Wir machen eine Weltraumexpedition.“
„Mr Partridge, bitte“, sagte Professor March und guckte den Slytherin über seine Brillengläser hinweg an. Dann lachte er gehalten. „Aber ich finde es interessant, wie wenig und wie viel Sie über dieses Feld der Magie wissen.“
Mit einem kurzen Räuspern signalisierte uns Professor March, dass wir Pergament und Tinte (oder Kulli und Papierblock) hervor holen sollten. Dann begann er, vor dem Kurs auf und ab zu gehen und fing an, zu erzählen.
„Alchemie ist kein billiger Abklatsch vom euch vertrauten Zaubertrank-Unterricht. Alchemie ist hat seine eigene Kunst, seine eigenen Launen, seine eigene Intelligenz. Es gibt sie schon wesentlich länger aus die Brauereikunst, man erzählt sich sogar, dass die Zaubertränke aus der Alchemie entstanden sind. Doch wo liegt dann der Unterschied?, werdet ihr euch fragen. Ganz einfach: die Zaubertränke basieren auf einem rein magischen System. Die Alchemie hingegen benutzt auch herkömmliche Dinge wie Schlamm, Tierinnereien und Muggelmaterialien wie zum Beispiel Quecksilber, Fluor oder Zink - nur um ein paar zu nennen. Das chemische Periodensystem ist voll mit faszinierenden Elementen, die in unserem Unterricht eine Rolle spielen werden. Vertraute Dinge nehmen und daraus etwas neues machen - das ist Alchemie. Den Stein der Weisen her zu stellen kann ich euch nicht beibringen, doch werden wir gemeinsam eintauchen in ein Feld der Magie, dass sich nur den wenigsten völlig offenbart.“
Ich hatte keine Ahnung, wie er das machte, aber Professor March schaffte es mit ganz einfachen Worten, seinen Kurs bei der Stange zu halten. Viele von uns trauten sich nicht mal, mitzuschreiben, aus lauter Angst, sie könnten was verpassen. Es musste hauptsächlich an der Begeisterung für dieses Gebiet liegen, die in jedem seiner Worte mitschwang und auf uns über ging.
„Hier werden wir lernen, wie man Fett kondensiert, das Haltbarkeitsdatum von Nahrungsmitteln verlängert und sogar, wie man Krankheiten in der Flasche züchtet. Hier fangen wir das Elixier des Lebens in Blasen ein, sieben Staub zu Flohpulver und - wer weiß: vielleicht schafft es einer von euch ja auch, Wasser in Wein zu verwandeln. Doch wir werden nicht nur brauen und experimentieren, sondern auch hinter die Kulissen von Gegenständen schauen, die für uns etwas ganz alltägliches geworden sind. Wie haben es zum Beispiel die Künstler es geschafft, dass sich ihre Bilder bewegten? Wie entstanden die Zweiweg-Spiegel? Und wer kam eigentlich auf die Idee mit dem Unsichtbarkeitspulver? Woraus besteht die Flüssigkeit in einem Denkarium?
Ich sage dazu nur eins: durch alchemistische Kunst. Wo die Zaubertränke an ihre Grenzen stoßen, fängt die Alchemie erst an.“
Er ließ diese Worte kurze Zeit im Raum stehen. Ich hatte die kurze Pause auch dringend nötig, da ich eh schon überfordert war, alles gehörte zu bearbeiten. Ãœberfordert sah ich mich um und stellte erleichternd fest, dass es dem Rest des Kurses ähnlich erging.
Professor March ging nun dazu über, ein paar grundlegende Dinge an die Tafel zu schreiben, die im weiteren Verlauf des Schuljahres eine Rolle spielen würden: Bücher, Material, Experimente, Exkursionen... . Ich wurde ganz hibbelig, als ich das letzte Wort von der Tafel abschrieb. Allein die Vorstellung, für ein paar Stunden dem gewohnten Unterricht zu entkommen, klang aufregend. Vielleicht würden sie auch das Schloss verlassen?
Den Rest der Stunde erzählte Professor March etwas über die Geschichte der Alchemie. Wo begannen ihre Anfänge? Wer waren ihre Urväter? Wann fanden die ersten Experimente statt? Welches wurden die erfolgreichsten Erfindungen?
Am Ende der Stunde schwirrte mir von den ganzen unbeantworteten Fragen der Kopf. Und meine rechte Hand tat vom Mitschreiben ganz weh. Das waren zu viele Informationen auf einmal und ich hätte jetzt wirklich nichts gegen einen Pausenkaffee gehabt - wenn da nicht noch mein Traum von heute Nacht gewesenwäre. Entschlossen packte ich meine Sachen, sagte Luke, dass ich gleich nach käme und ging nach vorne zu Professor March.
„Kann ich Ihnen helfen, Miss Broderick?“
„Ja, vielleicht. Es könnte allerdings länger dauern. Haben Sie Zeit?“
„Soweit ich weiß, hast du gleich noch 'ne Doppelstunde bei Professor Boot?“
Ich hob eine Augenbraue. Dieser Mann konnte doch unmöglich sämtliche Stundenpläne seiner Schüler im Kopf haben, oder? Ich schüttelte den Kopf. Ich war nicht hier, um die wenige Zeit, die ich hatte, mit Grübeln zu verschwenden.
Weil sich Gwendolyn und Evilyn immer noch tuschelnd im Raum befanden, senkte ich die Stimme, während ich sprach: „Nun, es hört sich jetzt vielleicht merkwürdig an, aber ich... Ich hatte heute Nacht einen seltsamen Traum.“
„Einen Traum?“, hakte Professor March nach und hob eine Augenbraue.
Der ernste Klang seiner Stimme beruhigte mich zutiefst. Ermutigt fuhr ich fort.
„Ja, aber irgendwie hat er sich nicht angefühlt wie ein Traum. Es war so... real - wie ein Deja-Vü. Nur dass ich diese Situation nicht schon mal erlebt habe, sondern... Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sie noch erleben werde.“
Professor March warf einen prüfenden Blick hinüber zu Gwendolyn und Evilyn. Sie machten sich jetzt ebenfalls auf den Weg zum nächsten Unterricht, doch bevor sie den Raum verließen, guckten beide neugierig über ihre Schulter in meine Richtung. Dann waren sie verschwunden.
„Kannst du mir sagen, wovon du geträumt hast?“
Ich erzählte Professor March alles, an was ich mich noch erinnerte. Ich versuchte, so gut es ging, ihm zu beschreiben, wie die Umgebung, die Gebäude und die Menschen ausgesehen hatten. Als ich endete, verschränkte Professor March nachdenklich die Arme und senkte den Blick.
Eine Zeit lang schwiegen wir, doch irgendwann hielt ich es nicht mehr aus - ich musste ihn einfach fragen.
„Professor, das klingt jetzt vielleicht absurd, aber ich bin doch nicht über Nacht zum Seher geworden, oder?“
Ein Anflug von Panik lag in meiner Stimme. Professor March blickte mich aufmerksam an und wie ich da kurz vorm durchdrehen war, lächelte er gelassen.
„Keine Sorge, Lauren. Soweit ich das beurteilen kann, sind sie keine Seherin“, beruhigte er mich und ich sah ihm an, dass ihn meine Panik ziemlich erheitern musste. Ich sah ihn nicht oft lächeln, geschweige denn lachen.
„Und sie sind sich da sicher, Sir?“
„Glaub' mir, ich kenne mich auf diesem Gebiet aus“, sagte er und warf einen nachdenklichen Blick auf seine Uhr. „Eigentlich haben wir da gar keine Zeit dafür, doch so wie ich Sie kenne, werden Sie sich nicht mit einer einfachen Antwort zufrieden geben, richtig? Ich muss wohl etwas weiter ausholen.“
„Ich hab Zeit.“, entgegnete ich nur.
Wir wussten beide, dass das überhaupt nicht stimmte. Doch zu meiner Überraschung schien Professor March ein Auge zu zudrücken, worauf ich es mir auf einem Tisch in der ersten Sitzreihe bequem machte.
„Also, Lauren. Nur richtige Seher besitzen die Fähigkeit, regelmäßig und nach ihrem Willen in die Zukunft zu sehen. Solche Zauberer und Hexen kommen jedoch äußerst selten vor. Es ist wahrscheinlicher, einem dreiköpfigen Hund die Pfote zu schütteln als sich von einem echten Seher die Zukunft vorhersagen zu lassen. Und der Einzige mir bekannte Seher lebt in Kanada und würde seine Fähigkeiten nicht für solchen persönlichen Firlefanz missbrauchen.
Jetzt wirst du dich bestimmt fragen, woher diese besondere Gabe kommt und warum sie so selten ist. Nun, wir Hexen und Zauberer sind im Besitz von... naja, Muggel würden es als übernatürliche Kräfte bezeichnen. Irgendwie ist diese Behauptung ja auch nicht ganz abwegig, denn schließlich können wir zaubern. Wenn das mal nichts übernatürliches ist. Für uns uns ist die Zauberei etwas ganz alltägliches, so wie beispielsweise elektrischer Strom für Muggel. Diese übernatürlichen Kräfte, die in uns schlummern, sind nicht nur zum zaubern da. Manchen Zauberern und Hexen geschehen Dinge, die sie selbst nicht verstehen. Das erklärt, warum es Metamorphmagier und Elementimagier gibt und warum wir zu Animagi werden können. In dem Alter, wo ihr noch lernt, mit euren Kräften umzugehen, passiert es häufiger, dass ihr beim Träumen Einblicke in eure Zukunft bekommt. Daran sind - einfach gesagt - eure Zauberkräfte schuld. Das macht euch aber nicht gleich zu einem Seher. Das passiert auch nicht jedem und wenn dann niemals mehr als 2 oder 3 mal in eurem Leben.
Nun muss ich dazu noch sagen, dass diejenigen, die schon mal in die Zukunft gesehen haben, talentierte und geniale Zauberer sind - weshalb es auch nicht allen jungen Hexen und Zauberern passieren wird.“
Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen und glotzte Professor March an. Hatte ich mich verhört?
Talentiert und Genial?“, rutschte es aus mir heraus. „Sorry, aber hab ich was nicht mitgekriegt?“
Plötzlich war ich hellwach. Mir fiel wieder ein, was Dad mir vor der Abfahrt an Gleis 9¾ erzählt hat.
Es steckt so viel mehr drin, als du ahnst.“
Der Ausdruck in Professor Marchs Augen veränderte sich plötzlich. Er wurde ernst und - finsterer.
„Talentiert und Genial hat viele Definitionen, Lauren“, begann er. „Man sagt es zu besonders intelligenten Menschen, wie zum Beispiel Miss Silver-Ricket. Man sagt es auch zu besonders intellektuellen Menschen wie dein Freund Stephen oder Professor Freshad. Man sagt es auch zu außergewöhnlichen Menschen wie die Elementimagier. Man sagt es aber auch zu besonders begabten Menschen - solche wie dich.“
Ich hatte keine Ahnung, wohin dieses Gespräch noch führen sollte. Ich war verwirrt und neugierig zugleich. Ich sollte eine bestimmte Begabung haben? Vielleicht sogar eine besondere? Was, wenn es ein Talent wäre, das mein ganzes Leben verändern würde? So wie bei Ammy letztes Jahr?
„Aha...“, entgegnete ich relativ trocken. „Und was soll das für eine Begabung sein?“
Die Antwort von Professor March kam schnell und kurz: „Ganz einfach, Lauren. Dein Gespür, das richtige zu tun.“
Okay, diese Antwort kam ziemlich ernüchternd. Einerseits war ich froh, dass mir kein neuer Lebensstil bevor stand, andererseits war es aber auch kein Talent, durch das ich etwas Besonderes geworden wäre.
„So etwas ist ein Talent?“
„Ja, in gewisser Weise schon. Ein magisches Talent, das unter die sogenannten Emphatischen Begabungen fällt.“
„Das klingt ziemlich albern, wenn ich ehrlich sein soll. Jeder Mensch ist doch irgendwie emphatisch. Ich meine, unser Charakter und unsere Talente machen uns doch erst zu dem, wer wir sind. Jeder ist völlig anders gestrickt und dadurch kann doch jeder so eine emphatische Begabung haben, oder?“
Ich ließ meinem Mundwerk wieder freien Lauf. Wollte mir Professor March wirklich weiß machen, dass jemand mit einen alltäglichen Charakterzug gleich eine besondere magische Begabung hat? Dann könnte er ja gleich allen Zauberern und Hexen den Stempel Hochtalentiert auf die Stirn pressen.
„Nein, Lauren, ich glaube, du verstehst das falsch“, sagte Professor March und fing wieder an zu lächeln. Ich fühlte mich schon ein bisschen so, als wolle er mich für dumm verkaufen.
„Dann klären Sie mich auf“, forderte ich.
„Nun, du bist eindeutig eine Hexe, der sich überwiegend von seinen Gefühlen leiten lässt als von ihrem Verstand. Deshalb bist du auch so musikalisch. Musik ist im Grunde nichts weiter als der Ausdruck eines Gefühls. Und das, was ich bisher so von dir und deinen Hornkünsten gehört habe, ist einzigartig. Viele Hexen und Zauberer sträuben sich davor, sich von ihrem Gefühl leiten zu lassen, weil sie Angst haben, so die Kontrolle über sich selbst zu verlieren. Doch du machst das ziemlich gut. Bei wichtigen Entscheidungen die richtige zu treffen, liegt dir einfach im Blut. Erinnerst du dich an unser letztes Gespräch vor den Ferien? In dem ich dir erklärte, dass du jemand bist, der andere schnell für eine Sache begeistern kann?“
Es war seltsam, das alles zu hören. Es klang plausibel, was der Schulleiter da sagte, aber ich fand trotzdem, dass auch eine Menge Unsinn und Ãœberinterpretation im Spiel sein konnte. Der Kaffee von Professor March war heute morgen eindeutig zu lasch. Er schien sich immer noch geistig im Bett zu befinden, anders hätte ich mir seinen Vortrag sonst nicht erklären können. Das wa;gr doch absurd. Es gab so viele Hexen und Zauberer auf dieser Schule, die genauso ein Anführertyp waren wie ich. Warum sollte außerechnet ich eine besondere Begabung dafür haben?
Andererseits: er war mein Schulleiter. Und das nicht ohne Grund. Also wäre es wohl klüger, es so hinzunehmen und sich erst mal keine Gedanken mehr darum zu machen, oder?
„Eines Tages wirst du es verstehen, Lauren.“
Ich nickte verdattert und schulterte meine Tasche. Dann guckte ich ihn ein letztes mal an und verschwand aus dem Klassenraum.

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Wotcha!,
manchmal frage ich mich ja, wie ich das mache...
Ich meine: meine Kapitel kann man jetzt nicht als kurz bezeichnen und im mittlerweile 8. Kapiteö sind meine Protagonisten immer noch nciht über die zweite Schulwoche hinaus? WTF? Da passiert zu viel!
Nein, Spaß.
Oder findet ihr das langweilig? Schreibts mir in die Kommentare!
... -.- ...
Toll, jetzt kling ich schon wie ein YouTuber. Vergesst es! :D


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