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Fanfiction

Die Schatten werden länger - Stephens neue Unbekanntschaft

von Viola Lily

Ich beschloss, am Mittwochnachmittag meinem Hornlehrer Jeremy von der Idee eines Musikstudiums zu erzählen. Ich hatte um 4 Uhr Unterricht, direkt nach Liam Hemsworth, einem Fünftklässler aus Slytherin.
„Hallo Jeremy. Hey Liam“, grüßte ich, als ich das Klassenzimmer betrat.
Jeremy hatte mittlerweile 3 Schüler hier auf Hogwarts und kam daher seit diesem Schuljahr immer hier her. So mussten wir nicht mehr jede Woche ins IEMK (Institut zu Erhaltung Magischer Kultur), das für den kulturellen Erhalt der magischen Bevölkerung zuständig war, flohen.
„Lauren, grÃ¼ß dich“, sagte Jeremy erfreut und putzte seine Brille. „Ich bin gleich für dich da, ich muss nur einmal schnell runter ins Lehrerzimmer. Du kannst dich ja schon mal einspielen.“
Mit diesen Worten verschwand er und ließ mich und Liam allein zurück.
„Wie war der Unterricht?“, fragte ich und begann einen kleinen Small-Talk.
„Och, ganz gut“, antwortete er, während er sein Horn einpackte. „Wir haben heute mit der hohen Lage angefangen. Ich soll jetzt auf dem Weihnachtsvorspiel was spielen. Damit ich ein Ziel habe, für das ich üben kann.“
Anders als ich hatte Liam erst hier auf Hogwarts gelernt, Horn zu spielen. Er kam aus einer reinen Zaubererfamilie und so war es kein Wunder, dass ihm diese vielen Muggel-Instrumente fremd waren. Er hatte mich damals im Schulensemble spielen hören, als wir für den 55. Geburtstag von Professor March den Hogwarts-Marsch gespielt hatten. Dieses Ensemble war mittlerweile zu einem kleinen Schulorchester gewachsen. Es kam natürlich nicht an die Ausmaße des Youth Orchestra Bristol ran, aber immerhin: wer hätte gedacht, dass so etwas jemals auf Hogwarts zustande kommen würde?
Liam gehörte glücklicherweise zu dem redseligen und freundlicheren Slytherins, die gerne Kontakte zu anderen Häusern pflegten. Er hatte schwarze, dichte Locken und ein schmales Gesicht mit wachsamen, blauen Augen (er sah ein bisschen aus wie der Sherlock Holmes aus der Serie, die Mum auf Blue-Ray gesammelt hat). Er war ein netter und lustiger Kerl, mit dem ich während der Orchester-Proben gern Blödsinn anstellte: wenn uns langweilig war, packten wir unsere Kartenspiele aus und bauten daraus Häuser, malten und gegenseitig Totenköpfe in die Noten oder imitierten die Minen unserer Mitspieler, wenn sie sich konzentrierten.
Nicht selten guckte Professor Flitwick, der neben dem Chor zusätzlich die Leitung des Orchesters übernommen hatte, strafend zu uns herüber. Zum Glück war er der Dirigent und nicht Professor Freshad.
„Das ist doch gut“, entgegnete ich. „Ein Ziel zu haben ist immer ein guter Ansporn, ordentlich zu üben, da hat Jeremy völlig recht.“
Ich spielte daraufhin ein paar Töne, die klangvoll durch den Raum schwebten.
Liam hörte mir zu und fragte: „Und was ist dein Ziel?“
Ich setzte mein Horn ab und sah ihn an.
„Du spielst so toll“, sprach er weiter. „Dein Klang ist schon brillant, wenn du dich einspielst und Melodien, die ich mit Mühe und Not erarbeiten muss, spielst du locker aus dem Handgelenk... .“
„Ich spiele ja auch schon ein paar Jahre länger als du.“
„Aber ich kenne keinen außer Jeremy, der dir an Talent und Qualität nahe kommt.“
Ich wusste nicht wirklich, was ich darauf sagen sollte. Ich war noch nie gut darin, Lob zu verarbeiten.
„Ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, was meine nächsten Ziele sind. Es ist wahrscheinlich besser, wenn ich mich gut auf die UTZe vorbereite, aber... .“
In diesem Moment betrat Jeremy mit einem kleinen Stapel Blätter den Raum.
„Ahh, Liam, gut dass du noch da bist. Ich habe von Professor Flitwick gerade ein paar Noten für euch bekommen. Gleich, wenn der Simon kommt, kriegt er auch noch welche... .“
Er händigte uns beiden ein paar Blätter aus. Es waren mehrere kurze Stücke, die Titel wie Serenade for 8 Woodwinds oder Trio for 3 French-Horns hatten.
„Jeremy, wofür sind diese Stücke?“
„Für die Eröffnung eurer Quidditch-Weltmeisterschaft im Ministerium.“
„Im Ministerium?“, hakte Liam erschrocken nach.
Fragend guckten wir beide den Lehrer an, doch der kratzte sich verwirrt am Kopf und zuckte mit den Schultern.
„Ich hab`s auch nicht so ganz verstanden. Professor Flitwick meinte, dass es wohl zwei Eröffnungen gäbe: einmal die Schulinterne, bei der auch die Mannschaft verkündet wird, und eine offizielle im Ministerium. Da sind dann auch die hohen Tiere der anderen Länder anwesend. Also eine für euch und eine seriöse.“
„Und wir spielen auf der seriösen?“, hakte Liam mit leuchtenden Augen nach.
„So habe ich das verstanden. Das Ministerium würde sich freuen, wenn Hogwarts einen musikalischen Beitrag geben würde. Und das sind die Noten dafür.“
Ich warf einen letzten, kurzen Blick auf die Zettel und legte sie dann beiseite. Ich würde sie mir später anschauen. Liam verabschiedete sich jetzt und verließ das Klassenzimmer.
„So Lauren“, setzte Jeremy an und runzelte die Stirn. „Als erstes: wie geht es deiner Schulter?“
„Besser“, sagte ich schnell. „Wenn ich das Horn halte, habe ich gar keine Schmerzen mehr.“
Jeremy lächelte erleichtert. Für ihn war es ein großer Schock gewesen, als er von meiner Verletzung erfahren hatte - schließlich waren Arme und Hände das Kapital eines jeden Musikers.
„Das freut mich. Dann können wir ja jetzt wieder in die Vollen gehen. Welche Tonart hatten wir gerade? A-Dur, richtig. Als erstes Akkorde, die Töne weißte doch, oder?“
Bei dieser Frage blitzten seine Augen frech.
„A, Cis und E“, schoss es aus mir heraus.
Wir beide grinsten uns an und das war der Startschuss für den Unterricht.

Nach der Stunde fühlten sich meine Lippen völlig taub an. Schon lange war eine Stunde nicht mehr so anstrengend für mich gewesen. Doch wir hatten gut gearbeitet und Jeremy war mit meiner Erarbeitung des neuen Stückes sehr zufrieden.
„Versuch, bis nächste Woche noch ein bisschen mehr Tempo in den dritten Satz zu kriegen. Und immer an die Stütze in der hohen Lage denken, dann sprechen die Töne besser an. Und schau in die neuen Noten rein. Mit den meisten Stücken solltest du keine Probleme haben, aber dieses Oktett ist rhythmisch ein bisschen knifflig.“
„Ich werde mal schaun', was ich so schaffe“, meinte ich und nahm die Noten vom Pult. „Dieses Wochenende sind schließlich die Auswahlspiele für das Quidditch-Team und wegen meiner Schulter muss ich in den nächsten Tagen noch trainieren.“
Jeremy sah mich aufmerksam an, nahm dann seine Brille ab und musterte mich kritisch.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte ich ihn verwirrt.
Er ließ sich Zeit mit der Antwort, setzte sich auf einen Tisch und sah mich nachdenklich an: „Ich frage mich nur, ob du dir da nicht ein bisschen viel vor nimmst.“
„Du meinst, weil ich auch für meine UTZe lernen muss?“, fragte ich argwöhnisch weiter.
„Genau das. Ich erinnere mich noch, als ich in der 7. Klasse. Ich habe fast jeden Abend gelernt, um mich gut vorzubereiten.“
Ich biss mir unsicher auf die Lippen. Musste Jeremy ausgerechnet jetzt so etwas sagen? Dabei wusste er noch nicht einmal, was ich zusätzlich noch vorhatte.
Ich holte tief Luft und offenbarte dann meine Hiobsbotschaft: „Jeremy? Du hast doch Musik studiert, oder?“
Mein Hornlehrer schloss die Augen. Offensichtlich hatte er früher oder später mit dieser Frage gerechnet.
„Leider nur kurz“, gestand er und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Zudem war es nur ein Nebenstudium, in dem ich ein paar Kurse fürs Unterrichten und Pädagogik am College besucht habe. Und ich hatte Unterricht bei einem Horn-Professor an der Academy in London. Ein richtiges Musik-Studium dauert viel länger. Ich ahne, warum du das fragst... .“
Ich nickte und bevor ich mich anders entscheiden konnte, sagte ich: „Ich überlege, nach der Schule vielleicht Musik zu studieren.“
Jeremy stand auf und fing an, im Raum auf und ab zu laufen.
„Ich weiß, es klingt albern“, fügte ich leise hinzu. „Aber es ist das Einzige, was mich auf Dauer glücklich machen könnte. Glaube ich zumindest.“
Jeremy blieb stehen und sah mich ernst an: „Du liegst vollkommen richtig: für eine Hexe ist es unvernünftig, ein normales Studium zu wählen. Doch wenn du dir wirklich sicher sein solltest, empfehle ich dir, es dann auch richtig zu machen. Nicht so wie ich. Wenn es dir wirklich ernst ist, solltest du so bald wie möglich Kontakt zu einem Hornprofessor aufnehmen - vielleicht am Royal College. Um ehrlich zu sein, ich kann dir nicht mehr viel beibringen, und wenn du bei einem vernünftigen Lehrer, einem richtigen Profi, Unterricht bekommst, kannst du dich viel besser auf Aufnahmeprüfungen vorbereiten als bei mir.“
Aufnahmeprüfungen?“, hakte ich überrascht nach.
Jeremy schmunzelte, als er mein entsetztes Gesicht sah: „Oh Ja. Du musst vorher eine Aufnahmeprüfung bestehen. Musikhochschulen sind sehr elitär, da kommt man nicht so einfach rein. Erst wenn du einen der Hornprofessoren mit deinem Können überzeugt hast, könnte er dich in deine Klasse aufnehmen. Dann hast du dein Hauptfach bestanden.“
Hauptfach?“
Jetzt war ich nicht mehr nur entsetzt, sondern auch verwirrt. Was Jeremy da erzählte klang nach einer großen, ganz neuen Welt von der ich so gut wie nichts wusste. Wenn alles, was er sagte, wichtig für meine Zukunft wäre, stünde mir wahrscheinlich viel mehr Arbeit bevor, als ich dachte.
Jeremy erklärte weiter: „An den meisten Hochschulen musst du neben dem Hauptfach noch eine Nebenfachprüfung machen. Meistens im Klavier-Spielen. Wenn du dann auch noch in der Theorie gut abschneidest, hast du deinen Platz sicher.“
Mein Herz rutschte mir angesichts der vielen Tatsachen, denen ich mir bis jetzt noch gar nicht bewusst war, in die Hose. Hauptfach. Klavier-spielen. Musik-Theorie. Mir schwirrte der Kopf.
„Shit, das wusste ich ja alles noch gar nicht“, gestand ich und mein Herz sackte in die Hose. „Das kann ich doch alles gar nicht. Wie soll ich das schaffen?“
Jeremy kramte in seiner Aktentasche herum und holte eine Broschüre hervor, die er mir überreichte.
„Lass es dir durch den Kopf gehen. Und nimm Kontakt zu einem Hornprofessor auf. Deine Mutter ist doch Celloprofessorin, da sollte es dir ein leichtes sein, an seine Nummer ran zu kommen.“
Ich nickte verdattert, bedankte mich für seine Hilfe und verabschiedete mich dann. Ich hatte nicht einmal daran gedacht, ihn zu fragen, wie ich einen Hornprofessor, der Muggel war, über Telefon kontaktieren sollte.
Unterwegs zum Ravenclaw-Turm blätterte ich die Broschüre durch. Sie war von Mums Hochschule, der Royal Academy of Music in London, und enthielt für Studieninteressierte viele nützliche Infos. Gütiger Flubberwurm, was die alles voraussetzten: Klavierkenntnisse, Gehörbildung, Tonsatz... . Mein Kopf war viel zu beschäftigt, um auf den Weg zu achten, doch zum Glück kannten meine Füße die Richtung, in die ich musste. Unversehens fand ich mich vor der Tür zum Gemeinschaftsraum wieder und ich beantwortete aus Versehen sogar die Frage des Türklopfers erst mit Brahms und Beethoven statt mit Der Trank der lebenden Toten wurde 1756 entwickelt.
Ich sah Ammy, Dustin und Souta, die auf einem Sofa am Fenster saßen und eine Zeitschrift studierten. Als ich mich ihnen näherte, blickten sie auf und winkten mir zu.
„Komm mal schnell“, rief Ammy und rutschte ein Stück beiseite, damit ich neben ihr Platz nehmen konnte. „Dieser Artikel interessiert dich bestimmt.“
Es war die neue Ausgabe der Besensport, einem Magazin, in dem es sich vor allem um die sportlichen Ereignisse unserer Welt drehte (mein Vater schrieb auch ab und zu für diese Zeitschrift). Ammys Finger zeigte auf eine Doppelseite, dessen Titel schon alles sagte.
„Traum-Kader der Junioren-Weltmeisterschaft?“, las ich laut vor und zog die Zeitschrift neugierig näher an mich heran.
„Manche Länder und Schulen haben jetzt schon ihre Favoriten preis gegeben“, erklärte Souta und blätterte aufgeregt eine Seite weiter.
Dort waren Fotos von jungen Spielern abgebildet, neben denen ein kleiner Info-Text stand. Ich konnte gar nicht so schnell meinen Blick über die etwa 15 Jungen und Mädchen schweifen lassen, als Dustin auch schon mit einem Finger auf jemanden bestimmtes zeigte.
„Und jetzt halt dich fest“, meinte Dustin mit hellauf begeisterter Miene.
Mir fielen fast die Augen aus. Da war doch tatsächlich ein Bild von Luke drin. Darauf saß er auf seinem Besen und suchte mit ernstem Gesicht den Schnatz.
„Das Bild wurde wahrscheinlich im letzten Spiel gegen Gryffindor gemacht“, hörte ich Souta sagen. „Aber ist das nicht irre? Unser Luke ist in der Besensport.“
Mein Herz raste aufgeregt, als ich mir den kleinen Info-Kasten durchlas.

Name: Lucas Wood
Schule: Hogwarts, England
Alter: 17
Position: Sucher
Besondere Fähigkeiten: athletisch, einfallsreich, schnell. Bevorzugt die Schnatz-Suche aus dem Überblick und besitzt Team-Geist.

Ich war fassungslos: „Und da behauptet er noch, dass Albus mehr Talent hat.“
Neugierig geworden nahm ich ein paar der anderen Fotos genauer unter die Lupe. Da waren zwei Mädchen aus Amerika, Jägerinnen mit einem strahlend weißen Hollywood-Lächeln. Donna Armstrong und Blair Morgan hießen die beiden Schönheiten und gingen auf die Lincoln Magic High School in Kalifornien. Es folgten noch ein paar andere Jungen und Mädchen aus Spanien, Russland, Japan und anderen Ländern, in denen ich noch nie war und dessen Zauberschulen mir auch nichts sagten.
Aber dann sah ich das Bild eines Jungen, der auf die Vahrensburg in Deutschland ging - an Christophers, Desirées und Patricks Schule. Er hieß Gunnar Vießbrock, 17 Jahre alt und war Jäger. Sein Gesichtsausdruck erinnerte mich an den von Luke: ehrgeizig und entschlossen.
Desirée Autenrieb, die Ex von Souta und eine leidenschaftliche Sucherin, war allerdings nicht abgebildet. Dafür aber ein anderes Mädchen, dessen Infos ebenfalls sehr viel versprechend klangen.
Sie war nicht so hübsch (und aufgetakelt) wie die USA-Jägerinnen, doch dafür trotzte sie nur so vor Kampfgeist. Für eine Sucherin hatte sie die perfekte Größe, wachsame Augen und helle, kurze Haare. Doch vor allem aber wegen ihres Namens war ich auf sie aufmerksam geworden.
„Seht mal, das ist die Tochter von diesem Krum“, meinte ich und hielt die Zeitschrift so, dass Ammy, Dustin und Souta auch was erkennen konnten. „Der Trainer der Bulgarischen Mannschaft.“
„Ivanka Krum“, murmelte Souta, der mehr Ahnung von Quidditch hatte als Mabel. „Sie sieht ihrem Vater ganz schön ähnlich. Diese bulligen Arme, der mürrische Blick, der alles zermalmende Kiefer... .“
Dustin fügte hinzu: „Das dürfte vielleicht Lukes größte Konkurrentin sein. Ich habe gehört, dass sie schon seit ihrer Kindheit an auf Quidditch gedrillt wurde.“
„Wie die Asiaten auf Geige“, scherzte ich und erntete dafür einen gemeinen Blick von Souta.
Für diese Bemerkung nahm er mir die Zeitschrift wieder weg und schmollte. Ich versuchte, ihm ein Lachen zu entlocken und kitzelte ihn unter den Armen. Das klappte immer und wenige Minuten später kabbelten wir uns beide so stark auf dem Sofa, dass wir dabei aus Versehen Ammy und Dustin runter schubsten.
Mit verschränkten Armen baute Ammy sich vor uns auf und fragte mit tadelnder Stimme: „Und ihr seid Volljährig?“
„Die da schon“, kicherte Souta und schob mich endgültig von sich weg. „Und die hat auch noch angefangen!“
„Nur auf dem Papier. Bei Merlin, in letzter Zeit redet ihr immer so viel über's Erwachsenen-Sein. Bleibt locker, dafür ist später noch genug Zeit.“
„Sicher“, sprach Ammy im selben Ton weiter. „Neben Jobsuche, Ausbildung, Studium, Lernen und Familien-Gründen haben wir genug Zeit, um erwachsen zu sein.“
„So meine ich das doch nicht“, begann ich und wollte in meiner Erklärung fortfahren, als Stephen auf der Bildfläche erschien. Er sah ein bisschen verwirrt aus und guckte uns einer nach dem anderen an.
„Worum geht's hier?“
„Ums Erwachsen-Werden.“
Stephen runzelte, immer noch ziemlich verwirrt, die Stirn: „Sorry wenn ich das sage, aber da seid ihr noch Lichtjahre von entfernt. Wusstet ihr, dass man in Amerika erst mit 21 Volljährig ist?“
Sofort musste ich an die beiden Princess-Malibu-Jägerinnen denken und lachte mir ins Fäustchen. Ich hatte mit meinen 17 Jahren in England mehr zu sagen, als sie.
Stephen lehnte sich zu mir rüber und fragte leise: „Hast du kurz Zeit?“
„Hmm, ja sicher.“
„Aber Steve, ich wollte dich grad' fragen, ob wir zusammen Verwandlung üben können“, jammerte Ammy und schob die Unterlippe vor.
Ich stand vom Sofa auf und schnappte mir meinen Hornkoffer, damit ich ihn bei der Gelegenheit gleich nach oben bringen konnte.
Ich erklärte dabei: „Er steht dir gleich wieder zur Verfügung, Ammy.“
„Pass auf, dass Luke euch nicht erwischt“, mahnte Dustin.
Ich nahm mir, trotz der Eile, die Zeit, um mich zu ihm um zudrehen und sagte mit gehobener Augenbraue: „Dustin, werd' erwachsen!“
Dann folgte ich Stephen runter in seinen Schlafsaal.
Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, fragte ich sofort: „Was gibt's denn dringendes?“
Plötzlich ließ sich Stephen Zeit mit der Antwort. Seelenruhig bereitete er zwei Tassen Pfefferminztee zu und setzte sich auf sein Bett. Ich nahm die zweite Tasse und setzte mich ihm im Schneidersitz gegenüber.
„Wir sind jetzt schon über zwei Wochen wieder hier“, begann er und ein unsicheres Grinsen huschte über sein Gesicht.
„Ähm, ja. Wieso?“
„Wird es mir meine beste Freundin verzeihen, wenn ich ihr erst jetzt sage, dass ich mich in den Ferien in ein Mädchen verguckt und es ihr bis heute verschwiegen habe?“
Ich verschluckte mich am heißen Tee und starrte Stephen an. Moment mal, was hatte er gesagt? Ich habe Ferien und Mädchen verstanden.
„Waaas?“, hustete ich. „Du hast... was?“
„Ein Mädchen kennen gelernt“, erklärte er. „In der Winkelgasse, Anfang August.“
Mein Herz begann zu flirren und mein Mund öffnete sich zu einem stummen Aaaaaaaw. Mein bester Freund war verliebt. Wie goldig war das denn? Und jetzt fing er auch noch an, zu grinsen. Das würde natürlich erklären, weshalb er in letzter Zeit so ruhig war.
„Naja, was heißt kennen gelernt“, sagte Stephen rasch, ehe ich dazwischen reden konnte. „Tut mir Leid, wenn ich dir falsche Hoffnungen mache, aber ich habe sie seit dem nicht wieder gesehen.“
„Äh - okay?“
Innerlich bereitete ich mich darauf vor, die absurdeste Liebesgeschichte zu hören, die mir je zu Ohren gekommen ist. Also richtete ich mich auf.
„Und wo? Erzähl, ich will alles hören.“
Stephen lachte über meine Reaktion. Dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck und er lehnte sich nach hinten. „Ich kam gerade aus Flourish&Blotts. Bin volle Möhre in sie rein gerannt und hab dabei ihr Eis runter geschmissen.“
Ich brauch in lautes Gelächter aus.
„Du hast was gemacht?“, kicherte ich und verschütte meinen Tee auf seiner Bettdecke.
„Es war keine Absicht. Die Sonne hat mich geblendet und dabei hab ich 'ne Stufe übersehen. Ach, wie auch immer. Ich hab mich natürlich entschuldigt.“
„Hast du auch angeboten, ihr ein neues Eis auszugeben?“
„Natürlich hab ich das, bin doch ein britischer Gentleman“, entgegnete er und wackelte anzüglich mit einer Augenbraue. „Aber sie meinte, sie hätte keine Zeit. Und dann war sie auch schon wieder weg.“
Das war so typisch für Stephen. Nicht nur, wie er von diesem Mädchen erzählte, sondern dass er in sie rein gelaufen war und ihr Eis runter geschmissen hatte. Noch schlimmer hätte die erste Begegnung nicht ablaufen können, oder?
„Habt ihr euch denn noch unterhalten?“
„Nein.“
„Weißt du wenigstens ihren Namen?“
„Das auch nicht.“
„Aber du bist dir schon sicher, dass sie nach Hogwarts geht?“
Stephen runzelte die Stirn, beugte sich vor und sagte etwas ernster: „Das ist der Punkt. Wenn ich ihr Gesicht schon mal in Hogwarts gesehen hätte, hätte ich sie auch sofort erkannt. Aber sie war in unserem Alter, sprach Lupenreines Englisch und war eindeutig eine Hexe.“
„Was macht dich da so sicher? Könnte es nicht sein, dass sie vielleicht eine Muggel-Schwester oder so etwas war?“
Stephen schüttelte vehement den Kopf: „Ausgeschlossen. Aus der kleinen Tasche, die sie dabei hatte, guckte die Spitze eines dunkelroten Zauberstabs raus.“
„Dann wird sie vielleicht privat unterrichtet“, vermutete ich. „Manche Eltern machen so etwas ja.“
In dem Fall waren es leider fanatische, reinblütige Familien, die nicht wollten, dass ihr Nachwuchs mit Abschaum und Schlammblütern zusammen eine Schule besuchte.
Als hätte Stephen meine Gedanken gelesen, ergänzte er: „Ich bin ja noch nicht fertig.“
Ich machte den Mund zu und rutschte näher an meinen besten Freund heran.
„Als ich an diesem Abend nach Hause kam, fiel mir erst auf, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte, an sie zu denken. Du hättest sie sehen sollen. Diese Augen... wie aus einem Traum. Ihre weichen, dunklen Haare. Und ihr Lächeln - woah, der Hammer. Ich habe es nur kurz gesehen, aber seit dem geht es mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.“
Seine Stimme erstarb und augenblicklich wurde er um die Nase so rot wie eine Christbaumkugel. Abwartend guckte er mich an und sah dabei aus wie ein kleiner Junge, der von Tuten und Blasen überhaupt keine Ahnung hatte.
Ich war baff. So wie ich das verstanden hatte, war es für Stephen also Liebe auf dem ersten Blick gewesen. Automatisch dachte ich zurück an die fünfte Klasse. Damals hatte Stephen seine erste und bis jetzt einzige Freundin gehabt. Es hatte Wochen gedauert, bis er endlich gemerkt hatte, dass er sie mehr als nett fand und es hat ihn auch einiges an Überwindung gekostet, ihr das zu sagen. Leider hatten sie sich nach 4 Monaten schon wieder getrennt, weil die Liebe am Ende sehr einseitig war. Seitdem hatte er auch genauso viele Gedanken an Mädchen verschwendet wie ich an Jungs.
„Es tut mir Leid“, sagte er plötzlich.
„Was tut dir leid, Steve?“, fragte ich und war mehr als überrascht.
Er fuhr sich durch die Haare und antwortete: „Ich meine, du musst dich auf die Auswahlspiele konzentrieren. Und deine Schulterverletzung macht die Sache nicht gerade einfach für dich. Und dann komme ich auch noch mit so einer komischen Geschichte an.“
„Aber deine Geschichte ist doch nicht komisch. Es ist völlig normal, dass man sich verliebt.“
Stephen sah mich zweifelnd an.
„In ein Mädchen, das ich wahrscheinlich nie wieder sehen werde? Glaub mir, ich hatte ernsthaft versucht, sie zu vergessen, aber es geht einfach nicht. Sorry, ich musste es dir einfach erzählen, sonst wäre ich wahnsinnig geworden.“
Wir schwiegen eine Weile. Während Stephen wahrscheinlich an das Mädchen seiner wahrhaftigen Träume dachte und versuchte, sein dabei wild pochendes Herz zu ignorieren, überlegte ich, wie ich ihm helfen konnte. Was sollte ich dazu sagen? Halte durch, eines Tages wirst du sie wieder sehen? Vergiss sie, du kennst sie ja eh nicht? Warte ab, irgendwann verschwinden die Gefühle von alleine?
Doch wenn ich Stephen so anschaute und sah, wie sehr ihn dieses Mädchen beschäftigte, brachte ich es einfach nicht über mich, so etwas zu sagen. Ich wollte, dass Stephen glücklich ist und nicht wie eine traurige Tomate vor sich hin vegetierte.
„Vielleicht besucht sie ja seit diesem Jahr unsere Schule“, überlegte ich laut. „Guck mal, wenn sie in unserem Alter war, müsste sie ja in einer der oberen Klassen sein. Wie wäre es, wenn du die Mädels ab der 5ten Klasse noch mal abcheckst?“
Stephen hob den Blick und lächelte leicht.
„Ich weiß“, ergänzte ich. „Es ist nur eine vage Hoffnung, aber vielleicht hat sie sich seit diesem Tag äußerlich verändert. Vielleicht hat sie sich die Haare gefärbt. Oder sie hatte eine Nasen-OP.“
Bei meinem letzten Wort fingen wir beide an zu lachen. Es klang zu absurd, aber nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, sah Stephen schon wesentlich zuversichtlicher aus.
„Bestimmt hast du Recht. Vielleicht sollte ich allen Mädchen ab 15 mal einer genauen Nasenuntersuchung unterziehen“, meinte er grinsend und erhob sich. „Und jetzt sollte ich vielleicht wieder hoch gehen. Sonst vergisst Ammy noch, dass wir Verwandlung üben wollten.“
„Und Dustin denkt vielleicht doch noch, dass wir hier sonst was machen.“
Ich schnappte mir meinen Hornkoffer und verließ mit Stephen den Schlafsaal.


_________________________________


Wotcha,
hmmm. Ich werd zwar das Gefühl nicht los, dass das grad nur so ein "Lückenfüller"-Kapitel ist :/
Aber basta, da müsst ihr durch. Es müssen halt auch Dinge geschehen, die die wichtigen Ereignisse meiner Geschichte vorbereiten. Und gute Vorbereitung gehört immer dazu, oder?
;)
Dafür wird das nächste nicht lange auf sich warten lassen. Versprochen
Vio


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