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Fanfiction

Die Schatten werden länger - Die Wahrheit über Rosie Thatcher

von Viola Lily

Über eine Stunde später ging ich wieder aus dem College. Nein, ich schwebte aus dem Gebäude. Denn irgendwie spürte ich die Bewegungen meiner Beine nur am Rande meiner Wahrnehmung. Von allein trugen mich meine Füße zur U-Bahn-Station und mit jedem Schritt, den ich mich vom College entfernte, wurde meine Freude größer.
„Ich kenne dich zwar erst seit heute, aber was ich bisher gehört habe, kann sich gut hören lassen. Du hast einen guten Klang, saubere Technik und die notwendigen Basics sitzen ebenfalls. Finde ich gut! Ich würde mich freuen, wenn du wieder kommen würdest.“
Das hatte Professor Borries nach dem Unterricht zu mir gesagt. Wie hart war das denn? An einer roten Ampel brach ich sogar in einen hysterischen Lachanfall aus – sonst wäre ich wohl möglich noch geplatzt.
Nichts und niemand konnte an diesem Nachmittag meine Stimmung vermiesen. Auch nicht das Wetter, welches sich doch dazu entschied, seinen spät-Oktoberlichen Pflichten nachzukommen und Regen vom Himmel zu schicken. Von der Leicaster Square-Station waren es zwar nur ein paar Minuten Fußweg zum Tropfenden Kessel, doch ich war völlig durchnässt, als ich den Pub betrat. Dort wurde ich zum Glück von seiner warmen, gemütlichen, enstapnnten Atmosphäre und einem netten Lächeln der Wirtin Hannah Longbottom empfangen. Ich entdeckte ein paar Zauberer, die an der Theke hockten und miteinander redeten und am Fenster saß eine Familie mit zwei kleinen Kindern, die noch nicht im Hogwarts-Alter waren. Doch abgesehen von ein paar neugierigen Blicken schenkte mir keiner der Anwesenden Beachtung. Abgesehen von der Wirtin.
„Was für ein Wetter“, schimpfte Hannah, als ich mich dem Tresen näherte. „Du musst bestimmt furchtbar frieren.“
Ich war zwar nass und es stimmte: ich fror tierisch. Doch meinen heiteren Gemütszustand verdankte ich es, diese Nebensächlichkeiten zu übersehen und Hannah unbeirrt anzugrinsen.
„Tse, dir wird noch das Lachen vergehen, wenn du morgen mit Fieber im Bett liegst“, belehrte sie mich und nickte zu einem freien Tisch in der Nähe des Kamins. „Setzt dich da hin, ich bringe dir was zum aufwärmen.“
Zum Glück hatte ich ein paar Sickel und Knuts dabei, wodurch ich mich guten Gewissens an den Tisch setzten konnte. Ich hängte meinen Mantel über den Stuhl, stellte meinen Hornkoffer daneben ab und zauberte beides ein wenig trocken. Dann wartete ich ab, bis ich die Wärme des Feuers auf meinem Gesicht spürte. Keine Minute später brachte Hannah einen großen Becher mit heißer Schokolade und einem Schuss Elfenlikör vorbei. Während ich trank und die heiße Schokolade mich von innen wärmte, überfiel mich ein Gefühl der Ruhe. Meine Gedanken schweiften zurück in den Unterricht bei John Borries. Ich wollte auf keinem Fall etwas von dem, was er gesagt und mir beigebracht hatte, vergessen und rief mir jede Minute zurück ins Gedächtnis.
„Ab April kannst du dich für die Prüfungen anmelden und bis dahin würde ich dich gern noch zwei- oder dreimal hier sehen. Du hast Potential und Talent, jetzt muss es nur noch auf den richtigen Weg gebracht werden.“
Wieder fing ich an zu grinsen. We konnten ein paar Worte einen Menschen nur so glücklich machen? Diese Aussichten waren besser als jede positive Wettervorhersage. Um auch ja nichts zu vergessen, holte ich kurzerhand Papier und Stift aus meinem Rucksack und fing gerade an, alles aufzuschreiben, als neben mir im Kamin das Feuer grün aufloderte. Eigentlich nichts ungewöhnliches, doch bei dem Anblick, der sich mir von der ankommenden Person bot, konnte ich nicht anders und hielt in meiner Schreibarbeit inne.
Ein Zauberer stolperte in den Pub. Er war schon etwas älter, klein und unter seine Kapuze lugte ein weichgesichtiges Antlitz mit einer drahtigen, dünnen Nase hervor. Während er sich den Ruß vom Umhang klopfte, sah er sich im Raum um. Offenbar suchte er jemanden. Da ich getrost davon ausgehen konnte, dass es sich dabei nicht um mich handeln konnte, widmete ich mich wieder meinem Kakao und meinen Notizen. Trotzdem konnte ich meinem Hobby – fremde Leute beobachten – nicht widerstehen.
Der kleine Mann hatte schnell gefunden, wonach er gesucht hatte und setzte sich schwungvoll an den Tisch neben meinem. Erst jetzt bemerkte ich, dass dort schon jemand saĂź. Kein Wunder, denn selbst als sich der kleine Zauberer zu ihm setzte, rĂĽhrte er sich nicht. Und augenscheinlich war dieser Zauberer die fleischlich gewordene Version von unheimlich.
Er trug einen hellbraunen Umhang, den er am Hals mit einer silbernen Schnalle verschlossen hatte. Darunter trug er feine, edle Kleidung in dunklen Farben und glänzende Schuhe. Doch ich kam nicht umhin zu vermuten, dass er diese gute Kleidung deshab trug, um von der schlechten Verfassung seines übrigen Erscheinungsbildes abzulenken. Denn abgesehen von der oberbonzigen Kleidung machte er keinen sonderlich gesunden Eindruck. Ich erschrak, als ich sein Gesicht sah. Er hatte keine Haare mehr, eine große Brandblase zog sich an seinem linken Auge herunter bis zum Kinn, seine Lippen wiesen einen violetten Schimmer auf und seine Hand, in der er ein Glas Feuerwhiskey hielt, war plump und vernarbt.
Dieses Duo passte so überhaupt nicht in die gemütliche Stimmung des Pubs, aber hier lief es ab wie immer schon – niemand schien sich um dieses ungleiche Paar zu scheren.
„Sie sind zu spät“, sagte der blasse Zauberer mit einer leisen, rauchigen Stimme und blickte den kleinen Mann an. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich seine blutunterlaufenden Augen bemerkte. Sie sahen aus wie die Augen des Teufels – nur in tannengrüner Farbe.
Den kleinen Mann schien das nicht im geringsten einzuschüchtern. Sogar im Gegenteil, denn mit ziemlich gewiefter Plauderstimmte entgegnete er: „Ich komme, wann es mir passt. Und so wie ich die Sache sehe, sind Sie mir einen Dienst schuldig, und nicht umgekehrt.“
„Ihnen bin ich gar nichts schuldig“, sagte er mit brummigen Unterton.
„Aber meinem Chef schon.“
„Weshalb ich auch nicht verstehe, warum ich meine Zeit mit Ihnen verschwenden muss.“
„Das wissen Sie ganz genau, Solveigh. Ungefähr so genau, wie Sie wissen, was es für Folgen haben könnte, wenn Sie sich anders entscheiden sollten.“
Die beiden sprachen so leise, dass ich mich unglaublich anstrengend musste, um sie zu verstehen. Einmal mehr war ich dem Schöpfer dankbar, dass er mir so ein gutes Gehör mit auf den Weg gegeben hatte. Denn auch wenn es ziemlich privat und irgendwie auch gefährlich klang, was sie da redeten – meine Neugierde hatte immer schon gemacht, was sie wollte. Zudem tobte um mich herum das gewohnte Pub-Leben: Hexen und Zauberer lachten, bestellten sich Drinks oder erkundigten sich bei Hannah nach dem neusten Klatsch und Tratsch. Es würde also niemandem auffallen, dass ich die beiden Männer belauschte. Zur Sicherheit nahm ich die Getränkekarte und tat so, als würde ich sie lesen.
Dieser Teufels-Zauberer, Solweih oder so ähnlich, schnaubte verächtlich.
„Sie müssen mir keine Reden schwingen, Scudd. Ich weiß, was ich zu tun habe.“
„Dann würde ich Sie bitten, mir endlich das Mittel zu überreichen. Die Zeit läuft uns davon.“
„Sie meinen wohl eher ihr. Aber verraten sie mir doch: seit wann liegt ihnen ihr Schicksal so sehr am Herzen?“
„Ich wüsste nicht, was Sie das angehen sollte, Solveigh.“
Ahhh, jetzt hatte ich den Namen Solveigh richtig verstanden. Scudd und Solveigh. Beide Namen hatte ich noch nie gehört. Vielleicht sogar aus gutem Grund? So wie die aussahen, kamen die bestimmt nicht aus der Auroren-Zentrale. Und so feindselig, wie sie miteinander sprachen, schienen sie auch besseres zu tun zu haben, als sich wegen irgendeines Mittels in einem Pub zu treffen.
Solveigh fragte mit schneidender Stimme: „Geht es hier nicht um das Kind ihres Chefs. Um sein einziges, wenn ich mich recht entsinne?“
Es war zu spüren, dass sich das Blatt gewendet hatte. Nun war es Solveigh, der etwas gegen Scudd in der Hand hatte. Diesem schien die Richtung des Gesprächs nicht zu behagen und er starrte Solveigh misstrauisch an.
„Vielleicht haben Sie mich nicht ganz verstanden: es geht Sie nichts an, Solveigh“, sagte er nachdrücklich.
Solveigh war da offenbar anderer Meinung – und davon völlig überzeugt: „Und wie es das tut. Denn offensichtlich scheine ich für Ihren Chef der Einzige zu sein, dem er das Leben seiner Tochter anvertraut.“
„Und sie sollten diese Sache auch ernst nehmen“, zischte Scudd, woraufhin Solveigh ihn amüsiert ansah. „Glauben Sie mir, wenn es nur annähernd jemanden gäbe, der dieselben Fähigkeiten besitzt wie Sie.. .“
„Aber den gibt es nicht, Scudd“, meinte Solveigh und klang ziemlich zufrieden. Er schien den kleinen Zauberer genau da zu haben, wo er ihn hin haben wollte – in der Zwickmühle. Zur Feier dieses geschickten Zuges bestellte er bei Hannah ein Glas Feuerwhiskey.
Dann beugte er sich wieder vor und wurde ernst: „Hören Sie zu, Scudd. Ich tue, was ich kann, aber mehr als dieses Elixier kann ich Ihnen nicht noch nicht geben.“
„Noch nicht?“
„Ganz richtig. Noch nicht. Und wenn Sie möchten, dass sich dieses Noch nicht in sehr naher Zukunft erfüllt, soll Bulstrode gefälligst selbst zu mir kommen und nicht seine schleimigen Handlanger schicken.“
„Gehen Sie nicht zu weit, Solveigh“, sagte Scudd mit drohendem Unterton.
„Oder was?“, entgegnete Solveigh lachend. „Verwandeln Sie mich dann in einen Hund? Wau, Wau.“
Während sich Solveigh eine Weile über Scudd lustig machte, versuchte ich, auf das eben gehörte irgendwie klar zu kommen.
Ich saß hier im Tropfenden Kessel mit einem heißen Kakao und mimte die Ahnungslose, mit sich selbst beschäftige Schülerin, während am Nebentisch offensichtlich zwei Bullguards saßen, die sogar noch im engen Kontakt mit Garymus Bulstrode standen.
Hilfe?
Rechtlich gesehen hätte ich spätestens ab diesem Zeitpunkt Alarm schlagen müssen. Doch von der anderen Seite betrachtet könnte ich dann keine Verantwortung mehr für meine Sicherheit tragen, wenn die beiden Männer hier und jetzt auffliegen würden und ich als zufälliges Opfer das Zeitliche segnen würde. Und gerade jetzt hing ich doch sehr an meinem Leben.
Es passte mir zwar überhaupt nicht, aber ich tat das beste, was mir einfiel: ich schwieg und tat so, als hätte ich die beiden Männer nie bemerkt. Denn das war der Vorteil bei dieser Entscheidung – sie schienen überhaupt keine Notiz von mir zu nehmen.
Ich lächelte Hannah flüchtig an, als sie an meinem Tisch vorbei ging und Solviegh seinen Feuerwhiskey brachte. Dass sich diese beiden Männer überhaupt trauten, sich in der Öffentlichkeit blicken zu lassen, war schon sehr verwunderlich. Und dann auch noch an so einem belebten Ort wie dem Tropfenden Kessel. Die mussten ganz schön Mumm haben. Oder ziemlich blöd sein.
Da Scudd das Gespräch nun wieder aufgriff, konzentrierte ich mich wieder aufs Zuhören.
„Vergessen Sie nicht, wer Sie aus Untenwald raus geholt hat, Solveigh. Wenn Sie nicht erpicht darauf sind, dorthin zurück zu kehren, würde ich Ihnen raten, sich am Riemen zu reißen.“
Solveigh wollte es sich vielleicht nicht anmerken lassen, aber sein Lachen erstarb augenblicklich. Scudd musste etwas gesagt haben, was ihm den Humor schlagartig ausgetrieben hatte. Untenwald? Was war das? Nach etwas englischen klang es jedenfalls nicht.
Scudd räusperte sich und fuhr dann mit geschäftlicher Stimme fort: „Wenn Sie es so gerne wünschen, kann ich meinem Herrn ihre Bitte um ein persönliches Treffen überbringen. Im Gegenzug erwarte ich, dass Ihre Fortschritte zu weiteren Fortschritten werden und Sie bei gegebener Zeit erfreuliche Ergebnisse vorzuweisen haben.“
Solveigh schien eine Weile nachzudenken. SchlieĂźlich trank er seinen Feuerwhisky in einem Zug leer und fuhr sich mit der Zunge ĂĽber die Lippen.
„Also gut“, sagte er seltsam gut gelaunt. „Das klingt fair. Vorausgesetzt, sie haben die dafür nötigen Mittel dabei?“
Ich schielte über die Pub-Karte und konnte sehen, wie Scudd ein kleines Säckchen, dessen klimpernder Inhalt verdächtig nach Geld klang, an Solveigh weiter reichte. Dieser steckte sich das Säckchen in die Innentasche seines Umhangs – wodurch ich einen kurzen Blick auf seinen tiefschwarzen Zauberstab erhaschen konnte. Dann erhob er sich breit grinsend und sah auf Scudd hinab.
„Es war mir wie immer ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen. Auf Wiedersehen, Mr. Scudd.“
LeichtfĂĽĂźig ging er zum Hinterausgang, der in den Hinterhof und somit in die Winkelgasse fĂĽhrte und war verschwunden.
Scudd blieb auf seinem Stuhl sitzen und in einem Anflug von Wut auf diesen Solveigh fluchte er: „Die Inferi sollen Ihn holen. Und bezahlt hat er auch nicht.“
Ich hörte, wie er etwas aus seinen Taschen kramte und wenig später ein kleines Stück Pergament in der Hand hielt. Mit Solveigh's Abgang war die heiße Phase des Gesprächs nun vorbei und Ruhe kehrte in unsere Ecke ein. Mein Kakao war schon längst ausgetrunken, doch ich traute mich nicht, aufzustehen. Noch saß ich hinter einer kleinen Säule, doch wenn ich mich jetzt erhob, würde dieser Scudd unweigerlich auf mich aufmerksam und vielleicht misstrauisch werden.
Eine Zeit lang saßen wir also schweigend da, jeder mit sich selbst beschäftigt. Keine Ahnung, was Scudd machte, aber je länger ich über dieses Gespräch nachdachte, umso näher kam mein Kopf der intellektuellen Explosion.
In irgendeiner Beziehung schien Bulstrode von Solveigh abhängig zu sein. Und allem Anschein nach musste es was mit seinem Kind – offensichtlich seiner Tochter – zu tun haben. Dieser Scudd jedenfalls schien sich große Sorgen um sie zu machen. War sie vielleicht in Gefahr? Und was war dieses Untenwald, vor dem dieser Solveigh Angst hatte? Wofür brauchte er das Geld? Ganz davon abgesehen, dass Bulstrode so menschlich war und ein Kind hatte... .
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich nicht einmal merkte, wie Hannah vorbei kam und Scudd grummelnd bei ihr die Feuerwhisekys bezahlte. Ich war jedoch wach genug, um den kleinen Zettel zu bemerken, der ihm dabei runter fiel, als er in seinen Taschen nach dem Geld kramte. Es war ein kleines Stück Pergament, welches zu Boden segelte und – wie es der Zufall wollte – nicht weit von mir liegen blieb. Mit der richtigen Seite nach oben. Selbstverständlich. Wie im Film.
Das Pergament war ein Foto. Es war nur schon sehr oft zusammen- und wieder auseinander gefaltet worden, wodurch das Papier so einen dĂĽnnen Anschein machte.
Ich konnte vielleicht nur ein oder zwei Sekunden einen Blick auf dieses Foto erhaschen – doch es reichte, um alles, was ich soeben gehört hatte nur noch schlimmer zu machen.
Das Bild war in Farbe und stellte das Portrait von einem jungen Mädchen dar. Sie war vielleicht 13 oder 14 Jahre alt und hatte braunes Haar und verträumte Augen. Ihr Gesicht war rund und ihre Wangen rosig, ihr Mund strahlte in einem warmen Lächeln und ihre dunkelbraunen Augen öffneten und schlossen sich mit der Anmut einer Elfe.
Es war Rosie.
Ich war so geschockt, dass ich gar nicht mitkriegte, wie Hannah das Foto aufhob und an Scudd zurĂĽck reichte. Er riss ihr das Foto aus der Hand und verabschiedete sich hastig. Dann verlieĂź er den Pub durch den Kamin, fast gleichzeitig, als Professor Longbottom aus diesem ausstieg. Er ging auf seine Frau zu, die gerade meinen leeren Kakao-Becher auf einem Tablett abstellte.
„Na meine Liebe?“, grüßte er sie und gab ihr einen Kuss. „Wie war dein Tag?“
„Gleich Schatz. Was hältst du davon, wenn ich uns einen Tee mache?“
„Liebend gern.“
„Bin gleich wieder da. Das macht dann 1 Sickel und 10 Knuts.“
„Hä? Was?“
Es war völlig an mir vorbei gegangen, dass der letzte Satz von Hannah an mich gerichtet gewesen ist.
„Das heißt Wie bitte“, entgegnete Hannah lächelnd und zwinkerte. „Was habe ich dir vorhin gesagt? Das Lachen wird dir noch vergehen, wenn du krank wirst.“
Jetzt war auch Professor Longbottom auf mich aufmerksam geworden: „Was machen Sie denn hier, Miss Broderick?“
Ich zählte schnell 1 Sickel und 50 Knuts für Hannah ab und erhob mich.
„Professor Boot gab mir die Erlaubnis“, erklärte ich hastig und zog mir meinen Mantel an. „Oh, sehn' sie nur, wie spät es ist.“
Mit diesen Worten warf ich mir meinen Horn-Rucksack auf den Rücken und versuchte, die neugierigen und gleichzeitig misstrauischen Blicke von Professor Longbottom zu ignorieren. Ich hatte jetzt weit besseres zu tun, als mit meinem ehemaligen Kräuterkunde-Lehrer über meine Zukunft zu philosophieren.
„Bis demnächst“, sagte ich abschließend.
Dann stĂĽrzte ich in den Kamin und warf das restliche Flohpulver von Professor Boot hinein.
„Hogwarts Verwandlungsbüro.“
Asche stob mir in Mund und Nase und als ich auf der anderen Seite wieder aus dem Kamin trat, musste ich erst mal ordentlich husten. Entgegen meiner Erwartung war Professor Boot nicht anwesend. Das wunderte mich zwar ein wenig, doch im Nachhinein hätte ich es auch nicht mehr ausgehalten, ihm von meinem Trip nach London zu erzählen, wenn ich an etwas ganz anderes denken musste.
Ich musste unbedingt Stephen finden.
Ich stürzte aus dem Büro. Draußen auf dem Flur fing ich an zu rennen, schlitterte an Rüstungen vorbei und als ich einmal um eine Ecke lief, möllerte ich volle Kanne eine Drittklässlerin um. Ich drosselte mein Tempo erst, als ich die Treppe zum Ravenclaw-Turm erreichte. Hechelnd lief ich die Stufen herauf. Das in dem Moment, als ich den Türklopfer betätigen wollte, Emily Corner und ihre Freunde von der anderen Seite kamen, war durchaus vorteilhaft. So verlor ich keine Zeit, mit dem Türklopfer über unzureichende Antworten zu diskutieren. Ich stolperte in den Gemeinschaftsraum und während ich nach Luft japste und mir die Seite hielt, suchte ich mit meinen Augen den Raum ab.
Nirgendwo konnte ich Stephen sehen, doch stattdessen fand ich Luke, der mit einem aufgeschlagenem Buch in einem Sessel saß und winkend den Arm hob. Erleichtert ging ich zu ihm und ließ mich von ihm erst mal in die Arme nehmen. Nach der ganzen Aufregung der letzten Minuten hatte ich das dringend nötig.
„War es so anstrengend in London?“, fragte er mich. „Oder warum bist du so außer Puste?“
„In London war alles super“, antwortete ich knapp. „Aber das muss ich dir später erzählen. Weißt du, wo Steve ist?“
„Nein“, sagte er und fügte leiser hinzu: „Vermutlich bei Rosie. Warum?“
Klar, natürlich bei Rosie. Dass hätte ich mir auch selbst herleiten können. Unwillkürlich begann mein Herz schneller zu schlagen.
„Rosie ist in Schwierigkeiten“, erklärte ich leise. „Und Stephen wohl möglich auch.“
Luke schien zu spĂĽren, dass es sich dabei um eine ernste Angelegenheit handelte, denn er hob den Kopf und starrte mich mit gerunzelter Stirn an.
„In Schwierigkeiten, sagst du?“, wiederholte er leise. „Ich helf dir beim suchen. Eigentlich wollte ich heute ... Abend ... dieses Buch ferti g... Hey, beruhig' ... Reena.“
Ich hatte ihm mehrere kleine Küsse auf den Mund gegeben und ihn in seinem Satz ständig unterbrochen, dass er dadurch ins Lachen geriet.
„Danke Luke. Ich hab nur überhaupt keine Ahnung, wo sie sein könnten.“
„Aufspührzauber?“
„Meinst du, dass das funktioniert?“
„Mit dem Flavus Filum bestimmt.“
„Ich kann's probieren“, murmelte ich. „Aber nicht hier. Muss ja nicht jeder wissen, dass ich den kann.“
„Warum nicht? Du bist-.“
„Schnatzi, keine Diskussion.“
Luke verdrehte die Augen. Doch dann legte er sein Buch auf meinem Hornkoffer ab und erhob sich. Er griff nach irgendeinem Schulumhang, der auf der Sofalehne hing („Das ist Dustins.“, „Ganz sicher?“ - „Nee.“). Dann nahm er meine Hand in seine und gemeinsam verließen wir den Gemeinschaftsraum.
Ich war froh, dass Luke bei mir war. In seiner Gegenwart schien die Situation doch nicht so aussichtslos zu sein, wie ich dachte und der Gedanke, dass alles doch noch ein gutes Ende finden würde, wurde größer. Vielleicht lag ich ja auch falsch und das alles war nur ein dummes Missverständnis. Doch ich musste 100%ig sicher sein. Ich wollte nicht, dass Stephen durch irgendetwas in Gefahr geriet.
Luke und ich huschten in den nächstbesten Geheimgang, wo ich den Flavus Filum herauf beschwor. Allerdings brauchte ich drei Anläufe und der leuchtende Faden war auch nicht so intensiv wie damals, als wir nach der Achtschläfer-Milch gesucht hatten, doch er war da und pulsierte schwach leuchtend vor uns in der Dunkelheit.
Der Faden führte uns in die oberen Stockwerke. Da die meisten Schüler unten in der großen Halle beim Abendessen waren und sich um diese späte Uhrzeit auch kaum noch jemand in den oberen Fluren aufhielt, begegneten Luke und ich niemandem. Auf der Treppe ins letzte Stockwerk des Nordflügels verschwand der pulsierende Faden jedoch.
„Wo ist er hin?“, fragte Luke ich überrascht und sah mich an.
„Konzentrationsschwäche“, erklärte ich kurz.
Ich konnte mich einfach nicht auf Stephen konzentrieren,wenn mir gleichzeitig auch noch Scudd, Solveigh, Bulstrode und dieses Untenwald im Kopf herum spukten.
Ich merkte, dass Luke mir immer wieder besorgte und gleichzeitig neugierige Blicke zu warf. Ich hätte ihm auch gern alles erzählt, aber für mich waren im Moment andere Dinge wichtiger.
„Ich glaube, wir brauchen den Flavus Filum gar nicht mehr“, meinte er plötzlich. „Dieser Weg führt hinauf zum Astronomieturm. Vermutlich sind sie dort.“
Ich biss mir auf die Lippen. Eigentlich wäre es ein absolutes No-Go, die beiden da oben zu stören – jeder Schüler wusste, dass man verliebte Pärchen auf den Astronomie-Turm nicht zu stören hatte. Das war sogar eins der unausgesprochenen Gesetzte von Hogwarts.
Aber ich war schon immer eine erfolgreiche Regelbrecherin gewesen. Entschlossen stieg ich die Stufen empor, dicht gefolgt von Luke.
Als ich die Bodenluke öffnete, pfiff mir der kühle Abendwind um die Ohren. Wo es in London noch geregnet hatte, schienen hier in Schottland die Schauer bereits vorbei zu sein. Der Boden war nass und die Luft feucht, doch es hatte aufgehört zu regnen.
„Steve?“, rief ich und sah mich um.
„Lorrels?“
Ich wirbelte herum und sah Stephen und Rosie, die eng beieinander auf der Anstiege des Daches hockten. Ich betrat die Plattform und wartete auf Luke. Erst als dieser den Eingang verschlossen hatte, trat ich auf die beiden zu.
„Hey, Lorrels. Was gibt’s?“
Ich hörte an Stephens skeptischen Unterton, dass ihm mein Besuch gar nicht passte. Doch er wusste, dass ich sie niemals ohne einen triftigen Grund gestört hätte. Also richtete er sich auf, rutschte hinunter auf die Plattform und kam mit fragendem Blick auf mich zu.
„Ist etwas passiert?“, fragte er vorsichtig.
Ich brachte kein Wort heraus. Wie ich Stephen so ansah, verließ mich plötzlich der Mut. Was, wenn es stimmte, was sich mein Hirn zusammen gereimt hatte? Es würde alles so schrecklich verändern. War es das, wovor ich solche Angst hatte? Oder hatte ich mich etwa immer noch nicht damit abgefunden, dass Stephen Rosie gefunden hatte?
Er guckte auch Luke fragend an, doch dieser zuckte nur mit den Schultern.
„Lief es nicht so gut in London?“, fragte er weiter.
Endlich schaffte ich es, meine Zunge zu lösen und antwortete: „Doch, das ist es. Aber etwas anderes läuft hier ganz und gar nicht gut.“
Mit diesem Satz blickte ich Rosie direkt in die Augen. Es war nicht die feine englische Art, nach der ich dieses Gespräch führte – es war meine Art. Und die fiel wesentlich herber aus, als ihnen vielleicht lieb war.
„Ich habe vorhin im Tropfenden Kessel etwas mitangehört“, fuhr ich fort. „Etwas, was ich eigentlich nicht hören durfte. Es war ein Gespräch zwischen zwei Männern. Einer von ihnen hieß Scudd.“
Rosie reagierte genauso wie Solveigh zuvor – nach außen hin ließ sie sich ihre Gefühle nicht anmerken, aber man konnte spüren, wie sich ihr innerstes vor Unbehagen zusammen zog. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck und ihre Finger vergruben sich in ihrer Jacke. Sie wusste also, von wem ich sprach.
„Also doch“, murmelte ich und starrte Rosie fassungslos an.
Stephen starrte erst mich, dann Rosie an. Und während sich die beiden ansahen, wurde mir bewusst, dass meine Sorgen berechtigt waren. Der Boden unter mir tat sich auf und ich hatte das Gefühl, ganz tief zu fallen.
„Du wusstest es?“, hakte ich nach und starrte zu Stephen herüber.
Das war eine rhetorische Frage. Ganz leise und furchtbar trocken, sodass man darauf gar nicht mehr antworten konnte.
Stephen wandte sich mir wieder zu und sah mich gequält an. Für war das alles ebenfalls nur schwer zu ertragen, dass war mir bewusst. Doch seltsamerweise war es mir so was von egal, wie schlecht es ihm gerade ging. Ich war ich so wütend auf ihn wie noch nie in meinem Leben.
Ich machte einen Schritt auf ihn zu und mit allem, was ich hergeben konnte, brüllte ich ihn an: „DU WUSSTEST ES?“
Aus dem Hintergrund trat Luke an meine Seite: „Reena, was ist denn los?“ Er war über mein Stimmungsschwankung ziemlich irritiert. Noch nie hatte ich Stephen so angebrüllt.
Stephen fuhr sich durchs Haar und stammelte: „Ich... nein... ich meine... ja, irgendwie... .“
„Ja, irgendwie?“, setzte ich wütend nach. Es war unfair: meine ganze Angst entlud sich ausgerechnet an meinem besten Freund, der doch auch nichts dafür konnte, dass er sich verliebt hatte. Leider in das falsche Mädchen.
„Du wusstest davon? Und dann tust du einfach so, als wäre das nichts schlimmes? Als könnte man einfach darüber hinweg sehen? Weißt du eigentlich, was passiert, wenn das heraus kommt? In was für einer Gefahr zu schwebst? Und dann wusstest du davon und erzählst uns nichts?“
„Ich wollte ja, aber... .“
„SIE IST DAS LETZTE MÄDCHEN AUF DIESEM VERDAMMTEN PLANETEN, MIT DEM DU ZUSAMMEN SEIN DÜRFTEST!“
Meine Augen fingen an zu brennen. Ich spürte, dass ich die Tränen nicht lange zurück halten könnte. Es war einfach nicht fair. Dieses nette Mädchen mit dem lieben Lächeln, der gutmütigen Art und ihrer aufrichtigen Liebe zu Stephen sollte seine Tochter sein?
Von hinten schlossen sich starke Arme um mich und hinderten mich daran, meinem besten Freund eine rein zu hauen.
„Laura, beruhig' dich. Was ist denn jetzt los?“, fragte Luke ruhig.
Wie vorhin schon war Lukes Nähe das beste, was ich jetzt gebrauchen konnte. Ich schaffte es, meinen Ärger vorerst runter zu schlucken, doch ich konnte nicht aufhören, Stephen hasserfüllt anzustarren. Dieser schien auch nicht fähig zu sein, mit der Wahrheit raus zu rücken.
„Das ist nicht Rosie Thatcher“, beantwortete ich deshalb Lukes Frage. Dann riss ich meinen Blick von Stephen los und guckte Rosalie direkt in die Augen. Ihrem verkniffenem Gesicht nach schien mit sich zu kämpfen – ob sie mich vielleicht aufhalten wollte? Na, das hätte sie mal versuchen sollen, denn ich war mir in meiner Sache sicher: es musste gesagt werden. Wir mussten alle vor wahre Tatsachen gestellt werden. Und das war eine wahrlich ernste Sache.
Zum Glück hatte Rosie dies ebenfalls begriffen und bevor ich es sagen konnte, hatte sie sich erhoben und räusperte sich.
„Lauren hat Recht“, sagte sie leise und nahm Stephens Hand. In ihren Augen hatten sich ebenfalls Tränen gebildet, doch ihre Stimme klang kräftig und überzeugt, als sie weiter sprach: „Ich heiße nicht Rosie Thatcher. Mein richtiger Name ist Rosalie Bulstrode.“

______________________________


Servus,
ich weiĂź, es geht sehr schleppend vorran gerade. Und das tut mir sehr leid. Ich habe ihm Moment so viel um die Ohren, dass ich nicht einmal mehr dazu komme, mir mehr fĂĽr die Geschichte auszudenken als sich bis jetzt schon habe.
Ich möchte sie aber auch nicht ganz aufs es legen, da sie ja gerade jetzt doch wieder sehr spannend zu werden scheint.
Oder was meint ihr? Langsame Uploads oder "kleine Pause?".
Schreibt's mir in die Kommentare. Vielleicht auch, wie euch der Story-Verauf bis jetzt so gefällt???

Ciao,
Vio


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