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Fanfiction

Albus Potter und der Schatz Godric Gryffindors - Godric's Hollow / die Eulen

von Sunset-Dawn

Albus Potter und der Schatz Godric Gryffindors


Kapitel 1: Godric's Hollow/die Eulen


Die Eulen flogen tief über den Dächern des kleinen Dorfes Godric's Hollow. Die aufgehende Sonne tauchte die Landschaft in ein goldenes Licht. Noch waren alle Geschäfte geschlossen, nichts rührte sich auf den Straßen. Fast hatte es den Anschein, die Welt wäre in dem magischen Moment zwischen der Ruhe, wenn alles schläft und dem Erwachen der ersten Lebewesen stehen geblieben - wenn nicht die Schatten dieser drei Vögel über die Dächer geglitten wären, leicht und unbeschwert, fast wie ein Lufthauch. Beinahe streiften sie die Kirchturmspitze mit dem vergoldeten Wetterhahn, die den höchsten Punkt des Dorfes bildeten, flogen jedoch im letzten Moment einen Schlenker nach rechts, vorbei an einem Kriegerdenkmal, über die Friedhofsmauern, in Richtung Dorfplatz. Dort öffnete gerade der Bäcker sein Geschäft um den frühesten Kunden Brot und Gebäck zu verkaufen.

Mr. Spencer war schon seit über 50 Jahren Bäcker in Godric's Hollow. In seinem langen Leben hatte er schon einiges erlebt und daher immer eine lustige Geschichte für seine Kunden parat. Mr. Spencer war im Dorf sehr beliebt. Er hatte immer ein offenes Ohr für den neuesten Klatsch und ein ausgezeichnetes Gedächtnis und daher kam es nicht selten vor, dass einige Leute einfach in sein Geschäft kamen, um zu reden. Mit den Jahren hatte sich der Verkaufsraum zu einem gemütlichen Treffpunkt für Alt und Jung entwickelt. Tatsächlich standen dort nun ein Sofa, einige Fauteuils, ein halbes Dutzend Tische mit wild durcheinander gewürfelten Sesseln und sogar eine Theke, an der Mr. Spencer ab und an, und das nicht gerade selten, eine Flasche für treue Kunden öffnete. Oft kamen auch die Leute mit einem Gerücht ins Geschäft und verließen es, mit viel mehr Keksen und Kuchenstücken, als sie eigentlich vorgehabt hatten zu kaufen. Den Kindern schenkte er Lutscher und Bonbons, und hin und wieder ein Hörnchen. Er war bei allen beliebt und mit seinem Beruf sehr zufrieden.

Wie an jedem schönen Tag stellte er auch diesen Morgen einen Tisch vor sein Geschäft, auf dem er Milch und Gebäck verkaufte. Wenn Kunden etwas anderes wollten, musste er zwar in den Laden gehen, trotzdem mochte er es hier draußen am Dorfplatz einfach lieber. Wenn ihn jemand fragte, weshalb er dies tat, antwortete er nur mit der Gegenfrage, ob er es nicht dürfe. Schließlich stellten die Cafés ebenfalls ihre Tische auf den Platz. Das gefiel den Touristen. Denn Godric's Hollow hatte einen Dorfplatz, auf den es wirklich stolz sein konnte. Er war gepflegt und sauber und in der Mitte des Platzes stand ein Brunnen aus schneeweißem Gestein. Kristallklares Wasser umspielte die Beine des Hirsches, der mit einem halb erhobenen Vorderbein im Wasser stand. Mr. Spencer fand, es sah fast so aus, als würde der Hirsch jeden Moment sein Bein vollkommen heben und über den Brunnenrand hinaus in seine neu gewonnene Freiheit stolzieren. Manchmal hielt Mr. Spencer seine eigenen Gedanken für puren Nonsens. Ein anderes Mal, wie zum Beispiel an diesem Tag, hielt er es für gar nicht so abwegig. Das Wasser reflektierte das frühe Sonnenlicht und ließ kleine Lichtpunkte auf Bauch und Brust der Statue tanzen. Es sah aus, als ob die Sterne vom Himmel gekommen wären und sich auf das Fell dieses zum Tier gewordenen Gottes setzten. Mr. Spencer bewunderte sich selbst für diese so schön formulierten Gedanken.

Wie er wusste, lagen am Grund des Brunnens momentan knapp 50 Münzen und an diesem Tag würden es wahrscheinlich noch mehr werden - die Touristen warfen sie liebend gerne hinein, um ihr überflüssiges Geld loszuwerden. Einige Münzen glitzerten golden, silbern oder bronzefarben. Andere waren schon fast gänzlich von Algen bewachsen. Wie es so üblich war, hatten Touristen sie in den Brunnen geworfen. Das sollte ein Zeichen dafür sein, dass sie irgendwann einmal wiederkommen würden, wie Mr. Spencer natürlich schon wusste. Das Geld wurde von der Stadtgemeinde zur Erhaltung und Modernisierung des Dorfes verwendet und alle paar Jahre von einigen Sozialarbeitern herausgefischt. Der Brunnen war vor etwa zwei Jahrzehnten im Auftrag des Bürgermeisters gebaut worden. Das war kurz nach dem zweiten Touristenboom gewesen, den das Dorf erlebt hatte. Für den Bürgermeister selbst war es keine Frage gewesen, dass die Brunnenfigur ein Hirsch sein sollte. Der Vorschlag war in der Dorfgemeinschaft auf Unterstützung getroffen, und obwohl Mr. Spencer vorerst dagegen gewesen war, fand er nun, dass das weiße Wild sehr gut in seine Umgebung hinein passte. Der Steinmetz hatte gute Arbeit geleistet. Zweifach, denn Mr. Spencer erinnerte sich noch gut daran, dass der Brunnen unter großer Geheimhaltung und mitten in der Nacht erbaut worden war. In dieser Nacht, so besagte es Mr. Spencers Gedächtnis, hatte ihn ein gleißendes Licht geweckt, das vom Brunnen auszugehen schien. Und der Hirsch schien nach all diesen Jahren noch immer einen kleinen Teil von diesem Licht in sich zu tragen und auszustrahlen. Das schien auch den Touristen zu gefallen, denn kurz darauf war ein junges Paar in ein Haus nahe desm Dorf gezogen. Ein Sohn eben dieser beiden war gut mit seinem Enkel Alec befreundet. Die beiden saßen oft am Brunnen und stibitzten hin und wieder eine Münze mit der sie sich dann Süßigkeiten kauften.

Das Dorf war schon immer gut besucht, doch in den letzten 35 Jahren hatte die Besucherzahl um einiges zugenommen. Der erste Anstieg war zu der Zeit, als sich ein mysteriöser Todesfall in dem sonst eigentlich so friedlichen Dorf ereignete. Ein junges Paar wurde tot in seinem Haus aufgefunden, ohne auch nur eine Spur einer Verletzung. Man hatte eine Weile lang gemunkelt, sie wären durch Magie ums Leben gekommen und wollte sie deshalb nicht auf dem Dorffriedhof beisetzen. Doch der Todesbefund besagte eine Gasvergiftung, und nach einigen Diskussionen hatte man das Paar dann doch auf besagtem Friedhof beerdigt. Die einzige, ungelöste Frage war jedoch gewesen, weshalb ihr einjähriger Sohn überlebt hatte.

Der zweite Touristenboom war vor etwa zwanzig Jahren geschehen. Auch zu dieser Zeit hatte es einen Toten gegeben. Eine alte Frau, die an Altersschwäche gestorben war. Also eigentlich nichts Besonderes. Und trotzdem waren einige Monate später viele seltsame Gäste aufgetaucht, die aus den sonderbarsten Ländern kommen zu schienen - denn die wenigsten wussten, wie man sich in England normalerweise kleidete. Eine Jeans und ein ganz normales T-Shirt hätten ausgereicht, doch die Touristen schienen sich in ihren verrückten Klamotten übertreffen zu wollen. Mr. Spencer erinnerte sich noch gut daran, wie ein Mann in einem rosa Nachthemd bei ihm Brötchen einkaufen gewesen war. Oder auch der betrunkene Kerl mit einem Badeanzug aus den Siebzigern der sein Geschäft für eine Bar gehalten und ihn gefragt hatte, ob er denn keinen Feuerwhiskey habe, war ihm noch gut in Erinnerung. Am nächsten Tag war er in das Lokal neben seiner Bäckerei gegangen und hatte den Besitzer gefragt, was denn Feuerwhiskey sei. Dieser hatte ihn zuerst für verrückt gehalten, doch als er ihm die Geschichte vom vorherigen Tag erzählt hatte, hatte dieser bloß gemeint, er habe noch nie von einem Feuerwhiskey gehört. Doch mit der Zeit hatte Mr. Spencer sich an die Fremden gewöhnt. Einige waren ja auch ganz nett, wenn man sich mal näher mit ihnen unterhielt. Doch verrückt – verrückt waren sie alle.

Ein Schatten, der über den Dorfplatz huschte, ließ ihn aufblicken. Dort über den Dächern flogen drei Vögel. Eulen, wie er erkannte. Diese Tiere waren in dieser Gegend nicht selten, wenn auch unvermutet. Einmal hatte sich ein Vogelkundler in sein Geschäft verirrt. Mr. Spencer hatte mit ihm ein interessantes Gespräch geführt, in dem es größtenteils um eben diese Vögel ging. Der Forscher hatte sich gewundert, warum die Eulen in dieser Gegend so häufig war, obwohl ihr Lebensraum doch eigentlich anders aussah. Mr. Spencer jedoch hatte sich mit der Zeit an die Tiere gewöhnt und wunderte sich nicht mehr über ihre Eigenarten.

Wieder sah er in den Himmel. Die Eulen waren wieder weg, und die Sonne beleuchtete schon das Schild mit dem Logo seiner Bäckerei.

Die Eulen indes flogen über die letzten Häuser des Dorfes. Nicht unweit einer Weide, auf der gefleckte Kühe grasten, stand ein kleiner Spielplatz. Einige Kinder, die die Frühe Morgenstund‘ nicht scheuten, spielten dort in der Sandkiste und auf dem Klettergerüst. Eines entdeckte die Eulen und deutete aufgeregt gen Himmel.

„Mami, Mami“, rief es und stolperte seiner Mutter auf wackeligen Beinen entgegen. „Da sind riesige Flap-Flap!" Die Mutter sah von ihrer Zeitschrift auf und entdeckte die Tiere. Sie musste lächeln und belehrte ihren Sohn, dass es Eulen waren. Doch als auch die Tochter angerannt kam, waren sie schon verschwunden. Nur leise hörte man noch das Mädchen weinen, da sie die 'Flap-Flap' nicht gesehen hatte.

Die Tiere Flogen über Hügel, über die sich Felder voller Mais und anderen Feldfrüchten erstreckten. Während das Land unter ihnen vorüberglitt, stieg die Spannung vor allem bei einer Eule, einem braunen Waldkauz. Es war seine erste Aufgabe und gleich war es so weit. Doch gleich würde er den Brief endlich überbringen, der schwer an seinem rechten Bein hing und mit einem Zauber verschlossen war. Nichtmagische [oder alternativ: nicht-magische] Menschen, auch Muggel genannt, mochten sie wohl für gewöhnliche Eulen halten, doch in der magischen Welt waren sie weitaus mehr. Sie waren Postboten, Zeitungsbringer und vor allem treue Freunde, die sich ihren Menschen gegenüber verpflichtet fühlten.

Ein leichter Wind kam auf, zerzauste ihre Federn und trieb die erschöpften Tiere ein wenig zurück. Ihr dunklen Silhouetten hoben sich deutlich von dem violetten, leicht bläulichen Himmel ab, den nur noch wenige rosafarbene Wolken zierten. Sie sehnten sich nach dem langen Flug danach, endlich am Ziel anzukommen. Doch ihr Instinkt sagte ihnen, dass es nicht mehr weit war – und sie hatten einen sehr ausgeprägten und guten Instinkt, auf den die Tiere sehr stolz waren. Er brachte die Eulen immer zur richtigen Adresse. Es war egal, ob sich der Empfänger ihres Briefes in Alaska aufhielt, oder in Großbritannien. Sie fanden ihn immer, auch ohne Adresse. Und das machte sie zu so verbreiteten Briefboten der Zauberer rund um die Welt. Denn es gab nicht nur kaum einen Ort oder Menschen, den sie nicht fanden, sondern auch kaum einen Lebensraum, an den sie sich nicht anpassen konnten.

Die Eulen zogen weite Kreise über einem kleinen Wäldchen, in welchem vor allem alte Eichen und Birken wuchsen, deren Wipfel hoch in den Himmel ragten. Eine holprige Schotterstraße führte in den Wald. Die Eulen folgten ihr hoch in der Luft bis hin zu einer kleinen Lichtung, an deren Rand sich das Ende der Straße befand. Die Tiere ließen sich auf Höhe der Baumkronen sinken und ganz allmählich wurden ihre Flügelschläge langsamer und ruhiger. Sie hatten das Ziel ihrer Reise erreicht.

Von einem neuerlichen Luftstoß bewegt raschelten die Blätter verheißungsvoll, beinahe wie flüsternde Stimmen, die den Besuchern ein Geheimnis verraten wollten, das nur sie alleine kannten. Doch die Eulen achteten nicht auf die Bäume, sondern sanken noch ein Stück tiefer, bis ein kleines unscheinbares und dennoch gemütlich wirkendes Haus in Sicht kam, das bisher hinter einigen alten, knorrigen Pappeln verborgen gewesen war.



Das Haus wirkte auf den ersten Blick wie eine ganz normale Wohnstätte. Doch dem war nicht so, nicht im geringsten. Denn in ihm wohnte eine Zauberfamilie. Die Mutter trug ein einfaches, weißes Kleid, das gut zu ihrem flammend rotem Haar passte. Sie richtete gerade das Frühstück auf einem länglichen Tisch mit fünf Plätzen. Der Tisch stand direkt vor dem Fenster und wurde von der frühmorgentlichen Sonne in glänzendes Licht getaucht. In seiner Mitte stand ein gläserner Wasserkrug, der das Morgenlicht brach und in allen Farben des Regenbogens auf den Tisch reflektierte. Gleich neben der Tür, die sich an der gegenüberliegenden Wand befand, stand ein Herd mit Pfannen und Töpfen, welche von allein kochten und brieten. Die rothaarige Frau trat hinzu, schwang ihren Zauberstab und murmelte einige unverständliche Wörter - woraufhin das Essen aus der Pfanne sprang und sich auf die bereitstehenden Teller verteilte. Sie schwebten voll beladen zum Tisch und schienen nur darauf zu warten, dass sich die Bewohner dieses Hauses an den Tisch setzten und die Leckereien verspeisten.

Die Frau drehte sich um, gewahrte die drei Eulen auf das Haus zufliegen und lächelte aus einem nur ihr ersichtlichen Grund. Sie beugte sich über den Tisch hinweg um die gelben Gardinen beiseite zu schieben und das Fenster zu öffnen. Beinahe fielen die Blumen zu Boden, die auf dem Fensterbrett gestanden hatten, doch dank einer geistesgegenwärtigen Reaktion ihrerseits und einem Schlenker ihres Zauberstabes, stellten sie sich wohlbehalten in der Mitte des Tisches um den Wasserkrug herum auf.

Die Tiere kamen immer näher und flogen, sobald sie das Fenster erreicht hatten, wie selbstverständlich ins Haus. Sie landeten auf dem Tisch und streckten alle gleichzeitig ihr rechtes Bein aus, an welchem sich je ein Brief befand. Und obwohl die kleinste Eule vor Anstrengung geradezu bebte, sahen die Vögel dabei doch sehr professionell aus.

In diesem Moment kamen zwei Jungen durch die Tür in die Küche gestürmt. Beide hatten sie rabenschwarzes, verstrubbeltes Haar und mit dem wütenden Blick, den sie beide aufgesetzt hatten, sahen sie sich unglaublich ähnlich. In der Tat waren sie Brüder. Der Ältere der beiden war etwa zwölf Jahre alt und hatte hellbraune Augen, die, wenn auch leicht von Zorn verdunkelt, immer noch frech blitzten und die hellgrünen Augen des Jüngeren, etwa elf Jahre, hatten sich vor Wut zu Schlitzen verengt.

„Gib es mir wieder! Ich weiß, dass du es genommen hast. Es lag gestern Abend noch auf meinem Nachttisch! Ich habe es selbst da hingelegt“, rief der Ältere wütend.

„Ich hab es nicht genommen, mich interessiert dein blödes Buch überhaupt nicht!“ Albus blitzte seinen großen Bruder wütend an. Immer wenn etwas von seinen Sachen verschwand, und sei es ein einzelner Strumpf, verdächtigte er ihn. Und am Schluss kam dann heraus, dass es unter James' Bett gefallen war, oder Lily es sich ausgeborgt hatte.

Lily war die jüngste der drei Kinder und das einzige Mädchen. Sie war erst vor kurzem neun Jahre alt geworden und würde nach den Sommerferien in die dritte Klasse der Muggel-Volksschule kommen, die im nahegelegenen Dorf Godrics Hollow stand. James und er selbst waren ebenfalls dort gewesen. Die meisten Zauberer unterrichteten ihre Kinder zuhause, bevor sie auf eine Zauberschule kamen. Und selbst da durften einige Kinder nicht hingehen, da ihre Eltern sie lieber zuhause unterrichten wollten. Doch ihre Eltern hatten gemeint, dass ihnen ein wenig Allgemeinbildung und Gleichaltrige nicht schaden würden, und deshalb hatten sie sie alle drei auf diese Muggel-Schule geschickt.

Nun jedoch war Albus alt genug, um eine der besten Zaubererschulen überhaupt zu besuchen. Hogwarts war ein Internat, in dem die bedeutendsten Zauberer der Geschichte gelernt und gelebt hatten. Godrics Hollow war eines der wenigen Zaubererdörfer Großbritanniens und dort lebten verhältnismäßig viele Zauberer. Es war immer ganz nett gewesen, sich mit anderen Zaubererkindern zu unterhalten, doch Hogwarts war schon etwas Besonderes. Im Dorf hatte es nur wenige Kinder in Albus' Alter gegeben, also hatte er sich mit Alec Spencer angefreundet. Er war ein Jahr jünger als Albus und sein Vater war ein Muggel. Alec beneidete Albus darum, dass er schon nach Hogwarts durfte, und hatte ihn deshalb gebeten, ihm alles so genau wie möglich zu beschreiben.

„Um was geht es denn?“, erkundigte sich ihre Mutter und riss Albus damit aus seinen Gedanken. Ginny, eigentlich Ginevra, hatte sechs Brüder und verstand deshalb sehr gut, wie er sich fühlte. Einer von Ginnys Brüdern war mit gerade mal zwanzig Jahren gestorben. Sein Bruder James und er lagen sich zwar oft in den Haaren, doch das hieß nicht, dass er nicht trauern würde, wenn James starb. Und doch, manchmal könnte er seinen Bruder auf den Mond schießen. So in Gedanken versunken, hätte er beinahe James' Vorwurf überhört.

„Albus hat mir mein Buch 'Crazy Chudley Cannons' weggenommen“, beschwerte sich James bei Ginny. Er hatte die Leidenschaft für diese Mannschaft von seinem Onkel Ron übernommen, der ebenfalls einer von Ginnys Brüdern war, welcher ihm auch das Buch zum Geburtstag geschenkt hatte. Es war sogleich sein Ein und Alles geworden. Die Reaktion war deshalb Nachvollziehbar und Albus machte sich auf eine Befragung seiner Mutter bereit. Ginny aber zog bloß eine Augenbraue hoch und musterte James mit einem leichten Lächeln. „Hast du wirklich überall geschaut?“

„Jaha“, erwiderte dieser beleidigt, dass seine Mutter ihm anscheinend nicht glaubte.

„Auch im Bücherregal?“

„Ähm…“

„Da habe ich es nämlich hingelegt, als es gestern Abend auf dem Boden lag.“

James lief rot an, doch seine Mutter kam nicht dazu, ihm eine Strafpredigt zu halten, da ein empörtes Geschrei sie aufhorchen ließ.

„Oh, hab‘ ich ganz vergessen“, murmelte Ginny ein wenig zerstreut, als sie sich umdrehte. Dann sagte sie etwas lauter, ihre Söhne mit einem Blick über die Schulter bedenkend: „Die Briefe aus Hogwarts sind angekommen. Und für dich, James, ist ein Brief von Jacob mit dabei.“

Albus zuckte zusammen, als ob er geschlagen worden wäre. Natürlich, er hatte sich schon lange auf Hogwarts gefreut - er konnte sich gar nicht daran erinnern, sich jemals nicht auf die Zauberschule gefreut zu haben. Schon als er klein gewesen war, hatte er mit James' Spielzeugzauberstab gespielt und überlegt, wie es wohl sein würde, nach Hogwarts zu kommen.

Doch nun hatte er Angst. Angst davor, nach Slytherin geschickt zu werden. In das Haus, das die meisten schwarzen Magier überhaupt hervorgebracht hatte. Angst davor, was seine Familie und vor allem James sagen würden; aber vor allem Angst davor, nicht dazu zu gehören. Ausgelacht und verhöhnt zu werden, wie es manche Muggelkinder taten, als sie bemerkten, dass er kein 'Handy' hatte, wie sie es nannten. Und natürlich hatte er Angst davor, ob er dann noch mit sich zufrieden sein könnte, ob er er selbst bleiben könnte.

Die vier Häuser in Hogwarts hatten alle eine bestimmte Eigenschaft und einen bestimmten Ruf. Slytherin wurde nachgesagt, es bestünde nur aus Schwarzmagiern. Hufflepuff sagte man zwar nach, dass dorthin nur Schüler geschickt würden, die besonders blöd waren, doch sein Vater hatte ihm erzählt, dass das nicht stimmte und Hufflepuff das Haus war, in dem Treue und Gerechtigkeit zählte und das ebenfalls großartige Magier hervorgebracht hatte. Der einzige Unterschied – Hufflepuff gab damit nicht an. Dann gab es noch Ravenclaw und Gryffindor. Nach Ravenclaw wurden diejenigen geschickt, die gerne lernten – James nannte sie oft Streber - und Gryffindor stand für Mut. Im ersten Schuljahr wurden die Schüler vom sprechenden Hut auf die Häuser aufgeteilt und blieben dort, bis sie mit dem siebten Jahr die Schule beendet hatten. Albus hatte noch von niemandem gehört, der sein Haus gewechselt hatte. In letzter Zeit hatte James sich einen Spaß daraus gemacht, ihn damit zu ängstigen, dass er nach Slytherin geschickt werden könnte. Alle aus der Familie waren in Gryffidor gewesen. Sogar James war letztes Jahr diesem Haus zugeteilt worden. Und da Slytherins und Gryffidors seit Menschengedenken verfeindet waren, wäre es besonders schlimm, dorthin geschickt zu werden. Er hoffte sehr, dass er ebenfalls Gryffindor zugeteilt werden würde. Natürlich würde Ravenclaw auch in Ordnung sein, oder vielleicht auch Hufflepuff. Doch James würde ihm sein Leben lang vorhalten, dass er der Einzige aus der Familie war, der nicht zu Gryffindor gehörte. Und er es sich selbst wahrscheinlich auch…

Zögernd ging er auf eine Eule zu, einen braunen Waldkauz, die genauso nervös aussah, wie er sich fühlte. Sie zitterte und Albus hatte Mühe, ihr bei dem Gewackel den Brief abzubinden, der an ihn adressiert war. Er versuchte, ihn an sich zu nehmen, bekam den Knoten der Schnur jedoch nicht auf. Irgendwann reichte es ihm und er ließ seinen Frust an dem Tier aus, indem er sie, vielleicht etwas zu ruppig, anfauchte, doch endlich still zu sein und nicht zu wackeln. Daraufhin beruhigte sich die Eule ein wenig und Albus konnte ihr endlich die Post abnehmen. Er sah jedoch, wie James, der schon beide Briefe gelöst hatte und den, der die Bücherliste für das neue Schuljahr enthielt, überflog, sich eine Bemerkung verkniff Doch Albus war sich sicher, dass er später, wenn Ginny aus dem Raum war, noch etwas von wegen Fingerfertigkeit zu hören bekommen würde.

Der Umschlag war aus schwerem gelblichen Pergament und auf die Rückseite war ein Wappen geprägt. Ein Dachs, ein Adler, ein Löwe und eine Schlange, die einen Kreis um den Buchstaben „H“ bildeten. Albus entnahm den Brief ein weiteres Blatt Pergament. Seine zitternde Hand ließ das Papier rascheln, als er es auseinanderfaltete. Er begann zu lesen:

HOGWARTS-SCHULE FÃœR HEXEREI UND ZAUBEREI:


Schulleiterin: Chiara Charles


(Orden der Merlin, zweiter Klasse, Internationale Vereinigung der Hexen)


Sehr geehrter Mr. Potter,

wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen sind. Beigelegt finden Sie eine Liste aller benötigten Bücher und Ausrüstungsgegenstände.

Das Schuljahr beginnt am 1. September. Wir erwarten Ihre Eule spätestens am 15. August.

Mit freundlichen Grüßen

Bennet Clinton

Stellvertretender Schulleiter

Aus dem Kuvert zog Albus ein anderes, etwas länger beschriebenes Stück Pergament hervor. Es enthielt eine Auflistung von Dingen, die er in Hogwarts benötigen würde, wie Albus sofort erkannte.

HOGWARTS-SCHULE FÃœR HEXEREI UND ZAUBEREI

Uniform

Im ersten Jahr benötigen die Schüler:

1. Drei Garnituren einfache Arbeitskleidung (schwarz)

2. Einen einfachen Spitzhut (schwarz) für tagsüber

3. Ein Paar Schutzhandschuhe (Drachenhaut o. Ä.)

4. Einen Winterumhang (schwarz, mit silbernen Schnallen)

Bitte beachten Sie, dass alle Kleidungsstücke der Schüler mit Namensetiketten versehen sein müssen.

Lehrbücher

Alle Schüler sollten jeweils ein Exemplar der folgenden Werke besitzen:

- Francis Henri: Zauberei für Anfänger

- Bathilda Bagshot: Geschichte der Zauberei

- Stella Star: Sterne, Planeten und Asteroiden – das Universum im Überblick

- Nathalie McDonalds: Verwandlung, Band 1

- Rudolf Austen: Die Kräuter der magischen Welt und ihre Wirkungen

- Phyllida Spore: Tausend Zauberkräuter und -pilze

- David Hume: Zaubertränke und ihre Wirkungen

- Paul Palmer: Die Machenschaften der dunklen Künste

Als Albus aufblickte, hatte sein Bruder seinen Brief schon durchgelesen und war gerade in den zweiten vertieft, welchen er von seinem besten Freund und Klassenkameraden Jacob „Jac‘“ Jordan bekommen hatte. In Hogwarts waren die beiden und ihre gemeinsame Freundin Jessica McMillan die „Übeltäter Nummer Eins“. Die drei wurden von ihren Mitschülern oft als "Die drei J's" bezeichnet und waren mittlerweile ein eingeschworenes Team.

Albus erinnerte sich noch sehr gut an den Tag im letzten Schuljahr, als Ginny wegen eines Streiches einen langen Brief aus Hogwarts bekommen hatte. Die drei waren so frei gewesen, ein wenig mit den Tränken aus einem Buch in der Verbotenen Abteilung zu spielen. Infolgedessen war ganz Hogwarts eine Woche lang mit blauer Haut umhergelaufen. Ginny hatte James daraufhin einen Heuler geschickt. Heuler waren rote Briefe und es war zumeist sehr peinlich sie zu öffnen - doch noch schlimmer war es, sie nicht zu beachten. Diese von allen Schülern gehassten und zugleich gefürchteten Briefe schrien einen mit der hundertfach verstärkten Stimme des Absenders an und dieses Geschrei hörten immer alle im Umkreis von vielen Dutzend Metern .Doch noch schlimmer war es, sie nicht oder nicht gleich zu öffnen, denn dann begannen sie zu allem Übel auch noch zu brennen. Oder, wie auch immer James es damals geschafft hatte, zu explodieren.

James war damals, wie Albus sich erinnerte, sehr wütend auf seine Mutter gewesen, da Jacob keine Ermahnung seiner Eltern bekommen hatte und Jessica nur einen harmlosen, kleinen, ermahnenden Brief. Er hatte sie in einem Streit daran erinnert, dass sie als Schülerin ebenfalls nicht sonderlich brav gewesen war. Albus hatte jedoch gemerkt, wie Ginny, als sie den Brief aus Hogwarts gelesen hatte, zwischen Belustigung und Ärger hin und her gerissen war. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, was es hieß, ein Kind zu sein und Spaß haben zu wollen, meinte jedoch als Mutter die Pflicht übernehmen zu müssen, ihre Kinder trotz allem gut erziehen zu müssen, da das „die Pflicht einer Mutter“ wäre und „diese Familie ansonsten eh nur im Chaos versinken“ würde. Er hatte einmal gehört, wie Wanda Spencer, Alecs Mutter, zu Ginny gesagt hatte, dass sie sie um die Fähigkeit beneidete, so gut mit ihren Kindern umzugehen zu können.

„Jac‘ hat geschrieben, dass Vanessa und er am Mittwoch in der Winkelgasse sind, und ob wir uns dort treffen können“, berichtete James.

„Das klingt gut“, sagte Ginny, „Ich sage es eurem Vater, damit er sich dafür freinimmt.“

„Wo ist er eigentlich?“, wollte Albus wissen.

„Noch bei Lily. Ich habe ihr gesagt, dass es Zeit wäre, mal an ihre Hausaufgaben zu denken und euer Vater hilft ihr dabei. Du solltest übrigens auch daran denken, dass die Schule in einigen Wochen beginnt, James.“

James murmelte etwas Unverständliches, warf Ginny einen genervten Blick zu und ging aus der Küche, höchstwahrscheinlich in sein Zimmer - jedoch bestimmt nicht, um Hausaufgaben zu machen. Wahrscheinlich würde er Jacob antworten. James' Waldkauz Errol II hatte schon lange keine Aufgabe mehr bekommen.

„Ich schreibe dann auch Hermine, dass wir am Mittwoch in der Winkelgasse sind. Sie wird dann mit Rose ebenfalls kommen“, meinte Ginny und verließ nach James den Raum, nicht ohne zuvor noch einen Blick auf die Eulen zu werfen, welche sich vom Futter der Familieneule Nobody stärkten. Albus blieb alleine in der Küche zurück. An den Küchentisch gelehnt, starrte er gedankenverloren auf das Stück Pergament in seiner Hand. Noch vor einigen Monaten hätte er alles gegeben, um dieses Blatt Papier in der Hand zu halten, doch nun, wo es tatsächlich so weit war, verspürte er ein unangenehmes Gefühl. Ob es sein Wunsch in Erfüllung gehen würde? War er mutig genug für Gryffidor? Eine einsame Träne suchte sich den Weg über seine Nase, fiel hinab und hinterließ einen nassen Fleck auf Die Machenschaften der Dunklen Künste von Paul Palmer.


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