von Harryna
"Oh, verdammt!" Wütend trat Draco gegen einen Eimer. Es reichte nicht, dass er eine wichtige Aufgabe zu erledigen hatte, nein, er musste sich auch noch von Professor Snape eine Predigt anhören, dass er seine Sache nicht gut machen würde. Dieser Druck, die Angelegenheit bald zu beenden und dabei diskret zu bleiben, machte ihn bald wahnsinnig. In der Tat, er hatte es nicht leicht, waren doch einige Versuche bereits gescheitert. Er hoffte zumindest, dass er es anerkannt bekam. Der Blondschopf fand auf seinem Weg durch die Korridore einen kleinen Stein, den er vor sich herkickte. Was wusste Snape schon? Sicherlich hatte er keine so herausfordernde Aufgabe überwältigen müssen und hackte deswegen auf ihm herum. Nach einer Weile blieb er stehen und lehnte sich gegen die Wand. Sein Blick fiel ins Leere, den ausgestorbenen Korridor entlang. Die Fackeln erleuchteten das kalte Gestein, war es auch noch nicht allzu dunkel draußen. Es wirkte wie ein Geistergang. Vor den Augen anderer anzugreifen war zu offensichtlich, zu gewagt. Aber am liebsten hätte er es so gemacht. Früher oder später wäre er sowieso verschwunden und hätte nicht nur Hogwarts, sondern auch seine "Freunde" hinter sich gelassen. Er würde Heldentaten vollbringen, unter der Aufsicht des Dunklen Lords.
Der Slytherin wandte seinen Blick gen Boden. Etwas erregte seine Aufmerksamkeit. Es war ein kleiner, silberner Kasten mit einer Linse. Er sah sich um, sah aber weiterhin niemanden. Der Korridor war wie ausgestorben. Langsam ging er auf das merkwürdige Objekt zu und hob es auf. Er betrachtete es. Wie es glänzte und sich sein eigenes Bild in der Linse wiederspiegelte. Plötzlich machte es "klick". Ein Blitz, der ihn fast erblinden ließ. Draco ließ vor Schreck die Apparatur fallen und machte einen Satz nach hinten. Was war das? Es dauerte einen Moment, bis seine Augen sich vom Lichtblitz erholt hatten. Doch dann hob er sie erneut auf. Er nahm den Kasten genauer unter die Lupe. Auf der Rückseite war ein Display, das ein Bild von Draco zeigte, wie er erschrocken in das helle Licht sah, das ihn umgab. Der Slytherin hob eine Augenbraue. War das etwa ein Fotoapparat? Er drehte sie wieder um, fixierte etwas und drückte auf den Auslöser. Klick. Zu sehen war die kahle Steinmauer, die von der Fackel erhellt wurde. Ein Stück vom Fenster mit Ausblick auf einen Baum konnte man auch erkennen. "Interessant", murmelte er. In der Ferne konnte man Stimmen von Schülertrauben hören. Der Blondschopf ließ die Digitalkamera in seinen Umhang gleiten und ging an den Schülern vorbei.
Im Gemeinschaftsraum warteten Pansy, Crabbe und Goyle bereits auf ihn. Blaise saß am Feuer und drehte den Kopf zu Draco, als er reinkam. "Wurde aber auch Zeit." Die Dunkelhaarigie ging sofort auf ihn zu. "Wo warst du? Ich habe dich schon überall gesucht!" Er schüttelte den Kopf. "Professor Snape wollte mich sprechen, hinsichtlich meines Berufwunsches." Er ließ sich auf eins der Sofas fallen und sah die Blicke, die die vier untereinander austauschten. "Jetzt glotzt nicht so. Wolltet ihr nicht schlafen?" Von seinem plötzlich herrischen Ton irritiert verließen sie den Gemeinschaftsraum und machten sich auf in ihre Schlafsäle. Blaise allerdings blieb und schmunzelte spottend. "Warum auf einmal dieser Unterton?" Draco rollte mit den Augen und ließ den Kopf in den Nacken fallen. "Verschwinde einfach. Mehr will ich nicht." Es regte ihn auf, als dieser mit einem fetten Grinsen und langsamen Schritt den Gemeinschaftsraum verließ. Er schnippte ihm sogar ein Buch hinterher, das gegen die Wand klatschte. Als er sich sicher war, dass niemand anwesend war, holte er die Digitalkamera aus seiner Tasche. Vielleicht konnte er damit etwas anfangen. >>Vielleicht lenkt mich das ein wenig ab ... nur ein bisschen ...<< Er machte viele Fotos. Vom Gemeinschaftsraum, vom grünlich schimmernden Glas, den Bücherstapel auf dem Tisch, der Sanduhr auf dem Kamin. Jedes war in ein anderes Licht getaucht und manche inspirierten ihn wirklich, noch mehr zu machen. Am faszinierendsten fand er aber, dass die Bilder sich nicht bewegten.
Die nächsten Tage verbrachte er viel Zeit damit, heimlich Bilder zu machen, auch von Klassenkameraden. Mittlerweile kannte er sich einigermaßen aus. Wem die Kamera gehörte, hatte er aber nie herausgefunden. Er hätte die Bilder ansehen können, er hätte sich denken können, wem sie gehören könnte, doch wozu sein Spielzeug gleich wieder abgeben? Verhängnisvoll wurde es ihm aber erst, als er anfing, Harry und Co. von Weitem zu fotografieren. Ginny fiel es auf. "Bin gleich wieder da. Ich hab etwas vergessen." Mit diesen Worten stampfte sie Richtung Baum, auf dem der Slytherin saß. Sie trat dagegen. "Du Penner! Wenn ich dich erwische, kannst du was erleben!" Sie zückte den Zauberstab. "Petrificus Totalos!" Draco fiel wie ein Stein aus der Krone. Nur die Augen konnte er bewegen und feststellen, dass sie sich zu ihm runterbeugte. Ihre Hand griff nach der Kamera. "Was ist das?" Sie hantierte damit herum, bis sie die Bilder fand, die er eben geschossen hatte. Ihr Blick fiel wieder auf ihn. "Was geht in deinem Kopf ab, dass du so nen Scheiß machst?! Und wieso bewegen die sich nicht?" Draco,der weiterhin gelähmt war, konnte nicht antworten. Die Rothaaarige erlöste ihn daher von seinem Leid und sah ihn energisch an. "Also, ich warte!" Wütend stand er auf und riss ihr die Digitalkamera aus der Hand. "Das geht dich mal gar nichts an! Geh wieder spielen!" Diese Worte hätte er lieber nicht gesagt. Doch die Flammen, die sich vor Wut in Ginnys Augen gebildet hatten, verschwanden für den nächsten Moment wieder. Erneut griff sie nach der Kamera.
"Diese Bilder bewegen sich nicht. Sie sehen gut aus ..." Ihr fiel auf, dass er von ihr einige Bilder hatte. Selbst der Slytherin sah sie eine lange Zeit an, beobachtete einfach, wie sie die Bilder nach und nach durchging. Ihre Augen glänzten förmlich vor Neugier. Draco konnte einfach nicht anders. Er verspürte den Drang danach, noch mehr Bilder von ihr zu machen. Er hielt sie am Arm. "Weasley ..." Er drückte ihr einen Zettel in die freie Hand und nahm ihr den Apparat wieder ab. Ohne weiter etwas zu sagen drehte er sich um und ging. Ginny war verwirrt und las den Zettel in ihrer Hand.
'Heute Nacht im Klassenzimmer.'
Die Gryffindor hatte das Gefühl, dass sie seinem Wunsch nachkommen sollte.
I could have beer for breakfast, my sanity for lunch
Tryin' to get over how bad I want you so much
Innocense for dinner, pour somethin' in my cup
Anything and everything just to fill me up
But nothing ever gets me high like this
In jener Nacht schlich sie sich aus dem Mädchenschlafsaal und kam ins besagte Klassenzimmer. Draco wartete da bereits, seine Kamera in der Hand. Er war kein Mensch der großen Worte in dem Moment. Ginny war auch nicht ganz wohl dabei. Ihr Herz raste wie verrückt. "Stell dich da drüben hin." Er deutete auf das Lehrerpult. Überrascht ging die Rothaarige zu diesem und er gab ihr immer wieder Anweisungen, was sie machen sollte. "Und jetzt halt still ..." 'Klick!' Sie wusste nicht, was er damit bezweckte, aber sie hatte das Gefühl, dass es etwas Gutes war. Also machten sie weiter.
I pick my poison and it's you
Nothing can kill me like you do
You're goin' straight to my heart
And I'm headin' straight for the edge
I pick my poison and it's you
I pick my poison and it's you
Nach mehreren Bildern und einer gefühlten Ewigkeit packte er sie weg und sah sie an, ging sogar ein paar Schritte auf sie zu. "Das hier bleibt unter uns", raunte er ihr ins Ohr. Nach diesen Worten verließ er kommentarlos den Raum. Ginny war verwirrt, aber glücklich. Am nächsten Tag saß sie ganz verträumt am Tisch und stocherte in ihrem Essen herum. Harry war ganz verwundert. "Alles in Ordnung, Ginny?" Sie reagierte nicht. Hermine beobachtete sie, dann blickte sie zu Ron, der vertieft in sein Essen war. Die Brünette stieß ihm mit dem Ellenbogen in die Rippen. "Was?" Sie sah genervt zu Ginny rüber. Er beugte sich vor, so weit er konnte und fragte: "Ist was?" Die Rothaarige seufzte. "Alles ok." Als Draco am Tisch vorbeikam, ließ er einen Zettel in Ginnys Höhe zufliegen. Diesen fing sie und las ihn. "Was sollte das denn?" Um nicht aufzufallen rollte sie mit den Augen. "Dieser Idiot hat einfach nur nen dummen Spruch draufgeschrieben", entgegnete sie. Ron sah finster zu Draco, der kurz zurückschaute. "Ich schwöre, wären wir nicht gerade in der Großen Halle", murmelte er mürrisch.
'Heute Nacht im Klassenzimmer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste!'
Auch zu diesem Treffen kam sie. Wieder war Draco wortkarg und gab nur Kommandos, die sie befolgen musste. Anschließend ließ er sie aber auch die Bilder ansehen. Ginny war begeistert. "Vielleicht trage ich die Haare nächstes Mal anders ..." "Ich habe eine Idee ..." Draco stellte die Digitalkamera auf einen der Tische und stellte etwas ein. "Man kann einstellen, wann sie ein Foto machen soll. Und das werde ich auch nutzen." Er zog seinen Pulli und sein Hemd aus und zum Vorschein kam sein Oberkörper. Ginny war vollkommen irritiert. "Muss das sein?" "Stell dich nicht so an", erwiderte der Blondschopf und löste seine Krawatte. Sie wirkte ein wenig stutzig, machte aber mit ihm weiter. Draco zog sie näher an sich heran, machte mit ihr zusammen Bilder, den Auslöser immer eingestellt. Es war ihr auf einer Art unangenehm, ihm so nah zu sein, seinen Atem im Nacken zu spüren und seine Wärme, vor allem aber auf den Bildern seinen freien Oberkörper. "Die sehen gut aus", hauchte sie, als sie die Bilder sah. "Ich habe eben Potential", meinte Draco. Sie verdrehte die Augen. Das war wieder typisch er. "Sag bescheid, wenn du das wiederholen möchtest." Nun war es der Slytherin, der fassungslos war, während sie ihre Tasche nahm und ging. "Morgen nach dem Unterricht", hauchte er. Sie blieb wie angewurzelt stehen. "Und ja, eine andere Frisur wäre nicht schlecht."
I can feel your whisper and layin' on the floor
I tried to stop, but I keep on comin' back for more
I'm a light wave and I know it
Cause after the first time I was fallin', fallin' down
But nothing ever gets me high like this
Sie ertappte sich in den letzten Tagen selbst dabei, wie sie sich immer wieder aufbrezelte, um zu den besagten Treffen zu gehen und mit ihm Fotos zu machen. Doch was sie erschaudern ließ: Ihr gefiel die Nähe von Draco. Einmal hatte sie ihn sogar geküsst - für die Bilder. Ginny konnte nicht vergessen, wie schnell ihr Herz raste, wie sich sein warmer Atem auf ihren Lippen anfühlte und wie sein blondes Haar in sein Gesicht fiel dabei. Sie wurde rot und schüttelte heftig den Kopf. Beim nächsten Treffen war sie sichtlich nervös. Ron und die anderen ahnten, dass etwas im Busch war, aber nicht was. Sie fühlte sich zu Draco hingezogen, seit sie dieses mittlerweile nähere Fotoshooting machten. Sie glaubte, sich verliebt zu haben.
Bittersweet ecstasy that you got me in
Fallin' deep, I can sleep tonight
And you make me feel like I'm out of my mind
But it's alright, it's alright, it's alright
Doch als sie zum See ging, wo sie sich verabredet hatten, hörte sie aus der Ferne eine vertraute Stimme. Sie sah ihren Bruder Ron, der Draco schubste und anschnaubte. "Lass gefälligst die Finger von meiner Schwester! Denkst du ich merke nicht, was hier abgeht!?" Er richtete den Zauberstab auf ihn, der schon leichte Funken schlug. "Ich schwöre dir, wenn du sie noch einmal anfasst oder ich rausbekomme, dass du sonstwas mit ihr machst, dann kann ich für nichts garantieren!" Mit diesen Worten steckte er den Stab weg und ging den Hügel hinauf. Er sah Ginny grimmig an. "Früher oder später wäre es sowieso aufgeflogen. Halt dich von diesem Idioten fern." Der Gryffindor legte eine Hand auf ihre Schulter und drehte sie mit dieser in seine Richtung und schob sie zurück Richtung Schloss. Sie sah über ihre Schulter und erkannte Draco. Dieser Blick war zu viel für sie.
Bittersweet ecstasy that you got me in
Fallin' deep, I can sleep tonight
And you make me feel like I'm out of my mind
But it's alright, it's alright, it's alright
Es herrschte Kontaktstillstand, bis Ginny es nicht mehr aushielt. Wochenlang hatten sie weder Zettel noch Blicke getauscht. Sie wollte ihm zeigen, was sie für ihn emfpand, sagen, dass es noch nicht vorbei sein konnte. Diesmal war sie es, die ihm nach dem Unterricht einen Zettel in die Hand drückte und an ihm vorbei in der Schülertraube verschwand. Der Slytherin öffnete diesen und las:
'Heute Nacht am See! Es kann noch nicht zu Ende sein!'
Sie machte sich fertig, band ihre Haare zusammen und schlich sich zum See. Doch als sie dort ankam traf sie fast der Schlag. Sie sah Draco - mit Harry. Die beiden waren nur in Unterwäsche und wieder fotografierte Draco ihn. Wütend stampfte sie nach unten. "Was soll die Scheiße!?", fauchte sie. Die beiden hoben den Kopf und sahen sie an. "Ich habe nicht gesagt, dass ich da sein werde", verteidigte der Blondschopf sich arrogant. Harry sah sie an und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. "Oh shit ... Ich sagte doch, dass das irgendwann rauskommt ..." "Sei still!" Der Blondschopf drehte sich zu Ginny und stand ihr gegenüber. "Die Nächte waren schön mit dir, mehr aber auch nicht. Harry und ich treffen uns schon lange heimlich und wir wollen nicht, dass jemand von unserem Verhältnis weiß." Die Rothaarige sah ihn empört an. "Dann hieß es auch nichts, dass ich mit dir geschlafen habe!?" Harry sah von einem zum anderen. "Hab ich was verpasst?" "Nur ab und an", wehrte er ab und sah wieder die Gryffindor an. "Hör zu, ich habe nie gesagt, dass da was läuft. Du hast mir Inspiration gegeben, aber ich habe hier meine neue Muse." Sie schnaubte. "Dann viel Spaß! Und danke, dass du auf meinem Herz rumgetrampelt hast!" Ginny stieß ihn so fest sie konnte von sich weg und ging. Draco fiel den Hang bis zu Harry runter.
I pick my poison and it's you
Nothing can kill me like you do
You're goin' straight to my heart
And I'm headin' straight for the edge
I pick my poison and it's you
I pick my poison and it's you
Dieser sah ihn an. "Denkst du sie wird was sagen?" "Woher soll ich das wissen!? Du bist mit ihr befreundet!" Der Dunkelhaarige seufzte, als der Slytherin sich wieder aufrappelte. "Also, wo waren wir?"
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