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Fanfiction

The Hidden Hero - Sechstes Schuljahr; Harry Potter Wieder Gefunden

von Thorrus

Kapitel Fünfundzwanzig – Sechstes Schuljahr; Harry Potter Wieder Gefunden


Die Zaubererwelt war von den Neuigkeiten, dass Harry Potter gefunden worden war, begeistert. Reporter des Tagespropheten belagerten alle Ministeriumsbeamten, die sie finden konnten, um nach Informationen über die jugendliche Berühmtheit zu forschen. War es wahr, dass er auf der Straße aufgegriffen worden war? War es wahr, dass er fast tot war? Was würde das Ministerium mit dem Jungen machen? Würde er nach Hogwarts zurückkehren? War es wahr, dass Leute bereit waren, für das Privileg zu bezahlen, den Jungen bei sich aufzunehmen, bis er volljährig war?

Als Rita Skeeter in ihrer Kolumne in Erwägung zog, dass Harry Potter in St. Mungos sein könnte, wurde das Krankenhaus von Zauberern überflutet, die verlangten, den Jungen sehen und ihm persönlich für seinen Sieg über Du-weißt-schon-wen danken zu dürfen. Sie schienen zu glauben, dass, wenn sie Harry nur erklärten, dass sie wahrhaftig dankbar waren, er bereitwillig in die Zaubererwelt zurückkehren würde. Begraben unter dem Ansturm von Zauberern, die in den Warteräumen übernachteten, bat die Administration das Ministerium um zusätzliche Wachen, die die Menge zu kontrollieren helfen sollten.

Es wurden so viele Blumen und Luftballons geschickt, dass das Krankenhaus Hilfsarbeiter anstellen mussten, die sie unter den anderen Patienten verteilen sollten. Sogar im Krankenhaus selbst gab es Schwierigkeiten, Kontrolle zu bewahren. Belegschaft anderer Abteilungen wurde dabei erwischt, wie sie versuchte, in Harrys Raum zu schleichen, um einen Blick auf den berühmten Zauberer zu erhaschen.

Dumbledore dagegen zwang sich, dem Krankenhaus fernzubleiben. Er wollte Harry zwar unbedingt auch besuchen, aber er wusste, dass er nicht willkommen wäre. Und wie sehr er auch wünschte, Harry nochmals sein Bedauern auszudrücken, war er klug genug zu wissen, dass dieser nicht bereit war, seine Entschuldigungen anzunehmen. Seine Gegenwart würde nur die ärztlichen Untersuchungen behindern, also zwang er sich, sich mit dem Wissen zu begnügen, dass Harry zumindest in der Fürsorge der besten Heiler in der Zaubererwelt war.

Scrimgeour machte den Fehler, Harry an dem Tag zu besuchen, an dem er in St. Mungos ankam. Der Minister hatte der erste sein wollen, der den kleinen Helden willkommen hieß, aber er war nicht auf den feindseligen Empfang vorbereitet, den er erhielt.

„Harry?" Der Junge hatte vor sich hingedöst, aber beim Klang seines Namens öffnete er die Augen und blinzelte benommen in das Gesicht, das über ihm schwebte. Er griff zur Seite und nach seiner Brille, die auf dem Tisch neben seinem Bett lag, und setzte sie auf. Es war der Minister. Harry erkannte ihn anhand ein paar von Voldemorts Erinnerungen. Harry erinnerte sich auch, dass er beim letzten Kampf anwesend gewesen war und neben Dumbledore am Lehrertisch gesessen hatte.

Harry setzte sich ruckartig auf. Der Minister trug ein überfreundliches Lächeln zur Schau und hatte seine Hand ausgestreckt um Harrys zu schütteln. Der Junge funkelte den Mann an, und der Minister ließ die Hand an seine Seite fallen. „Harry!", begann er in einer offensichtlich vorbereiteten Rede. „Lass mich der erste sein, dich wieder in der Zaubererwelt willkommen zu heißen. Ich möchte dir sowohl persönlich als auch als Minister dafür danken, dass du Du-weißt-schon-wen besiegt hast. Wir können kaum die Ausmaße unserer Dankbarkeit ausdrücken…"

Harry unterbrach ihn. „Ihr könnt damit anfangen, mich gehen zu lassen", sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.

Die Unterbrechung brachte Scrimgeour einen Moment lang aus dem Konzept. Dann fuhr er fort, als ob Harry überhaupt nicht den Mund aufgemacht hätte.

„Du wirst eine besondere ehrenvolle Erwähnung erhalten und das Zaubergamot hat bestimmt, dass der Tag deines Siegs über Du-weißt-schon-wen von nun an als „Harry Potter Tag" bekannt sein wird!"
Harry schnaubte. „Sie machen wohl Scherze!"

Scrimgeour preschte voran. „Wir freuen uns darauf, wenn du deinen rechtmäßigen Platz in unserer Welt einnimmst…"

„Ich will hier weg!", beharrte Harry.

Der Minister zögerte und sagte dann: „Alles zu seiner Zeit, Harry. Alles zu seiner Zeit. Wir wollen nur sicher gehen, dass es dir gut geht."

„Heuchler!", beschuldigte Harry ihn wütend. „Wo war die Zaubererwelt, als ich von meiner Tante und meinem Onkel misshandelt wurde? Wo war sie, als ich in Askaban geworfen wurde? Da habt ihr euch keine Sorgen gemacht, ob es mir gut geht!"

„Es tut uns Leid, Harry! Wir wollen es wieder gutmachen. Das waren schreckliche Fehler! Von meinem Vorgänger!", beeilte sich Scrimgeour hinzuzufügen.

„Sie können ihre Entschuldigungen sonst wohin schieben!", sagte der Junge unhöflich. „Ich will nur allein gelassen werden!"

Die Tür öffnete sich und ein paar Heiler traten ein. Harry zog eine Grimasse. Sie waren zurück, um wieder an ihm herumzudrücken. Scrimgeour grüßte die Heiler erleichtert. „Ich gehe dann wohl besser, Harry", verabschiedete er sich, während er vor dem zornigen Jugendlichen zurückwich. „Die Heiler müssen dich wohl untersuchen und…", seine Stimme verlor sich, unsicher, was er noch sagen sollte. Als er die Tür erreichte lächelte er noch einmal herzlich und rief fröhlich, als ob er und Harry gerade ein angenehmes Gespräch geführt hätten: „Wir reden später, Harry. Gute Besserung!" Er duckte sich durch die Tür.

Harry blickte dem Minister böse hinterher. Verdammt! Es war offensichtlich, dass der Minister ihn nicht gehen lassen wollte. Es war zu dumm, dass er minderjährig war. Es würde ihn nicht überraschen, wenn der Zaubergamot darauf bestehen würde, dass er nach Hogwarts zurückkehrte. Nun, wenn das so war, würde er nur wieder entkommen müssen. Sie konnten ihn schließlich nicht zwingen zu bleiben, richtig? Und wenn es ganz schlimm kam, würde er einfach gehen, sobald er siebzehn war. Wenn er nach Hogwarts zurück musste, würde er Ron, Hermine, Ginny, Fred, George und andere sehen. Das wäre wahrscheinlich in Ordnung, aber er würde auch einen Haufen anderer Leute sehen müssen, die er am Liebsten gar nicht wiedersehen würde. Da wären die anderen Schüler, die ohne zu Zögern „Mark Twist" ihren Rücken zugekehrt hatten. Außerdem wäre da Dumbledore, der, und daran zweifelte er nicht im Geringsten, hinter Harry erzwungener Rückkehr in die Zaubererwelt steckte.

Dieser alte Mann! Er war so skrupellos wie Voldemort! Okay, vielleicht waren Dumbledores Ziele nicht böse, aber heiligte der Zweck die Mittel? Und, bei Merlin, wer war gestorben und hatte ihn zum König gemacht? Dumbledore schien zu denken, dass er, und er allein, wusste, was für alle am Besten war. Nun, er hatte Unrecht! Er wusste nicht, was am Besten für Harry war, und die Heiler auch nicht!

Die nächsten paar Tage waren schwierig für Harry. Jedes Mal, wenn er sich umdrehte, drückte und piekte jemand ihn, fragte Sachen und schwenkte Zauberstäbe auf seltsame diagnostische Art über seinem Körper herum. Er hatte Kopfschmerzen aufgrund des Bedürfnisses, die ganze Zeit die mentalen Fühler wegzustoßen, die in seinen Kopf sehen wollten. Was war ihr Problem? Warum konnten sie ihn nicht in Ruhe lassen?!

Na gut, er hatte an Gewicht verloren. Also was, wenn er Alpträume hatte? Das war seine Angelegenheit. Die Art und Weise, wie sie alle um ihn herumsummten, besorgt über seine Gesundheit murmelten, war Nerven aufreibend. Konnten sie nicht verstehen, dass er sterben wollte? Was war da das Problem? Leute starben jeden Tag. Er hatte sicherlich oft genug Tod mit angesehen, während er in Voldemort „lebte". Er wollte nur seinen Frieden. Er wollte, dass dieses fürchterliche Gefühl, das seinen Magen sich zusammen ziehen ließ und seinen Geist benebelte, wegging. Er wollte, dass die Schreie, die seine Träume verfolgten, aufhörten. Alle sollten ihn in Ruhe lassen. Sie konnten ihm nicht helfen. Sie konnten nicht dafür sorgen, dass er sich wieder sauber fühlte. Sie konnten nicht die Zeit zurückdrehen, so dass er sein Leben noch einmal von vorne leben konnte.

Ein paar Tage, nachdem Harry in St. Mungos angekommen war, rief der Zaubergamot auf Bitten des Krankenhauses ein Notfallstreffen zusammen, um den „Potter-Fall" zu diskutieren. Auf Dumbledores Anfrage hin war es Arthur und Molly Weasley erlaubt, teilzunehmen, aber sie wurden gebeten, währenddessen leise zu bleiben.

Ein Team von fünf Heilern betrat die Kammer. Die Chefheilerin, Lucretia Moulson, war die Vertreterin der Gruppe. Nachdem Grüße ausgetauscht worden waren, begann sie: „Ich danke Ihnen allen, dass Sie zugestimmt haben, uns so bald zu treffen."

Scrimgeour antwortete. „Sie sagten, Sie hätten wichtige Informationen über Harry Potter. Sie wissen, dass wir alle Näheres über seinen Zustand erfahren wollen."

Die Heiler blickten alle ernst drein. „Der Grund für unsere Bitte, Sie zu sprechen, ist, dass es in der Tat nicht gut aussieht."

Alle lehnten sich in ihren Sitzen vor, um genau zuzuhören. „Der Junge ist krank. Er ist unterernährt und leidet an Erschöpfung. Kritischer ist, dass er an Depressionen und Angstgefühlen leidet."

„Das war nicht unerwartet. Dumbledore", der Minister wies zu dem Schulleiter, der zu seiner Rechten saß, „hat sich darüber schon vor Monaten Sorgen gemacht, und das war einer der Gründe, wegen denen wir so viel Zeit dafür aufgebracht haben, nach dem Jungen zu suchen."

„Wie es sich herausstellte, waren diese Befürchtungen berechtigt. Es ist offensichtlich, dass Harry am Rand eines Zusammenbruchs steht. Er ist eine klare Bedrohung für sich selbst."

Scrimgeour fragte zögernd: „Heiler Moulson, was wollen Sie damit sagen?"

„Ich sage, dass er nur eine Frage der Zeit ist, bis der Junge Erfolg damit hat, sich selbst zu töten", stellte die Heilerin unheilvoll klar.

Die Hexen und Zauberer in der Versammlung waren bestürzt. Molly Weasley begann zu weinen. Arthur tätschelte beklommen ihren Arm.

Scrimgeour brachte hervor: „Nun, können Sie ihn nicht wieder gerade biegen?"

Die Heilerin erklärte. „Wir versuchen unser Bestes. Aber solange wir die zugrunde liegende Ursache seines Schmerzes nicht behandeln können, können wir nur wenig ausrichten. Die Symptome zu behandeln ist höchstens eine kurzzeitige Maßnahme. Fröhlichkeitszauber dauern nur etwa eine Stunde an. Und wir können ihm nicht andauernd Tränke mit derselben Wirkung geben. Sie machen nicht nur höchst süchtig, sondern verlieren auch nach ein paar Wochen ihre Wirksamkeit."

Dumbledore mischte sich ein. Seine Stimme war ruhig, aber jeder, der ihn ansah, konnte die tiefe Sorge in seinen Augen erkennen. „Können Sie die zugrunde liegende Ursache behandeln?"

„Ja, theoretisch. Wir wissen, dass Harry eine Reihe traumatischer Ereignisse beobachtet oder selbst erlitten hat." Ein Frösteln kam über den Raum, als sich alle nur zu genau daran erinnerten, was diese Ereignisse waren. „Wir glauben, wenn wir den Halt, den diese Ereignisse auf seine Erinnerungen haben, lösen können, kann sein Zustand sich verbessern. So, wie es momentan ist, übernehmen sie die Kontrolle über sein Leben."

„Wie können Sie das behandeln?", fragte der Minister.

„Das ist das Problem, Sir. Zurzeit können wir es einfach nicht behandeln.

Wenn Harry wach ist, verweigert er uns Zugang zu seinem Geist. Seine Fähigkeiten in Okklumentik sind überragend. Das ist nicht überraschend, wenn man in Betracht zieht, dass er einen Großteil seiner Jugend damit verbracht hat, vorzugeben, jemand anderes zu sein. Er hat seine Fähigkeiten, seine wahre Identität hinter einer unüberwindlichen Mauer geheim zu halten, trainiert. Leider, wie Sie mit Sicherheit alle wissen, funktioniert Legilimentik nicht sehr gut, wenn jemand schläft oder betäubt ist."

Einer der Mitglieder des Zaubergamots signalisierte, dass er sprechen wollte, und fragte, nachdem er Scrimgeours Nicken erhalten hatte: „Warum löschen Sie nicht seine Erinnerung, Heiler Moulson?"

„Das Löschen von Erinnerungen funktioniert nur, wenn es eine bestimme Erinnerung oder bestimmte Erinnerungen sind, die wir löschen wollen. Hier sprechen wir von Monaten, vielleicht Jahren an Erinnerungen, die Teil von Harrys Leben sind. Sie zu löschen ist keine Alternative."

Der Zauberer drängte weiter. „Wollen Sie damit sagen, dass Sie, wenn Sie Harrys Geist lesen könnten, diese Erinnerungen lockern könnten?"

„Das wäre die Hoffnung, Sir"; bestätigte die Heilerin.

„Wie?"

„Es tut mir Leid, sagen zu müssen, dass es ein schmerzhaftes Vorgehen ist. Wir müssten seine Gedanken betreten und die traumatischen Erinnerungen lokalisieren. Sie sind normalerweise sehr einfach zu identifizieren, da sie eine dunkle Farbe annehmen. Diese müssen vorsichtig von den gesunden Gedanken gelöst werden. Es ist als ob man eine Giftader von ansonsten sauberem Wasser trennen wollte."

„Und dann wird diese Erinnerung entfernt? Also wird er sich nicht mehr an das erinnern, was passiert ist?", fragte Scrimgeour.

„Nein, Minister. Wir würden die Erinnerung nicht gänzlich entfernen. Das zu tun wäre zu gefährlich. Die Erinnerungen… drücken… Harry zwar herunter, aber sie sind zu sehr ein Teil seiner Persönlichkeit, als dass man sie löschen könnte. Sie sind ein Teil seines Lebens und müssen bleiben. Worauf wir abzielen würden, wäre, ihren Halt zu lockern, den sie auf ihn haben. Traumatische Erinnerungen sind für gewöhnlich tief in das Gehirn gebrannt. Wenn wir diese Erinnerungen lösen können, ihren Griff lockern, kann der Patient normalerweise das schmerzvolle Ereignis in Erinnerung rufen, ohne davon überwältigt zu werden."

Dumbledore sprach wieder. „Wie wird das bewerkstelligt? Wie viel Zeit nimmt es in Anspruch?"

Jede Erinnerung muss einzeln isoliert und gelöst werden. Wie lange es dauert, kommt darauf an, wie tief die Erinnerung in das Gehirn gebrannt worden ist. Je tiefer die Narbe, desto länger dauert es. Der Patient muss bei Bewusstsein sein, damit die wahre Erinnerung gefunden werden kann, und nicht irgendein Traum oder eine falsche Vision, und damit sie richtig von der gesunden Oberfläche befreit werden kann. Da das Herausziehen sehr schmerzvoll ist, dauern Sitzungen nicht länger als eine Stunde. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir in dieser Zeit bis zu fünfzehn Minuten einer Erinnerung lösen können, wenn wir Glück haben."

„Fünfzehn Minuten!", rief Scrimgeour. „Das dauert Monate!"

„Ja, Sir", nickte die Heilerin. „Je nach Anzahl der Erinnerungen und der Tiefe der Vernarbung können wir gut und gerne von Monaten reden, wenn nicht Jahren. Jahren einer Behandlung, die dem Jungen Schmerzen bereiten wird. Jahre, ihm so weit zu helfen, dass er sein Leben führen kann, ohne unter dem Gewicht seiner Erinnerungen zu ertrinken. Aber, Sir, am Schlimmsten ist noch, dass wir mit der Behandlung nicht einmal beginnen können. Er ist ein unkooperativer Patient. Wie ich gerade erklärt habe, muss der Patient bei Bewusstsein sein. Unsere normalen Patienten wollen über ein oder zwei traumatische Ereignisse in ihrem Leben hinwegkommen. Sie kooperieren mit der Behandlung. Harry nicht. Wenn er uns nicht in seinen Geist lässt, können wir ihm nicht helfen."

Eine erschrockene Stille fiel über die Kammer. „Es muss einen Weg geben, ihn zum Kooperieren zu bringen", sagte Scrimgeour heiser. „Können wir ihm nicht befehlen, zu tun, was ihm gesagt wird? Er ist minderjährig!"

„Soweit ich weiß, gibt es keinen Zauber, der ihn zwingen würde, unserem Willen zu folgen, außer dem Imperiusfluch, und wir alle wissen, dass Harry fähig ist, dessen Wirkung zu negieren."

Dumbledore hatte hart nachgedacht. Seine Hände, Innenflächen einander zugewandt, waren wie im Gebet an seine Lippen gehoben. Er senkte sie und sagte: „Essenz von dreifarbigem Mohnkraut."

„Was?", fragt der Minister. Heilerin Moulson sah interessiert aus.

„Hmm", dachte sie laut.

Dumbledore erklärte. „Es ist der Saft einer Pflanze, der, wenn er getrunken wird, die Person für jeden Vorschlag aufnahmebereit macht. Er wirkt wie der Imperiusfluch, aber seine Wirkung ist sehr viel beschränkter. Sie dauert wahrscheinlich nicht länger als eine Stunde oder zwei. Leider ist er, wie auch der Fröhlichkeitstrank, den Heilerin Moulson vorhin erwähnte, keine Lösung auf längere Zeit. Man baut fast sofort einen Widerstand gegen seine Wirkung auf."

„Also wie soll das helfen?", wollte Scrimgeour wissen.

„Es sollte uns ermöglichen, Harry Geist zumindest einmal zu betreten. Wir können sehen, was überhaupt für Schaden angerichtet wurde. Wir werden eine bessere Vorstellung davon haben, womit wir es zu tun haben."

Scrimgeour warf die Arme in die Luft. „Also gut! Ich denke nicht, irgendjemand wird dagegen argumentieren, dass Sie sehen sollten, womit wir es zu tun haben. Aber wenn wir es nicht reparieren können, bin ich nicht sicher, was es bringen soll!"

Dumbledore sprach ruhig. „Im Moment habe ich keinen Vorschlag, was für eine Behandlung er unterlaufen sollte. Aber vielleicht eins nach dem anderen?"
Scrimgeour nickte und wandte sich den Heilern zu. „Wir wollen unterrichtet werden, sobald Sie den Mohnkrauttrank anwenden konnten. Ist er schwer zu bekommen? Wann denken Sie, können Sie ihn benutzen?"

Heilerin Moulson besprach sich kurz mit ihren Kollegen. „Gute Neuigkeiten, Minister. Wir glauben, wir könnten ein Bisschen von dem Trank im Krankenhaus haben. Wenn das der Fall ist, werden wir versuchen, ihn morgen anzuwenden."

Dumbledore sprach dazwischen. „Ich habe eine Bitte, Heilerin Moulson. Da wir nur diese eine Gelegenheit haben könnten, in Harrys Geist einzudringen, würde ich gerne anwesend sein, wenn das Mohnkraut eingeflößt wird, so dass ich assistieren kann. Ich habe nicht wenig Talent in Legilimentik", sagte er bescheiden. Als Heilerin Moulson noch nickte, fuhr Dumbledore fort: „Und ich würde um die Anwesenheit Professor Snapes bitten."
Scrimgeours Gesichts war angespannt. „Snape! Dieser Todesser!"

Dumbledore sagte ruhig: „Minister, wir haben das schon ausdiskutiert und Sie wissen, dass Snape ein treues Mitglied des Orden des Phoenix war. Und, was nun am Wichtigsten ist, er ist einer der besten Legilimentoren, die ich kenne."
Heilerin Moulson zögerte. „Wenn Sie sicher sind, dass das eine kluge Entscheidung ist, Professor Dumbledore, werde ich nicht nein sagen. Schließlich sind Sie technisch gesehen Harrys Vormund, da er ein schulpflichtiger Minderjähriger ist und Hogwarts besuchte, bevor er…" Heilerin Moulsons Stimme schweifte ab. Sie war sich nicht sicher, wie sie ihren Satz taktvoll beenden sollte. Am Ende begnügte sie sich mit: „… von der Schule genommen wurde."

Scrimgeour sah unglücklich aus, als er aufstand und somit das Treffen für beendet erklärte. „Lassen Sie uns das Zaubergamot dann morgen Abend wieder einberufen, um die Ergebnisse zu diskutieren. In der Zwischenzeit", sagte er düster und wandte sich an die anderen Mitglieder des Gerichts, „fängt jeder am Besten schon mal an, darüber nachzudenken, wie wir mit dieser Situation umgehen sollten."


--


Harry war an diesem Morgen ein wenig nervös. Die Krankenschwester hatte ihm erzählt, dass Ron und Hermine ihn heute besuchen dürften. Er wusste, dass er sich freuen sollte, sie zu sehen, aber hauptsächlich fürchtete er sich vor dem Besuch. Er war sich nicht sicher, worüber er mit ihnen reden sollte und er hatte Angst vor ihrer Reaktion. Würde Ron ihn auf dieselbe kriecherische Art und Weise behandeln wie den falschen Harry Potter in ihrem dritten Schuljahr? Würde er für sie jetzt nur noch ein berühmtes Gesicht sein?
Er fragte sich flüchtig, ob er sie um Hilfe für seine Flucht aus dem Krankenhaus beten sollte. Er lehnte den Gedanken fast so schnell ab, wie er kam. Hermine würde niemals zustimmen und in Anbetracht der Tatsache, dass es Rons Vater gewesen war, der ihn im Imbiss abgeholt hatte, war es unwahrscheinlich, dass Ron empfänglicher für die Idee war als Hermine.

Als Harry zwei Köpfe bemerkte, die am Türrahmen vorbei in seinen Raum spähten, konnte er nicht anders als zu lächeln, Jetzt, da sie da waren, erkannte er, dass er doch froh war, dass sie gekommen waren. Hermine betrat den Raum zuerst, ein Flecken von buschigem Haar und Quietschen des Willkommenheißens.

Ron folgte dich dahinter, wobei sein Gesicht sich langsam so rot färbte wie sein Haar. Nachdem Harry Hermine umarmt hatte (was ein bisschen unbeholfen war, da er in einem Stuhl saß), streckte Ron seine Hand aus, um sie zu schütteln. „'lo, Harry."

„Hi, Ron."

„Ich… ich wollte nur sagen", begann er eilig, „es tut mir wirklich Leid, dass ich immer so ein Idiot war. Du weißt schon. Wie ich den falschen Harry Potter behandelt hab! Und dich, als ich dachte, du wärst freiwillig im Trimagischen Turnier und all das."

„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen", meinte Harry.

„Doch, muss ich", stellte Ron heftig fest. „Ich schäme mich für mein Verhalten."

Hermine mischte sich mit ein. „Das tun wir alle. Jetzt, wo wir wissen, dass du wirklich Harry Potter bist, tun alle so, als ob sie immer schon gewusst hätten, dass Mark Twist etwas Besonderes war."

Ron schaubte. „Sogar die, die dachten, du hättest Cedric getötet."

Harry wurde bleich, als Cedrics Name erwähnt wurde, und Ron blickte sofort reuevoll drein, dass er das Thema angeschnitten hatte. Im Versuch, es zu etwas Fröhlicherem zu wechseln, sagte er: „Auf jeden Fall kannst du endlich im Quidditchteam sein, wenn du nach Hogwarts zurückkehrst. Du musst nicht mehr verstecken, wer du bist, oder so viel lernen! Vielleicht wird Gryffindor endlich die Chance haben, den Hauspokal zu gewinnen."

„Natürlich denkt Harry noch, dass Lernen wichtig ist!", warf Hermine ein.

Harry merkte, wie er lächelte, als seine Freunde wie immer miteinander stritten. „Tut mir Leid, dich enttäuschen zu müssen, Ron, aber ich kehre nicht nach Hogwarts zurück, also fürchte ich, kann ich wohl nicht im Gryffindorteam sein."

„Du kommst nicht zurück? Warum nicht?", fragte Ron.

„Oh, Harry, du kannst die Schule nicht vernachlässigen!", warnte Hermine.

Harry lächelte trocken. „Zum einen denke ich nicht, dass sie mich so schnell aus diesem Krankenhaus raus lassen. Zum anderen bleibe ich nicht, sobald sie mich gehen lassen. Ich habe keinen Platz in der Zaubererwelt. Das habe ich schon allen gesagt."

Ron und Hermine sahen sehr bestürzt aus. Hermine begann vorsichtig: „Harry, wir verstehen, dass du wütend auf uns alle bist. Aber du bist ein Zauberer, und ich denke nicht, dass es das Beste ist, so zu tun, als wärst du das nicht."

Bevor Harry etwas dagegen sagen konnte, warf Ron ein: „Außerdem wollen sich alle entschuldigen und dir danken, dass du Du-weißt-schon-wen vernichtet hast. Es ist sehr egoistisch von dir, sie das nicht tun zu lassen."

„Egoistisch! Von mir!" Harry war geschockt, so beschuldigt zu werden.
Ron nickte fest. „Ja. Wenn jemand deine Hand schütteln will und du sie nicht nimmst, meinst du nicht auch, dass das ziemlich unhöflich ist? Na ja, das ist dasselbe. Alle wollen dir auf den Rücken klopfen und sich bedanken. Du hast unsere Welt gerettet, bei Merlin! Nur so was Kleines! Es ist nicht richtig, unsere Dankbarkeit nicht anzunehmen."

Harry schüttelte ungläubig den Kopf. „Also bin ich jetzt derjenige, der Schuld ist, dass ich so schlecht behandelt wurde, dass ich nicht hier bleiben will?"

Hermine sah erschrocken aus. „Das war nicht das, was Ron gemeint hat! Natürlich denkt keiner, dass du irgendwas Schuld bist!"

Ron wich nicht zurück. „Du drehst es herum. Du weißt, dass ich das nicht so gemeint hab! Ich habe nur gesagt, dass du unser… Freundschaftsangebot nicht ablehnen solltest!"

Harry merkte, wie seine Verärgerung nachließ und er konnte nicht anders als leicht zu lächeln. „Freundschaftsangebot! Du hörst dich an wie ein Politiker."
Ron errötete, lächelte aber. „Wiederhol das nur nicht in der Nähe der Zwillinge. Das würde ich nie wieder los werden."

Eine Krankenschwester brachte Mittagessen für die drei. Als Harry einen Bissen des Sandwichs nahm, dachte er darüber nach, was es für eine Erleichterung war, dass Ron ihn nicht mit Seidenhandschuhen anzufassen schien. Der Rotschopf war bereit gewesen, eine andere Meinung zu äußern und mit ihm zu streiten. Vielleicht würde Ron doch damit zu recht kommen, mit dem berühmten Harry Potter befreundet zu sein.

Harry nahm einen tiefen Schluck des Kürbissafts. Es war Jahre her, seit er ihn das letzte Mal probiert hatte. Er hatte vergessen, wie erfrischend er war. Er hatte gerade sein zweites Glas ausgetrunken, als er merkte, wie eine seltsame Lethargie über ihn kam. Er sah, dass Hermine und Ron denselben benommenen Gesichtsausdruck auf dem Gesicht hatten. Die Tür öffnete sich und ein paar Erwachsene traten ein. Ein paar Krankenschwestern schlugen Ron und Hermine sanft vor, mit ihnen zu kommen, und die Jugendlichen verließen den Raum ohne Protest. Harry beobachtete sie sorglos. Er fühlte sich so ruhig. Er bemerkte mit etwas Überraschung, aber ohne Sorge, dass Professor Dumbledore und Professor Snape jetzt auch den Raum betraten.

„Professor!", sagte er. „Warum sind Sie hier?"

Snape antwortete nicht. Dumbledore erwiderte beruhigend: „Wir sind hier, um hallo zu sagen, Harry."

„Oh."

„Warum legst du dich nicht auf dein Bett zurück? Das wäre doch sicherlich bequemer."

Sobald Dumbledore den Vorschlag gemacht hatte, dachte Harry, dass es die vernünftigste Idee war, die er je gehört hatte. „Sicher", meinte er zustimmend, und stand von seinem Stuhl auf. Eine Krankenschwester half ihm, als er ins Bett stieg. Normalerweise empfand er solche Hilfe als verärgernd, aber dieses Mal störte sie ihn überhaupt nicht.

Harry hatte alle der Heiler, die anwesend waren, schon einmal in den letzten paar Tagen gesehen. Er erinnerte sich nicht an alle ihre Namen, aber er wusste, dass die älteste Heilerin Moulson hieß. Er bemerkte, dass sie ihren Zauberstab in der Hand hielt, und er fragte sie mit leichtem Interesse: „Was haben Sie vor?"

Leise antwortete sie: „Mach dir keine Sorgen, Harry. Ich möchte, dass du dich entspannst."

Harry fühlte, wie sich sein Körper völlig entspannte. Es war ein wunderbares Gefühl. Er konnte sich nicht erinnern, sich jemals in seinem Leben so entspannt gefühlt zu haben. Er stöhnte leise vor Erleichterung.

„Das fühlt sich gut an, nicht, Harry?", fuhr sie fort, immer noch in einer leisen, ruhigen Stimme.

„Jetzt will ich, dass du dich nicht erschreckst, Harry. Alle hier sind nur daran interessiert, dir zu helfen. Ich möchte, dass du vorsichtig die Wand um deinen Geist herum senkst."

Harry hatte kurz den Gedanken, dass das keine gute Idee war, aber er verschwand, bevor er an ihm festhalten konnte. Er griff in seinen Geist und fand die Wand, die Zugang zu seinen Gedanken verweigerte. Er betrachtete sie einen Moment lang und fragte sich, was er tun sollte.

„Kannst du diese Wand senken, Harry? Oder eine Tür hineinbauen?"

Das war eine gute Idee, dachte Harry. Mit einem geistigen Schlenker baute er eine Tür in die Wand. Er fühlte ein leichtes Drücken in seinem Kopf. Er drehte sich um und sah, dass Heilerin Moulson da war, in seinem Geist. Bevor er sich erschrecken konnte, hörte er sie sagen: „Sehr gut, Harry. Entspann dich einfach. Ganz genau. Entspann dich. Nimm einmal tief Luft, Harry."

Harry sog tief die Luft ein und entspannte sich.

In seinem Geist sah er, wie Heilerin Moulson versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war verschlossen. Sie schnaubte leise und fragte: „Würde es dich stören, die Tür zu öffnen, Harry?"

„Oh", machte er. Und mit einem Klicken öffnete sich die Tür in seiner Wand. Heilerin Moulson schob die Tür auf, ging aber nicht hinein.

„Jetzt, Harry, werde ich hinein gehen. Alle hier werden sich mir nun anschließen. Wir werden uns nur etwas umsehen und ein paar deiner Erinnerungen angucken. Ich möchte, dass du einfach entspannt bleibst. Egal, was du siehst, du wirst dich nicht erschrecken. Ich möchte, dass du deinen Geist weit offen lässt. So weit offen wie du kannst. Du wirst diese Tür nicht schließen. Okay?"

„Okay", bestätigte Harry.

Es war eine seltsame Empfindung, so viele Leute in seinem Kopf zu fühlen. Er hatte niemals zuvor jemanden hineingelassen und nun erlaubte er eineingeschränkten Zugang. Als sie an verschiedenen Erinnerungen herumdrückten, kamen diese zu ihm zurück. Aber die Gedanken waren durcheinandergeworfen. Da waren zu viele Leute, die verschiedene Abschnitte seiner Gedanken piekten, als dass er irgendeine der Erinnerungen klar erkennen konnte. Aber da sie scheinbar nur an unglücklichen oder erschreckenden Erinnerungen interessiert waren, stieg in Harry ein Gefühl der Traurigkeit und des Schmerzes auf. Er begann zu stöhnen. Er hörte, wie Heilerin Moulson ihn wieder leise anwies: „Denk dran, Harry. Entspann dich." Er entspannte sich.

Sie waren neugierig gewesen, wie der Junge seinen Geist organisierte. Alle visualisierten ihre Gedanken auf leicht unterschiedliche Weise. Zum Beispiel war der Geist mancher Leute eine Aneinanderreihung von Bändern verschiedener Form und Größe, ineinander verworren. Die Gedanken anderer manifestierten sich als kleine Blasen von verschiedener Größe und Farbe, die auf einander gestapelt waren. Es gab unendliche viele Arten, wie man sich die Arbeit seines Geistes vorstellen konnte.

Harry hatte seinen Geist in Räume aufgeteilt, die mit Gängen verbunden waren. Der Schaden war schlimmer als sie erwartet hatten. Die Wände eines jeden Raumes glänzten in Gold oder Weiß. Aber daran lief eine dunkle, teerähnliche Substanz herunter, wie Blut, das aus dem Grundstein floss.
Snape näherte sich einem solchen Flecken und berührte ihn neugierig mit seinem Zauberstab. Ein unmenschlicher Schrei kam von dem klebrigen Zeug. Unvorbereitet trat er hastig einen Schritt zurück. Dann näherte er sich ihm langsam wieder und versuchte, es wegzuwischen. Der Fleck blieb, wo er war. Verärgert erinnerte sich der Zauberer daran, was Dumbledore ihm von Heilerin Moulsons vorgeschlagener Behandlung erzählt hatte. Er wandte seinen Zauberstab wieder dem Flecken zu und versuchte vorsichtig, unter einer Ecke zu kratzen und sie von der Wand darunter zu lösen.

Harry stöhnte laut auf und krümmte sich. Heilerin Moulson sagte schnell: „Harry, leg dich still hin! Beruhig dich! Ich weiß, dass das manchmal etwas schmerzvoll sein kann. Es tut uns wirklich leid. Aber bleib still!"

Harry fühlte sich, als ob sein Gehirn brannte. Er lag still, wie befohlen, und keuchte mit offenem Mund.

In seinem Kopf fuhren Heilerin Moulson und die anderen fort, sich die verschiedenen Räume in Harrys Geist anzusehen. Snape blieb im ersten Raum, den er gefunden hatte, und griff das klebrige Zeug weiter mit einem entschlossenen Zorn an, als ob seine Gegenwart eine persönliche Beleidigung wäre. Er hatte kurz gezögert, als der Junge das erste Mal gestöhnt hatte, aber bald seinen Kampf mit dem Flecken wieder aufgenommen und kratzte weiter daran. Schließlich, als Snape zurücktrat, war er überrascht, dass er schwer atmete. Er war sich entfernt bewusst, dass sich eine Schweißschicht auf seiner Stirn gebildet hatte. Sein Kampf mit dem Schmutzfleck war viel Arbeit gewesen. Aber er sah mit Zufriedenheit, dass er nicht mehr an der Wand klebte. Er schwebte stattdessen eine Haaresbreite davor und schwebte so nah an der Wand, dass es schwer festzustellen war, dass er wirklich nicht daran war. Die Wand selber hatte einen leichten Schatten an der Stelle, an der der Flecken gewesen war, aber die goldene Farbe konnte durchscheinen.

Der Professor berührte den Flecken wieder mit dem Zauberstab und beobachtete, wie die Erinnerung sich abspielte. Er sah, als ob er durch Voldemorts eigene Augen blickte, den Dunklen Lord wie nebenbei eine Muggelfrau quälen. Die Frau schluchzte und schrie, flehte Voldemort an, sie in Ruhe zu lassen. Snape presste die Lippen zusammen. Er hätte der Frau raten können, ihren Atem zu sparen. Voldemort reagierte nie auf Flehen. Wenn überhaupt machte es ihn nur noch grausamer. Ein kleines Kind lief aus einem Raum hinter der Frau. Die Frau rief ihm zu, wegzulaufen, aber der kleine Junge rannte zu Voldemort und schlug mit seinen winzigen Fäusten auf ihn ein, schrie ihn an, seine Mutter in Ruhe zu lassen. Voldemort tötete das Kind mit einem wilden Lachen. Bei dem Kreischen der Frau richtete sich das Haar auf Snapes Nacken auf. Voldemort lächelte fröhlich und tötete auch die Frau. Die Erinnerung stoppte.

Dumbledore erschien an der Tür zum Raum, in dem Snape gestanden hatte.

„Wir müssen gehen, Severus. Die Wirkung des Mohnkrauts wird bald nachlassen."

Ohne ein Wort zu verlieren folgte Snape Dumbledore aus dem Raum und durch die Tür in der Wand, die Harrys Geist beschützte. Die anderen Heiler waren schon hindurchgegangen. Snape verließ Harrys Kopf und schüttelte sich kurz, um seinen Kopf zu klären. Er bemerkte, dass die Heiler und Dumbledore alle sehr bleich von der Erfahrung waren.

Heilerin Moulson beugte sich über den Teenager, der regungslos auf dem Bett lag. Harrys Haut war kalt und seine Augen offen und glasig. Er atmete in kurzen kleinen Stößen.

„Was ist mit ihm?", wollte Snape wissen.

„Du hast ihn von einer seiner Erinnerungen befreit", erklärte einer der anderen Heiler, während Heilerin Moulson den Jungen weiter untersuchte. „Wie wir schon gesagt haben, ist es ein schmerzhafter Vorgang. Er hat wegen den Schmerzen einen kleinen Schock erlitten. Wir werden ihm ein Beruhigungsmittel geben und es sollte ihm bald wieder gut gehen."

Eine Krankenschwester eilte mit einem Trank herbei, den sie Heilerin Moulson gab. Die Frau nahm den Kelch und hielt ihn an Harrys Lippen. „Das hast du sehr gut gemacht, Harry. Nur noch eine Sache. Ich möchte, dass du das hier alles trinkst. Du wirst dich besser fühlen, versprochen."

Harry zögerte. Es war offensichtlich, dass das Mohnkraut nachließ. Heilerin Moulson verschärfte ihren Ton: „Du hast mich gehört, Harry. Trink das, jetzt!"

Harry trank. Er schauderte kurz und entspannte sich in einem leichten Schlaf. Mit einem erleichterten Seufzen ließ die ältliche Hexe den Kopf des Jungen wieder auf das Kissen gleiten. „Wenn er aufwacht, wird er wieder auf dem Damm sein", sagte sie. „Natürlich wird er wütend sein, dass wir in seine Gedanken eingedrungen sind. Nur ein weiterer Grund, uns nicht zu trauen."

Einer der anderen Heiler schlug vorsichtig vor, dass es wohl das Beste wäre, den Jungen alleine zu lassen. Heilerin Moulson nickte und wies alle an, ihr zu folgen. Sie gingen in einen der Konferenzräume des Krankenhauses und sahen einander missmutig an.

Dumbledore sprach schließlich aus, was die anderen dachte. „Ihre Diagnose scheint akkurat gewesen zu sein, Lucretia. Harry scheint tatsächlich von so faulen Erinnerungen überkommen zu sein, dass sie ihm das Leben entziehen."
Heilerin Moulson nickte traurig. „Ich habe noch nie einen so schlimmen Fall gesehen. Ich weiß nicht, was ich vorschlagen soll."

Snape fuhr dazwischen. „Was meinen Sie, Sie wissen nicht, was Sie vorschlagen sollen? Die Erinnerung, die ich von der… Wand… seiner Gedanken gekratzt habe, hat sich am Ende gelöst. Das ist die Behandlung, die Sie dem Zaubergamot vorgeschlagen haben, oder nicht?"

„In Harrys Fall ist es offen ersichtlich, dass es Monate, wenn nicht Jahre dauern würde, bevor wir einen erkennbaren Unterschied erkennen können."

„Dann ist es doch besser je eher wir beginnen!", stellte Snape harsch fest.

„Ja, aber wie ich dem Zaubergamot schon gesagt habe, benötigen wir einen Patienten, der uns in seinen Geist lässt."

„Es muss eine Möglichkeit geben, darauf zu bestehen!", meinte der Lehrer scharf.

Dumbledore warf mit leiser Stimme ein, um die Spannung im Raum zu mildern: „Severus, Ich weiß, dass du dir um den Jungen Sorgen machst…"

„Ich mache mir keine Sorgen!", berichtigte Snape eilig. „Ich bin verärgert… verärgert, dass ein minderjähriger Zauberer sich weigert, zu tun, was Heiler und andere Erwachsenen um ihn herum ihm sagen! Es ist für sein eigenes Wohl!"

Es gab ein Klopfen an der Tür und eine Krankenschwester steckte entschuldigend ihren Kopf in den Raum. „Endschuldigen Sie die Störung, aber Mr. Weasley und Ms. Granger sind nicht mehr unter der Wirkung der Mohnkrauttranks und sehr aufgewühlt. Sie machen sich Sorgen um Harry und bestehen darauf, ihn zu sehen. Was soll ich tun?"


Snape sah wütend aus und öffnete Mund um etwas zweifellos sehr Gehässiges zu sagen. Dumbledore hielt die Hand hoch, um den Lehrer aufzuhalten.

„Warum bringen Sie sie nicht hierher? Ich denke, sie haben es verdient, zu wissen, warum wir sie so benutzt haben, wie wir es getan haben. Ich habe gelernt, dass wir einen Fehler machen, wenn wir nicht mit den jungen Leuten kommunizieren."

Snape blickte drein, als ob er da anderer Meinung wäre, aber er hielt den Mund.

Ron und Hermine betraten den Raum, offensichtlich auf einen Kampf vorbereitet. Sie hielten beide inne, als sie so viele Erwachsene sahen.

„Professor Dumbledore!", keuchte Hermine. Rons Mund fiel leicht offen.

Der Schulleiter neigte den Kopf. „Mr. Weasley. Ms. Granger", sagte er zur Begrüßung. „Sie sind, verständlicher Weise, verärgert von dem, was gerade geschehen ist. Ich würde es gerne erklären, aber ich muss Sie bitten, nicht zu unterbrechen, bis ich fertig bin."

Die Jugendlichen tauschten besorgte Blicke aus. Schließlich nickten sie beide zustimmend.

„Sie sind beide zu klug, nicht zu wissen, dass Leute sowohl körperlich als aus geistig verletzt werden können. Körperliche Wunden sind oft einfach zu erkennen. Geistige Wunden sehen wir zwar nicht immer, aber ihre Auswirkungen sind nicht weniger echt. Manchmal können wir die Manifestation einer psychischen Störung sehen. In Harrys Fall ist diese Manifestation sehr klar. Er stirbt langsam."

Hermine keuchte und hob erschrocken die Hände vor den Mund. Ron schüttelte abwehrend den Kopf und ballte die Hände zu Fäusten. Aber keiner der beiden sprach. Sie fuhren fort, Dumbledore aufmerksam anzustarren.
„Um Harry zu helfen, mussten wir in seinen Kopf sehen. Harry war nicht bereit, uns in seinen Geist zu lassen. Seine Verteidigungen sind zu stark, als dass wir Gewalt nutzen könnten. Wir benutzten die Essenz von Mohnkraut, um diese Verteidigungen auf beschränkte Zeit herunterzunehmen. Damit er die Wirkung nicht zu bekämpfen oder andere Verteidigungen zu installieren versuchte, die uns aus seinem Geist halten sollten, während es noch in seinem System war, wollten wir nicht, dass er den Verdacht hatte, irgendeinen Trank genommen zu haben. Wir wussten, dass er nicht denken würde, dass wir irgendetwas in ein Getränk tun würden, dass Sie beide auch trinken würden, also haben wir das Mohnkraut in den Kürbissaft gegeben. Es tut uns leid, dass wir Sie beide in diesen Plan mit hineinziehen mussten."

„Das ist egal!", brach es aus Ron heraus. „Es ist mir egal, dass Sie uns den Trank gegeben haben." Hermine nickte. „Was ist mit Harry?"

„Wir konnten Harrys Geist betreten. Wir haben die Furcht der Heiler bestätigt; seine Erinnerungen nehmen die Überhand. Wir müssen einen Weg finden, den Halt zu lockern, den sie auf seinen Geist haben, sonst wird er nie von ihrer erdrückenden Wirkung befreit sein."

Dumbledores Erklärung schien beendet, also riskierte Hermine eine Frage. Sie schluckte und fragte mit zitternder Stimme: „Was werden Sie tun?"

Dumbledore zögerte und, nachdem er sich scheinbar entschieden hatte, dass es am Besten wäre, offen zu sein, fuhr fort: „Wir wissen es nicht. Harry muss uns in seinen Geist lassen, damit wir die Erinnerungen lösen können. Das ist die beste Art, auf die ich es beschreiben kann. Es ist ein langwieriger Prozess und es scheint keine Möglichkeit zu geben, Harry zu überzeugen, uns in seinen Geist zu lassen, so dass wir tun können, was getan werden muss. Der Imperiusfluch funktioniert bei ihm nicht und der Mohnkrauttrank ist nur eine Kurzzeitmaßnahme."

„Wenn Sie es ihm erklären…", begann Hermine.

Sie hielt inne, als sie Dumbledores gehobene Augenbraue sah. Leise vervollständigte sie Dumbledores unausgesprochene Aussage: „Er hört nicht.

Er vertraut niemandem."

„Er ist minderjährig", schlug Ron vor.

Dumbledore nickte. „Ja, aber nicht einmal Kinder können gezwungen werden, ihren Geist zu öffnen, so sehr manche Eltern auch wünschten, sie könnten es!"

„Also weiß keiner, wie man ihn dazu bringen könnte, zu hören? Und wenn er nicht hört, wird er… sterben?" Hermine flüsterte das letzte Wort fast.

Die Stimme im Raum war alle Bestätigung, die nötig war.

„Er muss gezwungen werden!", sagte Ron fest. „Er kann nicht sterben!"

„Mr. Weasley, wir versuchen unser Bestes!", warf Heilerin Moulson ein.

„Zu schade, dass er kein Hauself ist", murmelte Ron. „Die tun, was ihnen gesagt wird."

Hermine griff es verzweifelt auf. „Es kann nicht sein, dass nur Hauselfen gehorchen müssen. Was ist die Magie, die sie bindet?"

„Es ist alte Magie, die keiner wirklich versteht", meinte einer der Heiler.
Dumbledore unterdessen hatte einen seltsamen Ausdruck im Gesicht. Hermines Frage hatte offenbar einen Gedanken hervorgerufen.

„Was, Schulleiter?", fragte Snape. „Ich kann sehen, dass du an irgendwas denkst!"

Er zögerte, und sagte dann langsam. „Ms. Granger hat Recht. Hauselfen sind nicht die einzigen Wesen, die gehorchen müssen. Diener müssen das auch."
Es herrschte eine schwere Stille. Dann wiederholte Snape, sein Ton nachdenklich: „Ein Vertrag."

Dumbledore nickte. „Es wäre möglich. Er könnte gebunden werden."
„Ja", sagte Snape leise. „Es wäre möglich."

Hermine blickte verwirrt vom Schulleiter zum Tränkemeister. „Worüber reden Sie? Was meinen Sie?", fragte sie.

In einer leisen Stimme, als ob er immer noch laut dachte, erklärte Dumbledore: „Es gibt Umstände, unter denen ein Zauberer als Vertragsgebundener Diener an eine Familie gebunden wird. Manchmal wird es getan, um eine Schuld abzuzahlen. Manchmal ist es eine Strafe für ein Vergehen, dass noch nicht Askaban verdient. Dieser Zauberer muss den Befehlen der Familie folgen, bis der Vertrag abläuft."

„Wie ein Sklave?", fragte Hermine geschockt.

„Nein, Miss Granger. Die Regeln dieser Verbindungen setzen feste Beschränkungen, was ein Meister einem Diener befehlen darf. Aber ich glaube, dass der Meister dem Diener befehlen könnte, seinen Geist zu öffnen."

„Ja", flüsterte Heilerin Moulson, die von ihrer eigenen Zustimmung entsetzt aussah.

Die anderen Heiler begannen, aufgeregt untereinander zu sprechen. Ron, so bleich, dass seine Sommersprossen leuchtend herausstanden, trat vor. „Sie würden einen Diener aus Harry machen? Sie würden ihm so was antun? Dem Retter der Zaubererwelt!" Entgegen seiner besten Bemühungen, sich zu beherrschen, stieg seine Stimme am Ende scharf an.

„Und was schlagen Sie vor?", fragte Snape schneidend und erinnerte Ron daran, warum der Professor sein am meisten verhasster Lehrer war. „Lassen wir den ‚Retter der Zaubererwelt' sterben? Stehen wir beiseite und kneten unsere Hände und fragen uns, was wir tun sollen, während er an den Erinnerungen der Schrecken, die er beobachtet hat, zugrunde geht?"

„Es wäre wie ein Eingreifen, eine Intervention in der Muggelwelt. Aber er wird uns niemals vergeben. Niemals." Hermines Stimme war leise. Sie konnte die Tränen nicht aufhalten, die ihre Wangen hinab rannen.

„Vielleicht nicht", tat Snape es schroff ab. „Aber er würde leben!"

Dumbledore brachte das Gespräch zu seinem Ende. „Ich muss Sie beide bitten, alles, das Sie hier erfahren haben, mit niemand anderem zu besprechen. Es ist momentan eine sehr vertrauliche Angelegenheit für das Zaubergamot. Es ist schon eine Notfallsitzung für diesen Abend einberufen, um zu besprechen, was wir heute erfahren haben. Wir werden dem Gericht unseren Vorschlag unterbreiten."

Ron schüttelte zynisch den Kopf. „Die werden tun, was auch immer Sie vorschlagen."

Dumbledores Mund war angespannt. „Mr. Weasley. Was auch immer ich im Bezug auf Harry vorschlage, wird in seinem Interesse sein."

„So, wie als er ein Baby war?!", beschuldigte Ron.

Dumbledore sog erschrocken Luft ein. „Unverschämter Junge!", schrie Snape erzürnt.

Ron sah verblüfft ob seiner eigenen Kühnheit aus, aber er nahm das Gesagte nicht zurück. Dumbledore nickte langsam und sagte dann: „Das habe ich verdient. Sie haben Recht, meine Motive zu hinterfragen. Harry tut dies sicherlich. Ich habe sein Vertrauen verloren, aber ich hoffe, ich kann noch um Ihres bitten. Es ist wahr, dass ich Harrys Interessen nicht immer an erste Stelle gesetzt habe. Ich musste die Bedürfnisse der Öffentlichkeit in Betracht ziehen. Aber ich war immer um Harry besorgt. Ich wünsche sehr, dass es ihm gut geht und dass er glücklich ist. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, ihm eine Zukunft zu sichern, in der er endlich den Frieden und die Liebe finden kann, die er verdient."

Dumbledore hatte aus dem Herzen gesprochen und Rons Wut ließ nach.
Hermine fragte in einer hohen Stimme, getränkt mit Tränen: „Wie lange würde der Vertrag dauern müssen? An wen würde er gebunden werden?"
Dumbledore schüttelte den Kopf. „Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt werden alle weiteren Diskussionen über dieses Thema warten müssen, bis das Zaubergericht seine Entscheidung getroffen hat."

Mit einem missmutigen Gesichtsausdruck aber ohne Proteste wurden die Jugendlichen aus dem Raum geführt. Die Heiler verabschiedeten sich auch von den Professoren, da sie wussten, dass sie sich später am Abend beim Zaubergamot sehen würden.

Dumbledore und Snape waren die letzten, die im Raum verblieben. Der Schulleiter schien besorgter zu sein als Snape ihn je gesehen hatte. „Es ist das Beste", sagte Snape leise.

„Ms. Granger hat Recht", meinte der ältere Zauberer traurig. „Er wird uns nie vergeben."

„Dann ist er genauso ein Narr wie sein Vater es je gewesen ist", tat Snape diese Sorge ab.

Dumbledore lächelte trocken. „Ich glaube nicht, dass du begeistert wärst, wenn jemand in deinem Kopf herumspielen wollte, Severus."

Snape weigerte sich, dem Schulleiter die Genugtuung zu geben, Zustimmung zu erhalten, also schwieg er.

Mit einem Seufzen rauschte der Schulleiter aus dem Raum, um nach Hogwarts zurückzukehren.


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