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Fanfiction

Unbekannte Vergangenheit - Keine Geheimnisse - Teil 1

von ChrissiTine

Keine Geheimnisse, Teil 1



Harry und Ginny saßen zusammen auf der Couch und lasen. Ginny hatte die Beine angewinkelt, Harry den Arm um sie gelegt. Jeder las in seinem Buch. Eine friedliche Stille war in der Wohnung zu spüren, die beide sehr genossen. Sie liebten diese Abende, in denen sie ruhig beieinander waren und die Anwesenheit des Anderen auf sich wirken ließen. In ihrem Leben hatte es schon genug Aufregungen gegeben, allein Harrys erstes Schuljahr oder auch Ginnys hatten mehr Aufregung enthalten als andere Menschen in ihrem ganzen Leben erleben würden.

Harry und Ginny brauchten auch manchmal ihre Ruhe, besonders wenn sie noch die Nachwirkungen ihres betrunkenen Zustands spürten, so wie heute. Sie wussten, dass es keine besonders gute Idee gewesen war, während der Woche zu viel Alkohol zu sich zu nehmen, aber als sie gestern Abend, nach einem grandiosen Essen in einem französischen Restaurant mit Hermine und Ron und Fred und George noch in eine Bar gegenüber gegangen waren, hatten sie nicht widerstehen können. Jetzt wurden sie wieder einmal eines besseren belehrt, aber beide wussten, dass sie beim nächsten Mal genauso handeln würden. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, mit Molly und Arthur den Portschlüssel zurück zum Fuchsbau zu nehmen anstatt den zu benutzen, den die Zwillinge sich schlauerweise für die Rückkehr besorgt hatten. Aber jetzt war es zu spät.

Auch wenn Harry und Ginny sich anfangs nicht sicher waren, ob es die richtige Entscheidung war, zusammenzuziehen, sie hatten nie bereut, dass sie es getan hatten. Die Entscheidung, sich eine Wohnung zu teilen war eigentlich nur aus der Not heraus entstanden. Harry hatte sich nach der Schule und während seiner Aurorenausbildung diese Wohnung mit Ron geteilt, was manchmal doch recht chaotisch sein konnte, da weder Ron noch er wirklich besonders ordentliche Menschen waren. Sie wären bestimmt mehr als einmal im Dreck versunken, wenn Hermine und Ginny nicht gewesen wären. Ron war zu dieser Zeit schon mit Hermine zusammen gewesen. Harry und Ginny waren oft zusammen ausgegangen, aber eine richtige Definition für ihre Beziehung hatten sie noch nicht gehabt. Sie hatten es ruhig angehen lassen wollen, nach der Trennung auf Dumbledores Beerdigung und dem harten Kampf gegen Voldemort.

Nach Beendigung der Aurorenausbildung hatten Ron und Hermine sich dazu entschlossen, zusammenzuziehen. Obwohl Mrs Weasley alles andere als einverstanden mit dieser Entscheidung war, schließlich waren er und Hermine nicht verheiratet. Was würden denn die Leute sagen? Ron, Hermine und auch Hermines Eltern hatten sehr lange gebraucht, um sie davon zu überzeugen, dass es unter Muggeln sehr üblich war, zusammenzuziehen, ohne verheiratet zu sein, um sich besser kennen zu lernen, um zu sehen, ob das Zusammenleben auch funktionierte, bevor man so einen großen Schritt wagte wie heiraten. Mrs Weasley hatte schließlich nachgegeben, auch wenn sie wusste, dass ihren Sohn letztendlich nichts aufgehalten hätte. Er war volljährig und konnte seine eigenen Entscheidungen treffen. Und wenn er schon mit einer Frau zusammenziehen musste, dann war Hermine wirklich die beste Wahl für ihn. Insgeheim hatte sie gehofft, dass die beiden kurz darauf heiraten würden, aber jetzt lebten sie schon drei Jahre zusammen und nichts hatte sich getan. Aber sie gab die Hoffnung nicht auf.

Ron war also aus der Wohnung ausgezogen. Für Harry allein war sie zu groß und er überlegte schon, ob er sich nicht etwas kleineres suchen sollte, als Ginny ihn fragte, ob sie nicht zu ihm ziehen könne. Bei einem ihrer Dates hatte er mal davon angefangen, zu phantasieren, wie es wohl wäre, wenn sie zusammen wohnen würden und seit der Zeit hatte sie die Idee nicht mehr losgelassen. Sie wohnte zu der Zeit immer noch zu Hause, weil es am günstigsten für sie war, aber langsam hatte sie die Schnauze voll davon gehabt. Davon war Mrs Weasley aber noch weniger begeistert aus von Rons und Hermines Zusammenzug. Schließlich war Ginny ihr kleines Mädchen, ihr Baby.

Ginny hatte sehr lange auf ihre Mutter einreden müssen. Es wäre doch viel praktischer für sie, mit Harry zusammenzuwohnen, da er viel näher bei ihrer Arbeit wohnte. Außerdem war es unglaublich schwierig, in London eine günstige Wohnung zu finden und Ron und Harry hätten sich doch so viel Mühe damit gemacht, diese Wohnung zu renovieren, da wäre es doch schade, wenn das alles umsonst wäre. Und für Harry wäre es doch sehr schwer einen geeigneten Mitbewohner zu finden. Viele waren nur an ihm interessiert, weil er so berühmt war und am Ende würde die Presse jedes kleinste Detail seines Lebens erfahren, wenn er sich den Falschen aussuchte. Von einer Mitbewohnerin ganz zu schweigen, da Ginny sonst vor lauter Eifersucht immer bei ihm sein müsste. Da wäre es doch wirklich viel einfacher, wenn sie gleich selbst bei ihm einzog. Mrs Weasley hatte schließlich auch hier zugestimmt, weil sie Ginny letzten Endes ebenso wenig wie Ron vorschreiben konnte, was sie zu tun und zu lassen hatte. Aber versuchen konnte sie es schließlich trotzdem, nicht wahr? Und Harry war ja wirklich ein guter Junge.

Harry hatte mit Freuden zugestimmt, trotz einiger Zweifel, ob es nicht noch viel zu früh war, und seit der Zeit wohnten sie zusammen und waren glücklich, dass es so war. Rebecca hatte zusätzlichen Schwung hineingebracht. Sie war eine sehr angenehme Mitbewohnerin, störte nicht und wusch leidenschaftlich gerne das Geschirr ab. Mit ihr hatte man immer etwas zu Lachen und besonders Harry hatte das Gefühl, so auch Remus näher gekommen zu sein.

"Spannend?", fragte Harry nach einer Weile und deutete auf Ginnys Buch, nachdem sie ihn fragend angesehen hatte. Er legte sein Buch über Dunkle Künste beiseite und schlang die Arme um seine Freundin.

"Traurig", erwiderte sie. "Ein Siebzehnjähriger hat sich in ein Mädchen verliebt, das Krebs hat und in ein paar Wochen sterben wird." Sie seufzte. "Er versucht, stark zu sein, obwohl er es gar nicht ist. Sie ist viel stärker als er, obwohl sie so schwach ist." Sie lächelte deprimiert. Das Buch hatte sie sehr gefesselt. Die Emotionen waren aber auch sehr glaubhaft geschildert. "Ich hab's viel zu kompliziert erklärt, oder?"

Harry wiegte den Kopf. "Ein bisschen vielleicht." Er küsste sie auf die Stirn. "Aber es hört sich gut an."

Ginny nickte und kuschelte sich an ihn. "Ich bin froh, dass ich dich habe, das weißt du.", sagte sie dann plötzlich. Sie war für jeden Tag, den sie mit Harry verbringen konnte, dankbar. Sie konnte schon gar nicht mehr zählen, wie oft sie ihn schon hätte verlieren können. Aber Harry hatte sich immer wehren können, hatte sich geweigert, einfach zu sterben. Das Mädchen im Buch hatte keine Wahl, sie musste sterben. Ginny konnte sich nicht vorstellen, wie sie sich fühlen würde, wenn sie wüsste, dass sie ihn verlieren würde. Sie rutschte noch näher an ihn heran, seine Arme umschlossen sie noch fester.

Harry nickte. "Sicher weiß ich das. Und du weißt, dass es mir nicht anders geht, oder?"

Ginny lächelte. "Natürlich." Sie seufzte und betrachtete nachdenklich das Buch. "Die beiden im Buch hatten kein Happy End. Genauso wenig wie Remus und Sarah." Ginny lehnte den Kopf an seine Schulter. Rebecca hatte ihnen erzählt, was sie durch das Tagebuch herausgefunden hatte. Das Ende hatte Remus und Sarah unerwartet getroffen. Sie hatten sich nicht einmal verabschieden können. Und obwohl sie wussten, dass ihre Beziehung unter keinem guten Stern stand, hatten sie diese Tatsache ignoriert, so gut es ging. Dieses Gefühl kannte Ginny. Als sie damals in Hogwarts mit Harry zusammen gekommen war, wusste sie, dass diese Beziehung sicher nicht ewig halten würde. Harry war einfach viel zu edel, um Voldemort nicht umzubringen. Sie hatte gewusst, dass er sich eines Tages von ihr trennen würde, und wenn er ehrlich war, dann hatte er es wahrscheinlich auch gewusst. Aber sie hatten es beide ignoriert. Und es war gut ausgegangen, er hatte überlebt. Sarah nicht. Wäre sie nicht bei der Geburt gestorben, hätte Remus sie vielleicht eines Tages gefunden, hätte die Familie haben können, die er sich gewünscht hatte. Aber die hatte er jetzt auch in Tonks und Rebecca und dem ungeborenen Baby gefunden. Es gab also auch nach keinem Happy End noch Hoffnung.

"Nicht jeder hat ein Happy End, Gin. So ist leider das Leben.", murmelte Harry ebenso nachdenklich wie sie. Er kannte genug Menschen, die dank des verdammten Krieges kein Happy End bekommen hatten. Er atmete Ginnys blumigen Duft ein und war dankbar, dass er nicht zu diesen Menschen gehörte. Sanft strich er über ihre Schulter. "Aber das ist vielleicht auch gut so, so weiß man eher, was man aneinander hat."

Sie nickte. "Du hast wahrscheinlich Recht."

Harry lächelte. "Nur wahrscheinlich?" Sie streckte sich etwas und küsste ihn.

"Reicht dir das nicht?", fragte sie grinsend.

Er schüttelte den Kopf. "Nein, eigentlich nicht." Ginny lachte und küsste ihn erneut. Sie drehte sich etwas, damit sie die Arme um ihn legen konnte. So lustig es auch war, Rebecca als Mitbewohnerin zu haben, manchmal hatte es wirklich Vorteile, alleine zu sein... Kurz darauf hörten sie, wie die Wohnungstür geöffnet wurde. Ginny seufzte enttäuscht und überlegte kurz, ob sie nicht einfach so tun konnten, als ob sie nichts gehört hätten. Aber den Gedanken verwarf sie schnell wieder, denn sie würde nicht begeistert sein, wenn sie nichts ahnend in die Wohnung kam und Rebecca herumknutschen sah. Und so weit entfernt war Harrys und ihr Schlafzimmer schließlich nicht... Sie lösten sich voneinander und sahen, wie Rebecca, gestützt von Sam, ins Wohnzimmer kam.

Ginny konnte nicht anders als ihre Freundin mit offenem Mund anzustarren. Sie sah unheimlich elend aus, kalkweiß wie sie war, mit blutunterlaufenen geschwollenen Augen und starrem Blick. Ginny kam das Muggelsprichwort "Sie sieht aus, als hätte sie einen Geist gesehen" in den Sinn, aber das war in ihrer Welt nicht gerade unüblich.

Also, was war passiert?!

Ginny kletterte von Harry herunter und ging auf die Freunde zu. "Was, um Himmels Willen, ist passiert?", fragte sie besorgt. Sie schaute Rebecca in die Augen, aber die schien sie gar nicht wirklich zu sehen. Sie starrte nur leer geradeaus. Ohne irgendetwas wahrzunehmen.

Als Rebecca nicht antwortete, blickte Ginny fragend zu Sam. "Eine Bekannte hat angerufen.", erklärte er leise und schob sie vorsichtig in die Richtung ihres Schlafzimmers. Seine Hände lagen auf Rebeccas Schultern, die er, wie Ginny meinte, fester als nötig umklammerte. "Beckys Großmutter ist schwer krank geworden, sie muss sofort zu ihr."

"Oh nein...", murmelte Ginny. Sofort wurde ihr klar, wieso Sam nicht viel besser aussah als Rebecca. Mrs Sanford war so etwas wie eine Großmutter für ihn, hatte Becky ihnen einmal erzählt. Ihr stand er sehr viel näher als seinen anderen Großeltern. Aber er hatte wenigstens noch andere Großeltern, Mrs Sanford war das einzige, was Rebecca ihr ganzes Leben lang gehabt hatte.

Betroffen warf sie Harry einen Blick zu, ihm schien es nicht anders zu gehen als ihr. Sie kannten Mrs Sanford zwar nicht, aber Rebecca hatte ihnen so sehr von ihrer Großmutter vorgeschwärmt, dass sie sie nur mögen konnten. Es musste unheimlich schwer für Rebecca sein, jetzt einen halbwegs kühlen Kopf zu bewaren, wo sie doch im Begriff war, ihre Familie vielleicht zu verlieren.

"Können wir etwas tun?"

Sam sah zu Rebecca und schüttelte dann den Kopf. Er schluckte. "Ich glaube nicht. Ich versuche, noch zwei Plätze im nächsten Flieger zu bekommen. Interkontinentales Apparieren klappt ja leider nicht.", sagte er bedauernd. Diese blöden Gesetze waren wirklich zu nichts zu gebrauchen. Ein Portschlüssel wäre das Effektivste, aber Sam wusste, wie lange es dauerte, bis man die Genehmigung für einen bekam, der einen in ein anderes Land brachte, geschweige denn einen auf einen anderen Kontinent. "Ich helfe ihr schnell, ihre Sachen zu packen." Sie hatten keine Zeit zu verlieren.

"Das mit dem Flug können wir erledigen.", bot Ginny sofort an. "Mit Zauberei können wir nachhelfen, im Ministerium schuldet uns jemand noch einen Gefallen." Harry nickte und eilte zum Kamin, um Kontakt mit dem Ministerium aufzunehmen. Manchmal war es wirklich praktisch, dass die halbe Familie im Ministerium arbeitete und ein Großteil der jetzt Verantwortlichen ehemalige Mitschüler waren.

Sam nickte erleichtert. "Super, danke. Das hilft schon sehr."

"Und sonst gibt es nichts, was wir tun können?" Ginny fühlte sich so hilflos. Es war eines der schlimmsten Gefühle, die sie kannte. Sie wollte handeln, wollte für einen gewissen Fortschritt verantwortlich sein. Sie hasste Nichtstun. Und hier schien alles unter Kontrolle zu sein. Sam kümmerte sich um Rebecca und Harry um die Flugtickets. Vielleicht sollte sie einfach Tee machen, bei Mum funktionierte das doch auch.

Sam schüttelte den Kopf. Das war schon mehr Hilfe, als er erwartet hatte. Er war es nicht gewöhnt, seine beste Freundin mit anderen Freunden zu teilen.

Rebecca allerdings nickte. "Dad", murmelte sie leise. Sam schluckte und schaute sie besorgt an. Es war das erste, was sie sagte, seit sie ihm von dem Grund des Telefonanrufes erzählt hatte. Er hatte den Werwolf völlig vergessen und wenn es nach ihm ging, könnte das auch so bleiben. Aber Rebeccas Augen hatten sich um eine Winzigkeit aufgehellt bei dem Gedanken an ihren Vater und das konnte er nicht ignorieren. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für einen weiteren Streit. Dieses Mal würde sie ihn sicher zum Teufel schicken anstatt ihm einfach nur die Freundschaft zu kündigen.

"Was?" Ginny schaute sie überrascht an. An Remus hatte die Hexe gar nicht gedacht, obwohl es doch eigentlich das Naheliegendste war.

"Ruft Dad an, bitte.", erklärte Rebecca und sah Ginny flehentlich an. Sie brauchte ihn. Das wusste sie. Ohne ihn würde sie das nicht schaffen. Sam war nicht genug. Sie brauchte Remus.

Ginny nickte. "Mach ich. Keine Sorge.", versicherte sie ihr.

"Danke" Rebecca ging in ihr Zimmer. Sam hatte das Gesicht verzogen, sagte aber nichts und folgte ihr.

Ginny suchte nach dem Telefon, da der Kamin schon von Harry besetzt war, der mit dem Kopf in den Flammen steckte. Er führte anscheinend eine hitzige Diskussion. Hoffentlich waren um diese Zeit die richtigen Leute im Ministerium. Es war schließlich schon spät. Ginny tippte Remus' Telefonnummer ein. Er und Dora hatten ein Telefon, damit auch Doras Muggelverwandschaft sie erreichen konnte. "Nimm schon ab!", murmelte sie angespannt.

/-/

Remus gähnte und durchsuche lustlos den Kühlschrank nach Himbeermarmelade. Er würde nichts lieber tun als schlafen und als er das fast geschafft hatte, hatte Tonks ihn wieder wecken müssen. Mittlerweile war er es schon gewohnt, von seiner Frau mitten in der Nacht aus dem Bett geholt zu werden, weil sie wieder Appetit auf irgendetwas hatte. Remus hatte diese Essensgelüste während einer Schwangerschaft bis dato für ein Klischee gehalten, aber nun wurde er eines Besseren belehrt. Manchmal wünschte er sich wirklich, dass Tonks so normal wäre wie... wie Lily während ihrer Schwangerschaft. Lilys' war die einzige Schwangerschaft, die er wirklich miterlebt hatte, zwar nicht so "live" wie James, aber auf jeden Fall "liver" als die von Sarah... Von Sarahs eigentlicher Schwangerschaft hatte er keine Ahnung. Er hatte nur die ersten zwei Monate miterlebt, in denen er nicht mal was von dieser Schwangerschaft gewusst hatte.

Und später... Er wusste nicht, ob sie auf Marmelade mitten in der Nacht so scharf gewesen war wie Dora jetzt, ob sie zu viel Salz auf ihre Rühreier gekippt hatte, ob ihr von dem Geruch von sauren Gurken schlecht geworden war oder ob sie beim Anblick eines toten Marienkäfers in Tränen ausgebrochen war... Aber in der Zeit, in der Sarah schwanger gewesen war, gab es weitaus schlimmere Tote als Marienkäfer... Er wusste so wenig. In ihrem Tagebuch hatte sie nur von dem konstanten Schmerz geschrieben, den ihr Remus' Ableben zugefügt hatte, sie hatte ihre Schwangerschaft nur in Nebensätzen erwähnt... Er hatte das Buch an einem Punkt aus der Hand legen müssen, er hatte es nicht mehr ertragen können, zu wissen, dass sie in den letzten Monaten ihres Lebens so unglücklich gewesen war und dass niemand anders als er daran Schuld war. Wäre er nur einmal auf den Gedanken gekommen, ihre Mutter zu kontaktieren, ihr sein Beileid über den Tod ihrer Tochter auszusprechen, dann hätte er gewusst, dass sie noch am Leben war, sein Kind bekam... Aber der plötzliche Tod von James und Lily, Peter, der Verrat von Sirius, der Tod von Sarah... Er hatte nicht mehr gewusst, wohin er mit seinem Schmerz noch sollte, wie er die nächsten Monate überleben konnte...

"Remus?", hörte er seine Frau nach ihm rufen. Remus schüttelte den Kopf. Er konnte nicht sagen, wie lange er vor dem offenen Kühlschrank gestanden hatte, in Gedanken versunken.

"Bist du sicher, dass wir diese Marmelade noch haben?", brüllte er in Richtung Tür, als er seinen Blick einmal durch den Kühlschrank schweifen ließ.

"Ja! Todsicher!", schrie sie aus dem Schlafzimmer zurück.

"Na hoffentlich hast du Recht", murmelte Remus missmutig.

Nach zwei Minuten und sehr eisigen Fingern hatte er die Marmelade endlich gefunden. Er griff nach einem Löffel und schloss den Kühlschrank. Er hoffte inständig, dass Dora keine weiteren Wünsche hatte und er jetzt in Frieden schlafen konnte. Er hatte die Küche beinahe verlassen, als er das Telefon klingeln hörte. Einen Moment überlegte er, ob er abnehmen sollte. Er hatte nicht die geringste Lust, sich mit irgendwelchen Verwandten Doras herumzuschlagen, die ihn wegen ihrer Schwangerschaft ausfragten, was häufiger vorkam als er gedacht hätte. Aber da es bereits nach zehn Uhr war, entschied er sich, abzunehmen, da es wahrscheinlich doch etwas wichtiges sein musste, denn um diese Zeit rief sonst niemand an.

"Hallo?", murmelte er dennoch recht missmutig.

"Remus?", hörte er Ginnys aufgebrachte und angespannte Stimme. "Gut, dass ich dich erreiche! Entschuldige die späte Störung, aber es ist wirklich wichtig."

"Was ist denn passiert, Ginny?", fragte er überrascht und ziemlich erschrocken. Er war alles andere als die erste Person, die sie rief, wenn sie Hilfe brauchte oder ein Problem hatte, was nicht sehr verwunderlich war wenn man sechs große Brüder und den Retter der Zaubererwelt als Freund hatte. Und dass sie ihn anrief, war noch unüblicher, wozu gab es schließlich Kamine? Es gab nur eine mögliche Erklärung für einen Anruf um diese Zeit und sie beinhaltete das Wohlergehen seiner Tochter.

Hoffentlich ist ihr nichts passiert!, dachte er plötzlich angsterfüllt und umklammerte das Telefon fester.

"Es geht um Rebecca. Sie hat mich gebeten, dich anzurufen.", erklärte Ginny schließlich. Remus war gleichzeitig erleichtert, weil es Rebecca nicht allzu schlecht gehen konnte, wenn sie Ginny noch bitten konnte, ihn anzurufen, aber er konnte sich keinen Grund vorstellen, der sie daran hinderte, selbst mit ihm zu sprechen. Er schluckte.

"Was ist passiert?"

"Es ist ihre Großmutter. Sam hat erzählt, dass eine Bekannte angerufen hat, die Becky gesagt hat, dass ihre Grandma im Sterben liegt. Momentan packt sie mit Hilfe von Sam." Sam war Remus ein Begriff, Rebecca hatte ihm von ihm erzählt, auch wenn er keine Ahnung hatte, was der beste Freund seiner Tochter in London machte und warum sie ihm nichts von seinem Besuch erzählt hatte. Aber das war jetzt mehr als nebensächlich. "Sie will so schnell wie möglich nach New York. Ich glaube, sie will dich vor dem Abflug noch sehen, als moralische Unterstützung sozusagen. Sam wird sie nach Amerika begleiten."

Remus nickte. Arme Rebecca. Er wusste, wie es sich anfühlte, wenn man das letzte bisschen Familie verlor, das man noch hatte. Aber er wusste nicht, wie es sich anfühlte, wenn man wusste, dass man das letzte bisschen Familie verlieren würde. Er hatte immer erst vom Tod seiner Familienmitglieder erfahren, als sie schon tot gewesen waren, nie, als sie noch im Sterben lagen. Er war immer unvorbereitet von einem Verlust getroffen worden. Seine Eltern, Großeltern, James, Lily, Sirius... Sarah. Er konnte sich jetzt beim besten Willen nicht entscheiden, ob es besser gewesen wäre, wenn er vor ihrem Ableben davon gewusst hätte, dass er sie alle verlieren würde...

Er musste zu Rebecca, sie brauchte ihn. Er war schließlich auch ihre Familie, wenngleich längst nicht so wichtig wie ihre Großmutter. Aber sie hatte Ginny gebeten, ihn anzurufen, weil sie ihn sehen wollte, weil sie ihn brauchte und weil sie wahrscheinlich wusste, dass er sie niemals im Stich lassen würde. Er wünschte nur, er könnte ihr mehr helfen, könnte sie begleiten oder ihr zumindest helfen, einen Portschlüssel nach Amerika zu bekommen...

"Sie hat einen Flug? So kurzfristig-"

"Harry kümmert sich gerade darum. Der schafft das schon.", sagte Ginny überzeugt. Remus wusste, dass auf den Sohn seines besten Freundes Verlass war. Niemandem würde er mehr vertrauen, wenn es um seine Tochter ging.

Remus nickte. "Alles klar, ich komme so schnell wie möglich.", sagte er und überlegte, ob es wohl über das Flohnetzwerk schneller ging als zu apparieren, da er ja nicht direkt in ihrem Wohnzimmer erscheinen konnte, sondern auf den Dachboden musste. Aber dann fiel ihm ein, dass Ginny das Telefon benutzt hatte, was unweigerlich bedeuten musste, dass der Kamin gerade besetzt war. Also doch apparieren. Je schneller, desto besser. "Bis gleich."

"Ja", erwiderte Ginny. "Bis gleich. Und vielen Dank, Remus, das bedeutet Rebecca viel." Er nickte und lauschte einem Moment dem Tuten des Telefons, nachdem Ginny aufgelegt hatte. Er konnte gar nicht in Worte fassen, wie viel es ihm bedeutete, dass Rebecca in ihrer Not an ihn gedacht hatte. An ihn. Obwohl sie ihn noch kaum kannte und er sie sehr enttäuscht haben musste, als er ihr mitgeteilt hatte, dass sie sich nicht mehr treffen konnten. Sie vertraute ihm, sie wollte ihn als Beistand, obwohl sie ihren besten Freund bei sich hatte und Harry und Ginny, die sie schließlich auch besser kannten als er, sie waren schließlich ihre Mitbewohner. Aber sie wollte trotzdem ihn.

In diesem Moment fühlte er sich zum ersten Mal wirklich wie ein Vater, wie ein richtiger Vater, den seine Tochter brauchte, wenn sie in Not war. Er bedauerte sehr, dass es solch ein trauriges Ereignis war, das dieses Gefühl auslöste, und trotzdem war es da. In diesem Moment war er sich sicher, dass er es wirklich schaffen konnte, dass er ein Vater sein konnte. Für Rebecca und für Doras und sein Kind. Ein wirklicher Vater. Ein guter Vater.

"Wohin kommst du so schnell wie möglich?"

Remus fuhr erschrocken herum. Er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er für einen Moment alles um sich herum vergessen hatte. Er warf einen Blick auf das tutende Telefon, das er immer noch in seiner Hand hielt und legte schließlich auf.

Dora stand im Türrahmen. Ihre violetten Haare waren zerzaust, sie hatte einen knallbunten Morgenmantel über ihr kurzes Seidennachthemd gezogen, unter dem ihr Bäuchlein deutlich zu sehen war. Sie musterte ihn fragend. Sie hatte sein Gespräch - oder zumindest einen Teil davon - mit angehört.

Remus schluckte. Er würde sie nicht anlügen, obwohl ihr die Wahrheit nicht gefallen würde. Seine Telefonate mit Rebecca, die er ihr verheimlichte, waren letztendlich seiner Meinung nach nur ein Hintertürchen, das er gefunden hatte. Sie hatte ihn schließlich nur gebeten, sich nicht mit ihr zu treffen. Nicht, dass sein Gewissen ihn deswegen nicht trotzdem fertig machte. Aber Rebecca, sie war sein Fleisch und Blut, sie war seine Tochter, für sie hatte Sarah letztendlich ihr Leben geopfert... Sie hatte so lange nach ihm gesucht, er war es ihr schuldig, zumindest mit ihr zu sprechen, wenn schon nicht mehr.

"Zu Harry und Ginny", sagte er schließlich. Auch wenn er sie nicht beim Namen nannte, Remus war sich sicher, dass Dora genau wusste, zu wem ihn sein Weg um diese Zeit wirklich führen würde. Er sah die Erkenntnis in ihren Augen aufblitzen, als er an ihr vorbei zur Treppe und dann nach oben in ihr Schlafzimmer eilte.

"Du meinst wohl zu Rebecca.", berichtigte sie und folgte ihm so schnell sie konnte. "Hast du unsere Abmachung etwa vergessen?", wollte sie wissen. Remus konnte nicht sagen, ob sie wütend oder enttäuscht klang.

Remus sah sich am oberen Ende der Treppe nach ihr um und schüttelte den Kopf. Ihre Augen wurden groß, als sie ihn ansah, aber die Tränen, die er erwartet hatte, blieben aus. Sie hatte eine Hand auf ihren Bauch gelegt. Remus wandte sich wieder um und ging schnell weiter. Er hatte keine Zeit zu verlieren, er musste zu seiner Tochter.

Im Schlafzimmer angekommen ging er sofort zum Kleiderschrank und suchte fahrig nach einigen Kleidungsstücken. "Natürlich nicht, Dora.", erwiderte er hart, als sie in der Tür erschien und er ihren vorwurfsvollen Blick auf sich spürte. "Wie könnte ich? Aber es ist wichtig." Er zog einen alten braunen Pullover hervor und schmiss ihn auf ihr zerwühltes Bett.

"Wichtiger als unsere Abmachung?", brauste sie auf und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Ja! Ob du es glaubst oder nicht, es gibt wichtigeres als diese Abmachung!", erwiderte er, legte den Schlafanzug ab und zog sich den Pullover und eine zerschlissene Hose an. Er konnte nicht fassen, dass Dora immer noch auf diese Abmachung bestand, jetzt, wo seine Tochter in Not war, wo sie dabei war, den wichtigsten Menschen in ihrem Leben zu verlieren. Er konnte die Gefühle seiner Frau verstehen, respektierte sie, stieß seine Tochter deshalb vor den Kopf, aber konnte Tonks denn nicht auch verstehen, dass Rebecca ihn einmal brauchte? Sie war doch sonst so feinfühlig, verständnisvoll... Die Schwangerschaft konnte sie nicht so verändert haben. Konnte sie nicht wenigstens versuchen, seinen Standpunkt zu verstehen, wenn schon nicht den von Rebecca?

"Reicht es dir nicht, mit ihr dauernd zu telefonieren? Musst du jetzt noch vor meinen Augen dagegen verstoßen?" Remus reagierte nicht, obwohl er aus den Augenwinkeln sehen konnte, wie ihre Haare feuerrot wurden - ein Zeichen großer Gefahr bei seiner Frau. Aber er reagierte nicht, weder auf die Offenbarung, dass sie wusste, dass er sie praktisch hintergangen hatte noch darauf, dass er ihr Übereinkommen jetzt schon wieder brach. Er hatte keine Zeit, mit ihr zu streiten. Nicht jetzt. Er ging nur an ihr vorbei durch die Tür, ohne sie anzusehen. "Remus!", rief Dora ihm wütend hinterher. "Du kannst nicht zu ihr gehen!" Sie eilte ihm wieder nach, die Hände in ihre Hüften gestemmt, fast wortwörtlich vor Zorn qualmend.

Er drehte sich auf dem Treppenabsatz um. "Und ob ich das kann, Dora! Ich muss zu meiner Tochter. Sie braucht mich! Ob du es dir vorstellen kannst oder nicht, sie braucht mich. Monatelang hat sie akzeptiert, dass du mich brauchst, hat sich mit einigen Telfonanrufen zufrieden gegeben, obwohl es doch nur ihr Ziel war, mich zu finden und kennen zu lernen. Jetzt aber braucht sie mich. Ich kann für sie da sein, wie ich es zwanzig Jahre nicht konnte und ich habe nicht vor, sie im Stich zu lassen. Nicht, wenn sie dabei ist, den wichtigsten Menschen zu verlieren, den es in ihrem Leben gibt, denjenigen, der sie großgezogen hat!" Einen Moment lang schien es ihm so, als hätten sich Doras Augen vor Überraschung geweitet, aber warum sollte sie schon überrascht sein? "Ihre Großmutter hat zweiundzwanzig Jahre lang versucht, ihr Mutter und Vater zu ersetzen! Und jetzt ist sie dabei, sie zu verlieren. Es ist das Mindeste, was ich für meine Tochter tun kann. Und es ist mir egal, ob ich deine Erlaubnis habe oder nicht, ich werde gehen." Einen Moment schaute er sie erwartungsvoll an, aber als sie nichts erwiderte sondern ihn nur, erschrocken anstarrte, drehte er sich um und lief zur Haustür, hinter der die Appariersperre unwirksam war.

Er wartete einige Sekunden in der Hoffnung, dass sie ihm noch folgen würde, dass sie ihn um Verzeihung bitten würde, dass sie ihn doch verstehen würde. Rebecca war schließlich genauso seine Familie wie Dora und das Baby. Als ihm klar wurde, dass sie nicht kommen würde, schloss er enttäuscht die Augen und war einen Moment später verschwunden.

TBC...

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A/N: Vielleicht wisst ihr ja, von welchem Buch Ginny gesprochen hat. (Kleiner Tipp: Das Buch wurde verfilmt.) Wenn ihr der Titel erratet, bekommt ihr ein kleines Zitat aus dem nächsten Kapitel als PN als Belohnung. ;)


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