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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Von der großen Sehnsucht

von Muggelchen

Es war eine Mischung aus Neugier und Sehnsucht gewesen, die Severus dazu angetrieben hatte, den schweren Stoff zu entfernen und sich vor den Spiegel zu stellen. Während er auf die glatte Fläche starrte, hatte sich seine Neugier in Furcht gewandelt, doch die Sehnsucht war geblieben und nur sie hinderte ihn daran, sein Vorhaben abzubrechen. Er ahnte, hoffte, wusste, was sich ihm zeigen würde, doch ihr Anblick traf ihn dessen ungeachtet mit solch einer Wucht, die ihn glauben ließ, sein Herz, das er für so lange Zeit nicht mehr verspürt hatte, würde zerspringen.

So viel hatte er ihr zu sagen, doch sie würde kein einziges Wort hören können. Am schwersten konnte er es ertragen, dass sie ihn freundlich anlächelte, denn damit erhöhte sich der kontinuierlich steigende Druck auf seiner Brust schlagartig ums Vielfache. Ihr wunderschönes Lächeln und das fröhlich kecke Glitzern in ihren Augen zerrissen den letzten Rest Selbstbeherrschung und eine aufkommende Wut über den Spiegel nahm er als willkommenen Anlass, sich auf dieses schlechte Gefühl konzentrieren zu wollen, um dem anderen zu entkommen.

Durch die Zähne zischend beschimpfte Severus den magischen Gegenstand zornig: „Du verdammter Spiegel! Du verdammter…“ Er musste innehalten und eine Hand auf sein Herz legen, denn egal, wie sehr er sich auf seinen Zorn einlassen wollte, so war dieser doch viel zu kraftlos im Vergleich zu dem Gefühl, das Lilys Anblick in ihm ausgelöst hatte.

Er konnte so viel schlucken wie er wollte; sein Mund blieb trocken und ausgedörrt wie seine Seele es seit zwanzig Jahren war, doch Lily hatte in seinen Augen schon immer Wunder vollbringen können und so auch dieses Mal. Allein ihr Spiegelbild schien die schwarze Erde seines Selbst trotz jahrelanger Dürrezeit zu befeuchten, so dass Welkes wieder erblühte. Severus bemerkte nicht, dass sich Tränen aus seinen braunen Augen einen Weg über seine eingefallenen Wangen bahnten, um ihn am Kinn zu kitzeln und nur für einen Moment schloss er die Augen und stellte sich vor, wie sie ihn genau dort federleicht berührte.

Das Beben in seiner Stimme vernahm er selbst nicht, als er zur Reflexion seines größten Wunsches leise, aber mit unverkennbaren Ernst sagte: „Ich habe die ganze Zeit ein Auge auf ihn geworfen, weißt du?“

Sie lächelte milde und nickte, was ihn erstaunte und er fragte sich, ob sie tatsächlich hören und verstehen konnte.

Nachdem er zittrig Luft geholt hatte, verriet er ihr trübsinnig: „Er wird bald heiraten.“ Lily legte den Kopf schräg und er sah sich dazu aufgefordert zu schildern: „Sie würde dir gefallen. Sie ist ein wenig wie du.“ Sich selbst dazu durchringend verbesserte er wehmütig: „Wie du warst.“

Mutlos blickte er zu Boden, bevor er seine Augen erneut schloss und er sich einige Erinnerungen von früher ins Gedächtnis zurückrief; an Momente dachte, die sie beide zusammen hatten verbringen dürfen, ohne von anderen gestört zu werden. Er vermisste die erleichternden Gespräche mit ihr, die immer so gut getan hatten und er trauerte ihren aufmunternden Worten nach, die er besonders notwendig gehabt hatte, wenn er nach den Ferien zurück nach Hogwarts gekommen war und ihr von seiner schlimmen Zeit Zuhause berichtet hatte. Die Erinnerung an ihre Finger an seinem Kinn, begleitet von den Worten „Kopf hoch! Das wird schon wieder.“, lösten ein starkes Verlangen in ihm aus, so etwas noch einmal erleben zu dürfen, doch all diese Momente waren für immer verloschen.

Die Sehnsucht, die er verspürte, galt nun nicht mehr ihr allein und während er ihr in die grünen Augen blickte, bekannte er flehend: „Ich möchte bei dir sein.“ Severus wollte dort sein, wo sie war.

Stetig lächelnd schüttelte Lily sanft den Kopf und er wusste, dass sie ihn nicht bei sich haben wollte, weswegen sein Gesicht sich vor Schmerz verzerrte und er neue Tränen vergoss, ohne sich dessen bewusst zu sein. Es würde ihn nicht viel Kraft kosten zu resignieren und alles hinter sich zu lassen, gerade weil sein kümmerliches Dasein so lückenhaft und ohne Reiz war. Lily jedoch war immer ein sehr lebensfroher Mensch gewesen und er war sich sicher, dass sie seinen Wunsch, den letzten Seufzer zu tun, nicht gutheißen würde. In seinen Gedanken hörte er ihren lebensbejahenden Ratschlag und den wollte er beherzigen.

Von ihr Reaktionen zu erhalten faszinierte ihn und deshalb konnte er sich nicht von dem Spiegel losreißen, weswegen er erzählte: „Er hat Voldemort besiegt, Lily! Du kannst so stolz auf ihn sein.“ Jetzt war es die Rothaarige, die vor Freude weinen musste und ihn damit ansteckte. Severus zog die Nase hoch und sagte leise: „Ich war so dankbar und hätte es ihm zeigen müssen, doch was mache ich?“ Er schluckte, bevor er sich selbst ins Lächerliche zog: „Ich benenne meinen Hund nach ihm.“

Er sah, wie Lily geräuschlos auflachte, doch er musste es nicht hören, denn er konnte sich an den glockenklaren Klang erinnern, der ab und an zu hören gewesen war, wenn sie ihrer Freude Ausdruck verliehen hatte. Damals mit ihr zusammen hatte sogar er mit seinem sonst so ernsten Gemüt lachen können und auch jetzt schaffte sie es, dass sich ein echtes Lächeln auf seinen Lippen formte.

Mit Lily hatte er jederzeit offen reden können, ohne befürchten zu müssen, dass sie ihn auf den Arm nehmen würde. So eine Vertrautheit konnte er nie wieder mit irgendeinem anderen Menschen entwickeln. Selbst Linda hatte er sich nie vollständig öffnen können.

„Ich habe einen Merlin bekommen, erster Klasse“, sagte er mit betrübter Miene, denn er hatte es bedauert, dass sie diesem Moment nicht hatte erleben dürfen. Lily machte ganz große Augen und allein durch ihre Mimik konnte er erkennen, wie stolz sie auf ihn war. „Aber nicht nur ich. Albus und Harry haben auch einen erhalten. Wir drei haben Voldemort… Na ja, Harry hat die meiste Kraft aufgebracht. Ich weiß bis heute nicht, wie er das vollbracht hat.“

Die einseitige Unterhaltung mit ihr überschwemmte sein Innerstes mit dem Verlangen, ihre Stimme hören zu wollen und da wurde er sich mit einem Schlag wieder bewusst, dass sie nicht echt war; dass Lily nur sein stummer Wunsch war, der nie das Wort an ihn richten würde. Sie war eine Phantasmagorie, geboren aus fieberhaften Träumen, die an der Vergangenheit festhielten und ihn bis heute nicht ruhen lassen wollten. Die Freundin von Einst war nur noch ein Phantom, das er in den Tiefen des Schattens bewahrt hatte, das man nicht mehr Seele nennen konnte.

Erneut flammte Wut in ihm auf, denn zu wissen, dass sein größter Wunsch bis in alle Ewigkeit eine unerfüllte Sehnsucht bleiben würde, konnte er nicht ertragen. Mit Zornesröte zischelte Severus aufgebracht: „Verdammter Spiegel! Wie kannst du es wagen, mir so etwas zu zeigen?“

Der Holzrahmen knarrte, fast als würde Nerhegeb seufzen, was ihn nur noch rasender machte. Der Spiegel verwährte ihm weiterhin jeglichen Hoffnungsschimmer, denn er änderte sein Trugbild nicht.

„Du bringst Unheil!“, warf er dem magischen Gegenstand vor, bevor er seinen Zauberstab zückte und ihn auf die glatte Fläche richtete, die noch immer Lily zeigte. „Verfluchter Spiegel“, murmelte er verzweifelt, bevor er in Gedanken einen Zauber sprach.

Kurz darauf schoss ein hellgelber Lichtkegel aus seinem Stab und der traf auf die spiegelglatte Oberfläche, doch der Fluch verlor an Stärke und wurde zurückgeworfen, so dass er Severus traf. Der Schmerz, von dem sein Körper ergriffen wurde, war jedoch leichter zu ertragen als die Qual, die seit Jahren auf ihm lastete. Severus ging zu Boden und krümmte sich. Der Fluch hätte jeden Gegenstand in tausend Stücke zerbersten lassen und er hätte einem Menschen das Fleisch von den Knochen gerissen, doch abgeschwächt wirkte er nur wie eine Druckwelle, die kurzzeitig auf sämtliche Organe und Blutgefäße einwirkte. Auf dem Boden liegend und darauf wartend, dass die Muskelkrämpfe nachlassen würden, wurde Severus sich darüber klar, dass Albus sein Hab und Gut äußerst wirkungsvoll vor Vandalismus geschützt hatte.

Schwer atmend und etwas zittrig von der Strapaze richtete sich Severus langsam auf, doch er blieb auf dem Boden sitzen und wagte noch einmal, einen Blick in den Spiegel zu werfen. Lily hielt sich erschrocken beide Hände vor den Mund und als sie sich kurz angesehen hatten, da hielt sie ihm eine Hand entgegen als wollte sie ihm aufhelfen. Ihre Hilfsbereitschaft trieb ihm abermals Tränen in die Augen, denn ihre Geste hatte einen weiteren Wunsch in ihm geweckt und zwar den, nur noch einmal ihre Hand halten zu wollen.

Eine ganze Weile blieb er noch auf dem hölzernen Boden sitzen und er ergötzte sich an dem Anblick seiner einstigen großen Liebe, bis er plötzlich etwas an seinem Arm spürte. Severus blickte hinunter und sah den Kniesel, der sich an seinem Arm rieb und dabei wohlig schnurrte.

Ohne nachzudenken murmelte er: „Was suchst du denn hier?“

Gleich darauf nahm er das Tier auf seinen Schoß und kraulte es, wodurch es nur noch lauter schnurrte. Severus musste an sein eigenes Haustier denken und stellte erschrocken fest, dass er sich nicht einmal mehr daran erinnern konnte, wann er den Hund das letzte Mal gefüttert hatte. Ohne ein weiteres Mal in den Spiegel zu schauen, was ihn eine ungeheure Kraft kostete, bedeckte er ihn mit dem Tuch, nahm den Kniesel auf den Arm und verließ den Dachboden.

Im vierten Stock setzte er Fellini auf dem Steinboden ab, damit der Kniesel weiterstreunen konnte, doch er folgte dem Tränkemeister bis nach unten in den Kerker und so ließ Severus das schwarze Tier in sein Wohnzimmer. Harry bewegte erst seine Ohren, öffnete dann die Augen und sprang, als er den Kater entdeckt hatte, freudig erregt aus seinem Korb. Die Wiedersehensfreude von Harry und Fellini war groß.

Während die beiden Tiere sich beschnupperten und auf eine Art und Weise miteinander kommunizierten, die Severus ein Rätsel blieb, ging er hinüber zum Fressnapf in der Absicht, ihn zu füllen. Erstaunt betrachtete er die noch halbvolle Schale und wenige Sekunden später machte sich Erleichterung in ihm breit. Harry oder Hermine waren nicht nur mit dem Hund draußen gewesen, sondern hatten sich auch anderweitig um ihn gekümmert. Er würde es ihnen danken müssen.

Antriebslos und immer wieder das verdrängend, was Nerhegeb ihm gezeigt hatte, entkleidete sich Severus. Weste und Hemd ließ unordentlich auf der Rückenlehne der Couch zurück, bevor er ins Schlafzimmer ging und sich aufs Bett setzte. Gerade noch die Schuhe konnte er noch ausziehen, bevor sein Körper komplett erstarrte, denn wie jeden Abend der letzten Tage dachte über sich und sein Leben nach und er versuchte verzweifelt etwas zu finden, an dem er festhalten konnte.

Er hasste seinen Beruf als Lehrer und er ärgerte sich darüber, dass ihm so wenig Zeit für seine eigenen Experimente zur Verfügung stand, weil er Dummköpfen etwas beibringen sollte, die ganz offensichtlich nicht bereit waren, etwas lernen zu wollen. Im Gegenzug mochte er es, mit seiner Schülerin Zeit zu verbringen, denn dumm war sie nicht und die Arbeit mit ihr stillte zusätzlich seinen Forscherdrang, auch wenn sie sich momentan überwiegend um ihr Projekt kümmerten. Ihr Verhalten ging ihm allerdings sehr gegen den Strich. Er verabscheute es, dass ihm jeder helfen wollte, nur weil er damals in einem Anflug von Schwäche seinen Mund gegenüber Harry nicht hatte halten können. Immer tiefer gruben die beiden in seiner Vergangenheit herum, anstatt wie Albus viel raffinierter vorzugehen, so dass man es nicht sofort merken würde. Hermines offene Art war neu für ihn. Während Albus lediglich Andeutungen machte oder völlig in Rätseln sprach, machte sie keinen Hehl aus dem, was sie unternehmen wollte. Einerseits war es erleichternd zu wissen, worin ihr nächstes Vorhaben bestehen würde, doch andererseits war es ihm ein Bedürfnis, dass niemand etwas über ihn erfahren sollte, was er nicht aus eigenen Stücken zu offenbaren bereit war. Sie sollte aufhören, immerzu nachzubohren, denn eines Tages könnte sie auf eine Ader treffen, die unzähmbar wie ein schwarzer Quell aus ihm hervorsprudeln würde und er bezweifelte, dass sie dazu imstande wäre, dieser Wucht standzuhalten.

Nach über einer Stunde musste er feststellen, dass er auch an diesem Abend keinen triftigen Grund fand, der sein Fortbestehen notwendig machte. Kraftlos ließ er sich rücklings aufs Bett fallen; nicht einmal seine Hose hatte er ausgezogen.

Wenn er heute wieder träumen sollte, dann wünschte er sich, von Lily zu träumen und ihre Hand zu halten, denn er hatte genug von wirren Träumen, die er dann und wann zu unterdrücken versuchte.

Die folgenden Tage und Nächte verliefen alle ähnlich. Severus führte seinen Unterricht mit monotoner Stimme, aber nur, wenn es unausweichlich war, ein paar Worte an die Schüler zu richten. Meist schrieb er Anweisungen an die Tafel, denen die Kinder gehorsam folgten. Keinem Einzigen von ihnen schaute er in die Augen und man hörte ihm an, dass seine Begeisterung und sein Respekt für Zaubertränke während der Unterrichtsstunden vergessen schienen. Draco war einer der wenigen Schüler, denen die befremdliche Art des Lehrers nicht entgangen war, während die meisten sich einfach darüber freuten, dass der Zaubertränkemeister keine Punkte mehr abzog. Gerade das ließ bei Draco die Alarmglocken schrillen, doch spätestens, als einem Mitschüler ein Malheur passierte – dessen Zaubertrank war übergekocht und hüllte den Raum in stinkende Wolken – da wusste Draco, dass mit Severus etwas nicht stimmte, denn der hatte lediglich mit gelangweilter Miene „Evanesco“ gesagt und damit den Topf gereinigt, bevor er den Schüler aufgefordert hatte, von vorn zu beginnen. Keine Bestrafung, kein Punkteabzug, keine Standpauke. Draco machte sich ernsthaft Sorgen.

Die Zeit nach dem Unterricht verbrachte Severus endlich wieder mit seiner privaten Schülerin, wo er sich ähnlich desinteressiert verhielt. Sie sprachen nur noch wenig miteinander, obwohl sie mehrmals versuchte, eine unverfängliche Unterhaltung zu führen. Hermine hatte sich sehr zurückgehalten und ihn in Ruhe gelassen, wie er es sich still erhofft hatte. Er war sich nicht sicher, ob sie lediglich einer Auseinandersetzung aus dem Weg gehen wollte und sich deshalb so ruhig verhielt. Einige Male glaubte er, sie würde genau wissen, wie es in ihm aussah und daher gönnte sie ihm eine Auszeit.

Manchmal trafen sich ihre Blicke und er wusste, dass ihr zig Fragen auf der Zunge brennen mussten, sie diese jedoch für sich behielt. Manchmal entschuldigte er sich ein oder zwei Stunden früher und verabschiedete sich mit den Worten, dass sie ihn nicht mehr brauchen würde und sie das Projekt allein beenden könnte. Nur zweimal hatte sie widersprochen und beteuert, dass sie ihn noch brauchen würde und diese beiden Male war er bei ihr geblieben.

Am sechsten Dezember kam Remus vorbei und er wunderte sich darüber, nur Hermine im Labor anzutreffen, die gewissenhaft den Wolfsbanntrank braute.

„Wo ist denn Severus?“, wollte er wissen, nachdem er sie gegrüßt hatte.
Für einen Moment erkannte er Kummer in ihren Augen, doch gleich darauf erwiderte sie ehrlich: „Dem geht es nicht sonderlich gut. Er hat sich hingelegt.“
„Was fehlt ihm?“, fragte er knapp.
Sie hob und senkte einmal die Schultern entkräftet und antwortete: „So genau weiß ich es nicht. Er ist irgendwie anders. Er spricht wenig, isst kaum was und schläft viel.“

Den Trank füllte Hermine in einen Becher und überreichte diesen Remus, der das Gebräu so heiß wie möglich zu sich nahm.

Remus stellte den leeren Becher zurück auf den Labortisch und fischte aus seiner Innentasche den Tränkeausweis, während er sagte: „Mir ging es auch schon oft wie ihm.“ Er seufzte und spielte mit dem Pass in seinen Händen.
Mit gerunzelter Stirn fragte Hermine: „Wieso? Wann ging es dir denn mal so?“
Er blickte auf den Tränkepass, wackelte kurz mit ihm und sagte: „Zum Beispiel, nachdem ich gebissen worden war.“ Den Pass legte er auf den Tisch, bevor er noch hinzufügte: „Und als die Sache mit Alice und Frank passiert ist. Am schlimmsten war es nach dem Tod von James und Lily und auch, als wir alle geglaubt haben, Sirius wäre nicht mehr am Leben.“
„Meinst du, er hat eine Depression?“, fragte sie neugierig, um Remus’ Meinung dazu zu hören, denn sie selbst war davon längst überzeugt.
Der lächelte jedoch nur und winkte ab. „Du bist hier die Heilerin, Hermine.“

Einen Moment später tippte er auf den Pass und sie verstand. Remus benötigte die Unterschrift von Severus als Bestätigung, den Trank eingenommen zu haben.

„Ich hoffe, er rastet nicht aus, wenn ich ihn wecke“, murmelte Hermine, während sie bereits zur Tür hinausging, um Severus’ Räume aufzusuchen.

Wie erwartet befand er sich in seinem Bett wie schon die letzten Tage. Ein leichter beißender Geruch war im ganzen Zimmer wahrzunehmen, doch sie hielt sich nicht lang damit auf, sondern betrachtete ihn. Nur mit einer Hose bekleidet lag Severus auf dem Rücken und schlief. Er hatte sich schon lange nicht mehr die Mühe gemacht sich zuzudecken, denn durch das Kaminfeuer war es hier drinnen angenehm warm.

Sie sagte mehrmals seinen Namen, denn sie wollte ihn nicht an der nackten Schulter packen, um ihn zu wecken. Es war ihr unangenehm, seine Privatsphäre zu stören, aber nur, weil sie wusste, dass er es nicht gutheißen würde, wenn er erst einmal erwacht wäre. Andererseits kannte er die Prozedur und wusste, dass er als Meister den Pass unterzeichnen musste.

Aus dem Wohnzimmer kam der Hund hineingelaufen, der es sich gleich am Fußende bequem machte. Sie knetete seine weißen Ohren und auch wenn sie gar nicht drauf achten wollte, so fielen ihr doch die wenigen Narben auf Severus’ nacktem Oberkörper auf. Die Schussverletzung an seinem Oberarm war gut verheilt, dachte Hermine, denn es war nur noch ein kleiner weißer Streifen zu sehen. Die Narbe am linken Unterarm kannte sie schon seit dem Tag, an welchem er ihr das dunkle Mal aus nächster Nähe gezeigt hatte. Was sie noch nie hatte sehen können war die kleine Narbe unter den Rippen, die auf eine alte Stichwunde hindeutete und die ebenfalls alte, nur leicht gerötete Brandwunde an seinem Bauch. Vor lauter Neugierde beugte sie sich nach vorn, denn als Heilerin kannte sie Möglichkeiten, Überbleibsel von alten Wunden zu verkleinern oder sogar verschwinden zu lassen und als sie etwas näher gekommen war, bemerkte sie, dass der beißende Geruch von Severus herrührte.

Sie riss sich zusammen und berührte ihn zaghaft an der Schulter, um eine wenig Druck auszuüben. Er erwachte sehr schnell und blickte sie entgeistert an, sagte jedoch keinen Ton.

Ihm den Pass zeigend erklärte sie mit leiser Stimme: „Die Unterschrift, Severus.“

Er richtete sich langsam auf, griff nach einer Feder, die er immer auf seinem Nachttisch zu stehen hatte, weil er häufig im Bett sitzend arbeitete und unterschrieb den Tränkepass kommentarlos.

Er legte sich bereits wieder auf den Rücken und forderte sie mit einem Blick auf, ihn allein zu lassen, da sagte sie plötzlich etwas verlegen, ohne ihn anzusehen: „Tun Sie mir einen Gefallen Severus?“

Severus erwiderte nichts, so dass sie sich einen Ruck gab und ihn anblickte. Die Gleichgültigkeit, die seine Miene widerspiegelte, zeugte von seiner niedergeschlagenen Stimmung. Sie würde so gern etwas tun, um ihn aufzuheitern, doch momentan wollte er sich nicht helfen lassen, so dass sie diesen Moment nutzte, um ihn mutig auf eine wichtige Sache hinzuweisen, denn sie legte ihm fast flüsternd nahe: „Tun Sie mir den Gefallen und nehmen Sie ein Bad.“

Die beiden rötlichen Flecken, die sich auf seinen Wangen gebildet hatten, bestätigten ihr, dass er sehr wohl verstanden hatte, was sie ihm damit sagen wollte.

Hermine nahm den Pass, schenkte ihm noch ein besorgtes Lächeln und ließ ihren Tränkemeister allein.

„Hier, Remus“, sagte Hermine und reichte ihm den Tränkepass, denn er sofort wieder in seinem Mantel verstaute.
„Ach ja“, begann Remus, „bevor ich es vergesse…“

Er zog zwei Gegenstände aus seiner Innentasche heraus, die als Geschenk in durchsichtiger Plastikfolie eingewickelt waren und eine Verpackungsdekoration aus Immergrün aufwiesen. In der Folie konnte man einen Schokoladenweihnachtsmann und einige Pralinen erkennen.

„Für dich und Severus“, sagte er lächelnd.
„Aber wieso…?“
„Heute ist doch Nikolaus, schon vergessen? Ist ja nur eine Kleinigkeit“, erwiderte er abwinkend.
Hermine lächelte und betrachtete die beiden Tütchen, die Remus offensichtlich selbst zusammengestellt hatte, bevor sie fragte: „Ich nehme an, die dunkle Schokolade ist für Severus?“
„Natürlich! Ich weiß ja, dass du keine Bitterschokolade magst.“ Er wandte sich bereits ab und kündigte derweil an: „Ich bin noch eben bei Harry und Ginny. Für die beiden habe ich auch je eines.“
„In Ordnung, wir sehen uns morgen Abend, Remus.“
„Bis morgen.“

Am nächsten Tag, an welchem Remus sich den Wolfsbanntrank abholte, war Severus erstaunlicherweise anwesend und er duftete zu Hermines Erleichterung nach Orange, weshalb sie vermutete, dass Albus auch ihm einmal die gleiche Seife geschenkt haben musste wie ihr.

Bis auf einen halbherzigen Gruß hatte Severus nichts von sich gegeben und nachdem er den Tränkepass unterzeichnet hatte, verabschiedete er sich. Hermine sah ihm besorgt hinterher und Remus tat es ihr gleich.

„Vielleicht brütet er nur eine Erkältung aus?“, vermutete Remus laut. „Ich bin dann auch meistens müde und mir fällt alles viel schwerer.“

An Hermines Blick erkannte er, dass sie dasselbe hoffte, doch mit etwas ganz anderem rechnete.

Am folgenden und letzten Tag, an welchem Remus für Dezember den Wolfsbanntrank einnehmen musste, spielte sich das Gleiche wie am Vortag ab und diesmal glaubte selbst Remus nicht mehr daran, dass sein alter Schulkamerad womöglich nur unter einer Erkältung leiden würde, doch er hielt mit Vermutungen zurück.

Eine weitere Woche verging, die Hermine Tag für Tag erst zusammen mit Severus und abends allein im Labor verbrachte. Anne hatte sich bei ihr gemeldet und zugestimmt, das Experiment über sich ergehen zu lassen, aber Sirius wollte natürlich zusehen, was Hermine nicht abschlagen konnte. Als sie Severus davon erzählt hatte, stellte er klar, dass er diesem Test nicht beiwohnen wollte, was Hermines Meinung nach an Sirius’ Anwesenheit liegen musste. Sie bekam trotzdem Unterstützung, denn Harry, Ginny und Ron hatten sich angeboten, ihr im Labor zur Hand zu gehen.

„Ron, fass ja nichts an!“

Ron zog seine nach einem Glas mit krauchenden Würmern ausgestreckte Hand schnell wieder zurück.

Harry unterhielt sich derweil mit Sirius und fragte frech grinsend: „Wie waren die Flitterwochen?“
Ein verschmitztes Lächeln formte sich auf Sirius’ Mund, bevor er zugab: „Ganz wunderbar!“ Gleich darauf blickte er zu Anne hinüber, die eine gesunde Gesichtsfarbe aufwies.
Von ihren Notizen aufblickend fragte Hermine: „Was habt ihr euch so angesehen? Wart ihr im ’Volcanoes Nationalpark’ oder im ’Haleakala Nationalpark’ auf Maui?“
Sirius und Anne schüttelten gleichzeitig den Kopf, bevor Sirius zugab: „Nein, dafür hatten wir keine Zeit.“
„Oh“, machte Hermine. „Ihr habt euch wohl eher den ’Iolani Palace’ in Honolulu angesehen. Den würde ich gern mal besuchen!“
„Nein, den auch nicht, aber wir werden vielleicht noch einmal hinfahren“, versicherte Sirius.
Hermine stutzte und fragte neugierig: „Wo genau wart ihr eigentlich auf Hawaii?“
Anne anblickend fragte Sirius: „Wie hieß das?“
„Das war Kauai, wo wir waren.“
„Ah, richtig“, sagte Sirius, bevor er zu Hermine schaute.
Die wollte gleich wissen: „Dann habt ihr aber bestimmt den botanischen Garten besucht. Wie hieß er noch? Na Aina Kai. Das muss umwerfend gewesen sein!“

Sich anblickend mussten Harry und Ron amüsiert grinsen, nachdem sie Sirius’ ahnungslose Miene bemerkt hatten, an welcher man erkennen konnte, dass er keine Ahnung von dem hatte, was Hermine eben erwähnt hatte.

Die Situation aufklärend sagte Ginny schmunzelnd: „Hermine, das waren ’Flitterwochen’ gewesen!“
Ein wenig beleidigt antwortete sie: „Man kann sich doch trotzdem ein wenig im Land umsehen…“

Sie reichte Anne eine kleine Ampulle und bat sie, diese auszutrinken. Im Vorfeld hatte sie erklärt, was bei Arabella und ihren Eltern geschehen war. Umso erstaunter waren alle Anwesenden, als Anne nicht einmal einen Zauberstab in die Hand nehmen musste, um ein farbliches Ergebnis zu liefern. An einer Stelle an ihrem Kopf leuchtete ein sehr kräftiges Blau, kräftiger als das Blau bei Hermine oder ihrem Vater. Die Farbe war jedoch genauso träge wie bei ihren Eltern und rührte sich kaum.

„Was heißt das?“, wollte Sirius wissen, der Hermine mit großen Augen anblickte.
„Was heißt was?“, fragte Anne verwirrt. „Ist etwas passiert?“ Sie betrachtete ihre Arme, sah jedoch nichts.
Harry erklärte: „An deinem Kopf ist eine Stelle, die ganz blau leuchtet!“

Erschrocken und mit weit aufgerissenen Augen griff sie sich an die Stirn.

„Habt ihr einen Spiegel?“, fragte Anne, die vor Neugierde fasst platzte.

Mit einem Wink seines Zauberstabes formte Harry aus einer langen Schranktür einen Spiegel, vor den sich Anne in Windeseile gestellt hatte. Wie verzaubert betrachtete sie ihr Spiegelbild und erneut fasste sie sich an den Kopf, nur diesmal genau an jene Stelle über der linken Schläfe, die blau leuchtete. Gleich darauf fasste sie sich ans Herz, doch dort, wie es laut Schilderung bei Hermines Eltern bereits ohne Zauberstab geglimmt hatte, war keine Farbe zu sehen.

„Warum am Kopf?“, fragte Anne verdattert.
„Ja, eine gute Frage“, erwiderte Hermine, die keine Antwort darauf geben konnte.
Sirius warf etwas ein, das tatsächlich Sinn machte, denn er stellte die Theorie auf: „Man hat Anne als Kind doch mit einem Gedächtniszauber belegt. Vielleicht sind das Rückstände?“
Bestätigend fügte Ginny an: „Ein Gedächtniszauber ist einer der stärksten Zauber, die auf den menschlichen Körper einwirken können. Möglich wäre es.“
Verdattert fasste Ron zusammen: „Aber dann würde ja jeder Muggel ein wenig Magie zurückbehalten, wenn er mal verzaubert worden war.“
Sich an der aufgestellten Theorie beteiligend sagte Harry: „Das könnte man doch testen, indem wir Anne mit einem Spruch belegen oder?“
„Oh nein“, sagte Anne, „davon war in Hermines Brief nicht die Rede gewesen.“
Beschwichtigend sagte Hermine: „Keine Sorge, wir machen ja nichts ohne dein Einverständnis.“ Sie blickte Sirius an und bat ihn: „Gib Anne mal bitte deinen Zauberstab.“

Im Nu hatte er seiner Frau den Stab überreicht und in diesem Moment wurde die blaue Farbe am Kopf etwas kräftiger, jedoch nicht sehr viel.

„Das ist komisch“, murmelte Hermine laut denkend. Für alle fügte sie erklärend hinzu: „Bei meinen Eltern hatte man auch Farbe am Arm gesehen, besonders aber am Herzen und letzteres auch schon ohne Stab. Auch bei Arabella hat sich Farbe am Arm gezeigt, aber erst, als sie meinen Stab gehalten hatte, aber bei dir… Da ist nur das bisschen am Kopf.“
„Arabella ist ja auch nachweislich ein Squib“, sagte Ginny. „Sie stammt definitiv von Eltern ab, die zaubern konnten. Bei ihr muss Magie im geringen Maße vererbt worden sein.“
Harry bestätigte: „Da kann ich nur zustimmen. Arabella hat ja auch vereinzelte Fähigkeiten; konnte zum Beispiel die Dementoren zwar nicht sehen, aber fühlen. Dafür kann sie Hauselfen sehen! Sie kann nur nicht zaubern, ist aber empfänglich für die magische Welt und ihre Eigenarten.“
„Anne konnte Hogwarts aber auch sehen“, warf Sirius als Überlegung ein.
„Ja“, bestätige Hermine, „aber vielleicht nur, weil man ihr als Kind die Erinnerung genommen hatte und durch diesen sehr kräftigen Zauber ein Hauch Magie an ihr haften geblieben ist. Außerdem hatte sie einen Zauberstab bei sich getragen, der das verstärkt haben konnte. Wahrscheinlich hätte jeder magische Gegenstand die Farbe und somit die Fähigkeit verstärkt, magisch verborgene Orte sehen zu können.“
„Vergesst nicht“, erinnerte Anne, „dass man mir vor Kurzem auch die Erinnerung nehmen wollte und ich nochmal mit diesem Vergissmich-Zauber in Berührung gekommen war.“
„Vielleicht hat der die leicht verblasste Magie-Signatur von damals wieder aufgefrischt?“, warf Ginny in den Raum hinein.
Seufzend nörgelte Hermine: „Gott, das wird viele Jahre dauern, bis ich herausbekommen habe, ob und wie lange ein Zauber eine Spur an einem Muggel zurücklässt.“
„Och“, begann Anne frech lächelnd, „ich habe Zeit.“

Jeder betrachtete Annes Kopf, was ihr ein wenig unangenehm zu sein schien. Hermine fragte sie mit netter Stimme: „Anne, ich würde gern einen Zauber an dir anwenden und überprüfen, ob von ihm etwas an dir zurückbleibt.“
„Kommt drauf an, was für einen“, konterte sie skeptisch.
„Was Harmloses“, versicherte Hermine. Sie überlegte einen Moment und fragte dann: „Ich könnte dir die Nägel lackieren!“
„Hast du mich jemals mit Kosmetik gesehen?“, fragte Anne. „Ich schminke mich nicht und mag auch keinen Nagellack.“
„Es ist ja kein Lack“, beschwichtigte Hermine. „Es würden sich direkt deine Nägel färben.“
„Kannst du die Haarfarbe ändern?“, fragte Anne plötzlich sehr interessiert.
„Ja schon, aber nur einfarbig. Alles andere traue ich mir nicht zu“, erklärte Hermine, die in Kosmetik-Zaubern nie sehr gut gewesen war, weil die für sie wenig Sinn machten.
„Okay, dann mittelbraun bitte“, sagte Anne lächelnd. „Dann werde ich endlich die grauen Haare los.“

Hermine nickte und zog ihren Stab, den sie auf Anne richtete. Im Nu waren Annes Haare von den wenigen grauen Haaren befreit, denn ihre eigene Haarfarbe war bereits mittelbraun. Gleich darauf erkannte jeder, auch Anne in ihrem Spiegelbild, dass ihre Haare von einem blauen Schimmer umrandet waren.

„Es ist also wahr!“, freute sich Hermine. „Ein Zauber an einem Muggel lässt Magiespuren zurück.“ Abrupt entglitten ihr die Gesichtszüge und sie dachte laut: „Um Himmels Willen! Dann geben die Vergissmich ja jedem Muggel, den sie eigentlich von ihren Erinnerungen befreien wollen, die ungeahnte Fähigkeit, für Magie nur noch viel empfänglicher zu sein. Das muss ich Kingsley mitteilen!“

Sie setzte sich an ihren Tisch und notierte sich alles Wichtige, während die anderen fünf noch das Ergebnis bestaunten.

„Kannst du in einer Woche nochmal kommen? Ich würde gern sehen, ob der blaue Schimmer an deinen Haaren nach einiger Zeit noch immer so stark ist oder vielleicht sogar sichtlich verblasst ist. Der Zauber verfliegt nämlich nach ungefähr drei Tagen“, sagte Hermine.
„Schon nach drei Tagen? Schade, jede Tönung aus unserer Welt hält einige Wochen an“, sagte Anne enttäuscht.

Nachdem der Farbtrank seine Wirkung verloren hatte, unterhielten sich die sechs noch ein wenig über die erhaltenen Resultate. Selbst Ron machte es Spaß, einige Theorien aufzustellen und er war sehr erfreut, dass Hermine sich dazu sogar Notizen machte, was bedeutete, dass seine Überlegungen keine dummen gewesen sein konnten. Er wünschte sich sehr, dass sie Erfolg mit diesem Trank haben würde. Sie war schon früher immer sehr unsicher gewesen, was ihre Leistungen betraf und niemand hatte ihr diese Angst nehmen können, nicht einmal die vielen guten Noten, die sie überwiegend erhalten hatte. Ron gönnte ihr einen großen Erfolg und er sah sie jetzt schon ganz vorn in der Riege der bekannten Zaubertränkemeister und –meisterinnen. Er selbst hatte sich bereits einen Namen im Quidditch gemacht. Der Name „Ron Weasley“ stand mittlerweile häufiger in den Zeitungen als „Harry Potter“, wogegen besonders Harry nichts einzuwenden hatte.

Ron ließ seinen Blick schweifen und der fiel auf seine Schwester. Es machte ihn glücklich, sie so ausgeglichen und fröhlich zu sehen, denn in den Jahren, in denen Harry ihr aus dem Weg gegangen war, hatte sie sich nach ihm verzehrt und Ron hatte es bedauert, dass sie ihrem Glück entsagen musste. Ihr nun stetiges Lächeln und die verliebten Blicke, die sie Harry zuwarf, erwärmten regelrecht sein Herz.

Gleich darauf betrachtete er die frisch Vermählten. Sirius und Anne berührten sich immer wieder, während sie sich mit den anderen unterhielten. Sie fassten sich gegenseitig an den Arm, streichelten sich für wenige Sekunden über den Handrücken oder sahen sich liebevoll in die Augen. Diese Momente waren bei ihm mit Angelina viel zu schnell vorübergegangen, denn sie verbrachten den ganzen Tag miteinander: beim Frühstück, beim Training, danach Zuhause und nachts im Bett.

Wehmütig blickte er zu Hermine hinüber, die momentan sehr herzhaft über eine Bemerkung von Ginny lachen musste, doch ihm war nicht entgangen, dass das fröhliche Funkeln in ihren Augen fehlte. Nur für einen Moment überlegte er, ob eine Zeit der Trennung vielleicht Wunder bewirken könnte. Womöglich könnte er eines Tages doch mit ihr sein Glück finden, doch er wusste tief in seinem Herzen, dass es mit ihr an seiner Seite nie funktionieren würde.

In dem Moment, als er Hermine gedankenverloren beobachtete, schaute sie für einen Augenblick zu ihm hinüber und ihre warmen Augen spiegelten den unerfüllbaren Wunsch wider, vielleicht in ferner Zukunft doch zueinander finden zu können. Wenn da nur ein kleines bisschen mehr zwischen ihnen wäre, dann würde ihnen nichts mehr im Wege stehen, aber „es“ fehlte.

„Gut, ich komme dann mit Sirius in einer Woche nochmal vorbei“, sagte Anne verabschiedend. Die sechs gingen zusammen auf den sonst so kalten und trostlos wirkenden Flur hinaus, der mit einem Male durch das Lachen und die netten Worte, die noch ausgetauscht wurden, an Leben gewann.

Mit Harry und Ginny wollten Sirius und Anne noch einen Moment ihrer Zeit verbringen, bevor sie nachhause flohen würden und die vier schlenderten bereits gemächlich den Gang hinunter, um die Treppe nach oben nehmen zu können. Ron ließ die vier ziehen und blieb noch einen Moment bei Hermine.

Er lächelte zaghaft, bevor er sie anblickte. Er strich ihr mit einem Finger über die Wange und sagte: „Du hast wieder etwas Farbe im Gesicht bekommen. Vorher hast du wirklich schlimm ausgesehen.“
„Na ja, es ist zwar Winter, aber Sonne ist Sonne und im vierten Stock bekomme ich reichlich davon“, erklärte sie mit einem sanften Lächeln auf den rosigen Lippen, die Ron für einen Moment fixiert hatte. Er fragte sich, ob es kribbeln würde, sollte er sie küssen.

„Ich denke, Mine, dass du mit deinem Trank wirklich einen großen Erfolg haben wirst, wenn du erst einmal ein paar Tests gemacht hast“, sagte er stolz.
„Das ist lieb von dir, Ron.“
„Ich meine das wirklich ernst!“, versicherte er ihr, weil er dachte, sie würde davon ausgehen, er wollte ihr nur schmeicheln.
Sie hob ihren Hand und strich ihm sanft über den Oberarm, bevor sie sagte: „Ich weiß, Ron und ich bin dankbar dafür, dass du an mich glaubst.“ Sie ließ ihre Hand fallen und fragte: „Bist du morgen auch wieder hier?“
„Ja, aber nur um Mittag herum, weil ich mit Angelina ihre Eltern besuchen wollte“, erklärte er. „Wir können ja mal zusammen mit den Schokofroschkarten spielen“, schlug er vor.
„Das können wir machen“, sagte sie nickend. Ganz kurz musste sie an Severus denken, mit dem sie schon einmal in einem Team gespielt hatte.
„Dann bis morgen, Mine“, sagte Ron und beugte sich vor.

Sie begrüßten und verabschiedeten sich immer mit einem vertrauten Kuss auf den Mund und diesmal wollte er während dieser eingebürgerten Geste unbedingt etwas fühlen. Er hoffte auf das Kribbeln, das den beiden fehlte.

Ihre Lippen berührten sich und Ron verweilte einen Moment länger als sonst, doch so sehr er es sich auch gewünscht hatte, das Kribbeln war ausgeblieben.

„Bis morgen“, sagte Ron etwas enttäuscht klingend, bevor er sich umdrehte und den anderen nach oben folgte.

Hermine blickte ihm nach, denn sie wusste genau – immerhin kannte sie ihn bestens – was er sich eben erhofft hatte. Auch sie hatte nichts anderes verspürt als Freundschaft und Vertrautheit.

Am anderen Ende des Ganges, im Schatten einer Nische, verbarg sich Severus, der gerade eben vom Dachboden zurückgekehrt war. Er hatte das Intermezzo der beiden durch Zufall beobachtet und ihm war nicht entgangen, dass diese Verabschiedung dieses Mal viel länger gedauert hatte als üblich. Es könnte ihm egal sein, redete er sich ein, aber er fragte sich, warum sich ein Gefühl in ihm ausgebreitet hatte, das er seit über zwei Jahrzehnten nicht mehr gespürt hatte.


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