Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Anklagepunkte

von Muggelchen

Den Schneesturm von seinem Fenster im Krankenzimmer aus betrachtend lehnte sich Lucius zurück und dachte über mögliche Antworten nach, die er vor dem Zaubergamot in fast vierzehn Tagen geben könnte. Er malte sich aus, welche Fragen man ihm stellen könnte; welche Fragen Rosalind zu stellen wagen würde. Bisher hatte man ihn über einiges im Unklaren gelassen, zum Beispiel ob die Verhandlung öffentlich sein würde, ob sogar Presse anwesend wäre oder ob er Häftlingskleidung tragen müsste.

Seufzend nahm er einen Schluck von dem Kaffee, den Marie ihm vorhin gebracht hatte, während er die Punkte las, die sein Beistand Mr. Duvall dagelassen hatte. Der junge Mann hatte zwar Durmstrang besucht, aber Ministeriumsangestellte waren Lucius momentan ein wenig suspekt.

Der erste Punkt der Anklageschrift lautete „Mitglied einer gesetzeswidrigen Organisation“. Das Wort „Todesser“ hätte man nicht unbedingt in Klammern dahinter setzen müssen, dachte Lucius schmunzelnd, denn jeder wüsste längst, dass er ein Anhänger Voldemorts gewesen war.

Amüsiert war er über den zweiten Punkt, den man schlichtweg „Erpressung“ genannt hatte. Damals waren es die Schulräte gewesen, denen er den Zauberstab auf die Brust gesetzt hatte, damit sie dafür stimmen würden, Dumbledore als Direktor abzusetzen. Dieses Unterfangen war ein wenig danebengegangen, denn leider hatte er nur mit der Anwendung schlimmer Flüche drohen können. Richtig etwas in der Hand hatte er gegen die anderen Schulräte nicht gehabt; bei den Mitgliedern des Zaubergamots, die seine Verhandlung führen würden, sah das schon ganz anders aus, dachte Lucius selbstgerecht lächelnd. Selbst wenn es ans Licht kommen sollte, dass er einige Menschen erneut erpresst hatte, so würde er damit immerhin eine nicht unerhebliche Anzahl der ach so angesehen Ministeriumsmitglieder gleich noch mit in den Abgrund reißen. Wenn ein Malfoy schon untergehen würde, fand er, dann mit Pauken und Trompeten.

„Besitz schwarzmagischer Gegenstände“ machte den dritten Anklagepunkt aus. Dass man immer noch auf Riddles Tagebuch herumritt, betrachtete er mit einem gelassenen Kopfschütteln. Man kreidete ihm nicht nur den Besitz an, sondern auch die Gefährdung der Insassen einer Lehranstalt mit diesem schwarzmagischen Gegenstand. Gestorben war damals glücklicherweise niemand und eine simple Versteinerung hinterließ keine bleibenden körperlichen Schäden. Lucius atmete erleichtert auf.

Beim vierten Punkt musste er herzlich lachen, denn eine „Störung der Öffentlichen Ordnung“ in Zusammenhang mit dem Verstoß gegen das Gesetz zum Schutz der Muggel – er erinnerte sich daran, wie sehr er Arthur damals dafür verachtet hatte, so ein muggelfreundliches Gesetz entworfen zu haben – und dem Verstoß gegen das Gesetz zum Schutz der Zaubererwelt legte man ihm zur Last. Es handelte sich dabei um den Muggel, der den Campingplatz während der Quidditch-Weltmeisterschaft geführt hatte. Das war jetzt fast schon zehn Jahre her, erinnerte er sich, dass er und ein paar andere Todesser mit Mr. Roberts und dessen Familie ein wenig Spaß gehabt hatten. Ein Levicorpus-Zauber sorgte nun wirklich nicht für unheilbare Gebrechen, nicht einmal bei Muggeln.

Die Unverzeihlichen, die er damals nachweislich angewandt hatte, könnten ihm allerdings zum Verhängnis werden, wenn das Zaubergamot ihm nicht glauben sollte, dass er zu dem Zeitpunkt, als er Sturgis Podmore mit einem Imperius dazu genötigt hatte, in die Mysteriumsabteilung einzubrechen, unter genau demselben Fluch gestanden hatte. Soweit Lucius darüber informiert war, hatte man Podmore nach sechs Monaten Haft wieder aus Askaban entlassen. Anders sah es bei Broderick Bode aus. Lucius hatte damals arge Mühe gehabt, Bode seinem Imperius zu unterwerfen, weil der Mann sich viel zu gut hatte wehren können. Nachdem Bode jedoch endlich die Prophezeiung in die Hand genommen hatte, war er verrückt geworden. Im Mungos hatte er sich unerwartet erholt und war sogar wieder dabei sprechen zu lernen, als Jugson auf die Idee gekommen war, dem Patienten eine Topfpflanze und beste Wünsche zur Erholung zu schicken. Natürlich würde das Zaubergamot ihm die Schuld für den Mord durch die Teufelsschlinge geben, doch er hatte damit nichts zu tun. Dieser fünfte Anklagepunkt könnte ihm das Leben schwer machen, dachte Lucius seufzend, doch andererseits würde man Veritaserum einsetzen, um bestimmte Punkte hinreichend klären zu können, was er wiederum als Vorteil sah.

Zu Punkt fünf gehörte noch „Einbruch und versuchter Raub“ in Zusammenhang mit Körperverletzung. Allerdings hatten sich Potter und seine kleinen Freunde – Lucius schnaufte verachtend, als er sich die Situation ins Gedächtnis zurückrief – es ihm unvorhergesehen erschwert, die Prophezeiung zu stehlen. Seit diesem misslungenen Auftrag hatte Lucius unter Voldemort leiden müssen und seiner Meinung nach war allein Potter daran schuld.

Den letzten Anklagepunkt strich Lucius in Gedanken bereits, denn gegen den Ausbruch aus Askaban hatte er sich nicht wehren können. Die anderen Todesser hatten ihn einfach mitgenommen; hätte er sich gesträubt, hätten sie ihn sofort getötet. Das dem Gamot klarzumachen sollte ein Kinderspiel sein.

Sehr viel mehr hatte sich Lucius im Laufe seines Lebens nicht zu Schulden kommen lassen, aber die Anklagepunkte reichten völlig aus. Sieben Jahre würde er maximal erhalten, denn soweit hatte er seine Haftzeit bisher herunterhandeln können. Möglicherweise, hoffte Lucius, könnte er Arthur und Shacklebolt sogar noch das Leben ein wenig vermiesen, indem er auf den heimtückischen Gebrauch von Veritaserum aufmerksam machte. Das würde er jedoch nur in Erwägung ziehen, wenn die Verhandlung nicht nach seinen Wünschen verlaufen sollte. Was er von seinem Beistand Mr. Duvall zu halten hatte, darüber war sich Lucius noch nicht im Klaren.

Eben jener Mr. Duvall betrat gerade die Sicherheitsstation im Mungos, doch er ließ sich nach einem Gespräch mit Professor Puddle nicht zu Lucius führen, sondern zum Schwesternzimmer, wo der Professor ihn sich selbst überließ.

„Miss…“, sagte Mr. Duvall peinlich berührt, da er ihren Nachnamen nicht kannte.
„Miss Amabilis, aber Sie können ruhig Marie sagen“, legte sie ihm nahe, nachdem sie aufgeblickt hatte.
Mr. Duvall lächelte verlegen, bevor er scherzte: „Ich hätte Sie ja auch ’Sonnenschein’ rufen können.“
Sie lachte auf, bevor sie abwinkte: „Ja, so ist er manchmal.“
„Wie ist er sonst so?“ Mr. Duvall war ganz Ohr, nachdem er sie nach dem Patienten gefragt hatte.
Skeptisch fragte sie zunächst: „Warum wollen Sie das wissen?“
„Vielleicht könnte ich ihn vor dem Zaubergamot in ein besseres Licht rücken?“ Er schüttelte langsam den Kopf. „Sie müssen aber nicht mit mir reden, wenn Sie nicht…“
„Doch, ich würde schon gern. Wenn Sie reinkommen möchten?“

Sie führte ihn in das sehr kleine Schwesternzimmer. Im Mungos gab es von jeher viel mehr Heiler als Angestellte mit einer Ausbildung zur Pflege von Patienten. Der Grund war einleuchtend, denn die Patienten konnten nach der Einnahme eines Trankes oder der Behandlung mit einem Gegenzauber oftmals sofort wieder nachhause gehen. In diesem Krankenhaus wurde meist am gleichen Tag geheilt.

„Miss Amabilis, wie lange arbeiten Sie schon im Mungos?“, wollte er wissen, während er ein Stück Pergament vor sich ausbreitete und das Tintenfass in Reichweite stellte, bevor er seine weiße Feder einmal eintunkte. Sie betrachtete scheu die Gänsefeder in seiner Hand, so dass er versicherte: „Keine Sorge, das sind nur Notizen für mich, um vor der Gamotvorsitzenden für Mr. Malfoy sprechen zu können. Ich kann nicht einmal sagen, ob ich überhaupt etwas von dem, das Sie mir anvertrauen, wiedergeben werde. Und wie bereits erwähnt: Sie müssen nicht mit mir reden.“
„Es ist nur…“, begann sie zögerlich. „Mr. Malfoy hatte einmal Besuch vom Minister persönlich und von Mr. Shacklebolt erhalten und danach war er so aufgebracht gewesen…“ Sie seufzte und schüttelte den Kopf. „Ich möchte ihm nicht in den Rücken fallen, nur weil ich Ihnen Dinge sage, die seine Chancen vorm Gamot mindern könnten.“
„Miss Amabilis“, sagte er beruhigend, „ich werde nichts von dem, das Sie mir anvertrauen, gegen Mr. Malfoy verwenden. Im Gegenteil, ich bin sein Beistand.“
„Seit wann bekommt ein Gefangener einen Beistand vom Ministerium gestellt? Das kenne ich nur aus der Muggelwelt.“
„Sie kennen sich mit Muggeln aus?“, fragte er interessiert.
„Ja“, war ihre zurückhaltende Antwort, woraufhin er lächelte und sie verzückt die Grübchen betrachtete, die sich derweil auf seinen Wangen gebildet hatten.
„Um auf Ihre Frage zu antworten: Die Anweisung, dass jeder Inhaftierte oder Angeklagte einen Beistand erhalten soll, wenn er selbst keinen Fürsprecher für sich bestimmt, ist brandneu, erst wenige Tage alt.“ Er blickte ihr in die Augen, bevor sagte: „Wenn Sie sich mit Muggeln auskennen, dann auch mit einem Tribunal der Muggelwelt?“ Sie nickte. „Gut, dann brauche ich Ihnen nicht zu erklären, was ich vorhabe.“
Sie kniff misstrauisch die Augen zusammen, bevor sie laut vermutete: „Sie wollen ihn rausboxen?“ Er schmunzelte, zog eine einzige Augenbraue in die Höhe und nickte einmal zustimmend. „Aber warum?“, wollte sie wissen.
„Persönliche Gründe, Miss Amabilis.“
„Die Sie mir nicht nennen möchten…“
„Nein“, antwortete er schlichtweg.
„Dann glaube ich nicht, dass wir miteinander reden sollten. Ich will nicht in irgendetwas hineingezogen werden.“

Sie stand bereits auf, doch er beschwichtigte sie mit einer Geste seiner Hand, so dass sie sich wieder setzte.

„Wenn Sie es unbedingt wissen möchten…“
„Ja, möchte ich!“ Marie klang sehr fordernd.
„Ich kannte einmal einen Mann, der seine Angst und Verzweiflung vor Voldemort und dessen Anhängern nicht immer unterdrücken konnte. Ich war Zeuge dessen, wie die Furcht sein Leben bestimmt hat. Er hatte alles getan, damit der Ort, den er sein Heim nannte, verborgen blieb. Er war lange Zeit sein eigener Gefangener und hatte sich nur selten hinausgewagt“, schilderte Mr. Duvall. Weil Marie sich nicht äußerte, wurde er deutlicher. „Er war selbst ein Todesser, Miss Amabilis.“ Sie blickte ihn erstaunt an, hörte jedoch weiterhin zu. „Ich weiß, dass es sehr, sehr wenige gab, die sich aus harmlosen Gründen Voldemort angeschlossen hatten. Nicht weil sie Muggeln schaden wollten, sondern weil sie völlig eigennützig von dieser Verbindung profitieren wollten.“ Marie hatte auch die Zeitungen verfolgt, weswegen sie an Severus Snape denken musste, der sogar einen Merlin erhalten hatte. „Ich ahne“, sagte Mr. Duvall, „dass Sie in diesem Moment an einen dieser wenigen Todesser denken.“
„Was hatte es mit dem Mann auf sich, von dem Sie sprechen?“, fragte Marie, die nicht auf seine Bemerkung einging.
„Dieser Mann war Direktor meiner Schule gewesen. Ein sehr fähiger Mann, der Kindern und Jugendlichen gegenüber unerwartet freundlich gewesen war und seine Schützlinge unterstützt hatte, wo es ihm nur möglich war. Er war ein Jahr nachdem er sich öffentlich gezeigt hatte von Todessern umgebracht worden; ein Jahr nach Voldemorts Wiederauferstehung.“
„Sie meinen Karkaroff“, sagte sie ganz richtig.
Erstaunt über ihre korrekte Bemerkung erwiderte er: „Kannten Sie ihn auch?“
„Nein, nicht persönlich. Mein Cousin war in Durmstrang; der Neffe meines Vaters“, erklärte sie. „Ich habe über Karkaroff, wenn man dessen Vergangenheit mal außen vor lässt, nur Gutes gehört.“
Nickend bestätigte er ihre Aussage. „Er war ein ausgezeichneter Lehrer, diszipliniert und streng, wenn es angemessen war, aber er war leider mit einem Komplex belastet, den er durch Macht zu kompensieren versuchte.“ Mr. Duvall seufzte. „Ich bin davon überzeugt, dass Karkaroff die Dunklen Künste auf den Lehrplan gesetzt hatte, damit seine Schüler sich auch gegen Todesser zur Wehr setzen konnten, denn es war nie auszuschließen, dass sie seine Schule eines Tages stürmen könnten.“
„So ist es doch auch gekommen!“ Marie erinnerte sich an den Unfall ihres Cousins, der sich die Hüfte gebrochen hatte. „Die Todesser hatten Durmstrang einnehmen wollen, ich habe davon gelesen“, sagte Marie, die nicht dazu bereit war zu offenbaren, dass ihr Vater Dano Zograf war und der genannte Neffe damals den Hüter der bulgarischen Quidditch-Nationalmannschaft dargestellt hatte, von dem sie aus erster Hand einige Details kannte.
„Wie denken Sie im Nachhinein über Karkaroff?“, wollte Mr. Duvall wissen.
Marie hob und senkte einmal langsam die Schultern, sagte dann jedoch: „Er hat die Schüler auf eine mögliche Gefahr vorbereitet, hat vorausschauend gehandelt.“
„Ganz genau, doch man hatte ihm früher immer vorgeworfen, dass er die Kinder mit schwarzer Magie vertraut gemacht hatte.“ Mr. Duvall legte den Kopf schräg, als er mitleidig hinzufügte: „Karkaroff hatte ein Leben in Einsamkeit vorgezogen. Er hatte nach seinem Tod weder Frau noch Kinder hintergelassen.“

Die eigenen Hände betrachtend überlegte Marie, inwiefern sie Mr. Duvall über Mr. Malfoy Informationen geben durfte. Sie verstand jedoch, auf was Mr. Duvall hinaus wollte. Mr. Malfoy hatte eine Familie gehabt, konnte sich daher nicht einfach von Voldemort lösen. Dann wurde Marie wieder skeptisch.

„Ist Mr. Karkaroff wirklich der Grund, warum Sie Mr. Malfoy so enthusiastisch vertreten möchten?“, fragte sie vorwurfsvoll, weil sie ahnte, dass er ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte.
„Glauben Sie mir bitte, Miss Amabilis, wenn ich Ihnen versichere, dass ich bei anderen Todessern wie Macnair, Rookwood und wie sie alle heißen wahrscheinlich keinen Finger krumm machen würde, aber bei Mr. Malfoy habe ich keinerlei Bedenken und außerdem kann ich meinen lieben Kollegen zeigen“, Mr. Duvall klang nun ein wenig verbittert, „dass ich der nicht unfähige, blasierte Schmeichler bin, für den Sie mich…“ Er stoppte sich selbst, doch Marie ahnte nun die tatsächlichen persönlichen Gründe, von denen Mr. Duvall anfangs gesprochen hatte.
„Sie wollen es Ihren Kollegen zeigen“, sagte sie als Fakt.
„Wissen Sie, warum man mir den Fall Malfoy gegeben hat?“ Ohne eine Äußerung ihrerseits abzuwarten offenbarte er missgelaunt: „Weil man davon ausgeht, dass trotz meiner Person Mr. Malfoy seine sieben Jahre nach Askaban gehen wird. Ich bin der Erste überhaupt, der als Beistand fungiert, Miss Amabilis. Daher gibt es auch niemanden, den ich fragen könnte, sollte mir etwas unklar sein. Man erwartet von mir, dass ich versage.“
„Was würde geschehen“, begann Marie, „wenn Sie trotz aller Mühe nichts bei Mr. Malfoy erreichen würden?“
„Dann wäre ich wieder einmal dem Spott meiner Kollegen ausgesetzt“, sagte er ehrlich und gab damit auch gleich die Antwort auf die Frage, was passieren würde, sollte er Vorteile für Mr. Malfoy herausschlagen.
„Warum mögen Ihre Kollegen Sie nicht?“, fragte sie vorsichtig.
Er schluckte, bevor er zugab: „Ich mache ’Dienst nach Plan’, das gefällt vielen nicht. Ich habe schon länger das Gefühl, dass man mich loswerden möchte, aber gerade weil ich sehr korrekt arbeite, hatte man bisher keine Gründe ausmachen können, die eine Kündigung rechtfertigen würden.“
Marie bemerkte, dass sich Mr. Duvall unwohl fühlte, so dass sie freundlich sagte: „Es wundert mich, dass Sie so offen mit mir reden.“
„Ich wundere mich ehrlich gesagt auch“, sagte er mit einem milden Lächeln.
Die Situation hinunterspielend sagte Marie scherzend: „Vielleicht ist es so, weil Sie endlich jemanden gefunden haben, bei dem Sie sich etwas Luft machen können?“
„Möglich“, erwiderte er zaghaft. „Vielleicht hat das aber auch mit dem Gefühl zu tun, Ihnen solche Dinge anvertrauen zu können?“

Einen Moment lang, den beide genossen, schauten sie sich in die Augen, bevor Marie das eigentliche Thema wieder zur Sprache brachte.

„Wenn ich Ihnen etwas über Mr. Malfoy erzählen sollte, dann können Sie davon ausgehen, dass ich ihn darüber unterrichten werde“, sagte sie ehrlich.
„Aber natürlich, ich hätte es ihm sowieso gesagt, doch wie Professor Puddle mir vorhin mitgeteilt hatte, wird Mr. Malfoy nach der Kaffeezeit zur Nachbehandlung gebeten. Deswegen wollte ich zunächst mit Ihnen reden.“
„Na gut, was genau möchten Sie wissen?“, fragte Marie.
„Meine erste Frage von vorhin lautete: Wie ist er sonst so?“
Sie spitzte die Lippen und zählte dann langsam auf: „Höflich, freundlich…“
„Zu allen?“, unterbrach Mr. Duvall.
„Nein, eher zu mir. Er mag bestimmte Pfleger und Schwestern nicht.“
„Warum das?“
„Mr. Malfoy sagte einmal über die anderen, sie seinen niederträchtig oder unfähig in ihrem Beruf“, rief sie sich ins Gedächtnis zurück.
„Aber Sie kommen mit ihm gut aus“, sagte er als Fakt, so dass sie nur noch bestätigend nickte. „Sind Sie reinblütig, Miss Amabilis?“
Sie kniff die Augen zusammen und fragte misstrauisch: „Was hat das damit zu tun?“
„Nun, wenn Sie reinblütig wären und die anderen Schwestern, mit denen Mr. Malfoy weniger gut auskommt, halbblütig oder sogar muggelgeboren, dann würde ich diese Information nicht verwenden wollen.“
„Ich bin halbblütig“, offenbarte sie, fragte jedoch gleich im Anschluss, „und Sie?“
„Ich definiere mich nicht über meine Abstammung, aber fairerweise möchte ich Ihnen antworten. Ich bin reinblütig.“ Er blickte von seinem Pergament auf und fragte: „Weiß Mr. Malfoy, dass Sie nicht reinblütig sind?“
„Ja, er hatte einmal gefragt.“
„Hat er das? Wie hat er auf Ihre Antwort reagiert?“
„Er wirkte sehr ruhig und nachdenklich, war aber weiterhin höflich“, antwortete Marie, während sie Mr. Duvall dabei zusah, wie er sich Notizen machte.
Er blickte auf und fragte sie: „Gab es jemals ein negatives Ereignis mit Mr. Malfoy? Hat er je Ärger gemacht?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, er sagt nur ab und an seine ehrliche Meinung, wenn ihm etwas nicht passt. Einmal, da hat er einen Eindringling vertrieben, der seinen Zimmergenossen ersticken wollte.“

Mr. Duvall bekam ganz große Augen, als er Maries detaillierter Schilderung über diese Nacht lauschte.

„Ich hoffe, Sie haben die Verwundung gut überstanden, Miss Amabilis.“
Sie lächelte schüchtern. „Ja, alles bestens. Man hatte mir sofort helfen können.“
„Das Ministerium weiß also von diesem Vorfall?“, fragte Mr. Duvall interessiert. Die Feder in seiner Hand zuckte.
„Ja, Mr. Shacklebolt und die damalige Miss Bones waren hier, um mit mir darüber zu sprechen. Die Erinnerung an den Vorfall müssten Sie im Ministerium finden, die habe ich nämlich Mr. Shacklebolt überlassen“, erzählte sie ihm gewissenhaft.
„Ah ja, Miss Bones, jetzt Mrs. Malfoy, wie ich unter anderem dem Tagespropheten entnehmen konnte. Wie hatte Mr. Malfoy darauf reagiert, dass sein Sohn eine Halbblüterin geheiratet hat?“
„Ich weiß nicht, wir sprechen kaum drüber. Er hatte mit seinem Sohn schon vorher ein paar Probleme. Sie reden nicht mehr miteinander, aber Mr. Malfoy liest jeden Brief, den sein Sohn ihm schickt; jeden und nicht nur einmal“, beteuerte sie.
Mr. Duvall lächelte zufrieden, bevor er sagte: „Ich danke Ihnen vielmals, Miss Amabilis. Falls ich noch Fragen haben sollte, dürfte ich dann…?“
Sie unterbrach lächelnd: „Aber sicher, Sie wissen ja, wo Sie mich finden können.“

Auf dem Gang kam gerade Lucius in Begleitung eines Pflegers von der Nachbehandlung zurück, was Mr. Duvall nicht entgangen war.

„Dann möchte ich mich ganz herzlich von Ihnen verabschieden“, sagte er und reichte Marie die Hand. „Ich werde nun einige Punkte mit Mr. Malfoy besprechen.“
Marie schenkte ihm ein Lächeln, bevor sie fragte: „Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“

In den Kerkern antwortete Hermine auf die gleiche Frage mit: „Ja gern, einen Tee.“ Severus nickte und schenkte ihr aus der Kanne ein, die er sich selbst gerade aus der Küche hatte kommen lassen. „Heute wird das Papier fertig oder?“
Erneut nickte Severus, bevor er antwortete: „Ja, der Trocknungsprozess müsste beendet sein. Wir werden später probieren, ob es auch funktioniert, denn wenn nicht, werden wir noch einmal von vorn beginnen.“ Weil sie ihn entgeistert anblickte, erklärte er: „Was soll ich sonst in Ihre Beurteilung schreiben? Dass Sie zwar mit Wasserhyazinthen gearbeitet haben, das Projekt jedoch fehlschlug? Macht sich nicht besonders, meinen Sie nicht?“
„Haben Sie so wenig Vertrauen in meine Arbeit?“
„Nein, aber die Möglichkeit besteht, dass uns unbemerkt ein Fehler unterlaufen sein könnte.“
„Damit werde ich mich erst befassen, wenn es mit dem Papier tatsächlich nicht funktionieren sollte“, sagte sie schnippisch, obwohl er mit seiner Befürchtung dafür gesorgt hatte, dass sie ein wenig unsicher geworden war.
Während sie die Produktion des Papiers in Gedanken wiederholte, um einen möglichen Fehler ausfindig zu machen, fragte er amüsiert: „Zweifeln Sie nun selbst an Ihrer Kompetenz?“
Sie kniff missgelaunt ihre Augenlider zu schmalen Schlitzen zusammen, bevor sie antwortete: „Sie haben eben gesagt, es würde die Möglichkeit bestehen…“
„Sie lassen sich von einer einzigen Bemerkung aus dem Sattel werfen“, stellte er fest.
„Weil die Bemerkung von Ihnen stammt! Hätte Ron solche Zweifel angebracht, würde ich mich nicht irremachen lassen“, konterte sie entrüstet, doch mit einem Male ging ihr ein Licht auf. „Oh verstehe, Sie haben das mit Absicht gemacht!“ Einer seiner Mundwinkel wanderte ein paar Millimeter nach oben, was ihn verraten hatte. „Warum?“, wollte sie wissen.
„Weil Sie sich in Bezug auf Ihre Arbeit nie von der Meinung eines anderen beeinflussen lassen sollten, Hermine. Was genau ich damit meine, werden Sie spätestens am eigenen Leib erfahren, wenn Sie Ihren Farbtrank vor Publikum vorstellen.“ Er hatte sehr gelassen geklungen.
Ein wenig eingeschüchtert fragte sie: „Meinen Sie, die würden mich noch auf der Bühne auseinander nehmen?“
„Was habe ich eben über die Meinung anderer gesagt?“
Sie rollte mit den Augen und erwiderte schmollend: „Aber es ist Ihre Meinung, die ist mir ein bisschen mehr wert als die von Fremden.“
„Haben Sie eigentlich weitere Tests mit Ihrem Trank durchgeführt?“

Auf eine Art und Weise fand sie es amüsant, dass er die Unterhaltung mit Leichtigkeit fortführen konnte, obwohl er auf einige ihrer Fragen gar nicht einging. Sein so lang vermisstes Interesse an ihrer Arbeit war wieder vorhanden und sie fragte sich heimlich, ob ihre Pastillen der Grund dafür sein könnten. Zumindest schien er wesentlich motivierter als zuvor.

„Ich habe Anne ein paar Ampullen mitgegeben. Sie will es an ihren Muggelfreunden testen. Ich wollte nicht, dass ein Zauberer anwesend ist, damit das Ergebnis nicht beeinflusst wird. Sirius wird ihr aber für diese Momente seinen Stab überlassen, damit die Muggel ihn mal in die Hand nehmen können.“ Sein skeptischer Blick war ihr nicht entgangen, weswegen sie sich zu rechtfertigen versuchte. „Sie halten sich ja auch nicht an Gesetze, also warum sollte ich? Es wird schon keiner an meinem Trank sterben.“ An seiner Mimik konnte sie erkennen, dass er ihr innerlich zustimmte. Sie erklärte, während sie ihre Tasse Tee vom Tisch nahm: „Es ist der Sekunden-Trank, den sie testet; der, den die Testperson selbst nicht sehen kann. Sollte etwas passieren, dann gibt sie mir ihre Erinnerung daran, damit ich es selbst sehen kann. Bisher hat sie vierzehn Muggel getestet und…“
Er unterbrach überrascht. „Vierzehn?“
„Sie haben mir doch selbst gesagt“, hielt sie ihm vor Augen, „dass ich viel mehr Resultate brauche, damit meine Ergebnisse nicht verfälscht wirken, wenn ich nur Eltern oder Freunde vorweisen kann.“
„Was ist mit Squibs?“
„Ich kenne leider keine und meine Fragerei hat mir auch nicht geholfen. Bis auf den, den Neville kennt, habe ich keinen mehr gefunden.“ Severus holte gerade Luft, um etwas zu sagen, da fügte sie schnell noch hinzu: „Ich frage nicht Filch, nur damit das klar ist!“
„Sie könnten ihm etwas untermischen“, empfahl er mit emotionsloser Miene.
Hermine winkte ab. „Wenn ich das mache, wird Albus davon erfahren und dann bekomme ich sicherlich Schimpfe.“
„Und hinterher einen Zitronenbrausebonbon“, fügte er hinzu.
„In dieser Schule bleibt kaum etwas vor ihm geheim. Aber wissen Sie was?“ Er spitzte die Ohren. „Do und Wo haben sich bereiterklärt, den Trank einzunehmen.“
„Wer bitte?“
„Ich meine die beiden Elfen, deren Namen ich nicht aussprechen kann, ohne dass sie sofort erscheinen würden. Beide wollen ihn mir zuliebe nehmen und auf die Ergebnisse bin ich wirklich gespannt. Vielleicht bekomme ich auch Fawkes dazu ihn zu trinken oder sogar ein Einhorn!“ Zum Ende hin war ihr Enthusiasmus kaum noch zu bremsen.
„Stecken Sie sich die Ziele nicht zu hoch, Hermine. Es würde momentan reichen, wenn Sie mit den Tests beim Menschen bleiben.“

Sie ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen und kam ebenfalls zu der Ansicht, dass sie auch später noch für Tests an anderen Spezies Zeit hätte.

Ihre leere Tasse auf den Tisch stellend fragte sie: „Schauen wir jetzt nach dem Papier?“
„Aber sicher.“

Im Labor löste Hermine vorsichtig das Papier aus dem Sieb, während Severus eine flache Vorrichtung mit zwei Glasplatten an den Tisch brachte, die an der Innenseite mit einer Art Stoff überzogen waren.

„Wir müssen es nur noch pressen und glätten; beides können wir in einem Zug mit diesem Gerät erledigen.“ Die Vorrichtung legte er vorsichtig auf den Tisch, bevor er die oberste Scheibe wie einen Buchdeckel aufklappte, während Hermine den großen Bogen endlich aus dem Sieb gelöst hatte und damit zu ihm kam. „Mit der Schönseite nach unten, bitte“, wies er sie an, so dass sie die wesentlich glattere Seite nach unten legte. Die spätere Rückseite war durch das Siebmuster sehr rau und nicht zum Schreiben geeignet.
„Wann wird es fertig sein?“, wollte sie wissen, während er die zweite Glashälfte vorsichtig auf den frisch hergestellten Bogen presste.
„Ich würde sagen, in maximal zehn Stunden. Ich möchte ungern den Pressvorgang mit Zaubersprüchen beschleunigen, weil ich nicht weiß, ob es Auswirkungen auf das magische Papier haben könnte.“
„Was machen wir in der Zwischenzeit?“ Mutig schlug sie vor: „Wir könnte uns darüber unterhalten, was sich auf dem Dachboden befindet.“ Er ignorierte sie und befestigte langsam die Schrauben am Rande der beiden Glasscheiben, während sie weitere Vorschläge unterbreitete. „Oder Sie könnten mir auch sagen, warum Sie glaubten, mich hier im Schloss gesehen zu haben, wo ich doch Zeugen dafür habe, dass ich Harrys Wohnzimmer in der Zeit gar nicht verlassen habe. Wäre das nicht ein Thema?“ Mit einer Engelsgeduld zog Severus wortlos eine weitere der Schrauben fest, während er ihrer Stimme lauschte, als sie sagte: „Ich bin übrigens fest der Überzeugung, dass man Ihnen helfen kann und wissen Sie auch, warum?“ Er reagierte nicht, sondern machte sich an die nächste Schraube. „An dem Tag, als die Schüler zum Hogwarts-Express gebracht wurden, da hatte Harry in der großen Halle die Farben der Kinder gesehen!“ Sie wartete auf eine Äußerung seinerseits, doch sie wartete vergeblich. „Harry hat mir die Erinnerung daran gezeigt, wissen Sie? Sie waren an dem Tag ebenfalls dabei, Severus; haben sich einen Weg durch die Schülermengen erkämpft. Harry hat Ihre Farben auch gesehen.“ Nur für einen kurzen Moment hatten seine Finger innegehalten, bevor sie zur nächsten und letzten Schraube übergingen. Hermine betrachtete seine Hand, die vorsichtig den Verschluss zuzog, während sie leise zugab: „Harry hat auch Remus die Erinnerung gezeigt.“

Ein Knacken war zu hören und gleich darauf ein wütendes Schnaufen. Severus hatte die letzte Schraube mit einem Male viel zu fest gezogen, so dass das Glas drumherum gebrochen war. Gelassen nahm Hermine ihren Zauberstab in die Hand und sprach einen Reparo, so dass die Risse aus dem Glas verschwanden.

„Das ist kein Beinbruch, Severus“, sagte sie ruhig. Sie hatte sich absichtlich so ausgedrückt, dass er ihre Worte entweder auf das gebrochene Glas beziehen konnte oder auf die Tatsache, dass nun sogar Remus seine Magiefarbe kannte.
„Ich weiß, was Sie beabsichtigen!“, zischte er böse. Er türmte sich vor ihr auf, doch sehr viel größer als sie war er nicht. Sein Einschüchterungsversuch hätte bei ihr Wirkung gezeigt, wäre sie noch eine Erstklässlerin, aber sie fühlte sich ihm ebenbürtig. Fragend blickte sie ihn an, so dass er deutlicher wurde und ihr verärgert vorwarf: „Sie wollen mich reizen!“
Die Nerven behaltend nahm sie sich vor, ihn mit einem Scherz wieder versöhnlich zu stimmen, weswegen sie sich seine Worte zurechtbog und verschmitzt lächelnd konterte: „Ach Severus, wenn ich Sie reizen wollte, würde ich mir einfach etwas anderes anziehen.“

Es war ein Wohlgenuss für sie, seine entgleisenden Gesichtszüge betrachten zu dürfen, an denen sie sich einen Moment lang ergötzte, bevor sie es sich erlaubte breit zu grinsen und ihn keck mit den Ellenbogen anzustoßen.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 3. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Sie ist eindeutig der Wolf im Schafspelz, also überhaupt nicht so 'pink', wie sie aussieht.
David Barron, ausführender Produzent