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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Wahrscheinlichkeiten

von Muggelchen

„Geh schon vor, Sirius“, waren Remus’ Worte in der Bibliothek gewesen, nachdem Hermine gegangen war. „Ich komme gleich nach.“
Ungläubig hatte Sirius seinen Freund angestarrt, bevor er skeptisch und auch etwas ratlos fragte: „Was willst du von ihm?“

Es war offensichtlich gewesen, dass Remus noch einen Moment lang bei Severus bleiben wollte, der abseits von den beiden Männern weiterhin in den Regalen nach Büchern stöberte.

„Er sucht ein bestimmtes Buch und ich denke, ich habe da eine Idee.“ Mit einem ernsten Blick untermauernd machte er seinem Freund unmissverständlich klar: „Ich werde es ihm heraussuchen, danach komme ich zu Harry runter.“ Sirius schien nicht verstehen zu wollen, dass sein bester Freund Severus einen Gefallen tun wollte – aus freien Stücken –, was Sirius selbst nie tun würde.

Noch einen Moment den sprachlosen Sirius anblickend wandte Remus sich langsam von ihm ab, um hinten in der Verbotenen Abteilung eine bestimmte Ecke anzusteuern, die er durchstöbern wollte. Severus hatte ihn an sich vorbeigehen sehen, weshalb seine Hand, die gerade ein Buch aus einem der Regale gezogen hatte, wie versteinert ihre Bewegung einstellte. Ein Blick zum Eingang der Verbotenen Abteilung verwirrte Severus noch mehr, denn Sirius stand einen Augenblick lang aufgrund der Reaktion des anderen Rumtreibers erst fassungslos an der Gittertür, bevor er klein beigab und die Bibliothek wortlos verließ. Danach wagte Severus es, einen unauffälligen Blick in Remus’ Richtung zu werfen, um an Körperhaltung oder Gesichtsausdruck einen möglichen Grund für dessen unerwartete Anwesenheit entnehmen zu können, doch alles, was er an ihm ausmachen konnte, war der konzentrierte Blick auf die Buchtitel, während er langsam ein Regal abging. Fest hatte Severus damit gerechnet, dass beide Männer zusammen die Bibliothek verlassen würden. Mit seiner Vermutung so falsch gelegen zu haben ließ ihn daran zweifeln, noch immer über die hervorragende Beobachtungsgabe zu verfügen, die er in Zeiten der Spionage perfekt beherrscht hatte. Nur mit Mühe konnte Severus die Anwesenheit von Remus akzeptieren und sich wieder seiner Suche widmen, auch wenn sich ihm die Frage stellte, warum der Mann noch hier war.

Vierzig Minuten später erschrak Severus, als er eine Hand an seinem Oberarm spürte, die jedoch nur kurz verweilte, als würde sie genau wissen, dass so ein naher Kontakt nicht geduldet war.

„Du hast mich nicht gehört“, sagte Remus entschuldigend.
„Ich war wohl in die Titel vertief“, rechtfertigte sich Severus, aber in Wirklichkeit hatte sein Verstand die ganze Zeit über versucht, die Situation zu begreifen.
Remus hielt ihm ein Buch unter die Nase. „Hier, das war das Einzige, welches ich damals gefunden hatte.“
„Wo stand es?“
„Da hinten“, Remus deutete auf eine Reihe in der Nähe, in welcher eine durch Schatten schwarz gefärbte Lücke klaffte. „Es steht bei ’Magischen Wesen’, aber es behandelt zu siebzig Prozent tierische Gifte und Zaubertränke.“

Ein Blick aufs Inhaltsverzeichnis bestätigte Severus, dass es auch ein Kapitel über Corvinus Callidita beinhaltete.

„Sehen wir uns heute in der großen Halle?“, fragte Remus, der somit auf freundliche Weise deutlich machte, dass er jetzt gehen würde.
„Ich…“ Noch immer war Severus völlig aus dem Konzept, doch sein Sprachzentrum stellte ihm nach einem kurzen Moment wieder das gesamte Vokabular zur Verfügung. „Ich denke nicht, ich werde mich zurückziehen und lesen.“
Remus wirkte belustigt und zog seine Augenbrauen hinauf. „Ach tatsächlich?“, fragte Remus schmunzelnd nach, denn etwas Ähnliches hatte er heute schon einmal gehört.
„Tatsächlich!“, versicherte Severus in einem Tonfall, der seinem Gegenüber nahe legte, ihn nicht auf den Arm zu nehmen.
„Wie du meinst, Severus. Vielleicht schaust du dir vom Astronomieturm aus das Feuerwerk an? Albus hatte einiges bei den Zwillingen bestellt.“

Nach diesen Worten verließ Remus die Bibliothek und er schlenderte an seinen eigenen Räumlichkeiten vorbei, bevor er bei Hermine Halt machte. Er wollte sich bei ihr erkundigen, ob sie mit ihm mitkommen wollte oder es vorzog, lieber noch zu lesen, wie sie es vorhin gesagt hatte. Als Remus nach mehrmaligem Klopfen schon dachte, sie wäre womöglich längst bei Harry und Ginny, da öffnete sich die Tür.

„Merlin, Hermine…“ Er packte sie am Arm, weil sie schwächlich wirkte. „Du bist leichenblass! Setz dich erst einmal.“
„Mir geht es gut“, log sie ihm ins Gesicht und ihre zittrige Stimme tat nicht gerade etwas dazu bei, ihm diese geflunkerte Aussage als Wahrheit verkaufen zu können. Er führte sie zur Couch hinüber, doch sie versicherte währenddessen: „Mir geht es gut, Remus! Jetzt übertreib es mal nicht. Mir ist nur ein wenig kalt, aber sonst fühl ich mich bestens.“

Der Schock ĂĽber den Inhalt des Buches schien sich in ihrem Gesicht abgezeichnet zu haben, vermutete sie. Es ging ihr gut, auch wenn sie ein wenig Herzklopfen hatte und sich ihr an einigen Stellen der Magen hatte umdrehen wollen.

Auf den Couchtisch blickend bemerkte Remus den in schwarzes Leder gebundenen Band, weswegen er Hermine eindringlich anschaute. „Ist es wegen dem Buch?“
„Nein, ich meine ja… irgendwie schon.“
„Hermine“, flehte Remus leise.
„Das Buch selbst ist ungefährlich, wenn du das meinst. Ich bin nicht von einem dunkelmagischen Fluch eingenommen, Remus. Es ist das, über was dort geschrieben wurde, das ich schwer ertragen kann.“
„Warum liest du es denn?“, forderte er als Antwort.
„Weil…“ Sie stoppte sich.

Selbst nach dem Grund suchend fiel sein Blick erneut auf das Buch, welches er gleich im Anschluss ergriff. Er las den Titel, schaute sie an und wiederholte fassungslos: „’Leib und Seele’? Was hast du da nur für Schund gefunden? Hermine, du solltest das wirklich nicht lesen.“ Er legte das Buch sachte auf den Tisch zurück.
Seinen Ratschlag verstehen wollend fragte sie: „Warum nicht?“
„Es ist nicht gut, solche Dinge zu wissen. Niemand sollte erfahren, wie es möglich ist, eine Seele zu spalten.“
Seine Aussage hielt ihr vor Augen, dass er etwas mehr darüber zu wissen schien, weswegen sie mutig fragte: „Weil man mit dem Wissen, das darin beschrieben ist, dazu in der Lage wäre Horkruxe herzustellen?“
„In erster Linie ja, aber das Schlimmste sind die aufgeführten Behandlungsmethoden. Es ist schon grauenvoll genug, von diesem dunklen Kapitel der Heiler-Ära überhaupt zu wissen, aber man muss nicht auch noch bis ins kleinste Detail in Erfahrung bringen, wie man solche verpönten ’Therapien’ durchzuführen hat. Reicht es nicht zu wissen, dass man damals bei Geisteskrankheiten geglaubt hatte, den Patienten heilen zu können, wenn man den kranken Teil der Seele einfach entfernt?“

Erschrocken holte Remus Luft, denn mit einem Male glaubte er zu wissen, warum Hermine dieses Buch lesen wollte.

„Du glaubst doch nicht etwa…?“, fragte er mit dünner Stimme.
Hermine klang sehr mitgenommen, als sie antwortete: „Ich befürchte es.“

Im ersten Moment hatte Remus das Buch nicht mit Severus’ Problem in Zusammenhang bringen können, doch auf einen Schlag ahnte er, dass Hermine mit ihrer Befürchtung richtig liegen könnte.

„Ich war immer der Meinung“, begann er zaghaft, als er das Buch betrachtete, „dass man die Tränke und Zaubersprüche zu diesen schrecklichen Therapien nicht kennen sollte, Hermine.“
„Woher weißt du davon?“
„Ich habe es einmal überflogen, als ich damals mit Arthur zusammen den Raum im Grimmauldplatz geöffnet hatte. Ich bin nur durch Zufall drauf gestoßen. Ich fand es faszinierend und abstoßen zugleich und ich verstehe vollkommen, warum das Ministerium nicht möchte, dass die Anleitung zu Tränken, die eine intakte, menschliche Seele verstümmeln können, für jedermann zugänglich ist.“
„Warum hat man damals überhaupt zu solchen Methoden gegriffen?“, fragte sie neugierig.
„Weil man es nicht besser wusste. Bei manchen Patienten schien es geholfen zu haben, aber der Heilerfolg war insgesamt so gering, dass die Praktizierenden sich den Vorwurf anhören mussten, sie wüssten nicht, was sie tun würden und das war auch so, Hermine. Einige haben damit einfach experimentiert, denn es war unmöglich, genau vorherzubestimmen, welcher Teil des Gemüts entfernt werden würde – ob es sich dabei um einen erkrankten handelte oder um einen gesunden.“
„Dann baut die Herstellung von Horkruxen auf diesen Behandlungsmethoden auf, nur dass der Teil der Seele auf einen Gegenstand übertragen wird, nachdem er herausgerissen wurde?“, hatte sie kombiniert.
„Es wäre möglich, dass es so ist, aber genau wird man es wohl nie erfahren. Ich kann nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob vor Voldemort schon einmal jemand ein Horkrux erschaffen hat, aber es ist sehr wahrscheinlich.“ Er seufzte und fügte leise hinzu: „Das sind Dinge, die man einfach nicht tut.“

Es verging ein seltsam angenehmer Moment, in welchem sich Remus und Hermine in die Augen blickten. In den seinen spiegelte sich plötzlich Erkenntnis wider.

„Glaubst du, Severus hat ein Horkrux erschaffen?“, fragte er vorsichtig.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das glaube ich nicht. Ich gehe davon aus, dass das, was er sucht, verloren ist.“

Sie sprachen nach ihrer laut ausgesprochenen Vermutung, die Hermine erst jetzt verdeutlichte, wie schlimm es um Severus’ Seelenleben stand, einen ganzen Moment nicht mehr, denn auch Remus schien von dieser desillusionierenden Aussage schockiert zu sein.

So vielen Fragen brannten ihm auf der Zunge, doch nur eine trat über seine Lippen, als er voller Hoffnungslosigkeit das Wort an Hermine richtete. „Du glaubst, man kann ihm nicht helfen?“

Sie blickte zu Boden, dann wieder Remus in die Augen, um seine Vermutung lediglich zu bejahen, wie sie es damals im Mungos häufig getan hatte, wenn sie auf die Frage eines Patienten geantwortet hatte, doch dieses Mal wollte sich das einfache „Ja“ nicht verbalisieren, denn sein Gesichtsausdruck bewegte sie zu sehr. Die eben erlangte Offenbarung, dass es für Severus keine Heilung zu geben schien, zeigte wenige Sekunden später nicht mehr nur bei Remus ihre volle Wirkung. Die Erkenntnis darüber, dass all ihre bisherigen Mühen vergeblich gewesen sein sollten, war für Hermine schwerer zu ertragen, als sie es für möglich gehalten hatte. Als sich auch noch die eigene Hoffnung von ihr entfernen wollte, da suchte sie verzweifelt nach etwas, um neue schöpfen zu können. Sie würde auf eigene Faust nach einer Heilung für Severus suchen. Es war immerhin einer ihrer Professoren gewesen, der ihr während ihrer Ausbildung gesagt hatte, als sie am Bett eines siebenundzwanzigjährigen Opfers eines magischen Duells gestanden und über sein fünfzehnjähriges Koma diskutiert hatten: „Man darf zeitweise ein wenig Abstand zum Patienten gewinnen. Man darf sogar eine Phase haben, in der man zu zweifeln beginnt“, der betagte Heiler hatte die Decke höher über Schultern des jungen Mannes gezogen und einmal dessen verkrampfte Hand gedrückt, „aber man darf niemals aufgeben.“

„Ich werde weitermachen.“ Der hoffnungslose Klang in ihrer Stimme gefiel ihr nicht, weswegen sie viel energischer zu Remus sagte, aber auch zu sich selbst, um sich davon zu überzeugen: „Ich werde weitersuchen und weiterbohren und ich werde alles erfahren, damit ich endlich anständige Aussagen habe, mit denen ich nach einer Heilung suchen kann. Ohne zu wissen, was genau geschehen ist, werde ich gar nichts erreichen.“

Sie musste Luft holen, denn sie hatte viel Kraft aufbringen müssen, um sich zu sagen, was sie tun müsste, denn auch wenn sie in ihrem Leben bereits allein Entscheidungen getroffen hatte, so hatte sie bisher in Bezug auf Severus immer die Notbremse gezogen. Ab jetzt, so schwor sie sich, würde sie den Zug mit Höchstgeschwindigkeit weiterfahren lassen und sie setzte all ihre Hoffnung darin, dass die Endstation keine Sackgasse sein würde.

„Wenn du Hilfe braucht, dann bin ich für dich da“, versicherte Remus. Der Ernst in seiner Stimme hatte diesen Worten, die häufig als Floskel verwendet wurden, jedwede heuchlerischen Absichten genommen. Um sein Angebot noch deutlicher zu machen, bot er an: „Wenn du Hilfe bei der Recherche brauchst – ich lese alles, ich habe ja jetzt Zeit.“

In diesem Moment kam ihr nicht in den Sinn nachzufragen, was er damit meinen wĂĽrde, denn sein Angebot erleichterte sie; lieĂź sie weniger auf sich allein gestellt dastehen.

„Kommst du trotzdem mit zu Harry?“, fragte Remus warmherzig.
„Ich möchte noch ein wenig lesen.“ Er ahnte, dass sie nicht zur Ruhe kommen würde, sollte sie nicht erst das Buch gelesen haben. Endlich hatte sie etwas gefunden, das auf Severus’ Zustand wie die Faust aufs Auge passte und er konnte auch nachvollziehen, dass sie deswegen am heutigen Tag – Silvester – ganz andere Dinge im Kopf hatte.
„Vielleicht später?“
„Ich komme ganz sicher vorbei, Remus, versprochen!“ Sie lächelte ihn dankbar an, bevor er sich verabschiedete.

Den ganzen Weg über hatte Remus nur den Gedanken an diese grauenvollen Gemütsverstümmelungen im Kopf, die in dem Buch „Leib und Seele“ behandelt wurden. Die Möglichkeit in Betracht ziehen zu müssen, dass Severus wahrscheinlich an einer entstalteten Seele aufgrund eines solch unmenschlichen Trankes leiden könnte, erschütterte ihn, aber es erklärte auch so vieles.

Die frohe und ausgelassene Stimmung, die ihm entgegenschlug, nachdem Harry ihm die Tür geöffnet hatte, schien für ihn wie ein emotionaler Schock.

„Alles in Ordnung, Remus?“ Harry schien etwas bemerkt zu haben, doch ein Nicken hatte ihm als Antwort genügt, so dass er nicht nachhakte, sondern im Anschluss nur noch wissen wollte: „Wo ist Hermine?“
„Sie kommt später.“
Sirius hatte Remus’ Antwort vernommen und warf schelmisch erbost ein: „Was denn? Möchte sie etwa noch lesen?“ Es klang fast so, als würde Hermine etwas Schlimmes tun. „Wenn ihr mich fragt, dann nimmt sie sich viel zu viel von ihm an.“

Der Aussage stimmte Harry innerlich zu, denn es war eine Sache, wenn Severus sich an einem Tag wie heute zurückziehen wollte – das war eben Severus –, doch seine Hermine hatte das nie getan. Freunde waren ihr immer wichtiger gewesen als Bücher.

„Ich werde sie holen“, sagte Harry bestimmend, doch Remus hielt ihn auf.
„Nein, lass sie noch einen Mom….“
Mit übertönender Lautstärke ermutigte Sirius seinen Patensohn. „Ja, hol sie her, Harry! Das Buch wird schon nicht wegrennen.“

Während Fellini ihr um die Beine strich und laut schnurrte, sackte Hermine wie erschlagen auf der Couch zusammen, nachdem sie einen Absatz über einen bestimmten Trank gelesen hatte. Der Grundtrank war in diesem Kapitel behandelt worden: ein Gebräu, das für die Spaltung der gesunden Seele verantwortlich war. Die Auswirkung des Trankes, wie sich erst viel später herausgestellt haben musste, war weder mit zusätzlichen Trankzutaten noch mit Zaubersprüchen zu steuern. Somit war es nicht möglich gewesen, ganz gezielt bestimmte Bereiche zu entfernen, die man für erkrankt und unheilbar hielt.

Vor ihrem geistigen Auge manifestierte sich aufgrund dieser Beschreibungen das Bild von einigen Chirurgen, die mit Skalpellen auf den auf dem Operationstisch liegend Patienten warfen, um einen Tumor zu entfernen, dessen Lage sie nicht einmal genau hatten bestimmen können – der Trank machte sich an der Seele genauso unpräzise zu schaffen.

Sie erinnerte sich an das, was Severus gesagt hatte: „Auf das Wesen und das Empfinden; auf all das, was einen Menschen ausmacht, darf man nicht einwirken, denn das sind Gebiete, die sich uns noch nicht erschlossen haben.“

Severus selbst hatte von einem „kleinen Überbleibsel“ gesprochen, welches er noch innehatte und manchmal auflodern würde. Allein diese Aussage gab Hermine wieder Hoffnung, denn wenn etwas loderte, dann könnte es eines Tages genauso gut in Flammen aufgehen und das wollte sie unbedingt erreichen – das war ihr neues Ziel –, aber vorweg musste sie alles über ihn in Erfahrung bringen; musste sie Severus zum Reden bringen, denn sie hatte genug davon, im Dunkeln zu tappen. Sie brauchte Details, damit ihre grauen Zellen etwas zum Arbeiten haben würden.

„Hermine?“, fragte Harry leise, doch sie war trotzdem zusammengefahren.
„Harry, was tust du denn hier?“ Sie wirkte auf ihn sehr mitgenommen, als würde ihr etwas das Leben schwer machen.
„Du hast mein Klopfen nicht gehört.“ Er schloss die Tür hinter sich und näherte sich seiner auf der Couch sitzenden Freundin, blieb jedoch vor ihr stehen und sagte ein wenig beleidig klingend: „Warum liest du, wenn du stattdessen bei uns sein kannst?“
„Harry, ich…“ Sie blickte ihn mit treuen Hundeaugen an und seufzte. Der Ernst der Lage war herauszuhören, als sie ihm leise anvertraute: „Ich habe es gefunden, Harry, ich bin mir ganz sicher!“ Er legte seine Stirn in Falten, so dass sie erklärte: „Das mit Severus. Ich weiß, was er getan haben muss.“
Sein Blick fiel auf das Buch in ihrem Schoß. „Darf ich mal?“

Nachdem sie ihm das aufgeschlagene Buch gereicht hatte, lieĂź er sich neben ihr nieder und las die beiden Seiten, die sie ihm gezeigt hatte.

„Es…“ Er stockte, denn er wollte es nicht laut aussprechen, weil es dann Realität werden würde, doch er gab sich einen Ruck. „Es gibt keine Heilung.“ Das niederschmetternde Gefühl der Enttäuschung machte sich nun auch in ihm breit und er konnte erahnen, wie es Hermine im Augenblick ergehen musste.
„Man kann es nicht rückgängig machen, damit liegst du richtig, aber das heißt nicht, dass es nicht eine andere Möglichkeit geben könnte.“
„Weißt du“, begann Harry mit einem Kloß im Hals, „wie viel ihm fehlt?“
Sie schüttelte den Kopf, bevor sie vermutete: „Ich gehe davon aus, dass nur noch ein winziger Rest übrig ist.“
„Warum bist du so sicher, dass das“, er hob das Buch in seinem Schoß an, „die Antwort sein soll?“
„Als er den Titel im Vorübergehen gelesen hatte…“ Sie erinnerte sich daran, wie Severus’ Finger gezittert hatten. „Das hättest du sehen müssen, Harry. Seine Reaktion hatte Bände gesprochen und deswegen habe ich das Buch auf gut Glück mitgenommen. Ich habe nur mit einem weiteren, versteckten Hinweis gerechnet, aber dass ich einen so eindeutigen Treffer landen würde, das hat mich umgehauen.“
„Aber warum um alles in der Welt soll er das getan haben?“, wollte Harry wissen, denn er war sich sicher, dass es keine Situation in seinem Leben geben könnte, die ihn zu so einer Selbstverstümmelung ermutigen könnte.
Sie hob und senkte die Schultern. „Ich werde das noch herausfinden müssen. Ich muss auch wissen, ob er an dem Trank etwas verändert hat.“ Sie seufzte.
„Das wird er dir nie erzählen, Hermine.“
„Ich weiß…“ Den kapitulierenden Klang in ihrer Stimme machte sie wieder wett, als sie anfügte: „Ich werde ihn provozieren müssen.“

Sanft schloss Harry das Buch, bevor er es auf den Tisch legte und sich danach, mit einem Arm um Hermines Schultern gelegt, gemĂĽtlich zurĂĽcklehnte. Einen Moment verweilten sie so, beide in Gedanken vertieft, bis Harry ermutigend ihre Schulter drĂĽckte.

„Ich mache dir einen Vorschlag: Wir beide gehen jetzt runter, haben eine schöne Zeit und rutschen nachher gemeinsam mit unseren Freunden ins neue Jahr“, sie wollte schon Einspruch einlegen, doch Harry verbat sich jede Unterbrechung, „und morgen, da werden wir das Buch zusammen lesen!“
Seine Entschlossenheit machte sie einen Moment lang sprachlos, bis sie sich gefangen hatte und nachfragte: „Du willst das Buch mit mir zusammen lesen?“
„Natürlich! Du musst mir danach nur sagen, was ich tun muss, um dir zu helfen. Ich bin ab jetzt wieder mit an Bord, Hermine. Ich helfe dir sogar, wenn du einen Trank brauen willst oder ich werde versuchen, etwas aus Severus herauszubekommen, du musst es mir nur sagen.“

Bereits Remus’ Hilfsangebot hatte ihr einen Lichtblick beschert, doch Harrys Worte gaben ihr tatsächlich wieder eine Perspektive.

Sie lächelte ihm dankend zu und nickte. „Dann lass uns heute feiern.“ Wehmütig klang sie noch immer.

Als Hermine und Harry das Wohnzimmer betraten, wurden sie herzlich von Anne begrĂĽĂźt, die in der Zwischenzeit zum vereinbarten Zeitpunkt von Sirius abgeholt worden war.

„Sag mal“, begann Sirius an Remus gerichtet, „wo ist Tonks?“
„Die kommt später nach“, erwiderte Remus. „Wir hatten keine Pläne gemacht. Erstens sind ihre Eltern noch immer im Urlaub und zweitens muss sie in diesem Jahr zwischen Weihnachten und Neujahr arbeiten.“
„’Zwischen’ ist gut“, warf Harry amüsiert ein. „Soviel ich weiß, musste sie auch direkt an Weihnachten arbeiten und ich denke, jetzt in diesem Moment wird sie auch noch im Ministerium hocken.“
Remus nickte, während er eine Luftschlange mit seinen Fingern in Einzelteile zerpflückte. „Ja, aber dafür hat sie bereits fürs nächste Jahr den Urlaub bewilligt bekommen. Jeder muss mal ran und in diesem Jahr waren es unter anderem Kingsley und Tonks. Sie weiß nicht, wann sie Feierabend machen kann, deswegen konnten wir für heute auch nichts planen.“ Remus blickte zu Anne hinüber und fragte: „Und ihr beide? Ihr hattet doch sicherlich auch nichts vor, wenn ihr so kurzfristig bei Harry zugesagt habt.“
„Mitnichten“, sagte Sirius, während Anne einen Flunsch zog, was ihn ein wenig traurig zu stimmen schien. „Wir hatten Pläne! Wir wollten bei Annes Mutter feiern, aber dann kam auch noch die Einladung von ihrem Vater und als der gehört hat, dass…“
Anne unterbrach und erklärte für alle: „Meine Eltern verstehen sich nicht besonders und mein Vater fühlte sich gekränkt, weil ich zu meiner Mutter gehen wollte. Ich hab daraufhin meine Mutter angerufen und ihr gesagt, dass Sirius und ich zu ihr kommen würden, später aber noch zu Dad gehen wollten, weswegen sie sauer geworden ist.“ Sie machte eine ratlose Geste mit ihren Händen. „Ich habe von diesen Kindereien die Nase voll und habe beiden absagt – das war gestern gewesen. Ich hoffe, ich habe damit irgendwie ein Zeichen setzen können, denn ich will mich nicht zwischen den beiden entscheiden müssen.“
„Das ist schade, dass das der Grund ist“, sagte Remus ehrlich, „aber ich freue mich sehr, dass ihr hier seid!“
„Meine Eltern“, begann Ginny, „sind dieses Jahr in Rumänien. Ron und Angelina sind mitgefahren, um mit Charlie zu feiern. Er will nächstes Jahr aber herkommen, hat er gesagt.“ Ihre Augen glänzten, denn Silvester mit all ihren Brüdern war bisher immer eine wahre Pracht.

Fernab jeglichen Zusammenseins las Severus allein in seinem Wohnzimmer den Abschnitt über Callidita und dessen Experimente mit dem Gift eines Basilisken, welches sich als hilfreiche Zutat in einigen Heiltränken hatte beweisen können. Es fanden sich sehr genaue Angaben in dem Buch, wie viel Rückstände im Blut zurückbleiben würden, woraus er – wenn er das unregelmäßige und kurzzeitige Erwachen der Patientin und damit den geringen Abbau mit einbezog – errechnen konnte, wie groß die Menge des Toxins in dem Trank gewesen sein musste, mit dem Pansy Parkinson vergiftet worden war.

Hermines Kopien beäugend las er parallel nochmals die Zutaten, die man in Schlafes Bruder verwendete. Anhand der Größe der an Miss Parkinsons Schulter begutachteten Wunde, an der damals der Trank in den Körper eingedrungen sein musste, ermittelte er, wie viel von diesem unheilvollen Gebräu an dem Stichwerkzeug gehaftet haben musste. Das zusätzliche Gift, wie Severus herausfand, war sehr wahrscheinlich für das nicht vorhersehbare Erwachen der Patientin verantwortlich, denn die Wirkung von Schlafes Bruder war lediglich jene, dass der Körper wie tot schien.

Ohne es zu wissen hatte Bellatrix mit ihrem modifizierten Trank gleichzeitig auch auf das Gegenmittel hingewiesen. Es war das Basiliskengift, welches die Wirkung von Schlafes Bruder aufzuheben vermochte; die magische Lähmung sogar heilen könnte. Die im Körper der jungen Frau vorhandene Menge war jedoch viel zu gering, um erfolgreich auf das Nervensystem einwirken zu können, damit die Blockierung durch Schlafes Bruder aufgehoben werden konnte. Stattdessen erwachte der Körper nur kurz aus seiner Starre und gaukelte Genesung vor, bevor Schlafes Bruder gegen den minimalen Anteil des Basiliskengifts erneut die Überhand gewann und das Opfer zurück in die Todesstarre versetzte.

Auf dem Stichwerkzeug – vermutlich der Klinge eines kleinen Messers – musste ein sehr dünner Film des Trankes gehaftet haben, was nur wenige Tropfen ausmachen würde, doch die Menge hatte ausgereicht, um Miss Parkinson außer Gefecht zu setzen. Severus war davon überzeugt, dass er für das Gegenmittel mit kleinsten Dosen des Basiliskengiftes hantieren müsste, die sich im Bereich Mikroliter bewegte, sehr wahrscheinlich sogar im Nanoliter-Bereich.

Erleichtert war Severus, dass Callidita sogar die „letale Dosis“ – die Giftmenge, die die tödliche Dosis für ein Lebewesen ausmachte – in Tierversuchen ermittelt hatte. Mit einem Male musste er an Hermine denken, denn er war sich sicher, dass sie über die beschriebenen Versuche am Tier nicht sehr erfreut sein würde. Natürlich waren Experimente an elefantengroßen Abraxanern nur ein kleiner Anhaltspunkt, doch zumindest hatte er damit überhaupt ein Ergebnis, mit dem er arbeiten konnte. Bei Gelegenheit müsste er noch das Gewicht und die Größe der Patientin in Erfahrung bringen, denn nur so könnte er berechnen, welche Dosis für sie nicht mehr tödlich sein würde.

Viele Schüler verabscheuten an dem Fach „Zaubertränke“ eine ganz bestimmte Sache und das war das Rechnen, doch wenn man mit Mengenangaben konfrontiert war, dann kam man nicht darum herum, früher oder später auch Mathematik anzuwenden.

Konzentriert berechnete er die mögliche Menge des Giftes, die Schlafes Bruder hinzugefügt worden sein musste, als sich plötzlich die Tür zu seinen Gemächern öffnete. Erstaunt blickte er auf.

Zögerlich näherte sich Hermine ein paar Schritte: „Severus, ich…“
„Hermine, es wird Sie hoffentlich freuen zu hören“, fiel er ihr ins Wort, „dass ich die Lösung gefunden habe.“
Sie lächelte zaghaft. „Ich wünschte, ich könnte das Gleiche von mir behaupten.“

Ihre Worte trafen ihn völlig unerwartet. Gerade eben hatte er noch einen Triumph in seiner Brust verspüren können, der einem Tränkemeister seines Kalibers nicht mehr allzu häufig vergönnt war, denn die unerforschten Gebiete, auf denen sich erfahrene Meister bewegten, verwehrten einem oftmals den Erfolg. Ihre niedergeschlagen klingenden Worte hatten seinem Hochgefühl einen mächtigen Dämpfer versetzt. Doch anstatt, wie er befürchtete, auf das Buch angesprochen zu werden, welches sie hatte mitgehen lassen, sagte sie: „Es ist schon elf durch. Wir sind jetzt alle in der großen Halle und ich dachte, Sie würden vielleicht auch kommen, damit wir anstoßen können.“
„Ich habe zu tun“, redete er sich heraus.

Weil sie daraufhin nichts erwiderte, widmete er sich wieder seiner Berechnung, um ihr mit Taten vor Augen zu halten, dass er nicht gelogen hatte. Das Einzige, das zu hören war, war das kratzende Geräusch seiner Feder.

Einen Moment später blickte er auf und es erstaunte ihn, sie noch immer an seiner Tür stehen zu sehen.

„Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie behilflich sein?“, fragte er spöttisch.
„Albus und Harry hoffen auch, dass Sie kommen werden.“
„’Auch’? Wer hofft es denn noch?“ Er widmete sich wieder seinen Unterlagen, um deutlich zu machen, dass er nicht motiviert war, einer albernen Festlichkeit beizuwohnen.
„Ich“, war ihre knappe Antwort gewesen.
Wenn er ihr so leicht eine Freude machen könnte, dann sollte er vielleicht mitgehen, dachte sich Severus, doch entgegen seiner Gedanken sagte er abweisend: „Wie ich bereits sagte, habe ich zu tun. Ich bin mir sicher, dass Miss Parkinson sowie Mr. Zabini und deren reizender kleiner Lockenkopf mich einvernehmlich dazu anhalten würden, mit meiner Arbeit weiterzumachen, anstatt mich an alkoholischen Getränken zu laben, bis man sich an Mitternacht gegenseitig ’Ein glückliches neues Jahr!’ ins Ohr lallt und im Anschluss sein Trommelfell einem ohrenbetäubenden Feuerwerk aussetzt.“
„Aber es ist Silvester!“
„Dieses Fest wird – wie andere auch – völlig überbewertet. Gehen Sie jetzt bitte, Hermine. Ich wünsche Ihnen von mir aus viel Spaß mit Ihren Freunden, aber erwarten Sie nicht von mir, dass ich die Arbeit ruhen lassen werde, die für mich momentan wesentlich interessanter ist!“
„Sie zählen auch zu meinen Freunden“, machte sie ihm mit enttäuschter Stimme klar, bevor sie nachgab und ihn allein ließ.

Nachdem sie gegangen war, verfluchte er sie, denn mit einem Male war er nicht mehr bei der Sache. Die eigenen Berechnungen auf dem Pergament vor sich sahen wie chinesische Schriftzeichen aus, die er nicht mehr zu entziffern in der Lage war. Vielleicht, dachte Severus, sollte er damit lieber am nächsten Tag weitermachen, denn immerhin musste er sehr genau arbeiten, um Miss Parkinson nicht einer vermeidbaren Gefahr auszusetzen. Den Mangel an Konzentration schob er auf die vorangeschrittene Uhrzeit. Ein Blick auf seine Standuhr verriet, dass es zwanzig nach elf war.

Durch seine vorangegangene Arbeit an Zahlen denkend rechnete sich Severus aus, dass er nicht einmal drei Minuten benötigen würde, um in die große Halle zu gelangen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent würde er nach Betreten der Halle auf der Stelle ganz herzlich von Albus begrüßt werden, was ihm voraussichtlich zehn Minuten in der sicheren Obhut seines Mentors bescheren würde, denn der Direktor verlor an solchen festlichen Tagen gern viele Worte. Weitere zehn Minuten könnte er herausschlagen, sollte er sich seinerseits auf eine Konversation mit Albus einlassen. Den Rest der Zeit könnte er damit verbringen, sich am Büffet zu bedienen, denn niemand der Anwesenden würde es wagen das Wort an ihn zu richten, solange er etwas zu sich nahm. Die Verköstigung könnte er so lange hinauszögern, bis er sich um etwa fünf Minuten vor zwölf dem Zwang beugen müsste, ein Glas Hot Pint - einen Punsch aus Whisky, Eiern und Starkbier – entgegenzunehmen, welches er ungeduldig in der Hand halten würde, bis die Gästeschar völlig infantil die letzten zehn Sekunden bis Mitternacht laut und rückwärts mitzählen würde – oder leise mitsäuseln, wie eine angetrunkene Pomona es vor etlichen Jahren einmal getan hatte.

Danach würde es wie üblich ablaufen, dachte Severus. Anstoßen, Glückwünsche anhören – er selbst hatte nie welche verteilt –, zehn Minuten mit den anderen zusammen das Feuerwerk ansehen und die Gesellschaft heimlich verlassen, während die noch in den Himmel gaffte.

Niemand würde damit rechen, dass er sich doch noch zeigen würde; nicht mehr jetzt, wo Hermine sicherlich allen ausgerichtet haben musste, dass er nicht zum Mitgehen zu bewegen gewesen war. Das Überraschungsmoment gehörte voll und ganz ihm und er wollte ihn nutzen, um besonders seiner Schülerin zu beweisen, dass seine Handlungen nicht vorhersehbar waren, wie sie es ihm schon mehrmals hatte einreden wollen.

Ein weiterer Blick auf seine Uhr teilte ihm mit, dass er für seine Überlegungen ganze zehn Minuten benötigt hatte, was ihn ein wenig verblüffte, doch noch viel überraschter war er von sich selbst, als er sich bereits auf den Stufen befand, die nach oben ins Erdgeschoss führten.

In einer Festung in der Nähe von Clova fuhr sich noch vor Mitternacht Robert Hopkins mit flacher Hand über den Mund und als er etwas Schmieriges fühlte, da machte er Licht. Seine Finger hinterließen an dem Schalter der in gemütlichem Gelb scheinender Nachttischlampe einen roten Film, weswegen er seine Hand betrachtete. Sie war so voller Blut, dass sogar noch einige Tropfen auf das bereits befleckte Laken fielen.

„Du wirst ihnen völlig ausgeliefert sein“, sagte eine raue Stimme. Hopkins blickte zum Fußende und betrachtete weiter hinten das Bild seines Vorfahren, der sich den weißen Spitzenkragen zurechtzupfte, bevor er den im Bett Liegenden anblickte. Der Mann im Gemälde schien sehr besonnen. „Davon bin ich zumindest überzeugt.“
„Was meinen Sie?“, wollte Hopkins verwundert wissen. Eine Stimme hatte er schon einmal vernommen, aber dass sich der Mann in dem Gemälde nun auch bewegte ließ ihn glauben, er wäre noch nicht ganz erwacht.
„Du hast deine Aufgabe vernachlässigt!“ Matthew Hopkins nahm seinen schwarzen Filzhut ab und fuhr mit den Fingern über die aufgeschlagene Krempe, bevor er einmal seufzte. Tadelnd warf das Gemälde dem Rothaarigen vor: „Seit Monaten!“
„Es ist Winter“, verteidigte sich Robert, der über das ungewohnt viele Blut auf dem schneeweißen Kopfkissen genauso schockiert war wie über die Tatsache, dass ein Gemälde mit ihm sprach.
„Eine Ausrede ist das, weiter nichts“, zeterte der Mann im Bild. Robert nahm sich ein Stofftaschentuch vom Nachttisch, mit dem er an seiner Oberlippe rieb und war erschrocken, dass es noch immer blutete. Bisher war es nie so viel gewesen.

„Du kannst reiben und tupfen soviel du willst, es wird nicht weggehen, bevor du nicht den Übertäter erwischt hast!“ Robert fragte sich, ob er den Mann in dem Gemälde ungestraft ignorieren durfte, denn er wusste, dass ein Ölbild nicht sprechen konnte. Andererseits hatte er Arnold und Alex einmal über sprechende Gemälde der Zaubererwelt diskutieren hören und er wurde unsicher. Dieses Gemälde durfte nicht sprechen können, dachte Robert. Als hätte Matthew seine Gedanken gelesen, da sagte dieser auch schon: „Doch, ich kann reden, wie du hörst.“

Aufgescheucht verließ Robert sein Schlafzimmer, um ins Bad zu laufen. Der eiskalte Steinboden brannte ihm an den Fußsohlen, doch das hatte den Vorteil, dass er spätestens jetzt hellwach war. Sein Spiegelbild versetzte ihm einen weiteren Schock. Nicht nur sein Gesicht war komplett rot von dem Blut, das ihm während des Schlafens aus der Nase gelaufen war, sondern auch das Oberteil seines Pyjamas. Für einen winzigen Moment glaubte Robert, dass die Lebenssäfte seiner Opfer an ihm hafteten. In Panik riss er sich das Oberteil vom Körper und warf es in die Ecke. Mit zitternden Händen füllte er die Waschschüssel mit kaltem Wasser, griff nach einem Lappen und wusch sich angeekelt das viele Blut vom Leib.

Erst Minuten später, als er in dem angelaufenen Spiegel vor sich endlich sein sauberes Gesicht sehen konnte, da fühlte er sich ein wenig erleichtert. Zurück im Schlafzimmer betrachtete er das verschmutzte Bett. Er zögerte, bevor er die Wäsche entfernte und das Bett neu bezog.

„Und du glaubst…“ Robert drehte sich blitzschnell zu dem Gemälde um, welches abermals das Wort ergriffen zu haben schien, doch jetzt war es still. Ungläubig starrte er den unbeweglichen Mann an und er fragte sich, ob er sich das alles einbilden würde, doch da hörte er, wie Matthew Hopkins erneut begann: „Und du glaubst, dass du diese Belastung loswerden könntest, wenn du die verräterischen Zeichen verschwinden lässt?“
„Was wollen Sie von mir?“, fragte Robert eingeschüchtert.
„Du weißt es genau, bist immerhin genau wie ich. Man könnte meinen, wir sind ein und dieselbe Person, nicht wahr?“ Der Hexenjäger in dem Gemälde setzte seinen Filzhut wieder auf, rückte ihn in eine angenehme Position und streckte den Rücken, bevor er stolz verkündete: „In meiner allerersten Stadt habe ich neunzehn von ihnen erwischt, Robert!“ In Erinnerungen schwelgend gab Matthew preis: „Für die Arbeit dort habe ich 20 Pfund erhalten; das war mehr als ein durchschnittliches Jahresgehalt, mein Guter! Von Mal zu Mal, von Stadt zu Stadt habe ich mich gesteigert. Ich bin besser geworden, habe sie viel schneller ausmachen können unter dem gewöhnlichen Weibsvolk, wobei ich durchaus eine Zeitlang der Meinung war, jede Frau wäre eine Hexe.“

Ohne auch nur einmal zu blinzeln hatte Robert aufmerksam zugehört. Die verwirrende Situation konnte er trotzdem nicht begreifen, so sehr er sich auch anstrengte. Mit einer Hand befühlte seine Stirn, doch Fieber hatte er nicht.

Sein Vorfahre richtete abermals das Wort an ihn und die antiken Pinselstriche warfen ihm vor: „Du steigerst dich nicht! Ich hab es dir richtig vorgemacht, nun kannst du das Werk vollenden oder glaubst du, du wärst nur durch Zufall auf den Geschmack gekommen, in meine Fußstapfen zu treten? Es liegt dir im Blut!“
„Warum…?“ Robert räusperte sich, bevor er erneut ansetzte und fragte: „Warum können Sie sprechen?“ Flüsternd fügte er hinzu, als hätte er Angst gehört zu werden: „Das ist Hexerei…“
„Willst du mich verbrennen?“, stichelte Matthew. „Gerade mich, der dir ihre Schwachpunkte nennen kann?“

Die Verführung war groß, von einem erfolgreichen Hexenjäger einige Tipps bekommen zu können, dachte Robert, doch sich mit einem sprechenden Gemälde einzulassen wäre Verrat an sich selbst.

Dieser surreale Moment, den er gerade erlebte, schleuderte ihn gedanklich etliche Jahre in die Vergangenheit zurück und er sah sich selbst als sechzehnjährigen Schüler eines privaten Internats, in welchem er die beste Ausbildung genoss, die man sich für Geld kaufen konnte – seine Familie war steinreich; er war steinreich. Eines Tages hatte er zwei Kommilitonen belauscht, die über ihn geredet hatten. Seine Gedanken wurden jedoch unterbrochen, als er erneut die raue Stimme seines Vorfahren vernahm.

„In nur vierzehn Monaten habe ich 232 Hexen überführen können! Und du? Seit wann machst du das jetzt schon? Seit sechs Jahren, vielleicht sieben? Nicht einmal die ersten Hundert hast du voll!“ Der Hexenjäger schnaufte verachtend.

Erinnerungsfetzen an seine Internatszeit flammten erneut auf und er hörte seinen Geschichtslehrer klar und deutlich sagen, als stünde der direkt vor ihm: „In dem keinen Örtchen Manningtree hatte Matthew Hopkins im März 1644 angeblich einige Hexen belauscht, die sich mit dem Teufel treffen wollten. Die Hexenhysterie war noch ganz jung und man glaubte, etwas gegen die verteufelten Dinge unternehmen zu müssen. Besonders der junge Hopkins fühlte sich dazu berufen, gegen die dunklen Mächte in den Krieg zu ziehen – jedenfalls aus seiner Sicht der Dinge.“ Einige Mädchen, die an diesem Tag hinter Robert gesessen hatten, hatten ihr Kichern nicht unterdrücken können und so hatte er sich trotz seiner starken Kopfschmerzen, die ihn bereits einige Wochen begleiteten, zu ihnen umgewandt und sie gefragt, warum sie so albern wären.
„Ist das nicht dein ’Urur-was-weiß-ich-Großvater’? Sag bloß, du hast dich damit noch nie befasst?“ Die Mädchen kicherten erneut und hatten nicht bemerkt, wie es ihm eiskalt den Rücken hinuntergelaufen war.

Er musste erneut an die beiden Kommilitonen denken, die er belauscht hatte. Sie hatten ĂĽber ihn hergezogen, ĂĽber den Reichtum seiner Familie.

„Wenn du mich fragst, dann stammen die vollen Bankkonten von dem ganzen Geld, das dieser Typ für die Hexen bekommen hat“, hatte der Blonde gesagt.
„Du kannst doch aber nicht alle Generationen einer Familie verurteilen, nur weil einer der Vorfahren mal richtig Mist gebaut hat.“
„Mist gebaut? Hopkins war ein sadistischer Mörder und er hat das von der Regierung auch noch sehr gut bezahlt bekommen!“

In diesem Moment hatte Robert das seltsame Gefühl gehabt, die beiden würden über ihn reden. Der Schock über das Erfahrene hatte so tief gesessen, dass er all seinen Mut zusammengenommen hatte und nach der nächsten Stunde seinen Geschichtslehrer fragte, ob Matthew Hopkins tatsächlich einer seiner Vorfahren wäre.

„Warum recherchieren Sie in den Ferien nicht selbst, Mr. Hopkins?“, hatte sein Lehrer ihm abweisend geantwortet, doch den Ratschlag hatte er beherzigen wollen. Bei seiner Ahnenforschung war er auf die ganze Wahrheit gestoßen und die hatte ihn völlig aus dem Sattel geworfen. Die Kopfschmerzen, die während seiner Nachforschung immer häufiger aufgetreten waren, veranlassten ihn auch dazu, alte Bücher lesen, in denen die von Hexen angewandten Kräfte beschrieben wurden. Die Ernüchterung war groß gewesen, nachdem er über Schadenszauber gelesen hatte, denn da wusste er zum ersten Mal, dass es jemand auf ihn abgesehen hatte; jemand verhexte ihn aus der Ferne und zauberte ihm diese Kopfschmerzen herbei. Irgendeine Hexe musste darauf aufmerksam geworden sein, dass sein Vorfahre ein berüchtigter Hexenjäger gewesen war und er verdächtigte natürlich sofort die beiden Kommilitoninnen, die ihn deswegen im Unterricht auf den Arm genommen hatten.

Zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her schwankend verweilte sein Blick einen Moment lang auf dem Gemälde in seinem Schlafzimmer, als dieses von ihm wissen wollte: „Sag, wann genau hast du mit der Reinigung angefangen?“
„Ich…“ Robert musste kurz überlegen. Die Kopfschmerzen erschwerten es, einen klaren Gedanken fassen zu können. „Sieben oder acht Jahre sind es her…“
„Wer waren die Ersten gewesen?“, fragte der Hexenjäger.
„Mellie und Bianca.“ Die Mädchen aus dem Internat, die er etliche Jahre nach der Schulzeit überraschend aufgesucht hatte. „Ich war mir sicher, dass sie es gewesen waren, aber es hat danach nicht aufgehört.“ Mit ihrem Tod war der Kopfschmerz nicht verschwunden und auch nicht mit dem seines ehemaligen Geschichtslehrers.
„Ich sage dir, Robert, du wirst nicht ruhen, bis du alle erledigt hast.“
„Wie viele gibt es?“, fragte Robert unsicher nach, denn er hatte nicht die leiseste Ahnung.

’Wie viele gibt es?’, hatte sich der junge Robert auch damals schon gefragt, als er das erste Mal in seinem Leben in der Bibliothek einen Computer benutzt hatte, mit dessen Hilfe er im Internet nach Hexenvereinigungen suchte. Die Anzahl der Mitglieder, die heutzutage nicht einmal mehr Scheu davor hatten, sich öffentlich der Hexerei zu bekennen, war angsteinflössend hoch gewesen. ’Eine von denen muss es sein’, hatte Robert sich selbst eingeredet, doch um gegen diese gefährlichen Personen eine Chance haben zu können, benötigte er Verstärkung.

„Wen hast du an deiner Seite?“, fragte die Stimme aus dem Gemälde.
„Ein paar Männer und Frauen, etwas über zwanzig insgesamt“, antwortete Robert gewissenhaft, wenn auch eingeschüchtert.
Von oben herabblickend schüttelte Matthew verächtlich den Kopf. „Über zwanzig und dann hast du nicht einmal hundert Hexen dingfest machen können? Ich habe mit meinem guten Freund John und einigen“, Matthew lächelte verschmitzt, „’Assistentinnen’ in kürzerer Zeitspanne mehr geschafft als du mit über zwanzig Leuten. Ich sollte dir wirklich Tipps geben, wie du sie besser erkennen kannst.“
Noch immer davon schockiert, dass ein Mann in einem Gemälde mit ihm sprach, sagte er scheu: „Nein, das ist Hexerei; Sie dürften gar nicht sprechen können!“
„Überlege gut“, drohte Matthew zischend, „wen du hier der Hexerei beschuldigst!“
„Ich…“
Matthew fuhr ihm über den Mund. „Vielleicht ist es auch einfach ein Wunder, dass wir uns unterhalten können, obwohl uns Jahrhunderte trennen? Meine Familie war geachtet und gottesfürchtig! Mein Vater war ein angesehener Vikar in Great Wenham in Suffolk, meine Brüder hatten Stellungen inne, von denen andere Menschen ihr Leben lang träumten – einer war sogar Minister in South Fambridge!” Elegant hob Matthew eine Augenbraue, bevor er hinzufügte: „Und ich habe ihnen in Ruhm und Ansehen nachgeeifert; ich habe zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn ich hatte im Sinne meines Vaters gehandelt – Gott hab ihn selig – und im gleichen Atemzug mehr Geld als meine Geschwister verdient.”
„Es geht nicht ums Geld”, flüsterte Robert, „es geht um…” Mit einer Hand berührte er seinen Kopf, der erneut zu schmerzen begann.
„Vielleicht solltest du noch etwas schlafen und morgen, im neuen Jahr, machst du neue Pläne“, schlug Matthew vor und Robert, weil es in seinem Schädel so sehr pochte, kam dem Ratschlag liebend gern nach.

Der Steinboden hatte Roberts Füße vor Kälte schon ganz taub gemacht und so wickelte er besonders sie sorgsam in die Bettdecke ein, bevor er das Licht löschte, dabei einen Moment zögerte, weil ihn das Blut an dem Schalter anekelte.

Mit einem leichten Wärmezauber an den Füßen marschierte Severus die Stufen hinauf und während er sich der großen Halle näherte, ging er den geschmiedeten Zeitplan nochmals in Gedanken durch. Albus würde ihn als Erster grüßen, davon ging Severus fest aus. Die Flügeltür öffnend fand er sich entgegen seinen Erwartungen Aug in Aug mit Remus wieder, der gerade eben die Halle verlassen wollte.

„Das ist aber eine Überraschung“, sagte der Werwolf strahlend.
„Wo wollten Sie denn gerade hin?“, fragte Severus verdutzt.
„Dorthin“, begann Remus schmunzelnd, „wohin einen vier Gläser Punsch treiben.“
„Ah“, machte Severus.

An Remus vorbeischauend bemerkte er an einem runden Tisch die gemütliche Gruppe, die aus Minerva, Harry, Ginny, Sirius, Anne, Tonks und Poppy bestand. Sie saßen alle zusammen und hingen Albus den Lippen. Hermine war die Einzige, die Albus nicht anblickte, sondern mit dem Untersetzer ihres Glases spielte, doch sie hörte ihm wahrscheinlich ebenfalls zu.

„Das könnte dich interessieren“, sagte Remus, der seinem Blick gefolgt war. „Albus erzählt gerade, wie Mundungus neulich etwas über die Anhänger von diesem Hopkins erfahren hat. Er hat sie wohl wieder in diesem Pub belauscht.“
„Dann werde ich Sie nicht weiter aufhalten, Lupin. Ihre Blase könnte es mir übel nehmen“, sagte Severus trocken, bevor er sich dem Tisch näherte.

Als Harry eine Gestalt aus den Augenwinkeln bemerkte, da wunderte er sich, dass Remus so schnell wieder zurück war, doch als er aufblickte, legte sich ein zufriedenes Lächeln auf sein Gesicht.

„Severus!“, sagte Harry erfreut und alle anderen blickten aufgrund seiner Worte ebenfalls auf.
Albus hielt mit seiner Erzählung inne und ein lebendiges Funkeln in dessen Augen schien Severus inniger zu begrüßen als jedes Feuerwerk.
„Schön, dass Sie doch gekommen sind.“ Er hatte eine weibliche Stimme vernehmen können und ließ seinen Blick daher über die Anwesenden schweifen. Es war Anne gewesen, die das Wort an ihn gerichtet hatte und ihm nun ein wohlwollendes Lächeln schenkte.

Nur mit einem Kopfnicken grüßte Severus in die angenehm kleine Runde, auch wenn einzig Blacks Anwesenheit am heutigen Abend dafür verantwortlich sein würde, dass es seiner Meinung nach nicht gemütlich werden könnte. Harry wagte es, Severus am Oberarm zu ergreifen und ihm einen Platz neben sich zuzuweisen. Nachdem alle anderen ihn ebenfalls begrüßt hatten – manche nur mit einem Kopfnicken, Poppy jedoch zusätzlich mit einem freundlichen Lächeln – da begann Albus erneut zu berichten, was Mundungus ihm geschildert hatte.

Severus fand es außerordentlich befreiend, dass jeder dem Direktor lauschte; niemand ihm selbst Aufmerksamkeit schenkte. Plötzlich spürte er eine Hand an seinem Unterarm und er blickte sich um. Hermine hatte ihn berührt und jetzt, wo er sie anschaute, hob sie eine Flasche Wein, um ihn wortlos zu Fragen, ob er etwas trinken wollte. Um Albus’ bei seiner Ausführung nicht zu stören bejahte Severus mit einem kurzen Nicken, so dass sie ihm einschenkte.

Nachdem Albus seine Ausführungen beendet hatte, startete Tonks ein Gespräch, doch nicht jeder beteiligte sich an dem Thema Hopkins, denn alles, was Mundungus hatte in Erfahrung bringen können, war die Tatsache, dass die Anzahl der Anhänger des selbst ernannten Hexenjägers nicht nur schwindend gering war, sondern auch noch stetig zu sinken schien. Albus versicherte, dass Arthur und der andere Minister davon in Kenntnis gesetzt worden waren, wo der flüchtige Pablo Abello das letzte Mal gesehen worden war.

Harry blickte an Severus vorbei und sagte zu Hermine: „Ich bin froh, dass sich das Problem von allein zu lösen scheint.“
Dagegenhaltend sagte Severus: „Vielleicht ist das auch nur die Ruhe vor dem Sturm?“
„Wie meinen Sie das?“, wollte Harry wissen.
„Menschen wie Hopkins geben ihre Träume nur ungern auf. Wenn er davon Kenntnis erlangt, wie seine übrigen Anhänger von ihm denken, könnte es durchaus sein, dass er zum letzten verheerenden Schlag ausholen wollen wird. Man sollte solche Muggel nicht unterschätzen.“
„Ich hoffe, dass Sie sich irren, Severus“, murmelte Harry, bevor er zu seinem Glas griff.
Von seiner anderen Seite hörte er: „Ich freue mich, dass Sie doch noch gekommen sind.“
Hermine ansehend sagte er vorgetäuscht erstaunt: „Was denn, haben Sie das etwa nicht vorhergesehen? Sie lassen nach, Hermine.“
Sie musste grinsen. „Ich bin froh, dass ich auch mal danebenliege.“ Hermine ergriff ihr Glas und hielt es Severus entgegen, um mit ihm anzustoßen.
Nochmals die Anwesenden überblickend fragte Severus: „Wo sind Pomona und die beiden Schüler?“
Die Antwort kam von Poppy. „Sie hat die beiden mit nach Edinburgh zu ihrer Schwester genommen. Die Eltern von Mr. Foster“, fügte sie beruhigend an, weil Severus bereits fragen wollte, „haben ihre Zustimmung für den Ausflug gegeben. Sie werden nachts zurückkehren.“

Sich mit einem Teller dampfendem Etwas zurück zu den anderen gesellend blickte sein Gegenüber – Harry – mit verzogenem Gesicht auf das, was Remus gleich zu verspeisen gedachte.

„Ist das Haggis?“, fragte Hermine, die einen ähnlichen Gesichtsausdruck wie Harry innehatte.
„Ja!“ Über das ganze Gesicht strahlend nahm er Messer und Gabel in die Hand, um den Faden zu entfernen, mit dem der Schafsmagen an beiden Enden verschlossen worden war.
„Ach“, sagte Ginny abwägend, „so eine kleine Portion könnte ich auch vertragen.“ Schon war sie aufgestanden, um sich am Büffet zu bedienen.
„Was hast du, Harry?“, wollte Remus wissen, der bereits an den Inhalt des Schafsmagens gelangt war.
„Ich mag Haggis nicht“, war seine einzige Antwort.
Hermine anblickend fragte Severus: „Sie auch nicht, wie es scheint.“
Ihr Gesichtsausdruck sprach für sich selbst. „Ich kann mir Appetitlicheres vorstellen.“

Nachdem Ginny sich wieder neben Harry gesetzt hatte, dem der warme Duft der schottischen Köstlichkeit in die Nase stieg, da kräuselte er dieselbe.

„Jetzt zieh nicht so ein Gesicht, Harry. Du weiß, dass es bei meinen Eltern zu Silvester immer Haggis gegeben hat und ich liebe das!“ Von der breiigen Masse, die aus Leber, Herz und Lungen eines Schafes bestanden, schob sich Ginny etwas auf die Gabel; Remus gegenüber tat es ihr gleich. Beide stöhnten wonnig, als der Bissen auf der Zunge zerging.
Scherzend warnte Harry: „Glaub ja nicht, dass ich dich nachher auf den Mund küsse.“

Auf einmal erschien vor jedem ein Hot Pint, was ankündigte, dass Mitternacht nicht mehr weit war – um genau zu sein nur noch fünf Minuten. Ginny und Remus hatten den restlichen Inhalt des gefüllten Schafsmagens in Rekordgeschwindigkeit verputzt, bevor sie den Krug mit dem warmen Alkohol in die Hand nahmen. Albus verlor wenige Sekunden vor Mitternacht noch ein paar Worte, die so herrlich albern gewesen waren, dass sich einen Moment später niemand mehr an den genauen Wortlaut erinnern konnte. Alle hatten sich wortlos, aber mit im Gesicht abgezeichneter Vorfreude erhoben und als die Turmuhr laut und deutlich ihre zwölf Schläge begann, da fiel man sich bereits um den Hals; Ginny und Harry als Erste. Severus war überrascht gewesen, dass niemand die letzten Sekunden mitgezählt hatte.

Jetzt beobachtete er, wie die Menschen um ihn herum als Erstes die Person an sich drückten, die ihnen am meisten bedeutete: die Blacks umarmten sich, Remus und Tonks, Albus und Minerva – die Pärchen eben. Irgendjemand riss ihn aus seiner Beobachtung heraus, denn er spürte einen Knuff an seinem Arm, so dass er sich umdrehte und Hermine in die Augen blickte.

„Ein glückliches neues Jahr“, hörte er sie sagen. Im Unklaren darüber, was sie von ihm erwarten würde, vergriff er sich an ihren eigenen Worten und gab sie ihr zurück. Sie lächelte zufrieden, doch ihm war ein wenig unwohl, weil sie sich nicht den anderen widmete, sondern ihn weiterhin ansah. Er atmete erleichtert aus, als sie ihm ihren Krug entgegenhielt und zum Anstoßen aufforderte. Gern kam er dieser Tradition nach, stieß mit seinem Hot Pint an den ihren, nahm einen Schluck und…

Hermine hustete, nachdem sie geschluckt hatte und Severus konnte es ihr bei dem starken Getränk nicht verübeln; klopfte ihr vorsichtig auf den Rücken, bis sie sich erholt hatte.

„Ja“, hörte man Albus über die Köpfte der anderen hinweg sagen, „der hat es in sich!“ Albus hob seinen eigenen Krug. „Ich habe den Elfen gesagt, sie müssten nicht zurückhalten, denn wir haben ja heute keine Minderjährigen hier.“
„Himmel“, sagte Hermine so leise, dass nur er es hören konnte. Sie holte tief Luft und die Mischung des Getränkes schmeckte sie noch immer kräftig nach.
Scherzhaft machte Severus den Vorschlag: „Wir können ja raten, zu wie vielen Anteilen Starkbier und Whisky hier drinnen enthalten sind?“
„Wir sollten lieber raten, wie viel Prozent der Whisky hat.“ Sie grinste verschmitzt und nahm vorsichtig einen weiteren Schluck.

„Severus“, hörte er Harry hinter sich sagen, so dass er sich umdrehte. „Ihnen auch ein glückliches neues Jahr!“ Den Krug hinhaltend stieß Severus auch mit ihm an und andere Krüge folgten unerwartet wie von selbst. Sogar Black hatte mit ihm angestoßen und Glückwünsche ausgesprochen, was Severus ein wenig irritierte, Black im Nachhinein aber noch viel mehr.

Alle hatten einmal mit ihrem Hot Pint angestoßen, bevor Harry, der sich eben rar gemacht hatte, plötzlich mit einem kindlich vorfreudigen Lächeln vor versammelter Mannschaft stand. Er hielt eine große Kiste in dem Armen, aus denen dicke Raketen ragten. Man konnte viereckige Schachteln mit Gefahrenaufkleber – direkt unter dem Logo von „Weasleys Zauberhafte Zauberscherze“ angebracht – erkennen und dazu noch unzählige runde Knallfrösche.

Vom Kind im Manne ebenfalls angesteckt stürmte Sirius auf ihn zu und forderte ihn mit enthusiastischem Druck an der Schulter dazu auf, mit ihm zu gehen, während er vergnügt vorschlug: „Komm, wir gehen raus und knallen ein bisschen!“

Ginny und Anne warfen sich kurz einen Blick zu, bevor sie über ihre Männer lachen mussten, dann aber erwartungsvoll hinterhergingen, denn das Feuerwerk der Zwillinge versprach immer einen Augenschmaus. Auch Remus und Tonks folgten, so dass Albus, Minerva und Poppy noch in der großen Halle blieben und sich erst in wenigen Minuten gemütlich aufmachen würden, um das Feuerwerk zu bestaunen.

Mit vielen leeren Stühlen zwischen ihm und den dreien setzte sich Severus erneut an den Tisch und nahm verlegen wirkend einen Schluck aus seinem Krug; Hermine nahm neben ihm Platz und schien nach Worten zu suchen. Severus hingegen grübelte darüber nach, warum sie nicht mit ihren Freunden hinausgegangen war und war für einen Moment verwirrt, als ihm die dumme Idee durch den Kopf schoss, dass er vielleicht der Grund sein könnte.

„Begleiten Sie mich?“, fragte sie unerwartet. „Ich würde mir gern mit Ihnen das Feuerwerk ansehen. Das Beste nehmen sie immer am Anfang.“

Ihre hoffnungsvolle Art zu fragen, allein schon der Blick, der ihn an sein bettelndes Haustier erinnerte – Severus konnte Harry nur schwer etwas abschlagen –, machte die in allen anderen Lebenslagen sonst so schnell gegebene verneinende Antwort, die ihm bereits auf der Zunge lag, zunichte. Stattdessen rang er nach Worten. Die Situation überfliegend revidierte er den Abend. Black, Harry und Lupin waren samt Frau oder Verlobter draußen, während er sich momentan bei den Menschen wohl fühlte, die sich noch hier im Raum aufhielten: Menschen, von denen er nichts zu befürchten hatte, nämlich Albus, Minerva und Poppy. Er blickte zu den dreien hinüber, dachte über eine mögliche Antwort seinerseits nach und kam zu der Ansicht, dass es kein großer Schritt wäre, Hermine den Gefallen zu erweisen. Er wollte eh nicht lange bleiben.

Seinen Krug von sich schiebend stand Severus auf. „Gehen wir nach draußen.“

Severus bereitete sich innerlich darauf vor, mit Black so gut wie gar nicht in Kontakt zu kommen, weil der mit Harry damit beschäftigt sein würde, das Feuerwerk zu zünden. Er stellte sich darauf ein, mit den anderen Zuschauern eventuell einen Smalltalk halten zu müssen, was er zu seinem eigenen Erstaunen sogar erträglich fand. Zur Not müsste er nur starr gen Himmel blicken, damit ihn niemand ansprechen würde.

Als er mit ihr durch die große Flügeltür ging, da wandte er sich im Gehen an sie, um etwas zu sagen, doch ihr fröhliches Gesicht ließ all seine Worte die Kehle hinunterpurzeln, bis sie schwer in seinem Magen lagen. Er blickte nach vorn und sammelte sich, bevor er erneut versuchte, das Wort an sie zu richten.

Den Kloß im Hals durch ein Räuspern gelockert sagte er: „Ich denke, ich habe herausgefunden, auf welche Weise man Miss Parkinson heilen könnte.“

Sie betraten gerade einen überdachten Gang im Freien und mussten weiter vorn nur noch den Rundbogen durchqueren, dann wären sie auch schon auf der mit Stein gepflasterten Terrasse, die – vom Schnee befreit – einen perfekten Ort zum Zünden von Feuerwerkskörpern darstellte.

„Sie haben es herausgefunden?“ Stolz zeichnete sich in ihrem Gesicht ab. „Was ist es?“
„Das Gift des Basilisken gehört nicht in ’Schlafes Bruder’. Ich denke, das ist die Zutat, die dafür verantwortlich ist, dass Miss Parkinson ab und an aufwacht. Ich verspreche mir eine Heilung mit Basiliskengift, nur die mögliche Dosis muss ich noch berechnen.“
„Oh, das ist interessant!“ Sie hatte die ganze Zeit über sehr aufmerksam zugehört.
„Ich hoffe nur, dass das Gift in den Drüsen des toten Basilisken nichts von seiner Wirkung verloren hat.“ Er seufzte. „Ich wünschte, mir stünde ein lebendiges Exemplar zur Verfügung.“ Er hörte sie sanft schnaufen und blickte sie daher neugierig an.
Sie klopfte ihm zweimal leicht auf den Oberarm, fast tätschelnd, bevor sie breit grinsend sagte: „Sie haben ja bald Geburtstag.“

Jetzt war er es, der amüsiert schnaufen musste, doch es blieb nicht dabei, denn er musste sogar auflachen. Erst viel zu spät hatte er es wieder unterdrücken können, denn Remus kam ihnen unerwartet am Ende des Rundbogens entgegen und blieb beim Anblick eines lachenden Tränkemeisters wie versteinert stehen.

Nicht sehr ernst fragte Severus: „Lupin, ist das Feuerwerk etwa schon vorbei?“
„Nein, ich wollte Bescheid geben, dass Harry und Sirius noch mit dem Drachen warten, bis alle da sind.“
Nach einem kurzen Sprint hatte sich Sirius neben Remus gestellt. „Harry sagt, du brauchst nicht Bescheid geben. Wir fangen mit den Knallfröschen an und in einer Viertelstunde kommt der Drache, egal ob Albus und die anderen da sind oder nicht.“

Im Hintergrund hörte man Harry vor Ungeduld bereits lauthals nach seinem Patenonkel rufen. Gleich darauf konnte man die ersten Raketen vernehmen, die aus Hogsmeade gestartet wurden.

„Ich werde gebraucht. Ginny ist auf die Idee gekommen, immer drei Knallfrösche auf einmal zu zünden und da müssen wir ein wenig basteln.“ Er machte eine verknüpfende Geste mit seinen Fingern, bevor er ohne auf eine Äußerung zu warten zurück zu Harry rannte, der bereits am Boden hockte und gerade den dritten Knallfrosch, den Ginny ihm gereicht hatte, nebeneinander aufreihte.
„Ich bin dann mal wieder...“ Remus zeigte in die Richtung, in welcher man in der Ferne auch Tonks und Anne miteinander reden sehen konnte, aber noch nicht hören.

Nachdem Hermine und Severus wieder allein waren, da fragte sie: „Gehen wir bis ganz nach vorn? Da sieht man am besten.“ Wortlos kam er ihrer Aufforderung nach.

Den Rundbogen durchquerend und die Terrasse betretend bemerkte Severus, dass Hermine keine bestimmte Richtung einschlug; nicht wie befĂĽrchtet, zu Remus und den anderen ging. Stattdessen blickte sie gen Himmel, an welchem die Raketen zu sehen waren, die von Hogsmeade aus abgeschossen wurden und riesige Figuren in die Dunkelheit zeichneten.

Laut krachend gingen auf einmal die miteinander verknüpften Knallfrösche in die Luft, die Harry, Sirius und Ginny gezündet hatten, weswegen Hermine wieder auf Terrasse schaute und das Feuerwerk ihrer Freunde bestaunte. Die vielen Funken glitzerten in allen Farben und – wie es sich für die Knallfrösche aus dem Hause Weasley gehörte – verloschen nicht sofort, sondern hüpften knallend und zischen auf dem Boden umher. Den sich bietenden Anblick konnte man mit einem Teppich aus funkelnden Diamanten vergleichen; der ganze Steinboden strahlte.

Wenige Minuten später, nachdem der letzte Funke wie ein sterbendes Glühwürmchen erloschen war, johlten und grölten Sirius und Harry wie Kinder, während sie sich gegenseitig für das Spektakel lobten – und natürlich Ginny, deren Idee es gewesen war, gleich drei zu zünden.

Neben sich hörte Severus ein leises Lachen und als er seinen Kopf unmerklich drehte, bemerkte er, wie Hermine zufrieden lächelte, während sie ihre Freunde betrachtete.

„Warum gehen Sie nicht zu ihnen hinüber?“, wollte er wissen.
Noch immer lächelnd blickte sie ihn an und sagte, ihr Blick derweil wieder zu Harry schweifend: „Ich würde sowieso nicht mitmachen, nur zusehen.“ Sie schaute ihm wieder in die Augen und fügte hinzu: „Zusehen kann ich auch von hier.“ Ihr Lächeln frischte ihm zuliebe einmal kurz auf, bevor sie zurück zu den anderen Freunden blickten. „Oh“, machte sie erwartungsvoll, „jetzt kommt eine von den Raketen aus dem neuen Sortiment.“
„Neues Sortiment?“, wiederholte Severus.
„Ja, das neue Sortiment von Fred und George – ein paar neue Ideen und zwar so neu, dass sie in diesem Jahr das erste Mal ihre Artikel in andere Länder exportieren konnten, so groß war die Anfrage!“

Ihrer begeisterten Art konnte er entnehmen, dass sie sich sehr für die Zwillinge freute und sie deren Erfolg bewunderte. Ganz ähnlich hatte sie vorhin auf dem Weg geklungen, nachdem er ihr von seinen Resultaten bezüglich Miss Parkinson berichtet hatte. Nur nebenbei hatte Severus registriert, dass nun auch Albus, Minerva und Poppy auf die Terrasse gekommen waren.

Was die eben gestartete Rakete für Wunder vollbrachte, das konnte er nicht sehen, denn er betrachtete Hermine, die einen halben Schritt nach vorn gegangen war, um das Spektakel am Himmel zu beäugen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und erst da bemerkte er, dass sie ein wenig zu frieren schien. Sich umschauend fiel sein Blick auf Albus, der Minerva gerade den Winterumhang anbot, den er noch über seinen normalen Umhang geworfen hatte.

„Ist Ihnen kalt?“, fragte er.
Es hatte ein wenig gedauert, bis sie ihren Blick von den in den Himmel gezeichneten Mustern lösen konnten, doch dann drehte sie sich um, kam ihm wieder näher und antwortete: „Ja, ein wenig schon.“
„Nun, mit meinem Umhang dürfen Sie nicht rechnen“, sagte er nüchtern. Sie zog vorgetäuscht beleidigt ein Gesicht, weswegen er sich erklären wollte. „Da ich nur den einen trage, würde ich mich selbst in eine unangenehme Lage bringen, sollte ich höflichen Umgangsformen nachkommen.“

Völlig unerwartet ging Severus ein wenig nach vorn zu einer Stelle, an der Ginny, Harry und Sirius ihre Umhänge abgelegt hatten, damit diese weder bei der momentanen Beschäftigung im Wege wären noch bei dem Feuerwerk Schaden erleiden würden. Severus griff blindlings nach einem der Umhänge, was allen anderen Zuschauern, selbst den drei Hobby-Pyrotechnikern, nicht entgangen war, doch niemand sprach ihn deswegen an. Stattdessen ließ man ihn, wenn auch mit einem fragenden Gesichtsausdruck oder – in Sirius’ Fall – mit einem skeptischen Blick gewähren.

Bei Hermine angelangt breitete er den fremden Umhang aus, schüttelte ihn einmal und bot an: „Vielleicht probieren wir es statt mit meinem Umhang einfach mit einem, der momentan sowieso keine Verwendung findet?“
Das auf dem Umhang befindliche, goldrote Wappen von Gryffindor blitzte im Licht der nächsten Rakete auf. „Oh“, machte Hermine, „das ist der von Ginny. Sie hat bestimmt nichts dagegen.“
Ihr den Umhang ihrer Freundin umlegend fragte er: „Was haben Sie morgen vor?“ Er dachte an das Projekt, um Miss Parkinson zu helfen.
„Morgen habe ich mich verabredet. Wir lesen ein Buch.“
Das Wort „wir“ veranlasste ihn dazu, grantig zu sagen: „Sagen Sie bloß nicht, Sie haben sich breitschlagen lassen und lesen das Knieselbuch vom lieben Professor Svelte!“
Von hinten ertönte plötzlich die überschwänglich fröhliche Stimme des eben genannten Kollegen. „Professor Snape, haben Sie eben mit mir gesprochen?“

Hermine und Severus blickten sich um. Valentinus war mit nur wenigen Schritten bei ihnen angelangt und versuchte, mit seinem strahlendweißen Lächeln Eindruck zu schinden.

„Nein, Professor Svelte, Sie irren“, begann Severus deutlich missgelaunt, „denn ich sprach lediglich ’über’ Sie und nicht ’mit’ Ihnen.“

Noch immer lächelte Valentinus, bis er den Satz mehrmals in Gedanken wiederholt hatte und erst mit leichter Verzögerung die verletzenden Worte begriffen hatte. Sein Lächeln wurde flatterig, doch er versuchte es zu halten, als er ein wenig verlegen sagte: „Dann entschuldigen Sie mich bitte. Ich werde mir ein wenig das Feuerwerk ansehen.“ Er zeigte ungenau in eine Richtung. „Von dort aus am besten.“ Er war er zwei Schritte gegangen, da wandte er sich um; sein Lächeln war längst verstorben. „Ach ja, ich wünsche Ihnen beiden ein glückliches und gesundes neues Jahr.“

Valentinus noch hinterherschauend sagte Hermine nicht maßregelnd, sondern nur, um ihre Meinung kundzutun: „Das war nicht richtig, Severus. Sie könnten die Menschen, die Sie nicht ausstehen können, doch auch einfach ignorieren.“
„Tut mir außerordentlich Leid“, begann er spöttisch, „wenn ich Ihrem guten Bekannten gegenüber einfach nur die Wahrheit gesagt habe.“
Das Thema wechselnd offenbarte sie ihm: „Ich treffe mich morgen mit Harry, er kommt zu mir.“ Severus konnte seine Überraschung kaum verbergen, doch Hermine setzte noch einen oben drauf. „Wir lesen ’Leib und Seele’ gemeinsam.“

Sein Kehlkopf lugte kurz unter dem hohen Kragen hervor, weil er kräftig schlucken musste.


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