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Fanfiction

Eis und Schnee - Miese Ferienstimmung und Schreie in der Nacht

von Lilienblüte

Re-Kommis:

@iriS: Also ich finde den kleinen Ryan ja auch soo putzig. Kleine Kinder können so süß sein und einen in den traurigsten Momenten total aufmuntern, in dem sie was Niedliches sagen ^^ Und genau so geht es Emmeline ja mit Ryan.
Und nein also wirklich, woher kommt denn dieses Bauchgefühl? Ich werde dazu selbstverständlich nichts sagen XD
Danke für deinen Kommi.

@Candra Lovegood: Uiii, das freut mich total zu hören. Und es ist auch iwie schön zu wissen, dass ich dich mit der FF sogar zu Tränen rühren konnte. (Und die nächsten Chaps werden besonders traurig - ich hoffe jetzt wird es dir wieder genauso gehen)
Vielen Dank für dein urliebes Kommi.

@klothilde: Ja, die Dearborns sind für Emmeline auch das was für Harry die Weasleys waren. Und ich mag Caradoc auch am liebsten - was aber auch noch zum größten Teil daran liegt, dass ich sein späteres Ich schon jetzt sehr mag XDDD Ansonsten habe ich natürlich den kleinen Ryan ganz doll ins Herz geschlossen :D
Danke für deinen Kommi.

@all: Viel Spaß mit dem neuen Kapitel!

7. Kapitel: Miese Ferienstimmung und Schreie in der Nacht


„Komm entweder freiwillig mit uns oder wir werden dich dazu zwingen. Du bist eine Vance und du gehörst an die Seite deiner Familie!“, hatte meine Mutter an jenem Weihnachtsabend vor zweieinhalb Jahren gesagt. Und wie jede Drohung, hatte sie auch diese wahr gemacht. Sie war vor das Zaubergamot gegangen und hatte geklagt. Ich war noch lange nicht volljährig und natürlich hatte sie das Recht zugesprochen bekommen, meinen Ferienaufenthaltsort zu bestimmen.
„Miss Emmeline Vance ist gerade elf Jahre alt, sie weiß noch nicht, was sie will. Nur weil sie gerade in einer Phase pubertärer Rebellion gegen ihre Eltern steckt, darf sie sich ihre Erziehungsberichtigten nicht selber aussuchen“, hatte das Gericht entschieden. Evanna und Joe Dearborn, die vor dem Gericht versucht hatten, zu beweisen, dass meine Eltern gewalttätig waren und man ihnen das Sorgerecht entziehen musste, hatten gegen das Geld meiner Eltern keine Chance gehabt.
In den Weihnachtsferien durfte ich auf eigenen Wunsch in der Schule bleiben, in den Sommerferien jedoch musste ich jedes Mal zurück zu meinen Eltern. Zweimal schon hatte ich jetzt sehr lange Sommer in meinem inzwischen so verhassten Elternhaus verbracht.
Weihnachten feierte ich trotz des Verbotes weiterhin bei Alice‘ Familie. Offiziell war ich in Hogwarts, aber, wie McGonagall mir mit einem Augenzwinkern mitteilte, „konnte sie auch nichts daran ändern, wenn ich mich in einem unbeobachteten Moment nach Hogsmeade fortstahl und erst gegen Ende der Ferien zurückkehrte.“ Dieser Satz war einer der Gründe, warum ich meine Hauslehrerin mehr ins Herz schloss als andere Lehrer.

Meine Sommerferien hingegen waren unerträglich und da konnte selbst McGonagall nichts mehr machen. Laut Bestimmung des Zaubergamots musste ich zurück in mein Elternhaus und obwohl ich nun wirklich nicht die Superstreberin war, hasste ich die Ferien. Meine Eltern, die jeden Tag eine ganze Menge nützlicher Ermahnungen für mich hatten, Daphne, die meine Anwesenheit vollkommen ignorierte und Ethan, der in Gesellschaft das Gleiche tat.
Ethan stand nicht offen zu mir und ich verlangte es auch nicht von ihm. Er hatte sich in den vergangenen Jahren verändert. Ethan hatte dem Druck nicht stand gehalten und manchmal erkannte ich meinen großen Bruder von früher kaum noch wieder.
Ethan hätte es nicht ertragen, wenn unsere Eltern ihn genauso behandelt hätten, wie sie mich behandelten, er wäre zugrunde gegangen, wenn seine Schulkameraden aus Slytherin ihn verachtet hätten, weil er noch weiter Kontakt mit seiner Blutsverräterschwester gehabt hätte.
Ich wusste das, schließlich kannte ich meinen älteren Bruder gut genug und auch wenn ich es nicht verstand, so musste ich es doch akzeptieren. Er wich meinem Blick aus, wenn wir uns auf dem Flur begegneten und er ignorierte mich, wenn wir auf Gesellschaften waren. Im Grunde verhielt er sich nicht anders als Daphne – solange wir nicht alleine waren.
Wie oft schlichen Ethan und ich nachts, wenn ganz Hogwarts schon schlief, nach draußen, um die Neuigkeiten aus dem Leben des anderen zu hören! Wie oft hatte er mich in diesen Sommerferien wieder in meinem Zimmer besucht, wenn niemand anders im Hause war. In seinen Augen war ich es immer noch wert seine Schwester zu sein, er konnte es mir nur nicht mehr in aller Öffentlichkeit zeigen.

Durch mein Einteilung in das Hause Gryffindor und meine inzwischen offensichtlich gewordenen Abneigung zu dem Leben der Reinblüter war es für ihn und Daphne so schon schwer genug geworden. Ich wusste von ihm, dass die beiden mehr als alles andere darauf achten mussten, was sie sagten. Sobald einer von ihnen eine Ansicht äußerte, die nicht zu einem Reinblüter passte, wurde hinter ihrem Rücken gelästert. So war es zum Beispiel geschehen, als Ethan gesagt hatte, dass er nicht ganz verstünde, warum dieser neue dunkle Magier, der Meinung war, dass wir die Muggelstämmigen töten sollen oder als Daphne in einem Gespräch mit ihren Freundinnen geäußert hatte, dass sie nicht begriff, warum ihre Eltern besser wussten, wen sie später heiraten sollte als sie selber.
Jeder Reinblüter stellt sich manchmal solche Fragen, ohne je wirklich daran zu rütteln, aber wenn bereits jemand aus der Familie abtrünnig geworden war, so durfte man solche Ansichten niemals mehr äußern.
Daphne war eine ziemlich starke Persönlichkeit, sie lächelte den Leuten ins Gesicht, die hinter ihrem Rücken redeten und schaffte es trotz einer Zwillingsschwester, die im falschen Haus gelandet war und sich von der reinblütigen Welt abgewendet hatte, die Anführerin ihrer Slytherinclique zu sein. Aber Daphne vergaß niemals, dass nur ein falsches Wort nötig war und sie fallen würde.
Ethan hingegen war, seit ich nach Hogwarts gekommen war, nur noch Außenseiter bei seinen Freunden. Er wusste, dass sie redeten, sobald er ihnen den Rücken zukehrte und hatte keine Ahnung, wie er sich dagegen wehren sollte. Ich sah, wie es ihn fertig machte und mich machte es traurig zu wissen, schuld an seiner Lage zu sein und ihm doch nicht helfen zu können. Ethan war niemals so selbstbewusst wie Daphne und ich gewesen, er hatte schon immer mehr versucht sich anderen anzupassen als ich, aber im Laufe der letzten drei Jahre wurde er immer schüchterner und stiller. Er wehrte sich nicht gegen seine sogenannten Freunde, sondern ließ alles geschehen.
Nur, wenn wir beide zusammen waren, kam wieder etwas von dem Ethan durch, der er früher gewesen war. Mein großer Bruder, der immer gerne Späße gemacht und mich in jeder Situation aufgemuntert hatte.
Auch in unserer Familie hatte Ethan schon genügend Probleme, ohne, dass er offen für mich eintrat. Seine Noten waren in den letzten Jahren sehr schlecht geworden, meine Eltern fragten sich, wie er mit den gerade mal „annehmbaren“ Noten einen guten Beruf ergreifen sollte und je mehr Druck sie auf ihn ausübten, umso schlechter wurde Ethan in der Schule. Ethan war ziemlich schwach geworden in den letzten Jahren. Während Daphne und ich an den Herausforderungen des Lebens als Reinblüter gewachsen waren, ging Ethan daran zugrunde.

Seit den Weihnachtsferien jedoch quälte Ethan noch etwas ganz anderes als die Verachtung seiner Freunde. Seine Eltern hatten ihm seine Verlobte Marianne MacMillian vorgestellt und die Hochzeit bereits für kommenden Sommer festgelegt. Ethan kannte Marianne nur flüchtig, bisher hatten sie nicht viele Worte miteinander gewechselt und nun sollte er sein ganzes restliches Leben mit ihr verbringen. Aber wie schon erwähnt, er hatte nicht die Kraft sich gegen unsere Eltern aufzulehnen und er würde sie auch nicht für sein Leben aufbringen.
„Ich verstehe nicht, wieso du dich nicht weigerst“, hatte ich mir nicht verkneifen können zu sagen.
Ethan war meinem Blick ausgewichen: „Ich bin nicht wie du, Emmeline. Kannst du dir vorstellen, dass … ich einfach nicht den Mut habe, ihnen entgegenzutreten?“
Und Ethan hatte mit dieser Frage Recht. Ich konnte es mir wirklich nicht vorstellen. Noch bevor ich nach Gryffindor gekommen war, hatte ich niemals geschwiegen. Wie wütend auch meine Mutter wurde, ich hatte sie niemals im Unklaren über meine Meinung gelassen, gleichgültig, was das für Konsequenzen mit sich zog.
„Es geht um dein zukünftiges Leben. Willst du Marianne MacMillian heiraten?“
„Nein, Emmeline, aber ich habe nicht die Kraft dagegen zu kämpfen.“ Er hatte mir den Rücken zugedreht und war in sein Zimmer gegangen. Und hatte mich im Flur stehen lassen, ratlos und verständnislos. Wie konnte man so wenig Kraft aufbringen, wenn es um das eigene Leben ging?

Und nun waren die Sommerferien also wieder einmal gekommen. Diese versprachen, die schlimmsten zu werden, die ich je gehabt hatte. Nicht nur, dass ich abgeschnitten war von meinen Freunden und Freundinnen in Hogwarts und von Sirius – nein, dieses Jahr schnitten sie mich sogar noch von meinem Freund ab. Seit einem Monat war ich mit Sturgis Pudmore zusammen, einem Jungen aus Ravenclaw, der ein Jahr über uns war. Ich hatte ihn an Sylvester kennen gelernt, als ich mit Alice und Caradoc auf einer Party gewesen bin. Er ist einer von Caradocs Freunden und wir waren uns von Anfang an sympathisch. Seit den Weihnachtsferien sind wir dann ein paarmal zusammen nach Hogsmeade gegangen. Wir haben uns gut verstanden, haben die gleichen Interessen und spielen beide Quidditch. Seit dem letzten Hogsmeadeausflug im Juni sind wir zusammen. In meinem Freundeskreis hat das für einige Unruhe gesorgt. Meine Freundinnen freuten sich für mich und das hätte ich auch von meinen Freunden erwartet, aber sie benahmen sich anders als ich gedacht hatte. James und Remus hatten wie meine Freundinnen nichts gegen meinen Freund einzuwenden, aber Sirius und Caradoc gefiel die Sache überhaupt nicht. Caradoc hat Sturgis die Freundschaft gekündigt, solange er nicht die Finger von mir lässt und seit er mit mir zusammen ist, wird Sturgis merkwürdigerweise häufiger von Flüchen getroffen, wenn die Rumtreiber in der Nähe sind.
Bei beiden ist es unmöglich, mit ihnen zu reden und sie davon zu überzeugen, dass Sturgis allein meine Sache ist und sie sich aus meiner Beziehung heraushalten sollen. Caradoc ist beinahe explodiert, als ich ihn darauf angesprochen habe. „Was ist das bitte für ein Freund, der mit mir Sylvester feiert, tut, als sei er mein bester Freund und hinter meinem Rücken das Mädchen verführt, das für mich schon fast wie eine Schwester geworden ist?“ Daraufhin konnte ich ihm nicht länger böse sein, auch wenn ich sein Verhalten nicht gut fand, zu gerührt war ich davon, dass er mich schon fast wie eine Schwester betrachtete. Und Sirius hat wohl einfach zu große Beschützerinstinkte entwickelt, als dass er sie jetzt abschalten könnte. Er ist es seit Jahren gewöhnt mich gegen jeden zu verteidigen, gegen meine Eltern, gegen meine Schwester und gegen Slytherinmitschüler, sodass es ganz natürlich ist, dass er auch jetzt wieder das Gefühl hat mich beschützen zu müssen. Außerdem leidet er am meisten unter der Situation, befürchte ich. Unsere gemeinsame Zeit hat sich, seitdem ich mit Sturgis zusammen bin, doch deutlich reduziert und ich glaube, Sirius ist deswegen auch ziemlich eifersüchtig auf ihn.

Wenn man möchte, dass die Zeit vergeht, verrinnt sie nur langsam und so war es auch in diesem Sommer. Die Tage zogen sich wie eine Ewigkeit, aber irgendwann rückte der September in greifbare Nähe. Es waren nur noch drei Wochen bis zum Beginn der Schule. Ich freute mich unheimlich, gleichzeitig aber gab mir meine Freude einen Stich. Für meinen Bruder würde es ab dem Tag für immer mit einem glücklichen Leben vorbei sein. Seine Hochzeit war auf den einunddreißigsten August gelegt worden. Und der Tag, der mich wieder in die Freiheit entließ, würde für ihn der Tag sein, an dem er ein Leben mit einer Frau begann, die er weder kannte noch mochte.
Ethan war nun fertig mit der Schule, hatte seinen UTZ bekommen, auch wenn er nicht besonders gut abgeschnitten hatte. Ab August würde mein Bruder, der immer davon geträumt hatte mit Tieren zu arbeiten eine Stelle bei Gringotts antreten, mit der er in der Lage sein würde, seine Familie zu versorgen. Einer Hochzeit stand nach der Meinung meiner Eltern nichts mehr entgegen.
„Ich kann nicht dabei zusehen, wie er in sein eigenes Unglück läuft“, sagte ich zu Sirius, als er wie fast jeden Nachmittag in den Sommerferien bei mir war. Sirius war der einzige meiner Freunde, den ich empfangen durfte und er war mein ganzer Lichtblick. James und Alice waren zwar auch reinen Blutes, aber ihre Familien galten schon seit vielen Jahren als Blutsverräter, weil sie sich nicht an die Ideale der Gesellschaft gehalten hatten, sondern wie Halbblüter lebten.
Die Blacks jedoch galten als gute Familie, eine der Familie, deren Stammbaum am weitesten zurückreichte und deswegen durfte Sirius herkommen.
Zu ihm gehen durfte ich nicht. In den Sommerferien war ich eingesperrt. Das Haus verlassen durfte ich nur in Begleitung meiner Eltern oder meiner Geschwister, jeder Schritt von mir wurde überwacht, um sicherzugehen, dass ich keinen unstandesgemäßen Umgang führte.
„Misch dich nicht ein, Emmeline“, bat mich Sirius. „Vielleicht wird auch so noch alles gut …“
„Und wie?“
Sirius wich meinem Blick aus und er zuckte die Achseln: „Wenn du dich einmischt, wird für ihn noch alles viel schlimmer.“
„Du rätst mir doch sonst immer, mich gegen die Traditionen zu wehren.“
Sirius nickte bedrückt: „Aber du hast genug damit zu tun, für dich zu kämpfen. Du kannst nicht für sein Leben mitkämpfen. Wenn er das wollte, hätte er dir es gesagt.“
„Er ist mein Bruder. Und ich habe mehr Kraft.“
„Emmeline, spar deine Kraft für dich selbst. Du verschwendest sie an deinem Bruder, er möchte nicht gerettet werden. Er wird sich niemals gegen deine Eltern auflehnen und tun, was von ihm verlangt wird. Und du kannst ihn nicht dazu zwingen, denn dann wärst du nicht besser als sie.“
Es war merkwürdig, solche Worte aus Sirius’ Mund zu hören, aber wie so oft hörte ich auf seinen Ratschlag. Das gute Verhältnis, welches Sirius und mich gleich zu Beginn unserer Hogwartszeit verbunden hatte, war über die Jahre zu einer sehr tiefen und engen Freundschaft geworden. Auch wenn meine Freundinnen nicht verstanden, dass ich dem obercoolen Sprücheklopfer des Jahrgangs alle meine Probleme anvertraute, dass ich auf den Rat des arroganten Rumtreibers mehr hörte als auf ihre sanften Ratschläge, so hatte ich doch zu ihm das größte Vertrauen, was er in all den Jahren nicht einmal missbraucht hatte. Bei mir war er anders, als er sich in der Schule und bei unseren Klassenkameraden gab. Ich wusste von seinen größten Ängsten, von allen Wünschen und Träumen. Sirius Black war mein allerbester Freund.
Und obwohl ich nun mit Sturgis zusammen war, hatte sich daran, dass Sirius der Einzige war, dem ich alles anvertraute und erzählte nichts geändert – eine Tatsache, die Sturgis wohl noch schwieriger fiel zu akzeptieren, als Sirius ein Problem damit hatte, dass ich nun einen Freund hatte.

Am nächsten Tag passierte dann das Schreckliche. Ethan war den ganzen Tag über schrecklich nervös, ließ Sachen fallen, stolperte und wenn man ihn ansprach, stammelte er herum, ohne einen vollständigen Satz herauszubringen.
„Was ist denn heute mit dir los?“, fragte ich ihn verwirrt, als wir gerade vom Mittagessen kamen und auf den Weg in unsere Zimmer kamen. Beim Mittagessen war es genau wie den ganzen Morgen weitergegangen – er hatte seinen Teller heruntergeschmissen und sich am Beef verschluckt. Er hatte nicht bemerkt, als Daphne ihn angesprochen hatte und er hatte sich erhoben, noch bevor wir den Nachtisch gegessen hatten, weil er dachte, das Mittagessen sei bereits beendet.
„E-e-es ist alles in Ordnung, wie kommst du darauf, dass etwas nicht stimmt?“
„Weil du dich den ganzen Tag heute schon vollkommen neben der Spur benimmst!“
„Ich heirate bald, Emmeline. Ist das kein Grund, etwas nervös zu werden?“
„Du warst aber die letzten Tage nicht so. Irgendetwas ist los! Ich kenne dich, Ethan und du sagst mir jetzt sofort, was dich so nervös macht!“
Ethan schaute sich zu beiden Seiten um, dann beugte er sich zu mir herunter.
„Es ist besser, wenn du nichts weißt, Emmeline! Glaub mir, das wäre zu gefährlich. Für uns beide“, flüsterte er mir ins Ohr, dann sah er mich beschwörend an und ging in sein Zimmer. Mich ließ er im Flur stehen – alleine, verwirrt und auch ein wenig besorgt. Ich hatte keine Ahnung, dass ich mit meinen Fragen Ethan in Lebensgefahr gebracht hatte. Denn in diesem Haus hatten die Wände Ohren und meine Ururgroßmutter auf dem Portrait neben mir machte sich nun auf den Weg zu einem Gemälde im Zimmer meines Vaters, um ihm die Neuigkeiten zu berichten.

Mitten in der Nacht wurde ich von Lärm geweckt. Schreie drangen aus der unteren Etage und ich sprang aus dem Bett, war ich doch überzeugt davon, Ethans Stimme erkannt zu haben.
Aber meine Tür war verschlossen, so sehr ich auch an ihr rüttelte, sie sprang nicht auf.
„Spar dir die Mühe, Emmeline. Diese Tür habe ich mehrfach magisch verschlossen, so schnell kommst du da nicht hindurch!“ Daphnes Stimme drang aus der anderen Ecke meines Zimmers zu mir hinüber. Sie saß auf meinem Sofa. Auch sie hatte ihr Nachthemd an, trug aber einen Morgenmantel darüber. Ihr Haar war nicht wie sonst zu zwei strengen Zöpfen geflochten und wie sie so dastand, mit den offenen Haaren locker über den Schultern sah sie auf einmal wieder viel mehr aus wie meine Schwester. Auch der Ausdruck auf ihrem Gesicht war der von früher. Sie musterte mich nicht kalt, nicht abwertend, sah nicht hochmütig auf mich herab. Ihre Augen ruhten besorgt auf mir, gerade so, wie sie früher immer geschaut hatte, wenn ich unserer Mutter wieder einmal ein wenig zu deutlich meine Meinung gesagt hatte.
„Daphne, das da unten, der da so schreit – das ist Ethan!“
Daphne schaute mich traurig an: „Ja. Das ist Ethan. Aber wir können ihm nicht mehr helfen!“
Ich war mit einem Satz neben Daphne und packte sie am Arm: „Was passiert da unten? Verrate es mir sofort! Sonst drehe ich durch! Wieso schreit Ethan so? Wir müssen runtergehen und ihm helfen!“
Daphne litt selber – man konnte es ihr deutlich ansehen, so sehr sie sich auch bemühte, es zu verstecken. Aber sie biss sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf: „Ich lasse dich nicht hinunter – ich kann es nicht, Emmeline! Wir sind hier in Sicherheit! Wir können nicht nach unten, du erst recht nicht, sonst eskalieren die Dinge.“
„Die Situation da unten eskaliert auch ohne uns schon! Oder warum sonst schreit mein Bruder so, als würde er schmerzhaft gefoltert werden?“
Ich hatte meine Worte noch nicht ganz ausgesprochen, da ertönte ein lauter Knall in dem Stockwerk unter uns und das Haus bebte. Der Explosion folgte eine Stille, eine unheimliche Stille.


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