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Fanfiction

Im Schatten eines großen Namen - Die Insel im Meer

von Gwendolyn D.

September 1979

Gwendolyn!
Die junge Hexe schlug die Augen auf. Um sie herum war es stockdunkel. Sie lauschte, doch kein Geräusch klang aus der Dunkelheit; nichts war zu hören bis auf Sirius' ruhige, gleichmäßige Atmung. Er schlief tief und fest. Doch hatte sie nicht gerade ihren Namen gehört? Das Dunkle Mal auf ihrem Unterarm juckte unangenehm. Erst als sie sich dem Gefühl bewusst wurde, war sie sich sicher: der Dunkle Lord hatte nach ihr gerufen.
Sie drehte den Kopf nach links. Der kalte Mondschein fiel auf den alten, messingfarbenen Wecker auf dem Nachttischschrank und spiegelte sich in den metallenen Ziffernblättern. Es war zwanzig vor drei. Das unangenehme Kribbeln in ihrem Arm wurde intensiver und Gwendolyn wusste, sie musste gehorchen, wenn sie nicht in Ungnade fallen wollte.
Es war nicht einfach gewesen, sich aus Sirius' Umarmung zu winden, ohne ihn zu wecken, doch als Gwen dies geschafft hatte, las sie ihre Kleidung vom Boden auf und stahl sich aus dem Schlafzimmer. Wenige Minuten später war sie zum Aufbruch bereit. Noch einmal strich sie ihre Kleidung glatt, warf sich ihren Reiseumhang über und zückte ihren Zauberstab - um zu verhindern, dass sie in eine ähnliche Situation kam, wie damals, als Voldemort sie das erste Mal zu sich rief.
Gwendolyn atmete noch einmal tief durch und leerte ihren Geist, bevor ihre Finger sich zum Mal tasteten.

Ein erbarmungsloser Wind peitschte um sie herum, riss an ihrem Umhang, zerzauste ihr Haar und zwang Gwendolyn, ihre Augen zu schmalen Schlitzen zu formen. Die Luft schmeckte salzig, das Mondlicht beschien den dunklen Fels vor ihr, an dem sich riesige Wellen brachen. Ihr Blick ging in die Ferne. Um sie herum war nichts als das Meer.
Ãœberrascht sah sie sich um. Nur wenige Meter von ihr entfernt stand eine Gestalt an der Klippe. Ihre schwarzen Roben wurden vom Wind aufgebauscht und als sie Gwendolyn bemerkte, drehte sie ihren Kopf kaum merklich in ihre Richtung.
Das blasse, kantige Gesicht von Lord Voldemort sah im Mondlicht noch viel bleicher aus als am Tag. Beinahe schon gruselig und doch war etwas an diesem Gesicht, etwas, das es selbst im fahlen Licht attraktiv machte. Unbeholfen krakselte Gwendolyn über den unebenen, felsigen Boden. Ihr Meister hatte das Gesicht bereits wieder zum Meer gerichtet.
„Ihr habt nach mir gerufen, Mylord!?!“, rief sie lauter als beabsichtigt, um das Tosen der Wellen zu übertönen.
Er reagierte zunächst nicht und so folgte Gwendolyn seinem Blick, doch außer die Weiten des Meeres konnte sie nichts ausmachen. Sie runzelte die Stirn. Wie kam es, dass Voldemort sie zu so später Stunde zu sich rief und sie dann noch an einen so seltsamen Ort brachte.
Einige Minuten vergingen, während sie schweigend nebeneinander standen, dann wurde Gwendolyns Geduld belohnt.
„Was siehst du?“
Unsicher warf sie einen Seitenblick auf Voldemort, der noch immer eisern vor sich auf das Meer sah, dann folgte sie seinem Blick.
Der Ozean wurde von dem wütenden Wind aufgepeitscht. Meterhohe Wellen erhoben sich aus dem schwarzen Wasser und erzeugten auf ihnen kleine Schaumkronen, die über das Wasser tanzten. Doch außer das Meer war nichts vor ihnen, oder? Voldemort hätte diese Frage nicht gestellt, wenn da nicht etwas wäre, das Gwendolyn nicht sehen konnte.
Ihr Herz klopfte unruhig und ihr Hirn versuchte angestrengt eine Antwort auf seine Frage zu finden und dann erinnerte sie sich an seine Worte: Magie … hinterlässt immer Spuren.
Gwendolyn schloss die Augen, atmete tief die salzige Luft ein, die ihr auf der Kehle brannte, um sich für einen Moment vom hier und jetzt zu lösen, den Geist freizumachen.
Mit einem Mal wurde ihr die hohe Luftfeuchtigkeit bewusst, die ungestüme Kraft des Wassers und des Windes, die an ihr zerrten und das zarte, kaum wahrnehmbare Vibrieren eines Kraftfeldes. Überrascht schlug Gwen die Augen auf und da sah sie es auf einmal. Die ganze Zeit musste es da gewesen sein, doch so gut verborgen, dass es für unwissende Augen nicht zu sehen war. Genau vor ihnen, in einigen Meter Entfernung, brachen sich die Wellen. Sie brachen sich an einer Brandung, die nicht zu sehen und doch da war.
Ihr Blick huschte hinauf in den wolkenlosen Himmel, der so ganz anders aussah als sonst. Sie waren nicht mehr in England, doch wo konnten sie sonst sein? Was gab es mitten im Ozean, an dem Voldemort Interesse haben konnte? Mitten im Ozean, verborgen von einem Zauber und da fiel es Gwendolyn wie Schuppen von den Augen.
„Askaban?“, flüsterte sie ungläubig.
„Ausgezeichnet Gwendolyn“, Voldemort schien amüsiert, „und natürlich vollkommen richtig. Wir werden der kleinen Insel heute Nacht einen Besuch abstatten.“
Gwen riss den Blick von dem tosenden Wasser fort und betrachtete Voldemort. Er schien nicht zu scherzen.
„Und was tun wir dort?“ Ihre Neugier war größer als ihre Angst.
„Das wirst du dann sehen“, antwortete Voldemort fast verärgert. Er hielt ihr den linken Arm hin. „Zunächst müssen wir hin gelangen.“
Verdutzt registrierte sie seinen Arm: „Wir apparieren?“
„Nein, man kann nicht apparieren!“
Gwendolyns Augenbrauen zogen sich kaum merklich zusammen. Sie hatte keiner seiner Worte im Zaubereiministerium vergessen. „Man kann nicht?“
Auf Voldemorts Lippen zeigte sich der Anflug eines Lächelns. Sie war wirklich außerordentlich aufmerksam und gelehrig.
„Besser gesagt“, erklärte er, „es wäre ein zu großes Risiko dort hinein zu apparieren.“
Gwendolyn nickte verstehend.
„Aber wie kommen wir dann hin?“
„Wir fliegen.“
Fliegen? Ein unangenehmes Drücken kam von ihren Eingeweiden. Sie betrachtete Voldemort erneut, der ihr noch immer den Arm anbot. Sie sah keinen Besen, er hatte keinen Teppich und auch sonst keine Hilfsmittel. Ihr Herz machte einen Hüpfer, als sie verstand.
„Aber wie ist das möglich?“
„Alles zu seiner Zeit!“, mahnte er streng. Gwendolyn ergriff zaghaft seinen Arm und wenige Augenblicke später hatten sie die kleine, felsige Insel weit hinter sich gelassen.

Erleichtert atmete sie auf, als ihre Füße auf dem weichen, sandigen Boden landeten. Noch immer war ihr ein wenig schummrig. Bei all dem Respekt, den sie von solch einer magischen Leistung hatte - sie hasste fliegen.
Hier in der engen Bucht waren sie fast gänzlich von dem stürmischen Wind geschützt, der soeben noch an ihren Kleidern gerissen hatte. Gwendolyn hatte sich einige Sekunden an einen Felsen gelehnt, da sich die Welt um sie herum noch zu drehen schien, doch Voldemort ließ ihr keine Verschnaufpause.
Ihm schien der Flug nichts ausgemacht zu haben und ohne auf seine Begleitung zu achten, war er sofort losgegangen, sodass Gwen nichts anderes übrig geblieben war, als ihm mit unsicheren Schritten zu folgen. Der schmale Pfad, der sich zwischen dem Gestein hindurch schlängelte, schien nicht aufzuhören, führte sie nur immer weiter in die Höhe, bis sie so weit oben waren, dass man das Meer bereits wieder sehen konnte.
In der Ferne erkannte Gwendolyn die kleine Insel, auf der sie eben noch gestanden hatten um hinüber ins Nichts zu blicken. Sie war bereits nur noch ein kleiner schwarzer Punkt, der vom Mondlicht erhellt wurde. Doch dann wand sich der Weg ab von der Brandung und führte sie weiter in das Innere der Insel.
Sie waren keine zehn Minuten gegangen, da waren sie auf dem Höhepunkt des Weges angelangt. Von hier aus hatte man eine Aussicht über die gesamte Insel. Unter ihnen lag ein tiefes Tal, das mit einem schaurig dichten Nebel gefüllt war, der alles andere unter sich begrub und der das Tal wie einen dampfenden Kessel aussehen ließ. Kein Baumwipfel war zu sehen, keine Kirchsturmspitze lugte hervor. Es gab nur den dichten Nebel und der Weg, dem sie gefolgt waren, führte genau hinein.
Gwendolyns Blick ging weiter. Hinter dem Tal erstreckte sich ein kleines, baumloses Gebirge, das sich schwarz vom dunkelblauem Himmel abhob, und auf dem höchsten Punkt des Berges sah Gwendolyn es: Askaban. Wie eine skurrile Krone thronte die Festung auf der Anhöhe. Ein Gefängnis, das als das sicherste in der Zaubererwelt galt. Noch nie war ein Häftling entkommen. Was suchten sie hier? Was suchte Lord Voldemort in Askaban, oder besser gesagt wen?
Gwendolyn hatte keine Zeit zu grübeln, denn Voldemort war bereits weitergegangen. Sie sah zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren und zog sich den Umhang enger um die Schultern. Es war bereits ganz schön kalt geworden. Lautlos folgte sie Voldemort und begann mit dem Abstieg.
Der Nebel war so dick, dass Gwendolyn kaum ihre eigene Hand vor Augen sehen konnte. Sie konnte nur ahnen, dass die Schatten, die an ihnen vorüberzogen, die Silhouetten alter Bäume waren. Die Luft war klamm und sie fröstelte. Unbehagen machte sich in der jungen Hexe breit, während sie ihrem Meister stumm folgte.
Noch immer hatte er ihr nicht seine Absichten mitgeteilt. Was, wenn es eine Falle war? Was, wenn Lord Voldemort sie in eine Falle lockte? Hier würde sie niemand finden, hier würde auch niemand nach ihr suchen, falls sie es schaffte zu entkommen. Sie musste wachsam bleiben. Er war unberechenbar, es war ein gefährliches Spiel, auf das sie sich einließ.
Es ist nicht seine Art, Gnade zu zeigen oder gar Güte, sie hörte Lucius' Stimme als stünde er neben ihr und widerwillig musste sie sich eingestehen, dass er damals schon recht gehabt hatte. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, heute Nacht, dass sie so blind in diese Situation gelaufen war? Was hatte sie sich nur dabei gedacht, als sie sich ihm angeschlossen hatte?
Gwendolyn schauderte. Sie starrte auf den schwarzen Umhang, der hinter Voldemort flatterte, während er festen Schrittes voranging. Ihr Herz klopfte laut, die Zweifel krochen ihr Rückgrat hinauf, ließen sie bis aufs Mark frieren und erzeugten wirre Bilder in ihrem Kopf.
Der Dunkle Lord ist nicht, wie sie dir alle sagen!, sie hielt den Atem an und schickte ein Stoßgebet an den Himmel, dass Voldemort ihre Reaktion nicht bemerkte. Er ist nicht gütig, er ist nicht gerecht und es ist verdammt noch mal keine Ehre ihm zu dienen, sondern eine Lebensentscheidung! Wie konnte sie all die Zeit nur so blind gewesen sein? Es waren ihre eigenen Worte gewesen!?! Sie hatte Regulus gewarnt, ohne zu realisieren, dass sie selbst diese Warnung missachtete. Vielleicht war es bereits zu spät! Wahrscheinlich würde er sie heute Nacht töten, womöglich waren sie genau deshalb hierher gekommen. Panik stieg in Gwendolyn auf.
Wer würde schon um sie trauern? Sie hatte alle verloren. Ihren Vater, Sirius. Sie hatte sie alle selbst vergrault. Ihre Finger umklammerten krampfhaft ihren Zauberstab. Sie würde alleine sein. Sie war allein mit Lord Voldemort! Diese Nacht würde es enden, diese Nacht würde ihr jämmerliches Leben zu ende gehen.
Voldemort blieb so abrupt stehen, dass Gwendolyn beinahe in ihn hinein gelaufen wäre. Die süße, kleine Blutsverräterin … Dumbledores Tochter ...
Ohne Voldemort zu beachten, versuchte Gwen, an ihm vorbeizustieren. Doch dort war nichts. Nichts außer Nebel in der Dunkelheit.
Was tust du hier unten … Hast du nichts zu lernen … Ich habe es dir schon oft genug gesagt ...
Gwendolyns Herz zog sich schmerzhaft zusammen bei dem Klang dieser Stimme. Für Sekunden schloss sie die Augen. Warum erinnerte sie sich ausgerechnet JETZT daran? Sie versuchte die Gedanken zu verdrängen und trat an die Seite ihres Meisters und erkannte, dass der Wald nun hinter ihnen lag. Vor ihr konnte sie die Schemen von Gebäuden sehen. Ein Dorf, vielleicht eine Stadt?
Ich bin furchtbar enttäuscht von dir, Gwendolyn.
Sie schauderte, spürte, wie ihre Knie schlotterten. Unauffällig warf sie einen Seitenblick auf Voldemort. Er starrte noch immer in die dichte Nebeldecke, ohne auch nur die geringste Notiz von ihr zu nehmen. Sorge zeichnete sich auf Gwendolyns Gesicht ab, während sie seinem Blick folgte. Sie zog den Umhang fest um ihren Körper, nicht nur, weil sie fror, sondern weil sie ihr Zittern vor Voldemort verbergen wollte. Was - bei Merlin - war nur los mit ihr?
Was weißt du schon über Liebe … Ich habe es dir schon oft genug gesagt ... Lucius und Narzissa heiraten!
Sie schüttelte den Kopf, als hoffte sie, die Gedanken loszuwerden. Und während Gwendolyns Augen in den Nebel vor sie starrten, ohne zu sehen, nahm Voldemort darin bereits Bewegungen wahr.
Du veränderst dich … So kann es nicht weitergehen … Ich habe es dir schon oft genug gesagt ...
Das Herz blieb ihr beinahe stehen, als Gwendolyn die Regung vor ihnen bemerkte. Dort im Nebel bewegte sich etwas. Ein Schatten kam auf sie zu, völlig geräuschlos.
Ich habe es dir schon oft genug gesagt, aber ich wiederhole es ein letztes Mal für dich ...
Unbeirrt kam er näher.
Du meinst hier kann man noch frei leben … ich wiederhole es ein letztes Mal für dich ...
Dann hörte Gwendolyn den rasselnden Atem und plötzlich verstand sie. Die Erleichterung war wie ein Gewicht, dass man Gwen von den Schultern nahm. Sie hob den Zauberstab, kramte in ihren Erinnerungen, doch Voldemort kam ihr zuvor.
„Du brauchst keinen Patronus!“ Er drückte ihren Zauberstabarm gen Boden. „Konzentriere dich! Verschließe deinen Geist, du beherrschst doch Okklumentik.“
Der Hohn in seiner Stimme war nicht zu überhören. Widerwillig gehorchte Gwendolyn und sie stellte überrascht fest, dass es funktionierte. Doch dann hoben sich noch mehr Schatten von der Dunkelheit ab. Die schwebenden Gestalten kamen näher. Bald war aus dem einen ein Dutzend geworden.
Gwendolyn zwang sich, ihre Atmung ruhig zu halten, versuchte die geistige Barriere zu manifestieren, doch dann wurde aus dem Dutzend zwei Dutzend und sie spürte, wie die Dementoren Lücken fanden.
Ist es die Magie, die dir so viel wichtiger ist …
In ihrem Kopf begann es sich zu drehen. Es wurden zu viele und sie kamen näher. Schlossen einen Kreis um die beiden Magier, zogen ihn enger.
Ich habe es dir schon oft genug gesagt … Ist die Magie die einzige Liebe, die du besitzt … Ich wiederhole es ein letztes Mal für dich …
Gwendolyn fror fürchterlich. Sie rang nach Konzentration, versuchte all die unangenehmen Gestalten auszublenden, deren rasselnder Atem die Stille der Nacht durchbrach. Die Bilder vor ihren Augen verschwammen.
Ich habe es dir schon oft genug gesagt, aber ich wiederhole es ein letztes Mal für dich ...
Wie viele es waren, konnte Gwendolyn nicht mehr ausmachen. Doch sie waren nah, zu nah. Dann wurde alles schwarz.
Ich wiederhole es ein letztes Mal für dich ...
Verzweifelt versuchte sie bei Bewusstsein zu bleiben, doch es war viel zu kalt und viel zu anstrengend.
Ich habe es dir schon oft genug gesagt … Ich habe sie nie geliebt!
Das war der entscheide Punkt, der Moment, an dem Gwen losließ. Der Punkt an dem ihr alles egal war und sie ihr Bewusstsein davongleiten lassen wollte. Weg von dem hier und jetzt, weg von dem Schmerz und weg von der Erinnerung.
Doch etwas war noch da. Etwas, dass sie zwang zu bleiben. Sie spürte die feste Berührung an ihrem Oberarm und tauchte in eine Aura ein, die wie die Wärme eines Kamins strahlte. Gwen taumelte widerstandslos mit, wurde nur vor einem Sturz bewahrt, weil jemand an ihr festhielt. Die Stimmen in ihrem Kopf waren verschwunden, der Griff an ihrem Arm wurde lockerer. Erschöpft lehnte sie ihre Stirn an etwas Weiches. Noch immer drehte es sich in ihr, doch die Kälte, die ihr so sehr zugesetzt hatte, war fort. Das rasselnde Geräusch zeugte davon, dass die Dementoren noch immer da waren.
„Ich verlange euren Anführer zu sprechen!“
Voldemorts Stimme war so nah. Ein wenig benommen hob Gwendolyn den Kopf. Schockiert stellte sie fest, dass es Voldemort gewesen war, an den sie sich gerade angelehnt hatte. Ohne zu zögern trat sie einen Schritt zurück - Ich wiederhole es ein letztes Mal für dich - und überlegte es sich augenblicklich wieder.
Voldemort beachtete sie nicht weiter. Unsicher drehte Gwen den Kopf über ihre linke Schulter und sah in ein Meer von Dementoren. Doch dann teilte sich die Masse und bildete einen schmalen, kaum einen Meter breiten Weg und dort glitt ein Wesen, von dem Gwendolyn nie gehört hatte. Auf den ersten Blick ähnelte es einem Dementor, nur war dieser wesentlich größer. Es hatte Fänge, die selbst von der tief hängenden Kapuze nicht verdeckt wurden und Hände, die weder glitschig noch schorfig waren. Die Augen unter der Kapuze glühten in einem blauweiß und als es sprach, war seine Stimme hohl und markerschütternd.
Gwendolyn wandte sich ab, zog ihren Kopf zwischen den Schultern ein und hatte die Stimmen in ihrem Kopf bereits wieder vergessen. Eine prickelnde Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus, als der würzige Duft von Zauberkräutern ihr in die Nase stieg.
Gwendolyn hörte die Worte nicht, die Voldemort mit dem König der Dementoren sprach. Sie achtete nicht darauf, was er vorhatte, zu tief war sie beeindruckt.
Noch einmal warf sie einen Blick über die Schulter in das Meer von Dementoren. Beinahe wäre Gwendolyn ihnen zum Opfer gefallen. Selbst mit einem Patronus war es eine Herausforderung, einer solch hohen Zahl stand zu halten. Sie hätte versagt.
Gwen sah hinauf zu Voldemort, der sie noch immer ignorierte und ihr Herz klopfte verräterisch in ihrer Brust. Lord Voldemort hielt all diese Dementoren mit seiner bloßen Anwesenheit in Schach. Kein Patronus, keine Okklumentik. Gwendolyn schauderte. Eines war sicher: jeder Preis war es Wert gezahlt zu werden, wenn sie von diesem Magier lernen durfte!
Doch dann verschwanden die Dementoren so plötzlich und lautlos, wie sie gekommen waren und Gwendolyn trat einige Schritte von Voldemort zurück. Noch immer zitternd, sah sie den dunklen Gestalten nach, wie sie wieder im dichten Nebel verschwanden und als sie nicht mehr zu sehen waren, folgte Voldemort ihnen.
Dankbar, dass sie genügend Abstand zu den Kreaturen hielten ging sie hinter Voldemort her. In ihrem Kopf schwirrten noch immer die Erinnerungen, die die Dementoren in ihr aufgerüttelt hatten. Die Kälte lag auf ihren Knochen und sie verspürte ganz deutlich einen Heißhunger auf Schokolade.
Nach einigen Minuten hatten sie den Nebel hinter sich gelassen. Vor ihnen erstreckte sich der Berg, den sie zuvor aus einiger Entfernung gesehen hatte und auf dessen Spitze Askaban stand, und nun verstand Gwendolyn, warum nie jemand aus dem Gefängnis ausgebrochen war.
Von dem steilen Berg gab es nur einen einzigen Weg hinab ins Tal und dies war die Heimat hunderter von Dementoren. Für einen Zauberer ohne Zauberstab war das ein unüberwindbares Hindernis. Sie sah zurück in den Nebel; von den Dementoren war bereits nichts mehr zu sehen. Wohin waren sie verschwunden und auf was wartete Voldemort? Gwen fluchte innerlich, dass sie dem Gespräch keine Beachtung geschenkt hatte. Einen kleinen Moment lang überlegte sie Voldemort zu fragen, besann sich dann jedoch und trat stattdessen an seine Seite. Nicht ein Wort sprachen sie. Die Zeit schien nicht vergehen zu wollen und nach einer gefühlten Ewigkeit sah Gwendolyn eine Bewegung auf dem Pfad vor ihnen. Sie kniff die Augen zusammen, um es besser erkennen zu können und nachdem der Mond hinter einer Wolke hervorkam, erkannte sie, dass es ein Mann war, der den Weg hinabstolperte und ihm folgten weitere. Immer mehr Menschen kamen den verschlungenen Pfad hinab. Binnen weniger Minuten hatte sich eine beachtliche Menschentraube gebildet, doch aus irgendeinem Grund wagten sie es nicht, am Ende des Weges weiterzugehen. Sie waren nur wenige Meter von ihnen entfernt. Gwendolyn hörte, wie einige von ihnen tuschelten und ihnen misstrauische Blicke zuwarfen, doch keiner traute sich näher zu kommen. Einige Minuten geschah gar nichts. Gwendolyn warf Voldemort einen Blick zu, in der Hoffnung, er würde die Situation endlich auflösen, doch dieser tat nichts dergleichen. Die Masse wurde unruhig, die Gespräche lauter. Bald darauf hatte sich das Gewisper auf Zimmerlautstärke erhöht.
„Es ist der Dunkle Lord!“, drang eine Stimme durch das Gewirr von Worten.
Die Meute warf ihnen unsichere Blicke zu, Schweigen legte sich zeitgleich über hunderte von Menschen. Voldemort rührte sich nicht. Es dauerte eine Weile, bis sich einer der Häftlinge ein Herz fasste und vortrat. Barfuß und mit einem grobgewebtem Fetzen Stoff bekleidet, der etwa in Hüfthöhe mit einer fingerdicken Kordel an seinen dürren Körper gezurrt war. Gwen konnte nicht sagen, wie alt er war. Sein Haar war lang und verfilzt, sein Gesicht fast vollständig vom ergrauenden Bart verdeckt. Er hatte die Augen zusammengekniffen, um sie besser erkennen zu können, doch mehr als zwei Schritte kam auch er nicht hervor. Voldemort blieb regungslos. Wieder Tuscheln, ungläubiges Starren von der Masse, sowie von dem hervorgetretenen Mann.
„Seid Ihr der Dunkle Lord?“ Es war nicht auszumachen, von wem aus der Traube die Frage kam, doch die Stille machte die Neugier der Häftlinge deutlich.
„Ja!“, antwortete Voldemort, seine erste Reaktion im Beisein der Flüchtigen.
„Beweist es!“ Es war die kühne Herausforderung eines Mannes, der in den unzähligen Jahren in Askaban gelernt hatte, nicht an leere Worte zu glauben. Voldemort fixierte den Mann, der hervorgetreten war. Nicht im Traum hätte Gwendolyn geglaubt, dass er dieser Aufforderung nachkommen würde, doch offensichtlich hatte sie sich geirrt.
Er trat vor, zwei Schritte nur, der waghalsige Häftling runzelte die Stirn, gespannt auf das, was folgen würde. Voldemort hob den Zauberstab, ein grünes Licht blendete für Sekunden Gwendolyns Sicht. Als sie die Augen wieder aufschlug, lag der Mann bereits am Boden. Reglos und ohne Atem. Schweigen folgte. Die Ehrfurcht war geradezu greifbar, ebenso die Angst.
Es dauerte einige Sekunden, da stolperte der Erste aus der Menge heraus, fiel auf die Knie und flehte um Gnade. Dann folgten die Anderen und der Anblick jagte Gwendolyn einen Schauer über den Rücken, dass sie eine Gänsehaut bekam.
Sie hatte gewusst, dass er Macht hatte. Er war magisch ein Genius, doch dies hier, war eine andere Art von Macht. Voldemort hatte nicht nur magische Kräfte, er besaß eine Macht über diese Personen, ohne sie zu kennen und ohne jegliches Zutun. Es war beängstigend, denn Gwendolyn war sich bewusst, dass diese Menschen hier nicht die einzigen waren, über die er verfügen konnte.
„Heute Nacht“, unterbrach Voldemorts Stimme Gwendolyns Gedanken, „gebe ich euch die Möglichkeit euer Schicksal zu ändern! Heute Nacht bekommt ihr die Chance, Jäger zu sein und nicht mehr die Gejagten. Ihr bekommt eure Freiheit zurück und die Möglichkeit Rache zu üben an jenen, die euch verurteilten und euch in Askaban verkommen gelassen haben.“
Einige von den Häftlingen wagten es die Köpfe zu heben, andere hatten sich bereits aufgerichtet und blickten voller Ehrfurcht auf den Mann, der ihnen heute Nacht einen Ausbruch ermöglicht hatte.
„Von nun an werdet ihr Kämpfer sein. Kämpfer gegen das Unrecht, das man an uns Hexen und Zauberern verübt. Kämpfer gegen das Versteckspiel und die Verleumdung unseres Blutes.“
Königlich schritt Voldemort an der Masse der Verbrecher vorbei, doch beachtete weder die faszinierten noch die ängstlichen Gesichter.
„Ergreift die Freiheit, zieht in den Kampf und kämpft im Dienste des Dunklen Lords. Auf das unsere Zauberergesellschaft das wird, was sie vor langer Zeit einmal war: rein und magisch.“
Der anschließende Jubel ließ Gwendolyn zusammenzucken. Stirnrunzelnd beobachtete sie, wie sich die Masse gehorsam darbot, als bestünde sie allein aus Reinblütigen. Ein wenig angewidert zog Gwendolyn den Mundwinkel nach oben. Die meisten von ihnen waren Heuchler. Die meisten von ihnen entsprachen weder Voldemorts strengen Richtlinien, noch seiner Vorstellung eines guten Magiers, doch er brauchte sie. Und so lange sie gefügig waren, so lange würde der Dunkle Lord großzügig über ihren Blutstatus hinwegsehen. Noch war er auf sie angewiesen, noch ahnte keiner von seinen wahren Plänen. Der Jubel hatte sich in einen Chor aus Singsang gewandelt. In einen Chor, der Gwendolyn unmittelbar an ihre Zeit im Club der Schlange erinnerte. Ihr Atem stockte, denn dieses Mal waren es keine Kinderstimmen, die erklangen, und es war auch kein Slogan, dessen Bedeutung zweitrangig war. Voldemort stand vor der Masse von Hunderten von Flüchtigen und ließ sich feiern, ein Anblick den Gwendolyn nie vergessen würde, noch die Worte die wie ein Orchester in ihr Ohr drangen: 'Heil dem Dunklen Lord!'.


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