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Fanfiction

Im Schatten eines großen Namen - Bankett in Deutschland

von Gwendolyn D.

September 1979

„Mylord!“
Die beiden Flügel der Kemenate wurden mit einer solchen Wucht aufgestoßen, dass sie an den Wänden zurückprallten und Voldemort trat ein, ohne Cygnus, der ihm gefolgt war, Beachtung zu schenken. Sein Umhang bauschte sich hinter ihm, sein Gesichtsausdruck war eisern.
„Sie sind konservativ und sie erwarten von einem Zauberer meines Standes, dass er in Begleitung erscheint.“
„Warum nicht Bellatrix? Oder Narzissa, wenn ihr auf Etikette wert legt“, redete der Black weiter auf ihn ein.
„Ich habe sie mit Bedacht ausgewählt, Cygnus!“
„Warum ausgerechnet Gwendolyn? Warum nehmt Ihr nicht eine der unsrigen?“
„Weil“, Voldemort drehte sich zu dem Zauberer um, der ihn den ganzen Weg bis hinab in das Erdgeschoss gefolgt war, „der Name Dumbledore den Deutschen in Erinnerung geblieben ist. In guter Erinnerung, Cygnus, und diesen Vorteil werde ich nutzen.“
„Aber sie weiß doch gar nicht, wie man sich auf einer solchen Veranstaltung gibt, Mylord. Sie hat nie die Manier eines fürnehmen Hauses genossen. Seid Ihr Euch sicher, dass-“
Voldemort hob die Hand und Cygnus Black verstummte augenblicklich. Er hatte lange darüber nachgedacht, hatte Risiko und Gewinn genau zueinander abgewägt und war schließlich zu diesem Entschluss gekommen. Gwendolyn war der Schlüssel für ein gut gesichertes Schloss und sie war in seiner Hand.
„Keine weiteren Diskussionen, Cygnus! Meine Entscheidung ist gefallen und ich nehme keine Rücksicht auf deine Wünsche!“
Der Black verkniff sich eine bissige Bemerkung und senkte demütig den Kopf.
„Wenn Eure Lordschaft dies für richtig erachtet.“
Voldemort grinste süffisant.

Noch einmal sah Gwendolyn in den Spiegel. Begutachtete sich kritisch von den ledernen Stiefeln, den knöchellangen Rock bis zu dem grün-weißen Hemd, über dem sie eine dunkelbestickte Korsage trug. Das goldblonde Haar fiel ihr voll und seidig über die Schultern, die dezente Schminke betonte ihre Augen. Alles in allem war Gwendolyn zufrieden mit ihrem Aussehen, es war fast perfekt, aber nur fast.
Ihre Hände tasteten sich an den hohen Stehkragen und rückten die silberne Kragenklammer gerade. Dann strich sie sich den schweren Umhang glatt, der über ihre Schultern hing. Jetzt war es perfekt! Gwendolyn schmunzelte über ihre Gedanken, wurde aber augenblicklich wieder in die Realität gerissen.
Hinter ihr flog eine Tür auf und unzählige Schritte durchbrachen die Stille, während Voldemorts Rede allem vorrangig, und Gwen dazu veranlasste sich umzudrehen. Und was sie sah, brachte sie einen Moment wirklich aus der Fassung.
Sechs bis acht Mann folgten Voldemort durch die Eingangshalle, während dieser ihnen die letzten Anweisungen predigte, doch das war nicht, was Gwendolyn den Atem raubte - es war sein Anblick.
Voldemort hatte sich dem Anlass entsprechend in seine besten Roben gekleidet. Er trug ein ekrüfarbenes Hemd mit einem Vatermörder, breiten Manschetten und einer graphitgraue, ärmellose Jackettweste. Der knielange, schwarze Gehrock darüber betonte seine schlanke und hochgewachsene Linie. Sein Gesicht war blass und makellos wie immer, die frisch geschnittenen Haare lagen perfekt und ließen ihn vollkommen seriös erscheinen.
„Ich dulde absolut keine Fehltritte an diesem Abend!“, betonte er, während er den korrekten Sitz der samtenen Krawatte kontrollierte, ohne Gwendolyn zu beachten, die bei seinem Eintreten erstarrt war. „Von niemandem!“
Sein strenger, berechnender Blick aus seinen schiefergrauen Augen, musterte sie ausgiebig und einen winzigen Moment lang, fragte sie sich, was er dachte.
Ihr Herz klopfte wild vor Aufregung und sie rief sich die Anweisung ins Gedächtnis, die sie zuvor von Voldemort erhalten hatte: Etikette wahren, kurz und knapp antworten, doch vor allem: nur sprechen, wenn sie dazu aufgefordert wurde.
Innerlich rollte Gwendolyn mit den Augen, nach außen hätte sie sich diese Geste nicht gewagt. Nicht nach dem, was er ihr nach einem erfolgreichen Abend in Aussicht stellte.
Ihr Blick fiel auf die Männer hinter ihm, die nicht weniger edel gekleidet waren und die ausnahmslos alle von der alten Garde waren. Ihr entging dabei nicht der hasserfüllte Blick seitens Cygnus Black, doch Gwendolyn war viel zu aufgeregt, als dass sie sich darum sorgte.

Sie schritt neben Voldemort die einladende steinerne Treppe eines prächtigen Gebäudes empor und die anderen Todesser waren dicht hinter ihr. Ihr Herz trommelte wild, ohne dass sie genau bestimmen konnte, woher dies rührte. War es die Aufregung auf das kommende Bankett? Die Nervosität vor den neuen Bekanntschaften? War es die Angst, die Rolle nicht gut genug zu spielen, die man ihr zugeteilt hatte oder war es einfach nur die ungewohnte Nähe zum Dunklen Lord? Gwendolyn wusste es nicht.
Als sie die letzten Stufen der Treppe erreicht hatten, wurden sie bereits von einer Garde empfangen, die sie in das palastartige Gebäude geleitete.
Irgendwo in der majestätischen Eingangshalle wurde ihr Kommen angekündigt, während sie weiter einem blutroten Teppich folgten, der den weißen Marmor schmückte. Immer weiter, bis das Ende der Halle allmählich in Sicht kam, an dem sie bereits erwartet wurden. Vor den letzten Metern warf sie Voldemort einen nervösen Blick zu, doch dieser schien gelassen. Sie gingen zielstrebig auf die beiden Personen zu, die an der Spitze der Formation standen.
Es war ein Paar. Auf der linken Seite stand ein Mann, in einen gut sitzenden Nadelstreifenanzug gekleidet, über den er einen traditionellen Zaubererumhang trug. Er hatte ein rundes, freundliches Gesicht, auf dessen Nase eine große Hornbrille saß. Zu seiner Linken stand vermutlich seine Frau. Sie trug einen modernen Hosenanzug, ebenfalls mit Nadelstreifen, was an ihr, angesichts ihres Alters, ein wenig bizarr aussah. Beide mussten um die Sechzig sein. Das schulterlange Haar der Frau war bereits mausgrau und die vielen Falten zeugten schon von einigen Lebensjahren. Es war der Kanzler der Zauberei, sowie seine Gattin.
Als sie sie erreicht hatten, wurden sie freundlich empfangen.
„Herzlich Willkommen in Deutschland! Sie hatten hoffentlich eine genehme Anreise!“ Es waren ehrliche Worte aus einem naiven Mund, doch Gwendolyn verkniff sich ein Lächeln.
„Sehr angenehm, ich danke für Ihre schnelle, unkomplizierte Antwort und die Gastfreundlichkeit, Mr. Meyers.“
Gwendolyn traute ihren Ohren nicht. Hätte Sie selbst es nicht gesehen, dass diese Worte aus Voldemorts Mund gekommen waren, so hätte sie geglaubt, dass jemand anderes gesprochen hatte.
„Nun, ich bin sehr neugierig darauf, was sie uns vorzuschlagen haben, Mister …?, Die Betonung lag auf der Anrede, während er seinem gegenüber zur Begrüßung die Hand hinhielt, doch Voldemort unterbrach ihn.
„Lord Voldemort“, korrigierte er und ergriff die Hand des Kanzlers.
Gwendolyn zuckte bei dem Klang dieses Namens zusammen, als erwarte sie, dass jeden Moment eine Gruppe von Greifern neben ihnen apparieren würde um sie zu fassen, doch im nächsten Moment wurde ihr bewusst, dass sie sich gar nicht mehr in England befanden und außerhalb der Reichweite des Tabus waren.
„Lord Voldemort“, wiederholte dieser etwas irritiert, „und das ist meine Frau Käthe.“
„Es ist mir eine Ehre, Mrs. Meyers.“ Er beugte sich leicht vor und deutete einen Handkuss an.
Die Frau des Kanzlers allerdings nickte nur knapp und mit einem kaum sehbaren Lächeln auf den Lippen.
„Und mit wem haben wir die Ehre?“, fragte sie unschuldig.
„Darf ich vorstellen“, er deutete mit einer ausladenden Geste auf Gwendolyn, „Gwendolyn Dumbledore.“
Alle Augen richteten sich auf sie. In ihnen stand hauptsächlich Überraschen und Interesse. Alle Blicke, bis auf die der Kanzlerfrau. Gwendolyn wäre dies fast nicht aufgefallen, doch ihr eindringlicher Blick war alles andere als überrascht.
„Sehr erfreut!“, sagte der Kanzler, als er Gwen begrüßte. „Es ist gerichtet. Wenn Sie mir bitte folgen würden …“
Nur wenige Minuten später fand sich Gwendolyn an einer großen Tafel wieder, in einem prunkvollen Raum, der es leicht mit der Pracht der Lestranges Residenz aufnehmen konnte. Man hatte die besten Goldgedecke aufgelegt und von irgendwoher drangen ganz leise die Klänge einiger Instrumente an ihr Ohr.
Unzählige Hauselfen wuselten um die Tafel herum, um jeden seinen Platz zu weisen. Gwendolyn und Voldemort saßen direkt gegenüber vom Kanzler. Sie ließ den Blick über die riesige Tafel schweifen, von der nicht einmal ein Drittel der Plätze belegt waren. Doch die Gedecke sollten aufgehen, wie sie wenige Augenblicke darauf feststellte. Es brauchte nicht viel Scharfsinn, um zu erkennen, dass dies keine offizielle Veranstaltung war.
Als alle saßen und ein wenig Ruhe eingekehrt war, sprach der Kanzler einen Toast auf seinen Ehrengast aus und anschließend wurde das üppige Mahl von den Elfen angereicht.
Gwendolyn verfolgte die Gespräche eher gelangweilt, die sich größtenteils um belanglose Dinge drehten und sich erst nach und nach politischen Themen annäherten. Ganz davon abgesehen, dass man sie sowieso kaum um ihre Meinung fragte, so wie auch die Frau des Kanzlers kaum in die Gespräche einbezogen wurde.
Doch im Gegensatz zu Gwendolyn verfolgte diese die Konversation aufmerksam und interessiert. Ab und an warf sie Voldemort und ihr einen abschätzenden Blick zu, ohne dabei aufdringlich zu wirken und als sich ihre Blicke trafen, begegnete Gwen ihr mit einem freundlichen, fast schüchternen Lächeln.
Als sie alle an der Nachspeise angekommen waren, war die Diskussion der Männer auf ihren Höhepunkt angelangt.
„Wenn ich Sie also recht verstehe“, fasste der Kanzler zusammen, „sehen Sie England in den nächsten zehn Jahren in der Hand der Magier.“
Voldemorts Lippen verzogen sich ein wenig, als wollte er lachen, doch als er antwortete, war sein Ton bescheiden.
„Es wäre das, was ich mir für mein Vaterland wünschen würde. In der Vergangenheit haben die Muggel bereits oft genug bewiesen, dass zu viel Freiheit, zu viel Wohlstand in Dekadenz endet. Wie oft konnte nur durch das Eingreifen magischer Abgesandter das Schlimmste verhindert werden? Denken Sie nur mal an die Kriege der letzten zwei Jahrhunderte. Leiden die Deutschen nicht noch immer unter den Folgen des zweiten Weltkrieges?“
„Wollen Sie damit sagen“, es war das erste Mal an diesem Abend, dass die Frau des Kanzlers von selbst das Wort ergriff, „dass der Ausbruch des zweiten Weltkrieges durch das Eingreifen von Magiern hätte verhindert werden können?“
Voldemort fixierte sie mit einem Blick, der ein ungutes Gefühl in Gwendolyn auslöste.
„In der Tat bin ich der Meinung, dass man viel früher hätte einschreiten müssen, um diesen unnötigen Krieg zu verhindern, Mrs. Meyers.“
„,Viel früher' müsste nach ihren Worten fast ein halbes Jahrhundert gewesen sein. Sie haben sicher nicht vergessen, dass die Zauberergemeinschaft seit Anfang der zwanziger Jahre mit der Bekämpfung ihres eigenen Tyrannen beschäftigt war. Fast alle östlichen Länder Europas waren damals von Grindelwalds Größenwahn betroffen.“
„Gellert Grindelwalds ,Wahn' hatte einen guten Ansatz. Sein Plan war allerdings viel zu roh und -“
„Und was unterscheiden Eure Vorhaben von dem Größeren Wohl?“
Stille. Gwendolyn hatte den Atem angehalten, wagte es aber nicht Voldemort anzusehen. Rosier senior Rutschte etwas unbeholfen auf seinem Stuhl herum, als wollte er etwas sagen. Alle Augen der deutschen Gastgeber waren nun auf Voldemort gerichtet. Einen kleinen Bruchteil einer Sekunde hatte Gwendolyn seinen Zorn gespürt, doch im nächsten Moment war dieser nicht mehr wahrnehmbar gewesen.
Voldemort lächelte fast überheblich, ließ sich jedoch die Zeit, seine Lippen mit der Serviette abzutupfen, bevor er antwortete.
„Die Vorgehensweise, Mrs. Meyers“, antwortete er mit samtener Stimme und einem gütigem, charmantem Lächeln. „Ich möchte keinen offenen Krieg riskieren. Ich möchte so wenig magisches Blutvergießen wie möglich. Nur das ist der Grund, warum ich Euch aufsuche und warum ich hoffe, hier in Deutschland - in dem Land, das weiß, welch herbe Verluste Kriege zu verzeichnen haben - nach Unterstützung suche.“
Er machte eine kurze Pause, um seinen Worten Ausdruck zu verleihen.
„Es ist Zeit für eine Revolution, das merkt man ganz deutlich. Unsere Bürger sind unzufrieden. Sie leiden unter dem ewigen Versteckspiel, in das wir gezwungen wurden, seit den Hexenverfolgungen im Mittelalter. Doch so viel Zeit ist seither vergangen und Zeit ändert die Gegebenheiten.
Ich habe mir vorgenommen, derjenige zu sein, der diese Revolution anführt und ich werde mich weder von Widerstand noch von Zweifeln aufhalten lassen. In einigen Jahren wird die Zauberergemeinschaft mir dafür dankbar sein. So wie man allen Revolutionären im Nachhinein dankbar war.“
Es folgte ein kurzes Schweigen, dass der Kanzler selbst als erstes unterbrach.
„Das sind große Worte. Aber Sie werden es sicherlich verstehen, dass eine solche Entscheidung nicht bei einem Dinner getroffen werden kann. Es bedarf uns ein wenig Gedenkzeit, aber dafür haben Sie sicher Verständnis.“
„Sicher, Kanzler“, sagte Voldemort und hob sein Glas in die Höhe, sodass sein schwerer Goldring mit einem schwarzen Stein das Licht der Kronleuchter reflektierte, und lächelte die Kanzlerfrau boshaft an. „Auf das größere Wohl oder, wie wir in unseren Kreisen zu sagen pflegen: Magie ist Macht!“
„Magie ist Macht!“, ertönte es aus den Mündern der anderen.
Aus allen, außer aus dem der Kanzlerfrau, die Voldemort noch immer mit einem strengen, berechnenden Blick musterte.
Nachdem das Abendessen beendet war, zogen sich die Männer gemeinsam in das Herrenzimmer zurück und Gwendolyn blieb ein wenig perplex und hilflos in dem großen Speisesaal stehen. Sie sah den Hauselfen zu, wie diese flink um die Tafel hopsten in ihrem Bestreben alles so herzurichten, wie es zu Beginn war.
Es war eine helle, piepsige Stimme, die Gwendolyn aus den Gedanken riss und sie darauf aufmerksam machte, dass sie nicht alleine war.
„Wünschen Sie noch etwas, Misses?“
„Nein, danke“, es war die Kanzlerfrau. „wir ziehen uns ebenfalls zurück. Wenn einer von Euch uns in den Salon begleiteten würde …“
„Es ist mir eine Ehre, Misses.“ Der Elf machte einen Knicks und zog den Stuhl seiner Herrin nach hinten. Die Frau stand mit so viel Würde und Ehrerbietung auf, wie Gwendolyn sie zuvor bei niemand anderem gesehen hatte.
„Wenn Sie mir folgen würden, Miss Dumbledore?“
Gwendolyn nickte nur knapp. Sie hatte keine Ahnung, worüber sie mit der alten Frau sprechen sollte und hoffte inständig, dass sie nicht allzu lange mit ihr allein gelassen wurde. Sie gingen durch eine der vielen zweiflügligen Türen in einen breiten Korridor und nahmen dort direkt die erste.
Es war, im Verhältnis zu dem Rest des Palastes, ein kleiner Raum, in dem ein warmes Feuer in einem offenen Kamin prasselte. Die Kanzlerfrau deutete auf die beiden hohen Lehnsessel, die direkt vor dem Kamin standen und sah sich bereits nach dem Hauself um.
„Hat Ihnen das Essen gemundet?“, fragte sie wie beiläufig.
„Es war vorzüglich, Misses“, antwortete Gwendolyn knapp, während sie zu dem Kamin schritt und versuchte, die erneute Aufregung zu dämpfen, die von ihr Besitz ergriff.
„Das freut mich sehr, ich habe die Menüzusammenstellung selbst veranlasst. Möchten Sie noch etwas trinken?“
„Ein Wasser, bitte.“
„Ein Wasser und einen Gin, Stui!“
Sie kam wieder in Gwendolyns Gesichtsfeld und deutete ihr Platz zu nehmen. Nach kurzem Zögern folgte Gwendolyn dieser Aufforderung. Wenige Sekunden später war ein kleiner, gepflegter Hauself mit einem silbernen Tablett zwischen den beiden Sesseln der Damen erschienen, um die Getränke anzureichen und ein wenig Gebäck auf den kleinen Beistelltisch abzustellen.
Erst als die Kanzlerfrau versichert war, dass es Gwendolyn an nichts fehlte und der Hauself sich zurückgezogen hatte, nahm sie selbst platz.
Sie seufzte und nippte nach einem kurzen Prosit an ihrem Gin.
„Und wieder geht ein Tag zur Neige!“, sagte sie heiter, während sie ins Feuer sah.
Das Licht um sie herum war sehr karg und das Feuer erhellte hauptsächlich ihr Gesicht. Gwendolyn schwieg und dachte darüber nach, wie lange Voldemort wohl noch brauchen würde.
Nach dem guten Essen und der Wärme des Kaminfeuers wurde sie allmählich ein wenig schläfrig.
„Ich war sehr über Ihre Anwesenheit überrascht, Gwendolyn. Ich darf Sie doch so nennen?“, fragte ihre Gastgeberin nach einer Weile.
„Selbstverständlich, Misses“, antwortete diese, ohne auf ihre Aussage einzugehen.
„Ihr seid noch so jung. Der Dunkle Lord scheint eine Schwäche für junge Frauen zu haben.“ Sie lachte hell. „Aber, bei Merlin, welcher Mann hat das nicht?“
Gwendolyn warf ihr einen misstrauischen Blick zu, während sie ihr Glas auf den Beistelltisch abstellte. Der Dunkle Lord, so war Voldemort am Abend noch von niemanden genannt worden.
„Wie haben sie einander nur kennen gelernt?“
Ihr Ton, mit der sie diese Frage stellte, war unschuldig, doch Gwendolyn war sich sicher, dass diese Frau nicht das war, wofür sie sich ausgab. Ihr ganzes Auftreten, ihre Mimik, die sie beim Dinner bei ihr beobachtet hatte, zeugte davon, dass sie eindeutig mehr war als nur die Frau des Kanzlers der Zauberei.
„Wir sind uns das erste Mal in Hogwarts begegnet.“ Es war keine Lüge und aus diesem Grund ging Gwen diese Antwort leicht über die Lippen und sie hoffte gleichzeitig, dass sie nicht weiter darauf eingehen würde.
„Und wie steht Euer Vater zu dieser Verbindung zum Dunklen Lord?“
Gwendolyns Herz rutschte ihr in die Hose. Sie sah in die alles verschlingenden Flammen des Kaminfeuers und versuchte das Bild ihres Vaters aus ihrem Geist zu verdrängen, die Wut und den Hass aus ihrem Innern zu verbannen, um eine neutrale Antwort geben zu können.
„Mein Vater“, log Gwen, ohne die Augen von dem Feuer zu nehmen, „hat immer hinter den Entscheidungen gestanden, die ich getroffen habe.“
Mrs. Meyers nickte zufrieden und musterte Gwendolyn kritisch, doch es schien die Antwort gewesen zu sein, die sie hören wollte.
„So wie meiner“, sagte sie schließlich, „aber das geziemt sich ja auch so für einen Vater. Es ist wichtig, dass man eine Familie hat, die einen auch bei den schwierigen Entscheidungen des Lebens den Rücken stärkt.“
Sie machte eine kurze Pause um einen Schluck ihres Gins zu nehmen.
„Wissen Sie, Gwendolyn, es ist nicht leicht eine Frau an der Seite eines so einflussreichen Mannes zu sein und Ihr seid noch so jung. Diese Herausforderung wird einige Ihrer Kräfte und Nerven verschlingen, glauben Sie mir das.“
Gwendolyn lächelte künstlich. Der Verlauf dieses Gespräches gefiel ihr gar nicht und was sie am meisten störte, war, dass sie nicht einmal die Befugnis hatte, zu gehen, wann sie wollte. Sie konnte nicht weglaufen.
Nach einer kurzen Pause, in der Gwendolyn stumm blieb, fuhr die Kanzlerfrau fort: „Aber genug von Euch. Erzählt mir lieber ein wenig über ihn!“
„Über ihn?“, fragte Gwendolyn, die bereits wieder in Gedanken vertieft war, überrascht.
„Ja. Was für ein Mann ist Lord Voldemort?“
Gwendolyn schluckte. Das konnte ja noch ein heiterer Abend werden.


Frau des deutschen Zaubereikanzlers an plötzlichem Herzversagen gestorben
„Er hat sie umgebracht!“, sagte Gwendolyn, ohne von der Schlagzeile aufzusehen.
„Wen umgebracht?“, fragte Severus.
„Mrs. Meyers.“ Sie schob ihrem Freund den Propheten zu. „Sie war zu kritisch, zu neugierig, deswegen musste sie sterben.“
„Wie alle anderen, die ihm im Weg sind.“
Gwendolyn stand vom Tisch auf und drehte eine kleine Runde in Severus' bescheidenem Wohnzimmer. Sie wusste, diese Erkenntnis sollte ihr unangenehm sein, oder sie zumindest aus der Fassung bringen. Doch das tat es nicht. Es war, als hätte Gwendolyn damit gerechnet, dass so etwas geschehen würde. Es war fast alltäglich. Erst als Gwendolyn wieder den Tisch erreicht hatte, bemerkte Severus, dass etwas nicht mit ihr stimmte.
„Das überrascht dich doch nicht etwa?“
Doch Gwendolyn schüttelte den Kopf.
„Es ist nur“, sie suchte nach den passenden Worten, die ihr ungutes Gefühl ausdrücken konnten. „Sie … sie war eine politisch wichtige Frau. Das ist - er hat sie umgebracht, nur weil sie die falschen Fragen gestellt hat. Nichts weiter. Es waren nur Worte.“
Severus hob überrascht die Brauen.
„Du zweifelst, Gwendolyn.“
„Du etwa nicht?“, flüsterte sie kaum hörbar.
Einen Moment schien Severus zu überlegen, bevor er leise antwortete: „Manchmal.“
Gwendolyn schien ein Stein vom Herzen zu fallen. Sie war also nicht alleine mit ihrer Sicht der Dinge. Sie seufzte tief und nahm wieder auf dem Stuhl gegenüber von Severus platz.
„Aber es ist noch zu früh.“
„Für was zu früh, Gwen?“
„Ich brauche ihn noch“, fuhr Gwendolyn fort, ohne Severus Einwand zu beachten.
„Du brauchst ihn?“
„Doch was ist, wenn es bis dahin zu spät ist? Wenn er bis dahin an der Herrschaft ist, Sev? Das wird ein grausames, totales Regime. Ein Regime, dem sich niemand entziehen kann, in dem sich jeder seinem Willen beugen muss“
Severus nickte vorsichtig. Die Sorge war ihm deutlich anzusehen. Einige Minuten schwiegen die Beiden und Gwendolyn sah gedankenverloren aus dem Fenster.
Wenn Voldemort tatsächlich die Gewalt über das Ministerium hatte, dann war es nur noch eine Frage der Zeit, wann er seinen Wahn vom reinen Blut in ganz Europa tragen würde. Jetzt, da er schon begonnen hatte Beziehungen zum Ausland zu knüpfen.
„Ich will mich dem nicht beugen“, sagte Gwendolyn plötzlich, ohne ihren Blick vom Fenster zu nehmen.
„Ich möchte selbst über mich bestimmen! Sobald ich kann - sobald ich ihn nicht mehr brauche. Wenn ich genug erfahren habe, um meinen eigenen Weg gehen zu können.“
Sie sah wieder zu Severus und ihr entschlossener Blick nahm ihm jeden Widerspruch, denn er schien zu verstehen.
Gwendolyn sah wieder aus dem Fenster. Noch war sie auf Voldemorts Führung angewiesen. Noch war sie zu unerfahren, um sich von ihm zu lösen.
Doch Gwendolyn fieberte bereits der Zeit entgegen, der Zeit, in der sie unabhängig war, der Zeit, in der sie endlich frei sein würde.


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Aber ich habe gelernt, auf allen möglichen Arten von Papieren zu schreiben. Die Namen der Hogwarts-Häuser sind auf einer Flugzeug-Kotztüte entstanden - ja, sie war leer.
Joanne K. Rowling