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Aus Fehlern lernt man - Sunfield Hill

von Viola Lily

Mabel und ich verabredeten uns für den 31. Dezember bei ihr zu Hause, damit wir uns dort in aller Ruhe fertig machen und dann gemeinsam zur Silvester-Gala flohen konnten. Als ich folglich um die Mittagszeit bei den Trenors aus dem Kamin stieg, sprang Mabel gleichzeitig vom Sofa auf und nahm mich ohne jegliche Begrüßung stürmisch in die Arme.
Von so viel Zuneigung hielt ich überrascht inne, sagte nichts und wagte nicht einmal zu atmen, bis sich meine beste Freundin wieder halbwegs beruhigt hatte. Oh Mann, was war denn jetzt wieder los?
„Was ist denn mit dir passiert?“, fragte ich verwirrt, als ich sie sah.
Sie war völlig durch den Wind, ihre Haut blass und ihr zappeliges Verhalten machte mich ebenfalls ganz kirre.
„Ich hab heute Morgen einen Brief bekommen“, erklärte sie hastig und nahm mir meine Reisetasche ab, „Und rate mal, von wem er war!“
OK, dachte ich. Das war los. Trocken antwortete ich: „Davis.“
„Ganz genau...“
Mabel hatte es nach diesen Worten offensichtlich wieder die Sprache verschlagen. Vielleicht, weil die Bedeutung dieses Namens in ihrem Gehirn umher irrte und in einem Labyrinth der Gefühle keinen Ausweg fand. Dieses Problem beanspruchte offenbar die gesamte Konzentration meiner besten Freundin - sie merkte nicht einmal, wie ihre Mutter das Wohnzimmer betrat und merkwürdig die Stirn runzelte, als sie mich verdattert und Mabel in Gedanken verloren so stehen sah.
„Hallo Lauren, schön, dass du da bist.“
„Ich freue mich auch, Mrs. Trenor.“
Mr. Trenor lächelte. Mit ihrem schmalen Gesicht und den braunen, sanften Augen war sie das ältere Ebenbild von Mabel. Mit Ausnahme des blassroten Haars, den Falten um den Mund und der Wölbung, die sich an ihrem Bauch merklich machte.
Mit einem Fingerzeig auf ihre geistig abwesende Tochter fragte sie: „Soll ich euch einen Tee machen?“
„Ja, gern“, antwortete ich für uns beide und parkte Mabel auf dem Sofa.
Mrs. Trenor verschwand in der Küche, die direkt ans Wohnzimmer angrenzte und nur durch eine hohe Theke abgetrennt war. Es war der größte Raum in der Wohnung, in der die Trenors lebten. Sie wohnten mitten im Stadtkern von Chester, hatten eine gemütliche Dachterrasse und da Mabel die meiste Zeit im Jahr eh in Hogwarts war, wäre eine größere Wohnung oder ein Haus für diese kleine Familie gar nicht nötig gewesen.
Mabels Vater, der Muggel ist und als Anwalt sein Geld verdient, ist damals aus allen Wolken gefallen, als Mrs. Trenor, die vorher noch Miss Clarice Bones hieß, ihm kurz vor der Hochzeit offenbarte, dass sie eine Hexe ist. Daher kam eine Wohnung ohne Kamin gar nicht in Frage. Damit ich endlich erfuhr, was Davis geschrieben hatte, schnippte ich vor Mabels Nase herum und versuchte damit, irgendwie ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.
„Was hat er denn geschrieben?“, fragte ich neugierig.
Abrupt sprang Mabel auf und sagte: „Ich hol den Brief. Das ist sonst viel zu kompliziert.“
„Was soll daran bitte kompliziert sein?“, rief ich ihr nach, doch sie war schon auf dem Flur verschwunden.
Mrs. Trenor stellte zwei dampfende Tassen Wasser und eine Auswahl an Teesorten auf den Couchtisch.
Sie seufzte: „Das geht den ganzen Tag schon so. Conrad hat sich schon in den Hobbyimmer verkrochen. So viel Stress macht ihn nur wahnsinnig. Und mir würde es auch gut tun, wenn sie sich mal etwas beruhigen würde.“
Nach diesen Worten strich sie sich über ihren schwangeren Bauch. Als ich sie das letzte mal im Sommer auf dem Bahnsteig gesehen hatte, war er noch flach, aber der Größe nach zu urteilen stand die Geburt kurz bevor.
„Wann ist es denn soweit?“, fragte ich aus diesem Zusammenhang und nahm mir einen Teebeutel mit Zitrone-Ingwer.
„Wenn nichts schief geht in der dritten Januarwoche. Da passt es mir gar nicht, dass meine Älteste jetzt so einen Terz um einen Jungen macht.“
Mabel, die zurück gekommen war und die letzten Worte ihrer Mutter gehört hatte, entgegnete schnippisch: „Mum, Davis ist nicht irgendein Junge, sondern meine erste große Liebe.“
Anstatt auf diese Aussage einzugehen reichte Mrs. Trenor ihrer Tochter eine Tasse und schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln.
„Wie soll es eigentlich heißen?“, fragte ich Mrs. Trenor.
Weil ich mich momentan mehr für ihr neues Gewisterkind und nicht für ihr Männerproblem interessierte, warf Mabel mir einen schmollenden Blick zu. Ich zuckte nur mit den Schultern. Die Sache mit Davis konnten wir gleich noch durchkauen, im Moment fand ich Mrs. Trenors Schwangerschaft viel aufregender.
„Conrad und ich haben uns noch nicht geeinigt“, gab Mrs. Trenor zu und lachte leicht, „Es wird ein Mädchen und bestimmt wird es wieder darauf hinaus laufen, dass sie einen Doppelnamen bekommt.“
„Und vermutlich wird er genauso bescheuert wie meiner...“, vermutete Mabel und schlürfte an ihrem Tee.
Ich prustete in mich hinein. Mabels zweiter Name war wirklich eine Bestrafung: Prycilla. Kein Wunder, das sie aus ihrem Zweitnamen ein großes Geheimnis machte.
Nun betrat auch Mr. Trenor das Wohnzimmer. Er war ein großer, sportlicher Mann Ende 40 und in seinen blonden Haaren zeichneten sich die ersten grauen Strähnen ab. Er trug eine Brille, die ihn sehr intelligent aussehen ließ und seine tiefe Stimme war kraftvoll und autoritär. Er setzte sich zu seiner Frau auf das andere Sofa.
„Ahh, guten Tag Lauren“, grüßte er und reichte mir die Hand, „Wie ich sehe bist du wesentlich entspannter als Mabel.“
„Die ist ja auch nur so hibbelig, weil ihr Macker geschrieben hat“, flüsterte Mrs. Trenor und grinste spitz.
Ich führte Mr. Trenors Aussage auf die Silvester-Gala zurück und antwortete: „Aufgeregt bin ich schon irgendwie. Ich war zwar schon mal bei Stephen, aber noch nie, wenn so viele wichtige Leute da waren.“
„Ich wünsche euch jedenfalls viel Spaß. So ein Silvester feiert man nicht jedes Jahr. Ãœbrigens Clarice“, sagte er und wandte sich an seine Frau, „Wann wollte deine Schwester heute Abend kommen?“
Mrs. Trenor guckte nachdenklich die Decke an: „So um 5. Susan wollte mir für das Abendessen in der Küche zur Hand gehen, deshalb kommt sie mit ihrer Familie etwas eher.“
Ich ahnte, dass sich das Gespräch jetzt viel mehr um das Silvester der Trenors und ihrer Verwandtschaft drehen würde, nahm daher meine Tasse Tee und schob Mabel in ihr Zimmer.
„So, und jetzt zeig mir den Brief“, forderte ich, kaum dass wir die Tür geschlossen hatten.
Mabel reichte mir ein Pergament, das ich aufmerksam durchlas.

Fröhliche Weihnachten Mabel,
mit der Befürchtung, dass du diesen Brief nach den ersten Zeilen gleich wieder wegschmeißen könntest, möchte ich dich gleich bitten, ihn vorher zu Ende zu lesen.
Mir liegt eine ganze Menge auf dem Herzen, was ich dir gern persönlich sagen würde. Durch Zufall erfuhr ich, dass du heute Abend auf der Silvester-Gala des Ministeriums bist. Können wir da reden? Ich will dir dabei in die Augen schauen, verstehst du?
Sei bitte da, es ist dringend. Ich halte diese Funkenstille zwischen uns nicht mehr aus.
Bis heute Abend,
Davis


Ich sah auf und blickte direkt in Mabels fragendes Gesicht.
„Wie hat Davis es geschafft, an eine Einladung zu kommen?“, war meine erste Äußerung, „Soweit ich weiß, sind seine Eltern weder Abteilungsleiter noch Oberheiler.“
„Das ist doch egal“, meinte Mabel schroff und ihr Ausdruck veränderte sich, „Was soll ich tun?“
Ich starrte sie an.
„War diese Frage gerade ernst gemeint?“
Stille.
„Mabel, hast du ernsthaft überlegt, nach diesem Brief nicht mehr hin zu gehen?“
„Ich habe Angst“, gab sie kleinlaut zu.
Ich schüttelte irritiert den Kopf und fragte forsch: „Wovor? Menschens Kind, was hat er denn geschrieben? Sind seine Worte nicht eindeutig? Er will dich zurück haben. Wenn er nichts mehr von dir wollte, hätte er diesen Brief auch verbrennen können.“
Ich konnte Mabels Zögern gut verstehen. War ich nicht auch so? Ich habe nach meinem Kuss mit Luke auch nicht genau gewusst, wie ich weiter machen sollte. Ich hae mich auch gefragt, was richtig war und was nicht. Ich wollte in diesem Moment auf jedem Fall verhindern, dass meine beste Freundin denselben Fehler machte wie ich.
„Du willst ihn doch auch zurück haben“, bemerkte ich, „Glaubst du etwa, mir ist entgangen, wie sehr du ihn vermisst?“
Mabel guckte mich aus großen Augen an: „Glaubst du denn dann auch, dass ich dafür bereit bin?“
„Wenn nicht heute Abend, dann nie“, meinte ich, umarmte sie zuversichtlich und schlug dann vor: „Komm schon, lass uns noch ein bisschen chillen und uns dann fertig machen. Wir können uns einen Film von deinem Vater angucken oder raus auf den Weihnachtsmarkt gehen.“
Wir entschieden uns für einen Film (eine Actionkomödie mit gutaussehenden Muggel-Schauspielern) und fingen nach dem Nachmittagskaffee mit den Vorbereitungen für den Abend an. Und je näher unsere Abreise kam, desto hibbeliger wurde Mabel.
„Kannst du jetzt mal aufhören?“, herrschte ich sie an, während ich zum fast Zweihunderesten mal versuchte, eine halbwegs schicke Frisur aus Mabels schweren Haaren zu formen. Das erwies sich jedoch als deutlich schwieriger als angenommen, weil sie einfach nicht still halten konnte. Hinzu kam noch, das ich nicht sonderlich begabt darin war, irgendwas zu frisieren.
„Was, wenn er nicht kommt?“, fragte Mabel plötzlich und guckte mich über ihr Spiegelbild ängstlich an.
„Mabel!“, herrschte ich sie leicht an, „Er hat dir den Brief geschickt, nicht du ihm. Er wird da sein und ich bin mir sicher, dass er untröstlich sein wird, wenn du nicht auftauchst. Also halt jetzt still. Es ist eh schon nicht einfach, du weißt, wie gut ich im Frisuren-Machen bin.“
Mabel grinste keck und dachte bestimmt an meine alltäglichen Versuche zurück, wenn ich versuchte, irgendwas aus meinen Haaren zu machen. Meistens trug ich sie im Pferdeschwanz, seltener offen und noch seltener geflochten. Komplizierte Sachen schaffte ich meistens nicht alleine.
„Und falls er doch nicht da sein sollte, kannst du ihn vergessen“, sagte ich schlicht.
„Aber... “
„So einen hättest du dann gar nicht verdient“, quatschte ich ihr ins Wort und hielt kurz in meiner Arbeit inne, um die Aufmerksamkeit auf sie selbst zu richten, „Du kannst hinterher immer noch zu ihm hingehen, ihm eine klatschen und sagen So nicht, Freundchen!“
„Ich möchte ihm gar keine klatschen!“
Ich grinste breit, machte die letzte Haarnadel fest und deutete dann auf Mabels Spiegelbild.
„Gut so?“, fragte ich, während Mabel ihre halb hochgesteckten Haare betrachtete.
„Das sieht voll toll aus.“
Ich errötete.
„Ich hab dir ja auch nur ein paar Strähnen fest getackert, den Rest hast du davor selber schon gemacht“, bemerkte ich.
Mabel meinte beharrlich: „Quatsch nicht, du kannst mehr, als du dir manchmal einredest.“
Mit diesen Worten stand sie auf und wir tauschten die Plätze.
„Dann bin ich jetzt dran“ sagte sie gut gelaunt und klatschte in die Hände wie ein Profi-Friseur, der sich an einem Star austoben durfte, „Ich werde herrichten und schminken und... .“
„Aber... .“
Mabel grinste unheilvoll. Als hätte sie einen richtig guten Trumpf in der Hand
„Vor Soutas Geburtag hast du gesagt, dass ich dich erst schminken dürfte, wenn wir auf die Ministeriums-Gala eingeladen sind.“
Ich starrte sie an. So etwas hatte ich gesagt? Sie grinste spitz und holte eine große Schatulle aus ihrem Kleiderschrank. Ich seufzte. Dass sie sich an so etwas erinnern konnte.
Ich hob ergeben die Hände: „OK, aber ich vertraue dir. Wehe, es sieht hinter her scheiße aus. Lieber ein bisschen schlichter, nicht so aufgedonnert, knall mir bitte kein Pink rein und mach mir kein Glitzerspray in die Haare. Und mach bitte keine-“
„Ruhe jetzt.“
Darauf wusste ich Mabel keine Wiederworte zu geben, also drehte ich ihr den Rücken zu und ließ sie machen. Als ich hinterher mein Spiegelbild betrachtete, guckte mir eine völlig andere Lauren Broderick entgegen. Keine Ahnung, was Mabel alles gemacht hatte, aber irgendwie… gefiel es mir.
Wenn ich mich zu Schulzeiten mal schminkte, dann nur mit ein bisschen Mascara oder Eyeliner, aber was für eine Wirkung beides mit ein bisschen Puder, Lidschatten und Lippenstift hatte, war eine ganz neue Erfahrung für mich. Und aus meinen langen Haaren hatte Mabel eine elegante Frisur gelochten, dessen Zopf über meine rechte Schulter fiel. Nur mein Pony und ein paar vereinzelte Strähnen umrahmten mein Gesicht. Ich war erstaunt, wie sie so etwas aus meinen Haaren gezaubert hat.
„Schlicht und einfach, aber schön“, meinte sie dazu und kräuselte zufrieden die Lippen.
Weil wir nicht mehr viel Zeit hatten, schlüpften wir schnell in unsere Kleider und Schuhe:
Beides waren schlichte, Knielange Kleider, die wir letztes Jahr zu unserem Tanzkursabschluss getragen haben (ja, in Hogwarts machte eigentlich jeder im 5. oder 6. Schuljahr einen Tanzkurs). Das von Mabel war ein dunkelroter Neckholder mit schwarzen Stickereien und Perlen am Saum, dazu trug sie schwarze Sandalen mit kleinem Absatz. Mein Kleid war in den Stoffbahnen hell-bis dunkelblau und aus einem leichten Stoff und an meine Füße steckte ich dunkelblaue Schuhe mit kleinem Absatz. Als ich den Spiegel sah, musste ich ein bisschen über meinen ungewohnten Anblick lachen, aber irgendwie wuchs dadurch meine Freude auf den Abend.
Schnell schmissen wir uns noch Wechselklamotten und Zeug für unsere Übernachtung in unsere Reisetaschen und gingen zurück ins Wohnzimmer. Mabels Mutter grinste über beide Ohren, als sie ihre Tochter so zurecht gemacht erblickte. Bei mir musste sie zwei mal hingucken, um mich wieder zu erkennen. Bevor ich als erste in den Kamin stieg, machte ihr Vater noch ein Foto für seine Familien-Chroniken.
„Was muss ich sagen?“, wollte Mabel wissen, als sie ihre Portion Flohpulver aus einer Dose nahm.
„Sunfield Hill.“
„OK.“
Genau das sagte ich in diesem Moment und flohte zu Stephens Haus.

Die McGowans wohnten in der Nähe von Liverpool, nicht weit von der Westküste. Ihr Anwesen lag in einem sehr ländlichen Gebiet, das zu dieser Jahreszeit zwar karg und trostlos aussah, aber im Sommer sehr gemütlich und idyllisch wurde. Wegen der vielen Sonnenblumen-Felder, die sich rund um das Haus verstreuten, hieß diese Gegend auch im Sunfield. Der Hügel, auf den das Gebäude stand machte es schließlich zum Sunfield Hill. Stephens Eltern besaßen ein sehr großes, altes Backstein-Haus mit weißen Fensterrahmen, das früher mal einem Lord gehört haben soll. Hinter dem Haus lag ein noch größerer Garten, dessen Mittelpunkt ein sauber angelegter Teich mit weißen Kieswegen war und von Zierbäumen umrahmt wurde. Man musste sich dieses ganze Anwesen wie eines dieser Adelshäuser aus den Büchern der Muggel-Autorin Jane Austen vorstellen, von der Abigail mehrere Bücher schon verschlungen hat.
Um es schlicht zu sagen: es war ein ziemlich bonziges Haus. Aber weil Stephen in der Schule nicht damit angab, so reiche Eltern zu haben, kippte ich jedes mal aufs Neue aus den Latschen, wenn ich ihn in den Ferien besuchte. Ständig vergaß ich, in was für einem Haus er aufgewachsen war. So auch an diesem Abend, der allerdings wieder alles in den Schatten stellte.
Mabel und ich flohten um halb 8 Abends in den Eingangsbereich, den ich fast nicht wieder erkannte. Alles war tausendmal heller, edler und aufgeräumter als sonst, der dunkelbraune Parkettboden frisch gebohnert und der Kronleuchter, eine wertvolle Antiquität aus dem 19. Jahrhundert, bis auf das letzte Staubkorn gewischt und geputzt. Und das war noch nicht alles. Viele Menschen hielten sich hier auf, und so wie sie aussahen, hoben sie den vornehmen Eindruck des Hauses noch mal um das 10fache. Alle hier anwesenden Zauberer und Hexen trugen elegante und schicke Gewänder, Umhänge und Kleider, den teuersten Schmuck, den sie ihr Eigen nennen durften und tranken einen Empfangssekt, den sie wie ein teures Accessoire in der Hand hielten.
Als Mabel und ich aus dem Kamin traten, dackelte ein Hauself auf uns zu.
„Guten Abend, die jungen Damen“, begrüßte er uns und verbeugte sich tief.
Er trug ein sauberes, weißes Tuch und hatte einen schwarzen, hohen Zylinder zwischen den Fledermausohren sitzen. Ich unterdrückte bei seinem Anblick ein Lachen. Unter seinem Arm klemmte eine Gästeliste, die er jetzt hervor holte und uns fragend ansah:
„Ihre Namen, bitte?“
„Mabel Trenor.“
„Lauren Broderick.“
Der Elf hakte nach kurzer Zeit zwei Namen ab und grinste scheu.
„Folgen sie mir doch bitte, Miss Trenor und Miss Broderick. Um ihr Gepäck wird sich Spelly kümmern“, bat er und lief vor.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie ein weiterer Hauself zu unseren Taschen zockelte und sich mit ihnen in Luft auflöste.
„Der ist echt süߓ, flüsterte Mabel und kicherte leise, „Und sein Zylinder ist echt der schärfste Hut auf der ganzen Party.“
„Ich bin deiner Meinung.“
Der Elf führte uns auf die andere Seite des Eingangsbereiches, wo ein paar unserer Mitschüler standen. Unter ihnen waren auch Stephen und Souta, die allerdings mit dem Rücken zu uns standen.
„Hey Steve, Souta!“, rief ich, als ich die beiden erkannte.
Stephen trug einen schwarzen, matt schimmernden Umhang und ein schwarzes Hemd darunter, das mit feinen, roten Streifen versehen war. Dazu trug er eine passende, rote Krawatte. An seiner Haltung erkannte ich, dass er heute mal auf seine relaxte und verplante Art verzichtete. Seine Augen wirkten wach und aufmerksam - wie es sich für einen Fast-Ministersprössling gehörte.
Souta hatte irgendwas mit seinen Haaren angestellt. Sie standen heute nicht in alle Himmelsrichtungen ab, sondern lagen ordentlich auf seinem Kopf und waren etwas zur Seite gekämmt. Auch er trug einen vornehmen Umhang, einen Bronzefarbenen, und darunter ein weißes Hemd. Angenehm überrascht nahm Stephen uns zur Begrüßung in die Arme.
„Wow, wo hast die beiden Hübschen denn her gezaubert, Goby?“
„Aus dem Kamin, Sir!“, quiekte der Elf, machte eine tiefe Verbeugung und zockelte wieder von dannen, offenbar um sich um andere Gäste zu kümmern.
„Mannomann, schicke Party“, meinte Mabel, die nicht aufhören konnte, sich umzusehen.
Stephen wiegte den Kopf hin und her und sagte dann: „Dann bist du letztes Jahr nicht auf der Party des richtigen Zaubereiministers gewesen.“
Aus reinem Interesse fragte ich: „Apropos, ist der auch hier?“
„Freilich“, antwortete Stephen und verzog pikiert den Mund.
„OK OK, reg' dich ab, ich wollt's ja nur wissen.“
„Und wer ist sonst da?“, fragte Mabel neugierig.
Diesmal war es Souta, der mit wichtiger Nachrichtensprecherstimme antwortete. Er schien schon eine ganze Weile hier zu sein, vielleicht sogar schon seit dem vorherigen Abend und war daher über alles bestens informiert:
„Nirgendwo in ganz England wirst du mehr Highsociety zu Gesicht bekommen wie hier - außer vielleicht noch auf 'ner Privatparty des Muggelpräsidenten oder der Queen. Alle möglichen Leute aus dem Ministerium, hauptsächlich der Führungskommissionen der Büros und Abteilungen sind anwesend. Nicht zu vergessen diverse, unverzichtbare Berühmtheiten: Zaubereiminister Mr. Shaklebolt, Ludo Bagman, der Abteilungsleiter für magische Sportarten, der Chefverleger des Tagespropheten Mr. Thomas, natürlich Professor March mit seiner Frau („Was? Der auch?“ platzte es aus mir heraus), der Trainer der englischen Quidditch-Nationalmannschaft Mr. Entwisthle, diverse Potters und Weasleys, die sowieso überall im Ministerium herum wuseln und Wir.“
„Und da vorne kommen zwei weitere Berühmtheiten“, ergänzte Stephen und nickte zum Kamin.
„Echt, wer denn noch?“, fragte Mabel und drehte sich hysterisch in die Richtung.
„Luke und Dustin“, antwortete Souta trocken und lachte über Mabels enttäuschten Blick.
Wir gingen ihnen entgegen. Ich musste zugeben, es war seltsam, Freunde (und Schwärme) plötzlich in so schicker Kleidung zu sehen. Beide trugen ebenfalls einen Festumhang, Dustin einen dunkelroten mit schwarzem Saum und gleichfarbigem Hemd. Luke hatte einen schwarzen Umhang mit blauem Innenfutter an und darunter ein weißes Hemd mit blauer Krawatte. Er sah unglaublich gut darin aus, viel erwachsener und so gescheit. Als sich unsere Blicke trafen, grinste er verwegen. Mein Herz begann zu rasen und verlegen steckte ich eine meiner Strähnen hinters Ohr.
Ob ihm gefiel?, dachte ich und sah an mir hinunter. Er sah mich heute in einem schönen Kleid, mit einer schicken Frisur, mit Absatzschuhen, mit Lippenstift... - ums mit meinen Worten zu sagen: aufgedonnert.
Er machte außer unserem gewohnten „Hi“ und einem „Wow, siehst schick aus heute“ keine weitere Bemerkung. Das beunruhigte mich aber nicht weiter, denn das musste ja nichts heißen. Oft wissen Jungen auch nicht, was sie in so einer Situation sagen sollen, und bevor sie sich verplappern, halten sie lieber den Mund. Außerdem: an seinem Lächeln konnte ich ablesen, dass er sich auf jedem Fall sehr freute, mich zu sehen.
Souta machte Stephen folgenden Vorschlag: „Du kannst ihnen ja schon mal zeigen, wo wir sitzen, ich warte noch auf Desirée.“
Wir folgten Stephen in den großen Saal. Weil Luke gerade in einem Gespräch mit Dustin verwickelt war, hakte ich mich bei Mabel unter (die dem Anschein nach ein Glas Baldrian gut gebrauchen konnte) und folgte Stephen. Luke und ich würden später noch genug Gelegenheiten finden, miteinander zu reden.


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Schon als mir zum ersten Mal klar wurde, dass Bücher von Menschen geschrieben werden und nicht einfach so auf Bäumen wachsen, stand für mich fest, dass ich genau das machen wollte.
Joanne K. Rowling