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Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - Zwei Arten von Teamwork

von Viola Lily

Ich kannte den Saal noch von früher und fand ihn damals schon atemberaubend, aber heute Abend hatten die McGowans echt alle Register gezogen.
Er war nicht nur magisch vergrößert, sondern noch um Spiegel, üppige Portraits und Säulen an den Wänden ergänzt worden. Er sah aus wie der Ballsaal eines prachtvollen, großen Schlosses aus österreichischen Kaiser-Zeiten. Links und Rechts standen kleine Tische, die mit weißen Tischdecken und morgenländischen Silvesterblumen verziert waren. Kleine Feen flogen durch die Luft und zogen dabei eine Spur glitzernden Staubs hinter sich her, der über unseren Köpfen verblasste. Viele Plätze an den Tischen waren bereits besetzt, aber Stephen schritt selbstbewusst durch den halben Saal und zeigte dann auf einen Tisch, der an einem großen Fenster stand.
„Den habe ich für uns reserviert“, bemerkte er und setzte sich.
Ich ließ mich auf dem Platz neben ihm nieder und schielte zu Mabel. Die kam einfach nicht aus dem Staunen raus und ließ ihren Blick begeistert durch die Menge schweifen. Ihr Mund stand dabei offen und sie sah ein bisschen dümmlich dabei aus.
Verstohlen lehnte mich zu Stephen rüber und fragte flüsternd: „Sag mal, hast du Davis eingeladen?“
Stephen schaute kurz zu Mabel rüber und antwortete dann: „Nicht so ganz. Ich hatte ihm zwar gesagt, wie ich Silvester feire und das ich euch eingeladen habe, aber er hat mich darum gebeten, sich heute ebenfalls auf die Gästeliste setzten zu lassen. Woher weißt du davon?“
Ich erzählte ihm von Mabels Brief: „Er hat Mabel geschrieben und angekündigt, heute Abend hier zu sein. Da habe ich mich nur gefragt, wie er dazu käme. Ich meine, seine Eltern gehören nicht unbedingt zu deinen Familienfreunden und hohe Tiere sind sie auch nicht.“
„Und viel mit ihm zu tun habe ich auch nicht“, gab Stephen kleinlaut zu, „Bei euch ist das ja was komplett anderes, er ist bzw. war Mabels Freund.“
„Umso netter von dir, dass du ihn dann doch eingeladen hast.“
Stephen zwinkerte.
„Was hätte ich denn sonst tun sollen? Mir gegenüber hatte er irgendwas von einem wichtigen Plan gefaselt und er meinte, dass dieses Ambiente hier wie geschaffen dafür wäre. Und wir wissen ja wohl beide, was er im Schilde führt, oder? So einer hochromantischen Idee möchte ich doch nicht im Wege stehen.“
Mir grinsten und warfen gleichzeitig einen kurzen Blick auf Mabel. Diese hatte sich mittlerweile gefangen und studierte jetzt mit Dustin und Luke die Speisekarte. Souta und Desirée ließen dann auch nicht mehr lange auf sich warten und gesellten sich zu uns.
„Schade, dass Ammy im Ski-Urlaub ist“, bemerkte Mabel und deutete argwöhnisch auf den leeren Stuhl, „Warum steht der denn eigentlich hier?“
Stephen und ich taten so, als wüssten wir von nichts. Glücklicherweise fiel ihm ein Ablenkungsmanöver ein, mit dem wir ihr auf diese Frage auch nicht antworten mussten (uns beiden war nämlich jetzt schon klar, dass da früher oder später Davis sitzen sollte).
Also sagte er: „Nur zur Info: wir müssen heute nicht den ganzen Abend hier bei den Erwachsenen bleiben. Unter diesem Saal ist noch ein Raum, den ich und Souta eigens für unsere Ansprüche her gerichtet haben.“
„Dort kann dann ab 11 Uhr die Jugend feiern“, sagte Souta und ahmte dabei die Stimme von Stephens Vater nach.
„Apropos: wo wir grad von meinem Vater sprechen. Lorrels kennt ihn ja schon, aber ihr anderen nicht. Kommt mit, ich stell' ihn euch vor.“
Lukes, Dustins und Mabels Gesichter wurden bei diesen Worten leicht grünlich. Weil Stephen schon aufgestanden war, folgten sie trotzdem seinem Beispiel.
Als mein bester Freund die zögerlichen Verhaltensweisen der anderen bemerkte, meinte er lachend: „Jetzt stellt euch doch nicht so an. Er ist nur mein Vater.“
„Nur?“, hörte ich Luke flüstern.
Seine Stimme klang sehr nervös. Das verstand ich nur zu gut. Die drei kannten Mr. McGowan nur aus dem Tagespropheten. Mabel überprüfte kurz in der Fensterscheibe ihr Spiegelbild und auch ich zupfte, angesteckt durch ihre Aufregung, kurz an meinem Kleid.
„Keine Angst, du siehst toll aus“, sagte Luke leise zu mir.
Ich grinste grotesk, da ich in diesem Moment mit Komplimenten nicht gerechnet hatte.
„Danke“, flüsterte ich heiser, worauf er mir tief in die Augen sah und lieb lächelte.
Oh Mann, wie gern wäre ich ihm bei diesem Blick um den Hals gesprungen. Unsere Freunde hätten das bestimmt auch gar nicht mitbekommen, viel zu sehr waren sie gerade mit sich selbst beschäftigt. Aber ich wollte das Risiko nicht eingehen und schwieg.
„Wie ist er so?“, fragte Luke dann im normalen Ton.
„Wer?“
„Na, Stephens Dad.“
Ich lachte dämlich und sagte dann ernster: „Wenn du dich nicht benimmst, schmeißt er dich raus.“
„Im hohen Bogen?“
„Im hohen Bogen. Er ist bei so etwas sehr pingelig.“
„Muss ich im Haus dann auch die Schuhe ausziehen?“
„Aber unbedingt. Jeden, den er heute mit Schuhen erwischt, kriegt einen Eintrag in seine Strafakte. Oder bekommt eine, sofern er noch keine hat.“
„Dann bekommst du nur einen Eintrag“, vermutete er.
„Und du eine Akte, Eintrag und einen Tritt in den Hintern: weil er dich, wie gesagt, im hohen Bogen rausschmeißen wird.“
„Insofern du das bis dahin nicht schon längst für ihn erledigt hast.“
„Ich bin kurz davor!“
Stephen blieb abrupt stehen und sah uns strafend an: „Wenn ihr nicht gleich die Klappe haltet, verpasse ich hier gleich Tritte. Und zwar euch beiden!“
Mein bester Freund steuerte auf eine der größeren Gruppen zu, die auf der Tanzfläche standen. Die meisten hatten ein Glas Koboldsekt in der Hand und lauschten begeistert den Worten eines Mannes mit dichtem Haar und Brille - nicht Stepehns Dad, der stand daneben und offenbarte bei einem lauten Lacher zahlreiche Grübchen.
„Ah, Stephen“, rief einer der Männer und löste sich von der Gruppe, als er uns sah.
Stephens Vater hatte dieselben, dunkelblonden (und an manchen Stellen schon ein bisschen angegrauten) Haare und eine Knubbelnase wie Stephen, war aber ein eher stämmigerer und robusterer Mann Mitte 40 mit wachsamen, hellen Augen, denen nichts entgehen konnte. Da ich ihn schon etwas länger kannte, wusste ich, dass er ein aufrichtiger und freundlicher Mann war, der gern Kontakte pflegte und dem seine Familie sehr am Herzen liegt. Doch er konnte auch sehr streng und rechthaberisch sein - zweifelsohne Eigenschaften, die er sich in seinem Beruf angeeignet hat. Er pflegte Regeln und Gesetzte und machte vor Leuten, die sie brachen, keinen Halt, um sie zu betrafen.
„Das ist übrigens mein Ältester“, stellte Mr. McGowan seinen Sohn den anderen Leuten vor, „Stephen, das sind Mr. und Mrs. Cornfood. Mr. Cornfood ist der Chefredakteur des Tagespropheten, bestimmt hast du schon von ihm gehört. Wir arbeiten im Ministerium viel gemeinsam. Und das sind Mr. und Mrs. Montgomery, er ist oberster Richter des Zaubergamots.“
Stephen nickte den beiden Paaren zu und schüttelte jedem vorbildlich die Hand. Ich betrachtete kurz Mrs. Cornfood und stellte eine gewisse Ähnlichkeit mit einer mir unsympathischen kleinen Quatschbase fest - zweifelsohne die Eltern von Eliza Cornfood.
Nachdem Stephen sich wie ein Mustersöhnchen (ich musste mir bei seinem wohlerzogenen Verhalten ein Lachen verkneifen) benommen hatte, fragte er seinen Vater: „Dad, hast du kurz Zeit? Wenn du nichts dagegen hast, würde ich dir auch gern jemanden vorstellen.“
„Aber natürlich. Sie entschuldigen mich?“
Mr. McGowan wandte sich jetzt uns zu und schenkte mir gleich als erstes ein warmes Lächeln - dasselbe, welches auch Stephen immer wieder aufsetzten konnte.
„Lauren, bist du das?“, begrüßte er mich und legte mir liebevoll eine Hand auf die Schulter, „Du siehst ganz anders aus als sonst - ist aus dem kleinen Tollpatsch über Nacht eine Dame geworden?“
Ich bekam hochrote Ohre, als ich diese Worte hörte und brachte gerade so ein „Ich freue mich auch sehr, hier zu sein, Mr. McGowan“ hervor, ohne dabei meine Stimme zu verlieren.
„Freu dich nicht zu früh, Dad“, warnte Stephen und grinste vorahnend, „Irgendwas wird sie bestimmt heute noch anstellen, dafür kenne ich sie zu gut.“
Ich trat Stephen dafür imaginär auf die Füße. Ich schwor mir, diesen Gedanken heute Abend auch noch in die Realität umzusetzen, aber nicht jetzt.
„Das sind meine anderen Freunde, die auch über Nacht hier bleiben“, sagte Stephen und zeigte dann der Reihe nach auf die anderen, „Mabel Trenor, Luke Wood, Dustin Green und Desirée Auerweiler.“
„Guten Abend, schön, dass ich euch endlich mal kennen lerne. Stephen hat mir schon viel von euch erzählt“, begrüßte Mr. McGowan die anderen und reichte ihnen die Hand, „Er hat euch auch schon über die Regeln heute Abend aufgeklärt?“
„Schuhe aus im Haus und erst reden, wenn man angesprochen wird?“, hakte Luke schelmisch nach, worauf Mr. McGowan anfing zu lachen.
„In etwa“, antwortete er und fügte dann verschmitzt hinzu, „Ab 11 Uhr dürft ihr unten feiern - aber nur in Socken, ich will später keinen Dreck auf dem Laminat sehen.“
„Wir haben verstanden, Sir.“
Ich lachte kurz in mich hinein. Luke verstand es, vor anderen Leuten - und waren sie auch noch so einflussreich und wohlhabend - einen positiven und galanten Eindruck zu machen.
Mr. McGowan warf Stephen einen typischen Vater-Sohn-Blick zu, wünschte uns dann noch einen guten Abend und entschuldigte sich dann für sein Verschwinden: „Ich muss noch ein paar Gäste begrüßen.“
Wir gingen wieder zurück an unseren Tisch. Auf dem Weg trafen wir James und Molly, die sich von ihren Familien abgekapselt hatten, um uns zu begrüßen.
Mollys Dad, Percy Weasely, war der Leiter der Vergissmich-Zentrale und stand mit ihrer Mutter und der jüngeren Schwester irgendwo hinten bei den anderen Weasleys und Potters. Ich erkannte auch Mr. und Mrs. Potter, konnte aber James' jüngere Geschwister nirgendwo sehen.
„Sind Albus und Lily nicht mitgekommen?“, fragte ich ihn, der grimmig den Kopf schüttelte.
„Mam sagt, dass sie für so etwas noch zu jung sind und hat sie bei unseren Großeltern abgesetzt. Zum Glück.“
Das letzte Wort hatte er nur so laut gesagt, dass nur ich es hören konnte. Erleichtert nickte ich - auf ein James-Albus-Fiasko konnte ich heute Abend gut verzichten. Ein kurzer Blick zu Luke, der diesen erwiderte, führte mir deutlich vor Augen, warum. Ich wollte den heutigen Abend in Frieden verbringen und so viel Zeit mit Luke verbringen, wie möglich war, und nicht verhindern müssen, das James und Albus sich gegenseitig an die Kehle sprangen.
Schmerzlich wurde mir bewusst, dass ich erst mit Luke verschwinden konnte, wenn ich ein anderes Problem aus der Welt geschafft hätte: als wir wieder an unserem Tisch angekommen waren, war der letzte freie Platz besetzt.
„Hallo Davis“, grüßte Stephen unseren Mitschüler.
Mabel wurde augenblicklich starr und biss sich auf die Unterlippe.
Für alle anderen war Davis' Anwesenheit im weiteren Verlauf des Abends kein Problem. Beim Essen redeten und lachten wir ausgelassen, erzählten uns gegenseitig von unseren Weihnachtsfesten und beobachteten die anderen Leute. Doch jedem von uns war klar, aus welchem Anlass Davis hier war und alle sahen beim Essen zwischen den beiden hin- und her. Davis warf Mabel zwar immer wieder nervöse Blicke zu und unternahm auch öfters einen Versuch, mit ihr ins Gespräch zu kommen, doch Mabel wich seinen Worten aus. Misstrauisch beobachtete ich sie und konnte darüber meine Mahlzeit gar nicht richtig genießen. Dabei schmeckte es so ausgezeichnet, dass mir sogar die Tränen in die Augen schossen, als ich zum Nachttisch das Erdbeereis probierte.
Souta machte sich sogar darüber lustig: „Laura, was bist du eigentlich für ein Mensch? Du weinst, weil du Eis isst? Von welchen Aliens stammst du bitte ab?“
„Dieses Eis ist so lecker. Kennst du das etwa nicht, wenn etwas so unglaublich lecker ist, dass du Freudentränen weinst? Aus lauter Glück, es zu essen?“, jammerte ich und fing zusätzlich noch an zu lachen.
Die ganze Situation war wieder so typisch für mich. Aber aus den Augenwinkeln sah ich, wie Luke amüsiert den Kopf schüttelte und ebenfalls dieses Eis probierte.
Um 9 Uhr begann eine große Band mit den unterschiedlichsten Instrumenten zu spielen, woraufhin Stephens Eltern als Gastgeber die Tanzfläche eröffneten. Weitere Paare folgten ihnen und kurze Zeit später herrschte die typische, ausgelassene Stimmung angeheiterter Menschen auf einem Ball. Ich tanzte ein Weilchen mit Stephen, machte dann kurz Pause (in der ich Mabel dazu anstiftete, endlich mal mit Davis zu reden) und lies mich dann für ein paar Tänze von Luke auf die Fläche führen.
„Du weißt aber schon, dass ich nicht so gut tanzen kann?“, warnte ich, als wir uns in Tanzstellung begaben.
„Was für ein glücklicher Zufall, dass du jetzt einen talentierten Tänzer vor dir hast“, entgegnete er und fügte viel versprechend und mit heroischer Stimme hinzu, „Ich werde leichtfüßig den deinen ausweichen und dich trotzdem wie eine elegante Dame aussehen lassen.“
Ich lachte über diese Ansprache und meinte: „Respekt. Da hast du dir nämlich viel vorgenommen, mein Lieber.“
Er grinste (Oooh, ich hätte ihn für diesen Blick totschmusen können) und lies mich dann von ihm über die Tanzfläche führen. Ich hatte ganz vergessen, dass er wirklich gut tanzen konnte - seine Schritte waren zielsicher und leicht, er schlängelte sich gekonnt durch andere Paare hindurch und wir rasselten nicht einmal mit anderen Leuten zusammen - nur einmal mit Souta und Desirée, aber schon im Hogwarts-Tanzkurs hatte sich heraus gestellt, dass unser Halbjapaner zwei linke Füße hatte.
Hin und wieder warf ich einen Blick auf unseren Tisch, um mir einen Ãœberblick der aktuellen Lage zu verschaffen. Genervt schnaubte ich, als ich sah, dass Mabel es schon wieder geschafft hatte, Davis aus dem Weg zu gehen. Dieser saß jetzt mit Stephen, James und Molly da und redete angeregt mit ihnen, doch sein Gesicht verriet, dass der Abend nicht ganz so verlief, wie er es sich vorgestellt hatte. Ich wusste natürlich nicht, wie er sich den Abend ausgemalt hatte, aber ich war mir totsicher, dass er wenigstens einmal gern mit ihr getanzt und so ins Gespräch gekommen wäre. Und ging ihm die ganze Zeit aus dem Weg und benahm sich wie eine schüchterne Vierjährige? Sie tanzte jetzt sogar mit Dustin und würde sich bestimmt gleich Stephen schnappen, damit sie bloß nicht in Davis' Nähe kam.
„Das kann doch nicht wahr sein“, zischte ich verärgert, während Luke jetzt in einem langsamen Walzer führte.
„Was denn?“, wollte er wissen und guckte in die Richtung.
„Mabel und Davis“, zischte ich, „Das ist doch nicht fair. Er ist extra für sie gekommen und sie sieht ihn nicht mal mit dem Arsch an.“
Ein älteres Ehepärchen, das uns gehört hatte, guckte uns bezüglich meiner Wortwahl, etwas pikiert und geradezu vorwurfsvoll an. Als sie weg waren, lachten wir beide leise.
„Pass auf, was du sagst“ grinste Luke, „Wir sind hier in gehobener Gesellschaft.“
„Tut mir Leid, ist mir so rausgerutscht.“
„Wo ist Mabel gerade?“
„Tanzt da drüben mit Dustin.“
„Echt?“
Ich nickte in eine Ecke, wo Mabel mit hochrotem Kopf versuchte, nicht einmal in die Nähe unseres Tisches zu kommen. Als Dustin meinen Blick bemerkte, zuckte er mit den Schultern.
Plötzlich sagte Luke: „Hmm, ich hab da 'ne Idee. Sieh zu, dass du irgendwie Davis zum Tanzen motivieren kannst.“
Ich ahnte, worauf Luke hinaus wollte und nickte.
„Dein Plan ist zwar ziemlich oberflächig, aber idiotensicher. So langsam weiß ich mir nämlich auch keinen Rat mehr. Ich will ja nicht über meine Freundin her ziehen, aber im Moment ist die das dümmste Toastbrot auf dieser ganzen Veranstaltung.“
„Das sehe ich auch so. Also bis gleich.“
Während Luke also sofort rüber zu Mabel lief, um sie zum Tanzen aufzufordern, schlängelte ich mich durch die Menge zu unserem Tisch. Hoffentlich durchschauten die beiden unseren Plan nicht zu früh, sonst würde die blonde Schönheit nur wieder Reissaus nehmen.
Ich fragte munter: „Davis, du sitzt den ganzen Abend schon hier rum. Kommst du mit tanzen?“
„Ich kann nicht tanzen“, erwiderte er lustlos, doch ich hielt ihm unnachgiebig die Hand hin.
„Ich auch nicht“, erwiderte ich, „Aber es ist unhöflich, einer Dame einen Korb zu geben.“
Ich setzte einen Hundeblick auf. Endlich erhob er sich und ging mit mir zur Tanzfläche. Wir fingen mit ein paar Foxtrott-Grundschritten an (er trat mir dabei zwei mal auf die Füße), doch nach einer Weile musste ich zusehen, dass wir irgendwie in die Nähe von Luke und Mabel kamen. Sie waren nicht mehr weit von uns, also tat ich so, als hätte ich eine Schrittfolge vergessen und hielt an.
Lachend entschuldigte ich mich: „Tut mir leid, ich habe total vergessen, wo ich bei dieser Figur meine Füße hinsetzten muss.“
Irgendwie muss sich Davis' Stimmung etwas gehoben haben, denn er lachte zurück: „Kein Problem, du hast ja gemerkt, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin.“
Mittlerweile waren Mabel und Luke tanzend bei uns angekommen und blieben überrascht stehen. Als Mabel erkannte, wen sie da vor sich hatte, versteifte sie sich sofort wieder. Ich schnaubte genervt: mein Gott, wie lange will sie sich denn noch so anstellen?
„Na so was, 4 linke Füße auf einmal?“, fragte Luke scheinheilig, „Wie wäre es wenn wir tauschen? Ich habe gehört, dass meine Tanzpartnerin ein paar gute Schritte drauf hat.“
Mabel sah mich entsetzt und auch irgendwie wütend an, doch ich starrte nur zurück. Wenn sie ihre Beziehung nicht allein richten konnte, musste man halt zu drastischeren Mitteln greifen. Ich guckte also strafend zurück, ballte meine Hände zu Fäusten und hoffte, dass meine Botschaft ankam: Geh endlich hin und mach was draus, sonst gibt's was auf die Sonst-Was.
„Wisst ihr was, ich bin eh außer Puste“, meinte Luke plötzlich.
„Ich brauch auch 'ne Pause“, fügte ich hinzu, ging auf Mabel zu und zischte, „Jetzt mach endlich.“
Meine Freundin war viel zu überfordert, um irgendwas zu sagen. Ich gab ihr nur noch einen unauffälligen Klapps auf den Hintern.
Dann entfernte ich mich ein paar Schritte. Luke war nicht mehr da, offenbar war er in die andere Richtung verschwunden. Ein Hauself lief gerade an mir vorbei, ein Tablett mit Getränken balancierend. Ich schnappte mir ein Glas mit Kürbissaft verdünnten Koboldsekt, denn nach dem Stress hatte ich so etwas bitter nötig. Ich nahm einen Schluck und guckte dann zu Mabel und Davis rüber. Sie standen immer noch am Rand der Tanzfläche und starrten sich an. Ich konnte sie leider nicht verstehen, ihre Lippen bewegten auch sich nicht viel, aber Mabel schabte nervös mit ihrem Schuh auf dem Boden herum. Dann machte Davis plötzlich einen Schritt auf sie zu und nahm sie in die Arme. Als sie seine Umarmung erwiderte und auf die Wange küsste, lächelte ich verhohlen.
Ich stellte mein leeres (Wow, ich muss schneller getrunken haben als die Auroren erlauben) Glas auf einem Tisch ab und ging. Ich wollte die beiden allein lassen. Ich folgte ich meinen Füßen, die mich zur Terrassentür führten. Dort blieb ich stehen und drehte ich mich noch mal zu Mabel und Davis um. Immer noch eng umschlungen verharrten sie auf der Tanzfläche und schaukelten im Takt der Musik nur leicht hin- und her. Endlich wandte ich mich ab und ging hinaus.
Es war zwar Winter und überall lag der Schnee mehrere Zentimeter hoch, doch die vielen magischen Feuer und Laternen, die um die Terrasse und vereinzelt im Garten aufgestellt waren, strahlten so viel Wärme aus, dass ich in meinem Kleid nicht fror. Seltsamerweise schmolz nicht einmal der Schnee, der wie eine weiße Decke über jeder Hecke des Gartens lag. Nicht einmal der rechteckige Teich war zugefroren und wurde neben den Fackeln auch mit bunten Lichtern beleuchtet. Sogar die Rosen eines kleinen Rosengartens waren aufgeblüht. Zauberei war manchmal einfach nur geil.
Plötzlich stand Luke neben mir. Er hatte seinen Umhang abgelegt und seine Haare waren nicht mehr so ordentlich wie nohc vor 2 Stunden. Mein Herz machte einen kleinen Satz, als er zum Garten nickte.
„Quatschen?“, fragte er.
Ich nickte zustimmend: „Quatschen.“
Fasziniert und ohne den Blick von der Umgebung zu nehmen, gingen wir nebeneinander eine der Treppen runter, die zu beiden Seiten der Terrasse hinunter in den Garten führten.
„Und? Ist unser Plan aufgegangen?“, wollte er wissen.
„Oh“, machte ich und grinste, „Japp. Die beiden sind jetzt erst mal beschäftigt.“
„Dann sind sie wieder zusammen? Oder prügelt sie ihn gerade Flubberwurmweich?“, scherzte er.
Ich sagte schnell: „Nein, nein, sie sind wieder zusammen. Hoffentlich. Aber es war ganz schöne Arbeit grade. Meine Güte, dass die das nicht allein geschafft haben. Das war echt gutes Teamwork. Davis konnte wahrscheinlich nur Mabel, ich... sagen.“
„So schnell sind sie sich in die Arme gesprungen? Mannomann, sind wir gut.“
Wir lachten beide über diese Geschichte. Schweigend gingen wir eine Weile neben einander her. Mein Herz schlug bis zum Hals und machte es mir schwer, ein neues Unterhaltungsthema zu finden.
Irgendwann sagte ich: „Danke übrigens für dein Weihnachtsgeschenk.“
Luke schoss, peinlich berührt, das Blut in den Kopf und er guckte beschämt zu Boden.
„Das war eine ziemlich blöde Idee, oder?“, fragte er und fuhr sich verlegen mit der Hand durch die Haare, „Hast du dir das Gejaule wenigstens einmal anhören können?“
Ich blieb stehen und grinste ihn an: „Ich habe es mir 14 mal angehört. Das letzte mal, bevor ich zu Mabel gereist bin.“
Jetzt blieb er stehen und guckte mich verblüfft an.
„Wusstest du, dass du gar nicht so schlecht singen kannst?“
Luke grinste verlegen: „Wenn ich ehrlich sein soll: Patrick hat mir geholfen.“
Als ich diesen Satz hörte, schmiss es mich vom Besen. Mit offenem Mund starrte ich Luke an und versuchte, ihm tausend Fragen gleichzeitig zu stellen.
„Wie... ? Warum... ? Mit Patrick... ? Wann... ? Wo... ? Und was hat er... ? HÄ?
Luke weidete sich förmlich an meinem ratlosen Ausdruck und meinte: „Ich glaube, ich muss weiter ausholen.“
„Ich bitte darum“, sagte ich verdattert.
Nach diesen Worten holte er tief Luft und sammelte sich kurz. Mein Herz begann schmerzhaft gegen Brustkorb zu klopfen. Ich ahnte, was Luke jetzt sagen würde.
„Hör zu, Reena“, begann er und sah mich an, „Ich will dich nicht mit einer kindischen Geschichte langweilen und fasse mich deswegen kurz: Dir ist mein komisches Verhalten in diesem Schuljahr deutlicher aufgefallen als allen anderen zusammen. Schon als ich dich am 1. September am Bahnsteig gesehen habe, ahnte ich, dass da plötzlich mehr für dich war als früher.“
Geduldig lies ich ihn reden. Ich war von seinem Mut, mir diese Worte zu sagen, so überwältigt, dass ich ihn in keinster Weise stören und dann vielleicht aus dem Konzept bringen wollte.
„Auf einmal waren da neue Gefühle für dich. Frag mich nicht, wo sie auf einmal her kamen. Sie waren schön, aber auch schwer zu ertragen. Du warst schließlich meine Freundin. Ein guter Kumpel.
Eigentlich hoffte ich, dass sie irgendwann weggehen würden. Manchmal hat man ja solche Phasen, in denen die Hormone kurz verrücktspielen, aber sie gingen nicht weg. Sie wurden sogar stärker. Dann wurde ich unheimlich eifersüchtig auf Patrick - und wütend auf dich. Ich wusste, dafür konntest du nichts, aber ich habe mich halt immer wieder gefragt: Warum er? Warum ich nicht? Nach kürzester Zeit standet ihr euch so nahe... . Ich hatte Angst, dass er mir dich wegnimmt. Und ich habe nichts Sinnvolles dagegen unternommen als es an dir auszulassen. Es tut mir echt Leid, dass ich damals vor dem Quidditchspiel so angefahren habe. Aber heute weiß ich es besser… .“
Er machte einen Schritt auf mich zu und sah mir tief in die Augen. Das war jedenfalls alles, was ich wahrnehmen konnte. Mein Herz schlug schnell und pumpte mein Blut durch die Adern, was das Zeug hielt. Es rauschte in meinen Ohren und irgendwie fühlte ich mich durch dieses Gefühl beflügelt, frei und schwerelos... . Das mussten wohl die berühmten Schmetterlinge im Bauch sein, die jetzt kräftig ihren Dienst antraten. Ich brachte nicht einmal ein Wort zustande. Wenn Luke genauso fühlte wie ich, wie schaffte er das denn dann?
Denn er redete echt einfach weiter:
„Seit unserem Kuss unter dem Mistelzweig kann ich nur noch an dich denken. Er war für mich so echt und schön. Darf ich dich noch mal küssen, Reena?“
Ich gab ihm keine Antwort. Stattdessen zog ich seinen Kopf an meinen heran und setzte meine Lippen auf seine. Ein frühes Silvesterfeuerwerk startete in meinem Bauch und brachte mich zum Fliegen. Mit geschlossenen Augen genoss ich die Zeit, in der es nur ihn und mich gab. Vielleicht weinte ich sogar Glückstränen - nie hätte ich gedacht, dass mir das wirklich passieren konnte. Ich küsste wirklich den Jungen, den ich liebte. Als ich mich wieder von ihm loslöste, guckte er mich an, wie ein kaputtes Auto. Mir wurde heiß und kalt auf einmal.
„Oh, ich hab nicht nachgedacht... . Und- geantwortet habe ich dir auch nicht.“, murmelte ich und grinste leicht..
„Du denkst nie nach“, murmelte er lächelnd, schlang seine Arme um mich und legte seinen Kopf an meinen, „Weißt du, Reena, dieser Kuss gerade war als Antwort mehr als genug.“
Erleichtert atmete ich aus und drückte ihn an mich.
„Findest du es nicht auch unnormal, dass das Mädchen zuerst geküsst hat?“, fragte ich wie ein Kleinkind und schürzte die Lippen, „Für gewöhnlich ist es doch umgekehrt.“
„Darüber machst du dir Gedanken?“
Luke legte seine Hand an meine Wange und zwang mich so, ihn anzusehen.
„Hast du nicht mal gesagt, das normal langweilig sei?“, fragte er.
Ich lächelte: „Das du dich an so etwas erinnerst?“
„Schon vergessen? Ich bin seit der letzten Sommerferien in dich verliebt.“
Er beugte sich vor und küsste zurück. Der Kuss war diesmal intensiver und vor allem - schöner. Seine Zunge schnellte hervor und erkundete meinen Mund, dann zog sie sich wieder zurück oder wir rieben sie genussvoll aneinander. Ich ließ es geschehen und versuchte, all meine Empfindungen irgendwie zu zügeln, ich hatte Angst, dass es sonst zu hektisch werden würde - ich wollte alles, was ich in diesem Kuss fühlte, auch später noch spüren können - um möglichst lange etwas davon zu haben.
Irgendwann ließen wieder voneinander an. Lächelnd legte er seine Stirn auf meine und sah mir tief in die Augen. Wir keuchten beide ein bisschen. Als ich wieder zu Atem gekommen war, realisierte ich erst richtig, was gerade geschehen war.
„Meinst du, dass das klug war?“, fragte ich.
„Dieser Kuss?“
„Zwei“, verbesserte ich.
„Jaja“, meinte er und dachte kurz nach. Er runzelte nachdenklich die Stirn, „Also, diese Küsse, könnten uns Schwierigkeiten machen. Sie können vielleicht unsere Freundschaft zu den anderen kaputt machen. Oder zumindest etwas komplizierter... .“
Wir schwiegen eine Weile, in der wir darüber nachdachten. Weil ich jedoch auf keine Lösung kam, sagte ich stattdessen einfach das, was mir durch den Kopf schoss: „Ich habe mich voll in dich verliebt, Luke.“
„Wie praktisch, dass das auf Gegenseitigkeit beruht.“
Ich kicherte und vergrub mein Gesicht in seiner Schulter. Er war so schön, fühlte sich unter dem Hemd so weich an und während er mir sanft den Rücken streichelte, unterdrückte ich einen Jubelschrei. Ich war wirklich knallhart verliebt. Doch mir kamen auch Bedenken.
„Du Luke“, sagte ich nach einer Weile, „Ich glaube, es ist besser, wenn wir den anderen erst mal nichts davon erzählen. Heute Abend sollten wir aufpassen, was wir tun, wenn die anderen dabei sind.“
Er starrte mich irritiert an: „Wir sollen es verschweigen? Schon wieder?“
Er klang ein bisschen enttäuscht.
„Denk jetzt bitte nichts Falsches“, bat ich und strich ihm beruhigend durch die Haare „Versetz dich doch mal die Lage von Stephen oder Dustin. Erst Mabel und Davis und dann sind wir auch noch aus heiterem Himmel zusammen? Wäre das nicht ein bisschen zu viel auf einmal?“
Ich wusste selbst nicht genau, wieso ich mich auf einmal sträubte. Ich hätte Luke auch gern vor den anderen geküsst. Ich wollte es den anderen nur schonender beibringen.
„Lass es uns auf später verschieben, OK?“
Er nickte langsam und sagte: „Ist, glaub' ich, besser so.“
Ich nahm Luke dankbar in den Arm.
„Wenn mir nichts an dir läge, hätte ich dich nicht geküsst, oder?“, fragte ich und machte Anstalten wieder zurück in den Saal zu gehen. „Ich möchte jedenfalls sehr gern mit dir zusammen sein.“
Luke küsste mich erneut und meinte: „Ich auch.“
„Und noch etwas, was ich hier loswerden muss“, bemerkte ich, als wir die ersten Treppenstufen hinauf gingen.
„Die da wäre?“
„Du bist ein verdammt guter Küsser.“
Luke grinste von einem Ohr zu anderen.


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