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Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - Die After-Match-Party

von Viola Lily

Während ich unten meinen Kaffee trank, erinnerte mich Professor Boot im Vorbeigehen an meine Strafarbeit, die ich mir am Montag nach Verwandlung bei ihm abholen durfte.
„Ich hoffe, sie haben nächstes Wochenende noch nichts vor“, sagte er, grinste verholen und es schien mir, als würden zwei Teufelshörner zu beiden Seiten seines Kopfes wachsen.
Das erweckte keinen guten Eindruck bei mir und aufgrund meines jetzt schon frustrierten Gefühls fragte ich schroff: „Und was kriegt Selina aufgebrummt?“
Professor Boot runzelte nachdenklich die Stirn und antwortete: „Das, was sie verdient.“
„Den Schulverweis?“
Neben mir klatschte sich Luke mit der flachen Hand auf die Stirn, wogegen Souta und Desirée in leises Kichern ausbrachen. Professor Boot seufzte (mal wieder) schwer und guckte mich lange an.
Unter diesem bohrenden Blick meinte ich schnell: „Ich will ja nur sicher gehen, dass ich nicht mit ihr zusammen Nachsitzen muss. Sie können sich denken, was dann passiert, Sir.“
„In der Tat, Lauren. Man könnte dich genauso gut mit deiner Schwester zum Pokale-Putzen verdonnern… .“
Souta quatschte unserem Verwandlungslehrer ins Wort: „Explodierende Gebäudeteile, Erdbeben, Vulkanausbrüche, Weltuntergang, Apocalypse now... .“
„So ungefähr, Souta.“, meinte Professor Boot, schnappte sich einen Keks von der Platte und fuhr fort, „Nebenbei bemerkt, es werden noch ein paar der Ãœbersetzer vermisst, die ihr zu Beginn des Schuljahres von Ophius erhalten habt.“
Ich errötete leicht und trällerte unschuldig ein Liedchen vor mich hin. Während ich dabei interessiert meinen Kaffee beäugte, spürte ich den von Erfolg gekrönten Blick meines Hauslehrers im Nacken.
„Aha“, machte er und fuhr fort, „Hätte ich mir ja denken können. Ihr wisst, dass die Abgabe zum Austauschprogramm gehört? Ab jetzt müsst ihr euch ohne Hilfsmittel mit unseren Gästen unterhalten können. Und ja, Souta, damit meine ich auch ohne Hände und Füße. Ansonsten hätte für unsere Ausländischen das halbe Jahr in Hogwarts gar keinen Sinn, wenn sie ohne gewonnene Englischkenntnisse und anderweitiger Bereicherung in ihre Heimat zurückkehren. Miss Autenrieb, ihr Englisch ist übrigens bei weitem das Beste, das ich so zu hören kriege.“
Desirée nickte dankbar und versuchte ihr rotes Gesicht hinter einem Muffin zu verstecken.
„Und jetzt will ich auch nicht weiter stören. Einen schönen Abend wünsche ich noch.“
Nach dieser Ansprache biss Professor Boot in seinen Keks und wandte sich ab.
„Hey, Sir“, rief Souta ihm nach, „Lassen sie sich doch auf der Party heute Abend blicken.“
„Worauf ihr euch als meine liebenswerten Schützlinge verlassen könnt.“
Er winkte uns mit seinem halben Keks zu und steuerte dann mit schnellen Schritten den Lehrertisch an
„Ich mag es, wenn er sarkastisch wird“, meinte Souta über Professor Boots letzte Worte.
Luke runzelte nur die Stirn und wandte sich dann an mich: „Du hast den Ãœbersetzer immer noch?“
Jetzt war er es, der mich kritisch beäugte.
Ich zuckte mit den Schultern: „Ich kann nichts dafür. Ich vergesse ständig, ihn morgens nach dem Aufstehen wieder um zu hängen.“
„Und die Idee mit dem Lehrerzimmer ist dir noch nicht gekommen?“
Ich grinste verstohlen: „Mit dieser Art Einfallsreichtum bist du bei mir leider an der falschen Adresse, Freundchen.“
Er knuffte mich in den Oberarm und wir beendeten kurz darauf unsere Kaffeepause.
Nach dieser kurzen Stärkung gönnte ich mir eine lange, heiße Dusche mit Songs von Muggelbands und Covern der Sound Waves, damit ich wieder auftaute und eine Laune bekam, mit der ich auszuhalten war.
Den restlichen Abend über half ich bei den Vorbereitungen für die anstehende Siegesfeier. Die Siebtklässler hatten unter Aufsicht von Emil Thunder (der in bester Feierlaune war) ein paar Kisten Butterbier und Loch Ness Pils besorgt und steckten hier und da den über 16-Jährigen sogar ein Fläschchen Feuerwhiskey zu. Essen und andere Knabbersachen hatten Ian, Alex und Dustin aus der Küche besorgt und alle Wände waren Lückenlos mit blau-silbernen Bannern, Fahnen und Schals geschmückt, die abwechselnd leuchteten oder Lobeshymnen sangen. Dann konnte die Party steigen.
Im Laufe der Jahre hat das Schloss und seine Bewohner gelernt, dass der einst so ruhige und eher zurückhaltende Ravenclaw-Turm gelegentlich zum ausrasten neigte und Partys schmiss, bei dem die Schlossmauern wackelten. Ganz besonders nach einem erfolgreichen Quidditch-Spiel.
Luke war der Held des Abends und wurde lauthals gefeiert. Ständig klopften ihm Bewunderer auf den Rücken, andere wollten Fotos von (und mit) ihm machen, jeder, der in seine Reichweite kam, prostete ihm mit seinem Butterbier zu... und er versuchte sich jedes mal auf bescheidene Art und Weise raus zureden.
„Leute!“, rief er irgendwann laut und übertönte damit die Musik, die aus dem Radio dröhnte, „Ich freue mich auch, dass wir heute gewonnen haben, aber das war ich nicht alleine. Wenn ihr jemanden feiern wollt, dann das ganze Team. Und wo wir grade dabei sind - und irgendwie jeder zuhört -“
Lukes Ansprache hatte sich in eine kleine Rede verwandelt, der jeder gespannt zu hörte. Außer dem Radio und der Fahnen war kein Mucks mehr im Gemeinschaftsraum zuhören, und selbst die verstummten nun. Beinahe ließ sich Luke davon aus dem Konzept bringen, doch dann räusperte er sich und sprach angeheitert und mit mutiger Stimme weiter.
„Also gut, dann... Ähm, ja, was ich immer gedacht habe, kann ich ja dann mal loswerden: ich bin jetzt schon seit 4 Jahren in der Quidditchbranche, habe mit den verschiedensten Leuten gespielt und kann euch sagen, dass es als Sucher nie leicht ist, Teil einer Mannschaft zu sein. Man ist hauptsächlich auf sich gestellt, aber dieses Jahr fühle ich mich so sicher wie nie. Zugegeben, ans letzte Spiel kann ich mich nicht mehr so richtig erinnern, aber auch da wusste ich schon, dass ich mich von Anfang an auf dieses Team verlassen kann. Jeder von ihnen ist mit Leib und Seele dabei, sogar Marcus und Thomas, die in ihrem UTZ-Jahr sind, geben in jedem Training und Spiel ihr bestes. Gebrochene Arme kommen dann schon mal vor, aber wie ihr seht, erfreut sich unser Marcus wieder bester Gesundheit.“
Marcus grinste und hielt zum Beweis seine Flasche Butterbier mit dem rechten Arm hoch.
„Jeder von euch 6 weiß genau, was er zu tun hat oder wo er hin muss“, sprache Luke weiter, „Das ist echt cool und macht mir als Kapitän die Sache leichter. Erinnert ihr euch noch, wie Debbie heute aus der Bahn geworfen wurde und mit einem Moran-Salto rechtzeitig da war, um den Quaffel zu versenken? Der war übrigens erste Sahne, Deb, Respekt! Und Emily! Ich seh dich grad nicht aber egal: von deinem Kunstwerk brauch ich gar nicht erst reden. Tja, Leute, dieses Mädel hat's drauf.“
„Aber immer schön hinten anstehen. Erst müsst ihr an Lysander Scamander vorbei“, rief Justin von irgendwo in den Raum und erntete dafür ein paar Lacher und Jubelrufe. Als es wieder ruhiger wurde, fuhr Luke fort.
„Ich will jetzt nicht lange labern, sonst könnte ich noch mehr Glanzpunkte von heute aufzählen. Kurz gesagt: wenn unser Team dieses Jahr nicht den Quidditch-Pokal holt, welches dann?“
Ein zustimmendes, lautes Brüllen erfüllte den Raum, verweilte ein bisschen und wurde dann wieder still, um den letzten Worten von Luke Platz zu machen.
Dieser hob seine Flasche Butterbier und sagte: „Auf Marcus, Thomas, Debbie, Emily, Lauren und Justin, die besten Mitspieler, die ich mir wünschen kann.“
Ich stand die ganze Zeit bei Stephen an der Wand und hatte leicht grinsend seinen Worten zugehört, doch als er unsere Namen nannte, rauschte mir das Blut ins Gesicht und färbte meine Wangen noch röter, als sie ohnehin schon vom Loch Ness-Pils waren.
Stephen stieß mich an: „Du wirst doch nicht etwa rot?“
„Das sieht nur so aus“, log ich schnell und konterte, „Du hast dich übrigens um 10 Punkte vertan.“
„Wie?“, fragte er pikiert.
„Deine Prognose. Du sagtest, wir würden mit 20 Punkten führen, ehe Luke den Schnatz fängt.“
Stephen stieß mich an: „Jetzt sei doch nicht so pingelig. Ihr habt eben mit 30 Punkten geführt, willst du mir wegen der läppischen 10 Punkte nicht mehr glauben?“
Ich stieß freundschaftlich zurück, nahm einen Schluck aus meiner Flasche und meinte: „Als ob.“
Die Musik war wieder lauter geworden und wir beide beobachteten die Menge, die im Gemeinschaftsraum vor sich in feierte. Ich sah manche Gruppen plaudernd auf den Fensterbänken, Sesseln und Sofas sitzen, am Radio manche, die ein bisschen tanzten und viele, die sich immer noch um Luke versammelt hatten. Aus der Meute kam plötzlich auch Justin auf mich zu gelaufen.
„Komm mit“, bat er und packte mich am Handgelenk, „Marcus und Thomas möchten mit uns anstoßen. Außerdem müssen wir noch eine Team-Taufe feiern.“
Ich entschuldigte mich kurz bei Stephen und folgte meinem Treiberkollegen. Die beiden Siebtklässler drückten uns ohne zu zögern eine frische Flasche Butterbier in die Hand.
„Diesmal aber hoffentlich mit muntermachendem Nebeneffekt und Garantie auf Party-Stimmung?“, hakte ich schelmisch nach und musste an Selinas Charles-Dickwins-Trank denken, den sie den anderen untergejubelt hatte.
Augenzwinkernd versicherte Marcus mir, dass da auf jedem Fall Party-Stimmung drin wäre. Eine Art der Party-Stimmung, auf die er sich bestens verstand.
„Quasi eine Art Marcus-Davies-Trank.“
Als dann auch Emily und Debbie bei uns waren, verzogen wir uns in ein weniger bevölkertes Eckchen vor der Tür.
„Was hat Emily eben mit Taufe gemeint?“, fragte Debbie skeptisch und bekam als Antwort von Marcus ein Bier in die Hand gedrückt.
Luke beantwortete dann mit feierlicher Stimme ihre Frage: „Jetzt wo wir alle zusammengekommen sind, können wir endlich nachholen, was eigentlich schon nach dem ersten Spiel geplant war. Seit etwa 15 Jahren ist es in der Ravenclaw-Mannschaft Tradition, die neuen Mitglieder mit einer Art Taufe Willkommen zu heißen.“
Debbie sah Justin etwas ängstlich an, doch der war offenbar schon eingeweiht schon und konnte es gar nicht mehr abwarten, dass Luke endlich weiter sprach.
„Es ist ganz simpel. Wir setzten alle gleichzeitig an und exen das Butterbier. Zwischendurch absetzten ist nicht erlaubt, wird in ernsten Fällen aber geduldet. Der Erste, der fertig ist, darf seinen Bierschaum über den Häuptern der beiden Neulinge verteilen -... .“
„Waaaas?“, warf Debbie ängstlich und etwas empört ein und legte instinktiv den Arm schützend über ihre blonden Haare.
Luke beruhigte sie (Justin hörte immer noch mit strahlenden Augen zu): „Keine Angst, alles wird hinterher fein säuberlich wieder von uns trocken und ohne Hinterbliebene Duftspuren entfernt. Schließlich sind wir magischen Künste fähig. Außerdem kannst du das auch verhindern, denn wenn du als erste fertig bist, kriegt Justin alles ab. Und Falls Justin als zweiter fertig ist, müssen wir den Rest in unseren Flaschen über unseren eigenen Köpfen ausleeren.“
„Auf diese Weise testen wir, aus welchem Holz ihr sonst noch so geschnitzt seid“, fügte Marcus gut gelaunt hinzu, „Wie lautet der Spruch? Wer Quidditch spielen kann, kann auch trinken.“
Zum Schluss sagte ich: „Wenn du das aber nicht willst, ist das auch ok. Wir wollen dich auf keinem Fall zu etwas zwingen.“
Wir älteren guckten die beiden Neuzugänge fragend an. Justin war natürlich sofort dabei, Debbie beäugte ihre Flasche Butterbier misstrauisch und etwas ängstlich zugleich.
„Komm schon Debbie“, bat Luke, der wollte, dass alle dabei waren, „Wir sagen deinen Eltern auch nichts.“
„Ihr solltet eher aufpassen, dass ich euren Eltern nichts erzähle“, entgegnete sie und griff verschmitzt nach einem Flaschenöffner, „Minderjährige zum Saufen zu überreden ist bestimmt strafbar. Aber was soll`s, Butterbier hat nicht mehr als 3 Umdrehungen, da werd' ich wohl noch mal ein Auge zudrücken.“
„Das wollt ich hören“, sagte Justin voller Vorfreude und nahm ihr den Flaschenöffner aus der Hand.
Wenig später hielt jeder eine offene Flasche Butterbier vor sich hin und gemeinsam hoben wir feierlich, wie zum Schwur, die linke Hand.
„Bereit?“, fragte Luke in die Runde, „Drei. Zwei. Zieht runter!“
Augenblicklich hoben sich 7 Arme in die Luft und 7 Flaschen wurden an die Münder ihrer Trinker gehalten. Sah für Außenstehende sicher komisch aus, doch wir feierten hier eine Party und das hier war eine Tradition, die gepflegt werden musste. Ich war sehr mit meinem Bier beschäftigt, doch aus den Augenwinkeln nahm ich war, wie Marcus als Erster fertig wurde und grinsend die Regeln befolgte. Ich ersparte mir den Anblick, weil ich mich noch genau daran erinnere, was bei meiner Taufe vor 2 Jahren passiert war. Ich sage nur noch, dass ich nach dieser Aktion den restlichen Abend an der Wasserflasche hing und hemmungslos am Lachen war.
Zu meiner Überraschung stellte sich Debbie geschickter an als ich. Sie war nach Luke als Dritte fertig, daher bekam Justin den ganzen Segen der anderen Spieler ab. Als auch er als letztes fertig war, guckten wir alle ein bisschen bedröppelt - wie man eben so guckt, wenn man gerade ein Bier geext hat - und legten uns gegenseitig die Arme im Kreis auf die Schultern (noch eine traditionelle Feierlichkeit).
„Justin Andrews und Debbie McKeegan“, sagte Luke und guckte etwas benebelt, „Ihr seid nun ehrenvolle Mitglieder dieser Teams. Legt euch ins Zeug und verhelft dem Haus Ravenclaw zu dem Ruhm, den es verdient. Kämpft bis zum Tod!“
Mit einem nachfolgenden Jubeln lösten wir unsere Runde wieder auf und beseitigten mit Ratzeputz den Dreck, den wir verursacht hatten. Nachdem wir Justin und Debbie auch wieder sauber und trocken gemacht hatten wendeten wir uns wieder der Party zu.
„Kämpft bis zum Tod!“, wiederholte ich schmunzelnd Lukes letzte Worte, „Das ist immer noch das Beste an dieser Tradition.“
Luke lächelte und meinte: „Debbie hat mich überrascht. Wie alt ist sie? 14?“
„Ich denke schon. Aber soweit ich weiß, hat sie im Frühling Geburtstag.“
„Zum Glück. In der kleinen steckt auf jedem Fall mehr drin, als man sieht.“
Er guckte noch eine Weile nachdenklich in ihre Richtung.
„Na? Schon eine potenzielle Nachfolgerin gefunden?“, witzelte ich und hatte damit Lukes Gedanken erraten.
„Quatsch, ich weiß doch gar nichts über sie“, entgegnete er und fügte schnell hinzu, „Jedenfalls, was ihre Quidditchfertigkeiten angeht.“
Ich grinste und meinte: „Deine Fertigkeiten sind auf jedem Fall herausragend: so eine Ansprache wie heute Morgen habe ich ja noch nie von dir gehört. Professor Boot, ich brauch nach dem Spiel 'n Feuerwhiskey. Aber Zack!
„Das habe ich nicht gesagt!“, sagte er empört und kitzelte mich.
Madam Jordan-Spinnet, legen sie sich 'nen neuen Namen zu!“, fügte ich mit heroischer Stimme hinzu und fing dann an zu lachen, weil Luke mich jetzt richtig durch kitzelte.
„Und das habe ich auch nicht gesagt!“
Ich schob Luke sanft von mir weg und versuchte, mit dem Lachen auf zu hören. Etwas anderes hatte plötzlich meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
„Hör mal“, bat ich ihn und guckte in die Richtung des Radios, „Kennst du den Song?“
Luke grinste leicht und fuhr sich verlegen durch die Haare. Es war das Lied, welches er mir zu Weihnachten auf die Karte gesungen hatte.
„Jaaah“, antwortete leise, „Im Nachhinein ist das ganz schön peinlich.“
„Woher wusstest du, dass es einer meiner Lieblings-Songs war?“
„Du singst sehr viel im Unterricht... Is this the place-“
„-we used to know...
Ich grinste. Er grinste zurück.
„Ey, jetzt küsst euch endlich. Dass kann man sich doch nicht weiter ansehen.“
Das kam von Marcus und seine Augen blitzten schelmisch, als wir ins seine Richtung guckten.
„Na gut“, meinte Luke und zog mich zu sich ran, „Das lass ich mir bei der Frau nicht zweimal sagen.“
Das war der erste, richtige Kuss vor den versammelten Ravenclaws (Gute-Nacht-Bussis zählen nicht richtig). Die meisten wussten zwar, dass wir zusammen waren, aber diese Situation war etwas anderes. Um uns herum wurde Gejubelt, Geklatscht und Gepfiffen. Mir wurde dabei irgendwie komisch, aber im positiven Sinne. Das war eine andere Art von Im-Mittelpunkt-Stehen und irgendwie für mich so absurd, dass ich urplötzlich schon wieder anfing zu lachen.
Wir beide grinsten verlegen, als wir uns lösten.
„Ok Leute, ihr könnt weiterfeiern. Die Show ist zu Ende.“
Während Luke los zog, um sich um neue Getränke zu kümmern, flüchtete ich aus dem Rampenlicht und gesellte mich zurück zu Stephen, der immer noch dort an der Wand stand, wo ich ihn zurück gelassen hatte.
Er empfing mich grinsend: „Wenn das Selina gesehen hätte... .“
„Dann würde ich zu gern ihr Gesicht sehen“, erwiderte ich und setzte mich auf den Tisch, der neben ihm stand, „Und jetzt kein Wort mehr über dieses Weib, die hat mir für den Rest meines Lebens genug Ärger gemacht!“
Es tat mir gut, eine Weile zu sitzen. Während sich meine Sinne etwas beruhigten, hörte ich Stephen zu, der wieder in geistreicher Plauderstimmung war.
„Wo ich euch eben so beim knutschen zugeschaut habe: glaubst du daran, dass es für jeden Menschen auf dieser Welt den einen anderen Menschen gibt, für den man geschaffen wurde?“, fragte er mit einem Hauch Melancholie in der Stimme, ohne eine Antwort zu erwarten, „Du wirst mich vielleicht auslachen, aber ich glaube daran. Man findet ihn vielleicht nicht sofort, vielleicht muss man sogar Jahre suchen. Bis dahin mag so mancher bestimmt die ein oder andere Romanze schon erlebt haben, aber es war nie die große Liebe, nach der man sich sehnt.“
Hier machte er eine nachdenkliche Pause und fuhr dann überzeugt fort: „Aber wenn man sich begegnet, weiß man einfach, dass sie diejenige ist, auf die man die ganze Zeit gewartet hat. Nach der man die ganze Zeit gesucht hat. Und das praktische dabei ist: sie hat auch die ganze Zeit nach ihm gesucht. Weil er ihre zweite Hälfte ist, die ihr immer gefehlt hat.“
„Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende?“, fragte ich argwöhnisch.
„Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.“
Das war eine Aussage. Aber was für eine... . Eine, die mich nachdenklich machte. Ich wollte ihn gerade schon dazu ausfragen, als Luke wieder erschien. Er drückte mir erst ein Glas Wasser und dann eine neue Flasche Butterbier in die Hand.
„Aber genieß` es diesmal“, meinte er und zwinkerte, „Wir wolln's ja nicht übertreiben, ne?“
„Das musst du grad sagen“, murmelte ich nur mit einem Blick auf seine eigene Flasche.
„Wisst ihr eigentlich, wo Dustin steckt?“, fragte er, um meiner Bemerkung aus dem Weg zu gehen.
Jetzt wo Luke das fragte, fiel mir auch auf, dass ich seinen Bro schon lange nicht mehr gesehen habe. Das letzte mal kurz beim Nachmittagstee in der großen Halle, und danach sind wir direkt rauf gegangen, um unseren Sieg zu feiern.
„Keine Ahnung“, entgegnete Stephen und weil er von uns der größte war, reckte er seinen Hals und lies den Blick über die feiernde Menge gleiten.
„Also von hier seh' ich ihn nicht.“
„Schlafen gegangen ist er bestimmt noch nicht“, vermutete Luke, „Vielleicht lungert er auf den Gängen herum.“
„In dem Fall wäre meine nächste Frage: mit wem?“, fügte ich hinzu und kicherte in mein Glas Wasser.
Durch einen schlechten Zufall wurde in diesem Moment die Tür zum Gemeinschaftsraum geöffnet. Von den meisten blieb das eher unbemerkt, sie geht ja öfters bei Partys auf und zu (kein Wunder, dass der Türklopfer der Einzige ist, der solche Partys hasst), doch weil es Ammy war, die den Raum betrat, wurden wir drei aufmerksam. Noch aufmerksamer wurde ich, als ich sah, dass sie weinte.
Stephen war's auch aufgefallen und er schluckte: „Ammy weint.“
„Ammy weint und sieht ziemlich wütend dabei aus“, bemerkte Luke und stellte vorsichtshalber sein Bier ab. Denn egal was jetzt kommen würde, für uns drei war Ammy wichtiger als eine Party.
Ich kniff prüfend die Augen zusammen und murmelte: „Das sieht sehr verdächtig aus.“
Gerade sprang ich vom Tisch und wollte Ammy auf ihrem direkten Weg in den Schlafsaal abfangen, als die Tür ein weiteres mal geöffnet wurde und ein mehr als verwirrter Dustin den Raum betrat. Sofort suchten seine Augen nach Ammy und blieben auf ihr haften. Blöd glotzte ich in Dustins Richtung, mir fiel fast die Kinnlade runter und in meinem Gehirn ratterte so schnell, dass ich Kopfschmerzen bekam.
Wer? Wie? Wo? Was? Wann? Wieso? Weshalb? Warum? HÄ?
What the Fuck!“, entfuhr es mir laut und verstört starrte ich Luke und Stephen an.
Letzterer hatte bei Dustins Anblick die Lippen aufeinander gepresst und guckte, als hätte er seine Eltern bei Sonst-was erwischt. Merkwürdigerweise schien sich kaum einer diese verdächtige und völlig verstörende Szene wahr zu nehmen. Um uns herum tanzten und lachten die Schüler einfach weiter, während mitten unter ihnen ein kleines Drama stattfand. Dustin hatte sich mittlerweile in Bewegung gesetzt (ganz im Gegensatz zu uns) und näherte sich Ammy, die durch die feiernden Leute nicht so schnell vorankam.
„Ammy! Warte“, rief Dustin, doch die laute Musik verschluckte seine Worte.
Doch Ammy drehte sich um und rief zurück: „Verzieh dich!“
„Ammy, es tut mir Leid.“
„Hast du mich nicht verstanden? Verzieh dich!“
Doch Dustin, der ihr (und uns) jetzt sehr nahe war, gab nicht auf: „Hör mal, es war ein Versehen.“
„Ich will das nicht hören!“
Dustin ergriff jetzt ihren Arm und hielt sie somit vom weiter gehen ab.
„Aber wenn ich nicht... .“
„LASS MICH IN RUHE!“
Dieser schrille Schrei übertönte sogar das laute „Lasst es krachen, Donkosaken!“ aus dem Radio und ein paar Schüler drehten sich erschrocken zu Ammy um. Diese entwand sich seinem Griff und lief mit tränenden Augen zu den Schlafsälen. Dustin blieb, völlig überrumpelt von Ammys Stimmfertigkeiten, perplex dort stehen.
„Kommt“, bat ich und lief zu dem angewurzelten Blondschopf rüber.
Damit sich sein Gehirn wieder ins Hier und Jetzt schaltete, schnipste Luke vor Dustins Nase herum, worauf er kurz den Kopf schüttelte und uns dann verwirrt ansah.
„Oi, was tut ihr denn hier?“
„Wir wollten eigentlich feiern. Was war grade das für ein Auftritt?“
Weil wir das nicht an Ort und Stelle ausdiskutieren wollten, taten wir es Ammy nach und gingen ins Treppenhaus der Schlafsäle. Ich vermutete, dass Ammy bereits oben auf ihrem Bett lag und heulte, daher schlug ich vor, dass sich Luke und Stephen um Dustins Geschichte kümmerten und ich mich um ihre. Als ich die Tür zum Schlafsaal öffnete, bestätigte sich meine Vermutung: Ammy lag schluchzend auf ihrem Bett und wurde bereits von Jenny bemuttert.
Die Frage, warum Jenny schon hier oben war, beantwortete sich leicht: sie war nicht so der Party-Typ, mochte keinen Alkohol und war deshalb immer nur kurz auf solchen Feiern zu sehen.
Sie guckte mich etwas ratlos an und fragte Ammy: „Möchtest du darüber reden?“
Sie schüttelte erst den Kopf, doch dann zeterte sie los wie eine Gewitterhexe bei einem Jahrhundert-Unwetter: „Warum bin ich immer von den unfähigsten Idioten der Schule umgeben? Männer sind echt das letzte, wann kommt endlich dieser Scheiß-Prinz auf seinem Gaul und bringt mich von hier weg. Ich mag nicht mehr!“
Eigentlich hatte ich schon zu viel getrunken und war gar nicht in der Lage große Emotionen oder Gefühle zu zeigen, aber diese Worte hauten mich aus den Socken. Sie waren der eindeutige Beweis, dass das keine schüchterne und sensible Ammy mehr war, sondern eine, die der Männerwelt gerade die Hölle herauf beschwor.
„Dustin sollte seine Nase nicht immer in Dinge reinstecken, die ihn nichts angehen. Und Harrold müsste man mal Manieren beibringen. Bevor ihr fragt: ich habe es versucht, aber jetzt bin ich fertig mit ihm.“
„Und was ist jetzt passiert?“, fragte Jenny ruhig.
Ammy antwortete nicht sofort, daher griff ich vorsorglich nach einem Paket Taschentücher und reichte es ihr. Sie nahm dankend ein weißes Tuch heraus und trocknete sich schon die Tränen, ehe sie überhaupt begonnen hatte, uns die ganze Geschichte zu erzählen. Die Worte purzelten ohne Zusammenhang aus ihr raus, aber zwischen dem ganzen Geschluchze reichten nur ein paar Satzfetzen, damit ich wusste, was passiert war:
Während wir hier oben Party gemacht hatten, war sie mit Harrold im Schloss spazieren. Sie unterhielten sich, bis Harrold anfing, sie zu küssen. Sie schmusten eine Weile unbemerkt auf dem Gang herum, bis Harrold eine Klassenzimmertür öffnete und sie hineinschob. Als er immer stürmischer wurde, merkte Ammy, worauf er hinaus wollte und fing an, sich zu wehren. Harrold ging aber nicht drauf ein, machte weiter und weil er der kräftigere von beiden war, half es nichts, dass Ammy sich wehrte. Dann fing sie an zu zetern und schreien und Sekunden später tauchte ausgerechnet Dustin auf. Derjenige, den sie von allen Helfern am wenigsten zur Stelle haben wollte. Dustin half ihr natürlich, zerrte Harrold von ihr weg. Dass er sie so sah, war ihr peinlich, dass Harrold sich so aufgeführt hatte, machte sie traurig und beides zusammen brachte sie so auf die Palme, dass sie wütend davon rannte.
Und den Rest der Geschichte haben wir im Gemeinschaftsraum erlebt.
Ich schnaubte wie ein verschnupftes Nashorn, übergab die immer noch heulende Ammy in die Arme von Jenny und bat sie, das schluchzende Häufchen Freundin ins Bett zu bringen. Dann verließ ich den Schlafsaal, knallte die Tür hinter mir zu und stampfte wutentbrannt die Treppe zu den Jungenschlafsälen hinunter. Ich glaubte Ammy aber bevor ich Harrold zu Kleinholz zerhackte, wollte ich noch Dustins Statement zu dieser Geschichte hören.
Mit aufgelegtem Todesblick betrat ich den Schlafsaal der Jungs, wo Dustin, als er mich sah, lauthals protestierte: „Bevor du irgendwas sagst: ich war es nicht, der über sie her gefallen ist. Ich habe sie nicht einmal berührt!“
„Das hat Ammy auch erzählt. Gut, es von dir auch noch mal zu hören.“
Damit drehte ich mich um und wollte gleich wieder aus dem Raum stürmen (um Harrold Miller zu erschlagen), als Dustin mich am Arm packte und zurück hielt.
„Lass mich los“, forderte ich und zerrte an meinem Arm, doch Dustins Griff war fest.
Kopfschüttelnd sagte er: „Du kannst ihm morgen eine rein hauen, aber der wird sich heute nicht mehr blicken lassen. Dafür habe ich gesorgt.“
Das überzeugte mich zwar nicht im Geringsten, aber wenn Dustin eines war, dann ehrlich. Und anscheinend offenbarte sich heute Abend auch eine ritterliche Seite an ihm. Er ließ mich wieder los und wandte sich ab. Dann gab er seinem Kleiderschrank einen kräftigen Tritt. Dünnes Holz zersplitterte und sein Fuß formte ein unschönes Loch in die Tür.
„Sorry, das musste sein“, meinte er, als er unsere erschrockenen Blicke bemerkte, „Miller ist ein Arsch und Ammy zu dumm, um das zu merken. Ich habe von Anfang an gesagt, dass das nicht gut gehen kann, aber es hört ja keiner auf mich. Mabel zickt mich immer nur an und so wie ich Mädchen kenne wird Ammy auch nie wieder mit mir reden. Keine Ahnung, was mit dir ist aber wenn du auch noch jemanden zum Anbrüllen brauchst: vor dir steht einer.“
Ein paar Sekunden sagte niemand etwas. Stephen, Luke und ich starrten immer noch Dustin an, der seinem Schrank gleich einen weiteren Tritt verpasste und sich dann aufs Bett warf.
Ich wusste, dass ich in seinem Zustand mit einem weiteren Kapitel zur Aufklärungen des weiblichen Geschlechts nur auf taube Ohren stoßen würde und änderte meine Taktik. Anstatt ihm lang und breit zu erklären, dass Ammy nicht dumm, sondern unerfahren ist und er Mabel schlicht und einfach mit seinem gelegentlichem Macho-Gehabe auf den Keks geht, dachte ich, dass es klüger wäre, mich zu bedanken.
„Dann will ich nur kurz Danke sagen“, fing ich an und fuhr nach einem schnellen „Kein Thema“ von Dustin fort, „Wenn ich nämlich ehrlich sein soll, habe ich heute keinen Bock mehr auf lange Diskussionen. Es ist halb 12 und auch wenn morgen Sonntag ist: dieser Tag war lang und ereignisreich genug. Wenn's euch nichts ausmacht, gehe ich jetzt schlafen.“
Dustin wünschte mir eine gute Nacht und blieb, anders als Luke und Stephen, im Schlafsaal. Die beiden folgten mir auf ein letztes Wort ins Treppenhaus.
Stephen fand als erster die Sprache wieder: „Ich bezeichne das ganze mal als einen Krönenden Abschluss.“
„Du sagst es“, stimmte Luke sarkastisch zu und rieb sich die Stirn, „Besser hätte dieser Tag nicht enden können.“
Ich schlug trocken vor: „Wir können ja noch mal hoch gehen, vielleicht erwischen wir noch Emily und Lysander knutschend in einer Ecke“, scherzte ich mit hohler Stimme.
„Lass mich kurz überlegen... ? NEIN!“, sagten die beiden Jungs gleichzeitig, was mich angesichts der katastrophalen Ereignisse doch ein wenig zum Lachen brachte.
Bevor ich dann zum Schlafen nach oben ging, sagte ich zu den beiden: „Die Quidditch-Spiele scheinen dieses Jahr unter keinem guten Stern zu stehen. Immer passiert was und ich frage mich langsam, ob ein normales Spiel gegen Gryffindor überhaupt möglich ist.“
Stephen prophezeite: „Es hat mir ein Vögelchen gezwitschert, dass an dem Tag Voldemort seine Wiederauferstehung plant.“
„Wunderbar, das kannst du gleich James' Daddy erzählen, der freut sich“, meinte ich und lachte hohl, „Ich hau mich jetzt aufs Ohr.“
„Dann verpasst du allerdings unseren Ehrengast: Boot kommt doch noch vorbei.“
„Nicht vor 2 Uhr und dann nur, um die hartnäckigsten Feiernden in die Betten zu schicken.“
„Dann schlaf gut, Lorrels“, wünschte Stephen.
„Gute Nacht, Tiger“, sagte Luke und gab mir einen flüchtigen Kuss.
Dann machte ich mich auf den Weg nach oben, um Ammy vollgeheulte Bettwäsche zu wechseln, eine später eintreffende Mabel aufzuklären und um dann endlich meiner Matratze lauschen zu können.


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