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Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - Dustins neue Flamme

von Viola Lily

Das kalte Winterwetter hielt sich noch bis Ende Januar, dann hörte es auf zu schneien. Während wir im Februar unsere zweite Prüfungsphase hatten und alle mit grübelnden Köpfen über unseren Büchern hockten, lies sich die Sonne wieder blicken und durchbrach endlich die dicke, graue Wolkendecke, hinter der sie so lange gewartet hatte. Jetzt schmolz sie mit ihren warmen Strahlen den Schnee weg und verkündete mit konstanten Temperaturen über Null den nahenden Frühling. War auch gar nicht mal so schlecht, ich hatte genug vom Winter. Der einzige Nachteil war, dass der einst gefrorene Boden wieder matschig wurde und die Stunden in Pflege Magischer Geschöpfe unserem Leidwesen wieder draußen stattfanden. Zum Glück hatte ich keinen Kräuterkunde-Kurs, denn wenn ich sah, wie verdreckt Ammy, Mabel, Souta und Stephen aus den Gewächshäusern kamen, musste ich mein Gesicht hinter irgendwas verstecken, damit sie mein schadenfrohes Grinsen nicht bemerkten.
Zwischen Ammy und Harrold Miller war es seit jenem Vorfall auf der After-Match-Party aus. Ziemlihc bald darauf verpasste Mabel Harrold einen Denkzettel in Form eines Wespenschwarms und ich ihm ein blaues Auge, mit dem er im wahrsten Sinne des Wortes auch davon kam. Die Jungs hätten ihm weitaus schlimmes angetan, aber weil er sich danach von uns fern hielt, beließen wir es - zu seinem Glück - dabei. Ammy brauchte zwar noch eine Weile, bis sie die ganze Sache halbwegs vergessen hatte, aber die Prüfungen waren eine gute Ablenkung, wodurch sie nicht viel darüber nachdenken musste.
Zudem hatte nach jenem verhängnisvollen Wochenende für die Sechstklässler endlich der Apparier-Unterricht begonnen. Am Mittwoch-Abend nach meiner Horn-Stunde bei Jeremy flohte ich Ruck-Zuck nach Hogwarts zurück und rannte hinunter zur großen Halle. Ein paar Siebtklässler kamen mir entgegen, offenbar war ihr Kurs gerade vorbei. Als ich sah, wie sie gut gelaunt miteinander plauderten, fing mein Herz noch mehr an zu rasen. Plötzlich bekam ich Angst davor, meinen Körper einfach verschwinden zu lassen. Was dabei alles schief gehen konnte!
Zu meiner Erleichterung holte ich Mabel und Davis auf der letzten Treppe ein und tippte ihnen schnaufend auf die Schulter.
„Laura, du hast es geschafft“, sagte sie, „Aber warum guckst du so? Angst?“
„Nein, überhaupt nicht“, entgegnete ich sarkastisch und versuchte das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken, indem ich mir nervös die Finger knetete.
„Zum Glück. Ich hatte schon befürchtet, dich ohne Füße zum Krankenflügel zu tragen.“
Allein die Vorstellung brachte das Fass zum Ãœberlaufen.
„Mabel“, zischte ich und packte sie panisch am Arm, „Ich bin eine Niete in Bewegungszaubern. Wenn ich noch nicht mal einen stabilen Locomotor hinkriege, wie soll ich meinen Körper dann von da nach dort bewegen?“
Esther, die meine Worte gehört hatte, schlug hämisch vor: „In zwei Hälften?“
„Deine hässliche Visage ist gleich in zwei Hälften!“, gab ich schnippisch zurück, und bevor noch mehr passieren konnte zog Mabel mich durch eine Horde älterer Slytherins in die große Halle.
Die Tische waren beiseite geräumt worden und die Halle bot somit genug Platz, um einem großen Jahrgang die Möglichkeit zu bieten, das geräuschlose Reisen durch den Gummischlauch zu üben. So jedenfalls beschrieb es uns die Ministeriums-Hexe mit Namen Meryl Baskerville, die mit ihren Gehilfen und Erste-Hilfe-Heilern während der ersten Versuche von einem Schüler zum anderen lief und Hilfestellung gab. Zwar stellte ich mich geschickter an als gedacht, doch direkt nach der ersten Stunde war ich der Meinung, dass Apparieren sicherlich eine praktische Art zu reisen war, aber nicht die angenehmste. Uns wurde zwar versichert, dass man sich irgendwann an dieses beklemmende Gefühl gewöhnen würde, doch mir war die Fortbewegung mittels Kamin, Auto oder Besen eindeutig lieber. In einem Stück und mit zitternden Knien endete mein erster Kurs.
Weil es jetzt endlich wärmer wurde, hatte ich neben den Prüfungen (die übrigens in der 2. und 3. Februarwoche geschrieben wurden) mein Training mit Elma begonnen. Im Stall musste ich sie an einen Seil um den Hals gewöhnen, damit ich sie nach draußen führen konnte. Es war wie Spazieren mit einem Hund - einem sehr großen Hund mit gefährlich scharfen Krallen. Elma war jetzt fast ausgewachsen und schon so groß wie ein Hippogreifweibchen. Zum Glück hatte ich durch unseren Hund Merlin Erfahrung mit Gassi-Gehen.
Beim ersten Versuch musste ich Elma zur geöffneten Stalltür mit toten Frettchen locken. Sie war lange in der Box gewesen und nicht mehr an die Welt außerhalb der warmen Wände gewohnt. Entsprechend misstrauisch und vorsichtig war sie bei jedem Schritt, den sie Richtung Freiheit tat. Sooft ich ein oder zwei Stunden entbehren konnte, wiederholte ich mit ihr dieses Schema und Hagrid war immer dabei, um mir hilfreiche Tipps zu geben oder um aufzupassen, dass uns nichts in die Quere kam.
Allerdings stellte es sich als große Geduldsprobe für mich heraus, Elma endlich aus dem Stall zu kriegen. 7 Anläufe brauchte ich, bis sie endlich auf der Koppel stand. Sie wirkte zwar immer noch sehr angespannt und guckte sich unruhig um, aber das war nach einer Woche endlich ein Erfolg.
„Wir sollten uns jetz aber nich auf unseren Loorbeeren ausruhen. Se muss jetzt jedn Tag raus, immer ein bisschen länger. Se muss lernen, draußen zu jagen, zu Fressen und zu schlafen. Nicht zu vergessn das Fliegen. Mach auch 'n paar Spaziergänge mit ihr in den Wald, damit sie genug Zeit hat, um ihr neues Zu Hause kennen zu lernen.“
„Aber wird sie überhaupt ein normales Leben führen können? So wie die anderen Greife?“
„Greife sin' Einzelgänger und haltn sich nur zur Paarungszeit in Gruppen auf. Elma wird ihr Ding schon machen.“
„Aber sie bleibt trotzdem ein zahmer Greif. Mittlerweile lässt sie sich von allen möglichen Menschen streicheln und so was vergeht nicht einfach. Hagrid, ich habe Angst, dass ihr später was zustoßen kann, weil sie zu unvorsichtig ist.“
„Mach du dir erst mal Gedanken darum, wie du se in die Luft bekommst. Ihr Flügel is verheilt, aber ausgestreckt hat se 'n noch nie.“
Ich seufzte schwer und den Kopf voller Gedanken, wie ich Elma zum Fliegen bringen konnte, ging ich zum Abendessen ins Schloss zurück. Eigentlich war es noch zu früh für's Abendessen, aber ich hatte heute schon eine Verwandlungsklausur hinter mir, wenig Mittagessen und eine Nachmittagsdoppelstunde Zaubertränke (nicht zu vergessen, dass ich auch noch bei Elma war). Außerdem musste ich noch ein Protokoll schreiben und ein bisschen Horn üben könnte auch nicht schaden. Zum Glück war morgen Wochenende (und der monatliche Hogsmeade-Ausflug dazu), so konnte ich mir wenigstens den Berg Hausaufgaben aufteilen. Mit diesem ruhigen Gedanken ging ich zum Ravenclawtisch. Von meinen Freunden war noch keiner da, doch unsere Austauschschüler aus Deutschland saßen bereits dort und waren in eine Diskussion vertieft. Als ich sie sah, fiel mir siedend heiß wieder ein, dass ich immer noch den Ãœbersetzer hatte. Trotz Professor Boots mahnenden Worten hatte ich bis heute nicht dran gedacht, ihn zurück zu geben.
Nächtes mal, schwor ich mir.
Ich bemerkte Patricks schlechte Laune und vergaß die Sache mit dem Ãœbersetzer gleich wieder. Ich warf Desirée und Christopher einen fragenden Blick zu, als ich mich setzte. Es schien um ein kritisches Thema zu gehen, denn die beiden sahen schon ziemlich genervt aus. Da Patrick sonst immer fröhlich und gut gelaunt war, war ich umso neugieriger, warum er heute ein Gesicht zog wie 7 Jahre Dauerklausuren.
„Pac will dieses Wochenende unbedingt nach Hause“, erklärte Christopher und verdrehte die Augen.
Das war eigentlich nicht die Erklärung, auf die ich gehofft hatte und sagte trotzig: „Ich fühle mich von dieser zentnerschweren Dosis an Infos geradezu erschlagen.“
Patrick neben mir grummelte: „In meiner Heimat ist grad Karneval!“
„Aha“, machte ich und fügte sarkastisch hinzu, „Das erklärt natürlich alles.“
Patrick murmelte aber nur: „Auf der Vahrensburg hätten wir jetzt frei.“
„Wir sind aber nicht auf der Vahrensburg sondern in Hogwarts“, sagte Desirée etwas zickig, „Die feiern hier eben kein Karneval und ich verstehe ebenfalls seit Jahren nicht, was dir daran liegt.“
„Du bist doch auch immer Feuer und Flamme, wenn das Oktoberfest los geht“, konterte er.
„Weil ich auch aus München komme, damit wächst man auf.“
„Und genauso bin ich mit Karneval aufgewachsen.“
„Aber mir ist das Oktoberfest nicht so wichtig. Ich bin eine Hexe. Das ist ein Muggel-Fest. Wir haben da nichts verloren, also finde dich damit ab.“
Desirées letzter Satz hatte eine vernichtende Wirkung auf den letzten Rest Gleichgültigkeit, der noch in Patrick war.
Er hob seinen Blick und sprach mit ernster Stimme: „Muss man, nur weil man Zauberer ist, auf Traditionen und Kulturen verzichten, mit denen man groß geworden ist? Es ist eine Familientradition. Man kann als Zauberer oder Hexe doch nicht einfach Dinge ignorieren, die noch tief in unseren Muggel-Wurzeln verankert sind. Halten wir uns etwa für was Besseres und sagen den tieferen Sinn von Feierlichkeiten, zum Beispiel Weihnachten, ab, nur weil es Muggel-Feste sind? Mal ganz im Ernst, die meisten von uns feiern es doch, weil es ein Jahrhundertelanger Brauch ist.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass sich Hexen und Zauberer wie Auserwählte verhalten, eine Art Elite, die sich für so fähig hält, dass sie auf die Muggel herab sehen können. Dabei sind sie es doch, die mehr geleistet haben als wir. Guckt euch die Welt an. Das meiste ist ohne Zauberei entstanden. Sie haben mithilfe von Technologien einen Standard geschaffen, der dem unserer Kräfte gleichauf ist - mindestens. Und dann sagt ihr noch, dass Hexe oder Zauberer sein etwas Besonderes ist?“
„Hörst du dich eigentlich reden, Pac?“, warf Christopher mit zusammen gezogenen Augenbrauen ein.
Den Weg, den diese Unterhaltung eingeschlagen hatte, schien ihm nicht geheuer zu sein. Desirée guckte genauso und auch ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.
„Das wollte ich auch fragen“, meinte Desirée und stellte langsam ihre Tasse Tee ab, „Vorhin waren wir noch bei deinem Pech, nicht den Kölner Karneval zu feiern, und jetzt redest du darüber, wer besser ist.“
„Und ich bin nur ein unschuldiger, neugieriger Zuhörer“, sagte ich, um überhaupt irgendwas zu sagen.
Patrick sprach jetzt gedankenverloren: „Vielleicht ist es gar nicht so übel, Muggel zu sein. Manches ist vielleicht unangenehmer, zum Beispiel sauber machen oder Gegenstände tragen, aber im Grunde wäre es nicht anders als unser Leben.“
Desirée seufzte hörbar: „Ok, jetzt hat er echt den Verstand verloren.“
Patrick wollte etwas erwidern, doch schnell genug wurde ihm klar, dass er mit weiteren Worten nur auf taube Ohren stoßen würde und mampfte unzufrieden an seinem Graubrot herum.
„Ich fühle mich nicht ernst genommen“, murmelte er nur noch und sagte dann nichts mehr.
Auch nicht, als sich Christopher und Desirée nach meiner Arbeit mit Elma erkundigten und ich ihnen über meine Fortschritte mit ihr erzählte. Doch das tat ich nur mit einer Gehirnhälfte, die andere dachte immer noch über das Gespräch von gerade nach.
Patricks Fragen waren nicht zweifelhaft: Wird man ein anderer Mensch, wenn man Zauberer oder Hexe ist? Muss man nach seiner Einschulung auf einer Zauberschule sein Leben komplett umkrempeln und für die neue Kultur und das neue Wissen Platz schaffen? Sprich: muss man die alten Gewohnheiten des Muggel-Lebens hinter sich lassen?
Ich ahnte noch nicht, wie sehr mich diese Fragen während der nächsten Monate noch beschäftigen würden.

Leider regnete es am nächsten Mittag, als ich unterwegs nach Hogsmeade war, und ich rutschte, trotz Profilstiefel, ständig auf dem Weg hinunter ins Dorf aus. Luke und ich waren allein, wir wollten die anderen später in den Drei Besen treffen. Endlich hatte ich Luke mal wieder für mich - ohne dass jemand (hüstel - Dustin - räusper) dazwischen funkte. Wir machten erst ein paar Besorgungen und fingen Bei Bagman's - Quidditch- und anderes Sportzubehör an. Er brauchte neues Wachs für seine Besenpolitur und ich kaufte mir neue Handschuhe. Die alten hatte ich jetzt schon seit dem letzten Spiel gegen Gryffindor und das ist schon fast ein Jahr her. Zum Schluss schnappte ich mir noch die neue Ausgabe der Besensport und bummelte dann mit Luke weiter durchs Dorf. Wir blieben hier und da vor den Schaufenstern stehen, um zum Beispiel die neusten Scherzartikel bei Weasleys Zauberhafte Zauberscherze zu begutachten. Im Honigtopf kauften wir uns gegenseitig unsere Lieblingsschokolade (ich ihm eine mit Mandel-Vanille-Geschmack, er mir welche mit Caramel-Füllung) und wir nahmen für unsere Eulen je eine Packung Kekse mit. Am späten Nachmittag gönnten wir uns einen Kaffee bei Salvanios' Macciatos, einem neuem Café, das nach demselben Prinzip funktionierte wie die weltweiten Muggelketten Starbucks oder The CoffeeStore. Es war eine gemütliche Alternative zum kitschigen Madam Puddifoots. Hier zog es viele andere Hogwartsianer hin, daher überraschte es mich nicht, dass wir neben den Anwohnern des Dorfes eine Menge Mitschüler im Laden sahen. Luke bestellte uns zwei Milchkaffee mit Zimt, während ich zwei Plätze am Tisch erbeutete.
Genussvoll nahm ich einen großen Schluck aus meiner Tasse und schloss die Augen. Es war schön warm hier drinnen, es roch nach frisch zubereitetem Kaffee und Luke hatte unterm Tisch seine Füße mit meinem verknotet. Für eine Weile vergaß ich das ungemütliche Wetter da draußen. Ich vergaß meine Alte Runen-Ãœbersetzung, die oben im Schloss noch auf mich wartete. Ich vergaß, dass ich für die Klausuren nächste Woche (Zauberkunst und Astronomie) noch büffeln musste.
Wir ließen uns den Kaffee schmecken und redeten weiter. Luke erzählte von seiner Mutter, die jetzt im 7. Monat schwanger war und vor kurzem verraten hatte, dass es Zwillinge würden. Zwei neue Brüder, worüber sich Luke sehr freute.
„Freu dich nicht zu früh“, warnte ich, „Kleine Babys machen Arbeit und in die Windeln, sabbern und bevorzugen die tiefste Nacht, um mit ihrem Geschrei ihren Hunger kund zu tun. Und dann auch noch im Doppelpack, ich gratuliere dir.“
„Und wie war das mit den Drillingen?“, fragte Luke verschmitzt und zeigte nach draußen.
Es regnete jetzt in Strömen und der Boden war ein richtiger Morast geworden. Doch war das für Oliver, Charlie und Ellis ein Grund, ihren Mitschülern ausnahmsweise mal nicht auf den Keks zu gehen? Nein. Sie sprangen lachend durch den Matsch und bespritzten harmlose Passanten, Fensterscheiben und kreischende, kleine Mädchen.
Ich lächelte mit einem Mundwinkel und war froh, auf der anderen Seite des Fensterglases zu sitzen. Als Charlie mich bemerkte, grinste er und in seinen Augen blitzte der Schalk auf. Schnell hatte er Oliver und Ells bei sich und gemeinsam beschmierten sie vor meiner und Lukes Nase die Fensterscheibe mit einem kitschigen, schlammigen Herz. Das wäre ja noch in Ordnung gewesen, doch weil sie dabei knutschende Bewegungen mit ihren Lippen und anhimmelnde Gesten machten, musste ich mich zusammen reißen, um nicht klein bei zu geben.
Würde bewahren, Lauren! Du stehst jetzt nicht wie eine Zwölfjährige und schreist sie vor Lukes Augen zusammen.
Ein Blick aus den Augenwinkeln verriet mir, dass dieser die drei vergnügt beobachtete und überhaupt nicht daran dachte, verlegen zu sein. Als er meinen Blick bemerkte, lachte er und gab mir vor den Augen der Drillinge einen Kuss. Ich fand das unglaublich süß, die Drillinge jedoch streckten angewidert die Zunge raus und sahen zu, dass sie lachend davon kamen.
„Wofür war der denn?“
„Ich kenne dich, Tiger“, antwortete er, „Du wärst bestimmt auf sie los gegangen, wenn ich nichts unternommen hätte.“
Wir blätterten noch eine Weile in der Besensport, tranken unseren Kaffee aus, brachten das Geschirr zur Rückgabe und machten uns dann auf den Weg in die Drei Besen. Die Kneipe war zum Glück gleich um die Ecke, also rannten wir durch den Regen und betraten demnach etwas stürmisch das Haus.
Hannah guckte uns von der Theke aus aufmerksam an und zapfte dabei in aller Ruhe zwei Gläser Butterbier voll.
„Bitte die Füße abtreten“, rief sie gespielt streng und zwinkerte.
„Wird gemacht, Madam“, rief ich zurück und guckte mich sofort um.
Es war so voll wie bei Slavanio's Macciatos, an allen Tischen saßen Passanten, die vor dem Regen geflüchtet waren, ihre Portion Butterbier für diesen Ausflug abholten oder ihre tägliche Auszeit an der Theke suchten. An einem großen Tisch an den Fenstern zum Biergarten entdeckte ich Souta und Desirée, die in ein Gespräch vertieft waren. Es schien um etwas Wichtiges zu gehen, denn beide hatten eine ernste Mine aufgelegt. Ich überlegte kurz, ob es angebracht sei, dass Luke und ich uns zu ihnen setzten, doch als ich die Jacken der anderen über den Stuhllehnen sah, beantwortete sich meine Frage von selbst.
„Lass uns hingehen“, sagte ich zu Luke, der aussah, als dachte er dasselbe.
Soutas und Desirées Minen hellten sich auf, als ich wir unsere Jacken auszogen und über zwei freie Stühle hängten. Luke zog los, um uns Getränke zu besorgen, daher nutze ich die Zeit, um mich etwas um zu schauen.
Die Jacken gehörten Mabel, Ammy und Davis, die entweder auf dem Klo oder an der Theke waren. Draußen im Biergarten, unter einer Ãœberdachung, stand eine kleine Gruppe Hogwartsschüler, die rauchten. Zigaretten der Marke Auenland Kraut, das erkannte ich an den grünen Schachteln. Dann entdeckte ich unter ihnen meine Klassenkameraden Julie Pritchard, Ewan Smith, Martin Leeves und Ian und Alex. Ãœber letztere wunderte ich mich ein bisschen, weil ich die beiden Ravenclaws noch nie mit einer Zigarette gesehen hatte. Aber auf dem zweiten Blick musste ich unwillkürlich lächeln, weil mich ihr Anblick irgendwie beruhigte. Immerhin war es selten, dass Zauberer zu geläufigen Sachen griffen, die eher in der Muggel-Welt zu Hause waren: Fernsehen, Mp3-Player hören, mit Handys telefonieren, ein Instrument spielen, Zigaretten rauchen... . Telefonieren konnte man in Hogwarts natürlich nicht, aber immerhin hatte man vor vielen Jahren den Zauber verändert, der den Umgang mit elektronischen Geräten verhinderte. So konnten wir wenigstens Musik hören, Muggelsender im Radio empfangen und Batteriebetriebene Geräte benutzten - was für mich ungemein wichtig war, fürs Horn-Ãœben brauchte ich schließlich mein Metronom und Stimmgerät.
Ich bekam einen Riesenschreck, als plötzlich Mabel neben mir stand und mit einen Gesicht wie ein gereiztes Stinktier auf die kleine, rauchende Gruppe starrte.
Mit schroffer Stimme sagte sie: „Ian raucht.“
Weil mich diese Tatsache relativ kalt lies, entgegnete ich: „Ich weiß.“
Sie setzte sich neben mich und starrte mich unnachgiebig an: „Und Alex auch!“
Weil ich nicht genau wusste, was sie jetzt von mir hören wollte, brachte ich nur ein leises „Jaaaa...“ hervor.
„Alex ist Vertrauensschüler“, sagte sie und klang dabei schon ziemlich hysterisch.
„Sollte ihn das davon abhalten?“
„Vielen Dank für deine Unterstützung Lulu.“
„Oooch, komm Mabel. Bist du deswegen jetzt eingeschnappt? Solange er gute Noten hat und sich sonst Benimmt, sehe ich keinen Grund, an so einer Kleinigkeit etwas aussetzten! Es ist immer noch sein Körper und damit kann er machen was er will.“
Mabel hob misstrauisch eine Augenbraue: „Nur leider geht durch diese Kleinigkeit seine Vorbildfunktion als Vertrauensschüler ganz schön flöten.“
Da also lag ihr Problem. Ich seufzte und schüttelte den Kopf. Mabel war zwar ein gutmütiger und lieber Mensch, aber in gewisser Hinsicht auch sehr altmodisch. Sie würde es nicht einfach dulden, dass ihr Vertrauensschülerpartner einer so unangemessenen Beschäftigung wie Rauchen nachging.
„Vielleicht hilft es ihm, zu relaxen, sich zu entspannen, vom Alltag abzuschalten. So viel ich gehört habe rauchen deshalb viele Leute“, erklärte ich ihr, „Und ich finde, dass du vorbildlich genug für zwei bist.“
Zum Glück fasste Mabel das als Kompliment auf, denn die Spur eines Lächelns schlich sich in ihr Gesicht und wenig später textete sie mich mit ihren neuen Errungenschaften in Sachen Schuhe und Schals zu. Kurze Zeit später kam auch Luke von der Theke wieder und stellte mehrere Gläser Butterbier auf dem Tisch ab.
„Du hast aber lange gebraucht.“
„Hannah hatte wieder viel zu tun“, entgegnete er und fügte grinsend hinzu, „Außerdem habe ich etwas sehr sehenswertes beobachtet.“
„Was kann das wohl sein?“, murmelte Mabel und schnappte sich ein Glas Butterbier, „Lass mich raten: ein neues Feuerblitz-Modell?“
„Nein.“
„Wie Esther von den Drillingen verfolgt wird?“, schlug ich vor.
„Nope.“
Souta fragte: „Lauren in Unterwäsche?“
„HALLO!?!“, schrie ich empört und warf eine von Mabels Plastiktüten in seine Richtung („Hey, meine neuen Schuhe!“)
Luke schüttelte mit roten Ohren den Kopf: „Nichts von alldem! Ich hab Dustin gesehen.“
„Wahnsinn“, meinte Ammy trocken und nahm einen Schluck Butterbier.
Trocken fügte Luke hinzu: „Mit Nerea.“
Souta, der Mabels Einkaufstüte wieder zu uns rüber werfen wollte, brachten diese Worte so außer Fassung, dass er Meterweit daneben warf und Mabels Schuhe auf dem Nachbarstisch landeten. Ammy verschluckte sich stark an ihren Butterbier und Stephen musste ihr mehrere Male auf den Rücken klopfen, damit sie wieder Luft bekam. Mabel verdrehte zum zweiten mal die Augen und nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Glas.
„Nerea Jaramago?“, hakte ich nach und guckte in die Richtung, aus der Luke gekommen war.
„Genau. Du wirst sie nicht finden, sie sind eben an den Drei Besen vorbei gelaufen. Arm in Arm.“
Darauf folgte ein paar Sekunden Schweigen.
„Wusstest du davon?“, fragte ich Luke nach einer Weile.
Er nickte leicht: „Er sagte nicht, wer, aber er hatte so etwas schon angedeutet.“
„Wie denn?“, fragte Mabel schnippisch, „Hey Luke, ich hab 'ne neue am Start, aber ich sag nicht, wer... .
„Mabel“, zischte ich warnend und knuffte sie in die Seite.
Luke sagte locker: „Nicht so ganz. Er findet sie ja schon seit der Verteilung im Oktober... nett.“
Stephen fügte hinzu: „Scharf.“
Souta sagte: „Heiß.“
Davis meinte: „Ãœberdurchschnittlich sexy?“
Und aus jeder Stimme vernahm man den Klang von nackter Wahrheit.
„...Ähm, ja. Sie wollte bis vor kurzem nichts von ihr wissen, aber seine Heldentat nach dem Quidditch-Spiel scheint sie umgestimmt zu haben.“
„Kein Wunder“, sagte Ammy leise, „Sie war ja dabei.“
„WAS? Und das erfahren wir erst jetzt?“, fragte Mabel und klang ziemlich aufgebracht.
„Beruhig dich, Schatz“, sagte Davis und legte einen Arm um sie.
„Das wäre dann wohl die Erklärung dafür, warum er in den letzten Wochen so ruhig war“, kommentierte ich.
Nerea Jaramago also. Die hübsche Spanierin mit dem heißen Feuer der Leidenschaft in den Augen. Die waschechte Carmen, die im roten Kleid und wallendem schwarzen Haar Zigaretten-Schachteln vor einer Fabrik verkauft, den schwarzhaarigen Männern und Stierkämpfern die Köpfe verdreht und sich nach einem heißen Flirt aus dem Staub macht (nicht, dass Nerea sich aus dem Staub machen würde - offensichtlich ganz im Gegenteil).
„Vielleicht“, begann Mabel langsam und guckte hoffnungsvoll in die Runde, „…ist es diesmal ja anders.“
„Wie anders?“
„Wenn sie Glück hat, bleibt er bis Ende März bei ihr. Spätestens dann ist so oder so zwischen den beiden Schluss. Ganz im Ernst, eine Beziehung über 2 bis 3 Länder hinweg ist in unserem Alter unmöglich. Und wir reden hier von Dustin.“
In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Biergarten und die Rauchergruppe betrat die Kneipe. Weil alle am Tisch zu ihnen rüber schauten (und sich darüber beschwerten, dass es zieht), entging meinen Freunden der bekümmerte Blick, den Souta und Desirée miteinander tauschten.
Mir entging er allerdings nicht. Und sofort wusste ich auch, was den beiden so schwer auf der Seele lag.

Als wir uns an diesem Abend fürs Bett fertig machten, stellte Mabel im Bad Ammy zur Rede.
„Warum hast du uns nicht gesagt, dass Nerea bei ihm war?“
Ich saß auf dem Toilettendeckel und putzte mir die Zähne. Nach Mabels Frage wartete ich gespannt Ammys Reaktion ab.
Diese tat sich gerade Zahnpasta auf und nuschelte: „Ich fands unwichtig.“
„Du schon, aber... .“
Ammy drückte (aus Versehen?) zu stark auf die Tube und guckte der hellblauen Masse zornig dabei zu, wie sie sich in Form einer kurzen, dünnen Wurst im Waschbecken verteilte.
„Hör auf, Mabel“, bat ich und sah sie scharf an, „Du klingst schon so sensationsgeil wie Eliza Cornfood. Außerdem brauchen wir die Zahnpasta noch.“
Ammy hatte sich wieder gefangen und einen normal großen Streifen Pasta auf ihrer Zahnbürste verteilt. Wir drei waren uns seit dieser Sache mit Harrold darüber einig gwesen, kein Wort mehr darüber zu verlieren und bevor Ammy gleich gekränkt ins Bett ging, verpasste ich lieber meiner Freundin einen Dämpfer, damit sie nicht weiterhin so dummes Zeug fragte. Mabel nickte ergeben und beschmierte sich ihre Zahnbürste mit Zahnpasta.
„Aber das mit Dustin und Nerea hat mich trotzdem überrascht“, meinte sie und schaute sich beim Putzen im Spiegeln an, „Ich dachte immer, sie ist ein kluges Mädchen, das weiß, wen oder was sie mit Dustin vor sich hat.“
„Selbst wenn sie nicht so klug ist“, meinte Ammy und schaute sie über den Spiegel an, „Hast du nicht gesagt, dass es eh nicht von langer Dauer ist? Ende März fliegt sie zurück nach Spanien, dann war's das mit den beiden.“
„Apropos“, warf ich dazwischen, „Was denkt ihr, werden Souta und Desirée machen?“
Ammy und Mabel, die beide weiße Schlieren von der Zahnpasta um den Mund hatten, guckten sich kurz an.
Dann leerte Mabel ihren Mund und meinte: „Klingt vielleicht hart, aber die beiden werden wohl oder übel Schluss machen müssen. Wie ich schon sagte: eine Fernbeziehung in unserem Alter? Wir gehen auf Internate und wenn die beiden intelligent genug sind... .“
„Sie sind in Ravenclaw“, warf Ammy ein.
Ich bekam immer mehr das Gefühl, dass dieser Satz eine Standart-Antwort auf alle Bemerkungen war, die jegliche Intelligenz in Frage stellte.
Mabel spuckte aus und sagte schnell: „Das hat nichts mit Schulischer Intelligenz zu tun, sondern mit menschlicher. Klug wäre es, wenn sie sich in Freundschaft trennen, und am besten nicht auf den letzten Drücker. Das macht den Abschied leichter.“
„Das klingt klug, aber ob die beiden allein darauf kommen, ist ne andere Frage.“
Ich fügte hinzu: „Heute in den Drei Besen sah es sehr danach aus.“
Ãœberrascht drehte sich Mabel zu mir um: „Dann ist es dir also auch aufgefallen? Lauren, ich bin stolz auf dich.“
„Inwiefern?“, hakte ich misstrauisch nach.
Mit erhobener Zahnbürste zeigte sie auf mich: „Was Liebe, Beziehungen und Jungs angeht lernst du immer mehr dazu. Nicht mehr lange und du wirst endlich eine richtige Frau sein.“
Ich guckte sie strafend an, doch Ammy stimmte ihr sogar noch zu: „Ich glaube, das haben wir Luke zu verdanken. Er scheint ihr hartes Herz etwas aufgeweicht zu haben.“
„Euch scheinen die zwei Butterbiere vorhin die Birne aufgeweicht zu haben!“, sagte ich nur, spülte mir den Mund aus und ging zurück in den Schlafsaal. Doch ich spürte zwei heimtückisch grinsende Gesichter in meinem Nacken, die mir aus dem Bad hinterher sahen.
Mädchen.


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Das, was Harry so liebenswert macht, sind, glaube ich, seine charakterlichen Stärken, die wir selbst gerne hätten, und es sind auch seine Schwächen, die wir nur allzu gut verstehen.
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