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Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - Stephens Erleuchtung

von Viola Lily

„Mann, jetzt komm schon. Stell dich nicht so an! Das ist nur Nieselregen.“
Mehrere Tage nach dem Hogsmeade-Ausflug stand ich in Regenmantel und Gummistiefeln wieder mal auf der Koppel und wurde mit jeder Minute, die verstrich, ungeduldiger. Das mit dem Nieselregen eben war untertrieben (es kam runter wie aus allen Eimern) und weil ich schon seit 10 Minuten versuchte, Elma ohne Seil aus dem Stall zu kriegen, war meine Hose durchnässt, mein Pony klebte mir an der Stirn und ich fror. Ich war ohnehin schon schlechter Laune, ich musste noch Hausaufgaben machen und dass Elma jetzt auch noch herum zicken musste und mich im Regen stehen ließ wie ein begossener Pudel, brachte mich tierisch auf die Palme.
Da half es auch nicht, dass Stephen, Patrick, Mabel und Davis mit Regenschirmen am Gatter standen und mich durch ihre Anwesenheit zu trösten versuchten. Mein Gemüt war nun mal nicht mit Geduld gesegnet und wenn ich einmal in Rage war, konnte mich niemand mehr in meiner wachsenden schlechten Laune stoppen.
Ein einziges mal hob Elma ein Bein, und wollte ihre Pranke nach draußen setzten und ein Schauer der Erleichterung wollte mir schon über den Rücken fahren, doch im letzten Augenblick überlegte sie es sich wieder anders und machte sogar noch einen Schritt zurück.
Mir platzte der Kragen: „Ooooha, sind sich unsere Hoheit heute für einen Spaziergang zu fein? Sind wir heute aus Zucker, ja?“
Elma glotze mich aus sicherer Entfernung nur aus ihren bernsteinfarbenen Augen an und schüttelte wie zur Antwort den Kopf. Nach weiteren 5 Minuten gab ich es auf. Wütend warf ich das Seil zu Boden und stampfte mit dem Fuß in den Matsch, dass das Wasser nur so spritzte.
„Ach, mach doch was du willst“, schrie ich Elma gefrustet zu und ging zu meinen Freunden.
„Ist wohl heute nicht dein Tag, was?“, bemerkte Davis, als ich mich dran machte, über die Holzbalken des Gatters zu klettern.
Ich schwang ein Bein darüber und warf ihm dabei einen bestätigenden Blick zu. Hätte ich gewusst, das mich diese Kopfbewegung so aus dem Gleichgewicht bringen würde, dass ich mit dem Fuß den unteren Balken verfehlte, hätte ich mir den für später aufgehoben. Doch wie es der Zufall und meine Schusseligkeit so wollte, fiel ich rücklings auf den Boden, wo sich mein Hintern mindestens 5 Zentimeter in den Schlamm grub.
„Nein, es ist eindeutig nicht mein Tag“, grummelte ich.
Das ganze hatte schon vor dem Frühstück angefangen. Ich hatte verschlafen und kam schon viel zu spät (und ohne Frühstück) zu Zauberkunst. Danach explodierte mein Gebräu in Zaubertränke und klatschte an alle Kerkerwände, sodass ich die ganze Mittagspause über unten die Steine abschrubben musste. Obendrauf gab es zwei Klausuren wieder, in denen ich nicht gerade mit Glanzleistungen abgeschnitten hatte, dann stellte sich Elma an wie eine Fürstin aus Sonne-Puristan und jetzt das.
„Kann es noch schlimmer kommen?“, fragte ich, als Stephen mir beim Aufstehen half.
Pac lachte über meinen hellbraunen Hintern: „Dein Arsch sieht aus wie ein Pavian-Popo. Nur in 'ner anderen Farbe.“
„Ich zauber dir gleich auch 'nen Pavian-Popo!“, drohte ich und klopfte mir den Matsch so gut es ging ab, „Ich geh zurück. Irgendwie muss ich diese Jacke los werden“, verkündete ich grummelnd und marschierte mit den vier Kichererbsen zum Schloss zurück.
Die Frage, ob dieser Tag noch schlimmer werden könnte, beantwortete sich in der Eingangshalle. Von den überdachten Gängen des Innenhofs aus hatten mir schon ein paar Schüler zugerufen, dass ich „da Dreck hätte“, aber als wir an der Pforte zur großen Halle Esther und ihren Freunden begegneten, war der Tag endgültig für mich gelaufen.
Lachend zeigte meine große Schwester mit dem Finger auf mich und ihre stumpfsinnigen Kumpane ergötzten sich an meinem armseligen Anblick.
„Geht dir Woody etwa auf die Nerven? Knutscht du deshalb schon den Boden ab?“, höhnte sie, worauf ich kurz Stehen blieb und einen Konter zum Besten gab.
„Immerhin hab ich jemanden, den ich knutschen kann, Missy!“
„Oh ja, man kann es bei eurem Getue nicht übersehen. Hältst dich deshalb auf einmal für etwas Besseres, richtig?“
So eine Gegenfrage hatte ich zwar nicht erwartet, aber auch darauf fiel mir was ein: „Ich weiß nicht, wie du darauf kommst. Aber im Großen und Ganzen würde ich behaupten, das bessere Los gezogen zu haben.“
„Oooouuh, sollen wir dich künftig mit Titeln ansprechen? Lady Matsch-Hintern vielleicht?“
Stephen rief mich: „Komm Lorrels, lass uns gehen.“
Schnaubend drehte ich mich weg und folgte unter weiterem Gelächter der Slytherins den anderen die Treppe rauf.
Hinter mir rief jemand: „Yeah, Frau Baronin, beweg' mal deinen Arsch. Du hast offenbar noch nicht vergessen, wie das geht.“
Das war zu viel.
„Zieh dir das hier rein, du Sack“, brüllte ich, wirbelte ein letztes mal herum und streckte Manson den unter uns Jugendlichen beliebtesten aller Finger der rechten Hand hin.
Dann zog mich Stephen, nicht wissend ob er lachen oder jubeln sollte, davon: „Verschwinden wir, ehe Professor Boot noch auftaucht und dich wegen deiner Ausdrucksweise noch zum Tafelputzen dran kriegt.“
Ich lies mich zwar mitziehen, hörte aber herzlich wenig auf seine Worte und brüllte zu den Slytherins: „Wir sind noch nicht fertig!“
„Worauf du dich verlassen kannst, Prinzessin!“, rief Esther mir nach, „Ich kann's kaum erwarten.“
Ich hätte gern meinen Zauberstab gezückt, doch Stephen zog mich jetzt mit sanfter Gewalt die nächste Treppe rauf. Wir sprachen kein Wort miteinander, bis wir oben im Ravenclawturm waren, zu sehr kochte mir noch die Wut über alle Ungerechtigkeiten der Welt, mit denen ich mich herum schlagen musste, im Bauch. Luke und Dustin saßen an einem Tisch und bearbeiteten einen Fragebogen für Zauberkunst. Ammy war nirgends zu entdecken, wahrscheinlich war sie in der Bibliothek.
Als Dustin uns bemerkte, fing er ebenfalls an zu grinsen: „Du hast Dreck am Hintern, weißt du das? Sieht nicht schön aus. Genau da!“
Ich stieß seinen Arm weg und ballte meine Faust. Lachend quittierte er meine Drohung und widmete sich, soweit es seine kurzen Kicheranfälle zuließen, wieder seinen Hausaufgaben.
„Kümmer dich um deinen eigenen Kram, Greeny“, sagte ich schnippisch.
Diesmal grinste ich, und zwar über seinen Ausdruck. Nerea nannte ihn gern Greeny, aber das wussten nur wenige. Generell wusste kaum jemand, dass etwas zwischen den beiden lief und ich war mir ziemlich sicher, dass die beiden es selbst auch nicht wussten. Ich ging davon aus, dass es einer Beziehung so nahe kam wie ich einem Ohnegleichen in Zaubertränke. Wenn man sie zusammen sah, benahmen sie sich wie gute Freunde, die herum alberten und Witze rissen, alles weitere würde entweder im verbotenem Wald oder im Raum der Wünsche stattfinden. Doch selbst wenn es etwas Ernstes war, die beiden hätten es nicht lange verstecken können: Hogwarts ist zwar groß, aber das reinste Dorf, in dem kein Geheimnis länger als zwei Wochen sicher war. Und ungefähr so viel Zeit ist war seit dem Hogsmeade-Ausflug schon vergangen.
„Du solltest dich ebenfalls um deinen Kram kümmern, Fräulein“, meinte Luke, „Oder hast du heute schon was für die Schule getan?“
„Nur, wenn Greif-Erziehung und Familienkonfrontationen dazu zählen. Ich geh mich schnell umziehen und mache dann mit, wenn ihr nichts dagegen habt“, sagte ich und legte Luke einen Arm über die Schultern.
„Aber abschreiben ist nicht, verstanden?“
„Verstanden, Mama.“
Ich gab Luke einen Kuss auf die Wange, streckte Dustin die Zunge raus und ging dann hoch, um mich frisch zu machen.

Meine Wut verging genauso schnell wie der Rest der Woche, mit der auch der tristeste und am meisten verhasste Monat Februar verschied. Der März hielt mit dem gleichen Schmuddel-Wetter Einzug, dessen graue Wolkenvorhänge nur eines aufhellen konnte: der Gedanke an die kommenden Osterferien. 2 Wochen kein Unterricht, nur im Schloss herum gammeln, dann und wann mal Quidditch trainieren und zwischendurch ein bisschen lernen. Doch auch diese rosigen Aussichten umrahmte ein Wermutstropfen. Und dieser spiegelte sich vor allem in den Augen unserer Austauschschüler wider, die von Tag zu Tag trauriger wurden.
Das Europaklassenprojekt näherte sich seinem Ende und wir mussten uns mit dem Gedanken anfreunden, vor den Osterfeiertagen von unseren Freunden Abschied zu nehmen.
Seltsamerweise ließen sich das die wenigsten anmerken. Allem voran Patrick nicht. Den Verzicht auf den Kölner Karneval hatte er zwar gut verarbeitet und betonte immer wieder, dass er an jenem Tag in wirklich schlechter Verfassung war, aber ich glaubte, dass er von seiner Meinung, was Muggel und Zauberer betraf, noch überzeugter war als vorher. Er machte sich im Unterricht immer weniger daraus, die erlernten Zauber zu perfektionieren und machte seine Hausaufgaben nur noch halbherzig. Dabei war er so intelligent, dass er es locker mit Souta aufnehmen konnte.
„Könntest du dir das vorstellen?“
„Was denn? Dass du einmal deine Gedanken für dich behältst?“
Ich schlug mir die Hand vor den Mund.
„Verflixt“, nuschelte ich und sah Luke entschuldigend an, „Ich habs schon wieder gemacht... .“
Dieser blickte von seinem Buch auf und sah mich mit gerunzelter Stirn an. Wir saßen am späten Abend im Gemeinschaftsraum und machten Hausaufgaben, doch weil Patrick bald wieder nach Deutschland zurück ging, dachte ich immer öfter über sein Verhalten nach. Sehr zum Leidwesen der anderen.
„Tut mir Leid“, sagte ich noch mal.
Luke sah auf.
„Natürlich würde ich mich besser fühlen, wenn du dabei über mich nachdenken würdest, aber dass du ständig über Patricks Muggelismus nachdenkst, verwirrt mich.“
Muggelismus?“
Er zuckte die Schultern: „Irgendwie muss man das ja nennen. Er spricht ja über nichts anderes mehr, ist gerade zu versessen. Das ist doch totaler Quatsch, als Zauberer den Lebensstil eines Muggels anzuhimmeln. Aber wie pflegst du immer zu sagen: jedem dem das seine. Was mich vielmehr beunruhigt, ist, dass du dir so viele Gedanken darüber machst.“
Kurz dachte ich nach, was ich antworten sollte: „Ich weiß auch nicht genau. Ich finde, dass Pac in mancherlei Hinsicht Recht hat. Guck mal, hier in Hogwarts bekommen wir so wenig von den Dingen mit, die die Muggel jeden Tag freien Zutritt haben. Fernsehen zum Beispiel. Du hast selbst mal zugegeben, dass das 'ne coole Sache ist. Oder der ganze Muggelsport. Quidditch ist geil, ohne Frage, aber das ist so ziemlich das einzige, was wir als Zauberer haben. Als Muggel hast du viel mehr Möglichkeiten, heraus zu finden, was du willst oder was für Talente zu hast.“
Luke sah mich schweigend an und sagte dann mit aufgeklärter Mine: „Jetzt wo du's sagst: du besitzt ja auch ein Talent, dass eher ein Teil der Muggelwelt ist als von unserer.“
„Ich weiß. Ich liebe zwar die Musik und bin den Muggeln dankbar, dass sie sie vor uns Magiern erfunden haben, aber das soll nicht heißen, dass ich den Zauberern untreu werde.“
„Solange du nur einem ganz bestimmten Zauberer nicht untreu wirst, darfst du seinetwegen machen, was immer du willst.“
Ich guckte ihn an. Er guckte zurück und gleichzeitig fingen wir an zu lachen. Schnell lehnte ich mich zu ihm rüber und küsste ihn. Es sollte ein kurzer Kuss werden, quasi ein kleines Dankeschön dafür, dass er mich verstand, aber irgendwie wurde da doch ein längere Sache draus.
Wir lösten uns erst wieder voneinander, als Stephen wenige Augenblicke später einen phänomenalen Auftritt hinlegte: voller Tatendrang knallte er seine Unterrichtsmaterialien auf den Tisch und mit überschwänglicher Freude fing er an, zu reden.
„Tut mir Leid, wenn ich euch gestört habt, aber es ist wäre eh klüger, aufs Zimmer zu gehen, wenn ihr weiter machen wollt.“
„Ist dir was passiert?“, wollte Luke, der ganz rote Ohren bekam, wissen, „Hat dich die Inspiration geküsst und bist deshalb in der Stimmung, zwei Wochen Schule vorzuarbeiten?“
Er zeigte auf den Stapel Bücher, deren Titel Verteidigung für Profis, Allgemeinwissen über Animagi oder Kampfsport für Zauberer und Hexen.
„Was willst du damit?“, fragte ich, doch Stephen überhörte meine Frage und beantwortete die von Luke.
„Würde nicht viel bringen, die nächsten zwei Wochen sind Ferien. Nein, mich hat was Besseres erwischt. Ich weiß jetzt, was ich werden will.“
Ich wusste genau, warum mir bei diesen Worten ein kalter Schauer über den Rücken lief. Wenn das stimme, war Stephen der erste aus unserem Bunde, der schon einen festen Plan für die Zukunft hatte und das führte mir unausweichlich den kommenden Schulabschluss nächstes Jahr vor Augen. Und das ich, im Gegensatz zu ihm, keine Ahnung hatte, was ich danach machen sollte.
„Ach ja?“, hakte ich nach und versuchte, nicht allzu überrascht zu klingen, „Und das wäre?“
Stephen antwortete prompt: „Ich werde Auror.“
Er löste mit seinem Berufswunsch die erste heiße Diskussion bei uns Sechtsklässlern seit fast einem Jahr aus. In der 5. Klasse musste sich zwar jeder von uns für das unausweichliche Gespräch mit den jeweiligen Hauslehrern Gedanken über seine Zukunft machen, doch damals wusste noch niemand von uns, was er wirklich werden wollte, mich ein beschlossen. Kein Wunder, dass meine Fächerwahl etwas chaotisch ausgefallen ist und ich seit dem mit Alte Runen zu kämpfen habe.
„Und wie kamst du jetzt auf einmal darauf?“, fragte Mabel zum X-ten mal an diesem Abend und guckte Stephen fasziniert an.
Dieser lächelte müde und streckte sich auf dem Sofa aus, als hätte er einen harten und anstrengenden Arbeitstag hinter sich.
„Der große Merlin hat im Traum zu mir gesprochen und prophezeit, dass ich in den Dienst der magischen Gerechtigkeit treten werde. Es war schon immer meine Bestimmung, die Armen und Unschuldigen vor Grauen, Krieg und Korruption zu schützen. Und wenn ich mich eines Tages dafür opfern muss, dann bin ich, rücksichtslos und mutig wie ich bin, bereit, dem Tod entgegen zu treten und jene zu beschützen, die ich liebe.“
Ich runzelte die Stirn und musterte meinen besten Freund, der sich in Gedanken schon wichtig durchs Ministerium rennen sah, auf dem Weg zum nächsten Einsatz, um für das Recht zu kämpfen.
„Oh ja, du wirst ein ganz großer Held“, brummte ich und baute mich vor ihm auf, „Könntest du jetzt ein Stück rücken oder fühlst du dich von der heutigen Erleuchtung noch so erschlagen, dass dir dafür die Kraft fehlt?“
Mit einem Satz erhob er sich und bot mir willig den Platz neben sich an. Er schüttelte mir sogar ein Kissen zurecht und fegte den Staub vom Polster.
Ich grinste darüber und fragte: „Wäre es zu viel von einem hilfsbereiten, zukünftigen Auror verlangt, mir auch noch einen Drink zu besorgen oder steht das nicht in den Vorschriften?“
„Das kannst du schön selbst machen“, entgegnete er und setzte sich neben mich, „Ich will ja kein Butler werden.“
„Aber jetzt sag schon“, drängelte Mabel, die wir ganz vergessen hatten, „Wie bist du darauf gekommen?“
„Ach, ich denke schon lange darüber nach“, gab er zu und kratzte sich hinterm linken Ohr, „Mein Dad arbeitet ja viel mit Auroren zusammen, da krieg ich schon einiges mit. Außerdem hab ich kein richtiges Lieblingsfach, sondern finde alle gleich gut. Was mich am besten finde, ist, dass Auroren für eine bessere Welt kämpfen. Wenn ich mir die ganzen Streitereien der Regierung gegen die WfW-Gruppe und die aufkommenden Unruhen im Ministerium so angucke, könnte ich mir vorstellen, dafür zu arbeiten, dass das vielleicht eines Tages aufhört. Und weil ich nicht in die Politik gehen will, mach ich es lieber als Auror.“
Mabel lächelte leicht: „Cool, das klingt sehr überzeugend. Ich wünschte, mir würde die Wahl auch so leicht fallen.“
„Welche Wahl?“, hakte Ammy nach, „Hast du schon Ideen?“
Mabel schüttelte den Kopf: „Nein, und du?“
Ammy zuckte mit den Schultern: „Eigentlich auch nicht.“
Die beiden schauten mich und Luke neugierig an, doch wir beide schüttelten synchron die Köpfe.
„Sorry, aber wir können euch auch nicht mit einer positiven Antwort beglücken“, sagte Luke.
Hinter uns war jemand anderer Meinung.
„Echt nicht, Lucky?“
Wir alle blickten zu Dustin, der in diesem Moment zu uns kam und sich setzte. Unter seinem Arm klemmte seine Kameratasche und seine Haare waren vom Wind zerzaust. Scheinbar kam er von einem Fotospaziergang wieder. Er hatte die letzten Worte mitbekommen und guckte Luke betroffen an: „Neulich hast du noch gesagt, du möchtest Quidditchspieler werden.“
Betroffen tauschten die beiden Jungs einen Blick aus. Dustin war überrascht, weil Luke so ein großes Geheimnis machte und Lukes Ohren wurden augenblicklich rot.
„Neulich? Das war im November.“ Er senkte den Kopf und murmelte: „Außerdem war das nur so ein Gedanke... .“
„Aber kein blöder“, meinte Dustin und schien sich gar nicht darum zu scheren, dass Luke die Richtung dieses Gesprächs vielleicht unangenehm war, „Es ist das, was du am besten kannst und was du am liebsten tust - einfacher geht's nicht.“
Als die anderen Dustins Worten zustimmten, fuhr Luke sich durch die Haare und stammelte: „Es ist aber nicht so einfach, wie es sich anhört.“
„Aber... .“
„Nichts da, Aber“, fauchte Luke, „Wir reden hier von Quidditch, einem Leistungssport. Wisst ihr, wie viele später nach der Schule Profispieler werden wollen? Wenn du gut sein willst, musst du es ins Junioren-Team der besten Mannschaften schaffen und das wollen alle. Außerdem bin ich Sucher, so etwas wird nur alle Jubel-Jahre in einer Mannschaft gesucht, und wenn es so weit ist, bewerben sich mehr als 80 oder 90 Leute für diesen Job. Die Chancen sind gleich Null, und wenn du deine Zukunft mit Quidditch absichern möchtest, kannst du das nur in der guten Liga. Dazu habe ich nicht das Zeug.“
Nach diesen Worten gab ich ihm einen Klaps und stand auf. Erstaunt schaute er zu mir rauf, sprachlos, weil er nicht wusste, was er von meinem Rüffel halten sollte. Aber ich war ja auch noch gar nicht fertig. In einer kleinen Standpauke, die sich gewaschen hatte, ließ ich meinen Gedanken freien Lauf.
„Willst du uns ernsthaft verklickern, dass du Angst vor späterer Konkurrenz hast? Luke Wood gibt auf, bevor es überhaupt angefangen hat? Du glaubst, dass du nicht das Zeug hast, um für einen Platz in den Mannschaften zu kämpfen? Bei Merlins Bart, was ist in dich gefahren, du sprühst doch sonst immer so vor Selbstvertrauen.“
„Das stimmt vielleicht, aber wir reden hier von Quidditch als Beruf... .“
„Wo ist der Unterschied?“, fiel ich ihm ins Wort, „Hier in der Schule oder später im Profi-Team: wenn du es hier geschafft hast, Mannschaftskapitän zu werden, schaffst du es auch, genug Selbstvertrauen für den richtigen Job zu finden. Man muss es vielleicht üben, aber wenn man so eine Strecke schon mal gelaufen ist, kommt man schneller ans Ziel, weil man sich an Stolpersteine und Hindernisse erinnert und umgehen kann.“
„Lorrels hat recht“, pflichtete Stephen mir bei, „Du hast jetzt das Zeug zum besten Sucher der Schule, in ein paar Jahren hast du das Zeug zum besten Sucher Englands.“
Nach einem fragwürdigen Blick von Luke verbesserte Stephen sich jedoch schnell: „Na gut, dann eben zum besten Sucher Schottlands oder so, wir wollen ja nicht gleich übertreiben.“
Luke dachte kurz nach und blickte mich dennoch mit gerunzelter Stirn an: „Und wenn alles den Bach runter geht?“
„Dann bist du immer noch jung genug, um etwas Neues anzufangen. Immer positiv denken. Komm schon“, quengelte ich, als er immer noch nicht überzeugt aussah, „Versuchs. Oder denk noch mal darüber nach.“
Auch Dustins verpasste Luke jetzt einen leichten Klaps: „Genau, hör auf deine Freundin. Du willst doch nicht, dass sie traurig wird, oder?“
„Diese Worte ausgerechnet aus deinem Mund zu hören irritiert mich ein wenig“, bemerkte Mabel ohne mit der Wimper zu zucken und sah Dustin ziemlich suspekt und grimmig an.
Stephen hob die Arme: „Tsching-Derassa-Bumm, so schnell kann die Idylle zum nahenden Krieg der Geschlechter werden.“
Er stand vom Sofa auf und stellte sich sicherheitshalber zu Mabel und Dustin, die schon wieder in ein hitziges Gespräch vertieft waren (bei dem Dustin, um Mabels zynischen Fragen auszuweichen, im Gemeinschaftsraum auf und ab lief, sie ihm plappernd folgte und Stephen mit einem Klemmbrett hinter ihnen her lief und Punkte aufschrieb). Ich sah den dreien eine Weile nach und ließ mich dann von Luke zurück aufs Sofa ziehen.
„Seit wann hast du so gute Ratschläge drauf?“, fragte er leise und nahm mich in den Arm.
„Hmmm, ich denke in letzter Zeit sehr viel nach. Ãœber uns, die anderen, Schule, die Zukunft... . Seit mich Professor Boot im November darauf aufmerksam gemacht hat, die Welt auch mal mit den Augen anderer zu sehen... .“
Luke drückte mir einen Kuss auf die Stirn: „Pass nur auf, dass du vom vielen Nachdenken keine faltige Stirn kriegst.“
„Keine Sorge, die ersten Falten kommen erst mit Mitte 20. Naja, es gibt natürlich auch Ausnahmen, Esther zum Beispiel.“
Er lachte: „Glaubst du wirklich, aus mir könnte eine Quidditch-Profi werden?“
Ich nickte: „Wenn nicht du, dann keiner.“
Luke lächelte, wandte seinen nachdenklichen Blick dann zum Lagerfeuer und legte seinen Kopf auf meine Schulter, während ich mit meiner Hand durch seine Haare fuhr und hinter uns Mabel Dustin über Tische und Stühle hinweg jagte.


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Wenn mir früher jemand erzählt hatte, was einmal alles passieren würde, hätte ich kein einziges Wort geglaubt.
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