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Aus Fehlern lernt man - Post von Daheim

von Viola Lily

Am nächsten Morgen saß ein Troll in meinem Kopf und schlug mit voller Wucht mit einem überdimensionalen Löffel auf eiserne Mülltonnendeckel und sang dazu ein schiefes Kampflied. So fühlte es sich jedenfalls an, wenn der Lärmpegel zu hoch zu wurde oder die Sonne ihre hellen Strahlen mitten in mein Gesicht warf.
„Boah, so einen krassen Kater hatte ich noch nie“, gestand ich und versteckte meinen Kopf in Lukes Pullover, als wir den Hof betraten.
Wir waren hier, um uns von den Austauschschülern zu verabschieden. Hinter uns in der großen Halle frühstückten die jüngeren Schüler, ahnungslos, welche Qualen wir hier im Sonnenschein erlitten. Ich dachte an den letzten Abend und fragte mich zum widerholten mal: Warum musste ich mit Luke diese blöde Wette eingehen? Wer zuerst ein 0,5 Liter Glas Butterbier geleert hat? So ein Blödsinn. Und dann hatte er auch noch gewonnen Doch immerhin, und das war ein kleiner Trost, ihm ging's auch nicht besser. Juhuu, die Gerechtigkeit hat wieder gesiegt.
Nerea und die anderen Schüler von Usegos Amos versammelten sich, eingehüllt in feuerrote Reiseumhänge, bei den Kutschen. So viel unsere Carmen in spe erzählt hatte, würden sie erst mit dem Zug nach London zurück fahren und von dort aus mit dem Flugzeug nach Spanien zurück fliegen. Dass es sich dabei um ein magisches Flugzeug, das direkt im Hof ihrer Schule landen würde, handelte, stand außer Frage.
„Wir reisen doch nicht wie die Muggel. Sonst wären wir einen ganzen Tag unterwegs und so wie ich den Flugverkehr kenne, passieren wieder irgendwelche Pannen und fluggs haben wir 5 Stunden Verspätung drauf. Darauf kann ich sehr gut verzichten.“
Das jedenfalls waren gestern Abend ihre Worte. Von den anderen wusste ich eigentlich gar nichts über ihre Heimreise. Gerüchten zu folge würden die Franzosen mit einer Kutsche abreisen, die von riesigen Pegasi gezogen wurde, doch darüber hatte Corinne gar nichts erzählt.
Diese kam plötzlich auf mich zu und umarmte mich herzlich: „Merci beaucup, Lauren. Es war tres bon, su machen so viele schöne Müsik mit dir. 'ast du gesehen, wo Patrick ist? Isch möchte ihm verabschieden.“
Ich lachte. Einerseits, weil sie immer noch dieses liebe, schöne Mädchen war, mit dem ich zusammen Trio gespielt hatte, andererseits, weil ihr Englisch einfach zu Schießen klang.
„Mir hat es auch viel Spaß gemacht, Corinne. Lass uns in Kontakt bleiben, vielleicht können wir uns irgendwann mal besuchen.“
„O, Oui, oui, oui“, sagte sie glücklich und klatsche in die Hände, „Jederseit, du kannst kommen in meine Haus in Montpellier. Dort, wir haben viel Plats und großen Flügel stehen für viel Musik.“
Wiederholt sprang sie mir um den Hals und gab mir, ganz nach französischer Art, links, rechts und links ein Küsschen auf die Wange.
„Und dein petite cherie darf natürlisch auch besuchen. Lüke, ihr seid beide herzlisch Willkommen.“
Damit umarmte sie auch Luke, der von so viel Herzlichkeit völlig überrumpelt da stand und knallrot wurde, als Corinne ihm auch drei Bussis gab. Er brabbelte ein „Merci“ und lächelte Corinne doof hinterher, als sie uns zuwinkte und zu den Schülern aus Deutschland ging, um sich von Patrick zu verabschieden.
Ich räusperte mich und verschränkte die Arme, worauf er überfordert mit den Schultern zuckte und in Corinnes Richtung zeigte. Ja klar, er konnte da gar nichts für.
Die Schüler, die zum Bahnhof gefahren wurden, stiegen jetzt in die bereit stehenden Kutschen ein, unter ihnen auch Viggo Mortensen. Er winkte uns lächelnd aus dem Fenster zu und wir versprachen uns, ebenfalls in Kontakt zu bleiben. Die Dumstrang-Schüler waren bereits abgereist, aber mit denen hatte ich nie viel zu tun gehabt. Die einzigen, die noch gar nicht an Abfahrt dachten, waren unsere Freunde von der Vahrensburg-Akademie. Diese tummelten sich am Rand des Platzes zwischen ihren Koffern und warteten ungeduldig.
Souta und Desirée standen etwas abseits und redeten. Dieser Anblick machte mich irgendwie traurig, deshalb schaute ich schnell weg und gesellte mich mit Luke zu den anderen. Diese saßen oder standen seelenruhig und völlig übermüdet da und redeten ab und zu, aber die meisten sahen so aus, als würden sie am liebsten die Waagerechte und das Land der Träume aufsuchen. Patrick und Christopher saßen auf einer Bank und guckten dementsprechend müde.
Christopher empfing uns mit den Worten: „Ich bin zwar total kaputt, aber die Party gestern war trotzdem erste Sahne.“
„Ich hoffe mal, dass eure Reisemöglichkeit so schnell wie möglich kommt. Ich würde nämlich auch liebend gern ins Bett gehen“, kommentierte Luke und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
„Wie kommt ihr überhaupt nach Hause?“, fragte ich.
„Mit dem Bus“, antwortete Patrick, „Wir haben drei Schulbusse, und einer von denen wird uns bestimmt wieder abholen.“
„Verzauberte Busse?“
„Was denkst du denn? Der einzige Nachteil sind die Fahrer. Egal, wer fährt, alle Fahrer sind permanent zu spät.“
„Aber steht ihr Deutschen nicht sehr auf Pünktlichkeit?“
„Das halt' ich für ein Gerücht.“
Wir lachten leise und während sich Luke und Christopher in ein Gespräch über die Busfahrer vertieften, stieß Patrick mich an.
„Hast du im Sommer schon was vor?“
Leicht überrascht schüttelte ich den Kopf (was ich hinterher am liebsten gelassen hätte) und wartete gespannt darauf, dass Patrick weiter redete.
„Bei mir zu Hause gibt es ein Jungendorchester, dass jeden Sommer eine 2-Wöchige Arbeitsphase macht. Wir erarbeiten dann ein richtiges Konzertprogramm und spielen das dann in anderen Städten. Jördis und ich haben da schon mitgemacht und es ist richtig geil. Ich gehe mal davon aus, dass es hier in England auch so was gibt, also geb' ich dir den Rat, mal bei so was mit zu machen. Es lohnt sich.“
Ich grinste breit: „Ich glaube, dass muss ich gar nicht. Mein Onkel spielt in Bristol hat viel mit so was zu tun. Den frag ich mal.“
„Tu das. Und bevor du denkst, dass sie dich eventuell nicht wollen: Hörner werden eigentlich überall gesucht. Man kann quasi nie genug von denen haben.“
Von irgendwo ertönte ein lauten, tiefes Hupen.
„Aaaah“, machte Christopher, „Der Bus ist da.“
Aller Augen waren auf einen kleinen, dunklen Punkt im Himmel gerichtet. Dieser wurde von Sekunde zu Sekunde größer, bis nach kurzer Zeit ein großer Reisebus auf der Brücke landete, diese entlang brauste und mit quietschenden Reifen mitten im Hof zum Stehen kam. G, G und G's Busreisen stand in großen, orangen Lettern drauf und aus der großen Windschutzscheibe winkte uns ein magerer, großer Mann mit langem Hals und einem dümmlichen Lächeln entgegen.
„Ach nee, ausgerechnet Gereon“, stöhnte Desirée und sah auf einmal sehr leidend aus.
„Gereon?“, hakte ich neugierig nach, „Was ist so schlimm daran?“
„Gereon ist der schlimmste der G-Brothers. Das sind unsere Fahrer, daher auch der Name auf dem Bus. Gustav, Günther und Gereon. Die älteren beiden haben ihren Führerschein auf dem Oktoberfest gewonnen und Gereon hat seinen zum Geburtstag geschenkt gekriegt.“
Besagter Gereon stieg jetzt (immer noch winkend) aus dem Bus und öffnete die Kofferräume, um das Gepäck zu verstauen. Mit einem Schlenker seines Zauberstabs flogen die Koffer der Vahrensburger Schüler zu ihm und er dirigierte diese gekonnt in den Stauraum. Bei diesem Anblick stimmten Patrick, Christopher und Desirée leise die Tetris-Musik an und machten damit diese lächerliche Situation perfekt.
Eine Weile lang guckte ich bei dem Spektakel zu, doch als Gereon die Klappen schloss und laut in die Runde „Abfahrt“ rief, war der Zeitpunkt gekommen, mich von meinen Freunden zu verabschieden. Ich umarmte Christopher, der sich schon auf ein Wiedersehen mit uns freute und mir bei der Gelegenheit dann seine Freundin vorstellen wollte. Dann nahm ich Desirée in die Arme, die von allem am traurigsten war und kurz vorm Heulen stand.
Sie sagte: „Viel Glück noch beim Spiel gegen die Gryffindors. Ich weiß, ihr werdet sie alle machen.“
Zum Schluss schloss ich Patrick in die Arme (aber nicht zu lang - Luke war ja anwesend): „Machs gut Pac. Sei fleißig und pass auf dein Papa-Geschenk auf.“
Patrick lächelte leicht und sagte: „Mach ich, mach ich. Tu du mir nur einen Gefallen.“
„Der da wäre.“
Er beugte sich leicht vor und sprach so laut, dass nur ich es hören konnte: „Egal was andere sagen: hör niemals mit der Musik auf. Sie passt zu dir.“
Ãœberrascht und ein kleines bisschen verwirrt guckte ich Patrick an, doch dieser zwinkerte nur und war Sekunden später im Bus verschwunden. Ich beobachtete durchs Fenster, wie er sich hinter Christopher (der seinen Kopf an die Fensterscheibe gelehnt hatte und bereits döste) auf einem Doppelsitz Platz nahm. Hinter ihm saß Desirée, die gerade ein großes Kissen aufschüttelte und empört guckte, als Patrick seinen Sitz nach hinten klappte. Kurz rüttelte sie daran, um ihn zu bestrafen, doch dann lehnte auch sie sich nach hinten.
Dustin, Souta und Mabel waren mittlerweile zu uns gekommen und gemeinsam beobachteten wir die Abfahrt des Busses. Es sah schon irgendwie merkwürdig aus, als der Koloss auf 4 Rädern seinen Motor aufbrüllen ließ, in einer Sekunde von 0 auf 100 beschleunigte und die Brücke als Startbahn nutzte. Wenige Augenblicke später knallte das Auspuffrohr ein letztes mal und der Bus war in den Wolken verschwunden.
„Tja, weg sind sie“, meinte Mabel und kehrte um, „Ich geh wieder rein, ist mir zu kalt hier.“
„Hmmm“, stimmte Luke zu, „Bin ich auch für. Ich könnte noch ein Vor-Mittagsschläfchen gebrauchen.“
Ich war schon kurz davor, mich ebenfalls auf den Ruf meines Bettchens zu freuen, doch mir blieb das Jubeln irgendwie im Halse stecken, als ich Hagrid sah. Mit ernstem Gesicht stiefelte er über den Hof auf uns zu und achtete gar nicht, wo er lang ging. Beinahe hätte er eine Gruppe Zweitklässler über den Haufen gerannt.
„Du musst aufpassen, wo du hinläufst, sonst müssen wir uns noch ernsthafte Sorgen um den machen“, kommentierte ich, als er in Rufweite war und versuchte damit, seine angespannte Stimmung aufzulockern. Ohne Erfolg.
„Lauren, es geht um Elma.“
„Schon wieder?“
„Ich warte auf den Tag, an dem es ausnahmsweise mal die Flubberwürmer sein werden“, meinte Dustin und verschränkte die Arme, „Die machen weniger Arbeit.“
„Ruhe, Dustin“, zischte ich, „Was stimmt nicht mit ihr? Ist sie krank geworden?“
„Vielleicht hat sie auch einen über den Durst getrunken. Da wär sie nicht die eizige.“
„Dustin!“, riefen Mabel und ich gleichzeitig.
„Ich hör schon auf, ich hör schon auf!“
Hagrid erklärte keuchend: „Sie wollte abhauen. Ich glaube, sie spürt ihre Verwandten im Wald. Ruft auch ständig nach ihnen.“
„Weißt du, warum?“
„Ist das nicht offensichtlich?“, hakte Luke ein, „Es wird Frühling, sie will zurück zu ihren Artgenossen.“
„Aber Greife sind erst mit 2 Jahren bereit zur Paarung“, gab ich zurück und sagte dann frustriert meinem Bett Winke-Winke, „Ach, egal was es ist, ich komm ja schon.“
„Ich auch“, meldete sich Luke, worauf die anderen ebenfalls alle nickten.

Hagrid hatte es irgendwie geschafft, Elma an einem dicken Seil im Stall anzubinden, doch sie sah alles andere als gelassen aus. Aufgeregt rannte sie hin- und her, zerrte am Knoten und versuchte immer wieder, den Strick durch zu beißen. Als wir uns ihr näherten und sie mich erkannte, krächzte sie protestierend und schlug, soweit sie es zuließen, mit den Flügeln.
„Warum lassen wir sie nicht zurück zu ihrer Familie in den Wald?“, fragte Mabel und betrachtete Elma mitfühlend.
„Weil se noch nich` fliegn kann“ antwortete Hagrid und versuchte, sich ihr zu nähern, „Se kann nich jagen, se kann sich nich` schützen... . Se würde im Wald zu Grunde gehen.“
Ich fügte hinzu: „Außerdem können wir uns nicht sicher sein, dass ihre Mutter sie zurück haben will. Seit dem Augenblick, wo sie mit Luke zusammen gestoßen ist, trägt sie den Geruch von Menschen an sich. Das reicht.“
Hagrids Worte klangen scharf und wahr. Es machte mich traurig, dass wir trotz ihrer Sehnsucht nach ihrer Familie Elma nicht helfen konnten. Andererseits hätte ich es aber auch nie übers Herz gebracht, sie laufen zu lassen. Zu sehr war sie mir in den letzten Monaten ans Herz gewachsen.
„Beruhig dich“, sprach ich und ging langsam auf Elma zu.
Beim Klang meiner Stimme horchte sie auf. Doch das hinderte sie nicht daran, weiter herum zu schnauben wie ein wildes Pferd.
„Ich weiß, dass du zu deiner Familie willst, aber wir können dich nicht gehen lassen. Versteh uns doch.“
Elma wollte das alle gar nicht hören. Trotz meines Versuchs, sich ihr zu nähern, krächzte sie und scharrte mit den Klauen auf dem Boden.
Laut und scharf rief ich: „Elma, es reicht jetzt!“
Sie krächzte mich ein letztes mal frustriert an. Ich hielt ihrem Blick so lange stand, bis sie den Kopf sinken ließ und endlich aufhörte, sich wie ein tollwütiger Riesenhund zu benehmen.
„Na, geht doch“, meinte ich.
Die anderen hinter mir sahen gespannt zu, wie ich mit sicheren Schritten auf Elma zuging und meine Hand auf ihren Hals legte. Sie klapperte mit dem Schnabel, und jetzt hörte es sich sehr niedergeschlagen an.
„Guck mal was du angerichtet hast“, sagte ich, doch eher tadelnd, damit Elma keinen Anlass bekam, wegen meiner scharfen Stimme wieder auszurasten, „Die Wand hat tiefe Risse bekommen und sogar das magische Seil hast du angeknabbert. Vom Boden will ich gar nicht erst reden.“
Sie drehte ihren Kopf zu mir und guckte mich entschuldigend an. Sie schien aufmerksam zu zuhören, und es war nicht das erste mal, dass ich mich in einem Moment wie diesem fragte, ob sie mich wirklich verstehen konnte oder nicht.
„Ich weiß, du kannst dir schöneres vorstellen als an einer Leine durch den Wald zu spazieren, aber für uns ist das auch alles neu. Es gibt keine Bücher, aus denen wir lernen können, wie man mit einem heranwachsenden Greifen fertig wird, aber wir tun unser Bestes. Du hast es so gut hier, ein Dach über dem Kopf, zu Fressen so viel du willst und allein bist du auch nicht. Wir haben vielleicht keine Flügel oder krumme Schnäbel, aber wir wie wäre es, wenn wir einfach deine neue Familie werden? Wir haben uns bis jetzt schon so gut um dich gekümmert und du wirst schon sehen: eines Tages wirst du auch wieder fliegen können, versprochen.“
Ich hatte keine Ahnung, ob Elma auch das verstanden hatte, aber sie regte sich auch nicht weiter auf. Sie stupste mir mit ihrem Schnabel an den Oberarm und klapperte - ein deutliches Zeichen, dass sie jetzt Hunger hatte. Ich konnte sogar ihren Magen knurren hören. Und noch etwas hörte ich - das leise Plätschern eines Wasserstrahls auf Erdboden, gefolgt vom beißenden Geruch von Greif-Pipi.
Ich seufzte: „Allerdings wäre es prima, wenn du ein bisschen mitarbeiten könntest. So garantierst du dir unsere Motivation an der Sache.“
Elma krächzte vergnügt.

Wir blieben noch eine Weile bei Hagrid und Elma, doch irgendwann wurden meine Kopfschmerzen unerträglich. Es waren keine 2 Stunden seit der Abreise unserer Austauschschüler vergangen und überall im unteren Bereich des Schlosses roch es nach Essen, doch endlich ins Bett zu kommen war für mich oberste Priorität. Daher trennten sich unsere Wege an der großen Halle und allein mit Luke und Dustin ging ich hinauf in den Ravenclawturm.
Etwa drei Stunden später wurde ich wieder wach. Genau rechtzeitig zu Kaffee und Kuchen. Mabel und Ammy schliefen noch und Martha und Jenny vermutete ich in der Bibliothek. Allein machte ich mich auf den Weg hinunter in die große Halle, wo zu meiner Freude Stephen am Ravenclawtisch saß und offenbar dieselbe Idee hatte wie ich.
„Gut geschlafen?“, fragte ich und wurschtelte durch seine unordentlichen Haare.
„Klar, sieht man doch, oder?“
„Boah, hab ich Hunger. Ich hab heute weder Gefrühstückt noch Mittagessen gehabt. In welcher Kanne ist der starke Kaffee? Ach danke, Steve, zu freundlich. Hmm, was gibt hier denn leckeres? Reichst du mir mal die Sandwiches rüber? Nein, die mit dem Käse. Und Erdnussbutter. Aaaah, super.“
Was ich sagte, tat ich auch und der schweigende Stephen lächelte hier und da mal, wenn er sich nützlich machen konnte. Nachdem ich halbwegs gestärkt war, zeigte er mir einen Brief. Vermutlich von heute Morgen.
„Von meinem Dad“, erklärte er, „Ich hab ihm geschrieben, dass ich Auror werden will. Der erste Absatz ist uninteressant, aber ich möchte, dass du den Rest des Briefes liest.“
„Uuuh, ich darf deine Post von daheim lesen? Welch` große Ehre… .“
Neugierig entfaltete ich das lange Papier und schlürfte an meinem Kaffee herum, während ich anfing, zu lesen.

Mein lieber Stephen,
wir alle haben uns sehr über deinen letzten Brief gefreut. Uns geht es trotz des miesen Wetters gut, sogar deine Mutter hat ausnahmsweise mal keinen Schnupfen. Gwenda war völlig aus dem Häuschen, als sie an ihrem Geburtstag vor ein paar Tagen dein Päckchen öffnete, sie ist von dem bunten Spiegel wirklich sehr angetan und hat ihn gleich bei sich im Zimmer aufgehängt. Gwenda lernt langsam, mit ihren Zauberkräften um zu gehen, erst gestern hat sie die Kommode fliegen lassen.
Deine Mutter und ich haben wieder viel zu tun im Ministerium. Ständig kommen neue Verdächtige vor Gericht und von der ganzen Papierarbeit, die die Zeugenaussagen verursachen, will ich gar nicht erst reden. Und das ist nur die Arbeit deiner Mutter, du kannst nicht einmal erahnen, mit welchen Problemen Kingsley und ich uns herum schlagen müssen.
Ich darf dir so was eigentlich nicht erzählen, aber es gibt ein paar Dinge, die du wissen solltest. Vor allem, weil du jetzt weißt, was du später werden willst.
Alles, was die WfWs betrifft, kommt bei euch in Hogwarts nur zur Hälfte an, denn was euch der Tagesprophet erzählt ist ein Witz. Du erinnerst dich noch an die umfangreiche Umfrage, welche Zauberer und Hexen für die Führungpositionen im Ministerium am geeignetsten wären? Beim Amt des Ministers hatte Garymus Bullstrode schlappe 7% der Stimmen, doch das stimmt gar nicht. Jetzt kam heraus, dass die Leute bei der Auswertung unter dem Imperius standen und über 100 Stimmen absichtlich nicht mitgezählt haben. Leider können wir den WfWs nicht nachweisen, dass das ihr Plan war, aber Fakt ist, dass mit diesen 100 Stimmen die WfWs an die 18 Prozent Befürworter haben. Jetzt kannst du sicher auch vorstellen, dass deine Mutter im Gamot alle Hände voll mit Zeugen und Verdächtigen zu tun hat. Die WfWs sind so raffiniert, dass die Arbeit nur schleppend voran geht und das nicht nur im Gericht. In ganz England suchen die Auroren in erster Linie nach den entkommenden Todessern Avery und den Carrwos und ihren Geheimquartieren. Sie durchsuchen die Wohnungen und Häuser von Anhängern und riskieren Kopf und Kragen, um ihnen nach zu spionieren.
Was den Tagespropheten betrifft, sind wir uns fast schon sicher, dass die WfWs bereits ihre Finger im Spiel haben, sonst würde er viel mehr davon berichten. Ich vermute, dass sie vorerst im Hintergrund bleiben wollen und die perfekte, gesetztestreue Gruppe abgeben, die nur von allem eine andere Meinung hat (und würden wir jeden mit einer anderen Meinung gleich nach Askaban schicken, müssten wir das halbe Ministerium neu besetzten). Wider Erwarten ist dieser Garymus Bullstrode nicht dumm und hat eine Menge Tricks auf Lager, um uns zu täuschen. Sonst würde unsere Arbeit wesentlich schneller voran gehen.
Wir haben es bisher zwar geschafft, die bestehende Ordnung aufrecht zu erhalten, aber wir wissen nicht, wie lange uns das noch gelingt, wenn wir mit unseren Ermittlungen voran kommen wie ein Flubberwurm in der Sahara. Wir werden weiterhin unser Bestes tun, damit vor allem in Hogwarts alles bleibt, wie es ist, aber die Lage ist ernst.
Und jetzt kannst du dir bestimmt vorstellen, wie deine Mutter reagierte, als sie las, dass du Auror werden willst. Ich persönlich finde das toll, Auror ist zwar ein gefährlicher, aber angesehener und gut bezahlter Beruf. Die mutigsten Zauberer des Ministeriums sind Auroren und Harry Potter ist der beste Abteilungsleiter, den wir seit langem haben.
Doch wir machen uns auch Sorgen. Sie hat vor allem Angst, eben, weil es so ein riskantes Berufsfeld ist. Um deine Leitungen machen wir uns keine Gedanken, deine Noten sind wie bisher hervorragend (ich hoffe, doch, dass das letzte Mies in Zaubereigeschichte ein Ausrutscher war). Ich wäre auf jedem Fall sehr stolz, wenn du Auror werden solltest, egal, ob sich unsere Zukunft zum Guten oder Bösen wenden wird.
Halt die Ohren steif, die Augen offen und mach dir keine Sorgen um uns. Und auch nicht um die Zukunft, ich werde alles, was in meiner Macht steht (und ich habe eine Menge Macht *hüstel*) damit diese Ereignisse nicht in einen neuen Krieg zwischen Gut und Böse ausarten.
Pass auf dich auf.
Dein Dad

Ich hob den Kopf und starrte Stephen fassungslos an. Eigentlich dachte ich, dass ich nach diesem Brief keinen Ton heraus bekomme würde, doch ich schaffte es, das erst, was mir dazu einfiel, in Worte zu fassen.
„Esther will wahrscheinlich den WfWs beitreten.“
Stephen lächelte müde, doch seine Augen waren dabei ruhig und ernst.
„Welch aufbauender Gedanke“, meinte er und trank seine halbe Tasse Kaffee in einem Zug leer.

Noch am selben Abend versammelte sich unsere Clique bei den Jungs auf dem Zimmer und wir schwörten hoch und heilig, alles, was in dem Brief stand, für uns zu behalten. Denn als der Brief die Runde machte, guckte Stephen ihm unbehaglich nach, als wäre ihm klar, dass ihn sein Vater umbringen würde, wenn er davon erführe.
„Keine Angst Steve. Ich werde nicht mal Davis was davon erzählen“, versprach Mabel, die gerade den Brief an Ammy weiter gab, „Wobei das echt ernst klingt. Vor allem, das mit dem Tagespropheten.“
Ihre Stimme war zu einem Flüstern geworden. Die schlechten Nachrichten machten ihr sehr zu schaffen. Mit angewinkelten Beinen hockte sie auf Stephens Bett und nahm einen Schluck von ihrem Tee.
„Und das ist noch nicht alles“, erklärte ich, als auch Ammy mit dem Lesen fertig war, „Ich habe gestern auf der Party gehört, wie Bill Manson meine Schwester für die WfWs angeworben hat. Es ging um ihre Zukunft und dass es in absehbarer Zeit nur noch eine Frage von Formalitäten wäre, bis sie ihren Traumjob kriegen könnte. Vorausgesetzt, sie würde da mitmachen.“
Die anderen starrten mich entsetzt an. Ich ahnte, was sie denken oder fühlen mussten: Esther war, trotz unseres Kleinkriegs, immer noch meine Schwester und ich müsste mich eigentlich schrecklich fühlen, wenn sie tatsächlich eine von den WfWs werden sollte.
Mich ließ das ziemlich kalt. Im Moment war es mir egal, was aus Esther würde. Sie war schließlich alt genug, um eigene Entscheidungen zu fällen. Ich machte mir eher Sorgen um unsere Eltern. Wie würden Mum und Dad reagieren? Eltern haben für gewöhnlich ja einen ganzen anderen Blick auf ihre Kinder und so wie ich sie kannte, würden sie aus allen Wolken fallen und alles tun, damit Esther nicht auf die schiefe Bahn geraten würde. Aber hier in Hogwarts waren sie machtlos. Bestimmt wussten sie nicht mal was davon.
Stephen fragte: „Was wirst du tun, Lorrels?“
Ich zuckte mit den Schultern und seufzte: „Weiß' nicht. Nichts?“
Nichts?“, wiederholten Ammy und Mabel aus einem Mund, als könnten sie meiner Aussage keinen Glauben schenken.
„Was wollt ihr denn hören?“, fragte ich gereizt und sah sie an, „Soll ich mich vor Esther auf die Knie werfen und sie anflehen, ein liebes Mädchen zu sein? Ganz zu schweigen davon, dass sie so nah an ein liebes Mädchen ran kommt wie ein Stollengnom an eine Ballerina? Ihr wisst am allerbesten, dass sie Null auf mich hört.“
„Aber du kannst sie doch nicht einfach den WfWs beitreten lassen“, sagte Mabel fordernd und erhob sich, „Du bist ihre Schwester, verdammt noch mal.“
Ich hob überrascht die Augenbraue. Mabel wurde jetzt also ausfallend und benutzte Schimpfworte - das konnte nichts Gutes bedeuten.
Sie setzte noch nach: „Wenn jemand etwas tun könnte, dann du.“
Ich starrte sie an: „Das soll wohl ein Witz sein? Du kennst mich und Esther seit 6 ½ Jahren und erwartest allen Ernstes von mir, dass ich zu ihr hin gehe und Bittebitte mache? Hast du was an den Ohren? Ich habe doch schon gesagt: es würde nichts bringen.“
Doch Mabel ließ immer noch nicht locker: „Vielleicht denkt sie dann wenigstens darüber nach.“
„Dafür müsste sie mir ja erst mal zuhören.“
Ein Streit bahnte sich an und beschwichtigend hob Stephen die Arme: „Immer mit der Ruhe Mädels.“
Doch Mabel und ich gingen gar nicht auf ihn ein.
„Würde sie auch, wenn-“
„Würde sie nie. Wir reden hier von Esther!“
„Aber-“
„Halt jetzt endlich die Klappe!“
Mit den letzten Worten brüllte ich Mabel an und machte einen Schritt auf sie zu. Erschrocken betrachtete sie mich und hielt inne.
„Es dreht sich doch alles nur im Kreis, Mabel. Es ist sinnlos, etwas zu unternehmen. Denn egal was ich sage, Esther würde es nie so verstehen, wie ich es meine. Finde dich mit der Tatsache ab und Schluss jetzt. Wenn es dir so wichtig ist, geh du doch zu ihr.“
„Aber ich bin nicht ihre Schwester.“
Das war zu viel. Wütend stampfte ich mit dem Fuß auf und schrie verzweifelt: „Du willst mich auch nicht verstehen, oder?“
Das Blut rauschte in meinen Ohren und ich spürte, wie ich zitterte. Es war geradezu utopisch, für dieses Problem eine Lösung zu finden, und ich fühlte mich von Mabel (und den anderen auch) dermaßen unter Druck gesetzt, dass mir in dieser aussichtslosen Situation nur eines einfiel: „Ich muss mal raus.“
Ich lief zur Tür hinaus und wäre auf der Treppe fast in Marcus rein gelaufen. Ich hatte aber nicht die geringste Lust auf einen kleinen Plausch mit unserem Jäger und murmelte ein schnelles „Sorry“. Ich spürte seinen fragenden Blick auf meinem Rücken, als ich die Treppe empor stieg und hörte, wie unten die Schlafsaaltür wieder geöffnet wurde und zwei Stimmen sich unterhielten.
„Habt ihr euch gestritten?“
Das war Marcus.
„Was? Nein, bloß nicht“, antwortete Luke hastig.
„OK. Sie ist da lang.“
Luke hatte mich schnell eingeholt. Ich war immer noch aufgewühlt und wollte nicht über dieses Thema sprechen, doch als ich seine Hand auf meiner Schulter spürte, beruhigte ich mich ein wenig.
„Reena?“
„Was ist?“, fragte ich barsch und drehte mich zu ihm um, „Wenn du mir auch die Wichtigkeit von Geschwisterliebe unter die Nase reiben willst, musst du dich hinten anstellen.“
„Beruhig dich erst mal“, bat er und musterte mich, „Du siehst echt fürchterlich aus, wenn du kurz vorm heulen bist.“
„Ich bin nicht kurz vorm heulen!“, entgegnete ich schrill und funkelte ihn wütend an.
Ich vermutete (und hoffte), dass er jetzt ebenfalls aus der Haut fahren und mich wieder allein lassen würde. So hätte er es früher gemacht: gewartet, bis ich mich wieder beruhigt hatte und dann das Gespräch wieder aufgenommen. Doch er verharrte auf dem Treppenabsatz vor mir. So schnell würde er nicht wieder verschwinden, also setzte ich mich trotzig auf die Stufen und schwieg.
Nach einer Weile setzte er sich neben mich, legte tröstend einen Arm um meine Schultern und sagte leise: „Du solltest dich bei Mabel entschuldigen.“
„Sie aber zuerst“, erwiderte ich schnippisch, „Sie hat überhaupt keine Ahnung, wovon sie da redet. Aber sie ist ja auch ein Einzelkind - ihre kleine Schwester zählt nicht. Woher soll sie wissen, wie es ist, von einer Schwester gehasst zu werden.“
Luke meinte: „Ich glaube, dass die Angst eben ein bisschen mit ihr durch gegangen ist. Stephens Brief hat uns alle geschockt, aber Mabel hat ein sanftes Gemüt und reagiert bei so was extremer als wir.“
„Sie ist einfach viel zu gutgläubig“, meinte ich, „Wie stellt sie sich das mit mir und Esther bitte vor? Bestimmt gar nicht.“
Luke nickte langsam: „Irgendwie hast du Recht. Wir können dich nur unterstützen, eine Lösung musst du allein dafür finden.“
„Dann gibt es keine. Du kennst uns beide.“
„Aber ich kenne dich von euch beiden am besten“, erklärte er und zwang mich, ihn anzusehen, „Und du wirst es mir vielleicht nicht abnehmen, aber ich glaube, dass dir deine Schwester irgendwo tief in deinem Innersten etwas bedeutet.“
Ich starrte Luke an, als hätte er den Verstand verloren.
„Guck nicht so“, lachte er, „Oder hast du eine bessere Erklärung, weshalb du gerade so fluchtartig den Raum verlassen hast?“
Ich fand keine Antwort auf diese Frage. Zu sehr wirbelten Lukes Worte meine Gedanken durcheinander. Esther sollte mir etwas bedeuten? Auch wenn es nur ein Bruchteil von dem war, was ich für andere Menschen empfand? Ich wusste es nicht. Ich konnte in erster Linie nur an Mum und Dad denken. Esther merkte es vielleicht nicht, aber sie liebten sie immer noch, auch wenn sie sich uns gegenüber wie ein Monster verhielt. Es würde ihnen das Herz brechen, wenn sie sich endgültig abwenden und auf die dunkle Seite gehen würde.
„Zum Glück sind jetzt Ferien“, murmelte ich und lehnte erschöpft meinen Kopf an seine Schulter. Diese ganze Aufruhr um Esther und die WfWs hatten mich ganz schön müde gemacht. Da war mir der Gedanke an 2 Wochen Schulfrei so willkommen wie eine heiße Dusche nach einem harten Quidditchtraining.


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