Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - Familien-Idylle

von Viola Lily

Doch auch ohne Unterricht hatte ich kaum Zeit, mir eine Lösung für das Esther-Problem zu überlegen. Mabel und ich vertrugen uns nach kurzer Zeit wieder, doch kaum war das geschehen, drückte sie mir als kleinen Freundschaftsdienst einen Stapel Bücher in die Hand und schickte mich zum Lernen. Ihrer Meinung nach konnte man mit dem Lernen für die Jahresabschlussprüfungen nie früh genug beginnen und es wurde jetzt Frühling. Während also die ersten wärmeren Tage anbrachen und an den Bäumen grüne Knospen wuchsen, hockte ich mit den anderen (oder im seltenen Fällen allein) im Gemeinschaftsraum und büffelte meine Theoriefächer. In den praktischen Fächern übten wir an uns gegenseitig die unterschiedlichsten Zauber, die wir noch nicht beherrschten. Es gab noch eine Menge Zauber, die ich aufholen musste, und der Gegenfluch und etliche Schutzzauber gehörten dazu.
Natürlich ging ich auch zum Quidditch-Training. In den Ferien hatten wir alle mehr Zeit als sonst. Am 1. Mai stand das letzte Spiel gegen Gryffindor an und Luke forderte uns, als würden wir gegen die Nationalmannschaft spielen. Wir hatten die letzten Spiele zwar gewonnen, aber Gryffindor hatte Hufflepuff im späteren Spiel platt gemacht und lag jetzt mit 600 Punkten ganz vorne. Wir hatten wiederum nur 480. Wir mussten Gryffindor mit deutlichem Punktevorstand besiegen, wenn wir den Hauspokal dieses Jahr unser eignen nennen wollten. Luke beschäftigte sich daher in den Ferien vor allem mit einer Spieltaktik, die gegen die Gryffindors wirksam war, denn die waren ohne Zweifel die stärksten Gegner dieses Jahres.
Was Patrick mir noch vor seiner Abreise wärmsten empfohlen hatte, vergaß ich jedenfalls nicht (und dabei ich vergesse vieles). Ich hatte es mir in den Kopf gesetzt, im Sommerorchester meines Onkels zu spielen und schickte über meine Mum einen Brief nach Bristol, der gleich zu Beginn der 2. Ferienwoche beantwortet wurde.
Ich saß mit den anderen beim Frühstück, als die Eulen in die große Halle schwebten. Als erstes landete die Familieneule der Trenors und hielt Mabel einen Brief hin. Diese klappte überrascht ihr Astronomie-Buch zu.
„Danke, Richard. Kann ich dir etwas Brot anbieten?“
Richard, ein alter Steinkauz, begnügte sich lieber mit einem warmen Würstchen und flog wieder davon. Mabel schüttelte den Kopf und entfaltete den Brief. Ihrem Gesicht nach war es zum Glück keine Hiobsbotschaft, so wie Stephen sie vor kurzem erhalten hatte.
„Ahaaaaaa“, quiekte sie plötzlich und fing an zu zappeln. Der arme Souta neben ihr hielt sich die Ohren zu und starrte sie entsetzt an.
„Wer hat denn bei dir den Schalter auf Glückliches Meerschweinchen umgelegt?“, jammerte er und wich jetzt ihren Händen aus, die wild wedelten.
Ich konnte mir nichts vorstellen, was Mabel zu einem glücklichen Meerschweinchen machen konnte. Ihre kleine Schwester Everilda war, wie geplant, im Januar zur Welt gekommen, noch ein Geschwisterkind konnte also nicht drin sein. Vielleicht hatten ihre Eltern ja einen Sommerurlaub auf Hawaii geplant. Da wollte sie immer schon mal hin.
Mit hoher Stimme antwortete sie: „Mein Vater ist befördert worden.“
„Und was heißt das?“, hakte ich nach, „Ich hätte 'nen Grund zum quieken, wenn mein Dad befördert werden sollte.“
„Ich war ja auch noch nicht fertig“, sagte sie und erklärte hastig, „Durch die Beförderung können wir uns endlich die Wohnung über unserer leisten. Ich krieg 'ne eigene Wohnung!“
Wieder fing sie an zu jubeln, betrachtete den Brief und jubelte weiter, was unserer Ecke einen ziemlichen Aufmerksamkeitsfaktor in der großen Halle einbrachte. Nicht wenige Schüler hatten sich neugierig oder genervt zu uns umgedreht und beäugten das glückliche Meerschweinchen.
OK, ich musste zugeben, das war schon ziemlich geil. Eine eigene Wohnung zu bekommen musste echt irre sein und ich konnte nicht anders als ein kleines bisschen eifersüchtig auf Mabel zu sein. Ich war bis zu meinen Auszug (der sonst wann sein würde) gezwungen, mir ein Zimmer mit Abigail zu teilen. Und ihr wurde einfach mal eine komplette Wohnung zur Verfügung gestellt, die sie sich bestenfalls in ein paar Jahren mit ihrer kleinen Schwester teilen müsste.
Ich wollte gerade eine Einweihungsparty vorschlagen, als die Eule der Woods neben mir landete und Luke einen Brief überbrachte. Das war nicht weiter überraschend, seit seinem Unfall im Oktober bekam er öfters als sonst Post von zu Hause. Doch während er den Brief las, verriet seine Mimik, dass wieder irgendwas nicht in Ordnung war. Erst runzelte er die Stirn, wenig später weiteten sich seine Augen ein wenig und als er fertig war mit Lesen, starrte er fassungslos den Brief an.
„Hey“, fragte ich besorgt und nahm seine Hand, „Was ist passiert?“
Die anderen hatten ebenfalls mitbekommen, dass etwas nicht stimmte. Sogar Mabel hatte sich wieder gefangen und hörte auf, herum zu zappeln.
„Meine Mum“, sagte er leise und sah auf, „Sie musste ins Krankenhaus.“
Eine unangenehme Spannung entstand. Wir wussten alle, dass Lukes Mutter hochschwanger war, und dass sie jetzt im Krankenhaus war, konnte gutes aber auch schlechtes bedeuten. Seinem Gesicht nach allerdings nichts Gutes.
„Die Zwillinge“, sprach er weiter und seine Stimme zitterte, „Es- es gab Komplikationen bei der Geburt.“
Augenblicklich bildete sich ein dicker Kloß in meinem Hals. Auf dem letzten Hogsmeade-Ausflug war seine Mutter gerade in den 7. Schwangerschaftsmonat gekommen, seitdem sind gerade mal 4 Wochen vergangen.
„Sie kamen zu früh“, stellte ich flüsternd fest.
Luke hielt sich eine Hand an die Stirn, nickte gequält und ergänzte leise: „Ungefähr 10 Wochen. Und Dad schreibt, dass sie sich in einem kritischen Zustand befinden. Wenn ich kann, soll ich nach Hause kommen, damit sich jemand um Cassandra kümmern kann.“
Mabel, die vor ein paar Sekunden noch das glücklichste Mädchen (Entschuldigung: Meerschweinchen) in der Halle war, hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund und Ammy fing an, ängstlich auf ihren Fingernägeln zu kauen.
„Und was jetzt?“, wollte Dustin wissen, „Mann, du musst sofort zu ihnen.“
Luke schüttelte den Kopf: „Ich kann doch nicht einfach aus Hogwarts verschwinden.“
Dustin ließ nicht locker: „Natürlich kannst du. Wir haben Ferien und wenn du Professor Boot alles erklärst, gibt er dir bestimmt sein OK.“
Ich fügte hinzu: „Wenn's was ernstes ist, machen die Lehrer immer eine Ausnahme.“
Ich erhob mich und nahm Luke an der Hand. Er selbst war zu sehr in Gedanken versunken und ließ sich von mir mit ziehen. Dustin bot ebenfalls an, uns zu begleiten, was ich dankend annahm. Professor Boot befand leider nicht am Lehrertisch, weshalb wir den Weg hinauf ins Lehrerzimmer einschlugen. Dort berichteten wir kurz und knapp, was geschehen war und zu unserer Erleichterung war Professor Boot einverstanden, Luke nach Hause zu lassen.
„Unter der Bedingung, dass sie zum 1. Schultag wieder zurück sind. Kommen sie zur Abreise gleich in mein Büro.“
Luke brauchte nur 10 Minuten, um das nötigste in einen Rucksack zu packen und ins Büro unseres Hauslehrers zu rennen. Dieser hatte den Kamin bereits vorbereitet, damit Luke durchs Flohnetzwerk auf den schnellsten Weg nach Hause kam. Dustin und ich verabschiedeten uns von ihm vor der Tür. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und seine Hände waren kalt, als ich sie in meine nahm.
„Mach dir keine Sorgen. Wenn alle Woods so stark sind wie du, werden deine Brüder schnell wieder auf dem Damm sein“, versprach ich und umarmte ihn fest, „Alles wird gut.“
„Schafft ihr das Quidditch-Training ohne mich?“
Ich nickte: „Klar. Damit haben wir ja schon Erfahrung.“
„Schade dass du nicht mitkommen darfst“, entgegnete er mit dünner Stimme, „Ein bisschen Unterstützung wäre gut.“
Bevor wir uns voneinander lösten, küssten wir uns lange, bis sich Dustin vernehmlich räusperte. Schnell verabschiedeten sich auch die beiden Jungs voneinander.
„Halt die Ohren steif, Kumpel“, verlangte Dustin.
Luke nickte: „Das werde ich. Tust du mir den Gefallen, und wirfst ein Auge auf Lauren? Sie bringt sich doch so gern in Schwierigkeiten.“
Dustin grinste scheel, als ich empört nach Luft schnappte. Luke lächelte mild, kniff mir als Entschuldigung liebevoll in die Nase und lief dann mit schnellen Schritten ins Büro von Professor Boot.
„Bis nächste Woche.“
Dann schloss er die Tür und war verschwunden.
„Und weg war er“, kommentierte Dustin und ließ seine Hände in den Hosentaschen verschwinden.
Wir drehten uns um und machten uns auf den Weg zurück in die große Halle. Wir schwiegen eine Weile, weil ich in Gedanken immer noch bei Luke und seinen Brüdern war. Wie schlimm waren Frühgeburten? Wie hoch war die Ãœberlebenschance bei Zwillingen? Und wie ging es überhaupt seiner Mutter?
Ich wurde von Dustins Stimme aus den Gedanken gerissen.
„Die Woods tun mir Leid“, sagte er und kickte einen kleinen Stein über den Gang, „Es ist gerade mal ein halbes Jahr her, dass Luke halbtot im St.-Mungo lag und jetzt sind es gleich zwei Babys, um sie sich sorgen müssen.“
Das hob die Stimmung nicht unbedingt, aber ich entgegnete: „Sieh's doch von der positiven Seite: Luke hat sich wieder erholt. Ich glaube, dass die Babys das auch tun werden. Wir müssen ihnen nur ein bisschen Zeit geben.“
„Leg du dich solange bitte nicht mit Esther an, ok. Ich will ihm seine Freundin in einem Stück wieder geben.“
Ich blähte beleidigt die Wangen auf. Als ob ich nicht selbst auf mich aufpassen könnte. Aber den Kommentar behielt ich für mich und so legten wir den Rest des Weges schweigend zurück. Die große Halle war deutlich leerer geworden, doch unsere Freunde saßen immer noch am Tisch und warteten auf uns.
Und noch jemand wartete.
„Pfiffels“, rief ich erfreut und streichelte meinen Uhu.
Pfiffels war etwas mürrisch, weil er so lange auf mich warten musste. Er wedelte mit dem Kopf und drückte mir so den Brief in die Hand, der in seinem Schnabel lag. Er zerknitterte dadurch, aber als Entschädigung stopfte ich Pfiffels einen Toast in den Schnabel und hob ihn hoch, damit er besser davon fliegend konnte.
Meine Gedanken waren zwar immer noch bei Luke und seinen Eltern, doch als ich den Brief öffnete und sah, wer da geschrieben hatte, hellte sich meine Mine augenblicklich auf.

Liebe Lauren,
ich hoffe, es geht dir gut und dass du deine Ferien genießt. Du lernst hoffentlich auch, denn schließlich stehen bald Jahresabschlussprüfungen an. Es wäre durchaus angebracht, wenn du diesmal mit besseren Noten nach Hause kommst als letztes Jahr.
Jetzt zum eigentlichen Grund, warum ich dir schreibe: dein Onkel George hat sich sehr über dein Interesse am YOB gefreut und mir gleich eine Anmeldung geschickt. Ich habe sie auch einmal überflogen und ließ sie dir auch mit Jeremy durch. Die wollen nämlich wissen, wie er z.B. erreichbar ist und so was... . Was Jugendorchester halt wissen wollen.
Wenn du sie ausgefüllt hast, schick sie bitte wieder zu uns nach Hause, ich glaube nicht, dass sich George über einen Uhu in seinem Wohnzimmer freuen würde.
Desweiteren wünsche ich dir viel Erfolg und streite dich nicht zu viel mit deinen Geschwistern. GrÃ¼ß Luke von uns.
Mama


Ungeduldig überflog ich den zweiten Zettel, auf dem in großen Lettern Young Orchestra of Bristol - Aplication form summer 2021 stand. Ich war so glücklich wie Mabel, als sie ihren Brief geöffnet hatte und konnte es gar nicht abwarten, das Formular auszufüllen.
„Was ist das?“, wollte Dustin wissen und guckte neugierig über meine Schulter auf das Formular.
Ich wollte kein Geheimnis aus meinen Sommerplänen machen und sagte gelassen: „Meine Anmeldung für das Jugendorchester in Bristol. Ich will da diesen Sommer mit machen.“
„Hä?“, machte Dustin und hob skeptisch eine Augenbraue, „In was für einem Laden machst du mit?“
„Ist das nicht logisch?“, hakte ich nach und faltete das Formular zusammen, „Viele Jugendliche treffen sich, erarbeiten unter der Leitung und Aufsicht von professionellen Musikern ein ganzes Konzertprogramm und spielen das dann vor Publikum. Sonst noch was?“
„So etwas, was du hier in Hogwarts schon bei Professor Flitwick machst?“
„Nicht so ganz“, meinte ungeduldig. „Hier spielt jeder mit, der eine Blockflöte halten kann. In Bristol sind es Leute, die einfach etwas besser spielen.“
„Du hast aber schon bedacht, dass das alles Muggel sind, oder?“
„Ja“, antwortete ich knapp und guckte in die skeptischen Gesichter meiner Freunde, „Mensch, was habt ihr denn? Das sind nicht mal zwei Wochen und ich bin alt genug, um mich unter Kontrolle zu haben.“
Stephen schüttelte lachend den Kopf und legte seinen Arm brüderlich über meine Schultern: „Versteh' und doch, Lorrels. Wir kennen so was nicht und haben auch keinerlei Vorstellung davon, wie es bei so etwas abgeht, aber ich weiß, dass du da deinen Spaß haben wirst.“
„Na, ob das gut geht“, kommentierte Dustin und grinste mit einem Mundwinkel, „Du umgeben von Muggeln. Und dann taucht Esther auf.“
„Oh ja“, murmelte ich und mein Blick schweifte unauffällig zum Slytherin-Tisch rüber. Esther und ihre Freunde erhoben sich gerade. Ich beobachtete, wie sie aus der großen Halle spazierten und den Weg in den Innenhof einschlugen. Ich sah ihnen nach, bis sie um eine Ecke gingen und aus meinem Sichtfeld verschwanden. Grübelnd biss ich mir auf die Unterlippe. Ich hatte sie immer noch nicht zur Rede gestellt. Und das Luke heute abreisen musste, machte mir nicht gerade Mut.
„Ach, was solls.“
Entschlossen faltete ich das Formular zusammen und steckte es in meine Pullovertasche.
„Was soll was?“, hakte Stephen nach und runzelte angesichts meiner Mine die Stirn.
Ich ging nicht auf seine Frage ein und sagte: „Ihr könnt ruhig schon mal hochgehen und mit Verteidigung anfangen.“
„Und du?“
„Ich habe noch etwas zu erledigen“, verkündete ich leicht genervt und sah zu, dass ich fort kam.
„Brauchst du Rückendeckung?“, rief mir Stephen durch die halbe Halle nach.
Im Umdrehen brüllte ich zurück: „Nein danke, ich bin schon groß.“
Ich wirbelte schnell wieder herum, sonst wäre ich nicht nur ein zwei Drittklässlerinnen rein gelaufen, sondern hätte auch die zweifelnden Blicke meiner Freunde über mich ergehen lassen müssen. Mit großen Schritten lief ich aus der Halle und sammelte mich kurz, um Kraft für mein Vorhaben zu sammeln. Dann betrat ich den Innenhof und suchte meine Schwester.
Esther saß mit ihren Freunden auf einer Bank im überdachten Gang. Manson und ein anderer Junge warfen Steine durch die hohen Bögen hinaus in die Landschaft und versuchten kurz darauf, sie mit Zaubern zu treffen. Esther saß mit Besty und einem anderen Mädchen (ich glaube, ihr Name war Tina) da und guckte dem Treiben der Muskelprotze zu.
„Esther!“, rief ich.
Die angesprochene drehte sich um und guckte grimmig, als sie mich erkannte. Ãœbertrieben genervt schnalzte sie mit der Zunge und erhob sich. Die Jungs ließen von ihren Zielübungen ab und Besty und Tina richteten sich gespannt auf.
„Was willst du denn?“, fragte Esther abfällig und schaute von oben auf mich herab, „Hat Woody etwa Schluss gemacht? Brauchst du 'ne Schulter, an der du dich ausheulen kannst?“
„Sehr witzig“, zischte ich, „Wir müssen uns unterhalten.“
Ihrem Blick nach konnte sie für den Bruchteil einer Sekunde nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Doch ehe ich blinzeln konnte, hatte sich ihre Mine wieder versteinert.
„Ich wüsste nicht, worüber wir uns unterhalten sollten“, entgegnete sie leise.
Misstrauisch kniff sie ihr rechtes Auge zusammen (was Mum im Übrigen auch öfter machte).
„Tu uns einfach den Gefallen“, erwiderte ich unerschrocken, „Und es wäre prima, wenn du dafür mal deine Wachhunde wegpfeifen würdest.“
Manson knurrte drohend und richtete in gewohnter Manier den Zauberstab auf mich. Ich hatte aufgehört zu zählen, wie oft sich mir dieser Anblick schon geboten hatte - auf jedem Fall häufig genug, sodass ich mich nicht davon provozieren ließ. Esther spürte die erwartungsvollen Blicke ihrer Freunde auf sich. Ich rechnete nicht damit, dass sie meiner Bitte nachgehen würde, doch zu meiner Ãœberraschung ließ sie sich tatsächlich darauf ein.
„Ich mach das schon“, sagte sie zu ihren Freunden.
Manson, Besty und die anderen durchbohrten mich mit ihren feindseligen Blicken, und Manson hatte immer noch den Zauberstab erhoben, als Esther und ich uns ein paar Schritte von ihnen entfernten.
Sie verschränkte die Arme. Ich wusste, sie würde mir nur zuhören, wenn ich gleich auf den Punkt kommen würde. Und ausgerechnet jetzt hatte ich keine Ahnung mehr, wo ich am besten anfangen sollte. Ein falsches Wort und sie würde wieder gehen, und damit hätte ich meine Chance vertan.
„Ich weiß das mit dir und den WfWs“, flüsterte ich scharf und so leise, dass nur Esther es hören konnte.
Augenblicklich erstarrte sie. Ihre mürrischen, braunen Augen ruhten auf meinen und je länger dieser Blickaustausch dauerte, umso angespannter wurde die Luft zwischen uns.
„Hast du mir etwa nach spioniert?“
„Nicht freiwillig, ich hab schließlich besseres zu tun“, meinte ich schnell und fügte hinzu, „Auf der Party hab ich durch Zufall Mansons und dein Gespräch mitbekommen. Ich nehme an, dass wir beide uns darüber im Klaren sind, was das für eine Organisation ist?“
Ich hatte einen wunden Punkt bei ihr getroffen. Esther schien das so aus der Bahn zu werfen, dass sie mich eine Zeit lang starr vor Schreck ansah und nicht wusste, was sie sagen sollte. Plötzlich machte sie auf dem Absatz kehrt und wollte gehen. Überrascht und wütend zugleich guckte ich auf ihren Hinterkopf. Sie wollte einfach so abhauen? Oh nein, nicht mit mir, Fräulein. Aus reinem Impuls schloss ich schnell zu ihr auf, packte sie an der Schulter und riss sie zu mir herum.
„Autsch!“, machte sie und fiel fast hinten über, „Sag mal, willst du heute noch sterben oder was ist in dich gefahren?“
Sie holte ihren Zauberstab hervor, doch während dieser Handlung war ich einen Schritt auf sie zugegangen. Unsere Gesichter waren jetzt nur noch eine Hand breit voneinander entfernt. Mein Herz machte einen Satz. Es musste Jahre her sein, als wir uns das letzte mal so nahe waren.
„Ich nehme an, dass wir beide uns darüber im Klaren sind, was das für eine Organisation ist?“, wiederholte ich meine Worte mit Nachdruck.
Esther hob ihr Kinn und erwiderte knapp: „Reine Ansichtssache.“
So ruhig ich konnte, sprach ich weiter: „Weißt du auch, wie Mum und Dad das sehen?“
Esther hob drohend den Finger: „Wehe, du erzählst ihnen davon.“
„Hatte ich nicht vor“, warf ich schnell ein und fuhr im Plauderton fort, „Und - ehrlich gesagt, mir ist es herzlich egal, ob du deine Zukunft weg schmeißt oder dich vielleicht noch eines besseren besinnen solltest. Du bist alt genug und von mir lässt du dir ja eh nichts sagen. Doch bevor du dich endgültig für die WfWs entscheiden solltest: tu unseren Eltern den Gefallen und erkläre ihnen warum! Denn darauf haben sie ein Recht.“
Esther presste ihre Lippen aufeinander und sah mich an, als hätte sie auf eine Zitrone gebissen. Keine Ahnung, was in ihrem Kopf vorging, aber immerhin: dass sie nicht alles abstritt, war doch schon mal ein Anfang.
Nach ein paar Sekunden öffnete sie wieder den Mund und grummelte: „Sollte noch jemand davon wissen, bringe ich dich eigenhändig um!“
Ich schenkte ihr ein müdes, fast schon arrogantes Lächeln: „Tu das ruhig. So oft wie du mich schon umbringen wolltest... .“
„Keine Sorge, irgendwann mach ich meine Drohung wahr. Dass du mir die Nase gebrochen hast, habe ich immer noch nicht vergessen.“
Sie war wirklich kurz davor, mir an die Gurgel zu springen. Vorsichtshalber umklammerte ich meinen Zauberstab, der sich in meinem Ärmel befand, doch im letzten Moment wirbelte sie auf dem Absatz herum und rauschte zurück zu ihren Freunden.
Ich atmete erleichtert aus. Ich hatte mit Esther geredet und war noch ganz. Wenn das mal kein Erfolg war. Nervös lächelte ich und drehte mich um, um in den Gemeinschaftsraum hoch zu gehen. Ich wollte so schnell wie möglich meinen Freunden davon berichten, wie gut alles gelaufen war... .
Doch dann musste ich wieder mal am eigenen Leibe erfahren, dass man den Tag nicht vor dem Abend loben sollte: ich war keine 5 Schritte gegangen, als mich ein Fluch von den Füßen riss, ich unsanft auf dem Rücken landete und 6 Meter über den Boden schlitterte. Keuchend versuchte ich mich aufzurichten, doch ich war ausgerechnet auf dem Steißbein gelandet und sah eine Zeit lang nur noch Sternchen. Verdammt, so schlimme Schmerzen hatte ich das letzte mal, als ich zu Hause mit dem Fuß umgeknickt und die Treppe runter gefallen war - was ich im Ãœbrigen ebenfalls Esther zu verdanken hatte.
Ich stützte mich auf meine Ellbogen und versuchte durch die Sternchen in die Richtung zu sehen, aus der der Fluch gekommen war. Meine Schwester und ihre Freunde waren immer noch an der Bank, doch es war nicht Esther, die mit erhobenem Zauberstab da stand, sondern Manson. Und erstaunt stellte ich fest, dass Esther nicht weniger überrascht war als ich.
Doch das war`s auch.
„Das war für die Wachhunde, Frau Baronin.“
Manson lachte und gab seinem Kumpel einen High-Five. Wäre mein Rücken nicht taub vor Schmerzen gewesen, hätte ich ihnen gern mein komplettes Fluch-Arsenal auf den Hals gejagt. Doch das - oder so etwas ähnliches - erledigte jemand anderes für mich.
Ich hörte einen empörten Aufschrei. Es war Besty, und als ich sie ansah, war sie über und über mit bunter Farbe bekleckert. Ihre Haare waren auf der einen Seite grün, am Hinterkopf lila und auf ihrer Brust explodierte gerade eine Bombe voller pinker Farbe, die sich fürchterlich mit ihrem neongelben Pullover biss. Keine Sekunde später erging es den übrigen Slytherins nicht anders. Von allen Seiten wurden sie mit kleinen, bunten Bomben beworfen, die um sie herum explodierten und mit Farbe bespritzten. Die Szene erinnerte mich an Paint Ball. Manson bekam sogar eine große, rote Bombe mitten ins Gesicht, worüber ich innerlich jubelte.
Und plötzlich sprangen die Urheber dieser Farb-Katastrophe in mein Blickfeld. Ich war völlig baff, denn es waren die drei größten Unruhestifter, die derzeit die Schule heimsuchten (abgesehen von James und Arnold): Oliver, Charlie und Ellis.
Jeder meiner Brüder hatte noch dutzende dieser Bomben auf dem Arm und sie bewarfen unablässig die kreischenden und um sich schlagenden Slytherins. Manson feuerte ein paar Flüche ab, doch erstens waren die Drillinge so schnell, dass er sie verfehlte, oder - und dass sah ich auch erst jetzt - sie wurden von einem Protego beschützt, den Abigail, die etwas abseits stand, herauf beschworen hatte.
Ich war von dieser ganzen Szene so überfordert, dass ich meine Rückenschmerzen kurz vergaß und mich auf die Knie hoch schob, um einen besseren Blick zu haben. Tina und Besty hatten schon längst das Weite gesucht und Esther hatte sich ebenfalls aus dem Kreuzfeuer gerettet, doch die Jungs versuchten noch immer, die Drillinge zu verfluchen. Der Protego von Abigail war jedoch erstaunlich wirksam und zielsicher. Ruhig stand sie da und behielt die Jungs genau im Blick. Es war ein ungewohntes Bild von ihr.
Eigentlich fehlte nur noch eine, um das Familien-Idyll komplett zu machen. Doch Rebbecca ließ nicht lange auf sich warten. Mit erhobenem Zauberstab rannte sie an mir vorbei, gefolgt von einer Quaffelgroßen Wasserbombe voller pinker, glitzender Farbe und schrie ein lautes „In Deckung“, zu den Drillingen. Dann schleuderte sie mit Hilfe ihres Zauberstabs die Bombe mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, auf die beiden 2-Meter-Typen und traf voll ins Schwarze.
Es gab an den Slytherins jetzt keinen Flecken mehr, der nicht über und über mit Farbe bespritzt worden war (oder glitzerte) und endlich sahen auch die beiden zu, dass sie davon kamen. Nur Esther stand noch am Ende des Ganges, fassungslos und nicht im Stande, es mit dieser Übermacht auf sich zu nehmen.
„Wie schön“, bemerkte Abigail etwas melancholisch und ließ den Zauberstab sinken, „Alle Brodericks wieder vereint.“
Rebbecca stemmte die Hände in die Seiten und baute sich zu ihrer vollen Größe auf: „Wenn deine Macker noch mal bunt sehen wollen, sollen sie Bescheid geben. Sag ihnen das, Esther!“
„Ja“, pflichtete Charlie ein und grinste spitzbübisch, „Wir werden uns auch alle Mühe geben.“
Ellis fügte hinzu: „Und sollte dieser Affe noch mal so eine feige Aktion gegen Laura starten, wird es nicht nur bei Farbe bleiben.“
„Wir haben noch besseres auf Lager“, schloss Oliver ab und streckte Esther die Zunge raus.
Diese guckte mich ein letztes mal an und lief davon.
„Schade“, hörte ich Abigail sagen, „Ich wollte doch noch ein Familienfoto machen.“
Mit zusammen gebissenen Zähnen schaffte ich es endlich, auf die Beine zu kommen. Meine Geschwister liefen auf mich und guckten mich abwartend und neugierig an.
„Ihr ward genial!“, lobte ich und sah jeden einzeln an.
„So sind nun mal“, meinte Oliver locker und die Drillinge klatschten sich ab.
„Aber...“, fing ich an.
„Abby hat uns alarmiert“, erklärte Rebbecca schnell und zeigte auf Abigail, die ihre Brille zurecht rückte.
„Ernsthaft?“
„Oh ja“, sagte sie, „Esther hatte mit dir noch eine Rechnung offen und als ich gesehen habe, dass du ihr nach bist, hab ich der Kavallerie das Signal zum Angriff gegeben.“
„Bevor du fragst“, ergänzte Oliver, „Wir haben immer ein paar dieser Bomben dabei. Man kann ja nie wissen... .“
„Fantastisch“, hörte ich mich murmeln, „Habt ihr die selber gemacht?“
Ellis sagte: „Nur den großen mit dem Glitzer. Die anderen stammen aus dem Weasley-Sortiment.“
So langsam konnte ich wieder normal stehen und streckte mich aus. Ich spürte förmlich, wie meine Wirbelsäule ächzte und quietschte.
„Ich hoffe für euch, dass die Farbe so schnell nicht wieder raus geht.“
Rebbecca grinste gemein: „Jedenfalls nicht mit normalen Shampoo. Esther wird mindestens zwei Wochen so rum laufen.“
Der Gedanke daran, dass Manson 2 Wochen mit glitzernden, pinken Haaren herum laufen würde, war wenigstens ein kleiner Trost.
„Das war auf jedem Fall eine coole Aktion von euch. Ich hätte, ehrlich gesagt, mit jedem gerechnet aber nicht mit euch.“
Die Drillinge zuckten zeitgleich mit den Schultern.
Oliver sagte: „Es war ein cooler Streich.“
„Ja, und Spaß hat`s auch gemacht.“
„Außerdem musste denen mal jemand in den Arsch treten.“
„Ellis“, fuhr ich letzteren leicht an und hob eine Augenbraue, „Hau das Wort mit A aber nicht zu Hause raus. Du weißt, wie Mum auf so was reagiert.“
Rebbecca beugte sich vor und sprach leise: „Mum würde auf das, was hier so zwischen uns abgeht, bestimmt noch krasser reagieren.“
Ich lachte leicht. Wo sie Recht hat, hat sie Recht.
„Kein Ding, haben wir doch gern gemacht“, sagte Abigail nun, „Manson ist ein Feigling, Esther eine arrogante, dumme Kuh und wenn wir uns entscheiden müssten, wem wir helfen sollten, dann ja wohl dir. Du bist immerhin die Schwester, die Frieden stiften will, und kein Unheil.“
Hatte ich mich verhört? Ich lachte trocken.
„Ich und Frieden?“, wiederholte ich, „Ich habe euch immer nur angebrüllt.“
„Nur, wenn wir uns vorher schon gegenseitig angebrüllt haben“, meinte Rebbecca, „Und das gehört dazu, wenn man Geschwister hat. Genauso, wie es dazu gehört, sich gegenseitig zu helfen, wenn es nötig ist.“
Und wieder hatte sie Recht. Warum war ich gleich in Ravenclaw? Warum musste sich Rebbecca mit den Drillingen in Gryffindor herum schlagen?
Ich schüttelte den Kopf - und hätte es am liebsten wieder gelassen. Ein spitzer Schmerz fuhr wieder durch meinen Rücken und verkündete, dass ich immer noch eine Wirbelsäule wie ein Krüppel hatte.
„Naja, nichts für ungut“, sagte ich deshalb und hob zum Abschied die Hand, „Ich würde jetzt gern hochgehn`. Danke noch mal. Und es wäre nett, wenn diese kleine Auseinandersetzung-.“
„Wirklich, nur ganz klein!“, meinte Charlie sarkastisch.
„- unter uns bleiben würde.“
„Zu spät“, meinte Abigail nur und nickte in die Richtung des kleinen Hofes.
Ich lachte verbittert, als ich dort Eliza Cornfood sah. Neben ihr stand ein weiteres Mädchen. Wohl auch von der Schülerzeitung, denn sie hielt ihren Blick stirnrunzelnd auf ihre Kamera gerichtet. Ein närrisches Grinsen spiegelte sich auf Elizas Lippen wieder und neben ihr schwebte die Flotte-Schreibe-Feder.
„Cool“, meinten die Drillinge wie aus einem Mund und fuhren sich synchron durch die Haare, „Wir kommen in die Zeitung.“


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Der Hobbit 3
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Ich habe Angst vor Spinnen. Ich hasse sie. Wie Ron.
Rupert Grint