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Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - 2 Mütter

von Viola Lily

Wotcha!
Das Kapitel sollte eigentlich eher kommen, aber es kam so viel in den letzten Wochen dazu, dass die Fertigstellung immer länger gedauert hat.
Sorry >.<

_____________________________________


Madam Pince hatte Souta längst aus der Bibliothek geschmissen, schließlich war es schon nach 8. Er saß vor der geschlossenen Tür auf einer Bank und blätterte im Schein seines Zauberstabs in einem Buch. Zwei weitere lagen neben ihm, und den dreckigen Einbänden nach mussten sie sehr, sehr alt zu sein.
Er sah auf, als wir uns ihm näherten.
„Habt ihr was raus gefunden?“, erkundigte er sich neugierig.
„Nur so viel, dass Esther hinter all dem steckt“, antwortete ich außer Atem, „Leider können wir das nicht beweisen. Meine einzige Chance ist es, bis Morgen diese Flaschen zu finden.“
Souta hob einen Zeigefinger und bat um unsere Aufmerksamkeit: „Ich habe auch etwas gefunden. Ein Spruch, der uns vielleicht weiter helfen könnte. Der gewöhnliche Aufspürzauber Quaero ist uns allen bekannt, aber der ist zu schwach.“
„Was ist mit dem Accio-?“, fragte Luke dazwischen, doch Souta brach ihn unwirsch ab.
„Dasselbe Problem. Ich habe keine Ahnung, wie diese Flaschen aussehen. Aber ich habe noch eine andere Möglichkeit gefunden. Es gibt noch den Flavus Filum-Zauber. Der ist schwerer als der normale Quaero, aber dafür findet der wirklich alles. Es ist wie mit dem Alohomora. Der kann quasi alles öffnen, aber nur, wenn es nicht mit einem Fluch verschlossen wurde - in dem Fall bräuchte man einen mächtigeren Zauber. So in etwa ist es auch mit den Aufspürzaubern: Der Quaero sucht, der Flavus Filum findet.“
„Das klingt ja alles ganz fabelhaft, aber-.“
„Ganz fabelhaft?“, unterbrach mich Luke erstaunt, „Das ist Stoff, den wir in der Schule gar nicht lernen.“
Ungeduldig starrte ich Luke an. So waren sie nun mal, die Ravenclaws: drehten bei jeder außergewöhnlichen, wissenschaftlichen Erkenntnis sofort am Rad.
„Jajaja“, jammerte ich genervt, „Meinetwegen können wir zu Ehren von Soutas überdimensionalen Intelligenz-Quotienten auch einen Butterbierkasten opfern. Weißt du, wie er geht?“
Souta schien mit seinen Gedanken bei dem Kasten Butterbier zu sein. Er blinzelte überrascht, als ich ihn direkt auf den Flavus Filum-Zauber ansprach.
„Steht alles hier drin“, meinte er knapp und hielt das Buch hoch, „Aber der ist echt nicht ohne. Ein bisschen Zeit könnte ich gebrauchen.“
Ich dachte kurz nach und sagte dann: „OK, dann lass uns das oben im Turm machen. Nichts für ungut, James, aber gleich ist Sperrstunde und ich will mich heute Abend nicht noch mit irgendwelchen Vertrauensschülern herum ärgern. Professor Maddoxx reicht mir schon.“
James nickte. Er schien vor einer schweren Entscheidung zu stehen, denn immer wieder guckte er von Luke zu Souta. Schließlich überreichte er mir die Karte des Rumtreibers.
„Ich leihe sie dir“, sagte er leise, „Du weißt ja, wie man mit ihr umgeht. Vielleicht kannst du die noch gebrauchen.“
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, als ich die Karte entgegen nahm. Ich stammelte irgendwas von Dankeschön und gut aufpassen. Dann trennten sich unsere Wege und James kehrte in den Gryffindor-Turm zurück.

Wir saßen bis tief in die Nacht hinein in einer Ecke des Gemeinschaftsraums und versuchten, irgendeinen Profit aus dem Flavus Filum-Zauber zu schlagen, doch außer einer Weihnachts-Postkarte, die ein grauenhaft schiefes Stille Nacht, Heilige Nacht vor sich hin säuselte, fanden wir nichts. Nicht einmal etwas, das ansatzweise wie eine Flasche aussah. Souta tat echt alles, was sein Talent hergab und Stephen, dessen Zauberkünste ebenfalls nicht ohne waren, probierte es so lange, bis sein Zauberstab rauchte. Derweil blätterten Luke und ich uns durch alle möglichen Zaubertränke-Bücher, in der Hoffnung, ein Bild zu finden, auf dem eine Flasche Achtschläfer-Milch abgebildet war. Mabel, Ammy und Dustin leisteten uns in den ersten Stunden noch Gesellschaft, halfen uns beim Durchforsten der Bücher oder lernten für die Prüfungen.
Irgendwann schlief Ammy jedoch auf einem Sofa ein, und bevor Dustin ihr mit Tinte einen Schnurrbart malen konnte, weckte Mabel sie und sie gingen gemeinsam hinauf in den Schlafsaal. Da war es halb 1 gewesen. Mittlerweile war es halb 2 und Dustin war ebenfalls schlafen gegangen. Souta hatte es sich in den Kopf gesetzt, das Geheimnis des Flavus Filum-Zaubers zu lüften, doch ihm stand die Müdigkeit ebenfalls in Gesicht geschrieben. Als er nach einem unkonzentrierten Versuch beinahe die blauen Vorhänge der Fenster anzündete, machte auch er sich auf den Weg ins Bett.
Ich war zwar auch nicht mehr die fitteste, doch ich dachte nicht im Traum daran, ins Bett zu gehen. Und zu meiner Erleichterung schienen das Stephen und Luke ebenfalls zu denken. Letzterer war mittlerweile auch dazu übergegangen, den Zauber zu probieren, doch wie Souta oder Stephen zuvor gelang es auch ihm nicht.
„Das ist doch nicht fair“, heulte Stephen nach einem weiteren missglückten Versuch und ließ sich in einen Sessel fallen, „Bei allem guten Willen, Lorrels, aber ich kann langsam nicht mehr.“
Bisher war aus seinem Zauberstab immerhin schon das hellgelbe Licht erschienen, das, laut der Beschreibung im Buch, dem Beschwörer mit Hilfe eines Fadens zu seinem Ziel leiten sollte. Doch Stephens Faden schaffte es nicht einmal bis zur Tür des Gemeinschaftsraumes.
Ich selbst hatte mich den ganzen Abend über nicht an den Zauber heran getraut. Ich hatte schon im Voraus geahnt, dass es dieser Zauber zu hohe Magie für mich war. Doch jetzt, wo ich die frustrierten Gesichter meiner beiden Freunde guckte, rappelte ich mich auf und griff nach dem Buch der Zaubersprüche. Schnell fand ich den Absatz, in dem genau beschrieben wurde, wie der Flavus Filum herauf beschwört werden musste:

Im Jahre 1789 entwickelte der österreichische Zauberer Sebastian Silbereisen (1758 - 1822), nachdem ihm seine Frau Adelheid verlassen hatte, einen neuen Aufspürzauber.
Adelheid Silbereisen war ebenfalls eine sehr begabte Hexe und verbarrikadierte sich nach einem Streit in einer einsamen Berghütte in Oberösterreich. Der übliche Quaero war durch die Bannflüche kein Mittel zum Zweck, doch Sebastian Silbereisen liebte seine Frau so sehr, dass er Tag und Nacht über einen anderen Weg nachdachte, seine Frau zu finden und zurück zu erobern. Doch erst nach 2 Monaten gelang es ihm, den Flavus Filum-Zauber zu entwickeln.
Er fand Adelheid Silbereisen. Sie, die zuvor noch wegen einer Meinungsverschiedenheit hinsichtlich ihrer Talente abgehauen war, war von Sebastian Silbereisen neuer Entdeckung zutiefst angetan. Als er ihr dann auch noch einen Strauß Blumen schenkte und ihr die Widmung für diesen Zauber zusprach, begleitete sie ihn wieder zurück nach Wien, wo sie bis zu ihrem Tod zusammen lebten.
Der Flavus Filum findet alle Dinge, jedes Wesen, jeden Ort und Menschen. Die Hexe oder der Zauberer muss einfach dem heraufbeschworenen, gelben Faden zu folgen. Man braucht nicht einmal die Vorstellung oder das Bild des Objekts, welches man zu finden ersehnt. Er scheitert nur an Dingen, Wesen, Orten und Menschen, die durch einen extrem starken Bannfluch versteckt wurden (s.S. 127, Fidelius-Zauber, Cave Inimicum) oder schlicht und einfach nicht existieren.
Die Bewegung besteht aus einem 4-Punkte-Muster, in dem der Zauberstab ersten von oben nach unten geführt wird, dann von der Mitte nach links, dann über die Mitte nach rechts und abschließend wieder über die Mitte nach oben. Doch um einen richtigen Flavus Filum herauf zu beschwören, bedarf es einer Technik, die auf eine Macke von Sebastian Silbereisen zurück zu führen ist und welche nicht jeder Zauberer beherrscht.

Ich las den Absatz mit dem 4-Punkte-Muster mehrere male: von oben nach unten, über die Mitte nach links und rechts dann wieder nach oben. Ich hatte Souta und Stephen bei diesen Bewegungen beobachtet, doch darin kein Muster erkannt. Und trotz der späten Stunde war ich plötzlich hellwach, denn mich beschlich das Gefühl, diesem Muster vertraut zu sein. Ich versuchte mir vorzustellen, wie diese Bewegung aussehen musste, ahmte sie mit meinem Zauberstab nach beobachtete mich dabei. Ich folgte den Linien und zermarterte mir das Hirn. Irgendwo hatte ich diese Bewegung doch schon mal gesehen!
Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ein fast schmerzhafter Schauer raste durch meinen Körper. In Windeseile sprang ich auf und fing an, unsere Bücher zu durchwühlen. Stephen und Luke, die fast eingeschlafen wären, zuckten bei meinem plötzlichen Geistesblitz fürchterlich zusammen.
„Hast du was-?“, begann Stephen und richtete sich auf.
„Ich brauche ganz schnell ein Buch über die wichtigsten Magier aus Europa. Ich brauche das 18. Jahrhundert und am besten die Zauberer und Hexen aus Österreich. Sucht nach dem Namen Sebastian Silbereisen.“
Mein Herz raste ohne Pause, während ich mich durch unsere Geschichte der Zauberei-Bücher wühlte. Ich war so aufgeregt wie während eines Quidditch-Spiels. Mein Atem setzte aus, als Luke ein Buch fand und uns zu sich rief. Er stand vor einem der Regale und zog ein dickes, schwarzes Buch heraus. Unsere größte Erleuchtung war der Titel und als wir es aufschlugen, stand auf der ersten Seite folgendes:

Die in diesem Buch erwähnten Hexen und Zauberer gehören zu den größten Genies der europäischen Geschichte. Sie leisteten Großes und dachten zweifelsohne ihrer Zeit weit voraus. Schade, denn das war der Grund, warum sie nie die Gunst der breiten Bevölkerung erlangten. Leider waren sie auch ein bisschen verrückt.

Danach waren die Biografien in Unterabschnitte nach den Jahrhunderten unterteilt. Ich fand Sebastian Silbereisen sofort und schlug die Seite 125 auf. Mit angestrengter Mine fing ich an, die 2 Seiten zu lesen, doch nach nur wenigen Sätzen dämmerte mir, was es wirklich dem Flavius Filum auf sich hatte.
„Bei Merlins Bart!“, keuchte ich und zeigte auf eine Zeile, damit Stephen und Luke es ebenfalls nachlesen konnten, „Jetzt macht alles Sinn.“
„Was denn jetzt?“, hakte Luke unruhig nach, „Es ist ja echt erschreckend, wenn du mal etwas besser weißt als wir.“
Zum Lachen blieb mir keine Zeit. Schnell las ich den beiden einen kleinen Absatz vor.
„Sebastian Silbereisen hat Zeit seines Lebens in Wien gelebt. Er war ein helles Köpfchen, diplomatisch und humorvoll und ein gern gesehener Gast in der hohen Gesellschaft, bei den Zauberern wie auch bei den Muggeln. Den Muggeln verschwieg er natürlich seine magischen Kräfte, doch ausgerechnet auf ihren Salon-Abenden lernte er zwei Männer kennen, die sein Leben für immer veränderten.“
„Jetzt sag endlich, ich mach mir gleich noch in die Hose!“, drängte Stephen.
„Es war die goldene Zeit der klassischen Musik“, erklärte ich und versuchte mich an das zu erinnern, was mir mein Horn-Lehrer Jeremy über diese Epoche erzählt hatte, „Ständig und überall wurden auf diese Partys die berühmtesten, Dichter, Künstler und Musiker der Zeit eingeladen. Er lernte also nicht nur Mozart und Beethoven kennen - und war nebenbei bemerkt einer ihrer größten Bewunderer - sondern fand durch sie auch seine Liebe zur Musik. Silbereisen war also nicht nur ein Zauberer, sondern auch Musiker! Das heißt… .“
Ich beendete meinen Satz nicht. Denn jetzt wusste ich, was mit der Macke von Silbereisen gemeint war. Und jetzt erinnerte ich mich auch daran, wo ich diese Bewegung schon mal gesehen hatte. Ich sah sie jede Woche, wenn Professor Flitwick unser Schulorchester leitete. Es war plötzlich so einfach.
Ich ahmte die Bewegungen des kleinen, alten Kobolds nach und flüsterte dabei die Worte: „Flavius Filum Achtschläfer-Milch.“
Aus meinem Zauberstab wuchs der gelbe Faden, der augenblicklich quer durch den Gemeinschaftsraum waberte und durch die Tür zum Flur verschwand.
Luke und Stephen starrten mich mit offenen Mündern an, nicht im Stande, irgendwas zu sagen.
„Wie-... Was?“
„Es ist so simpel, dass es schon weh tut“, bemerkte ich, „Man muss einfach nur einen Vier-Viertel-Takt dirigieren.“
„Das ist nicht simpel, sondern bescheuert“, murmelte Stephen und klang dabei ein bisschen beleidigt.
„Oh ja“, stimmte Luke zu und verzog das Gesicht, „Das ist komplett bescheuert. Kein Wunder, dass Silbereisen nie berühmt wurde - aus so einem genialen Zauber etwas so läppisches zu machen. Da kommt doch keiner drauf.“
„Naja, deine Freundin schon“, gab Stephen zu und klopfte mir auf den Rücken, „Zaubertränke kann sie vielleicht nicht brauen und Runen lesen auch nicht, aber in Musik kennt sie sich aus.“
Ich grinste keck: „Irgendwie ist das auch verrückt. Aber so war Silbereisen nun mal. Alle Musiker haben einen an der Klatsche, warum dann nicht auch er?“
„Das du einen an der Klatsche hast, wissen wir sowieso?“
Ich ignorierte Stephens Worte und holte die Karte des Rumtreibers hervor. Stephen und Luke sahen erstaunt zu, wie sich der Umriss des Schlosses darauf abbildete und guckten mich verwundert an.
„Das erklär ich euch später, ok? Wie sieht's aus? Kommt ihr mit?“
„Klar“, sagte Stephen, „Ist ja nicht das erste mal, dass wir Nachts um halb 4 durchs Schloss wandern.“

Stephen, Luke und ich folgten dem gelben Faden die Wendeltreppe hinunter bis in den 7. Stock. Dort wollte er uns über den schnellsten Weg ins große Treppenhaus schicken, doch der Punkt unseres Hausmeisters Greftfield, der dort auf Höhe des 5. Stocks ausharrte, machte uns einen Strich durch die Rechnung.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Stephen und runzelte die Stirn, „Was, wenn der Faden verschwindet, wenn wir einen anderen Weg benutzen?“
Ich überlegte laut: „Vielleicht funktioniert das ja wie das Navi meiner Mum.“
Luke und Stephen hatten als Zauberer verständlicherweise keine Ahnung von den Navigations-Geräten der Muggel und guckten sich dementsprechend dämlich an. Dann beobachteten sie, wie ich leise von einer Ecke des Korridors zum anderen schlich und dabei ausprobierte, inwieweit sich die Richtung des Fadens veränderte. Dieser waberte seelenruhig einen Meter über dem Boden vor uns her und leuchtete geheimnisvoll.
Nach ein paar Minuten des Ausprobierens ließ ich es einfach drauf ankommen. Wir hatten schließlich nicht die ganze Nacht Zeit, um uns mit solchen Spielchen zu beschäftigen. Im Notfall müsste ich den Zauber halt noch mal aufrufen - auch wenn die Gefahr bestand, dass er mir eventuell nicht mehr gelingen würde. Zu dritt schlichen wir hinunter in den 6. Stock. Dort wollten wir mit Hilfe eines Geheimgangs unseren Hausmeister umgehen. Wir verschwanden hinter einer Rüstung und fanden uns in einem engen Gang wieder. Ein leichter Schreck fuhr durch meine Glieder, als der gelbe Faden tatsächlich verschwand.
„Was ist jetzt?“, fragte ich in die angespannte Stille hinein, „Route wird neu berechnet oder was?“
Ein paar Sekunden warteten wir ab, ob noch etwas geschehen würde. Wir wagen nicht einmal zu atmen. Dann tauchte plötzlich der Faden wieder vor uns auf. Erleichtert folgten wir ihm hinunter in den 2. Stock und schlichen dann weiter durchs Schloss, immer die Karte des Rumtreibers im Blick. Luke und Stephen hatten aufgehört, sich über diese Karte zu wundern - schließlich gehörte sie James Potter.
Der Faden führte uns an den Fuß des großen Treppenhauses (Mr. Greftfield war mittlerweile ganz weit weg von uns im 4. Stock) und floss weiter in Richtung Kerker. Nicht im Geringsten überrascht hob ich eine Augenbraue und drehte mich kurz zu den beiden Jungs um.
„Ich hab`s euch ja gesagt“, zischte ich, „Die Slytherins haben tatsächlich ihre Finger im Spiel.“
Wir liefen die ersten Treppenstufen zu den Kerker Räumen hinunter, doch ich stutze verblüfft, als er uns hinter eine Wand führte. Das war nicht der Eingang zum Gemeinschaftsraum der Slytherins, sondern der Weg zu der geheimen Tür, die ins freie führte. Wir hatten sie erst vor kurzem benutzt, als wir nach dem Quidditch-Spiel unten am See die Nacht durch gemacht hatten.
Ich sah Luke und Stephen verwirrt an, doch die zuckten nur mit den Schultern. Plötzlich schob Stephen, der die Karte des Rumtreibers hielt, uns kurzerhand durch die Wand. Wir stolperten hindurch und Luke und ich guckten Stephen böse an, doch er legte einen Finger an die Lippen und zeigte hinaus auf den Gang. Durch die Mauer hindurch sahen wir, wie der blutige Baron an uns vorüber schwebte und dabei hysterisch lachte. Er schien mit sich selbst zu reden.
„Haha... ich liebe so etwas... teuflische kleine Kerlchen... haha... hasse Kinder eigentlich, aber die sind gut... haha... genau die Art Slytherin, die mir gefällt... haha...“
Ich begann mich kurz zu fragen, ob der wohl über Esther, Manson und ihre Truppe redete - oder ob er einfach nur übergeschnappt war. Doch vor mir war der gelbe Faden und wir hatten schon genug Zeit verplempert. Wir gingen durch die Tür ins Freie, folgten dem Pfad hinunter und bogen auf halben Weg zum See in den verbotenen Wald ab. Mir war nicht wohl dabei, als wir den Wald betraten, und ich spürte, dass Luke und Stephen auch nicht gerade begeistert waren. Jeder von uns entzündete nun an seiner Zauberstabspitze ein Licht. Als wir weiter gingen, nahm Luke meine Hand und wir umklammerten fest unsere Zauberstäbe. Meiner Orientierung nach gingen wir in die Richtung von Hagrids Hütte, doch dann bog der Faden wieder nach rechts ab und führte uns immer tiefer in den Wald hinein. Wir sprachen kein Wort miteinander. Hier unten waren zwar keine Lehrer und Hausmeister, die Streife gingen, dafür lebten in diesem Wald Kreaturen, denen man nachts lieber nicht begegnen sollte.
Plötzlich fing der Faden an zu pulsieren und heller zu leuchten als zuvor. Wir mussten dem Ziel also sehr nahe sein. Ich beschleunigte meinen Schritt und blieb erst stehen, als das Ende des Fadens in Sichtweite kam. Er endete in einer Senke, deren Boden kahl wie der Kopf von Mr. Greftfield war. Das Blätterdach über uns war so dicht, dass der Mond nicht zu sehen war und tagsüber die Sonne kein Chance hatte, hier ein bisschen Leben gedeihen zu lassen. Hier wuchs kein Gras und der Wind wirbelte das Laub über die Erde.
„Sie haben ihr Ziel erreicht“, sagte ich leise und runzelte die Stirn.
„Merlin, ist das trostlos hier“, meinte Luke und sein Gesicht verdüsterte sich.
„Wie geschaffen für Esthers Böswilligkeit“, fügte ich trocken hinzu.
Mutig machte ich den ersten Schritt hinunter in die Senke. Der gelbe Faden endete im Wurzelgeflecht eines Baumes und verschwand. Ich leuchtete mit dem Zauberstab hinein und wir sahen darunter einen großen Hohlraum, in den wir locker rein gepasst hätten. Es sah so aus wie das Lager eines großen Tieres, vielleicht das eines Hirsches oder eines Einorns. Doch im Moment lag dort in Reichweite nur ein kleiner, heller Stoffbeutel. Den Umrissen nach mussten sich darin kleine Flaschen befinden. Mein Herz raste, als ich mich bückte und die Hand nach dem Beutel ausstreckte. Ich hatte - mal wieder - nicht darüber nachgedacht, ob unter dem Wurzelgeflecht etwas Gefährliches lauern könnte, und musste auch prompt für diese Dummheit bezahlen. Denn wir bekamen Gesellschaft.
Ein tiefes Knurren drang an meine Ohren und ich wirbelte herum. Luke und Stephen richteten ihre Zauberstäbe auf die gegenüberliegende Seite der Senke, von wo aus ein Tier aus dem Schatten der Bäume trat und uns mit finsterer Mine anstarrte. Es war ein Greif. Trotz des spärlichen Lichts schimmerte das schwarze Federkleid des vorderen Adlerteils und am hinteren goldbraunen Löwenteils peitschte aufgewühlt der Schwanz durch die Luft. Meine Augen fixierten den gefährlichen, gekrümmten Schnabel, der halb geöffnet war und aus dem das bedrohliche, tiefe Grollen kam.
„Reena“, keuchte Luke neben mir, „Das ist Elmas Mutter.“
Schockiert drehte ich meinen Kopf zu ihm. Seine Hand mit dem Zauberstab zitterte heftig und starrte er den Greifen an. Noch nie hatte ich so viel Angst in seinen Augen gesehen wie in diesem Moment.
„Bist du dir sicher?“, fragte Stephen angespannt.
Auch er schien den Ernst der Lage nicht zu verkennen und musste sich schwer zusammen reißen, nicht auf und davon zu rennen.
Luke nickte nur. Wenn es wirklich das Tier war, welches ihn damals angegriffen hatte, dann vergaß man so etwas auch nicht. Offenbar befanden wir uns in ihrem Territorium und der Beutel Achtschläfer-Milch lag auf ihrem Schlafplatz. Der Greif machte sich bereit zum Sprung und krächzte warnend.
„Lass uns verschwinden“, schlug Stephen mit unnatürlich hoher Stimme vor.
Keine so dumme Idee. Ohne sie aus den Augen zu lassen, entfernten wir uns mit langsamen Schritten von Elmas Mutter. Mein Leben war mir ziemlich wichtig und wenn ich daran zurück dachte, was sie beim Quidditch-Spiel mit Luke angestellt hatte, trat ich in diesem Moment lieber den Rückzug an. Doch plötzlich fiel mir wieder ein, dass wir ja wegen der Flaschen hier waren. Das Auftauchen von Elmas Mutter hatte mich so durcheinander gebracht, dass ich sie fast vergessen hätte.
„Aber der Beutel!“
Ich zögerte und schaute zur Höhle. Das war ein Fehler - nicht der erste dieses Jahr.
Der Greif brüllte ohrenbetäubend auf und sprang auf mich zu. Gleichzeitig kreischte auch ich. Luke und Stephen schrien meinen Namen, ich machte einen Hechtsprung zur Seite und entkam dadurch den gefährlichen Klauen. Der Greif schnappte mit dem Schnabel nach mir, während ich mit rasendem Herzen und auf allen Vieren zum Wurzelgeflecht kroch. Ich hörte, wie die beiden Jungs Flüche auf den Greifen abfeuerten, doch die schienen nichts zu bewirken. Immerhin war Elmas Mutter dadurch abgelenkt und das verschaffte mir die Zeit, mich durch die Wurzeln zu zwängen und in die Höhle zu plumpsen. Beinahe wäre ich auf dem Beutel mit den Flachen gelandet. Ich schnappte ihn mir, rannte gebückt wieder hinaus und drehte mich zu dem Geschehen um, das ich bis jetzt nur über die Ohren mitbekommen hatte.
Wie bei Gnom in der Mitte befand sich Elmas Mutter in der Senke, Luke und Stephen standen oben an der Böschung und feuerten unablässig Flüche auf sie ab. Elmas Mutter konnte sich nicht entscheiden, wen sie als erstes angreifen sollte, doch als sie mich wieder sah, brüllte sie ein weiteres mal und sprang auf mich zu.
„Stupor!“
Mein Fluch prallte an ihrem Schnabel ab. Unbeeindruckt raste sie mir entgegen und lies sich auch von einem weiterem Stupor nicht aufhalten. Ich stolperte zurück, doch durch das ganze Adrenalin, das durch meinen Körper schoss, verlor ich die Kontrolle über meine Füße und fiel hin. Das Klirren der Flaschen im Beutel vermischte sich mit dem Schrei von Luke, der meinen Namen rief. Er rannte auf mich zu und stellte sich schützend vor mich.
Elmas Mutter schrie erneut auf. Es klang immer noch wütend, diesmal aber etwas heller. Und was mich am meisten wunderte: sie drosselte ihr Tempo. Das verschaffte Luke genügend Zeit, mir auf die Beine zu helfen. Sein Gesicht war kreidebleich und er atmete flach.
„Dieser Schrei“, sagte ich hastig, „Das war nicht sie, sondern-.“
„Runter!“, brüllte Stephen irgendwo.
Ich umklammerte den Beutel mit meinen Armen und wurde im selben Moment von Luke zu Boden gedrückt. Keine Sekunde zu spät, denn ein großer Schatten schoss über unsere Köpfe hinweg und blieb zwischen uns und dem Greifen stehen. Ich blinzelte und sah einen Hintern, den ich unter tausenden wieder erkannt hätte.
Es war Elma, die ein weiteres mal brüllte und sich schützend vor uns aufbaute. Sie plusterte ihr Fell auf, breitete ihre Flügel aus und legte ihre gefiederten Ohren an, doch selbst aus diesem Winkel sah ich, dass sie immer noch von ihrer Mutter überragt wurde. Mein Gott, wenn Elma wirklich eines Tages so groß werden sollte, müsste man ihr einen neuen Stall bauen.
Die beiden Greife starrten sich knurrend an. Anfangs war Elmas Mutter über das Auftauchen ihrer Brut noch überrascht gewesen, doch jetzt schien sich neu zu sammeln und ging wieder in die Hocke. Elma machte sich ebenfalls dazu bereit, im Fall der Fälle anzugreifen. Für eine Weile war die Senke erfüllt vom bedrohlichen Knurren der beiden Geschöpfe. Die Luft schien vor Spannung zu flirren und auch wenn Elma jetzt uns zur Seite stand, war die Gefahr für Stephen, Luke und mich noch nicht vorüber. Stephen, der immer noch allein auf der anderen Seite stand, war sich unschlüssig, ob er zu uns rüber kommen sollte, während ich versuchte ihm per Blickkontakt klar zu machen, dass das eine ganz blöde Idee wäre. Ich umklammerte immer noch wie eine Besessene den Beutel, Luke hockte neben mir und umklammerte wie ein Besessener meine Schultern.
Schließlich machte Elmas Mutter einen Laut, ein leises Krächzen, in dem etwas Ruhiges lag. Augenblicklich stellte Elma ihre Ohren wieder auf und legte ihre Flügel an. Dann antwortete sie mit einem leisen Knurren und schritt auf ihre Mutter zu. Wie gebannt beobachtete ich das einmalige Schauspiel, das sich mir bot.
Elmas Mutter, die seit dem Zwischenfall beim Quidditchspiel ihren Nachwuchs ignorierte, ließ zu, dass Elma sich näherte. Und Elma, die seit dem Zusammenprall mit Luke der Geruch von Menschen trägt und in unserer Umgebung aufgewachsen ist, trat auf ihre Mutter zu. Diese klopfte sacht mit ihrem Schnabel gegen den von Elma und sah sie voller Sehnsucht an: es waren die letzten Überbleibsel ihrer Muttergefühle, die Elma davor bewahrten, in Stücke gerissen zu werden. Eine Zeit lang sahen sich die beiden Wesen an, bis Elmas Mutter in stillem Einverständnis uns und ihrem Nachwuchs den Rücken zu kehrte und wieder im Schatten der Bäume verschwand. Elma sah ihr mit einer seltsamen Melancholie in den Augen nach, doch danach wandte sie sich ab und trat auf uns zu.
Luke hatte mich in eine beruhigende Umarmung gezogen und streichelte mir über den Kopf. Ich zitterte immer noch am ganzen Leib und zog ihn so fest an mich, dass meine Fingerknöchel weiß wurden. Die Gefahr war vorüber und wir lebten noch.
Stephen kam zu uns rüber gelaufen und schloss mich ebenfalls in die Arme. Als er mich los ließ, ging ich auf Elma zu und strich ihr über den Schnabel. Sie krächzte beruhigt und schaute mich aus ihren bernsteinfarbenen Augen an.
„Danke, meine kleine. Woher wusstest du das bloß?“
„Vielleicht hat sie uns gerochen. Und wenig später hat sie ihre Mutter gehört, und ein Kind vergisst nie die Stimme seiner Mutter“, vermutete Stephen.
„Meinst du mit Mutter jetzt Lauren oder den anderen Greif?“, witzelte Luke.
„Gute Frage.“
Ich hatte keine Lust auf eine derartige Diskussion. Ich strich Elma noch einmal dankbar über das Gefieder und sah dann in den Beutel. Die Flaschen waren noch ganz, und als ich eine raus holte und in das Licht meines Zauberstabs hielt, erkannte ich auf dem Etikett die Abbildung eines kleines Tieres, das dem eines Siebenschläfers sehr ähnlich war und zwei buschige Schwänze besaß.
Ich seufzte. Ich hielt meine Zukunft in Hogwarts in den Händen. Ich lernte dafür einen Zauber, der über die Fähigkeiten eines Sechstklässler hinaus ging. Ich wäre deswegen fast drauf gegangen. Ich habe Luke und Stephen in Lebensgefahr gebracht. Es fing bereits an zu dämmern und ich war hundemüde. Und nicht zum ersten mal in diesem Schuljahr fragte ich mich: warum immer ich?


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