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Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - Die Herausforderung

von Viola Lily

Sooo, wir nähern uns langsam dem Ende des Schuljahres. Davor wird es noch mal aufregend. Also wieder mal: viel Spaß beim Lesen.
Eure Vio

_________________________________


Am nächsten Morgen ging ich direkt nach dem Frühstück in die Kerker. Der Klassenraum für Zaubertränke war noch leer, doch Professor Maddoxx bereitete schon die nächste Stunde vor und kritzelte Zutaten des Erkältungs-Tranks an die Tafel. Aha. Offenbar hatte er hier gleich einen Kurs von Viertklässlern sitzen.
Als ich die Tür mit lautem Quietschen hinter mir schloss, drehte sich der Lehrer neugierig um. Seine Mine war unergründlich, und mit schnellen Schritten ging ich zum Lehrerpult. Schweigend plazierte ich die Flaschen Achtschläfer-Milch auf dem steinernes Pult und wartete seine Reaktion ab. War er jetzt überrascht, weil mir etwas gelungen war, was in seinen Augen unmöglich war? Oder sogar enttäuscht? Wütend? Beeindruckt? Naja, letzteres konnte ich mir bei ihm nicht vorstellen. Ich hatte ihn noch nie beeindruckt. Vielleicht war er ja auch alles zusammen oder nichts, denn in einer Sache war ich mir 100%ig sicher: ihm war es egal, dass ich mein Leben dafür riskiert hatte, mir ein weiteres Jahr Unterricht in seinem modrigen Kerker zu sichern.
Er unterzog jeder Flasche eine genaue Untersuchung - nicht, dass ich auf die Idee gekommen wäre, ihn zu verarschen. Er ließ sich grauenhaft viel Zeit damit und als es ungeduldig an der Tür klopfte, merkte ich, dass der Unterricht bald beginnen musste - für den Zaubertränkelehrer und mich. Eine kleine Viertklässlerin war sogar mutig genug, die Tür zu öffnen und nachzusehen, warum der Professor nicht öffnete.
„Vielen Dank, Miss Broderick“, sagte er irgendwann und guckte mich mit seinen verschieden farbigen Augen an, „Noch mal Glück gehabt, he?“
„Scheint so“, entgegnete ich knapp.
„Sie dürfen gehen.“
„Würd' ich gern, aber erst, wenn sie mir eine Frage beantwortet haben.“
Nun war in seinem Gesicht die wahre Emotion von Überraschung zu sehen. Wir wussten beide, dass ich ihm für gewöhnlich keine Fragen stellte, schon gar nicht vor Unterrichtsbeginn.
„Ja, ich höre?“
Ich holte Luft und fuhr dann mit mutiger Stimme fort: „Sie haben gestern von einem Test gesprochen, mit dem sie nachweisen wollten, dass ich es war, die die die Zutaten gestohlen hat.“
Professor Maddoxx kniff die Augen zusammen und sagte erst mal nichts. Also redete ich weiter.
„Mich würde interessieren, wie dieser Test ausgefallen ist.“
Der Professor sah mich an, dann kehrte er mir den Rücken zu und widmete sich den Aufzeichnungen an der Tafel. Die Anleitung zum Trank war noch nicht fertig und vor der Tür fingen die Schüler an, unruhig zu werden. Man hörte ihre Pöbeleien, das Gelächter und Geschrei durch die dicke Holztür.
„Die Werte stimmten nicht überein.“
Es war nicht mehr als ein Flüstern und wegen des Lärms vor der Tür hätte ich die Worte von Professor Maddoxxauch fast nicht verstanden. Doch das war alles, was ich wissen wollte. Mehr würde ich auch nicht aus ihm heraus bekommen.
„Danke, Sir.“
Ich lief zur Tür und nahm die Klinke in die Hand. Doch bevor ich sie runter drückte, drehte ich mich aber noch mal zu ihm um und stellte ihm eine weitere Frage. Eine Frage, die mir schon seit längerer Zeit auf den Lippen lag.
„Gehören sie eigentlich zu den Guten oder den Bösen?“
Ich betete zu Gott, dass er mich nicht falsch verstehen würde. Doch etwas an seiner Haltung änderte sich. Er hielt inne, die Kreide an die Tafel gedrückt, doch er schrieb nicht weiter. Eine Zeit lang schwiegen wir uns wieder an und ich bekam schon Angst, dass er mir gar nicht mehr antworten würde. Und ich bekam Angst davor, dass sich die Viertklässler gleich gegenseitig die Köpfe in Flammen stecken würden.
Schließlich drehte er sich zu mir um, richtete sich auf und sah mich ein letztes mal an.
„Weder noch.“
Ich ließ mir die Worte durch den Kopf gehen. Dann nickte ich dankend und drückte die Klinke runter. Zwei Schüler stolperten mir vor die Füße, zwei kleine Slytherin-Jungen, die sich gegenseitig mit Tinte bemalten. Kommentarlos stieg ich über sie hinüber und grinste schadenfroh. Der Gedanke, dass der Zaubertrank-Lehrer jetzt einen pubertierenden Kurs unterrichten musste, machte mich irgendwie glücklich.

Ich hatte jetzt Verwandlung und weil bei Professor Maddoxx alles so wahnsinnig schnell gegangen war, kam ich natürlich viel zu Spät. Professor Boot war über die Maßen begeistert, als ich die Tür aufriss und mich mit trotzigen Blick neben Mabel in die Reihe setzte. Als wenn sich die beiden Professoren abgesprochen hätten, bedachte mich auch Professor Boot mit einem langen Blick, schwieg und widmete sich dann wieder der Tafel. Er schrieb gerade die Themen auf, die nächste Woche in der theoretischen Prüfung dran kommen würden.
Mabel rutschte zur Seite, damit ich mehr Platz hatte und fixierte mich.
„Und?“, flüsterte sie, „Wie wars?“
„Professor Maddoxx hat mir die Füße geküsst und mich behandelt, als sei in den Flaschen flüssiges Gold drin“, erwiderte ich trocken und holte Pergament und Federkiele aus der Tasche.
Mabel verstand meine sarkastische Antwort und hob die Hand, die sie zu einem ausgestrecktem Daumen formte. Es war wohl ein ausgemachtes Zeichen, denn alle erdenklichen Minen, die zu meinen Freunden gehörten, entspannten sich augenblicklich und ein Seufzer der Erleichterung drang an meine Ohren.
„Glück gehabt“, murmelte sie und drehte den Kopf wieder nach vorne.
Doch sie hatte sich zu früh gefreut.
„Außerdem habe ich ihn gefragt, ob er zu den Guten oder den Bösen gehörte“, ergänzte ich.
Mabel wirbelte wieder so herum, dass sie mit dem Ellbogen ihr Tintenfass traf. Es landete im Nacken von Julie Pritchard. Sie keuchte, als die blaue Flüssigkeit ihren Rücken runter rann und die Bluse blau färbte. Erbost drehte sich die Slytherin um und zische Mabel eine böse Bemerkung zu, die nicht für Professor Boots Ohren bestimmt war. Von der Unruhe abgelenkt hielt der Lehrer inne, wandte sich von der Tafel ab und sah uns mit einem Blick an, der keine weiteren Mätzchen duldete. Ansonsten würden wir wohl schneller beim Nachsitzen sein als wir Quidditch sagen konnten.
Mabel entschuldigte sich tausendmal bei Julie und entfernte mit einem Razeputz den Schaden, den sie angerichtet hatte. Als nach einer Minute wieder Ruhe eingekehrt war, widmete sie sich wieder mir zu.
„Du hast was?“, flüsterte sie fassungslos, „Du hast echt nicht mehr alle Latten am Zaun, oder?“
„Ich konnte nicht anders. Es kam einfach so aus mir heraus.“
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Professor Boot mit der Kreide über die Tafel kratze und dabei ein unschönes Geräusch produzierte - ein Zeichen, endlich den Mund zu halten.
Ich sog scharf die Luft ein und versprach Mabel, ihr nach dem Unterricht alles zu erklären. Danach hielt ich den Mund und notierte mir mit wachsender Verzweiflung die vielen Punkte, die Professor Boot an die Tafel geschrieben hatte.

Die Reaktionen der anderen fielen nicht besser aus, als ich ihnen auf dem Weg zum Mittagessen die Story von aus dem Kerker erzählte.
„Bist du lebensmüde?“
„Bist du bescheuert?“
„Kannst du nicht einmal deine Klappe halten?“
„Ein Wunder, dass dir Maddoxx nicht ein Säure-Fass über den Kopf gekippt hat.“
„Meine Hochachtung, Reena, jetzt wird er dich für immer hassen.“
Der letzte Satz kam von Luke, und es war auch der einzige, den ich mir zu Herzen nahm. Ich war mir darüber im klaren, dass ich mit der Frage vorhin alle Chancen, bei Maddoxx jemals eine gute Note zu kriegen, verspielt hatte. Doch für die Antwort, die mir Professor Maddoxx gegeben hatte, war mir die Sache wert gewesen. Und ich erklärte meinen Freunden auch, warum.
„Ich will jetzt nicht den Teufel an die Wand malen, aber ihr habt doch auch gelesen, was der Tagesprophet über die Ereignisse im Ministerium bringt. Und was Stephens Dad geschrieben hat, wisst ihr auch alle. Ich möchte natürlich keinesfalls, dass es wieder zum Krieg kommt, aber ich liege jede Nacht wach und frage mich: was wäre, wenn? Was, wenn dieser Bullstrode so weit geht wie Voldemort vor 20 Jahren?“
Ich war stehen geblieben und hatte mich zu meinen Freunden umgedreht. Sie sahen mich betroffen an und hörten schweigend zu.
„Ich habe Professor Maddoxx diese Frage gestellt, weil er der Hauslehrer von Slytherin ist. Von dem Haus, das für Bullstrodes Ideen am anfälligsten ist. Maddoxx hat schon immer seine Schüler bevorzugt, sie mögen und verehren ihn. Und die meisten wären dumm genug, ihm und damit auch Bullstrode zu folgen. Slytherin würde seinen guten Ruf, den es über die Jahre aufgebaut hat, für nichts und wieder nichts zum Fenster raus werfen.“
„Du machst dir ja echt große Sorgen um die Schlangen“, bemerkte Dustin finster.
„Ich mache mir nur darüber Sorgen, dass mit diesem Haus Bullstrodes Anhängerzahl rapide ansteigen könnte. Und kein anderes Thema hat bei diesem Irren mehr Priorität. Brian Partidge und Leanne Evans haben doch etwas von einer Liste erzählt, was für mich eindeutig den Anschein erweckt, dass er zuerst mehr Leute braucht. Danach kann er mit seinem Wahnsinn erst richtig los legen. Wenn ihr es könntet, würdet ihr doch auch etwas dagegen unternehmen, oder?“
Wir erreichten die große Halle und mein Blick wanderte automatisch hinüber zum Slytherin-Tisch. Meine große Schwester staunte nicht schlecht, als ich putzmunter und ohne gepackte Koffer zu meinen, aus ihren Augen gesehenen, letzten Mittagessen in Hogwarts erschien. Gleichzeitig lehnte sich Manson zu ihr und zischte ihr etwas in Ohr und ihre anderen Freunde, Besty Bole, Tina Runcorn und Grayg Mulciber setzten verräterisch düstere Minen auf.
Ich kniffdie Augen zusammen und marschierte schnurstracks zum Slytherin-Tisch.
Mit wachsendem Unmut fragte Luke: „Reena, was hast du vor?“
Ich gab ihm keine Antwort. Am Rande nahm ich war, wie mir meine Freunde unruhig hinterher liefen. In meinem Kopf brodelten die Ereignisse dieses Schuljahres auf: die schlechten Nachrichten über die Wizards for Wizards. Esthers kalte Gleichgültigkeit gegenüber ihrer Familie. Bill Manson und seine verfluchte Überzeugung, dass Bullstrode ein Held sei. Zu guter Letzt ihr ehrgeiziger Versuch, mich von der Schule zu werfen und die dazu gehörige Hilfsbereitschaft von Professor Maddoxx... . All das landete in einem kochenden Kessel, der kurz vor der Explosion stand.
Ich blieb bei Esther und ihren Kumpanen stehen und starrte sie an. Ihre überraschte Mine war zu einem selbstgefälligen Grinsen geworden. Sie wusste, warum ich hier war. Und sie wusste auch, dass ich keinerlei Beweise hatte. Doch ich hatte einen Vorschlag im petto, den sie nicht abschlagen konnte. Nicht einmal die Schulregeln würden uns da im Weg stehen. Ich hatte den Entschluss gefasst, alles auf eine Karte zu setzten und ich musste mich ganz schön überwinden, um ihn auszusprechen.
Ich hob meinen Zauberstab und richtete ihn auf Esthers Nasenspitze.
„Esther Broderick!“, sagte ich und versuchte, mit kräftiger Stimme meine Aufregung zu überdecken, „Ich fordere dich hiermit zum Duell. In genau zwei Wochen, am 18. Juni, um 17 Uhr im Duellier-Club. Wenn du gewinnst, wirst du nie wieder etwas von mir hören. Ich werde dich in Ruhe lassen und mich nicht mehr in deine Angelegenheiten einmischen. Wenn ich gewinne, wirst du zu unserer Familie zurück kehren. Du wirst dich mit Mum und Dad versöhnen, deiner Hochnäsigkeit abdanken und dich bemühen, wieder zu der Schwester zu werden, die du mal warst.“
Esther erhob sich. Ein hinterlistiges Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie ihre Antwort gab.
„Ich nehme die Herausforderung an, Schwesterlein.“

5 Minuten später saß ich mit meinen Freunden am Ravenclaw-Tisch. Vor mir stand ein Teller mit Tortellini, doch ich rührte nichts davon an. Ständig schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich mich mit Esther duellieren würde.
Als wenn Stephen meine Gedanken gelesen hätte, sagte er: „Du weißt schon, dass das kein normales Duell wird?“
Ich nickte. Es würde auf alle Fälle die üblichen Rahmen des Duellier-Clubs sprengen und dass es brutal werden könnte, war mir auch klar.
„Es geht nicht anders“, sagte ich, „Mit Worten kommt man bei Esther nicht weit, und es ist die einzige Chance, alles, was zwischen uns geschehen ist, aus der Welt zu räumen.“
„Und dir ist auch bewusst, dass Esther ein Jahr weiter ist?“, hakte Stephen weiter nach und sah mich durchdringend an.
Ich nickte wieder. Das war der Punkt, vor dem ich am meisten Angst hatte.
Jetzt meldete sich Luke zu Wort, und er klang dabei nicht so gleichmütig wie Stephen.
„Warum musst du immer gleich mit dem Kopf durch die Wand?“, fragte er gereizt, „Man hätte das auch ganz anders lösen können.“
„Und wie?“, fragte ich bissig.
„Du hättest erst mal zu Professor Boot gehen können, anstatt dich gleich auf Esther zu stürzen.“
„Vielleicht hast du es nicht mitgekriegt, aber ich habe keine Beweise dafür, dass Esther und Manson hinter dem Diebstahl stecken.“
„Aber man hätte zumindest an einer gemeinsamen Lösung arbeiten können. Professor Boot steht hinter seinen Schülern und wenn sogar Professor Maddoxx weiß, dass es Esther war, besteht die Möglichkeit, sie und Manson irgendwann zur Rechenschaft zu ziehen.“
„Das kann Wochen dauern! Die Lehrer haben im Moment nämlich wichtigeres zu tun, als sich um so etwas zu kümmern. Es ist Prüfungszeit, und ich kann nicht warten bis sie vorbei ist. Esther könnte dann sonst wo sein.“
„Und deswegen gehst du wieder das Risiko ein, dich auseinandernehmen zu lassen?“
„Nein, ich mache nur das einzige, was zeitlich noch möglich ist. Denn wenn es nach dir ginge, würden wir noch bis Ende des Schuljahres hier sitzen und ausdiskutieren, ob Esther wirklich den WfWs beitreten möchte oder nicht.“
Mit dieser Aussage hatte ich Luke mehr getroffen als ich wollte. Er sah mich vernichtend an und drehte sich dann beleidigt weg.
„Schön. Dann sieh doch zu, wie du da durch kommst.“
„Das werde ich auch!“
„Fein.“
„Fein!“
„FEIN!“
Ich verschränkte die Arme und drehte mich bockig von Luke weg. Unsere Freunde sahen sich hilflos und mit gerunzelter Stirn an, doch ich konnte ihnen auch nicht helfen. Wenn es eines gab, was Lukes und meine Beziehung gelegentlich an ihre Grenzen trieb, dann war es unsere Dickköpfigkeit.
Er war immer noch der Überzeugung, eine diplomatische Lösung zu finden und ich hielt weiterhin an der Behauptung fest, dass die einzige Lösung die schnelle Variante in Form eines Duells war. Einen anderen Weg gab es nun mal nicht und ich würde eher einen knallrümpfigen Kröter küssen als das Duell wieder absagen. Folglich redeten wir den ganzen Tag kein Wort mehr miteinander. Abends ging ich mit schlechtem Gewissen hinauf in den Schlafsaal. Ich hatte ja schließlich angefangen und ich lag noch eine ganze Weile wach, weil mir diese Schuldgefühle wirklich schwer im Magen lagen. Ich versuchte mich mit dem Gedanken zu trösten, dass er sich bis morgen schon noch wieder einkriegen würde. Irgendwann fiel ich in einen unruhigen Schlaf, in dem Esther so groß wie Hagrid war und mich zerquetschte wie eine Fliege.

Am nächsten Morgen lief ich entschlossen hinunter zum Frühstück in die große Halle. Ammy und Mabel begleiteten mich schweigend, und wenn sie redeten, dann über belanglose Dinge wie den Unterricht oder die Prüfungen. Luke und Dustin saßen bereits am Ravenclaw-Tisch und blätterten im Tagespropheten. Als wir näher kamen nickte Dustin uns zu, doch Luke wich meinem Blick gekonnt aus. Prompt setzte ich mich neben ihn. Ich wartete nicht mal ab, bis er die Zeitung aus der Hand gelesen hatte, denn ich war mir ziemlich sicher, dass ich seine volle Aufmerksamkeit hatte.
„Es tut mir Leid wegen gestern!“, gestand ich.
Lukes Blick war immer noch auf den Tagespropheten geheftet, doch sein Ohr hatte gezuckt.
Ungehindert fuhr ich fort: „Ich weiß, dass du mir schon tausendmal gesagt hast: Denk doch mal nach. Aber ich kenne da einen Jungen, der das besser kann als ich. Und diesen Jungen brauche jetzt ganz dringend als Unterstützung in meinem Kampf gegen das Böse.“
Lukes Mundwinkel zuckte. Jetzt hatte ich ihn fast.
„Möchtest du mein Verbündeter sein, wenn es hart auf hart kommt? Kannst du mir noch mal verzeihen, Schnatzi?“
Er sah kurz so aus, als wolle er sich übergeben, doch dann prustete er und sah mich an.
„Dich zu unterstützen...“, widerholte er mit heroischer Stimme, „Vorausgesetzt, du überlässt die Planung und Taktik der Schlacht mir - warum nicht, Tiger“
Ich fiel ihm um den Hals, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und fing dann an zu frühstücken.

Esther und ich würden uns in einem offiziellen Duell gegenüber stehen. Diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Schloss. In den kommenden Tagen konnte ich nirgendwo mehr hingehen, ohne dass mich der ein oder andere Schüler verhohlen ansah oder mir schon im Voraus „Viel Glück, du wirst es brauchen“ wünschte. Allerdings entfachten diese Worte genau das Gegenteil von dem, was ich eigentlich am dringendsten benötigte: die Gewissheit, dass alles gut werden würde.
Seit meiner Herausforderung hatte ich nämlich genau 11 Tage Zeit, um mich auf das Duell vorzubereiten. Das hieß nicht nur, dass ich mich erneut mit diversen Zaubern aus dem Verteidigungsunterricht auseinander setzten musste, sondern auch mit denen aus dem nächsten Schuljahr. Esther hatte, was Erfahrung mit Duell-Zaubern betraf, ein Schuljahr Vorsprung und das war ihr klarer Vorteil. Sie würde ohne Zweifel aus diesem Wissen schöpfen und damit ich wenigsten eine Chance hatte, paukte ich, so gut es ging, die wichtigsten Flüche und Verteidigungszauber.
Doch leider hatte Esther noch einen Vorteil: es war Anfang Juni, sie hatte also ihren ganzen UTZ-Prüfungen bereits geschrieben und dadurch viel Zeit, um sich auf das Duell vorzubereiten. Meine Prüfungsphase stand mir noch bevor und ich hatte neben den Hausaufgaben noch alle Hände voll zu tun, um zu Lernen. So oft es in den Pausen ging, steckte ich meine Nase in Lehrbücher aus der 7. Klasse und jeden Abend verschanzte ich mich in einem leeren Klassenraum, um diverse Zauber zu üben.
Zum Glück verstanden meine Freunde, wie wichtig mir dieses Duell war und unterstützten mich, wo sie konnten. Während der Zaubereigeschichts-Stunden fragte Mabel mich Flüche und ihre effektivsten Gegenflüche ab, während Professor Binns einen Vortrag über die Große Drachenwanderung des 17. Jahrhunderts runter leierte. Souta gab mir seine Hausaufgaben, die ich zur Hälfte abschreiben durfte und damit viel Zeit sparte. Dustin, der sehr gut im Ungesagten Zauber war, übte mit mir, damit ich diese Technik verfeinern konnte (sowohl in Erkennung als auch in der Anwendung). Stephen brachte mir ein paar Zauber bei, die er von seinem Dad gelernt hatte und die wahrscheinlich nicht mal Esther kannte, darunter ein sehr nützlicher Passivzauber, der Tempus Moderare: mit seiner Hilfe war man in der Lage, die wahrnehmbare Zeit des Gegners zu verlangsamen, wodurch auch seine Bewegungen langsamer wurden. Auf diese Weise könnte ich im Idealfall vorher schon wissen, welchen Zauber Esther als nächstes anwenden würde.
Und trotz seiner anfänglichen Einwände wurde Luke in diesen Tagen mein Mädchen für alles: wenn ich eine Mahlzeit verpasste (oder verschlief), legte er mir etwas zurück, sodass ich nie hungrig in mein Bett oder den Unterricht musste. Er trug mir Bücher und Materialien hinterher, die ich Klassenräumen vergaß, diktierte mir für die Hausaufgaben Lösungen und er war jeden Abend mein Überpartner. Nicht zu vergessen, dass er auch meine wichtigste, seelische Stütze war, ohne die ich sonst wahnsinnig geworden wäre.
Zum Glück waren die Quidditch-Spiele schon vorbei. Zusätzliches Training hätte mir den letzten Nerv geraubt und ich hasste es, dass ich neben dem ganzen Duell-Training kaum noch Zeit hatte, auf meinem Horn zu spielen. Der Unterricht bei Jeremy fiel dementsprechend bescheiden aus, daher musste ich ihm versprechen, zum nächsten mal wieder fit zu sein. Oh Mann, ich hasste es, wenn Jeremy unzufrieden mit mir war. Aber Esther ging nun mal vor. Mit diesem Duell stand so viel auf dem Spiel!
Jeder, mit dem ich in irgendeiner Weise befreundet war, versprach, mich vor Ort anzufeuern und je näher der große Tag rückte, umso mehr wurden es. Ich saß am Abend des 17.Junis mit meinen Freunden beim Abendessen und hörte alle paar Minuten ein „Viel Glück“ und „Ich habe 10 Galleonen auf dich gewettet“. Ich hatte bis jetzt kaum einen Bissen runter bekommen. Von dem ganzen Trubel wurde mir schlecht, denn ich wurde das Gefühl nicht los, dass die ganzen Trainings-Abende nichts gebracht hatten. Ich hatte eine ungefähre Ahnung, was auf mich zukommen würde, doch mein Kopf (und mein Magen) sagte etwas ganz anderes.
„Das nimmt ja schon Quidditch-Ausmaße an“, bemerkte Stephen beiläufig und beobachtete, wie Georgana, Molly und Gwendolyn davon gingen, „Wenn es noch mehr werden, muss der Duellier-Club das Stadion mieten.“
Die drei Gryffindor-Mädels hatten mir vor wenigen Sekunden erklärt, mich ebenfalls anzufeuern und mir schon im Voraus die Daumen gedrückt. Ich legte verbittert das Messer aus der Hand und fasste mir an den Kopf. In dem Moment gesellte sich Ammy zu uns. Sie spürte, dass etwas in der Luft lag. Sie hatte mich in den letzten Tagen beobachtet und gestern gesagt, dass ich mich ganz dringend mal entspannen sollte. Aber sie hatte ja leicht reden.
Sie hob die Augenbrauen und musterte mich: „Bin ich zu spät für Laurens Panikattacke?“
„Ich krieg die Krisäääää!“, jammerte ich und trampelte mit den Füßen auf den Boden, „Ich mach gleich noch schnell mein Testament, bevor ich morgen elendig zu Grunde gehe. Ihr könnt mich in einer Tüte zu Madam Pomfrey tragen, denn mehr wird von mir nicht übrig bleiben.“
Luke warf Ammy einen strafenden Blick zu. Es war nicht das erste mal, dass ich austickte und er verlor so langsam jeglichen Glauben daran, dass gute Worte irgendetwas daran bessern konnten. Er hatte jedenfalls keine mehr übrig und legte mir daher schweigend seine Hand auf meine.
„Heyheyhey, beruhig dich mal wieder!“, sagte Ammy rasch und legte mir ihre Hände auf die Schultern, „Morgen wird-“
„-alles klappen?“, fuhr ich ihr dazwischen und wirbelte zu ihr herum, „Weißt du, wie oft ich das heute schon gehört habe? Nur noch einmal und ich laufe mit diesem Buttermesser Amok.“
Ammy guckte die anderen hilflos an.
„Ich weiß, ich mache es euch nicht gerade leicht“, bemerkte ich und sah meine Freunde der Reihe nach an, „Aber ihr wisst doch auch, dass Esther besser ist.“
Das war leider nur eine kleine Entschuldigung für mein Verhalten. Schweigend dachte ich darüber nach, was ich tun konnte. Meine Freunde hatten schon alles getan, was in ihrer Macht lag - jetzt lag es an mir, das beste daraus zu machen. So schlimm hatte ich mich noch nie gefühlt. Meine momentane Nervosität war keineswegs mit der vergleichbar, die ich sonst vor einem Vorspiel hatte. Diesmal lag noch Angst darin. Angst vor einer Niederlage, mit der nicht nur ich sondern auch meine ganze Familie zu kämpfen hätte. Ich dachte an Mum und Dad. Hier in Hogwarts war ich jetzt als einzige in der Lage, Esther zu ändern. Mir graute es jetzt schon vor ihren Blicken, falls ich morgen verlieren sollte.
In gedrückter Stimmung beendeten wir unser Abendessen. Danach erhoben wir uns, um gemeinsam ein letztes mal zu üben. Auf dem Weg zu den leeren Klassenzimmern nahm Ammy mich kurz beiseite.
„Tut mir Leid wegen vorhin“, sagte sie und ehe ich etwas erwidern konnte fügte sie schnell hinzu, „Aber ich glaube, ich kann dir helfen.“
„Inwiefern?“, hakte ich nach.
Sie vergewisserte sich kurz, dass kein fremder Schüler zu hörte.
„Ich habe von Thea Toke vor kurzem eine Übung gelernt, die innere Ruhe in mir zu spüren. Ich will jetzt nicht viel erzählen, aber wenn du willst, zeig ich es dir später.“
Und ob ich wollte. Innere Ruhe. Das klang sehr viel versprechend und war eigentlich genau das, was mir fehlte. Ich hoffte nur, dass Elementimagier-Methoden auch bei normalen Hexen funktionierten.

Ich ging an diesem Abend mein ganzes Duell-Vokabular durch und merkte mir vor allem die Zauber, die beim ersten Versuch nicht Hundertprozentig klappten. Diese würde ich entweder gar nicht benutzten oder mir für später aufheben (wenn es in dem Duell ein später gab). Leider war auch der Tempus Moderare unter ihnen und meine Enttäuschung war nicht zu übersehen.
„Mach dir nichts draus, Lorrels“, sagte Stephen und lächelte ermutigend, „Das ist immerhin ein Zauber, den man erst später lernt. Je nach dem, welche Ausbildung man macht.“
Ich hob skeptisch eine Augenbraue. Seit ich den Flavus Filum hingekriegt hatte, war ich der Überzeugung, dass ich doch mehr Talent besaß als angenommen. Doch scheinbar ging mein Talent nicht in die Richtung, aus der mit die Duell-Zauber zuwinkten.
„Trotzdem eher suboptimal“, sagte ich trotzig und guckte wütend auf meinen Zauberstab herab.
Leider konnte der nichts dafür, sonst hätte ich ihn am liebsten in die Ecke des Klassenzimmers gepfeffert. War aber im Endeffekt auch ganz gut, denn er war morgen meine einzige Waffe.
„Lass es gut sein“, meinte Luke und kam auf mich zu, „Es ist viertel vor 10. Wir sollten in den Gemeinschaftsraum zurück gehen, sonst kriegen die uns noch wegen Überschreitung der Sperrstunde dran.“
„Du solltest am besten gleich ins Bett gehen, Lulu“, meinte Mabel, „Dann bist du morgen fit.“
Ich guckte rasch zu Ammy. Sobald wir im Gemeinschaftsraum wären, hätten wir keine Gelegenheit mehr, unter uns zu sein.
Das schien sie auch begriffen zu haben und meinte: „Geht ruhig schon mal vor. Laura und ich kommen gleich nach.“
Ausnahmslos jeder der anderen guckte uns überrascht an.
Souta fragte: „Was habt ihr denn noch vor?“
„Sie möchte mir nur einen Tipp geben“, erklärte ich, „Wir passen nachher auch auf, wenn wir uns auf den Weg nach oben machen.“
„Geht es dabei um deine Wassergabe?“, hakte Dustin neugierig nach.
„Ja“, gab Ammy zu und senkte die Stimme, „Und es klappt bestimmt besser, wenn wir allein sind. Sorry.“
„Kein Ding.“
Mit diesen Worten legte Dustin seine Arme um die Schultern von Luke und Stephen und bugsierte die beiden Jungs unter Protesten hinaus in den Flur. Nachdem auch Souta und Mabel gegangen waren, schloss Ammy die Tür und holte tief Luft. Dann versiegelte sie das Türschloss mit einem Zauber, damit man nicht durchs Schlüsselloch sehen konnte, und legte einen Muffliato-Zauber auf uns. Sie bat mich, mich in im Schneidersitz auf den Boden zu setzten. Sie setzte sich mir gegenüber und guckte mich schweigend an.
„Wie jetzt?“, witzelte ich, „Kein Pentagramm aus magischen Salzen auf dem Boden? Keine Kerzen oder Duftstäbchen?“
Ammy schüttelte grinsend den Kopf: „So einen Unfug kennen nur die Muggel. Wenn ein Elementimagus seine Kräfte anwendet, passiert das aus aus reiner Willenskraft und nicht mit Hilfe von trivialem Hokupokus. Reich mir deine Hände.“
Ich gehorchte. Ammys Hände waren angenehm warm. Ich hörte ihr schweigend zu, während sie etwas über ihre Fähigkeiten erzählte.
„Von Teah Toke habe ich eine Menge über das Wasser gelernt. Von allen Elementen steht es dem Körper und der Seele am nächsten, weil es in Form von Blut durch unseren Körper fließt. Bevor ich gelernt habe, das Wasser außerhalb meines Körpers zu spüren, musste ich erst mal lernen, das Wasser in meinem Körper zu spüren. Über die Jahrhunderte haben die Wasser-Elementi gelernt, ihre Kraft aus der inneren Ruhe zu schöpfen, denn je ruhiger man in Geist und Körper ist, umso besser kann das Wasser hindurch fließen. Umso stärker ist dann auch die Kraft des Wassers. Laura?“
Als ich meinen Namen hörte, zuckte ich zusammen. Ich war so ins Ammys Worte vertieft gewesen, dass ich total vergessen hatte, dass wir immer noch unsere Hände hielten.
Ammy sah mich an: „Ich werde meine Energie jetzt in deine Hände schicken. Spürst du's?“
Ich wusste nicht genau wie Ammy das machte, aber plötzlich begannen ihre Hände zu beben. Nur ganz leicht, man sah es eigentlich gar nicht. Aber über unsere Finger konnte ich es spüren. Eine Kraft, die aus den Tiefen des Ozeans zu kommen schien, strömte durch ihre Finger in meine.
Ich konnte mir selbst nicht erklären, wie und weshalb, aber Ammys Ruhe und Gelassenheit schien über ihre Fingerspitzen in meine zu wandern. Mein Blut geriet in Wallung und je mehr es aus den Händen in den Rest meines Körpers strömte, spürte ich, wie sich meine Muskeln entspannten. Meine Nervosität war wie weggeblasen.
Die Ruhe blieb, als ich Minuten später Ammys Hände los ließ. Von Nervosität oder Angst war nichts mehr zu spüren. Ich war total relaxt, und das machte mich plötzlich stark. So stark, dass ich es mit 10 Esthers auf einmal aufgenommen hätte. Ich sprühte von der Energie, die immer noch durch meine Adern floss. So war es also, wenn man aus der inneren Ruhe Kraft schöpfte.
„Fühlt es sich immer so an, wenn du das Wasser kontrollierst?“
Ammy nickte und errötete leicht. Schade, dass ich kein Elementi-Magier war.


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Mike ist Engländer, ein sehr englischer Engländer. Jeden Tag trug er seine Anzugweste, was mir gut gefällt – man erlebt es heute kaum mehr, dass jemand Westen trägt. Er hat ein unglaubliches Charisma und flößt uns großen Respekt ein. Doch er verinnerlicht den britischen Humor total und kann sich bestens in die Internats-Teenager hineinversetzen.
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