Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - Ferienpläne

von Viola Lily

So, kurz vor Monatsende gibts noch mal neuen Lese-Stoff von mir.
Viel Spaß ^^

____________________________________


Am folgenden Wochenende gab es in Hogwarts kein anderes Thema als der Kampf am See und die Flucht der Siebtklässler. Überall wurde darüber diskutiert, was Manson und die anderen dazu getrieben hatte, noch vor ihrem Abschluss die Schule zu verlassen und vor allem bei den älteren Schülern setzte sich schnell die Vermutung fest, dass sie sich den WfWs angeschlossen haben mussten. Vielen Slytherins war es sichtlich unangenehm, dass ihr Haus abermals in schlechtes Licht getaucht wurde und man sah sie meistens mit gesenkten Köpfen und schuldbewussten Minen herum laufen. Andere Slytherins, wie zum Beispiel Liam Hemsworth, mein Horn-Mitspieler, versuchten trotzdem, positiv zu bleiben. Er konnte es einfach nicht hinnehmen, dass sein Haus wieder in Verruf geriet und als das böse Haus bezeichnet wurde.
Was James betraf: er erholte sich ziemlich schnell von seinen Verletzungen, doch Madam Pomfrey bestand darauf, ihn bis zur letzten Prüfung im Krankenflügel zu behalten. Das war vielleicht auch ganz gut so, denn Albus' mutiger Einsatz für seinen Bruder war nicht unbeobachtet geblieben und viele Schüler zerrissen sich die Münder darüber, wie es mit dem beiden jetzt wohl weiter ginge. Albus und Lily wurden von ihren Mitschülern regelrecht belagert, doch beide hielten sich mit dieser Story dezent im Hintergrund.
Und Esther? Naja, sie ging mir aus dem Weg. Wenn ich sie mal sah, dann nur zufällig in der großen Halle. Offenbar hatte sie schwerer an ihren familiären Problemen zu arbeiten als ich dachte. Doch ich ließ ihr die Zeit, die sie brauchte, und das verklickerte ich auch meinen Geschwistern. Ich wollte weder von Abigail, noch von den Drillingen oder gar Rebbecca, dass sie Esther unter Druck setzten. Ich selbst versuchte das Wochenende irgendwie zu überleben, ohne das mich Schüler wie Elphina Windrose mit dämlichen Fragen nervten. Ich wollte nur meine Ruhe haben und die wussten ein starker und durchsetzungsfähiger Quidditchkapitän, sowie ein Kontaktreicher Zaubereiministersprössling, ein hyperintelligenter Halbjapaner und eine unnachgiebige Grinsebacke zu ermöglichen.
In der Woche drauf gingen die Abschlussprüfungen in die letzte Runde. Erst nach meiner letzten Prüfung wäre mein Kopf wieder frei genug, um sich Gedanken über Garymus Bullstrode, Manson oder sonstwen zu machen. Leider war diese Prüfung in Zaubertränke und ich hatte keine Ahnung, welchen Trank Professor Maddoxx am Dienstag von uns verlangen würde. Ich vergeudete viel Zeit damit, alle möglichen Tränke aus der 6. Klasse noch einmal durch zugehen.
„Ich werd' so oder so hoffnungslos versagen“, moserte ich und in der Hoffnung, das jemand anderes genauso empfand, guckte über den Rand des aufgeschlagenen Zaubertrankbuches hinweg.
Es war Montag-Abend, in etwa 14 Stunden würde die Prüfung sein und keiner meiner Freunde machte den Eindruck, sich darüber Sorgen zu machen. Mir gegenüber saßen Ammy und Dustin auf einer Couch und spielten eine Runde Zauberschach. Schon allein dieser Anblick ließ mich sofort die Prüfung vergessen. Soweit ich wusste, hatte Ammy Zaubererschach immer langweilig gefunden.
Souta saß nicht weit an einem Tisch und las ein Buch. Von Mabel wusste ich, dass sie nach dem Abendessen noch mit Davis zu einem Spaziergang aufgebrochen war. Und Luke war irgendwo. Das ganze Wochenende ist der - wenn nicht bei mir - immer irgendwo gewesen und wenn ich ihn über sein Treiben ausgefragt hatte, hatten seine Antworten Bibliothek oder Quidditchfeld gelautet. Über Dads kleinen Test haben wir in stiller Übereinkunft kein Wort mehr verloren. Ich war wegen dieser Geschichte immer noch sauer auf meinen Dad. Hoffentlich machte er das jetzt nicht jedes mal, wenn ihm eine seiner Töchter den Freund vorstellte.
Also lag es an Stephen, mich an diesen Montag-Abend aufzuheitern. Er erhob sich von seinem Platz am Fenster, schlenderte gemütlichen Schrittes zu mir herüber und quetschte sich neben mich in den Sessel.
„Du weißt schon, dass du in der praktischen Prüfung eine Anleitung für den Trank bekommst, oder?“
„Ja.“
„Siehste?“
Als wenn sich das Problem mit diesen Worten in Luft aufgelöst hätte klappte er mein Buch zu und legte es weg.
„Außerdem“, fuhr er fort, „haben Studien bewiesen, dass, wenn man am Abend vor der Prüfung noch lernt, sich eh nichts davon merken kann.“
Mit gespieltem Entsetzen klatschte ich mir mit der Hand auf die Stirn: „Jetzt weiß ich, was ich über die Jahre falsch gemacht habe.“
„Ganz genau, Lorrels“, stimmte Stephen mit aufhellender Miene zu. „Das würde endlich mal deine mäßigen Noten erklären. Vielleicht solltest du dir zum Geburtstag noch ein zweites Gehirn wünschen.“
Ich überlegte laut: „Das sähe dann ja echt dämlich aus. Stell dir mal vor, ich mit so 'nem Auswuchs am Hinterkopf, in dem das Gehirn dann rum schwimmt.“
„Du könntest es dir auch vorne an die Stirn kleben“, schlug Stephen vor. „Jedenfalls wäre es jetzt eh zu spät, denn ich hab schon ein Geschenk für dich.“
„Wenn du meinst“, entgegnete ich.
Ich hatte dieses Jahr darauf verzichtet, meinen Freundin zu sagen, dass sie mir nichts zum Geburtstag schenken sollten. Sie hätten sich eh nicht dran gehalten und würden es auch zukünftig nicht tun. Außerdem würde ich Volljährig werden und wenn man an diesem Tag keine Geschenke bekam, musste man schon ein sehr einsamer Mensch sein.
Nur mit meinen Eltern hatte ich vereinbart, mir nichts zu schenken. Sie bezahlten mir immerhin schon den Arbeitsphasenbetrag für das Youth Orchestra Bristol, in dem ich eine Woche der Sommerferien mitspielen würde. Und meinen Eltern fehlte vorne und hinten Geld, sowie links und rechts, geradeaus und kopfüber. Dafür freute ich mich umso mehr auf das, was sich meine Freunde für mich ausgedacht hatten.
Bald kamen Mabel und Luke wieder. Bei ihnen war Martha Coote, und während die drei in ein Gespräch vertieft waren, hängte Martha einen Zettel an das schwarze Brett neben der Tür. Aufgeregt kamen die beiden dann zu uns rüber gelaufen.
„Was ist das?“, fragte ich neugierig und zeigte zum schwarzen Brett.
„Das, liebe Lulu, ist - Hey, hört zu!“
Sie stieß Ammy, Dustin und Souta an.
„Wehe es ist nicht wichtig“, raunte Dustin und hob mühevoll den Blick vom Schachbrett. „Ich bin am gewinnen.“
„Es ist wichtig“, sagte Mabel nachdrücklich. „Der Termin für unser erstes UTZ-Treffen steht nämlich fest.“
Meine Freude hielt sich in Grenzen und ziemlich trocken flüsterte ich Stephen zu: „Und schon geht der ganze Spaß los. Yippie-Yay-Yeah... .“
„...Kröterhintern.“
Wir beide tauschten einen bedeutungsschweren Blick. Wie viele Tage war es her, als wir uns über das ganze Tohuwabohu unterhalten hatten, das mit den UTZ-Prüfungen einherging? Sechs? Oder lass es sieben gewesen sein, jedenfalls waren wir uns beide einig, dass dieser ganze Hype um den Schulabschluss absolut nicht unser Ding war. Doch mit dieser Einstellung gehörten wir eindeutig einer Minderheit an.
„Und wann ist das?“, fragte Ammy neugierig.
„Diese Woche Sonntag, Abends um 19 Uhr“, schoss es aus Mabel raus wie aus einer Kanone. „Wir treffen uns im leeren Klassenraum im 1. Stock, bei gutem Wetter unten am See. Steht aber auch alles noch mal auf dem Zettel.“
Mabel war in ihrer Vorfreude kaum noch zu bändigen. Ihrem Grinsen nach sah sie sich schon in einem traumhaften Kleid auf den Abschlussball mit Davis tanzen. Ich bemühte mich, mein Lächeln so natürlich wie möglich aussehen zu lassen, doch - abgesehen von Stephen - gab es seit einem halben Jahr jemanden, der mich hinsichtlich solcher Mogeleien sofort durchschaute.
„Ihr explodiert ja nahezu vor Begeisterung“, kommentierte Luke.
Er hockte sich vor den Sessel, in dem Stephen und ich immer noch eng beieinander gequetscht saßen, auf den Boden und guckte uns mit gerunzelter Stirn an. Zum Glück waren Mabel und Ammy bereits in ein angeregtes Gespräch vertieft und weil sich Dustin lautstark bei Souta über die so abrupt beendete Partie Schach beklagte, kümmerte sich niemand um uns.
„Ich kann es kaum erwarten, dass diese ganze Aufregung um unsere UTZe los geht“, sagte ich sarkastisch und verzog das Gesicht. „Das letzte Schuljahr. Toll! Was soll daran so besonders sein? Ich verstehe das nicht.“
Neben mir lachte Stephen auf.
„Ich sehe dich jetzt schon mit so einer Fleppe auf dem Abschlussball tanzen“, kommentierte er und zeigte auf meine Mundwinkel, die meiner Stimmung nach wohl im 90° Winkel nach unten standen.
Allein der Gedanke an einen Abschlussball strapazierte meine Nerven. In Teenager-Filmen gab es für Mädchen nichts wichtigeres als den Abschluss-Ball und allein die Frage, welches Kleid man anzieht, stimulierte meinen Brechreiz.
„Komm schon, Reena“, bat Luke, und damit es wenigstens so aussah, als würde ich mich darüber freuen, drückte er mit seinen Fingern meine Mundwinkel nach oben. „Es gehört nun mal dazu.“
Ich seufzte resigniert. Jaja. Es gehörte nun mal dazu. Genauso wie die Panik vor den Abschlussprüfungen und dem Ungewissen, das in der Zukunft lag. Vor allem jetzt, wo keiner wusste, wie das mit den WfWs weiter gehen würde. Als es neben mir auf dem Sofa laut wurde, weil Mabel und Ammy sich tatsächlich über Kleider und Frisuren unterhielten, wurde es mir jedoch zu bunt.
„Ey, darf ich morgen wenigstens noch meine letzte Prüfung als Sechstklässlerin machen?“
Mabel und Ammy verdrehten nur die Augen und fuhren - immerhin in halber Lautstärke - mit ihrem Gespräch fort.
„Keine Sorge, so schnell geht das Schuljahr noch nicht rum“, meinte Stephen und begann, aufzuzählen. „Morgen: deine Prüfung. Donnerstag: dein Geburtstag. Samstag: letzter Hogsmeade-Ausflug. Sonntag: UTZ-Treffen. Danach: chilln. Nächste Woche Mittwoch: Abfahrt!“
„Du hast das Abschlusskonzert nächste Woche Dienstag vergessen. Aber ich merk schon, wir haben noch einen Haufen Termine vor uns.“

Am nächsten Tag verließ ich mit einem - für meine Verhältnisse - guten Gefühl die Kerker. Mein Wiederbelebungs-Trank hatte am Ende zwar eine eher weinrote als blutrote Färbung angenommen, aber immerhin wusste ich ein paar theoretische Fakten, die ich in meinem Protokoll vermerkte. Und noch etwas hatte mir sehr geholfen: die Vorstellung, nicht einfach nur einen Trank für die Prüfung zu brauen, sondern ein Elixier, das zur Basis für neue, alchemistische Experimente dienen konnte.
Seit dem Gespräch mit Professor March konnte ich einfach nicht anders. Jeden Tag musste ich an diesen Alchemie-Kurs denken und daran, wie hochinteressant das alles sein könnte. Zum ersten mal war ich nach einer Zaubertränke-Prüfung so beflügelt, dass ich sofort zum schwarzen Brett ging und mich dort in die Liste für den Alchemie-Zusatzkurs im nächsten Jahr eintrug.
„Du? Alchemie?“, fragte Luke neugierig und sah mich an. „Ich bitte um Aufklärung.“
„Naja, wo soll ich anfangen?“, sagte ich. „Das verhält sich genauso wie mit den Bienen und den Blumen... .“
Während ich scheinheilig grinste gab Luke mir einen Klapps auf den Hinterkopf.
„Ich höre?“, forderte er unnachgiebig.
Nachdenklich strich ich mir mein (viel zu lang gewordenes Pony) aus dem Gesicht. Wo sollte ich anfangen“
„Ich hab dir doch von meinem Gespräch mit Professor March erzählt.“
„Ja, teilweise schon. Aber was hat er damit zu tun?“
„Er unterrichtet dieses Fach“, erklärte ich ungehalten. „Und ich bin in Zaubertränke vielleicht keine helle Leuchte, aber das muss nicht bedeuten, dass Alchemie für mich ungeeignet ist. Es ist ja nur ein Zusatzkurs. Keine Klausur-Verpflichtungen, nur Anwesenheit. Außerdem interessiert es mich.“
Luke runzelte die Stirn und sah einmal kurz hinüber zum schwarzen Brett. Dort stand immer noch mein Name, schwarz auf weiß, direkt unter dem von Jenny Silver-Ricket.
„Dein Interesse in Ehren, aber willst du mir auch verraten, wie du das alles schaffen willst?“
Angesichts seines zweifelnden Untertones hob ich skeptisch eine Augenbraue.
„Das klingt bei dir nach einer unlösbaren Aufgabe. Andere haben's doch auch überlebt.“
„Schon, aber diese anderen hatten kein Quidditch-Training oder keinen Instrumental-Unterricht. Oder einfach nur mehr Grips.“
„Vorsicht, Freundchen. Verkauf mich nicht für dumm!“
„Das will ich ja auch nicht“, fügte Luke hastig hinzu. „Nur du hast beides. Wie willst du für die UTZe lernen, nebenher deine Horn-Stunden inklusive Üben meistern und dreimal die Woche für Quidditch trainieren? So einen Zusatzkurs wählen nur Leute, die neben der Schule eh schon viel zu viel Zeit haben. So wie Jenny oder Owen oder Sam.“
„Ich lasse einfach das Essen bleiben und reduziere meinen Schlafkonsum auf 5 Stunden die Nacht“, kommentierte ich etwas kleinlaut.
Luke hatte genau den Punkt getroffen, für den ich bis jetzt noch keine Lösung gefunden hatte: wenn ich diesen Kurs wählte, würde eine Menge Lernerei mehr auf mich zu kommen. Wenn man den Gerüchten Glauben schenken durfte, war Alchemie nicht ohne und man musste viel Zeug über Zutaten und Reaktionen lernen. Es war, als würde man eine neue Sprache lernen - ohne Übersetzer.
„Versteh mich nicht falsch, Reena“, fuhr Luke in versöhnlichem Ton fort. „Ich habe nur Angst, dass dir das alles über den Kopf wächst. Allein dieses Schuljahr hat dich fast überfordert, und das war nur eine Art Aufwärm-Phase.“
„Ich weiß, ich weiß...“, sagte ich.
Dieses Schuljahr ist wirklich ein harter Brocken für mich gewesen, doch hauptsächlich deshalb, weil ich mich mit Dingen auseinander setzen musste, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Nur ein richtiger Hellseher hätte gewusst, wie viel Arbeit mit Esther auf mich zugekommen war. Außerdem habe ich mich noch mehr mit meinem Instrument beschäftigt als in den Jahren davor.
„Aber so ist das Leben nun mal“, sprach ich meine letzten Gedanken laut aus und sah Luke dabei an. „Die Zukunft lässt sich nicht so einfach vorhersagen. Und das macht das Leben ja gerade so aufregend. Anstrengend, ja - aber keineswegs langweilig.“
Luke guckte mich eine Zeit lang an. Dann schenkte er mir ein breites Lächeln, senkte seinen Kopf und gab mir einen Kuss.
„Wie wäre es, wenn ich mir einen Terminplan mache?“, schlug ich gutmütig vor.
„An den du dich wieder nicht hältst?“
„Dieses mal wird es anders. Versprochen.“
Ich blickte zu Luke hinauf und hoffte, dass er dann endlich dieses miesepetrige Gesicht sein ließe. Er ließ die Schultern hängen und lächelte ergeben.
„Weißt du was?“, fragte er.
Bevor ich ihm eine Antwort geben konnte, hatte er dich umgedreht und war zum schwarzen Brett zurück gegangen. Mein Herz schlug augenblicklich schneller, als er dort seinen Namen in die Alchemie-Liste schrieb.
„Ich werd' dir dabei helfen“, versprach er, als er wieder zurück kam. „Sonst wirst du noch unterge-.“
Ich hatte ihm mit einem weiteren Kuss das Wort abgeschnitten. In diesem Moment war ich das glücklichste Mädchen der Schule und kein empörtes Sucht euch ein Zimmer! konnte etwas daran ändern.

Mit der letzten Prüfung ging auch der Wille fürs Konzentrieren und Lernen vorbei. Sogar Jenny Silver-Ricket, Sam Jones und Gwendolyn Willes, die mit ihrem schulischen Eifer seit jeher vorbildlich waren, hockten im Unterricht eingesunken auf ihren Plätzen und guckten durch die Gegend. Es war ganz einfach die Luft raus. Die ein oder anderen Lehrer zeigten sich zum Glück gnädig und gestalteten ihren Unterricht dementsprechend einfach.
Direkt am Mittwoch machte Professor Freshad eine praktische Stunde mit uns. Zwar waren der größte Teil des Kurses mittlerweile Volljährig - und durfte dadurch außerhalb der Schule zaubern - aber es gab ein paar Sprüche, die wir lieber jetzt noch mal üben sollten als Hause.
„Ich möchte über die Ferien keine Beschwerde-Briefe erhalten, nur weil ihr das Haus eurer Eltern auseinander genommen habt“, rief er warnend, während unser Kurs die Stühle und Tische an die Wand schoben.
An diesem Tag sollten wir den Patronus-Zauber wiederholen. Da ich bereits einen gestaltlichen Patronus beschworen hatte, beobachtete ich die Mitschüler, denen es bisher noch nicht gelungen war. Stephen war einer von ihnen. Bei ihm war es immer noch ein Haufen Nebel mit vier plumpen Füßen. Ich kannte ihn und wusste, dass er glückliche Erinnerungen besaß, die gut genug für einen richtigen Patronus waren. Doch anhand seines gelassenen Gesichtes vermutete ich, dass er gar nicht den Ehrgeiz besaß, einen gestaltbaren Patronus herauf zu beschwören.
Ganz im Gegensatz zu Gwednolyn. Entgegen meiner Erwartungen machte ihr der Patronus ziemlich zu schaffen, und das merkte man auch. Mit jedem Versuch wurde sie wütender und dass James sie dabei spöttisch angrinste brachte sie zur Weißglut. Ich hatte es mittlerweile aufgegeben, mir über die beiden Gedanken zu machen. Entweder James war wirklich zu blöd, um zu merken, dass Gwendolyn nichts von ihm wissen wollte - oder sie war zu stur, sich einzugestehen, dass sie James doch nicht so nervig fand wie sie behauptete. Oder warum hat sie sich sonst im Kampf gegen die Slytherins so für ihn eingesetzt? So etwas würde ein Mädchen doch nicht einfach so machen.
Neben ihr stießen plötzlich Martha, Jenny, Alex und Ian Bewunderungsrufe aus. Owen Stweart hatte es es geschafft, einen gestaltbaren Patronus zu beschwören. Ein kleiner, weißer Igel huschte durch die Füße meiner Mitschüler und löste sich vor Owens Nase wieder in Luft auf.
„Tja“, sagte Ian und stieß ihn kumpelmäßig an. „Das kommt davon, wenn man mit Luna Hooper knutscht.“
Ich stutze. Hatte ich was verpasst? Owen Stewart und Luna Hooper? Die kleine, schüchterne Hufflepuff mit den kurzen, dunklen Haaren und der hohen, piepsigen Stimme?
„Wusstest du davon?“, fragte ich Stephen, dem die Neugierde ins Gesicht geschrieben stand.
„Das mit Luna und Owen? Nö.“, sagte er langsam. „Aber wer weiß, vielleicht würde es Gwendolyn helfen, wenn sie mal mit James knutschen würde.“
Ich sah mit gerunzelter Stirn zu den beiden Gryffindors rüber. Gwendolyn war jetzt kurz davor, James mit Blicken zu töten. Irrte ich mich, oder flammten in ihren Augen wirklich rote Fackeln auf? Denkbar wäre es durchaus.
„Naja, bevor die knutschen, lässt sich Professor March den Bart weg rasieren.“
„Oooou, lieber nicht. Vorsicht, Professor Freshad guckt!“
Und wie Professor Freshad guckte. Mit gemächlichen Schritten kam er auf uns zu. Dann sah er Stephen an und verschränkt die Arme.
„Mr McGowan?“
„Professor Freshad?“
„Soweit ich weiß, haben Sie noch keinen Patronus zustande gekriegt?“
„Das ist ja auch ziemlich hohe Magie“, entgegnete Stephen leicht lächelnd.
Professor Freshad verschränkte die Arme und lächelte diabolisch. Oha, offenbar hatte er noch ein Ass im Ärmel.
„Und mir ist zu Ohren gekommen, dass sie Auror werden wollen“, sagte er feixend. „Ein gestaltbarer Patronus ist Teil der Eignungsprüfung und gerade weil er so schwer ist, sollte man früh genug damit anfangen. Mit ihrer Einstellung vermitteln Sie allerdings nicht gerade den nötigen Ehrgeiz.“
Stephens Gesichtszüge erschlafften, als er das hörte. Augenblicklich erhob er den Zauberstab und versuchte es erneut.
„Expecto Patronum.“
Silbrig weißer Nebel brach aus seinem Zauberstab hervor, doch abgesehen von einem plumpen Körper und vier kleinen Beinchen konnten wir nichts erkennen. Professor Freshad schien jedenfalls zufrieden zu sein - fürs erste.
„Weiter so, Mr McGowan. Bei ihrem Eifer wird es wohl 'ne Schildkröte.“
Ich brach in schallendes Gelächter aus. Stephen jedoch wurde rot wie eine Tomate und machte sich ganz klein.
In der Verwandlungsstunde am Nachmittag beauftragte uns Professor Boot damit, etwas über Animagi zu recherchieren. Weil wir in Gruppen arbeiten durften verbrachten wir diese Stunde unten am See, wo wir auf Decken am Ufer hockten und hier und da mal was aus den Büchern abschrieben. Die übrige Zeit genossen wir das gute Wetter und quatschten über die bevorstehenden Sommerferien.
„Meine Eltern sind übrigens eine Woche bei meiner Tante in Wales“, verkündete Luke wie aus dem nichts und guckte erwartungsvoll in unsere Gesichter. „Und ich konnte sie dazu überreden, dass ich nicht mitkomme.“
„Soll heißen, dass du eine Woche sturmfreie Bude hast?“, hakte Dustin neugierig nach.
„Genau das“, gab Luke zurück.
„Sweeet“, meinte Dustin und gab seinem besten Freund einen High-5.
„Und was hast du dann vor? So ganz allein in dem großen Haus?“, fragte Stephen und seine Stimme nahm einen Ton an, als wüsste er genau, was Luke in der Woche vor hatte.
„Ich werd' mich natürlich benehmen, auf das Haus aufpassen und brav meine Hausaufgaben machen. Es sei denn, ihr habt in der zweiten Augustwoche noch nichts vor, dann lad' ich euch alle zu einer Woche Urlaub in Schottland ein.“
Dieser Vorschlag wurde natürlich mit großer Begeisterung angenommen. Das wäre der erste Urlaub, den wir zusammen machen würden. Zwar nur in Schottland, aber immerhin. Nur eine Sache wurmte mich.
„Was ist?“, fragte Luke leise und beugte sich zu mir rüber.
„Hmmm“, begann ich.
Als ich in seine fragenden blauen Augen blickte, zögerte ich. Was, wenn er meine Idee lächerlich fand?
„Jetzt sag schon“, drängte er, ungeachtet der Aufregung, die sich unter unseren Freunden ausbreitete ( „Es ist wirklich toll da. Das Haus ist irre gemütlich, es gibt einen großen Kamin und die haben sogar ein Quidditchfeld im Garten. Das Meer ist nicht weit und soweit ich weiß, soll es dort wirklich Seeungeheuer geben!“, erzählte Dustin).
Ich gab mir einen Ruck.
„Ich weiß ja nicht, was du so geplant hattest, aber ich hätte es schön gefunden, wenn wir vielleicht auch für ein paar Tage Urlaub gemacht hätten - allein.“
Luke guckte mich ein paar Sekunden schweigend an.
„Naja...“, fuhr ich fort. „Schließlich sind wir ja fast ein halbes Jahr zusammen und ich dachte... dass es bestimmt schön wäre... auch mal was zu... zu zweit zu unternehmen.“
Luke beugte sich weit vor, sodass unsere Gesichter nur noch eine Hand breit voneinander entfernt waren.
„Was meinst du, warum ich den anderen vorenthalten habe, dass meine Eltern 4 Tage eher abreisen, weil sie meine Großeltern in Edinburgh besuchen?“
Ich grinste über beide Ohren und gab Luke einen langen Kuss.
„Du bist einfach der Coolste.“
„Wir können ans Meer fliegen, uns den Hafen von Fort George ansehen, wir können am Loch Ness entlang wandern, es uns vorm Kamin gemütlich machen... .“
Seine Wagen glühten vor Aufregung und an seiner Stimme hörte ich, dass er sich mehr auf diese Tage freute als auf die Woche danach. Ich hoffte nur, dass mir meine anderen Urlaubspläne keinen Strich durch die Rechnung machten. So viel ich wusste, wollten meine Eltern wieder Urlaub in Dänemark machen, dann wäre noch meine Arbeitsphase mit dem Youth Orchestra Bristol, wir mussten Mabels neue Wohnung einweihen... .
Als wenn sie meine Gedanken gelesen hätte, fing Mabel auch schon sofort an, von ihren Ideen für die Party zu erzählen. Sie stellte sich eine Pyjama-Party vor mit gemeinsamen Abendessen-Kochen, Filme gucken und Spiele spielen.
„Was haltet ihr von Curry oder Lasagne? Wir können auch Pizza machen oder Raclette - wobei, für Raclette haben meine Eltern zu wenig Pfännchen. Danach können wir No Wizard Is Perfect und High Moon spielen und später am Abend unser Nachtlager aufbauen und dann den Fernseher anschmeißen. Meine Eltern haben echt alle möglichen Filme, da kann ich ein paar raus suchen. Was haltet ihr von einem Star Wars-Marathon? Alle 8 Filme hintereinander? Oder die Panem-Vierologie, die ist auch nicht schlecht. Oder Herr der Ringe? Oder doch vorher der Hobbit? Jetzt sagt doch mal was!“
„Was auch immer, Mabel“, mischte sich Dustin ungeduldig ein. „So etwas können wir noch spontan entscheiden. Was ich jetzt gern wissen würde: wann?“
Mabel biss sich nachdenklich auf die Unterlippe und blätterte in ihrem Terminkalender herum.
„Hmm, möglichst bald“, sagte sie. „Ab Mitte Juli bin ich nämlich im Urlaub. Wie wärs direkt in der ersten Ferienwoche, so am 8. oder 9. Juli? Das wäre Donnerstag oder Freitag. Passt das bei euch?“
Der einzige, der nicht auf Anhieb zustimmen konnte, war Souta. Nach der Scheidung seiner Eltern hatte er sich dazu entschieden, den einen Ferienmonat bei seiner Mutter, die restlichen Wochen bei seinem Vater zu verbringen.
„Ich habe keine Ahnung, was meine Mum für Pläne gemacht hat“, sagte er und druckste ein wenig herum. „Es kann aber sein, dass ich schon direkt am Bahnhof in den nächsten Zug steige, der uns zum Flughafen bringt. Sie wollte schon immer mal mit mir zu ihren Verwandten nach China fliegen.“
„Boah, was? Nimm mich mit!“, drängte Dustin.
„Guckst du dir auch die Mauer an?“, wollte Ammy wissen.
„Kannst du überhaupt chinesisch?“, fragte Mabel.
„China?“, hakte ich fasziniert nach. „Verdammt, das klingt ziemlich geil. Was meinst du Luke, wollen wir nicht auch mal da hin?“
Lukes Augen wurden Tellergroß. Er fing an zu stammeln, doch ich klopfte ihm beruhigend auf die Schultern und lachte, dass das nur ein Scherz gewesen sei.
„Aber eigentlich schade, oder? Da draußen wartet so eine große Welt auf uns und wir verstecken uns das ganze Jahr über hier in Schottland“, sagte ich.
Dustin stimmte mir zu: „Traurig, nicht wahr? Wir kommen grade mal bis nach Hogsmeade. Dabei gibt es noch so viele Länder, wo ich gerne mal hin will: Australien, Südamerika, Indien. Von Europa ganz zu schweigen: Paris, Barcelona, Florenz, Heidelberg... .“
Sehnsüchtig starrte Dustin auf den See. Er war schon immer ein ruheloser Mensch gewesen und hatte schon oft von anderen Ländern und Städten geschwärmt. Er hatte mein Fernweh geweckt und allein der Gedanke an die 3 Wochen Familienurlaub in Dänemark lies mich frösteln. Da war ich schon so oft - ich wollte etwas neues erleben. Vielleicht ließen sich ja Ammy oder Mabel dazu breit schlagen, einen Wochenend-Trip zu machen? Irgendwo hin. Nächste Frage wäre: wann? Ich hatte schon so viel vor... .
„Verdammt“, murmelte ich. „Die Ferien sind immer so kurz.“
Doch mit unseren Ferienplänen war der Tag noch nicht vorbei. Morgen hatte ich Geburtstag und meine Freunde wollten rein feiern. Während Mabel und Ammy mich am späten Abend oben im Schlafsaal behielten (und mich überredeten, mich in Schale zu werfen), vermutete ich, dass die Jungs unten den Gemeinschaftsraum vorbereiteten. Es war etwa halb 12, als ich mich ein letztes mal vor dem Spiegel stellte und auf mein 16-Jähriges Ich blickte. Das Mädchen im Spiegel trug einen tannengrünen, gemusterten Rock und ein weißes, am Ausschnitt gerafftes T-Shirt. Die Haare fielen ihr in langen, offenen Wellen über den Rücken und waren mit Ammys Anti-Spliss-Creme etwas aufgepeppt worden. Auch waren mittels Cremes und Farben die stets präsenten Schatten unter den Augen verschwunden und auf den Lippen trug sie einen rosafarbenen Lippenstift, der Mabel gehörte.
Irgendwie war es kein Mädchen mehr, dass mir da entgegen sah, sondern vielmehr eine junge Erwachsene. Unsicher zupfte ich am Rock herum, zwirbelte meine Haare um die Finger und biss mir auf die Lippen.
„Nicht!“, brüllte Mabel und kam schon wieder mit dem Lippenstift angerannt. „Pass auf, sonst sind gleich deine Zähne ganz rosa.“
Ich ließ zu, dass Mabel mir erneut mit dem Stift über die Lippen fuhr, doch meine Zweifel ließen sich damit leider nicht übermalen.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte Ammy und guckte mich über den Spiegel an.
„Naja, ich müsste mal wieder zum Friseur“, antwortete ich und beugte mich mit kritischen Blick vor. „Mein Pony ist komplett raus gewachsen.“
Mabel verdrehte die Augen: „Okay, sonst noch was?“
„Gefällt es dir nicht?“, hakte Ammy nach.
„Doch doch“, sagte ich rasch. „Ehrlich. Es gefällt mir wirklich, aber... . Aber ich sehe darin so anders aus. So... .“
„Erwachsen?“, half Mabel mir auf die Sprünge.
„Jaaha“, jammerte ich. „Mann Ey, es hat mich keine gefragt, ob ich Volljährig werden will.“
„Glaubst du, mich etwa?“, fragte Mabel und hob skeptisch ein Augenbraue. „Da musst du jetzt durch. Oder willst du etwa kneifen?“
„Nie im Leben! Aber - ich fühle mich überhaupt nicht bereit dazu.“
Ich wusste, dass Mabel und Ammy mir nicht helfen konnten. Das Älter-werden war etwas, wo wir alle durch mussten. Mabel hatte sich schon vor einem halben Jahr damit abgefunden, ein vollwertiges Mitglied der Zauberergesellschaft zu sein und Ammy müsste noch etwa einen Monat warten. Jetzt war ich an der Reihe, mich dem zu stellen, was Leben hieß. Meine letzten 16 Jahre waren toll gewesen, keine Frage. Ich hatte viel erlebt, schönes und nicht so schönes, also konnte mir keiner sagen, dass ich meine Jugend nicht genossen hätte. Vor meinem inneren Auge sah ich mich als kleines Mädchen mit Brille und zwei Zöpfen, einer viel zu großen Hose und einem knallroten Pullover.
Also, das was ich da im Spiegel sah, gefiel mir eindeutig besser. Ich atmete tief durch. Mabel und Ammy hatten recht. Da musste ich jetzt durch. Ich würde nicht kneifen.
„Na los“, sagte ich gut gelaunt und legte einen Arm um Ammy und einen um Mabel. „Lasst uns meinen Geburtstag feiern.“
„Und wir sollten uns beeilen, sonst verpasst du ihn noch“, meinte Mabel streng und zeigte auf die Uhr, die bereits 20 Minuten vor 12 anzeigte.
Zu dritt rannten wir die Wendeltreppe hinunter in den Gemeinschaftsraum.
„Hätte mich auch gewundert, wenn ihr einmal normal die Treppe runter gehen würdet“, bemerkte Dustin, als wir völlig außer Atem die Tür zum Gemeinschaftsraum aufrissen.
Das Blut schoss mir in den Kopf, als ich sah, wie viel Mühe sich meine Freunde gemacht hatten. Kerzen brannten über unseren Köpfen, aus den Ecken schien das Licht strahlen und es duftete unbeschreiblich gut nach Tannennadeln und Moos. Mein Geburtstags-Tisch stand neben der Statue von Rowena Ravenclaw. Darauf stand ein großer Erdbeerkuchen und eine Platte voller Schokoladen-Cookies. Als ich näher hinsah, bemerkte ich, dass sie nur selbst gemacht sein konnten, denn sie hatten die Form von Musikinstrumenten und Notenschlüsseln. Die bunten Kerzen waren zu einer großen 17 geformt und ein Strauß Blumen stand in einer Ecke.
„Von wem ist denn der Kuchen?“, hakte ich argwöhnisch nach und drehte mich zu Mabel und Ammy um. „Der sieht genauso aus wie der meiner Mum.“
„Das liegt daran, dass der von deiner Mum ist“, entgegnete Mabel und grinste mit Ammy um die Wette.
„Ja klar“, entgegnete ich sarkastisch. „Der ist heute morgen mit der Eule gekommen.“
„Naja, fast. Der ist- ach, das können wir dir auch später erklären. Hier.“
Mit diesen Worten drückte sie mir ein Glas für den Koboldsekt in die Hand. Plötzlich fingen vor lauter Aufregung meine Knie an zu zittern. Ich fand es schon immer seltsam, wenn die volle Aufmerksamkeit mir galt, aber das hier ging fast über meine bishergen Erfahrungen hinaus.
Luke tauchte neben mir auf.
„Hummeln im Hintern?“, erkundigte er sich und lächelte verschmitzt.
„Ein bisschen...“, sagte ich wahrheitsgetreu und sah zu ihm auf.
Luke nahm meine Hand in seine. Die Berührung tat gut und war zutiefst beruhigend. Seine blauen Augen strahlten wärmer als die Kerzen und ein plötzliches, überirdisches Glücksgefühl breitete sich in mir aus.
Bis vor einem Jahr hatte ich noch geglaubt, allein Volljährig zu werden. Ich hatte mich überhaupt nicht für Jungs interessiert, Beziehungen oberflächlich gehalten und Liebe war für mich Kitsch. Und dann hatte sich alles verändert. Irgendwie hatte Luke, den ich schon so lange kannte, es geschafft, mir die Augen zu öffnen und mir bewiesen, wie schön es sein kann, das Leben zu zweit zu genießen. Noch wusste ich nicht, wie lange Luke und ich noch zusammen sein würden. Die Liebe war plötzlich gekommen - und genauso plötzlich konnte sie auch wieder verschwinden. Doch eines wusste ich in diesem Moment ganz genau: für diese Zeit war er der wichtigste Mensch auf der Welt.
„Warum guckst du so?“, fragte er. „Alles in Ordnung?“
Ich nickte leicht und drückte seine Hand.
„Ja, alles in Ordnung.“
Ich gab ihm einen langen, intensiven Kuss, der erst unterbrochen wurde, als neben uns der Countdwon unter gezählt wurde. Ich sah in die Runde und stellte fest, dass wirklich alle meine Ravenclaw-Freunde verammelt waren:
Marcus, Thomas, Debbie, Emily und Justin, mein Quidditch-Team, mit denen ich die Leidenschaft fürs Quidditch geteilt habe.
Ian, Sam, Owen, Alex, Martha und Jenny, mit denen ich seit 6 Jahren die Schulbank drücke.
Und natürlich meine besten Freunde. Souta, Dustin, Mabel und Ammy. Stephen. Und Luke. Wenn man vor lauter Glück platzen konnte, so war ich kurz davor.
Die Uhr schlug 12. Pünktlich wie die Hauselfen fingen alle versammelten an zu jubeln und zu klatschen. Sie stimmten ein Geburtstagslied an und ich wurde der Reihe nach von ihnen umarmt und beglückwünscht. Ich erlebte diese Minuten wie im Rausch. Überall war warmes Licht, das Lachen der Menschen und Frieden. Kein einziger Gedanke wurde an meine Schwester, die WfWs oder Bullstrode verschwendet. In diesem Moment zählten nur wir - OK, und ich irgendwie. Als Luke mir am Ende einen langen Kuss gab hätte ich schwören können, dass ich kurz vorm abheben war.
Nachdem wir es endlich geschafft hatten, auch mich anzustoßen, zog Ammy mich zum Tisch mit den Geschenken.
„Los, mach sie auf“, bat sie.
„Meins zuerst!“, drängte Mabel und ohne ein weiteres Wort zu verlieren drückte sie mir einen Briefumschlag in die Hand.
Ich runzelte die Stirn. Kein eingewickeltes Päckchen? Nur ein farbloser, leichter Briefumschlag? Wenn Mabel nicht meine Freundin gewesen wäre, hätte ich das wohl ziemlich mager gefunden.
Als ich den Umschlag öffnete, stieg mir der salzige Geruch des Meeres in die Nase. Ich hörte sogar die Wellen rauschen und das Gekreische von Möwen und . Es schien aus dem Umschlag zu kommen und neugierig geworden holte ich eine Karte heraus. Auf der einen Seite sah ich das bewegliche Abbild eines Sichelförmigen Sandstrandes mit türkisblauem Meer und strahlendem Sonnenschein. So musste für mich ein Traumstrand aussehen. Ich fragte mich, ob das hier eine verspätete Postkarte aus Mabels letztem Urlaub war?
Meine Hände fingen an zu zittern, als ich mir die Rückseite durchlas.

Liebe Lulu,
Alles, alles gute zu deinem 17. Geburtstag. Jetzt kannst du endlich die Sau raus lassen. Und wir wissen auch schon wo! Freu' dich auf 2 sonnige Wochen in Italien, denn Mabels Eltern haben erlaubt, dass du mitkommen darfst. Wir werden zu dritt bestimmt eine Menge Spaß haben und wir würden uns sehr freuen, wenn du mitkommst!
Wir hoffen, du nimmst unser Geschenk an. Und noch mal alles Gute!
Deine beiden Super-Homies Mabel und Ammy


Überwältigt fiel meinen besten Freundinnen um den Hals und sagte immer wieder „Ja, Ja“, und nochmals „Ja!“. Das war ja wie im Traum. 2 Wochen Italien mit Mabel und Ammy. Ich würde ein anderes Land sehen. Ich würde mit meinen besten Freundinnen am Strand liegen und in malerischen, alten Städten Eis essen gehen.
„Aber wir sind nicht alleine da, oder?“, fragte ich.
„Nein. Meine Eltern werden auch mitkommen, und natürlich meine Schwester. Aber unsere Ferienwohnung hat zwei große Zimmer und in das eine passen wir alle rein.“
„Wir erzählen dir auch gerne mehr, aber jetzt pack' erst mal den Rest aus.“
Auf dem Tisch lagen noch etwa 3 weitere kleine Pakete. Von Souta bekam ich ein Notenheft mit kurzen Stücken für Horn und Klavier. Bei der Übergabe erklärte er, dass er das Gegenstück mit den Klavierauszügen hätte und zwinkerte mir zu. Ich war ihm unendlich dankbar und freute mich riesig darauf, mit ihm aus diesem Heft zu spielen.
Dustin schenkte mir ein eingerahmtes Foto, von dem mir die 11-Jahre alten Gesichter von ihm, Luke, Souta, Stephen, Mabel, Ammy und mir entgegen guckten. Damals hatten wir noch die alte Schuluniform an und ich kam nicht umhin, bei meiner runden Brille das Gesicht zu verziehen. Doch es erinnerte mich daran, dass wir schon seit 6 Jahren durch dick und dünn gingen und dieses Gefühl von Verbundenheit und Freundschaft war das tollste Geschenk, dass er mir machen konnte.
Das letzte Paket war von Stephen, und ich war wirklich etwas enttäuscht, als ich nur ein neues, gewachstes Tuch für mein Besenpflege-Set auspackte. Eine nicht gerade üppige Idee von meinem besten Freund und einen dementsprechend enttäuschten Blick erntete er auch von mir. Und sonst lag da auch nichts mehr, was ich auspacken konnte.
Stephen las an meinem Gesicht ab, wie begeistert ich von dieser Ausbeute war, legte gutmütig einen Arm um mich und drehte mich zu sich.
„Das beste kommt ja erst zum Schluss“, sagte er im Plauderton und grinste plötzlich geheimnisvoll. „Es fiel uns wirklich schwer, dir nicht schon vorher davon zu erzählen. Die Idee kam von Luke und auch wenn dir deine Eltern schon dein kleines Orchester-Abenteuer bezahlen, wollten sie etwas dazu geben. Überhaupt: wir haben alle was dazu gegeben.“
Dabei zeigte er mit einer ausholenden Armbewegung auf alle Anwesenden aus meinem Quidditch-Team und der Klasse. Jeder einzelne nickte wissend.
„Für was denn jetzt?“, hakte ich argwöhnisch nach. „Steve, machs nicht so spannend.“
Was kam jetzt denn? In meinem Magen flatterte es, als ich unweigerlich an eine zwei-wöchige Reise nach China dachte. Vielleicht nahm Souta mich ja doch mit?
Luke näherte sich mir von hinten und als er neben mir stehen blieb, konnte er mir nur noch ein „Herzlichen Glückwunsch, Tiger“ ins Ohr raunen, als sich mein Verstand verabschiedete. In seiner linken Hand hielt er einen nagelneuen Besen. Und es war nicht irgendein Besen. Es war das neuste Modell der Nimbus-Serie. Der Nimbus-Besen, der besser sein sollte als der Feuerblitz. Der Nimbus aller Nimbusse. Ein Nimbus Superior X.
„Aber- wie... Was? WOHER? Das ist ja der Hammer. ICH RASTE AUS!“
Hysterisches Gelächter drang aus meiner Kehle, ich sprang Luke um den Hals und hüpfte um den neuen Besen herum wie ein kleines Mädchen um ihr erstes Puppenhaus. Ich konnte es einfach nicht glauben. Es war noch gar nicht so lange her, dass ich in der Rennbesen im Test einen Artikel darüber gelesen hatte. Es dauerte mehrere Monate, bis so ein Besen fertig gestellt war und er war deswegen nicht nur teuer, sondern es war auch extrem schwer, an so einen ran zu kommen. In der Zeitschrift stand, dass die Reisigäste des Schweifes aus einem speziellen Holz waren, irgendeine Kiefer aus einem besonderen Jahrgang. Der Stiel war mit einem besonderen Wasserabweisenden Lack versehen. Um es kurz zu sagen: es war einfacher, ein Drachenei auf dem Schwarzmarkt zu erwerben als diesen Besen.
Es dauerte eine Weile, bis ich mich soweit wieder beruhigt hatte, dass ich normal sprechen konnte. Ehrfürchtig, als wäre er aus Porzellan, hielt ich den schlanken, dunkelrot schimmernden Besen in der Hand.
„Also?“, fragte ich und starrte Luke an. „Wie kommt ihr an so etwas?“
„Mein Dad“, gab er zu und wurde etwas rot um die Ohren. „Ich muss auch dazu sagen, dass es das Testmodell ist. Mein Dad durfte ihn Probe-Fliegen. Doch dieses Exemplar ist so vollkommen wie die anderen Modelle dieser Serie auch. Das ist wie mit einem Neuwagen, der erst 100 Kilometer runter hat. Der ist wie neu und bisher erst von 2 Leuten geflogen worden.“
„Von wem denn noch?“
„Na, ich lass es mir doch nicht entgehen, einen Superior auszuprobieren, wenn ich die Möglichkeit dafür habe“, entgegnete Luke. „Aber die Frage, ob er dir gefällt, erübrigt sich, oder?“
„Willst du mich verschaukeln? Das ist das beste Geschenk, das ich je gekriegt habe. Danke. An alle!“
Ohne groß zu überlegen schwang ich ein Bein über den Besenstiel, doch zum Glück hielt Luke mich zurück, bevor ich abgehoben war.
„Bist du irre?“, sagte er panisch. „Doch nicht hier drin! Du weißt ja noch nicht mal ansatzweise, wie der ab geht. Du zischst ab wie 'ne Rakete.“
„Glaubst du allen Ernstes ich warte damit bis morgen?“
„Ähm... .“
Zur Erleichterung aller legte ich den Besen mit einem gutmütigen Lächeln dann doch zur Seite.
„Na gut, ich will ja nicht so sein“, gestand ich. „Schließlich bin ich ja jetzt Volljährig und sollte dementsprechend verantwortungsbewusst handeln. Also, wie wär's mit 'ner Runde Feuerwhiskey?“


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 4. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Mike ist Engländer, ein sehr englischer Engländer. Jeden Tag trug er seine Anzugweste, was mir gut gefällt – man erlebt es heute kaum mehr, dass jemand Westen trägt. Er hat ein unglaubliches Charisma und flößt uns großen Respekt ein. Doch er verinnerlicht den britischen Humor total und kann sich bestens in die Internats-Teenager hineinversetzen.
Daniel Radcliffe über Mike Newell