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Fanfiction

Aus Fehlern lernt man - Esther

von Viola Lily

„Fangen wir mit den Gryffindors an“, verkündete Professor Freshad, „Victoria Belby?“
„Ja.“
„Colin Dooling.“
„Hier.“
„Samuel Finnigan?“
„Ja.“
„Arnold Greddis?“
Als Arnold „Ja“ rufen wollte, wurde hinter ihm von jemandem der Versuch gewagt, leise die Klassenzimmertür zu öffnen, was jedoch am Knarzen der Scharniere scheiterte. Herein traten zwei Jungen mit schuldbewussten Minen aus Ravenclaw, die ich sehr gut kannte: Dustin und Luke, die beide betroffene Blicke mit Professor Freshad austauschten.
„Ihre Tür müsste dringend geölt werden“, verkündete der linke von beiden und schaute unschuldig drein.
„In der Tat, Mr. Green“, entgegnete der Professor und sah ihn über seine Brillenränder streng an.
Dustin Green war eine sympathische Grinsebacke. Er hatte längeres, blondes Haar, braunblaue Augen und damit eine große Schar weiblicher Fans, die ihn überall und nirgends aus der Ferne an schmachtete. Ihm schien dieses Bezirze und Geseufze der Mädchen zu gefallen und ließ sich keine Gelegenheit entgehen, hier und da ein charmantes Lächeln zu verschenken. Gelegentlich machte er von seinen äußerlichen Vorteilen Gebrauch und hat bereits so manches Mädchen um den Finger gewickelt. Wenn er allerdings bei uns war, verhielt er sich wie ein normaler Junge und guter Freund. Er war schlagfertig, witzig und unkompliziert. In seiner Freizeit fotografierte er gern und viel, und dass machte er sehr gut. Er konnte die schönsten und perfektesten Momente einfangen, die oft in der Schülerzeitung landeten.
„Was haben sie diesmal für eine Ausrede parat?“, fragte Professor Freshad und nahm dabei den anderen Jungen ins Visier.
„Unsere beiden Eulen sind heute Morgen über unseren Köpfen ineinander geflogen und wir mussten sie erst zu Professor Hagrid bringen, damit er sie wieder aufpäppeln konnte.“
Diese Ausrede konnte nur von unserem Regelmäßigsten Zu-Spät-Kommer stammen.
Luke Wood wurde von uns auch gern Lucky genannt, weil er ziemlich oft in irgendwelchen Dingen Glück hatte - in diesem Fall zum Beispiel, dass Professor Freshad nicht gleich an die Decke ging. Er war eine sympathische Person mit wuschigen, braunen Haaren und einen stets neugierigen Gesichtsausdruck. Seine Ozeanblauen Augen waren aus unserem Haus die flinksten, weshalb er nicht ohne Grund unser Sucher war.
Vom Wesen her war er zwar locker und gern zu Späßen aufgelegt, aber auch ziemlich ehrgeizig. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, wurde so lange daran gearbeitet, bis er zufrieden war. Ein richtiger Dickkopf eben. Besonders wenn es um Quidditch geht: er wurde letztes Jahr zum Kapitän unserer Hausmannschaft gemacht und seitdem ist unser Team ununterbrochen am Trainieren. Da ich auch im Team bin, hatte ich schon die ein oder andere Auseinandersetzung mit ihm, was Trainingszeiten anging. Ich hatte schließlich noch andere Dinge zu tun. Doch außerhalb des Stadion war er ein sehr guter Freund, auf den ich mich bisher immer verlassen konnte.
Professor Freshad sagte: „Diese Ausrede erreicht auf meiner Glaubwürdigkeitsskala beeindruckende 80%, Mr. Wood. Und jetzt setzten sie sich möglichst schnell auf ihren Allerwehrtesten, ehe ich es mir anders überlege.“
Luke und Dustin setzten sich an den Tisch hinter mir und Stephen. Mabel saß mit Davis an einem anderen Tisch und schmollte immer noch, Ammy saß mit Souta weiter vorne.
„Wo waren wir? Ah ja, Kursliste. Arnold Greddis?“
„Mittlerweile wieder eingeschlafen!“, verkündete dieser mit einem herzhaften Gähnen.
Als Professor Freshad wenige Minuten später mit der Anwesenheit fertig war, begann er mit einer interessanten Ankündigung den Unterricht: „Ich habe eine Mitteilung für ihren gesamten Jahrgang. Und bevor sie fragen: es betrifft nur ihre Stufe und die Fünftklässler, weshalb Professor March gestern Abend darauf verzichtet hat, beim Festessen davon zu berichten. Vielleicht ist ihnen das Wort Europaklasse ein Begriff?“
Einige nickten, andere schüttelten ratlos die Köpfe. Martha Coote, unter deren Bett ich vor wenigen Minuten noch mein Buch gesucht hatte, war die Einzige, die sich meldete.
„Ist das nicht dieses Projekt, in dem Schüler aus aller Herren Länder auf eine Schule kommen und dort für etwa ein Jahr Unterricht mitmachen?“
„Korrekt, Miss Coote, wobei ein Jahr zu lang wäre. Hogwarts wird ab Oktober Gastgeber dieses Projektes sein“, fuhr Professor Freshad fort, „Das heißt: von jeder größeren Zauberschule Europas kommen vier bis sechs Schüler zu uns an die Schule und werden hier für ein halbes Jahr unseren Unterricht besuchen. Natürlich werden sie auch in die unterschiedlichen Häuser eingeteilt, daher erwarte ich Disziplin, Benimm und Ordnung von ihnen.“
„Dann dürfen sie aber nicht in Laurens Zimmer gucken“, scherzte Souta und erntete ein paar Lacher.
„Hey!“, zischte ich zurück und erntete einen bösen Blick von Professor Freshad.
„Repräsentieren sie Hogwarts als einen freundlichen Gastgeber, der weiß, wie man Fremde behandelt, Miss Broderick.“
„Fremde sind ja kein Problem“, kommentierte ich so leise, dass es nur Stephen hören konnte, „Nur wenn einer von ihnen Esther heißt, könnte es Proble- Uhhääää!“
Ein Schwall kaltes Wasser ergoss sich über meinem Kopf und rann in meinen Nacken. Erschrocken sah ich nach vorn, wo Professor Freshad Rauch von seinem Zauberstab pustete wie ein Cowboy von seinem Colt und dabei überlegen grinste.
„Was ich hier mitgebracht habe, sind Ãœbersetzer“, sagte er weiter und griff in die Kiste, „Sie sind darauf eingestellt, in schwierigen Fällen zur Verständigung zu dienen. Zum Beispiel bei Fachwörtern für den Unterricht oder bei Begriffen, die unserer Sprache weniger geläufig sind. Aber wirklich nur in solchen Fällen. Die Absicht dieses Projektes ist in erster Linie natürlich Internationale Zusammenarbeit und das Kennenlernen anderer Kulturen.“
„Das heißt, die anderen Schüler müssen alle Englisch lernen?“, fragte Davis nach.
„Allerdings, Mr. Towler. Die Schülerinnen und Schüler, die im Oktober eintreffen, lernen unsere Sprache gewöhnlich seit der 1. oder 2. Klasse.“
„Was? Die können an ihren Schulen andere Sprachen lernen?“, fragte ein Mädchen, der Stimme nach Evilyn Peakes aus Gryffindor, begeistert.
„Was ist da so toll dran? Alte Runen ist doch auch eine tolle Sprache“, scherzte Souta, worauf ihn viele mit gemischten Gefühlen anguckten.
„Vielen Dank für diese Weisheit, Mr. Hainsworth“, warf Professor Freshad ein, „Jeder von ihnen wird jetzt so einen Ãœbersetzer bekommen. Gehen sie sorgfältig damit um, sie müssen sie spätestens Ende Januar wieder abgeben.“
Dann ging Professor Freshad an jedem Schüler vorbei und gab ihn eines der Amulette. Ich betrachtete es eine Weile: es war silbern und kunstvoll verziert, außerdem war ein Spruch in kleinen Lettern in der Mitte eingraviert worden.
Beim Ãœbersetzen muß man bis ans Unübersetzliche herangehen, las ich und drehte es um. Das konnte unmöglich alles sein. Auf der anderen Seite ging das Zitat weiter:
Alsdann wird man aber erst die fremde Nation und die fremde Sprache gewahr.
„Ich gehe nicht davon aus, dass mir jemand sagen kann, von wem dieses Zitat stammt?“, fragte Professor Freshad eher aus Jux und Alberei, als er wieder zum Pult zurückging.
Er ließ dabei seinen Blick über die Schüler schweifen und war so überrascht von einer Meldung, dass er gegen sein Pult lief und dabei das Tintenfass zu Boden fiel. Verwirrt rückte der Professor seine Brille zurecht und bestrafte ein paar Lachende Schüler mit einem kalten Wasserstrahl.
„Ja, Mr. Wood?“, fragte er zurückhaltend als würde Luke ihn gleich fragen, wie alt er ist.
„Jetzt bin ich gespannt“, flüsterte Stephen und guckte, wie alle anderen, neugierig zu Luke.
„Ich bin mir nicht sicher“, begann er und nahm den Arm runter, „Aber könnte das von Goethe sein?“
Leise flüsternd schnellte dieser Name durch das Klassenzimmer. Auf den meisten Gesichtern machte sich komplettes Unwissen breit, auf anderen angestrengtes Stirnrunzeln. Über einem Kopf konnte man quasi den Rauch erkennen, so hart zermarterte sich Arnold das Gehirn über diesen Namen.
„War das nicht so ein deutscher Dichter?“, fragte er dann zögernd und guckte gespannt von Luke zu Professor Freshad.
„Hat der nicht zur Weimarer Klassik gelebt?“, hakte ich nach.
Ausnahmslos jeder Schüler, der nicht von Muggeln abstammte und auch nicht eine einzige Muggelkundestunde mitgemacht hatte, verstand ab diesem Punkt nur noch Bahnhof. Zu allen drei Fragen nickte Professor Freshad nur verdattert und setzte sich auf sein Pult.
„Damit nicht nur die Muggelkunde-Schüler wissen, wovon gerade geredet wird, erkläre ich das kurz.“
So kam es, dass Professor Freshad uns einen kurzen Vortrag über den deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe hielt (währenddessen musste er mindestens 3 mal seine Brille zurecht rücken - neuer Rekord).
Mir selbst war Goethe ein Begriff. Meine Mutter ist Muggel, in Deutschland aufgewachsen und interessiert sich sehr für europäische Literatur. Und im Muggelkundeunterricht, den ich bis letztes Jahr besucht hatte, wurde auch einmal kurz über Muggelkultur gesprochen - mit Shakespeare, Blake aber auch Goethe und Schiller. Aber ich war immer noch erstaunt darüber, dass Luke das wusste. War er über die Ferien zu einem Kulturfreak geworden?
Mit einem kurzen Blick auf Freshad, der gerade etwas an der Tafel notierte, drehte ich mich unauffällig zu Luke um und fragte leise: „Ey, woher wusstest du das?“
„Ich hab bei uns auf dem Speicher aufgeräumt“, raunte er mir zu, „Das lag ganz schön krasses Zeug rum, Muggelbücher und so was...“
„Krasse Scheiße, Muggelbücher“, wiederholte ich sarkastisch und grinste fies.
„Hey, ohne Witz, die - UHHHAAAA!“
„IIIHHHH!“
Schon wieder wurden meine Haare nass. Das Wasser tropfte jetzt an mir herunter und durchnässte meine Kapuze. Auch Luke hatte es erwischt. Er schüttelte seinen Kopf, damit das Wasser aus seinen Haaren raus ging und verteilte alles auf seinem und Dustins Notizblöcken.
„ICH HÖRE ALLES!“, donnerte Professor Freshads Stimme durch den Raum.
Irgendwo lachte jemand, was mit einem weiteren Platscher quittiert wurde.
„Mein Unterricht ist keine Comedy-Show, Mr. Potter. Wenn sie lachen wollen, müssen sie in den Keller gehen.“
„Ohja, Maddoxx wird sich freuen!“, kicherte ich und dachte dabei an unseren griesgrämigen Zaubertranklehrer, der selten lächelte und den Humor einer Aubergine besaß.
Zum Glück hatte Professor Freshad meinen letzten Satz nicht gehört, sonst würde ich jetzt wahrscheinlich quasi unter der Dusche stehen.
Unser Professor seufzte vernehmlich und guckte den Kurs strafend an.
„Jetzt haben wir schon an die 30 Minuten mit Plaudern und Wasserfontänen verbracht, dabei wollte ich eigentlich nur von der Europaklasse erzählen und diese Dinger verteilen“, sagte er und guckte ärgerlich die Schüler an, „Warum haben sie mich nicht daran erinnert, dass dieser Unterricht Verteidigung gegen die dunklen Künste heißt? Und nicht Nützliche Anwendungen für Unterrichtsablenkungen? Strafe: Verwechslungszauber! Seite 14 aufschlagen und bis Seite 16 auswendig lernen.“
„Kann ich mit in dein Buch gucken?“, fragte ich Stephen und zeigte auf das schwarze Loch in meinem.
Er nickte, doch wir waren nicht unbeobachtet geblieben. Professor Freshad kam auf uns zu und sah mein Buch.
Gebannt sah ich ihm dabei zu, wie er das Loch musterte, dann fragte er mich: „Miss Broderick, sie sind schon nass genug für heute Morgen, darum erwarte ich eine gute Erklärung dafür, warum sich ihr Buch in einem solchen Zustand befindet.“
Ich tauschte einen kurzen Blick mit Mabel, die ganz bleich geworden war. Aber Luke war nicht der Einzige, der sich gute Geschichten ausdenken konnte.
Ich flunkerte: „Ich habs auch erst heute Morgen entdeckt. Meine Theorie ist folgende: Meine Schwester hat es vorgestern Abend im Garten liegen gelassen. Ãœber Nacht hatte es geregnet und sie wollte es offenbar unauffällig wieder trocken kriegen.“
Gespannt wartete ich Freshads Reaktion ab. Dieser hatte für heute aber genug Nerven an uns verbraucht und ging zurück an sein Pult.
„Arbeiten Sie jetzt bitte. Und wehe es kommt mir noch einer auf die Idee, in diesen Abschnitten den Schreibstil von William Blake zu entdecken. Noch mehr Wiederworte dieses Kurses vertrage ich heute nicht.“

Nach einer Diskussion über den auswendig erlernten Stoff und der Nennung der Hausaufgaben („Fassen sie die Theorie von Ernold Webbs (1534-1600) zusammen und erläutern sie seine Stellungnahme zum Verwechslungszauber“), packte ich meine Sachen zusammen und fing Luke noch an seinem Platz ab.
„So, jetzt sag mal. Seit wann findet unser Quidditch-Nerd deutsche Literatur spannend?“, fragte ich und hielt ihm das Medaillon unter die Nase, „Warum Goethe?“
„Das hat seinen einfachen Grund. Mein Opa war Muggel und hat haufenweise diese Schinken gelesen. Im Sommer hab ich sie auf unserem Dachboden wieder gefunden und ein bisschen darin herum gestöbert.“
„So was kennt man von dir gar nicht. Hast du das extra auswendig...“, fragte ich ihn weiter, doch er unterbrach mich.
„Nein, ich hab's nicht auswendig gelernt. Mir kam die Schrift nur so bekannt vor, und damit ist jetzt gut. Okay?“, fragte er und sah mich bittend an.
War es ihm etwa peinlich? Wie witzig, dass musste ich mir merken. Doch fürs Erste stimmte ich zu und nickte.
„Ist ja nicht Schlimm, jeder hat mal so 'ne Phase, in der er verrückte Dinge tut“, bemerkte ich und versuchte, so altklug wie möglich zu klingen.
„Du hältst mich für bescheuert?“, stellte Luke lachend fest.
Warum Lachend? Er kannte mich seit 5 Jahren und wusste genau, wo bei mir der Ernst aufhört und der Spaß anfängt.
„Goethe ist eigentlich voll in Ordnung“, fügte ich strebermäßig hinzu, „Wir haben so was ja in Muggelkunde gemacht, du hättest das echt mal wählen sollen. Hast du vielleicht solche Bücher mit? Kannst du mir dann mal ein ausleihen? Die sind doch auf Englisch, oder? Wobei, jetzt haben wir ja diesen Ãœbersetzer, vielleicht funktioniert der ja auch bei Büchern. Außerdem, was das bescheuert betrifft: Normal ist doch voll langweilig... .“
Luke schaute mich merkwürdiger an denn je, vielleicht auch ein bisschen unsicher oder besorgt; als hätte er mir nicht recht folgen können. Ich geb's zu, es war auch ein bisschen schwer - hab ja geredet wie 'n Wasserfall. Doch jetzt legte sich seine Stirn in Falten und ein breites Grinsen stahl sich auf seine Lippen.
„Weißt du Laura, ohne dich wäre diese Schule nur halb so aufregend.“
„Hä?“
„Aber mach dir keinen Stress, ADS bekommt man früher oder später in Griff.“
Als ich 5 Sekunden später Luke für diesen Kommentar aus dem Unterrichtsraum kickte, schrie mir ein aufgebrachter Professor Freshad ein „BRODERICK! KEINE GEWALT AN SCHULEN!“ hinter her und schoss mich mit einer Wasserwelle aus dem Raum, die sich gewaschen hatte.
Ich lehnte Mabels Vorschlag, mich trocken zu zaubern, ab. Nach ihrer Buchaktion ich hatte Angst um meine Haare. Ich und überließ diese Sache Stephen, der allerdings nicht so gut vorankam.
„Profesor Freshad sollte ganz dringend seine Methoden überdenken“, kommentierte er und hielt seinen Zauberstab, aus dem ein heißer Schwall Luft strömte, wie einen Föhn auf mich gerichtet.
„Dann freu dich doh, wir haben jetzt Verwandlung“, meinte Souta und zeigte Stirnrunzelnd auf den Stundenplan.
Ich schnaubte, um meinen ängstlichen Gesichtsausdruck zu überschatten. Die erste Hürde an diesem Vormittag lag hinter mir, und jetzt sollte ich mich auch noch in die Höhle des Drachen begeben: Verwandlung bei unserem Hauslehrer Professor Boot. Noch dazu eine schwere Kost für Freshad-Gezeichnete Schüler, da Professor Boot ebenfalls kein Blatt vor den Mund nahm und bereits nasse Schüler im Auge behielt.
Aber im Grunde war Professor Boot total in Ordnung. weshalb ich ihn ebenfalls sehr mochte. Er war stets darum bemüht, auch dem dümmsten Schüler so lange einen Zauber zu erklären, bis er diesen verstanden hatte - so mancher Schüler hatte ihn schon so weit gebracht, das er verzweifelt über seinem Pult hing und zum X-ten mal die Formel wiederholte. Zudem gehörte er zu den Lehrern, die stets zu Scherzen aufgelegt waren oder sich mit uns lang und breit über unsere Fragen unterhielten - allerdings nur, wenn sie gut und berechtigt waren. Er würde sich niemals auf eine Diskussion über Quietscheentchen oder die neueste Mode einlassen.
Stephen schaffte es leider nicht, meine Haare zum Unterrichtsbeginn trocken zu kriegen, weshalb ich mit geduckter Haltung den Raum für Verwandlung betrat und mich mit Mabel ganz hinten an einen Tisch setzte. Zum Glück war Professor Boot, im Gegensatz zu Freshad, heute sehr guter Dinge und fing zum Reinkommen nach den Ferien mit einer leichten Verwandlung einer Maus in ein Portemonnaie an. Anschließend wiederholten wir die wichtigsten Sachen aus dem letzten Halbjahr und wurden ohne weitere Vorkommnisse in die Mittagspause entlassen.
Auf dem Weg in die große Halle unterhielten wir uns über diese ersten beiden Unterrichtsstunden.
„Meine Herren, hat der über die Ferien 'ne Veela kennen gelernt? Boot hat doch sonst nicht so gute Laune“, meinte Souta und schüttelte den Kopf.
„Wäre doch schön“, meinte Mabel, „Soweit ich weiß ist er noch unverheiratet.“
„Aha“, sagte Souta trocken und fügte sarkastisch hinzu, „Das wollte ich jetzt wissen. Er ist Lehrer.“
„Und was ist so schlimm daran? Professor Freshad ist doch auch Lehrer - und verheiratet“, ergänzte Mabel, und bekam glänzende Augen, „Der Beruf ist ein Hindernis, aber kein Grund zur dauerhaften Trennung.“
Souta schaute sich hilflos um. Mit solchen Worten hatte er gar nicht gerechnet und jetzt suchte er in meinem oder Stephens Gesicht einen Ausweg aus diesem Dilemma.
Denn wenn Mabel einmal auf ihrem romantischen Trip war, konnte man sie so schnell nicht wieder da runter kriegen. Sie war eben ein Mädchen, das sich an Gefühlvollen Dingen erfreute. Ich zuckte nur mit den Schultern und sagte nichts dazu. Das war wieder ein Thema, zu dem ich mich nicht äußern konnte. Ich habe bis jetzt noch keine romantische Seite an mir entdeckt, die mir dabei half, mich für das Glück anderer Leute zu begeistern.
Wir setzten uns direkt vorn ans freie Ende des Ravenclawtisches, wo Souta gleich Davis zu sich rief und ihn neben Mabel parkte.
„So, hier haste jemanden zum Quatschen, der dir auch zuhört“, sagte er abschließend und setzte sich zu Stephen und mir, „Hui, wenn die mal angefangen hat...“
„Du, ich kenne Mabel“, entgegnete ich nur und guckte mir das reichhaltige Angebot an Speisen an.
Da ich heute noch kein Frühstück hatte, brüllte mein Magen auf, als ich die leckeren Sachen sah. Ich war in gewisser Weise ein Mensch, der ich von seinem Magen leiten ließ und langte aus diesem Grund gleich zu den Bratkartoffeln.
„Sie mal, wer da kommt“, meinte Stephen plötzlich und zeigte zum Portal.
Durch dieses betrat gerade ein Person die große Halle, mit der ich gar nichts anfangen konnte - außer vielleicht einen Streit, der in einer Prügelei enden würde. Diesmal brüllte mein Magen nicht, sondern drehte sich um 180 Grad im Uhrzeigersinn.
Es war meine Schwester Esther. Sie war ein Jahr älter als ich, folglich in der 7. Klasse und im Haus Slytherin. Arrogant ließ sie ihren Blick über die einzelnen Tische schweifen und erinnerte mich dabei schmerzlich an die Art Slytherins, wie es sie vor 20 Jahren noch gab. Eigentlich sind sie total in Ordnung, nur meine Schwester gehörte zu den Exemplaren, die das Gegenteil bewiesen. Ihr Blick blieb auf mir haften, dann verzog sie den Mund und kam auf mich zu.
„Oh, Oh, das verheißt nichts Gutes“, meinte ich finster und legte meine Gabel beiseite - wohl möglich hätte ich sie sonst bei nächster Gelegenheit damit abgeworfen.
Esther knallte vor meinen Augen einen Stapel Papiere auf den Tisch, dass die Tassen nur so klirrten. Lose Blätter wirbelten durch die Luft und ein älteres Heft mit vergilbten Seiten verlor dabei seinen Umschlag.
„Was zum.. ?“, fragte ich verdattert.
„Pass das nächste mal gefälligst auf, in welchen Koffer du deinen Kram rein tust!“, keifte sie.
„Ich habe doch gar nicht-“, begann ich, als mir klar wurde, was das für ein Stapel war.
Ich starrte Esther entgeistert an, die sich nach einem kurzen Blick auf meine nassen Haare umdrehte und davon stolzierte.
„Laura, sind das nicht... ?“, fragte Mabel zaghaft und hob ein paar Blätter auf.
„Ja, sind sie!“, beantwortete ich Mabels Frage und erhob mich.
„Lorrels, nicht!“, bat Stephen leise.
Zu spät. Esther hatte mich an einem wunden Punkt getroffen, bei dem ich sofort an die Decke gehe: meine Musiknoten waren mir sehr wichtig und dass Esther so zerstörerisch mit ihnen umgegangen ist, ließ mir die Galle hoch kommen.
„Ey du Fliegenschiss auf der Hogwartskarte!“, rief ich wütend meiner Schwester hinterher, „Gehts noch? Weißt du eigentlich, was du mir hier auf den Tisch geknallt hast?“
„Blätter, die dir gehören“, entgegnete Esther giftig und drehte sich zu mir um, „Dich hätte ich natürlich auch gern irgendwo in die Ecke gepfeffert, aber du hast ja nicht in meinem Koffer gelegen.“
„Meinetwegen kannst du mit mir auch so umgehen, aber nicht mit meinen Noten!“
„Warum regst du dich eigentlich so auf? Ich habe sie dir immerhin zurückgebracht.“
„Die sind zum Teil älter als du!“
„Schade, dass ich sie dann nicht gleich verbrannt habe.“
„Es ist ja so peinlich mit dir verwandt zu sein.“
„Tatsächlich? Wer von uns läuft denn mit nassen Haaren rum?“
Ertappt fuhr ich mir durch meine feuchten Haare.
Esther lachte: „Das ist peinlich: wenn man sich nicht im Unterricht benehmen kann!“
Ich hatte meinen Zauberstab gezückt und richtete ihn drohend auf Esther - diese tat es mir gleich. Mittlerweile hatten sich ein paar Schüler zu uns umgedreht und schauten sich neugierig die Szene an. Von früheren Auseinandersetzungen mit Esther war ich das schon gewohnt - hämische Kommentare wie Ey, wieder ein Broderick-Fight oder Ich setzte eine Galleone auf Esther hörte ich schon gar nicht mehr.
„Benehmen!“, spuckte ich ihr vor die Füße und senkte die Stimme, „Du hast aus unserer Familie am wenigsten das Recht, mir zu sagen, was ich falsch mache. Du bist doch diejenige, die alles falsch gemacht hat!“
Meine Gedanken schweiften in das Jahr zurück, in dem Esther voller Stolz verkündete, eine Slytherin geworden zu sein - gerade das Haus, welches Dad verabscheute. Er war vor Jahren in der Schlacht von Hogwarts dabei gewesen. Er hat gesehen, was für Leute aus diesem Haus kamen und er hat gesehen, was sie getan haben. Und dann kehrte ihm seine älteste Tochter den Rücken zu und entschied sich gerade für dieses Haus? Es hatte ihm das Herz gebrochen und seit dem steht zwischen Esther und dem Rest der Familie eine Wand.
Zwischen ihr und mir allerdings eine mit Schießscharten, durch die wir uns immer Auseinandersetzungen lieferten.
„Du bist das letzte!“, meinte ich und meine Stimme triefte nur so von verbittertem Hass.
Esther hob nur eine Augenbraue und entgegnete hämisch: „Ebenso!“
„ICH MACH DICH FERTIG!“
Zeitgleich zückten wir unsere Zauberstäbe und wollten uns gegenseitig einen Fluch aufhalsen, als plötzlich Professor Freshad zwischen uns stand.


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